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Dresdner Journal : 03.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188010037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18801003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18801003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-03
- Monat1880-10
- Jahr1880
- Titel
- Dresdner Journal : 03.10.1880
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^S3I Sonntag, den 3. October. 188V. zk«»i>n»»eottpi-sl«r l» is»»»«» ä«ut»cd«L N«ieb« : 6Ldrliob: . . 18 X j»>>rllck: 4 bliirü üO?s. Lioreio« ^ummero. 10 kk üo»i»rb»Id 6« 6evi»ckea Kc-ieko» tritt Lost- »ock 8tompe>Lu«ebI^ pjoia. ln8er«te»prel«er kür 6«» ki»um oioer xv8,mltea«o kvtitreils 20 ?f. Votvr „kioxvEät" äis Lsii, 80 kk. ür,eli«ti»«ii: I^Iied mit Xu»n»dme 6er 8000- null keisrt»8* Xdeock« für 6en sol^eaäea DresdnerÄurlml. lo«ierateii»n»»Iiine an««iirt*. 1«>p»tU: ^<r c.»iut»c . luu.ii 6<»8 Vrvickoor üourvitk; S»«d»rU - N«rU» Vi«il L»»«I - Lr«,I»u ^r»okkurl » : Aaa»«t«te,n L t'oA/rr, Le-No Vl«n - S^mborx kr»^ -I^tpiiU ^r»llkturt ». 24 «üvedsil: Aue/ M-E; HOrlOl t AHniet ./»ir<i/></^»i</u»i^ , /. Hc/,/«tte, >r»«I»a: F Äcr»Afn'« Utir^itu^ vd«wiulr /> ^»ee/t: ^r«llkt»rt ». 24.: A. ^arAer^^etie u. >/ t/'. //et^tnu»»«- »odo ttuokbonckliin^i Vörltti: (s ^/ü//er, Hannover: 6. Sc/duvn/e»: ?»r1» Lerlin - kravk/urt ». 24 Sruttzart: Daube 4t <-<-./ UEdiir, F A/ru</Atv«, Lteiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Nvr»u»x«der: HSnial. K»pe6itioo 6e» l/re«6oer 6ouri»tl», vre»6«a, ^vii>s?erstr!t«>« ^0 20. Amtlicher Theil. Dresden, 2. Oktober. Ihre Majestät die Königin hat heute dar Hoflaqer zu Pillnitz verlassen und die Königliche Villa zu Strehlen bezogen. Ihre Königliche Hoheit, Prinzessin Amalie, Herzogin in Bayern, ist heute Nachmittag 3 Uhr nach Tegernsee zurückgereist. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 2. Oktober, Mittag-. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Bundetrath ist zum 20. d. Mts. einberufen worden. Wien, Freitag, 1. Oktober. (Tel. d. Boh ) Die Pforte hat am 28. September die Mächte angegangen, ihr einen Aufschub bi- zum 3. Okto ber zu gewähren, bi- zu welchem Termine sie eine neue, da- ganze Gebiet der schwebenden Fragen erschöpfende Präposition machen will. Oesterreich bat diesen Aufschub sofort zugestanden. Deutsch land, Frankreich, Italien und England haben sich angeschloffea. Da» Votum Rußland» steht noch au». Di« „Presse" meldet: Die Pforte erhielt die erbetene Krist bi» zum 3. Oktober für neue Bor- schlüge verlängert. Der Sultan hatte gestern mit dem interimistischen Vertreter England», Göschen, und dem deutschen Botschafter in Konstantinopel, Grafen Hatzfeldt, eine längere Unterredung. Die Berathungrn über die neuerlichen Forderungen Montenegro» an die Mächte finden auf diplo matischem Wege Statt und lassen keine Störung in der Urbereinstimmung der Mächte besorgen. Ragusa, Sonnabend, 2. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Jomn.) Der Zuzug der Albanesen nach Dulcigno dauert fort. Riza Pascha forderte die Bewohner von Dulrigno auf, die Stadt wegen de» etwaigen Bombardement» zu räumen, aber ohne Erfolg. Die Stimmung in Dulrigno ist sehr er- regt und kampfbereit. Die russische Corvette „Zrmuck" begab sich gestern nach den albanefischen Gewässern, um zu rrkvgnoScireu. Dublin, Sonnabend, 2. Oktober. (Tel. d. Dreöd. Journ.) Kür die Entdeckung der Mörder de» Lord» Mounthmorri'» ist ein Prri» von 100V Pfund Sterl. au»geseht, den Mitschuldigen, welche die Thätrr nennen, aber Straflosigkeit zugrfichert worden. Konstantinopel, Sonnabend, 2. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie die „Agence HavaS" meldet, würde dem Vernehmen nach demnächst eine neue Note der Pforte abgesendrt, in welcher die Uebrrgabe Dulkigno» angebotrn wird unter der Bedingung der Aufgabe der Flottendemon- stration und anderweitiger Regelung der Krage der Aufrechterhaltung de» 8ß»tu8 quo östlich vom Skutarisee. Ferner werde ein 2monatiger Auf schub zur Regelung der griechischen und ein 3mo- natiger zur Regelung der armenischen Frage ver langt. Feuilleton. Rcdigirt von Otto Bauet. Urber den Maler Michael Zichy. Die beiden ungarischen Maler MunkacSy und Zichy sind den Freunden der Kunst als zwei gewiß fesselnd hervorragende Erscheinungen bekannt. Der Letztere und Aeltere ist bedeutend innerhalb einer manie- ristischen krankhaften Genialität, während der Erstere al» ein zwar eigenwilliger, oft geschmack-barbarischer, aber doch gesünderer und da- Leben gewaltiger tref fender Realist hoch über Jenem steht. Gleich wie Makart haben sich in moderner Zeit verschiedene rasch zu Ruf gekommene Meister der Malerkunst zu eigenthümlich glänzenden gesellschaftlichen Stellungen, zu Existenzen ,m Gewand- de- LuxuS hm- ausgearbeitet und ihr Nimbus ist durch romantisch ge- schmuikte Schilderungen der Presse noch erhöht worden und wird eS täglich. Diese Künstler bilden den Gegen satz zu den früheren Meistern im bescheidenen Atelier und ihre Erfolge sind denn auch ähnliche Eoutraste zu den Erfolgen der einstigen stillen Arbeit. Solche Tbatsachen zeigen sich auch »n einer immer hin interessanten Schilderung, d»e Jokai nach einem Besuch de» Michael Zichy'schen Aelirr» von Buda-Pest au» gegeben hat, ohne vielleicht die darin angeführten Daten über Zichy'- frühren Aufenthalt in Rußland peinlich beweisen zu können. Wir geben die Plauderei Dre-den, 2. Oktober. Der Reichskanzler hat den Gedanken der Errich tung eines permanenten VolkSwirthschaftSrathes zur Vorprüfung wirthschaftlicher Gesetzent würfe ausgenommen und zu dem seinen gemacht. In seinem Erlaß vom 17. September an das Präsidium der Handels- und Gewerbekammer zu Plauen erklärt Fürst BiSmarck, daß er seine gegenwärtige Stellung alS preußischer Minister für Handel und Gewerbe zu benutzen beabsichtigt, um in dieser Richtung zunächst für Preußen thätig zu sein und so einer entsprechenden Einrichtung für das Reich vorzuarbeiten. Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung* giebt in ihrer neuesten Nummer zu dieser von dem Fürsten kund gegebenen Absicht eine eingehende Erläuterung, welche wir in Rücksicht, auf die Bedeutung de- Gegenstandes hier im AuSzuge reproduciren. DaS Blatt bemerkt: Der Reichskanzler sagt, daß er die Einrichtung zu nächst nur für Preußen treffen will. Warum zunächst nur für Preußen? Weil Preußen ein allerdings un genügendes, aber doch verhältnißmäßig gleichartigeres Netz von staatlich geregelten Handelskammern, die In dustrie und Handel vertreten sollen, von landwirth- schastlichen Vereinen als Vertretern der Landwirthschaft ausweisen kann, zu denen hoffentlich demnächst die neuorganisirten Innungen hinzutreten, und sich auf diesen drei Faktoren das Gebäude eines wirthschast- lichen EentralorganS schon jetzt aufführen läßt, wäh rend das übrige Deutschland solche Institutionen theils noch gar nicht, theils aber in überall verschiedener Form besitzt. Es ist recht interessant, jetzt, in dem Momente der ersten Erregung, die Anstrengungen zu verfolgen, welche gemacht werden, um den Feldzug gegen die neuesten Pläne des Reichskanzlers, welche der weiteren Ausbil dung erträglicher wirthschaftlicher Zustände gewidmet sind, einzuleiten. Wenn der Correspondent der „Köln. Ztg.