Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.08.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050830013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905083001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905083001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-30
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VezuAS-PretS A s« HauPtexpedttto» oder der« LnSgav» stelle» ,b,«h»ltr vtererljädrttch --IL.—, bet poetmaltge» täglüba F,ft,ll»»> t»S ha»s L.7Ü^ Durch dt» Post bezog«» für Deutsch land ». Oesterreich «krteljährlich » 4^0, für dl* übrige» LL»d« Unu Zelturq-prelsltstr. Diese N»«»e, kostet I ML auf »llro vadahüfe» and 111^1 bei de» ZettungS-Berkäuser» I * Aedakttot» »»» GxpedM»« 1Ü8 tzernsprech« LLL Johauutdgafi, L Hmi»»»KtU«U vrrüdnn Marteastraß, SS iFernsprecher Lmt 1 Kr. 1713t, HanZp-FtttaU Berit«: L«rID»»ckrr, Her»atBayrHostuuU«wdtz» Lü-owltrab« 10 Eerusvrrcher K»U VI Nr. S60L M orgen - Ausgabe. 'chMr.TagMalt Handelszeitung. Amtsblatt Ses Äönigl. Land- und Ses ÄSnigl. Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Volizeiamtes der Stadt Leidig. Anzeigen-Prel- die 6 gespaltene PelitzeUe 28 Familien» und Stellen »Anzeigen 20 Finaaztelle Anzeigen, Gefchüftüauzetge» mtter Text oder a» bewuderer Stelle »ach Tarif. Di« 4 gespalten» NeNamezrll» 7L^» Nnuadmeschlutz chr Nuzeigen: Abead-An-gab« oormvtaq- 10 llhr. M»rge«-An»gaL« »achmtttag« 4 Uhr. Anzeigen find stet» « oteExpedttta» z, richte». Ertra-Veilage» t»»r «u da Marge». Ausgabe) »ach besonder« lSeretubaruug. Di» Er-rdMo» sp wochentags »aantrrbrache» aröffnet »o» früh S bis abends 7 Uhr. Druck and vertag »o» G, V»l- tu Leidig <Jnh. vr. R. st ». SttnthardN HerauSgeberr vr. View, SUnkhardt. Ztr. M. Mittwoch 30. August L905. 89. Jahrgang. Var Aichtigrte vom Lage. * Die russischen und die japanischen Delegierten zur Friedenskonferenz in Portsmouth einigten sich am Dienstag über die Friedensbedingungen in allen Punkten. Damit dürfte der Friedens» schlusi gesichert sein. (S. Leitartikel.) * Der Kaiser und die Kaiserin sind gestern nachmittag von Stettin nach Wildpark abgeresst, wo die Ankunft um »/<7 Uhr erfolgte. * Der Kaiser hat dem Generaldirektor Ballin die Brillanten zum Stern des Kronenordeus zweiter Klasse verliehen. (S. Dtsch. Reich). - * DaS Städtchen Peckelsheim bei Warburg ist fast gänzlich niedergebrannt. (S. Letzte Dep.) * Nach einem na- aus Rom zugehenden Privattelearamm empfing der Papst gestern eine Gruppe deutscher Pilger unter Führung des GymnafialprofessorS Miller-Stuttgart. * Ein sehr heftiger vulkanischer Ausbruch hat auf der Insel Stromboli an der Nordküste von Sizilien statt- gesunden. Die ganze Insel ist in Dunkel gehüllt. (S. vermischtes.) * Auf Befehl des Zaren werden die finnischen Gardebatailloue im Laufe dieser Woche aufgelöst. Mrarbellimg Oer fliraenzprstsksllL in?ommoittd. * Portsmouth, SV. August. (Of fiziell.) In der heutigen Sitzung der Friedenstonferenz wurde in allen Fragen vollständige Uebereinstimmung erzielt und beschlossen, zur Ausarbeitung des Friedensprotokolles zu schreiten. Die Konferenz vertagte sich auf nachmittag 3 Uhr. „Associated Prest" meldet: Japan machte tatsächlich alle Konzessionen. Das unerwartete Ergebnis ist die direkte Folge der neuen Instruktionen,die aus dem am 28. August