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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050711026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905071102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905071102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-11
- Monat1905-07
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Anuahmeschtutz für Auzetieu: Abend-Ausgab«, vormittag« 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« au die Expedition zu richten. Vxtra-Veilage« mar mit der Morges« Au-gäbe) nach besoudrrer Vereinbarung. Die Erpedttto» ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Put- tu Leipzig (Inh. vr. B„R. ch W. «linkhardt). Herausgeber: vr. Victor Mtrekhardt. Nr. 348. Var UNchtsgrte vom Lage. * Die gestrigen Wahlmännerwahlen zum bayeri schen Landtage brachten dem Zentrum einen großen Erfolg. (S. Polit. TgSsch.) * Das englische Oberhaus hat gestern eine Resolution für die Berst ärkung der Land armer angenommen. (S. Ausland). * Die rumänische Regierung hat über die Behand lung des „Potemkin" eine Zirkularnote versandt. (S. den Artikel.) * In Elisabetpol meutert ein russisches Regi ment; in Batum herrscht Aufruhr. (S. den Artikel.) * Für den Bau de- Panamakanals werden 2000 Italiener, Chinesen und Japaner angeworben. (S. Ausland.) kpilog. Tie große Schlacht um Herrn Jean IaurdS, die spä- teste und schönste Verkörperung von Sardous „Naba- gas", hat ausgetobt, und selbst der „Vorwärts" beginnt jetzt wieder, am Bilde seines neuen Verlegenheitsgötzen die Flecken wahrzunehmen, die er vorher so gern aufge zeigt batte. ES ist viel, wenn die Redaktion des Zentral- organs heute schon sich erinnert, daß sie das von Herrn Iaurds geweihte Redeverbot gegen den Abb4 Delsor ein« mal als „überaus mißbilligcnSwert" verworfen hat. Indessen, man wird den Import mit künstlichen Mitteln gebrauchsfähig erhalten, so lange der Import ge lingen mag. Selbst die „Leipziger Volkszeitung" ringt es sich ab, den Majoritätskoch, den Bewilliget der Ge- Heimkredite, zu schonen. Sie schreibt: „Ta Genosse Iaurds in diesem Falle das Unglück hatte, der Ge schmeichelte zu sein, so hätte vielleicht ein etwas frische rer Wind durch seine Antwort gehen können. Jedoch spricht sie das Notwendige mit einem Takt und einer Würde aus, die durchaus anzuerkcnnen sind." Eine Ge fährdung der Legende wäre inopportun, und man dient ihr nach der Art der überzeugten Opportunisten. Der Zweck ist also klar, nicht minder klar jedoch die Nichtig« leit des ganzen Lärmens, dessen internationale Folgen sich auf eine einzige beschränken, auf das sonderbare Novum, daß ein Botschafter eine Kommission erhalten hat. Ivie noch nie ein Diplomat amtlich sie erhielt. Fürst Radolin ist bei der Negierung der französischen Re publik akkreditiert; und zu Herrn IaurdS mußte er geben. Lieser „exzeptionelle" Fall ist denkwürdig; alles andere war gegenstandslos, die Besorgnis des Reichs- lanzlers, die den Erlaß diktierte, wie die sinnlose Kon ferenz, die er verhindert hat. Nur über die Rede selbst sind wenige Worte vielleicht nötig, über die Illusionen, die sie zu verbreiten sucht, über die Zwiespältigkeit und (-tesäbrlichkeit ihrer Beteuerungen. Herr Jean JaurL-s hat seine Forderungen an das brutsche Kaiserreich und die Rechte, die er ihm zugcsteht, bisher dreimal formuliert, dreimal als Anwalt der künftigen gambettistischen Negierung, die er schaffen will, und dreimal mit der Sucht, in Deutschland gehört zu werden, neue Bedingungen den Nachbarn jenseits des Rheins zu übermitteln. Tie drei Formulierungen passen nicht zusammen: denn der Olympier ist wandel Dienstag 11. Juli 1905. 