* z. B. au- Süddeutschland schreibt: „Ganz an ders steht eS dagegen (eS wird nämlich als eine Ab irrung bezeichnet) mit dem angeblichen Gedanken, nach französisch-imperialistischem Muster die naturgemäße Wahrnehmung der zusammen entscheidenden Interessen auf privatwirthschaftlichem und staatSwirthschastlichem Boden durch freiwillige Genossenschaften einerseits und die allgemeine Volksvertretung andererseits durch eine halbpolitische, halbindustrielle Bastardschöpsung eines volkSwirthschaftlichen Senats ersetzen zu wollen*, so ist für uns der Rede Sinn dunkel, und wir hätten gern etwas näher auSgeführt gesehen, wie „die zusammen entscheidenden Interessen aus privatwirthschaftlichem und staatSwirthichaftlichem Gebiete durch freiwillige Genos senschaften und die Volksvertretung* wahrgenommen werden sollen, denn bisher haben wir stets die Wahr nehmung machen müssen, daß die „freiwilligen Genof- senschaften* sich beklagten, bei den gesetzgebenden Fac- toren und zumal bei der Volksvertretung „für ihre Anträge kein sachliches Verständlich zu finden*, und daß nur diejenigen freien Jntereffentengruppen zufrie den waren, welche auf Grund der bei der Majorität herrschenden Parteimeinung zufällig für ihre Tendenzen Freunde fanden. Es ist aber gewiß für die Gewerb- thätigkeit eines Landes wenig erquicklich und für die Stabilität der wirthschafilichen Grundlagen deS Landes gewiß nicht ersprießlich, wenn erst der äußerste Zwang der Lage — wie bei der Zolltarifreform — die Volks vertretung zum Einsehen bringt. Die niemals auch nur dem Versuche einer Be gründung unterzogene fable evoveuue, ein conlulta- tiveS wirthschaftlicher Eentralorgan werde dem Land tage resp. Reichstage einen Theil seiner verfassungs mäßigen Rechte entziehen, darf man füglich einfach der Heiterkeit unserer Parlamente anheimgeben Tenden ziöser ist der in einer Berliner Correspondenz, welche hier al- ein charakteristische- Zeitbild wieder. Sie zeigt außerdem, mit welchem Patriotismus fremde Nationalitäten ihre Talente zu feiern verstehn. Der große Maler verlebt den Sommer in der Ortschaft Zala auf seinem Gute, das weitab von dem geräusch vollen Weltgetriebe ihm die Ruhe und Muße zur Ausübung seiner Kunst gewährt. — Ueber diesen Sommersttz und die Lebensweise Zichy'S xrzählt Jokai: „DaS Zalaer Castell und herrschaftliche Gut besitzen die Brüder Michael und Anton Zichy noch jetzt unge- theilt und gemeinschaftlich. Den großen Park pflanzte noch ihr Vater, aber der Hof de- Castells, der zu einem Ziergarten mit exotischen Blumen verwandelt ist, zeugt schon vom Geschmack eine- Künstlers, der in der großen Welt gelebt; noch mehr aber bemerkt man dies in den Sälen de- stattlichen Hause-, welche mit Kunstdenkmälern gefüllt sind, unter denen sich auch Michael Zichy'S erstes Oelgemälde, ein betende- Mäd chen, befindet; dann seine Frauenbildnisse in Costumen au- vergangenen Zeiten. Michael Zichy wohnt erst seit wenigen Jahren hier und seither wurde das Castell m das Sanktuarium eine» Künstlers umgeschaffen. Er war schon alö sehr junger Mann nach St. Petersburg gekommen und das trug sich so zu. Die russische Großfürstin Helene befand sich in Ischl und lernte malen. Die Wiener Kunstakademie empfahl ihr Michael Zichy zum Meister und er wurde auch acceptirt. Plötzlich befiehlt Zar Nikolau» seiner Tochter, sofort nach Hause zu kommen. Zichy reiste im Gefolge der Großfürstin. In St. Pe tersburg gewann Kronprinz Alexander den jungen Maler sehr lieb, und al» er später den Thron bestieg, hatte der Künstler Zichy stet» freien Zutritt beim Zaren; die Chefredacteure der Provinzialblätter mit der ihnen mangelnden volkSwirthschaftlichen Weisheit versorgt, ausgesprochene Gedanke, „die vom Reichskanzler zur Verwirklichung der Arbeiterversicherung der Großindu strie zugedachten Opfer sollten durch einen den Indu striellen einzuräumenden größeren Einfluß auf die Ge setzgebung ausgeglichen werden * Wenn die großen Volksbeglücker nicht wären in Parlament und Presse, was würde wohl aus den armen Arbeitern, die von Steuerlasten gedrückt werden und für die sonst