in Tokio abgehaltenen Kabinettsrat der Minister und älteren Staats männer noch am Abend Komura und den übrigen japanischen Delegierten zugegangen sind. Die Russen waren davon ver ständigt würden, und beide Parteien hatten vereinbart, die DienStagSsitzung der Konferenz nicht, wie zuerst be schlossen wurde, am nachmittag, sondern schon um neuneinhalb Uhr morgens zu eröffnen. In Depeschen aus Washington wurde vermutet, der Staatsrat hätte seinen Beratungen die Tatsache zu Grunde gelegt, daß Rußland keinerlei Kriegsentschä digung zahle, wohl aber bereit sei, eine Ent schädigung für den Unterhalt der russischen Kriegs gefangenen zu bewilligen, und als letzte Konzession eine aller dings recht geringe Bergütung für den Rückkauf eines Teile- der Insel Sachalin biete. Diese nach Tokio gekabelte Grundlage wurde als Resultat der von Roosevelt ver anlaßten Audienz deS Botschafters v. Lengerke-Meyer beim Zaren betrachtet. Man insinuierte in Washington, daß Roosevelt durch diese Audienz nicht das erreicht habe, waS er anstrebte, auch seiner Vermittlerrolle Erfolge in Rußland nicht mehr blühen würden. Jetzt zeigt sich, daß diese Er folge dennoch blühten. Die Basis ist gelegt, die Ver tagung wird als prophylaktisches Mittel von Nutzen sein, den Rest werden Diplomatie und Hochfinanz be sorgen, als deren Agent, nach den Strauß und Seligmann, soeben noch Herr Banderlip, der Vertreter Rocke- fellerS und der National City Bank, eine Unterredung mit Herrn Witte gehabt hat. Erledigt scheint der Streit zwischen Reuter und der „Associated Preß" über Roosevelts „neuen Appell an den Kaiser von Japan", erledigt auch da» Wortduell, das zwischen dem russischen Ministerpräsi denten und dem Mr. Takahira innerhalb und außerhalb des Hotels Went Worth startgefunden hat. Die Friedens konferenz hat Positives erzielt, da-, wie man ohne ge schäftsmäßigen Optimismus wohl sagen darf, durch keinerlei Iatriguea der nächsten Sitzungen vereitelt werden aun. Sie hat seit dem 6. August über drei Wochen ge dauert. Man vergegenwärtige sich, unter wie ungünstigen Vorzeichen sie begann, wie der verschlagene Schöpfer des russischen Industrialismus und Sato, der Sekre tär KomuraS, sich mit „Bluffs" überboteu, wie der Prosessor des russischen StaatSrechtS, Herr von Marten, den Japan ausschloß, die Spannung vermehrte, und wie das Werben der Delegierten um die Gunst deS Wirtes mit dessen Profitgedanken ein anmutige» Wrchsel'pirl ergab. Danach setzten die Erörterungen um di« Grenzen der Vollmacht «in. Schoa vor der ersten Sitzung wurde mit dem Abbruch der Verhandlungen gedroht, falls Rußland die Gewährung einer Kriegsindemnität nicht im Prinzip bejahen wolle; aber eS zeigte sich, daß die Japaner mit „doppeltem Boden" arbeiteten. Die Russen klagten über die Formlosigkeit ihrer Partner, deren Kreditive nicht zur Stelle war. Am 10. August hatte die Kriegskostenfrage sich verschärft, und Herr v. Witte operierte mit jener Beschränkung seiner eigenen Vollmacht, worauf er nicht mehr zurückgekommen ist. Am 11. August kam eS zu der Vertagung, die die Russen mit der Sentenz motivierten, daß die Bedingungen Japans „trös mauvais" seien. Eine ablehnende Antwort deS Zaren traf bei Witte ein; im gleichen Zeitpunkt wurden dessen Konferenzen mit den Führern der amcrikaniichen Israeliten