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03-Abendausgabe Nachrichten für Naunhof und Umgegend : 13.12.1924
- Titel
- 03-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787861864-19241213038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787861864-1924121303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787861864-1924121303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungNachrichten für Naunhof und Umgegend
- Jahr1924
- Monat1924-12
- Tag1924-12-13
- Monat1924-12
- Jahr1924
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Nachrichten sürNaunyol und Umgegend (3. Bla») Nummer 150 35. Jahrgang Sonnabend, den 13. Dezember 1924 ! 5 aus Entscheidenden vr. sind. - en tuna § k Gedeckter Tisch zu Weihnachten. Von G. Kristen-Lißner. In den Weihnachtstagen sieht wohl jeder gern einmal seine Verwandten oder Freunde in seinem Hause. Man hat den Wunsch, friedlich-frohe Stimmung um sich zu ver breiten und seine Lieben daran teilnehmen zu lassen. Der Tannenbaum erstrahlt in seinem Lichterglanz und die verschiedenen Gebäcks werden probiert. Alles hat einen festlicheren Anstrich als sonst, so soll auch der Kaffee- oder Abendbrottisch ein festliches Gepräge haben. Es gibt aber auch viele alleinstehende Menschen, die in der Weihnachtszeit gern ihre Lieben bei sich haben möchten und —trotzdem sie keinen Weihnachtsbaum haben —doch ihrem Tisch ein weihnachtliches Gepräge geben möchten. Und nichts ist leichter als das. Ganz besonders gemütlich sitzt es sich an einem runden Tisch. Die darüber hängende Lampe ist rot verschleiert und am Zuggriff hängt ein Zweig wohlriechender Tanne, mit einem roten Band festgebunden und mit Schokoladen kringeln behängt. Das weiße Tuch ist durch rote Woll bänder von der Mitte aus in soviel Plätze geteilt wie Personen erwartet werden. Jedes Bandende ist mit einer Schleife, die ein Tannenzweiglein hält, an der Tischkante befestigt und hängt noch bis zum Rande des Tischtuches herab. Eine Schüssel mit Pfefferkuchen und allerlei Weih nachtsleckereien bildet den Mittelpunkt. Um diese kann ein Holzring gelegt werden, der mit Lichtchen besteckt und mit Tannenzweigen geschmückt ist. Zwischen den Lichtern liegen rote, blank polierte Äpfel und an den Ring sind Pfeffer kuchenherzen mit Schokoladenguß gelehnt, die lieblich aus dem Tannengrün leuchten, es können auch Marzipanherzen sein, für jeden Platz eins. Entzückend sieht solch ein Tisch aus. Zum Kaffee gibt es selbstgebackene Pfannkuchen, die herumgereicht, nicht auf den Tisch gestellt werden, ebenso wie der Kaffee möglichst nicht auf dem Tisch selbst eingeschenkt wird. Selbstverständlich kann man auch einen viereckigen Tisch in ähnlicher Weise schmücken. Nur werden dann die roten Bänder quer herübergelegt und eins in die Mitte der Länge nach oder einen Läufer markierend, auf dem die Schüsseln stehen. Denn hier müßten es zwei sein und die Mitte nimmt eine niedrige Vase mit einem Weihnachts- strauß aus Tannen, Mistel, Stechpalmen und vielleicht eini gen Christrosen ein. Um diesen wird dann der Lichterring gelegt. Reine Kerzenbeleuchtung ist besonders stimmungsvoll. Mit Tannengrün dekorierte Leuchter oder auch Flaschen werden überall aufgestellt und verbreiten ein trauliches, warmes Licht. Zur Ausschmückung sollte man nur die wohl riechende Tanne nehmen, die nicht streut, und überall zum Binden rote Bänder, auch Wohl einige Lamettafäden kön nen angehängt werden. Auch die Abendtafel soll im Zeichen des Weihnachts zaubers stehen. Herzhafte Speisen sind an der Tafel des „süßen" Festes am meisten beliebt. Brötchen mit Anchovis- butter, Sild, Tomaten und Eiern mit Sardellen u. dgl. sind sowohl für das Auge wie für den Gaumen verlockend. Die Schüsseln werden mit frischen Grünkohlblättchen ver ziert, die statt der Petersilie genommen werden, weil Grün kohl auch ein weihnachtliches Gemüse darstellt. In manchen ^Gegenden wird es zum Gänsebraten gegeben. Es gibt Wohl in jeder Familie „erbliche" Weihnachts speisen, ohne die man sich ein Essen in der Weihnachtszeit nicht denken kann. Zu einer besonders delikaten Weih- nachtsspeise, die einen winterlichen Charakter hat, werden echte Kastanien abgeschält, weichgekocht, gehäutet und zu Brei gestampft. Daraus formt man einen spitzen Kegel, der wie ein Schneeberg mit Schlagsahne umhüllt wird. In Spiralen führt ein gebahnter Weg hinauf wie eine Rodel bahn und den Gipfel ziert ein winziges Tannenbäumchen mit einem Goldstern. Die Weihnachtszeit ist für uns Deutsche nicht eine Zett der rauschenden Feste, sondern der gemütlichen, stimmungs vollen Geselligkeit in der Familie. Kindbeitserinnerungen Lpsrkontsn p^ovisionskrsi — Kokis Ve^rinsung Nermsnn Keifege^le vankgesekStt, ^Isunkot. Sawwin und die Räumung Kölns. Vorläufig keine Klärung. Im englischen Unterhause erklärte Premierminister Baldwin auf eine Frage Kenworthys über die Räumunx des Kölner Gebiets, die Angelegenheit werde von der Re gierung sorgfältig geprüft, aber Kenworthy möchte sich ver gegenwärtigen, daß die Entscheidung über die Tatsachen, frage, bis zu welcher Ausdehnung Deutschland am 10. Ja. nuar 1925 die durch denVersaillerVertrag vorgeschriebenev der Räumung vorhergehenden Bedingungen erfüllt Haber werde, einem Übereinkommen zwischen den Alliierter unterworfen sei. Auf eine Frage Kenworthys, ob dir Blättermeldungen, wonach England auf unbestimmte Zeit in Köln bleiben werde, falsch seien, erklärte Baldwin, daß alle Meldungen darüber, Kenworthy gesehen Haber könnte, durchaus nicht autfsHert und daß sie unbegründet seien. Der Reichshaushalt für 192S. Im Retchsrat angenommen!. In seiner Sitzung vom 11. Dezember hat dei Reichsrat den H a u p 1 h a u s h a lt und das Reichshaushaltsgesetz für 1925 angenom. men. Nach dem vorliegenden Entwurf schließt der Haus haltsplan mit einem Gesamtanleihebetrag vor 277,4 Millionen Mark, der zunächst als ungedeckter Fehlbetrag anzusehen ist. Der Vertreter des Reichsfinanzministeriums schildert« die Lage der Reichsfinanzen recht pessimistisch. Er hol hervor, daß der Fehlbettag, soweit nicht durch den Ver lauf von Vorzugsaktien der Reichsbahn ein Gegenwert für die Reparationszahlungen gewonnen werde, noch wei- ter erheblich steigen könne. Von der Entwicklung der Ver hältnisse im Rechnungsjahr 1925 und beosnders auch vo, der Lösung der Frage der Steuerneuordnung uni des Finanzausgleiches des Reiches werde es ab hängen, wie sich die Finanzlage des Reiches endgültig ge- statten wird. Mit Sicherheit sei darauf zu rechnen, daß der Ertrag der Einkommen- und Körper- schaftssteuer im Rechnungsjahr 1925 den des Vor- jahres nicht erreichen wird. Ein Grund der Unsicherheit bestehe auch darin, daß der bisherige Finanzausgleich mit den Ländern am 31. März 1925 abläuft. Wie sich de, neue Finanzausgleich gestatten werde, lasse sich noch nicht übersehen. Aus den Einzeletats des Reichshaushaltplans sei er wähnt, daß im Haushalt des Ministeriums des Innern eine Ausgabe von 3 Millionen Mark für die Kosten de, Wahl des Reichspräsidenten vorgesehen ist. Zur Frage der Sypothelenauswertung. Eine Netchsgerichtsentscheidung. Leipzig, 12. Dezember. Die Hypothekenaufwertung und die Dritte Steuernotverordnung behandelt eine neue grundsätzliche Reichsgerichtsentscheidung, die dieser Tage beim 5. Zivilsenat des Reichsgerichts ergangen ist. Sie betrifft alle die hypothekarischen Forderungen, die zu einer Zeit, als bereits die Aufwertung gerechtfertigt war, vor Jnkraftreten der Dritten Steuernotverordnung zum Nennbeträge in Papiermark beglichen wurden, für die aber eine Löschungsbewilligung nicht oder nur unter Vorbehalt des Anspruchs der Aufwertung erteilt worden ist. In solchen Fällen kann, wie das Reichsgericht entschieden hat, der Hypothekengläubiger eine Aufwertung seiner durch Hypotheken gesicherten persönlchen Forderung nicht mehr verlangen, andererseits hat auch der Schuldner keinen Rechts grund, die Löschungsbewilligung für die Hypothek im Rechtswege zu erstreiten. Hier versagt die Heranziehung des Z 11 der Dritten Steuernotverordnung. Die Hypo thek bleibt in diesem Falle ungelöscht. Aber das Zünglein an der Wage ist nicht mehr das Häuslein von jetzt 32 tapferen Demokraten, ihr Jubel vom 21. Oktober und ihr Vorschuß-Triumphgeschrei der Zeit des Wahlkampfes sind darob sehr abgeflaut. Leidenden Einfluß auf die Regierungsbildung haben Fortgeführter Krieg. Deutschland ist wieder einmal Austauschobjekt bei der Auseinandersetzung zwischen England und Frank reich. Es ist, als wenn das ganze vergangene Jahr nicht dagewesen wäre, es ist, als ob die Absicht, die zur Bildung der Sachverständigenkommission, zur Abfassung ihres Be richtes, zum Londoner Pakt und schließlich zu den Handelsvertragsverhandlungen zwischen Deutschland auf der einen, England bzw. Frankreich aus der anderen Seite geführt hat, jetzt auf einmal wieder spurlos aus der Welt verschwunden ist, daß sich das Verhältnis zwischen der Entente und Deutschland geradezu um Jahre zurückgebildet hat. Die Entente führt den Krieg gegen Deutschland weiter. Am 11. Januar 1923 erfolgte ein Bruch des Ver sailler Vertrages schwerster Art durch den Ruh rein fall, dessen Rechtswidrigkeit durch die englischen Kron juristen selbst festgenagelt wurde. Und am 11. Januar 1925 wird sich — darüber gilt gar kein Zweifel mehr — ein zweiter Bruch des Versailler Vertrages von nicht minder schwerwiegender Art ereignen, die Nichträumung der Kölner Zone, aus der bekanntlich spätestens am 10. Januar n. I. die fremden Truppen entfernt werden sollen. Man macht nicht einmal den Versuch, zu bestreiten, daß das ein Bruch des Vertrages ist, sondern man erklärt in England, daß man aus Köln nicht Weggehen könne, ehe nicht die Franzosen das Ruhrgebiet geräumt haben. Und ferner, daß die Militärkontrollkommis sion ihre Arbeit so lange habe ausdehnen müssen, daß an die terminsmäßige Räumung schon deswegen nicht zu denken sei, weil erst vom Obersten Rat der Entente der Be richt der Kommission zur Kenntnis genommen, geprüft und dann die notwendigen Maßnahmen zur Fortsetzung der Kontrolle getroffen werden müßten. Nun ist im Pariser „Malin" einvorläufigerBe- richt der Kontrollkommission offenbar offiziös inspiriert in die Öffentlichkeit gebracht worden, besonders deshalb, um den maßlosen Übertreibungen entgegenzu wirken, die über die Bewaffnung Deutschlands in Umlauf gesetzt worden waren. Denn hätten sich diese Gerüchte be wahrheitet, so hätte jedermann fragen müssen, was eigent lich bis zum 5. September d. I., d. h. bis zu dem Tage, da die gegenwärtige Generalkonttolle begann, die zahleichen Kontrollkommissionen in Deutschland geleistet hätten. Der „Matin"-Bericht ist zunächst darauf zugespitzt, daß die Botschafterkonferenz entscheiden solle, Deutschland habe nicht sämtliche militärischen Klauseln des Versailler Vertrages erfüllt und daher sei vorläufig an eine Zurück ziehung der Besatzung aus dem Rheinland gar nicht zu denken. Aber ein hoher französischer Offizier teilt in dem Bericht mit, daß man auf die Frage, ob es zutreffe, daß Deutschland rüste und sein Generalstab bereit sei, einen neuen Krieg zu unternehmen, nur mit einem dreimaligen „Nein" antworten müsse, Deutschland besitze weder Artillerie noch Flugzeuge, könne beides auch gar nicht her- stellen, wenn es überwacht werde. Frankreich könne also ruhig schlafen und die militärische Beschaffenheit Deutsch lands rechtfertige nicht den Schatten einer Beunruhigung für Frankreich. Außerdem sei die Kontrolle durchzuführen durchaus möglich gewesen, weil die Kontrolloffiziere in Deutschland all und jedes bis zur letzten Kaserne und zur letzten Fabrik haben besichtigen können. Trotz alledem, so behauptet wenigstens der „Malin", sage der Bericht, daß Deutschland, keine der von der Votschafterkonsereuz am 29. September 1923 aufgestellten fünf Forderungen erfüllt habe, daß es vielmehr Gewehre und Munitionsmaterial weiterhin herstelle, — „obwohl der Beweis dafür nicht er bracht werden könne, daß die Bestimmungen des Versailler Vertrages überschritten worden seien". Und dann gehen die Phantasien von dem Bestehen eines zahlreichen General stabes um den General v. Seeckt herum weiter, um zu dem für den „Matin" ganz naturgemäßen Schluß zu kommen, Deutschland habe seine Verpflichtungen nicht er füllt und sei in der Lage, schnell 500 000 Mann auf die Beine zu bringen; es sei aber nicht imstande, diese Armee mit dem notwendigen Material auszurüsten. Man muß Goethe zitteren: „Wäre es nicht so ver flucht gescheit, man wär' versucht, es herzlich dumm zu nennen." Jene 500 000 Mann werden sich also offenbar aus den deutschen Eichenwäldern Knüppel schneiden müssen, um damit gegen die französischen Tanks, Bomben geschwader und schweren Geschütze in den Kampf zu ziehen! Aber es ist eben nichts zu dumm, daß die fran zösische nationalistische Presse es nicht ihren Lesern als Wahrheit vorsetzen dürste. Das politisch Wichtige ist frei lich, daß der „Matin" hier offiziös spricht, und daß die Botschafterkonferenz ihre Entscheidung lediglich auf Grund des Berichtes der Kontrollkommission fällt. Schon wird bekannt, daß im Rheinland eine Reihe von solchen Kommissionen stationiert werden soll und daß Herr Walsch, der ja auch jetzt an der Spitze der Kontrollkom mission steht, uns in diesem Amte erhalten werden soll. Müßig ist, darauf hinzuweiseu, daß wir, wehrlos wie wir sind, derartigen Vertragsbrüchen der Entente gegen über uns auch nicht wehren können. Doch ganz wehrlos sind wir nicht, noch schweben die Handelsvertrags- Verhandlungen mit Frankreich und Belgien, noch ist der Handelsvertrag mit England nicht ratifiziert. Hier haben wir also wenigstens eine kleine Waffe. Eine kleine - die uns kaum zu schützen vermag vor der weiteren Ver gewaltigung durch die Entente. Ium Wahlergebnis. jetzt nur die größeren Mittelparteien, Zentrum uno Deutsche Volkspartei. Bleibt die Deutsche Volks partei auch nach dem Wahlkampf der Flagge „Schwarz-weiß rot" treu, was sie aus Selbsterhaltungstrieb zu tun genötigt ist und wie jetzt Minister Stresemann in einer Kabinetts sitzung zugesichert hat, dann dürfte das Zentrum in der Gesellschaft von Sozialdemokraten und Demokraten sich allein doch reichlich isoliert vorkommen. So spricht einstweilen, wie der Demokrat vr. Pachnicke im „8-Uhr-Abenblatt" (Nr. 288) sagt, viel für das Zustandekom men eines Bürgerblocks, den die Demokraten und So zialdemokraten um jeden Preis vermeiden wollten. Und das ist die Ueberraschung, die der 7. Dezember brachte. Wie nun auch je nach Einstellung des Zentrums die Regierungsbildung ausfallen möge, das eine steht fest: Das im Lause eines Jahres erneut be fragte Volk hat seine Stimme abgegeben und hat gezeigt, daß es im Laufe von ein paar Monaten seine Meinung nicht zu ändern beliebt. DieDeutschnationaleVolks- partei, hinter der schon im Mai die großen Massen des Volkes standen, hat wieder Uber 6^ M i l l i o n e n S t i m - m e n erhalten. Das Volk und nicht zum wenigsten unser bodenständiges Landvolk hat bewiesen, daß der Gedanke nationaler Würde, das Kraftgefühl völki- schen Selbstbewußtseins in ihm fest verwurzelt Am 20. Oktober, dem Tage der Auflösung des Reichs- Mes, jubelte die Presse der Linken. Der „Vorwärts" (496) schrieb: „Man empfindet diese Auflösung al» «ine« Steg der Vernunft und des Rechts . . . Wenn diesmal «reicht wird, daß die sozialdemokratische Fraktion etwa do«»elt ko stark wird wie die deutschnationale, dann dürfen »tt m^erern ^.folg zufrieden sein," und die „Vosstsch, M)) brüstete sich: „Die demokratische ParM tritt Hauptes vor die Wähler . . . Sie hat brach 8 dafür gesorgt, daß das Volk zur Entscheidung angerufen worden ist." Ein heißer Wahlkampf entspann sich, dir politischen Leidens chaften wurden aufgepetrsch:, große Sum men, die in der heutigen Not des Volkes bester anderen Zwecken dienstbar gemacht wären, wurden von den Parteien zu Propagandazroecken und vom Staate zur Durchführung des Wahlverfahrens aufgewandt, das deutsche Volk bot nach 7 Monaten dem Ausland erneut das Bild innerer Zer rissenheit, gesetzliche Maßnahmen, die das Wirtschaftsleben dringend erforderte, mußten für lange Zeit beiseite geschoben werden — und dies alles, weiles so die Demokraten wollten, denen bei der Möglichkeit, trotz ihrer zahlenmäßigen Unbedeutendheit das Zünglein an der Wage zu sein, der Kamm geschwollen war. Und nun, nachdem das deutsche Volk all die ideellen und materiellen Schäden eines Wahlkampfes auf sich genommen, ist die politische Lage im Reichstage letzten Endes die gleiche, wie sie vordem war. Allerdings tritt der von sozialistischer Seite seinerzeit geäußerte Gedanke noch klarer in den Vordergrund, daß der letzte Kampfim deut schen Volke ausgefochten wird zwischen Sozialdemokratie und Landwirtschaft. Als zwei große Gruppen stehen sich im neuen Reichstage gegenüber die Sozialdemokratie, die Internatio nalen, die hauptsächlichen Vertreter eines heimatlosen, ent wurzelten Großstadtproletariats, und die D e u t s ch n a t i o - na le Volkspartei, die Nationalen, die neben der vaterländisch gesonnenen Stadtbevölkerung das deutsche bodenständige Landvolk mit seinem ausgeprägten Heimats- gefühl als ihre Hauptstütze bezeichnen können.
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