Niemand sorgt? Rentner müssen unsere Arbeiter werden, eine Industrie, die ihnen Ar beit giebt, damit sie leben und obendrein noch dem Staate einige Steuern bezahlen können, die brauchen wir aber nicht! — Da ist doch etwas gesagt, was die Volksmassen verstehen, — das heißt: wohlverstanden, man darf nicht näher zusehen, sonst würde sich heraus stellen, daß im großen Durchschnitt für die arbeitende Bevölkerung nirgends besser gesorgt ist, al- m der großen Industrie. Daß durch die geplante Institution nun aber gerade der Großindustrie ein besonderer Ein fluß auf die Gesetzgebung eingeräumt würde, ist ent weder eine sinnlose Behauptung oder eine durch nichts gerechtfertigte Geringschätzung der sämmtlichen übrigen WirthschaftSfactoren, des Handels, deS Kleingewerbes und der Landwirthschaft. Denn anders, als eine Ver tretung aller Wirthschastsgruppen denkt sich auch Fürst BiSmarck ein solches Centralorgan nicht. Bis lang gleicht die Bekrittelung der großen Gedanken deS neuen Handelsministers gar zu sehr dem Wersen mit Seifenblasen. Wie der Letztere vorerst über die De tails der Ausführung seiner Pläne denkt, macht unS heute noch keine Sorge. Wir haben volles Vertrauen dazu, daß keine Gesichtspunkte unbeachtet bleiben wer den, und sind unsererseits zufrieden, in den feiner Zeit von uns dem wichtigen Gegenstände gewidmeten ein gehenden Erörterungen einige» diScutable Material für die Lösung der Frage beigebracht zu haben. Tagesgeschichte. * Berlin, 1. Oktober. Ihre kaiserl. und königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sind, von Kiel zurückkehrend, gestern Abend 6 Uhr wieoer im neuen PalaiS bei Potsdam eingetroffen. — Der Reichskanzler hat an den BundeSrath eine längere Vorlage, ä. 6. Friedrichsruhe, 17. September, gerichtet, welche sich auf eine Umrechnung der in Ant werpen erhobenen Hasenabgabe bezieht. Die belgische Regierung ist durch den Handelsvertrag vom 16 Juli 1863 verpflichtet, diese Abgabe nicht ohne Zustimmung der Contrahenten zu erhöhen. Die belgische Regierung beabsichtigt, den Tarif auf neue rationellere Grund lagen zu stellen, infolge deren für gewisse Fälle eine Erhöhung, für andere eine Ermäßigung eintreten würde. Der Reichskanzler findet die Sachlage dazu angethan, der Abänderung die Zustimmung vorzuent- halten. — Das Staatsministerium trat heute, Nachmittag 2 Uhr, zu einer Sitzung zusammen. — Wie in den letzten Jahren, so geht auch der bevor stehenden Landtagssession vielfach die Ankündigung vorauf, dieselbe werde einen durchaus geschäftsmäßigen Charakter tragen, also nur mit Abwickelung deS Etat- und sonst nebensächlichen Dingen befaßt sein. In Re- gierungSkreisen ist man durchaus anderer Ansicht; man verspricht sich sehr eingehende Debatten von den oft berührten Vorlagen des Ministers der Innern und bei den Erörterungen über den Etat, nicht minder wichtige Verhandlungen über die Steuerfragen, welche zweifellos in einer oder der anderen Form den Land tag beschäftigen werden. Hierzu kommen nun aber noch die FeldzugSpläne deS CentrumS, auS dessen Kreisen verlautet, daß man nicht gewillt sei, abermals mit so großer Mäßigung vorzugehen, wie in der ver wenn sie allein waren, gab eS keinen Rangunterschied zwischen ihnen. Desto feindlicher war der ganze Hof dem ungarischen Künstler gesinnt. Zichy ist voll satirischer Laune. Er kannte alle Verbrechen und Fehler des russischen HofeS und er geißelte dieselben Jahre hindurch in treffenden, künstlerisch ausgeführten Genrebildchen; er besitzt eine aus drei dicken Folianten bestehende Sammlung derselben: Jahrzehnde aus der Geschichte des russischen HofeS, aber nicht in Worten, sondern in Bildern. Die Zeichnungen, die sich in seinem Besitze befinden, sind die Originale; dem Zar überreichte er bloS die Copien. Diese bildeten das Band