vorbereilet, und durch die Scheidung der Diskussion in „priuLiples", „terms", „couclitious" wurde die Transaktion beständig fortgesetzt, die man in der Oeffentlichkeit ableugnete. Am 14. August, in der Vormittag sitzung, wurde der erste Artikel, der über daS japanische Korea, angenommen. In rascherem Tempo folgten die Artikel 2, über die Räumung der Mantschurei, und 3 über die chinesische Ostbahn; die Uebergabe der Liaotung-Halbinsel, die territoriale Unversehrtheit Chinas und das Prinzip der offenen Tür wurden zugestanden. Schon am 16. August ließ sich daS Kom promiß erkennen, das jetzt vollzogen worden ist, die Ausrechnung Sachalins und die Entschävigungsfrage. Die Artikel 10 und 1l, die die Auslieferung der in neutralen Häfen internierten russischen Schiffe und die Beschränkung der russsichen Seestreitkräfte ,m Stillen Ozean forderten, wurden nach heftigem Kampf am 22. August beseitigt, als Witte die „beleidigendenKlauseln"mit rauherGeste aus dem Weg geräumt hatte. Am 21. August tauchte die Schledsgerichtsidee auf; am 23. August setzte Herr Roosevelt, der die feindlichen Mächte persönlich in sein Apostelhaus bat, den Botschafter der Vereinigten Staaten zu Petersburg in Tätigkeit. Von da ab nahm vie Konferenz trotz dem Diktum Wittes: ..dious ns sommos arrivs» ä neu", trotz der Parole: „Keinen Fuß breit Landes, keine Kopeke Geld", trotz dem ungeschicklen Eingriff LamSdorffS einen ruhigeren Ablauf, für den die Vertagung der Dienstags sitzung hinter den Tokioter Staatsrat etwas wie eine Garantie gewesen ist. Es ist nicht mehr Zeit genug oder noch nicht an der Zeit, das Zukunstsfazit der heutigen Reuterdepesche zu bestimmen. Ein Moment fälll vor den anderen auf, die geflissentlichen Depelchen der Londoner Zeitungen über den englisch-japanischen Vertrag und Englands Wirkung auf den Frieden; hier wird noch manches zu erhellen sein. Was in der Sache selbst sofort sich aufdrängt, ist die enorme Be deutung, zu der Witte in diesen Tagen empor gestiegen ist. Durch ihn ist der Krieg, der am 8. Februar 1904 eröffnet wurde, aus einer zermalmenden Katastrophe in einen verfänglichen Kontrakt zwilchen gleichen* Kontrahenten, anstatt zwischen Siegern und Besiegten, umgewandelt worden. Rußland hat noch einmal — so scheint es — den 'Nutzen; aber sein mili tärisch - heroisches Prestige ist dahin, und wenn jetzt in de« russischen Zeitungen ein Brief des Generals Kondratenko gedruckt wird, des toten Helden von Port Arthur, der Anatol Michailowitsch, dem General Stöffel, riet, durch einen Friedensschluß den Fall der Festung zu verhüten, jo klingt das jetzt wie eine dumpfe Stimme aus dem Grabe, aus Rußland« Vergangenheit. Telegraphie und Telephon in Portsmouth. Telegraphie und Fernsprechwesen sind in den Vereinigten Staaten nicht Staatsmonopol, sondern werden von Privat unternehmern betrieben, deren bedeutendste die Western Union Teloaraph Company, die Postal Telegraph- Cable Company und die New England Telephone and Tele graph Company sind. Im Hotel Wentworth, dem Absteige- quartier der Delegierten, Hot die Western Union für die Dauer der Friedenskonferenz ein Telegraphenamt eingerich tet. Dort stehen für den Pressedienst 18 Leitungen zur Ver fügung. von denen vier mit Apparaten für Vierfachtele- graphie und drei mit solchen für Zweifachtelegraphie betrieben werden. Den Delegierten sind besondere Leitungen Vorbehal ten. Das Amt ist durch 19 Drähte mit der Zentraltele- graphenstation der Gesellschaft und durch weitere Drähte mit den Landstationen atlantischer Kabel verbunden. Die Tele gramme der russischen Delegierten gehen über Newfoundland ria Can so nach Europa, die der Japaner über New Kork, San Francisco, dann weiter durch das amerikanische Pacifickabel über Honolulu, Midway, Guam, Manila und Hongkong nach Japan. Ein zweites Amt, gegen über der Zentraltelegraphenstation, dient hauptsächlich den Zeitungsberichter st altern. Schließlich ist durch zwei besondere Leitungen zwischen dem Marinearsenal und der Zentralstation dafür gesorgt, daß auch während der Sitzungen oder im Anschluß an sie telegraphiert werden kann. Auch die Postal Telegraph Cable Company hat im Hotel Wentworth ein Amt eröffnet, das denselben Umfang bat wie daS Amt der Western Union. Der gesamte Verkehr geht über die Zentralstation. Diese steht u. a. mit New Parker Kabel- ämtern in unmittelbarer Verbindung und ist — eine Spezia lität der Gesellschaft — mit fahrbaren Apparaten für Vier- sachtelegraphie ausgerüstet, die schnell und bequem ihren Platz wechseln können, um stets an den am meisten belasteten Leitungen verwendet zu werden. Die Zentrale ist auch durch zwei Drähte mit dem Marinearjenal verbunden Am dürf tigsten ist es mit dem Fernsprechdienst bestellt, den di« New England Telephone and Telegraph Company besorgt. Zu den vorhandenen vier Leitungen zwischen Portsmouth und Boston sind vier neue binzugekommen; außerdem ist eine Leitung nach Worcester Mass.) hergestellt worden, dre den Sprechvn- kehr mit New York und Washington vermittelt. Die Sprech, stellen im Hotel Wentworth sind nur um eine und dieiemgen im Marinearsenal um drei sfür den ausschließlichen Gebrauch der4) elegierten) vermehrt worden. Man wird nicht sehlachen, wenn man die geringe Ausdehnung der Telephoneinrichtungen den hohen Gebühren zuschreibt, die in den Vereinigten Staaten für Ferngespräche zu zahlen sind. So kostet ein Gespräch von Washington nach New Dork 4 Dollars, also ungefähr 17 InDeutschland zahlt man für die gleiche Entfernung — 330 Kilometer — und sogar bis zur Entfernung von 500 Kilometer nur 1 ^l. Tinjewitfch meldet vom 28. August: Unsere gegen Ardagan vorgegange»« Truppenabteilung nahm dem Gegner m emem Gefecht 1l6 Gefangene ab, von denen 26 verwundet und 90 unver- wundet sind. Unsere Verluste betrugen fechs Tote. ver Nulztanü in ZiicsiveztaMa. Zur rtnpe-ier»Lntf^hä-ig«ngsfr«ge. Unter der Ueberschrift „Wo bleibt die dritte Entschädigungsrate?" wird den „Windh. Nachr." (1. August) aus Farmerkreifen geschrieben: „Unser Gouvernement hat soeben neue Bedingungen herausgegeben, unter denen durch seine Vermittelung Zuchtvieh aus Deutschland bezogen werden kann, die im allgemeinen als sehr kulant und entgegenkommend bezeichnet werden müssen. Leider wird von diesem Ent gegenkommen vorläufig wenig Gebrauch gemacht werden können, weil die Ansiedler kein Geld haben, mit Ausnahme vielleicht der wenigen, denen Gelegenheit ge geben worden ist, durch Transportfahren etwas zu ver dienen. Von den im Vorjahre bewilligten zwei Millionen sind bisher an die Geschädigten im Damaralande zwei Raten von je einem Siebentel des erlittenen direkten Schadens ausgezahlt worden und von ihnen inzwischen zum großen Teil aufgezehrt, während sie von den drei Millionen, die der Reichstag im Februar dieses Jahres bewilligt hat, noch nichts erhalten haben. Wenn der Schaden im Süden, wie ursprünglich ange nommen worden ist, sechs Millionen Mark betrüge, so würden bei anteiliger Verteilung von diesen drei Millio nen auf das Damaraland noch rund 700 000 ent fallen. Wie indessen aus guter Quelle verlautet, wird auf Grund sehr sorgfältiger Vorerhebungen der Schaden des Südens vier Millionen Mark voraussichtlich nicht übersteigen. In diesem Falle würden auf das Damara land ein Anteil von 1181 818 kommen. Will man indessen ganz vorsichtig sein und beim Schaden des Südens statt des ursprünglich auf 6 Millionen Mark geschätzten und jetzt auf 4 Millionen Mark berechneten Betrages einen mittleren Schaden von 5 Millionen Mark annehmen, so würden auf das Damaraland noch 916 670 entfallen. Dies würde die Auszahlung einer dritten Rate in Gestalt eines weiteren Siebentels ermöglichen. Am 3. Juni ist Herr Dr. Rohrbach aus der Kap- kolonie wieder zurückgekehrt, und zwar zwei Monate früher, als es angeblich seine Absicht gewesen sein soll. Eine so lange Abwesenheit gerade zu jetziger Zeit würde in der Tat sehr zu bedauern gewesen sein, weil die Farmer, welche in die Tätigkeit und Unpartei - lichkeit des Herrn Dr. Rohrbach als Vorsitzender der Entschädigungskommission volles Vertrauen setzen, es wünschen müssen, daß er die ihm gestellte Auf- gäbe möglichst ohne Unterbrechung zu Ende ^'''rt. Hoffentlich veranlaßt Herr Dr. Rohrbach jetzt die Aus zahlung der vom Reichstage bereits im Februar dieses Jahres bewilligten Entschädigungsgelder." vrutscher Keich. Leipzig, 29. August. * Ter Reichsverband der Vereine der nationallibe ralen Jugend hat jetzt für die 7. ordentliche Ver treter-Versammlung in Stuttgart am 9. und 10. September seine Tagesordnung fest gestellt, aus der wir folgende Punkte herausgreisen: Oeffentliche Sitzung am Sonnabend, 9. September.: „Mittel st andspoliti k". Referent: Reichstags- abgeordneter Dr. H. Nötiger. Besprechung. Oeffent- liche Sitzung am Sonntag, 10. September, Antrag Köln: „Die Reichstagsfraktion wolle dahin wirken, das; als Laienrichter bei den gemischten Gerichten mehr als bisher Männer aller Stände hinzugezogen werden." An trag Frankfurt a. M.: „Die Vertretcrversammlung hält es für wünschenswert, daß sich die jungliberalen Vereine bis zur nächsten Vertreterversammlung mit der Frage der „Wehrstcuer" beschäftigen, und daß diese Frage auf der ordentlichen Vertreterversammlung im Jahre 1906 zur Beratung gestellt wird." „U l t r am o n t a n i s - mus und deutsches Geistesleben". Refe renten: die Herren Rechtsanwalt' Nehe-Köln und Oberlehrer Dr. Boß-Duisburg. Besprechung. * Lcr «esamtvorstand des Verbandes sächsischer Indu strieller kielt, wie unS auS Dre-den geschrieben wird, am Sonn abend eine Sitzung ab, in welcher die Neuausnabme von 253 sächsischen Firmen erfolgte, welche seit der Vorstandssitzung vom 6. Juni dieses IabreS dem Verbände beigetreten sind. Seit dem 1. Januar d. Is. beträgt die Zahl der dem Verbände beigetretenen Firmen 643. Insgesamt umfaßt der Verband gegenwärtig 1950 industrielle Betriebe mit etwa 250 000 Arbeitern. Die Verhandlungen