89. Jahrgang. bar, in Widersprüchen befangen, die sich, auch wenn er nicht die Macht behaupten müßte, aus seinem konfusen geistigen Wesen erklären würden. Er war von 1888 bis 1889 Mitglied des „linken Zentrums", votierte gegen die Begnadigung der Kommunarden und für das Kultusbudget, ganz wie irgend eine Leuchte der Ne- gierungSrepublikaner; erst nachher wurde er vom deut schen Hegeltum erfaßt, das er dann in seiner lateinischen Doktorschrift mit dem französischen Humanitarismus zu der ihm eigenen, geschwätzigen Religiosität vermengt hat. Am 23. Januar 1903 eroberte er den Applaus der vom Völkerglück, von protektionistischen Seidenzöllen, und von der Jagd auf die Pfaffen träumenden äußersten Linken, indem er als Stentor rief: „Frankreich bedarf keiner neuen historischen Zeugnisse für seine Opfer freudigkeit und seinen Mut, und wenn es ihm morgen in einer klaren Erkenntnis der Zukunft gefällt, in den großen Menschheitsfricden einzutreten, so schleppt eS nicht die Last demütigender Erinnerungen mit sich. Selbst wenn die Kriege von 1870, wie wir eS hoffen und wollen, die letzten Kriege zwischen Frankreich und Deutschland bleiben, so strahlen sie einen solchen Herois mus aus, daß wir ohne Bedenken über dieser schmerz lichen, aber großen Seite das verhaßte Buch des Krieges schließen dürfen." Dies war, unter der unausbleiblichen Berufung auf Gambetta, der Verzicht auf die Revanche, die Bestätigung des Frankfurter Vertrages. Am 10. November 1904 las Herr IaurdS eS anders; damals war das von ihm gestützte Denunziantenministerium morsch, die Majorität für Combes lief auseinander, Herr JauröS verlor den Boden unter den Füßen, und es dünkte ihn klüger, die Bestätigung dcS Frankfurter Vertrages zu widerrufen. Er wandte sein Pathos gegen Deutschland auf, als dessen Agent er den Erben Roche forts gegolten hatte, und redete wie Herr Camille Pelle« tan, der als Marineminister, des süßen Weines voll, sich über die „Barbarei GermauienS" erbost hatte. .Er verteidigte das Abkommen Lelcassös mit England und beschuldigte im Gegenteil die deutsche Diplomatie der Selbstsucht. Erst dann, wenn sie davon abstehe, werde Frankreich „Deutschland keine Vorfrage zu stellen" haben. Und Herr Iaurds fuhr fort: „Ich will damit nicht sagen, daß wir daS vor 34 Jahren vergewaltigte Recht preisgeben sollen. Meine Freunde und ich wollen aber nicht von den Zufälligkeiten der Gewalt die Sühne der Vergewaltigung und die Erfüllung des Rechts fordern. Das war auch die Politik Gambcttas, der trotz seines beharrlichen Betonens deS nationalen Rechts jeder Unklugheit und jeder Ungeduld abgeneigt war." Die dritte Formulierung, das Evangelium, daS in der Berliner Hasenhaide einer deutschen oder zumeist deutschen Hörerschaft verlesen werden sollte, wäre eine Vereinigung der beiden Kammermanifestationen ge wesen. Sie wiederholt die monotone Technik, worüber der Rhetor Iaurds verfügt, und auS deren sich wälzen dem Schwall nur die häufigsten Metaphern, die Bilder von den sich begegnenden Lokomotiven, vom platzenden Luftballon, emportaucheu. Der intellektuelle Wert ist offenbar fragwürdig, obwohl das für uns Deutsche erhabene Motto der Schillerschen Glocke, obwohl ein Appell des PhilosophieprofcssorS an die von Nietzsche dargestellte „geistige Elite" Zeugnis davon ablegen, daß das Evangelium der Gerechtigkeit und des Friedens in andere Gewänder, als es sonst trägt, gehüllt werden sollte. Das Ziel ist nicht erreicht worden; Herr Jaurds ist Nabagas geblieben. Er nennt, ein blindwütiger Rationalist, trotz Achilleus und Hektor, den Krieg eine „Form des Kapitalismus", er macht, um nicht als Proudhonjünger verschmäht zu werden, und um die höchste lokale Autorität zu ehren, vor Marx und dem historischen Materialismus eine linkische Verbeugung; aber aus dem Zögern fällt er um so schwerer in die gam- bettistische Melodie zurück Er erklärt, daß dem Bünd nis zwischen Frankreich und Rußland „keine entschei denden Gründe entgeqcnzusetzen" waren, erklärt, daß Frankreich „im ersten Moment" die Interessen nicht überschauen konnte, die Deutschland in Marokko haben mochte, und preist die Freundschaft der Republik mit England: werde die Aufkündigung des Abkommens verlangt, so werde Frankreich unbeugsam dastehen. Der Passus über den Frankfurter Vertrag war vorsichtig; er wäre im Sinne der Rede vom 23. Januar 1903 zu interpretieren, aber auch die populäre Fassung vom September 1904, der populäre Vorstoß gegen das selbst« süchtige Deutschland ist damit vereinbar. Die Hörer schaft in der Hascnhaide hätte die Bizarrereien nicht gemerkt. Was weiß sie von dem Manne, der wie ein Diktator Herrn Combes befahl, die Grenze für den verbannten Löroulede aus einige Stunden zu öffnen, weil Herr Jaurds persönlich interessiert war; was weiß sie von diesem Fremden, der ihr als Btuder aufgeredet werden soll! Vie krtzlSiMg siouvierr. AuS Paris wird heute gemeldet, daß für die über- morgen anstehende Marokkodebatte in der Kammer Cochin und Preneus 6 sich als Redner cinschreiben ließen. Fürst Radolin hatte wegen einiger Forma lien noch eine kurze Unterredung mitRouvier. Man erwartet, daß sich Madrid noch zum Wort melden wird. — Die Pariser Morgenblätter kom- mendiercn die gestrige Erklärung Nouviers. DaS „Echo de Paris" hat eine Anzahl politischer Persönlichkeiten über daS französisch-deutsche Abkommen interviewt. Die früheren Minister Leygues und Caillaux lehnten cs ab, ihre Eindrücke mitzuteilen. DaS Mitglied der französischen Mission für Berlin, Arago, erklärte, es sei unmöglich gewesen, etwas Besseres von den Ver handlungen zu erwarten. „Dadurch, daß wir an der internationalen Konferenz teilnehmcn", sagte er, „wissen wir, wohin wir gehen, denn die deutsche Negie rung hat begriffen, daß es für uns notwendig ist, legi time Garantien zu erhalten, und der vor der Kammer mitgeteilte Meinungsaustausch gibt uns die Genug- tuung, zu der wir berechtigt sind." In der „Humanits" erklärt Jaurös, die ministerielle Erklärung sei die beste Lösung der Schwierigkeiten und könne als end gültige Beilegung des diplomatischen Zwischenfalls be trachtet werden. Llemenceau schreibt in der „Aurore", Nouvier habe kluger Weise die Sache aus dem bodenlosen Gestrüpp gelöst, in welchem sie sein Vorgänger gelassen hatte. Das Ergebnis gereiche ihm zur Ehrs; Freund und Feind müßten es sich angelegen sein lassen, dies anzuerkennen. Die Note lasse das französische Abkommen mit anderen Mächten unberührt. Frankreich habe auch an diesem Hauptpunkte nicht rütteln lassen können, den» keine französische Negierung hätte geduldet, daß das Ausland in irgend einer Form diese Abkommen störte. Ter „Gaulois" schreibt dagegen, er könne eie Erklärung Rouviers nicht billigen; man mnisc sick fragen, ob der jetzige Kabinettschef in der durch seinen Vorgänger geschaffenen Lage nicht die Mittel besaß, ei i günstigeres Resultat zu erzielen. Die „Libre Parole" spektakelt, der marokkanische Zwischenfall sei für Tcul ch land eine Gelegenheit gewesen, Frankreich auf den Puls zu fühlen, um festzustellen, ob es noch Rückgrat besitze und noch eines weiteren Widerstandes fähig sei. Der Krieg, der wegen des Zwischenfalls nicht ausbrach, weil Deutschland das Spiel als des Einiatzec' nicht wert betrachtete, werde unfehlbar nach dem Tode des jetzigen Kaisers mit mathema tischer Sicherheit ausbrechen. Die offene Hintertür. Der Pariser Korrespondent des „Berliner Tage blatts" ist aufmerksam geworden. Er schreibt: Viel leicht kann man finden, daß in einem Punkte die Er klärungen Nouviers nicht völlig dem Wortlaut der ausqetauschten Briefe entsprechen. In den Briefen ist nur gesagt, Deutschland werde auf der Kon ferenz nichts tun, was den geschlossenen Verträgen widerspräche, soweit diese Verträge mit gewissen Grund prinzipien in Harmonie ständen. Nouvier dagegen sagt m seinen Erklärungen, Deutschland wolle gegen die Ver träge Frankreichs mit England und Spanien über haupt nicht Einspruch erheben. In den Unter redungen zwischen Nouvier und dem Fürsten Nadolin war von Seiten des deutschen Botschafters