deS Vertrauen- und der Anhänglichkeit zwischen dem Zaren und dem Künstler. Der Zar hatte einen Menschen, der ihm Wahre» berichtete — in Zeichnungen. Nur wegen eine- einzigen Bilde- war Kaiser Alexander ungehalten. Diese- stellt einen alten General dar, der ein Auge verloren hatte. ES zeigt eine schöne, junge Frau, die auS den beiden Zipfeln deS TucheS, mit welchem sie das Auge der alten Soldaten verbindet, ihm Esels ohren macht und dabei mit ausgelassener Coquetterie einem jungen Offizier zulächelt. Das war auch ein portraittreue» Bild, aber der Zar fchickte eS dem Künst ler zurück und schrieb darunter: esprrt, ns so^vr PL« möcbunt!- (Seien Sie geistreich, aber seien Sie nicht bo-haft.) Diese- Situation, diese schonungs lose Satire konnten viele Bettoffene nicht dulden und sie intriguirten so lange gegen Zichy, b,S diesem die ewigen Reibungen zu viel wurden und er seine reichbesoldete Stellung verließ, um nach Ungarn zurück- zukehreu. Jetzt verlebt er den Sommer regelmäßig hier, den Winter in Pari» oder Nizza. Zichy ist bereit» über Fünfzig, sieht aber dabei gangenen Session, in welcher man noch auf ein Ent gegenkommen der Regierung rechnete. Endlich wird auch das sicher wieder vorzulegende Jagdgesetz im Herrenhause v'elsach erregte Erörterungen Hervorrufen. Hierbei ist noch nicht an die Schaffung eines VolkSwirth- schastSraths gedacht, da es im Augenblicke noch nicht fest steht, ob die Einführung dieser Institution durch Gesetz oder Verordnung erfolgen soll. — Das osficielle Tele gramm aus Dresden, welches die Anwesenheit des Königs von Sachsen bei dem Kölner Dombaufeste meldete, hat hier, wie der „Köln. Ztg * und den „Hamb. Nachr.* telegraphirt wird, freudig berührt. Wie jetzt bekannt wird, hatte der König von Sachen die Einladung des Kaisers sofort angenommen und infolge dessen die bereits getroffenen Anordnungen be züglich einer Reise nach der Schweiz abgeändert. Es steht nunmehr zu hoffen, daß die Mehrzahl der deut schen Souveräne in Köln anwesend sein wird. — Herr Commerzirnrath Baare richtet an die „Nat.-Zig * eine längere Zuschrift, in welcher er seine Stellung zu der Frage der Haftpflicht und der Arbeiterversicherung darlegt und sich gegen die Behauptung verlheidigt, daß eS seine Absicht gewesen sei, zu Gunsten der Groß industrie die bestehende Haftpflicht abzuschwächen und eine Vermehrung der Lasten der Coiymune helbeizu führen. Das Schreiben lautet: Bochum, SO. September 1880. Sehr geehrter Herr! Sie haben mir die Ehre erwiese», sich in den letzten Tagen in Ihrer Zeitung mehrsach mit meiner Person zu beschäftigen, und auch die Morgenausgabe vom gestrigen Tage, die mir eben zu Gesicht kommt, enthält aus Seile 2 und 3 einen längeren Artikel, der von meiner Reise nach Friedrichsruh und von meiner Denkschrift, betreffend daS Arbeitervrrsicherungswescn, handelt. So sehr ich mich geehrt suhle durL das in diesem Artikel mir ausgesprochene .Zutrauen", muß ich doch ent schieden Protest einleae» gegen die Folgernngen, welche Sie au» meiner Denkschrift gezogen haben ES ist niemals meine Absicht gewesen, nur zu Gunsten der Großindustrie die gesetz lich bestehende Haftpflicht abzuschwächen und eine Lermehrung der Lasten der Lommune herbeizusühren Wäre dies der Fall gewesen, so würden Sie allerdings Recht haben, .daß aus diesem Wege das Ziel nicht liegt, dem Arbeiterstande eine positive Fürsorge zuzuwenden nnd daß dies Vorschläge wären, die lediglich von dem Gesichtspunkte des großen Unternehmers concipirt worden sind * Obwohl ich allerdings insolge eines Zwiegesprächs mit dem Herrn Minister Hosmann in meiner für ihn geschriebenen Denkschrift vorzngswefte mein Augenmerk aus die Darlegung der Mängel richtete, welche das Haftpslicht- gejetz vom 7. Juni 1871 in seiner gegenwärtigen Handhabnng mit sich bringt, so habe ich doch keinen Augenblick verkannt, daß die Beseitigung dieser Mängel nur bewirkt werden kann durch eine erhebliche Ausdehnung und Erweiterung der staat lichen Fürsorge sür Unfälle aller Art, gleichviel, ob es durch Ver schuldung der Verunglückten herbeigesührt werden oder nicht Ich habe deshalb in meiner Denkschrift auch ausdrücklich hervor- gehoben, daß sür alle im Dienste Dritter beschäftigten Arbeiter eine Pension gewährt werden müsse, und zwar sür den Todes fall, für dauernde Invalidität oder HalbinvaUdnät, sowie sür zeitweise Erwerbsunfähigkeit. Inwieweit dies im Interesse der Arbeiter liegt, dürste jeder Unbefangene aus den nachfolgenden Ziffern entnehmen können: Bei der Leipziger Unfalldank allein sind im ver flossenen Jahre 7Z7S Unfälle als haftpflichtig angemeldet, davon aber nur I2bt als bastpflichlig anerkannt, dagegen 8121, also als nicht haftpflichtig abgewiescn worden. Rach meinem Vorschläge würden nun diese sämmtlichen 7372 Unsälle haftpflichtig sein, jedoch nur bis zu einer Maximaljahresrente von SOO M pro Hopf bez. hinlerbleibende Familie. Schon in der Generalversammlung des Eentral- verbandeS deutscher Industrieller in Augsburg im September v. I. haben meine Freunde und ich Gelegenheit gehabt, über die ArbeiterversicherungSsrage eingehend zu verhandeln, und wir sind dort über gewisse Grundsätze übereingckommcn, welche nach unserer aus dem praktischen Leben gewonnenen Ueberzeugung zur Anwendung kommen müssen, wenn etwas Gedeihliches aus dem Gebiete deS Arbrit<rversichen»igs- wesenS geschaffen werd«» soll Wir sind damals davon ausge- aangen, daß die Bildung obligatorischer Hilfskaffen, bez. ein staatlicher Zwang, die unentbehrliche Voraussetzung bild.», nnd daß, neben den Arbeitgebern und Arbeitern, die Eommuncn resp die Armenverbände zu einem entsprechend n Theile der Lasten herangczogen werden müssen. Wir sind sreilich bestrebt gewesen, die Fürsorge sür die verunglückten Arbeiter ans dem Bereiche der Wohlthätiglcit heraus und auf das Gebiet des Versicherungswesens hinauszuheben und darum haben wir daran noch ganz jugendlich aus; fein volles blondes Haar, fein noch gar nicht ergrauender Burt, die sanften, sinnenden Augen, die hohe, offene Stirn, der auf ein weiches Herz hinweisende Schnitt seiner L'PPen passen vollkommen zu seiner stattlichen Figur. Er trägt ein eigenthümliches Haushabit, eine kurze graue Joppe, weite Beinkleider, bis zum Knie reichende rothe Strümpfe und Schnallenschuhe, Nur das reine Ungarisch, die Gastfreundschaft und das offene Wefen verrathen den Abkömmling einer alten ungarischen Familie. Seine Familie ist ganz russisch. Seine Frau ist eine echt russische Schönheit, sie spricht selbst deutsch mit fremdartigem Accent, mit ihrem Manne conversirt sie russisch, mit den drei schönen Töchtern aber stets ungarisch. Die Familie wird ergänzt durch eine junge Dame, die gar nicht be sonder» vorgestellt werden muß — Miß Mary, die Schülerin Zichy'S. Diese ist eine zarte Schönheit von wahrhaft südrussischem Typus, mit tiefen schwär merischen Augen und kleinen schmalen Lippen; sie trägt einen einfachen Rock und ein rotheS gesticktes russische- Hemd mit langen Aermeln. Als ich sie zum 1. Male sah — in Paris — da trug sie ihr langes schwar zes Haar nach ausgelöst über die Schultern wallend, jetzt trägt sie eS in Flechten und ihr Blick drückt irgend ein stummes Leid aus. Miß Mary ist die Tochter de» ersten HofarzteS deS Zaren und seit ihrem zwölften Jahre Zichy'S Schülerin und ist stets an seiner Seite, ohne daß die- Jemand auffällig fände. Auf der Wiener Weltausstellung erhielt die Schülerin für ein Gemälde eine au-zeichnende Medaille; e» war die „himmlische und irdische Liebe* (Maria und Magdalena).
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