der Gesamtvorstandssitzung betrafen vor allem di« Frage der Begründung einer Gesell schaft zur Entschädigung von Arbeitgebern in Fällen von Arbeitseinstellungen. Ferner nahm der Verband zu der Frage der Ausdehnung der Krankenversicherungspflicht auf die Heimarbeiter, zur Aushebung der Gerrchtsferien und zur Abschaffung der Lohnzahlungsbücher für Minderjährige, welche von den Industriellen ohne Ausnahme als Belästigung empfunden werden, Stellung. Die Frage der Errichtung einer Ver- sicherung für die kaufmännischen Angestellten der Verbands- Mitglieder soll in der nächsten Vorstandssitzung beraten werben. Kür die Landtagswahlen ergab sich völlige Einhellig keit über die vom Wahlausschuß veröffentlichten und bereits früher vom Gesamlvorstand bestätigten Befchlüffe, die auä> in den Kreisen der Mitglieder selbst allgemeine Zustimmung gefunden haben. * Neueste Lieferung. Die „Leipziger Volkszeitung" schließt in ihrer Dienstagnummer die Steglitzer Serie über die „Vor- wärts-Frage" ab. Sie spricht von „wissentlicher Entstellung der Richteriade" und von „raffiniertesterHerausforderung. L L. sei Herrnb'.ll. mit den Bezichten „kalte und trivialeSchimpfereien", „Kraslmeierlum", „inhaltlose Phrasenhastigkeit", „Athleten- lum in Worten" in den Rücken gefallen. Die Klage des „Vorwärts" über die Behandlung seiner Plötzensee-Taktik ;ei ein „Weichsel,ops von Entstellungen und Verdrehungen". Wenn Herr L 16. nicht begreife, daß „auch trotz dieser mil dernden Umstände", ein Gang des RechtSanwaltS Löwenstein rum Iustlzminister Schönstedt mit der Bitte, „in das schwebende Strafverfahren einzugreifen", „juridisch und poli tisch eine große Taktlosigkeit" war, so sei „ihm noch ein Rätsel, was Karl Marx unter einfachem sittlichem Takt verstand". Der Schreiber des Artikels äußert, er „kelle" die „Suppe der sittlichen Entrüstung aus", die X. L. über den Tatbestand ergieße, und endet: „Fassen wir uns zusammen! DaS eine der Parteiverbrecheu, die wir begangen haben sollen, besteht in einer Beschwerde, von deren Berechtigung L. L. selbst so durchdrungen ist, daß er sie den Lesern des „Vorwärts" nicht einmal mllzuteilrn wagt, daS andre aber darin, baß wir einer lebhaften Anerkennung des „Vorwärts" und seiner im Plövenseeprozeß angeklagten Redakteure den leisen Borbebalt hinzugefügt haben, diese Redakteure hätten für die VergletchSverbandlungen lieber nicht einen bürgerlichen Advokaten bevollmächtigen sollen, der sich durch sei« Anti chambrieren bei einem preußischen Minister in eben vieler Sache juridisch und politisch bloßgrstellt hatte. UnS genügt, daß wir in beiden Fällen di« Urberlieserungeu der Lassalle, Marx und Engel» durchaus fachlich gewahrt haben." An anderer Stelle bekundet der Schreiber, er gehöre „noch jener altväterischen Zeit an, wo die ganze Partei durchdrungen war von Lassalles Wort, daß die Unabhängig keit von derjenigen öffentlichen Meinung, die kapitalistische Tintenkulis fabrizieren, die erste Vorbedingung fei, etwas Tüchtiges für die Arbeiterklasse zu leisten, wo auf alle Kapriolen dieser Kulis Htpfifstu jg Parteisachen weder nach der Musik der „Täglichen Rundschau" noch nach der Musik der „Kölnischen Zeitung" getanzt wurde." Der Seitenhieb gilt Herrn v. Vollmar. * Ter Stapellauf auf der Werft „Vulkan". Das Wolffbureau gibt über die Festlichkeiten in Stettin den folgenden Bericht aus: Der Kaiser und dieKaiserin, der Kaiser in Generalsuniform, trafen heute vormittag 11 Uhr 35 Min. auf dem hie sigen Bahnhofe ein, begaben sich an Bord des bereit liegenden Stationsschiffes „Carmen" und fuhren zur Werft des Vulkan. Das Wetter war trübe. Am Bahn- Hofe waren anwesend, der Oberpräsident Freiherr v. Maltzahn und der kommandierende General v. Langenbeck. Im Gefolge der Kaiserin befanden sich die Hofstaatsdame Gräfin Keller, die Ehrendame Gräfin zu Eulenburg und Kammerherr v. Behr- Pinnow; im Gefolge des Kaisers General v. Plessen, Graf Moltke, Flügcladjudant Major Neumann, Ober hofmarschall Graf zu Eulenburg, Leibarzt Dr. Niedner, der Chef des Zivilkabinetts v. Lucanus, der Chef des Militärkabinetts Graf v. Hülsen-Häseler und der Stellvertreter des Chefs des Marinekabinetts Kapitän v. Krosigk. Auf der Fahrt von Berlin nach Stettin hörte der Kaiser den Vortrag des Grafen v. Hülsen-Häseler. Auf dem Festplatze der Werft «Vulkan" hatten sich die Spitzen der staatlichen und städ tischen Behörden, der Aufsichtsrat und die Direktion der Hamburg-Amerika Linie, der Aufsichtsrat und die Direktion des „Vulkans", Bürgermeister B u r ch h a r d - Ham- bürg, Damen, viele Offiziere und Ehrengäste versam melt. Die Arbeiter der Werft hatten auf und neben dem riesigen Schiffsrumpf des neuen Doppelschrauben- Schnelldampfers Aufstellung genommen. Die Ehren kompagnie stellte das Grenadier-Regiment Nr. 2. Der Kaiser schritt die Front ab und begab sich mit der Kaiserin, dem Gefolge und den Ehrengästen auf die Taufkauzel. Bürgermeister Burchhard hielt die Tauf- rede. Die Kaiserin zerschellte eine Sektflasche am Birg des Schiffes mit den Worten: „Ich taufe dich Auguste Victoria". Hierauf begaben sich die Majestäten zur Ablaufkanzel. Der Stapellauf ging unter den Hurrarufen der Anwesenden glatt und glänzend von statten. Die Majestäten zogen noch eine Reihe von An wesende ins Gespräch, der Kaiser besonders den Generaldirektor Ballin, und begaben sich auf der „Carmen" zur Stadt zurück. Von der Anlegc stelle der „Carmen" bis zum Generalkommando ani Känigstor bildeten die Truvpen der Garnison Spalier, zuletzt auch das Kürassierregiment „Königin". Der Kaiser nahm vor dein Generalkommando den Vorbei marsch der Truppen ab und frühstückte mit der Kaiserin beim kommandierenden General v. Langenbeck. General- direktor Ballin erhielt die Brillanten zum Stern des Kron en-Ordens II. Klasse und Geheimer Kommerzienrat Schlutow -en Stern zum Roten-Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub und der Krone. Dem Stapcllaufe wohnten auch -zahlreiche hier angekommene Fremde bei, darunter 1200 Mitalieder der Provinzialgruppe Berlin-Mark Brandenburg des Deutschen Flotten vereins, die unter Führung des Hauptmanns Roeper heute im Sondcrzuge eingetroffen waren. Der Flottenvercin mußte wegen des Platzmangels etwa 1000 Anmeldungen zurückweiscn. Hauptmann Roeper wurde von den Teilnehmern an der Fahrt des Flotten- Vereins beauftragt, das nachstehende Huldigungstele gramm an den Kaiser abzusenden: „Eurer kaiserlichen und königlichen Majestät jubeln 1200 Mitglieder der Provinz'algruppe Berlin- Mark Brandenburg des Deutschen Flottenvereins, die
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite