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Dresdner Nachrichten : 05.04.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187704051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770405
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-04
- Tag1877-04-05
- Monat1877-04
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.04.1877
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Rr. SS »«»«>» vlert-liS^v. »ufl»» 32000 »nl. Für die Mtck-edr rin^» laudier Manusrridi« »acht sich die Nedactt«» »ich« »erdiuditch. Inserat,«»«„nähme aul» »itrt»- Laas,ul«»»» und tn ü»>nburg, U,r> U». «Nc«, Lklpü». tiascl, vretlau, ssrankfurt a. M, Donnerstag, ». April. -SsVÄS^ " Tagevkatt für Politik, Hlnlerhaklung, Geschäftsverkehr. ^ ME Mrsenöericht und Iremdenliste. "" L'o».'t,"Par"L ^ ^ Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch H Neichardt in Dresdm. Verantw. Nedacleur: Fr. Goe-sche in Dresden. XXII. Jahrgang. Inserate meide» Marten» ttra», I» di» Ad.» Uhr anarvanime». Eonnla»» »ta MU««,» »» Uhr. I» rikuftadl: arohe Nirsler. ' «asie i b'i Nachm.0 Uhr. — Der Nauin einer ein spaltigen PeUtzeNe lastet lL Psge. »inaelaudt di« Zeile dl» Psge. kine Garantie s!lr dal nachsllLaige Erscheine» der Inserate wird nicht ge geden. Au-wSrttge Annoncen« Aul trage von uns nnde» tonnte» tztluic» und Per sonen injkulcn wir nur gegen Prä»»,ncra»»«« Zahlung durch Brtes» n,arlen oder Postcinzah- lung. Acht Enden losten IS Plae. Inserat- suk die Montag-. Nununer ober nach elneui sscsttagl die Pentzene 2t) Psge. Mitrebacteur: vr Ilm II Für da- Aeuilleton: Li»«lHoi« Hart»»»««. PolttischeS. Bismarck'» EntlaffvngSgesuch, am 1. April gestellt, war fein Aprilscherz, sondern bitterer Ernst. Die Ueberraschung der Welt war Anfangs groß genüg, um die erste Kunde von dem folgen schweren Entschlüsse des Fürsten-Reichskanzler nicht für Wahrheit zu nehmen. Es handelt sich jedoch nicht etwa um eine Aprillaune, sondern Bismarck wichlte seinen 62. Geburtstag, um den Kaiser zu bitten, ihn von seinen Amtsgeschäften zu entheben. Alle jetzigen Dementis ändern-nctn dieser bedeutsamen Thatsache nichts. Fürst Bismarck empfing an seinem Geburtstage den Glückwunschbesuch des Kaisers, des deutschen Kronprinzen und des Großherzogs von Baden. Dabei wurde wenigstens so viel erzielt, daß der Kaiser das EntlassungSgesuch nicht annahm und Bismarck es auch formell zurückM? Wohl aber erbat und erhielt der Fürst einen Urlaub auf ei» ganz!» Jahr, wenn auch in dem Augenblicke, wo sich dieseZeilen unter der Hand eines Jüngers Gutenberg's von Schreibschrift in Druckschrift umwandeln, die betreffende kaiserliche Cabinetsordre noch nicht erflossen ist Selbstredend schwebt auf Aller Lippen die Frage: Was ist vorgegangen? Man wußte, daß sich der Kanzler auch in diesem Sommer nach dem Schatten seiner Varziner Buchen sehne, daß eventuell eine Soolbädetkur in Kissingen auf dem Neper- joir stand; Drohungen mit dem Rücktritte sind auch, wenigstens dem Reichstage gegenüber, nicht ungewöhnlich gewesen. Aber ein Aäiou pvtil- toujours, ein fester Entschluß, sich von den Geschäf ten zurückzuziehen, Das kam unerwartet. Das Warum? des Entschlusses ist leicht zu erklären. Ohne Absicht erging sich der Fürst gewiß nicht in bciveglichen Klagen über die „Frictionen", denen er bei dem „versammelten Kriegsvolke" des BundesratheS ausgesctzt sei. Hierzu kam der Sieg Leipzigs über Berlin und die auffällige Zurückhaltung Bismarcks in dieser Frage. Sein Stuhl blieb im Reichstage bekanntlich wahrend der „Schlacht um Leipzig" unbesetzt. In specifisch preußischen Kreisen wird ihm diese Zurückhaltung sehr verdacht, und ein bitterer Niederschlag die ser Verstimmung blieb in der Retorte zurück, in welcher Graf Eulen burg allwöchentlich einmal unter dem Namen „Provinzial-Corre- spondenz" die Anschauungen des specifisch preußischen PartikulariS- muS destillirt. Man scheint in letzteren Kreisen zu glauben, daß Bismarck wirklich cs in seiner Hand gehabt hätte, Leipzig zu schla gen. Andere Ortskundige verneinen dies. Jedenfalls aber hat die Affaire Stosch dem Faß den Boden auSgeschlagcn, namentlich die Art, in welcher sie zur Erledigung kam. Der Kaiser mochte sich nicht von seinem Stosch trennen, der Kronprinz wollte von dessen Sturze nichts wissen. Fürst Bismarck fand in der überaus gnädigen Zurückberufung Stosch's nicht seinen Anschauungen die ent sprechende Rechnung getragen. Was sonst noch den Kanzler bewo gen haben mag, auf seine Entlassung zu dringen, erlasse man uns des Weiteren auszuführen. Die Beobachtung wird jedoch von Vielen getheilt, daß sein Stern bereits den Zenith erreicht habe. Sehr entscheidend für die fernere Entwickelung der Kanzlerkrisis wird es sein, ob Fürst ViSmarck während seines Jahresurlaubs sich von allen Geschäften des Reichskanzlers und preußischen Minister Präsidenten zurückzieht oder Reichs- und Staatsgeschüfte so betreibt, wie er es bisher zu thun pflegte, wenn er von Varzin aus nach sei nem Ermessen sich daran beteiligte. Gerade jetzt, diesem Bedauern geben wir freimüthigen Aus druck, bedauerten mir den Rücktritt des Kanzlers umsomehr, wenn es sich bewahrheitete, daß Camphauscn die Leitung der inneren Reichs-Angelegenheiten anvcrtraut erhielte. Nach mancherlei Schwankungen und mehrfachem Zögern hat sich Bismarck von den volkSwirthschaftlichen Lehren der Freihandelsschule und Manchester- Partei zurückgezogen nnd zu entsprechenderen Anschauungen bekannt. war ihm nicht entgangen, bis zu welcher Tiefe diese Lehren den Volks-Wohlstand Deutschlands zerrüttet haben. Es leuchtete Denen, die ein Herz für das Wohlergehen ihrer Landsleute, die Blüthe der deutschen Industrie haben, die sichere Hoffnung auf, daß des Fürsten Bismarck mächtige Person in jenem Lager zu finden sein werde, das eine Reform der volkSwirthschaftlichen Gesetze, eine Reorganisation der Zoll- und Steuer-Verhältnisse auf ihre Fahnen geschrieben hat. Zieht sich der Kanzler jetzt auch nur auf ein Jahr zurück, so treten naturgemäß die allseitig als nothwendig erkannten wirthschaftlichen Reformen in den Hintergrund. Don Camphausen, dessen radikale sreihändlerischcn Ansichten bekannt sind, ist eine Umkehr nicht zu er warten. Nur Diejenigen jubeln über den neuen Vice-ReichSkanzler, die immer noch nicht belehrt sind, daß der nothleidendcn deutschen Industrie nicht mit den schönen Reden der Freihändler geholfen werden kann. Sollten jedoch Jene recht behalten, welche in dem einjährigen Urlaube nur den Vorläufer eines definitiven Rücktrittes sehen, den man jetzt nur nicht öffentlich perfekt werden lassen will, so änderte sich das Bild wohl in kurzer Zeit. Zu einem Reichskanzler gehört noch eine andere Persönlichkeit als die des Herrn Camphausen. Wohl wird das kaiserliche Handschreiben, daü den Marineminister Stosch zurückberief, niemals ganz und seinem Wortlaute nach bekannt werden. Aber über kurz oder lang wird es an den Tag kommen, ob der einjährig-unfreiwillige Urlaub, den sich Fürst Bismarck auf- crlegen zu müssen glaubt, damit endet, womit so viele einjährig Freiwillige ihre Dienstzeit schließen, mit der Bestallung als Reserve-Offictere. Reneste Telegramme der „Dresdner Nachrichten". Berlin, den 4. April. Die „Prov.-Corresp." schreibt: Der Reichskanzler, besten Gesundheit in Folge seiner aufreibenden, an strengenden Thätigkcit in letzterer Zeit von Neuem schwer ange griffen ist, gab dem Kaiser den dringenden Wunsch zu erkennen, von seiner amtlichen Stellung im Reich und in Preußen entbunden zu werden. Obwohl ein cndgiltiger Beschluß von Seiten des Kaiser»' hierüber noch nicht vorlicgt, darf es doch als wahrscheinlich gelten, daß dem Reichskanzler ein längerer Urlaub unter vollständiger Ent bindung von aller Betheiligung an den Geschäften crthcilt wird. Demzufolge soll die volle Vertretung desselben, einerseits für die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten, andererseits für die Oberleitung in den inneren Reichs Angelegenheiten zugleich in deren Zusammenhang mit dcr preußischen Staatsregierung angeordnct werden. Der Reichskanzler wird voraussichtlich sich baldigst nach Lauenburg begeben. Das Blatt bestätigt, daß der Kaiser am 24. April dem Jubiläum des Großherzogs von Baden beiwoh nen wird. LocalcS nnd Sächsisches. — I. Maj. die Königin Carola widmete gestern der königl. Kunstgewerbeschulc, resp. der Ausstellung vonSchülerarbciten und der Bibliothek daselbst, geleitet von Herrn Prof. Grass, einen längeren Besuch. — Zum dritten Male binnen wenigen Wochen passirte gestern die dichtgefüllten Straßen Dresdens ein Lcichenbcgängniß von einer imposanten Ausdehnung, wie sie wenigen dieser ernsten Feierlichkeiten zu Theil wird. Nach der Mutter Simon und dem unvergeßlichen Julius Otto begrub gestern Nachmittag Dresden seinen Oberbürgermeister Pfotenhauer unter einer beispiel losen Theilnahmc, die das beste Zeugniß von seiner Popularität war. Welche Straßen auch der Zug von dem Trauerhause auf der entfernten Leubnitzerstraße an, über den Vismarckplatz, am Rathhause vorbei, über den Neumarkt bis zum weiten Kirchhof passirte — sie alle waren von dichten Menschenmasscn besetzt. Alle Fenster der durchzogenen Straßen, die Omnibusse und Droschken auf den Plätzen zeigten sich mit Theilnehmenden und Neugierigen garnirt. Trotzdem hörten wir vielfach das Bedauern aüssprcchen, daß eine sich vondemüblichenHerkommcnabhebendeTrauerfeicr,offi ziell von der Stadt veranstaltet, etwa in einer Kirche oder in der Art, daß der Stadtrath den Zug am Nathhausc erwartet und auf offenem Markte eine Ceremonie vorgenommen hätte, nicht zu ermöglichen war. DaS Zimmer, in welchem der Verewigte unter Palmrn geschmückt aufgebahrt lag, war schon am ganzen Tage nicht leer geworden von Leidtragenden. Die Züge Pfotenhauer'S zeigten sich durch den Tod in keiner Weise entstellt; Milde und Herzensgüte leuchteten noch immer aus den verklärten Zügen des edlen Tsidten. Vor dem Trauerhause hatten sich die beiden städtischen Kollegien in pleno versammelt. Wir erblickten außerdem den Präsidenten der 1. Kammer v. Zehmen, den Kreishauptmann v. Einsiedel, den Ober bürgermeister Dr. Georgivon Leipzig und den Bürgermeister Clauß von Freiberg, den Polizeidirector Schwauß mit seinen Rathen, den Ober- consistorial-Vicepräs. Dr. Kohlschütter, die beiden Meister der Frei maurerlogen, Hofrath vr. Papst und Hofschauspieler Walter, sowie eine hochansehnliche Anzahl von Privaten. Nachdem der Super intendent Franz im Trauerhause selbst die Leiche eingesegnet, for- mirte sich der Trauerzug. Ihn eröffneten 4 Paradeure mit Helle barden, dann schloß sich der Dresdner Gesang-Verein „Or pheus" mit umflorter Fahne an; hierauf wurden auf einem Kissen die Orden des Verstorbenen getragen. Ihnen folgten zwei von den Freimaurerlogen gestiftete Kiffen: auf dem einen umrahmte ein dichter Vcilchenlranz einen goldmen Apfel, auf dein andern kreuzten sich über zwei gekreuzten Schwertern zwei Friedenspalmen. Von größter Wirkung waren die nunmehr folgenden von IVRathS- dienern in Uniform getragenen 10 riesigen Fächerpalmen, die im Frühlingswinde rauschend oft kaum von der Trägern erhalten werden konnten. Unendlich groß rvaren die ebenfalls von Nathsdienern in Uniform getragenen anderen Palmen, in Bouquets und Bändern in den städtischen Farben auslaufend. Vor dem 6spännigen Leichen wagen ging die Dimerschaft des Verewigten; der Eichen-Sarg war Mit Blumen und Palmen überdeckt. Dem Trauerwagcn schloß sich der unabsehbare Zug Leidtragender an: Stadtrüche, Stadt verordnet, christliche Geistlichkeit und der Rabbiner, städtische Beamte, Lehrer der städtischen Schulen, königliche Staatsdiener, Advocatm, Acrzte und auü allen Kreisen der Bürgerschaft tief bewegte Männer und Freunde des Entschlafenen. Hinter diesem ehrenvollen Geleite fuhren die von Sr. Maj. dem Könige und dem Prinzen Georg kgl. Hoh. entsendctm Trauerwagen, sowie 25 andere Trauergeschirre; die städtische Feuerwehr unter ihrem Direktor Ritz, der umflorte Epaulettm trug, schloß den Zug. Ein Choral, geblasen von dem Chor des StadtmusikdirectorPuffholdt, sowie der Choralgesang des Kreuzschülerchors empfingen an der KirchhofSthüre denLeichmconduct, am Eingänge zudcrParentations- halle erwarteten ihn S. K. H. der Prinz Georg, wohl zugleich im Namen Er. Maj. des Königs, die Staatsminister von Nostitz und von Könncritz, der Generallieutenant Graf Platm, der Stadtcom- mandant Generalmajor v. Miltitz, der Oberhofmeister v. Lüttichau, der Bischof 0r. Bernert nebst zwei andern katholischen Geistlichen, der Präsident deS evangelischen Consistoriums Dr. Uhdc, Kammer herr v. Erdmannsdorff und noch mehrere distinguirte Persönlich keiten. Die persönliche Theilnahme Sr. K. Hoheit an demBegräb- niß des Hauptes der Residenz machte einen sichtlich wohlthuenden Ein druck. Die Trauerfeierlichkeit ging nunmehr in derParentationShalle vor sich. Nachdem Bürgermeister Vr. Hertel in schlichten, herz lichen Worten die kommunale Wirksamkeit des Heimgegangenen ge schildert, trat Hofrath Ackermann an den Sarg, um Namen» der ihres Obermeisters beraubten Bürgerschaft demselben ein Lebewohl nnchzurufen. Der Redner schlug hierbei Saiten an, die lange noch in Aller Herzen nachzitterten: seine Worte erhoben sich nicht selten zu dichterischem Schwünge. Getragen von edler Begeisterung, entwarf er ein Bild Pfotenhauers, der ein Stück Ge schichte schwerwiegendster Art für Dresden erlebt habe: Die drang vollen Zeiten von 1646 und 1866,. aber auch die Tage höchsten Glückes, der Heimkehr des geliebten Landrsvaterö Königs Dresse», ZW.?.' Johann, das auf dein offenen Markte gesungene: „Nun danket Alle Gott!" ferner das Eintreffen der SiegcSnachricht von Sedan, den Empfang unserer ruhnigelrönten Söhne und Brüder aus Frankreich. Darauf ging Redner über, wie der Tod, „dieses unsterbliche Amen aller irdischen Hoffnungen", das Leben Pfctcn- hauer's jäh geknickt habe; er rühmte ihn als Mensch und lieben Freund und weilte auch einen Augenblick bei der Freundschaft, die ihn selbst fünfundzwanzig Jahre lang ununterbrochen an Pfotenhaucr gefesselt und ihn ermuthigt habe, zu wirken für die schöne, herrliche, sächsische Residenzstadt Dresden. Tie von innigstem Gefühle durchpulsten Worte Ackcrmann's hintcrließen den Eindruck eines Meisterstückes von patriotischer, christlich gehobener Rede. Sodann legte mit kurzen Dankesirorten Assessor Wilisch Namens der städtischen Beamten einen mit schwarz-gelben Schleifen geschmückten Lorbcerkranz dem Entschlafenen auf das Haupt. In diesem Augenblicke konnte leicht eine sehr peinliche Störung der würdigen Feier eintretcn. Ein offenbar betrunkener Mann hatte sich in die vorderste Reihe der Leidtragenden zu placiren geivußt. Er benutzte eine Pause zwischen zwei Rednern, um sich zwi schen den Prinzen Georg und den Sarg zu stellen und schickte sich eben an, einige unzusammenhängcnde Nedensartcnzu sprechen, offenbar in nicht feindlichem Sinne. Doch setzte er sich auf einen Stuhl, als ein neuer Redner begann; später wurde er bedeutet, sich zu entfernen und that dies auch willig. Es war mittlerweile ^7 Uhr gewor den, die Schatten desAbends senkten sich über den SargunddicTraucr-' Versammlung,da bestieg nochSuperintcndentDr.Frnnz emenUrcut-pas, um über eine Viertelstunde des Breiteren die liebcnüwcrthcn Eigen schaften des Dahingeschiedenen zu schildern. In den, Dunkel des Abends trug man nunmehr den entschlafenen Oberbürgermeister hinaus zu der letzten Ruhestätte, in welche ihm kirchlicher Segen, Gesang und Musik die letzten Klänge nachricfen. Ruhe sanft, xm animal.» ' -r? — In dem Processe des Fürsten Bismarck gegen Ncdactcur vr. Bierey wegen ehrverletzender Beleidigung stand gestern wieder ein Termin an. vr. Bierey hatte gegen das erstinstanz liche, ihn zu 4 Monaten Gefängnih vcrurtheilende Erkenntnis; die Nichtigkeits-Beschwerd eingewendet. DaS Ober-Appellationsgericht hat jedoch diese Nichtigkeits-Beschwerde abfällig beschieden, indem cs mehrere von den, Vertheidiger vr. Biercy'S geltend gemachte Verletzungen processualer Formen, unter Anderem auch den Einwand, daß kein Original-Straf-Antrag Bismarcks bei den Akten sei, auch sich der Kläger nicht gerichtlich zu der Klage be' annt habe, als unerheblich bezeichnete. Die Sache kommt nunmehr zur zweitinstanzlichen Entscheidung vor das königliche Bezirksgericht. — An Stelle deS als Amtshauptmaim nach Auerbach ver setzten ersten Assessors der hiesigen Königl.Amtshauptmannschasr war bis letzt Herr RcgierungsrcfcrcndarHörni'g, Hilfsarbeiter im Könlgl. Ministerium des Innern, abgcorbnct. Die gedachte Steile Ist »mnmebr definitiv, und zwar diuch den zeühcr bei der Kgl. AintshauvtmannschastPlauen angcstcltt gewesenen Bczirköasscnor. Herrn von der Mosel, wieder ausgeiüllt worden und ist die Ver pflichtung und Einweisung des Letzteren durch den Herrn Amtd- ha: vtmann Bernbt am 8. d. Mtö. erfolgt. — DerKreiosteuerrath Goldiriedrich i» Zwickau ist zur Verwaltung deS 2. Stcucrkrelscs nach Leipzig versetzt, der Gc- rlchtsamtinann Stoß in Schwarzenberg zum Kreissteucrralb in Zwickau, der zeithcrlgcStemvelstScal Kammcrrath Lcondardi zum F-Inanzrathe und der Gcb. Finanzsecrctär Wahl zum Stein- pelfiSral mit tem Prädtcat Flnanzrath, auch der Rittergutsbesitzer von Römer aus Untcrstclnplciß zum Ehrcnrittcr des preußi schen Johanniterorbcnö ernannt worden. — — Vor einiger Zeit brachten wir die Notiz, daß sich eine Deputation der hiesigen D i e n st m a n n g c n o s! e n s ch a i - ten und Möbelsuhrwerköbesitzcr an den Dircctor dcs k. Bezirksgerichts. Herrn Geh. Iu «tizrath Wehingcr, ge wendet habe, um eine SlbsteIlung der Arbeiten, welche die Gefangenen gegen Entgelt für baö Publikum ver richten, um deswillen nachzusuchen, weil sic, die Petenten, da durch tn Ihrem Verdienste geschmälert würden. Wie wir crmhrcn, dürfte aus triftigen Gründen eine solche Petition wenig Aussicht auf Eriolg haben. Nach K 16 dcö Strafgesetzbuchs können nicht allein die zu Gcsängntß Verurtheilten in einer Getaugenen- Anstalt auf eine ihren Fähigkeiten und Verhältnissen angemessene Welse beschäftigt werde», cS hat dies auch aus Ihr Verlangen zu geschehen, sogar auch anher der Anstalt mit ihrer Zustimmung. Anerkannt lst cs, baß, wle die Arbeit überhaupt niemals schändet, dieselbe den Menschen zu veredeln im Stande ist Es sind gerade ln dem hiesigen Gefangcnenhaiise Fälle vorgckommcn, daß Ge- sanacne, welche sich im Amange ihrer Freiheitsberaubung in der renitentesten Welse benommen u»v ein besonderes Behagen am Nichtsthun gesunden hatten, nach kurzer Zeit dessen überdrüssig wurden und flehentlich um Beschäftigung baten. Die segensreichsten Folgen der Arbeit ober zeigten sich auch besonders darin, das; die Gefangenen durch dieselbe nicht allein nuö der geistigen Ver dumpfung aufgerüttelt wurden, sondern daß auch ihr körperlicher Zustand sich gegen srührrvcdeutend besserte, und daß überhaupt die KrankhcltSerschelnunge» unter der großen Anzahl ihre Strafe Verbüßenden sich fortwährend verminderten, abgesehen noch davon, daß dieselben von Verirrungen abgehaltcn wurden, wie sic so häufig durch Nichtsthun und Alleinsein bcrvorgcrufcn werken. Daß die Arbeiten, zu denen die Geiangenen verwendet werden, fe nach Geschlecht, »Alter, Neigung und Fähigkeiten verschieden sind, ist selbstverständlich. Dieselben kommen aber selbst den Ge fangenen zu Gute, denn eln Theil ihres Verdienstes wird dazu verwendet. Ihnen die Hast durch erlaubte Genüsse zu erleichtern, während sie einen Theil Ihren darbenden Angehörigen zuwentcn dürfen, sa sie dadurch wohl auch tn den Stand aescSt sind, bei ihrer Entlassung einen redlichen Erwerb zu begründe». Durch alle diese Vortheile aber wird in ihnen die einmal erweckte Lust znrArbeit bis zu ihrer Frctwcrdung erhalten, sie werden aus für die Gesellschaft bisher schädlichen Sublcctcn zu ordentlichen Men schen, kehren gebessert in daS öffentliche Lebe» zurück und wohl nur in seltenen Fällen rückfällig. Daß eS an Beispielen deS Gc- gcntheilS nicht fehlt, ist natürlich nicht zu leugnen. Wollie man gegen die Arbeltöverwendung der Gcsangcncn im Freien cln- wendcn. daß denselben dadurch die Flucht erleichtert, oder daß ihnen Gelegenheit zur Verübung von Diebstählen:e. geboten würde, so sei hler-tnvähnt, daß eine strenge Aufsicht herrscht und daß seit EInMrüng ccü Arbcitösystciiiö nur 2 Fälle von Flucht und 2 von Veruntreuungen vorgckommcn, daß diese aber »nt
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