Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-12
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Grschsint täglich früh SV, Uhr. Reöiti»» »n- Lkpetitt« Johanne-gaffe 33. -prechstnu-ku der Kedskti»«: Bonnittag« 10—IS Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. Wtk »n »La,ade cingklandNr »che ßch die «kdarür» nicht »erturNich. A«»«H»e »er für die t»Schßts<l,e»de Nummer Bestimmten Inserate an Wachentagen »t« 8 Uhr Nachmittag«, an La,«- uii» Festtage« früh »t» ' .»Uhr. 2» den Filialen für 2ns.-A»«ah«: vtta ««»mm. Uaiversität-strah» 21, LantO Lisch«, Katharinen straße IN, «nr »«« V,N Uhr. UchMkr.TagctM Anzeiger. LrM fSr Politik, Local-eschichte, Handels- and GcschSstSveckhr. Auflage L8,LOO. L»onne»rllt»»rei» viertelt. 4V, incl. Bringerlohn 5 ML. , durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nuvimer 20 Pf. Velegexemplar 10 Ps. Gebühren für ExtrabetlaaeH - (i» Tageblatt-Format gesalzt) »hne Poftbciökdcrung 89 Mr. Mtt Postbesörderung 48 Mt. Inserate Sgespaltene Pctttzelle SO Pf. Größere Schriften laut unsere« Preis- verzeichniß. Tabellarischer n. Ziffernsatz nach h-herm Tarif. Lrclainrn nnter de« Ledartianaftrich die Spaltzcile 50 Ps. Inserate sind stet« an die ErtzeSitta« ^ senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xrnauuweraudo oder darch Post- Nachnahme. 1YZ. Tommbend dm 12. April 1884. 78. Jahrgang. Zur gefälligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, de« I». April, Bormittag« nur dt« 's,» Uhr geöffnet. LxpvMtlon äe« luvIpLlxsr Amtlicher Thetl. Für den Termin Ostern diese» Jahre« sind vier N»S» «att»ng»«ipe»vtea im Betrage von 77 8 ^s. 87 4L ^ und zwei Mai 40 ^7 47 an hiesige unbescholtene, Pt»« BürgerStöchter, weiche sich in der Zeit von Dschr« vorigen Jahre« bi« Ostern diese« Jahres verheirathet haben, von un« zu vergeben, und sind schriftliche Gesuche um diese Stipendien unter Beifügung der Ehcschließung-bescheinigung, eine« von zwei hiesigen Bürgern bei deren Bürgerpflicht an«, gestellten Zeugnisses über die Unbescholtenheit und Bedürftig keit der Bewerberin, sowie wa- das eine, nur an ehelich Geborene zu vergebende Wiederkehrer'sche Stipendium von 40 ^ 47 ^ anlanat, einer Geburtsbescheinigung, bi« zum I« Nprtl dieses Jahres auf dem Rathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 15, einzureichen. Leipzig, den 18. März 1884. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Kretschmer. Wotjnunss-VermiktljMU. Im 4. Stcckwerk de« Seitengebäudes de- der Stadt« gemeinde gehörigen LauSgrundftückS RetchSstrage Ar. SV m ein« au« L Staoe, 2 Kammer» und sonstigem Zu behör bestehende Wohnung sofort oder später gegen etahalbjährlithe Kündigung anbrrweft zu »er» mtethe«. Mietbgcsuche werde» aus dem Rathhanse, 1. Etage, Zimmer Rr. 17, entgegengenommen, auch können ebendaselbst die Bermiethungsbedingungen und daS Inventarium der z» vermiethenden Woknuiig eingesehen werden. Leipzig, den 5. April 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Slvß. Gervölke-Vermiethung. Da« bisher an Herrn Lederhändler Melier vermietbet gewesene Gewölbe Nr. Ä i» der Georgenhalle (Brühlseite) soll sofort oder später gegen einhalbjahr- liche Kündigung anverweil vermiethet werben. Miethgesuche werden auf dem Rathbause, 1. Etage, Zimmer Nr. 