speziell der Standpunkt vertreten worden, daß die beiden Verträge in den offiziellen Dokumenten nickst genauer erwähnt werden sollten (was auch nicht geschehen ist). Es war aber auch betont Warden, daß Deutschland die in den Verträgen enthaltene Beschränkung der Handelsfreiheit auf dreißig Jahre nicht anerkennen könne. Dieser Widerspruch zwischen den offiziellen Dokumenten und den mündlichen Erklä- rungen Rouviers hat natürlich schon darum nur ge- ringe Bedeutung, weil in diplomatischer Be ziehung nur die offiziellen Dokumente existieren. Seivalttaten in Wrrlsnck. Vie Aapitulatien be» „petenikin". AuS Wien wird gemeldet, daß die rumänische Re gierung an die diplomatischen Vertreter eine Zirkular note mit genauer Darslellu»b der Uebergabe de« „Potemkin" gerichtet hat. Auch hat sie die Vertreter angewiesen, ihren Kabinetten davon Kenntnis zu geben. Nach einem Telegramm aus Bukarest daiilte der Kontreadmiral BesarabeSki bei der Uebernahme des „Polemkin" im Namen des Zaren dem Könige Carol. Der russische Geschäfts träger sprach dem rumänischen Minister de- Aeußern de« Dank der russischen Regierung sür da- Vorgehen der rumänischen Negierung au§. Das Panzerschiff ist, wie einer unmittelbaren Depesche au- Constanza zu entnehme» ist, früh 40 cm unter den Normalstand gefunkt«. Es hat sich herausgestellt, daß die Mannschaft vor dem Verlassen das innere Ventil geöffnet hat, ko daß daS Wasser eindranß. Dieses wird jetzt aus gepumpt und das Schiff wieder flott gemacht. — Nach der „N. Fr. Pr." wurde eine religiöse Feier von einem russischen Popen auf dem Flaggenschiff »-gehalten, das Schiff neu einsegnet. Jeder ^ffljier, vom Admiral angesangen, und jeder einzelne Mann der Mannschaft küßte daS vom Popen gehaltene Kreuz. Jeder schwor dem Zaren Treue und wurde gesegnet. E- wurden zwei weitere Torpedoboote am Horizont sichtbar. Durch Signal« vom Admiralsschiff wurden dies« sofort zurück- gesandt, um andere nachkommende russische Schiffe zurückzuhalten, da jetzt deren Herkommen zwecklos ist. — Der Anführer der Rebellen, Matuschenko, ist ein einfacher Matrose und trägt auch Matrosen- Feuilleton. is j Die beiden HaUermunds. Von A. Dom. «ochdrn« v-rbot«». Vor Lonis Augen breitete sich üppig grüner Rasen aus, auf dem dickstämmige Palmen standen, deren Wedel sich bis auf die Erde neigten. Gigantische Aurakarien, dunkle Kakteen, blühende Myrten und Kamelien wech selten in reichhaltiger Fülle, Efeu schlang sich bi» in die höchsten Zweige der Bäume und -ie blaue Blüten traube der Wistaria spannte sich in üppigem Gewinde von Baum zu Baum. Traumhaft hingen bi« schwer duftenden Marsck>all Niel-Nosen am hellgrünen Ge sträuch, der feine Duft der weißgelben Frisia» und der herb erfrischende Geruch glutroter Nelken mischte sich be- täubeird ineinander. Und überAll murmelten di« kristall- klaren Gewässer deS schmalen Bächlein», das burch den Park sich wand und in Teichen sich sammelte, wo silber glitzernde Fontänen lustig bi» in den blauen Himmel ihren Funkenregen sprühten. Goldene Frucht und schneeige Blüte hingen an den Orangebäumen, der leise Morgenwind sandte einzelne der stark duftenden Blüten zu den Füßen deS träumenden Mädchen». — — — Plötzlich fuhr sie, leicht erschreckt, zusammen. Mit ihrer Einsamkeit war eS vorbei. Durch da» dicht» Ge büsch spähend, sah sie die Gräfin, deren weiße» Gewand sich schimmernd von den Rasenflächen abhob. Sie ging sehr langsam, und wie e» Loni schien, suchend, nach allen Seiten blickend, als erwarte sie jemand. Loni huschte, ohne sich zu bedenken warum, au» der Laube und versteckt« sich dahinter, mit klopfendem Herzen hoffen-, daß die Gräfin vorüberschreiten möchte. Aber die Gräfin, welch« ein in rotem Samt ge- bundenes Gebetbuch in der Hand trug, ging nicht vorüber, sondern trat nach kurzem Besinnen in die Laube, und setzt« sich auf denselben Platz, den Loni soeben ver lassen. DaS arme Mädchen, vom undurchdringlichen Ge- ftrüpp wohl genügend versteckt, wagte dennoch vor Angst kaum zu atmen, noch weniger sich zu bewegen, um sich nicht zu verraten, benn nun schämte sich Loni grenzenlos ihre» Verstecken». Tie war nahe daran ei» aufzugeben, mit einer Entschuldigung hervorzuireten, aber e» war zu spät, denn zu ihrem namenlosen Erstaunen trat jetzt in den Laubeneingang «in Herr und zwar niemand anders, al» der junge österreichische Diplomat. Loni erkannt« ihn sofort wieder. Diese» dunkel« Gesicht mit den wilden, begehrlichen Augen, in denen doch wieder ein« gewisse Gutmütigkeit lag, diese schlanke, jugendlich elastische Ge stalt, war ihr ganz getreu im Gedächtnis geblieben. Die Gräfin sah so hold und mädchenhaft au» in dem schmiegsamen Kleide au« weißer Libertyseide. -in kostbarer Silberfuchspelz ruht« auf den zarten Schultern und ein grober veilchenstraub steckte in ihrem Gürtel. Ihren Lippen entfuhr ein leiser, glücklicher Schrei, ihre ausgestreckten Hänb« zogen den Mann «r sich heran und sie küßten sich, und küßten sich immer wieder, in selbstvergessender, taumelnder Seligkeit. Und hinter der undurchdringlichen, Lichten Hecke stand Loni mit brennenden Wangen und hämmerndem Herzen. Scham, Furcht, Zorn drängten ihr die klaren Tränen in di« Augen. Da stand sie, als Lauscherin, und könnt« nicht von der Stelle. Und dazu kam nun noch die Angst um all da» Geraschel und Gewisper unter ihren Füßen, die Eidechsen und Frösche und anderes huschende Gewürm. Sie nahm ihr schwarze» Kleid, so eng und so hoch sie konnte, zusammen, biß di, Zähne aufeinander und fühlte den Angstschweiß über die Stirn rieseln. Die beiden setzten sich, dicht aneinandergeschmisgt, nieder, die weiße, überaus zarte Hand der Gräfin lag in der seinen. „Du hast meinen Brief erhalten, dlara mial" fragte er. Sie macht« ihr« Hand frei und nahm seinen Kopf in beide Hände. „Gewiß habe ich, mein JanoS. Aber höre, du überzeugst mich nicht, nein, gar nicht! Ist deine Lieb« so groß und allüberwindend al» die meine, so ist nicht» zu viel, hörst du wohl, nicht», wo» du nicht für mich und unsere große Lieb« tun kannst. Also muht du einwilligen, tzanot! Steh! ich komme ja doch zu dir! Und mein Bub, mein Ditti, ist ein Stück von mir, ich lasse ihn nimmer. Janos, so bedenk« doch! — — — —* „Mara, du süßer Unverstand! Da« du willst, ist ganz unausführbar. Ditti gehört nicht dir allein, er ist " „Ich weiß, ich weiß", unterbrach ihn die Gräfin un geduldig. „Aber bi« Mutter hat -och di« ersten Rechte, und die lasse ich mir nicht nehmen! Janos, ich bin ja so reich, in Mexiko liegen die großen Guter, und mein mütterliches Erbe und Vermögen gehört unantast- bar mir allein. Alles, alles teile ich mit dir, aber Ditti muß mit uns, vorläufig, Jans», seine Kindheit gehört doch mir!" „Du glaubst doch selber nicht daran, Laß der Vater nicht alles aufbieten wird, seinen Sohn zurückzuver langen I" rief Janos gereizt. Sie zuckte die Schultern. „Bah, daS fürchte ick nickt. Sind wir erst so weit fort, ist mir mein Sohn sicher, und im Kloster bewachen sie mir ibn gut, den Jesuiten ent reißt man so leicht nichts!" „Aber Ditti ist protestantisch!" rief er ganz entsetzt. „Nun ja doch! Wenn er alt und verständig genug ist, mag er frei wählen!" „Das heißt, Lu gibst ihn den Jesuiten zur Er ziehung. Und kennst Loch Len Ausspruch der Jesuiten: .Gebt mir daS Kind und macht mit dem Manne, was ihr wollt!' O, Mara, laß ab davonI!" Sie riß ihn beinahe wild an sich. „JanoS, liebst du mich!?" E» zuckte wie Ungeduld und Verdruß über daS dunkle Gesicht des Manne». „Du weißt cS.Nara! Und du weißt auch, daß du mich zu deinem Sklaven machen kannst, du Zauberweibl Dennoch, ick warne dich, ziehe deine« Sohne» Schicksal nicht in da» unsere!" Sie sprang auf. Ihre zarte Gestalt bog und wand sich, die weißen Finger krallten sich förmlich zusammen.
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