17. entgegengenommen, auch können ebendaselbst die Bermiethungsbedingungen und das Inventarium de« zu vermiethenden Gewölbe» eingesehen werden. Leipzig, den 5. April 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Dtöß. Bekanntmachung. Da« II Diakonat an hiestger Lhomaskirch« ist zu besetzen. Mit der Stelle ist ein Gcsammtgehalt von 5724 „ck jähr lich, sowie freie Wohnnng verbunden. Geeignete Bewerber wollen ihre Gesuche unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse schriftlich bi« zum »0. laufende» Monat- de» uns einreichen. Leipzig, den 8. April >884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschr hmer. Wegen Bornahme von Arbeite» an der Wasserleitung wird die Dresdner StraHe von der östliche» Seite der Sälomo»strag« bi« zur westlichen Seit« de» Gerichtswegs von Mittwoch, de« I«. dieses Monat» ab aus etwa st Woche» für de» durchgehende» Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, den 8. April 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Wegen AuSweißen» und Reinigung der Lokalitäten bleibt da« Aich amt DoanerStag de» 1V., Sonnabend de« 12. «ad DieaStag de« IS. Slprtl «. geschlossen. Leipzig, am 4. April 1884. Da» Tlichamt. — Gchleißner. Kübnel Lhomasschule. Di, Aufnahmeprüfung findet «ante,, de« »1. April, früh 8 Uhr statt. Leipzig, am 10. April 1884. vr. »»»DM»»». Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 12. April 1884. * Da« Eentrum will zur Sorialistenvorlag, »nzeblich den Antrag stellen, die Giltigkeit de« Gesetze« um nn rin»,ge« Jahr, statt, wie vorgeschlagen, um zwei Jahre, i» verlängern, mit der Begründung, daß man wahrend dieser Zeit Muße habe, die Borschläge gründlich zu prüfen, wie »uf den Boden de« gemeinen Recht« »urückgelaugr« Avne. Der Antrag ist offenbar bi« reine »»«flucht der Verlegenheit. Da» Eentrum fürchtet nach beiden Seiten die Entscheidung und will sie daher möglichst hinau-schieben. namentlich über die Wahlen. Daß di, Regierung sich daraus nicht einlasse» wird, hat sie bestimmt erklärt und man muß ibr darin Recht geben. Die vorgescklagene Frist von zwei Jahren ist schen so gering gegriffen, daß man sich allgemein darüber gewundert und nach besonderen Gründen für diese Bescheidenheit geforscht hat. Die i» Betracht kommenden Fragen sind auch an sich einfach genug und rüdem in jahrelangen Erörterungen gründlich erschöpft. Es bedarf nur einer Entschließung. Hat da« Eentrum in der That verständige und wirksame Borschläge, wie die social demokratischen Au«schreit»ngen durch eine Revision de« gemeinen Rechts zn bekämpfen sind, in Vorbereitung, so werken sie auch nach zwei Jahren nicht zu spät kommen. Bon Jahr zu Jahr in der Ungewißheit über den Fortbestand eine« für unsere ganzen inneren Zustände so bedeutsamen Gesetzes zu schweben, geht doch wirklich nicht an. * Die Heidelberger Erklärung der süddeutsche« Nationalliberalen regt eine Frage wieder an. welch« den Reichstag in früheren Jahren wiederholt beschüftigt bat, nämlich di« Redlsion de« Gesetze« über den Unterstützungswohnsitz. Di« Unterzeichner der ,Er- ktämng" halteu dg« Gesetz >n vielen Beziehungen für mangel haft und eine Revision desselben, unter voller Answebtbaltung der Freizügigkeit, für geboten. Dieser Satz giebt Wünschen AuSdruck, die namentlich im Süden und Westen Deutschland« weitverbreitet sind und im Allgemeinen auf eine Erschwerung der Erwerbung eine« Unterstützungswohnsitzes und Verlänge rung der Frist hierfür auSgeken. Al» die Angelegenheit vor einigen Jahren zuletzt im Reichstag zur Erörterung kam. traten die entgegengesetzten Bestrebungen, Herabsetzung der AusenthaltSzeit und de« Leben-alter« für Erwerbung eines Unterstützung-Wohnsitze-, mit der gleichen Entschiedenheit auf. Wünsche. die namentlich in Nordostdeutschland verbreitet sind. In einer Weise, die Alle befriedigt und von keiner Seite al« Ueberbürdung betrachtet wird, wird e« schwerlich jemal« ge lingen. diese je nach den landschaftlichen Verschiedenheiten, dem Vorwiegen von Stadt oder Land, den wirthschastlichen Zuständen entgegengesetzten Interessen zu vermitteln. * In dem amtlichen Beiblatt zu der neuesten Nummer der .Parole" macht der Vorstand de« deutsche» Krieger- bunde« den Kameraden Folgende« bekannt: In Hamburg war es, »v tu der letzten Sitzung die »»«legen, heit der Krieg«in»aljden zur Sprache kam, die ohne Pension krank, siech und arm ihr Leben fristen müssen, weil dieselben an«, irgend einem Grunde ihre Ansprüche nicht r-chizeitig «„gemeldet, reip. die Krankheit erst nach Ablauf der Frist, die bi« 1875 gestellt worden war, zum Lutbruch gekommen war. Der deutsche Krieger- bund war in jener Sitzung dnrch zwei Delegirte de» Borftaade« vertreten, und mit warmen Worten traten diese ein für di« Unglück- lichen Kameraden. Der Borsland Hot den Verbänden und Bezirke» diese Angelegen heit durch Rundschreiben vorgetragen, hat durch Uebersendung von Eingaben die Ueberzeugung gewonnen, daß solche Kameraden vor- banden sind, und hat weiter aedandelt, zunächst durch eine Eingabe an Sc. Durchlaucht den Fürsten Reichskanzler. Daß der Vorstand den richtigen Weg eingeschlagen hat, beweist das nach- solgcnde Schreiben Sr. Durchlaucht» da- wir freudigen Herzen« allen Kameraden sofort mittheilen: Berlin, den 4. April 1884. Die gefällige Zuschrift vom 25. Februar d. I. zeugt in erfreu licher Weise von dem Vertrauen, welche« der Vorstand de« Deutschen Kriegerbunde« in da« hohe Wohlwollen Sr. Majestät unsere« Aller- gnädigsten Kaiser« und Herrn für sein Heer und für die durch die Strapizeii de« Kriege« invalide gewordenen Soldaten setzt. Um diese Fürsorge, soweit es möglich ist, zur praktischen Bettiätignng gelangen zu lassen» hat die Regierung schon seit längerer Zeit Er- Mittelungen darüber veranlaßt, in welcher Weüe und in welchem Umfange für die in Folge de« Kriege« 1870/71 durch innerliche Krankheiten beschädigten, aber durch die gesetzliche Präklusivfrist mit ihren BersorgungSansprüchea ausgeschlossenen Invaliden Hilfe zu schaffen sei, und hofft durch da« Ergebuiß dieser Ermittelungen in naher Zeit in den Stand gesetzt zu sein, eine Besserung in der Lage der bezeichnet«,, Invaliden herbeisühren zu können. Der Vorstand wolle hieraus entnehmen, daß eine neue Anregung in dieser Richtung nicht ersorderlich sein wird, weil etwa« Weitere« als die von Seiner Majestät augeordnete Ermittelung jetzt nicht thunlich ist, die Ergebnisse dieser Ermittelung aber ihrer geschäft lichen Behandlung ohnehin entgegrngehen, ohne daß eS einer äußeren Anregung dazu bedürfte. v. BiSmarck. An den Vorstand de« Deutschen kriegerbunde« hier. Kameraden! Hier ist mittler eia Beweis de« hohen Wohl, wollens der Regierung Sr. Majestät. Sei er für un« alle Krieger ein neuer Sporn, treu zu halten zu Kaiser und Reich trotz der fort gesetzten Stürme der Zeiten, fest zu stehen am Throne Deutschland?; denn ihn zieret unser geliebter Hcldenlaiser, der für seine Krieger, sür alle Bedrängten und Rothlcidendcn ein warme«. Väter liche« Herz Hot und fortgesetzt arbeitet, da« Loo« dieser zu bessern. Helfen wir Alle mit durch erneute Liede, durch Treue zum Hause Hohenzollern, durch gesinnungsvolle Unterstützung der Leiter dieser Regierung. Fürst BiSmarck ist Ehrenmitglied de» hie sigrn großen und ältesten Verein«, de« „Landwehrvereins Berlin", er hat ein warme« Herz für seine Kameraden, ein Ritter ohne Furcht und Tadel, steht er al« erster Berother neben unserem geliebten Kaiser, vertrauen wir ihm weiter die Geschicke unserer »oth- leidenden Kameraden an, er wird den richtigen Weg zu finden wissen. Der Vorstand ist erfreut, diese wohlthuend« Mittheilung allen Kameraden ia der Osterzeit bekannt geben zu können, und sind wir überzeugt, daß überall an dem Tage der Bekanntmachung diese« erneuten Beweise« der Huld und Gnade unsere« geliebte» Kaiser« sich der Brost eine« zeden Kameraden der Rus entringen wird: ^Hoch ^lebe unser Heldeakaiser und sei» mathiger Beiraih * Man schreibt un« au« Berlin: „Die Berliner Stadt» verordnelenvrrfammlung hat in ihrer jüngsten Abend sitzung über da« vielbesprochene Rescript de« Oberpräsidenten beratyrn, wodurch dem Stavtverordnetenvorsteher untersagt wurde, den Singer'scken Antray in Betreff der politischen Vertretung der Stadt Berlin auf die Tagesordnung zu fetzen, weil di« Versammlung sich durch Erörterung diese« Anträge« einer Überschreitung ihrer auf kommunale Angelegenheiten beschränkten Befugnisse zu Schulden kommen lassen würde. Der Vorgang hat ohne Zweifel eine weit über da« locale Interesse hinausgehend« Bedeutung, indem er sür den Um fang der OberaussichtSrechte der Regierung über die Communen in Preußen maßgebend ist und einen wichtigen Präccteuzsall dafür schafft, inwiefern sich eine städtisch« Vertretung in de» allerengsten Grenzen rein kommunaler Angelegenheiten zu halten hat. So wenig man wünschen kann, baß eine Stadt verordnetenversammlung sich al« politische Körperschaft geberdet und mit politischen Angelegenheiten sich befaßt, so girbl e« doch Krage« genug, iu denen di« Grenzlinie zwischen politi schem und kommunalem Gebiet nicht klar erkennbar ist. Ohne daß Jemand Widerspruch erhoben hätte, oder eme nachthrilige Folge davon zu »erspüren gewesen wäre, haben ich städtische Vertretungen in zahllosen Fällen mit Angelegen- -eitrn beschäftigt, die eine strenge und engherzige Auslegung ür ebenso wenig kommunal erklären müßte rm« den Dinger chen Antrag. Ein genügender Anlaß, eine große Principien« rage Uber die Grenzen der städtischen Selbstverwaltung und der kommunalen Debattirfreiheit auszuwersen und zum AuS- trag zu bringen, lag im gegenwärtigen Augenblick nicht vor, und e« liegt daher nahe genug, der Regierung zu unterstellen, sie habe eine Gelegenheit bei den Haaren berbeigezogen, der Berliner Stadtvertretung ihr Mißtrauen zu bezeugen, einen Conflict mit derselben zu schaffen und einen Angriff gegen die Grundlagen der kommunalen Selbstverwaltung zu richten. Die Stadtverordnetenversammlung hat unter Widerspruch von nur wenigen konservativen Stimmen beschlossen, unter Verwahrung gegen dir durch da« Rescript de« Obervräfidenten erfolgte Beeinträchtigung der Rechte der Gemeindebehörden Uber diese« Rescript zunächst bei dem Minister de« Innern Beschwerde zu führen. Man darf aus die weitere Entwickelung der Angelegenheit gespannt sein. ES wäre sehr zu bedauern, wenn zu dem vielen bereit« vorhandenen Conslictstoff »un auch e»n tiefgehender Priiicipienstreil über den Umfang der Befugnisse der städtischen Bertrrtungea ohne genügende Ursache hinzugefügt würde." « AuS der Pfalz wird gemeldet: „Ueber die Wirkung de« Socialisiengesrtze« ist vielfach gestritten worden, und hat man überhaupt bezweifelt, ob dasselbe von wesent lichem Einflüsse gewesen sei. Wenn auch nach den letzten triumphirenden Erklärungen der socialdemokratischcn Abge- ordnetrn im Reichstage die Partei an Umfang nickt viel vcr- loren zu habe» scheint» so ist durch da« Inkrafttreten dcS Socialistengesetze« wenigsten« da« Ein« gewonnen worden, daß die Socialdemokralie sich nicht weiter ausgedehnt hat. W»r in der Pfalz können auch davon ein Lied singen. Nachdem di« Socialdemokratie versckiedene Male den Versuch gemacht hatte, festen Fuß bei un« zu fassen und auch wirklich schon gefaßt hatte, ist heute, nach langjäbrigem Bestehen de« Ausnahmegesetze«. jede Spur von ihr verschwunden. Aehnliche Erfahrungen hat man in den westfalischen and rheinischen Inbustriebezirken ge macht. Wenn irgendwo, so war sie dort zu Hause, und die zahlreichen Fabriken, die zahlreichen Arbeiter begünstigten ihr Auskommen ungemein. Aber da« Socialistcngesetz hat auch da feine Wirkungen nicht verfehlt; dir Socialdemokralie ist in diesen Bezirken zwar nicht verschwunden, aber doch so reducirt, daß nur noch von einem Begetiren derselben die Rede sein kann. Hat also das Socialistengesetz, wenn auch nicht die erwarteten, so doch gewisse nützliche Wirkungen her- vorgebrackt, so scheint un» keine Veranlassung vorzuliegen, gegen die Verlängerung desselben zu stimmen, zumal andere Bezirke vorhanden sind, wo sich da» Uebel tiefer eingefressen hat und schwerer zu vertreiben ist." * Die am 3l. v. M. in Mainz abgehaltene General versammlung der „Eoncordia", Verein zur Förderung des Wobles der Arbeiter, beschäftigte sich nach Erledigung de« ge schäftlichen Theil« mit dem Unfallversicherungs-Ge setzentwürfe, und beschloß eine Resolution, welche in der Hauptsache lautet: „Die neueste, dermalen in verathmig der vaterländischen Volks- Vertretung befindliche Unfallgesetzesvorlage der Regierung erscheint greignet, die Grundlage emes entsprechenden und zweckmäßigen Unfall- versicherung-gesetzcs darzustellen. Wir möchten indessen im Interesse der Sache wüniche», daß n) die Bildung und territoriale Abgrenzung der BernfSgenossenschaften so viel wie möglich der Initiative und Beschlußiassung der einzelne» Industriezweige überlassen n>- >e; d) der Geltungsbereich de« Gesetze« mindesten« aus den in Aufsicht genommen gewesenen Umsang de« »orletzlen Gesetzentwürfe« Au«- dehnung finde; o) di« Arbeiter nicht in besonderer Organisation den Arbeitgebern gegenübergestellt, sondern denselben in den Vorständen der Genossenschaften Sitz und Stimme eingeränmt werde. Um die Arbeiter in dieser Art gleichberechtigt mit de» Arbeitgebern an der Verwaltung Theil nehmen lassen zu können, müssen dieselben als Mitglieder der Genossenschaft aagehöre» und ist ihnen daher die Zahlung eine« wenn auch noch so kletae» Thrtle« der Prämie auf- zuerlegeu." » * » * I« südwestliche« Böhme», wo fett mehr al« dreißig Jahren, hauptsächlich durch die Thätigkeit de« fanatischen czeckiifcken Bischof« Iirschik und de« von ihm geleiteten czeckischen Kleru«, die Sprachgrenze zwischen Ezechen und Deutschen sehr zu Unaunsten der Letzterrn in« Schwanken ge- kommen war. haben sich die Deutschen endlich zu einer ent schiedenen That ausgerafft. Nachdem ein dichte« Netz von Ortsgruppen de« Wiener Schulverein« von Neubistritz und Rosenberg im Süden bi« nach Tau« hinaus zu Stande ge kommen war. traten Männer von gut deutscher Gesinnung in Budweis zusammen und berielhen, wie die Deutschen im südwestlichen Böhmen auch in wirthsckaftlicher Beziehung von dem übermächtigen czeckischen Einflüsse frei gemacht werden könnten. Es wurde beschlossen, eineu deutschen Bühmer- waldbund in«Lebenau rufen. Dieser neu« Bund hat die Be stätigung vom Ministerium de« Innern erhalten und seineThätig- keit Heren« begonnen. Ter Sitz de« neuen Bunde«, der sich jetzt schon in mehr al« 20 Gruppen gliedert, ist Budweis. Seine Arbeit wird in der nächsten Zeit hauplsäcklich darin bestehen, den deulschen Vvhmerwald vor einer Ueberschwemmung mit czechischem Proletariat, mit ezechischen Vereinen, czeckischen Sparcassen und Crrditvereinen zu schützen und den Deutschen daselbst wirthschastlich aufznhelfen. Die Ezeche«, ia richtiger Erwägung, daß ihnen durch die Thätigkeit de« deutschen Böhmerwaldbunve« ei« Hauptaebiet für ihre czechisirenden Bestrebungen verloren gehen könnt«, haben sofort in Prag einen czechischen Bvhmerwaldbnnd gestiftet, an dessen Spitze ein Abgeordneter steht, »«, aus daa urrzrchischen Namen Grün- wald hört! * Au-Warschau schwibt «a» un« vom 8. April: .Der Obercommandirendc im Warschauer Militairbezirk. General Gurko. veröffentlicht einen Tage«befehl von allgemeinem, weittragendem Interesse. Rach demselben sind im Befehl«, bereich de« genannten General« be, einem Mitgliede der Militair-Ersatzdebvrde großartige Mißbräuche entdeckt worden zu den, Zweck, jüdische Milkiairvflichtige vom Dienst zu befreien. Wie die vorläufig eiaaelntet, Untersuchung ergeben, besteht m dieser Beziehung ,,n« vollständige Organisation. Ta« Hanptverdienst bei der Entdeckung jener Mißbräuche junger Truppenarzt. MoissejesL welchem General Gurko öffentlich seine« Dank »»«spricht. Die Veröffentlichung diese« Vorgänge« wird sicherlich dazu dienen, an maßgebender Stelle ein schärfere« Augenmerk aus jene Verhältnisse im gesammten Reich richten zu lassen. Denn nicht nur wegen der jüdische» Militairpstichligen verdienen d« Vorgänge bei der Recruteiiaushcbung die größte Aufmerksamkeit, sondern auch wegen der sonstigen dienstpflichtigen Jugend. E« ist nicht unwahrscheinlich, daß der Vorgang zum Anlaß weiterer Untersuchungen auch in anderen Militairbczirken wcrden wird, wobei sich denn leicht ein ähnliche« Resultat ergeben dürste, al» im Warschauer Militairbezirk." * Die Zukunftsaussichten de« Ministerium« Gladstone wären nickt so übel, ja sie w-ären sogar ganz au-gezeichnete. wenn eben nur daS Gewitdt der inneren "solltik dem Züngle»! der Staatswaage die Richtung angäbe, -esiützt auf den glänzenden parlamentarischen Sieg, den die Resormbill bei ihrer zweiten Lesung im Nnterhause davontrug» könnte da« Cabinet die Dinge in völliger GemüthSruhe an sich herankommen lassen, lastete nicht die Sorge um Egypten und die Bcraillmortlichkeit für da« Schicksal ispordon'S schwer auf den Schultern des Premiers. Der Eiutritt der Oster ferien hat dem Cabinet eine zeitweilige Ruche vor den An griffen der Opposition verschafft und anscheinend den Entschluß gereift, sich in Egypten um jeden Preis freiere Hand zu schaffen. Nubar Pascha'« Dienstkündigung «it dem Schluß der ParlaineiilSsession traf zusammen, als wäre e« eigen« ko verabredet, und wenn der Eutscheid über die egvptische CabiuetSkrise sich, wie e» thalsächlich der Fall ist, ungewöhnlich in die Länge zieht, so gestattet diese Berschlcvpung den Schluß, daß da» Loadoner Cabinet sehr reifliche Erwägungen anstkllt, aus welche Manier diese Krise sich am vortheilhastestcn sür die Zwecke der englischen Niipolitlk auSbeuten lassen möchte. Das Eine darf als völlig sicher und zweifellos gelten, daß Mr. Gladstowe heute so eifrig wie nur je danach trachtet, England von der directen Be lastung mit den egyptischen Dingen zu degagiven, daß er aber freilich weder der Pforte uocb den Franzosen irgend welche Einflußnahme auf Egypteu zubilligen wird. Daher schreibt sich auch wohl die Gereiztheit der Sprache, rvelche Konstan- linopeler. von der Pforte inspirirte Blätter führen, sowie der herbe Ton, der in Paris bei jeder Gelegenheit gegen Eng lands auswärtige Politik angeschlagen wird. Die Mehrheit deü englischen Volke« ist einer activen Autlantzrpolitik ebenso abgeneigt wie Herr Gladstone selber, hegt aber freilich diel zu große« Mißtrauen gegen die colonialen Bestrebungen Frankreich«. um Egypten pure freizugeben. E» handelt sich nun darum, die DermittelmigSsormel zwischen den Neigungen und den Interessen de« englischen Volke» zu finden. Dazu will Herr Gladstone di« ParlamentSjerien benutze«. Entscheidungen des Reichsgerichts. ^Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt) Der frühere Elsenbahnbeamte H. zu B. war wegen versuchter Erpressung angcklagt. jedoch vom Landgericht freigeiprochea. Der der Anklage zu Grunde liegende Sachverhalt ivar folgender. Der Angeklagte bat im Jahre 1878 dem Rittergutsbesitzer Lientenant G. aus dessen Ersuchen, ihm behufs seiner Berycirathung eine vermögende Dam« nach »weisen, zu diesem Zweckr ein Fräulein L- zu Breslau, in der Friedrich Wilhclmstraße im Kronprinz wohnhaft» bezeichnet. G. hatte icdocki schon damals, als er sich an den An geklagte» wendete, die Bekanntschaft seiner jetzigen Ehefrau Helene geb. L„ welche zu dem obengenannten Fräulein L. in keiner Beziehung steht, gemacht und dieselbe ohne jede Vermütlung seile»« des Angeklagten geehclicht. In der Folge verlangte der Angeklagte von G. mit der Behauptung, daß dieser dos ihm von zeuem bezrichnete Fräulein L- geheirathet habe, eine Belohnung sür seine Be- miilulngen, bestehend in einem Procent der dem G. von seiner Ehefrau beigebrachten Mitgift. Als G. diese« Ansrnnrn zurück- wie«, drohte ihm der Angeklagte mit einer LiviMage. DaS Landgericht hat, indem e« unentschieden ließ, ob eine Drohnug mit einer Livilklage al« «ine Drohung im Sinne be st. 253 des Stras-Geietzbuchs ausgesaßt wcrden könnte, die Freisvrcchung in folgender Weise motivirt: der Linwand deS Angeklagten, er sei der Meinung gewesen» die Ehefrau de« G., Hel, ne geb. L.» sei identiich mit dem von ihm früher dem G. namhaft gemachten Fräulein L., und er sei daher in dem guten Glauben gewesen, daß ihm ein Anspruch aus Maklerlohn gegen G. rechtlich zustede, daß sonach der Vermögentvortheil. welche» er sich durch Androhung der Klage zu verichafsci, gesucht, kein rechtswidriger sei, — „müsse für durch greifend erachtet werden, da keinerlei Lhatsachen zu Lage grsördmt worden seien, aus welchen zu cnlnehmc» wäre, daß der Angeklagte, al» rr mit der Livilklage gedroht, die Ueberzeugung oder auch nur da« Bewußtsein gehabt Hobe, daß die Ehefrau de« G. nicht identisch sei mit dem Fräulein L-, welche« er dem G. namhaft gemacht. Der Angeklagte habe sehr wohl der Ansicht sei« können, daß G. auf seine damalige Mittheilung hin sich de« von ihm gcnanuten Fräulciu L. genähert uud dieselbe ge- deirathet habe, so daß er, der Angeklagte, al« gewerbsmäßiger Hcirotksvennittler dir Provision voll 1 Procent der Mitgift ver dient habe". Gegen diese RechtrauSsührung hat die Staatsanwaltschaft Re vision eingelegt und au«gcsührt, daß der Angeklagte, wenn anch die von ihm behauptete Verwechselung nicht vorliegen würde, doch einen Rechtsanspruch aus tue von ihm vrrlangdr Belohnung sür seine Bemühungen nichl gehabt hätte, da« Land gericht auch vou diesem Gesichlspducte au« eine Prüjuug nicht vor- genommen habe. Da« R.-G. l. Strassen, hat am 28. November v. I. die Revisto» unter solgendcr Begründung verworscn. L« kann dahingestellt bilden, ob der Angeklagte in dem Falle, wenn die Ehefrau de« G. identisch wäre mit der von dem Angeklagten dem G. de- zeichneten Lame, einen Recht«anspruch hätte erheben könne», denn di» Freisprechung hat jedenfalls »in» zureichend« Motidtrnng dnrch die Feststellung erhalten, der Angeklagte habe sich für be rechtigt halten können und gehalten, den fraallchmi Anspruch geltend zu machen. Hierdurch ist da« von dem i. 353 de« Strafgesetzbuches stillschweigend vorausgesetzt» Bewußtsein derNechtSwidrtgteit de« erstrebte nVer mögeuSvorthetl« »erneint worden nnd eS bedurfte daher einer weiteren Begründung i« der von der königlichen Stoatöauwalsschast hervorgehobene« Richtung nicht. vermischtes. — Berlin. 10. April. Die gestrige Abendmahl-f«i«r der kaiserlichen Familie fand im Fahneufaal« des kaiserlichen Palaiö im Erdgeschoß statt» wie s. Z. anch nach der Verwundung de« Kaiser«. Am Abend vorher hatte Ober« hosprediger I)r. Kögel die Majestäten für die Feier vorbereitet. Im Fahnenfaale war gestern ein Altar errichtet, an welche« vr. Kögel allein fungirte. Eine Abkürzung de« Gottesdienst««, wie beabsichtigt war, brauchte nicht stattzufinden, da der Kaiser sich nach einer ruhig durchschlafenen Nacht vortrefflich befand und sein Leiben all gebode» angesehen wcrden kann. Auch die Heiserkett der Kaiserin war vollständig gewichen. An der Abendmahl».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite