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Dresdner Nachrichten : 06.11.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192611061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19261106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19261106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-11
- Tag1926-11-06
- Monat1926-11
- Jahr1926
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- Dresdner Nachrichten : 06.11.1926
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SchrW'ttunq und Naup7g«itIM»l>»0«: «»rt»»IIr,i>« 38 »2 Druck u. D»rl»g oon L tn Drerdr». Poftlchrck-Aonlo 1083 Drr»tr». Dockdruck nur mV d«uMck»r vurllraangad» ,Dr«»dn«r Nackr."> ,ul8Ma UnverlanMe Schriullticke wrrden nickt ausbrwahr«. ttuui»ii»tu i eu>rop^«oi- M Ton^adsk'icis SssSÜso^afls-^bSncl Vügllek »d 10 Ukr »dsnrls rv»ng!o8Ss 8sssI!8v!iLfl8lLnr 71 f 7 «" Die 3agd nach den Verschwörern. Scharfe gesetzgeberische Maßnahmen -es Faschismus zur völligen Ausroliung seiner Gegner. Zuspitzung -er Erwerbslosensrage im Reichslage. — Der roie Terror in Preutzen. — Kindenburg im Berliner Ralhaus. Dramatische Vernehmung -es Obersten Gartbal-i. Paris, 8. Nov. Die sensationelle Nachricht, daß Oberst Rlcciottt Garibaldi, der Nesse des »rohen italienischen Freihettshelden, von dem sranzüsischen Ucl»ern>ach»ngsdicnst verhaftet und nach Paris übergcführt morden ist, beschäftigt dt« Pariser Blätter immer noch intensiv. Die Bvrgcschichtc dieser sensationellen 'Verhaftung erscheint vorläufig reichlich geheimnisvoll. Die französische Polizei, die mit grünten, Eifer nach dem Ursprung der gegen die spanische Negierung organi sierten Verschwörung forschte, mar durch geheimnisvolle Er klärungen der tn Pcrtgnan verliastcten Italiener auf eine neue Spur gebracht morden, die zu den in Nizza und Um gegend ansässigen antifaschistischen Kreisen führte. Die Italien«» erklären nämlich, daß sic Garibaldi«,«er seien und es sitr ihre Pflicht hielten, stir die Lache der Freiheit zu kämpse«, wo auch immer die Freiheit gefährdet sei. Ander» seils liehen Meldungen aus Nizza erkennen, das, sich unter den dort ansässigen italienischen Flüchtlinge» eine lebhafte und überaus verdächtige Aktivität bemerkbar machte. Man wurde daher z« der Annahme geleitet, das, zwischen der catalonischen Separatiftenverfchwörnng und den Antifaschisten der Reviers «in Zusammenhang bestehen könne. Mehrere Beamte des staatlichen Sicherheitsdienstes wurden nach Nizza entsandt. Sic unterzogen dort den Obersten Garibaldi und seine Anhänger einem eingehenden Verhör und beschlagnahmten in der Wohnung Garibaldis zahlreiche verdächtige Dokumente. Garibaldi, der kurz nach dem faschistischen Staatsstreich auS Italien flüchten mußte, mar bisher als fanatischer Gegner Mussolinis betrachtet worden. Anscheinend aber hat man sich tn der Person Garibaldis gewaltig getäuscht, denn die mit der Untersuchung bcaustragtcn französische» Kommissare konnten zu ihrer größten Ueberraschung fest- stellen, daß Garibaldi, der, wie jetzt bekannt wird, mit dem spanischen Oberst Marcia enge Beziehungen unterhielt und diesem 28 Garibaldianer für die katalanische Armee zur Bcr- fügnns gestellt hatte, vor einige» Lagen, wie bereits berichtet. den Besuch des EhcfS der römische« Polizei, Lapolla, emp fangen hatte. Lapvtta, ei» Vertranter Mussolinis, war mit einem falschen Paß nach Nizza gekommen, um dort über Machenschaften eines gewissen Sivoli Nachforschungen anzu stellen, der, wie man glaubt, aus Umwegen nach Italien zurüekgekchrt sein soll tn der Absicht, ein Attentat aus Musso lini zu verüben. ES ist nun die Frage, wer die italienische Polizei und den großen faschistische« Rat von den Absichten LivoliS unterrichtet hat. Man ist versucht anzunehmen, daß Gari baldi den Chef der römischen Polizei in Kenntnis gesetzt und die Lache der Republikaner verraten hat. Die sast lUstün- dige Vernehmung Garibaldis nahm einen geradezu drama tischen Verlaus. Garibaldi gestand schließlich ei», baß er am 21. Oktober von dem Chef der römischen Polizei. Lavolla, eine Lumme von rund Illv vllv Franken erhalten «no weitere Rwllvll gefordert hatte. Außer mit Lapolla soll Garibaldi noch mit einem anderen Abgeordnete», der tm italienischen Innen ministerium beschäftigt ist, in Verbindung gestanden habe». Seine Beziehungen zu dem catalonischen Separatistensiikrcr Marcia find noch nicht restlos ansgeklärt. Als anfsällig wird cs angesehen, daß der Bruder des verhafteten Oberst Rieci- otti Garibaldi, Santi Garibaldi, der Führer der garibal- diantschen Legion t» Paris, weder gestern noch heute in seiner Wohnung erschienen ist. Ebenso ist der im Zusammenhang mit der Verschwörung genannte Italiener Sivoli ver schwunden. 125 Verschwörer festgesetzt. <D u r ch F » » kspru ch.) Paris. 8. Nov. <HavaS.s Die Zahl der in Gewahrsam ge nommenen katalanischen Separatisten beträgt 128, davon 23 Italiener und 102 Katalonier. Bei den Verhören hat sich ergeben, daß die Vorbereitungen des Putsche» seit einem Jahre im Gange sind und daß die Beziehungen zwischen den Garibaldisten und den Kataloniern durch den ebenfalls ver hafteten ehemaligen Führer der faschistischen Miliz angeknüpft worden sind, der sich von Mussolini getrennt habe, als dieser begann, die Freimaurerei zu bekämpfen. Drakonische Mahnahmen Mussolinis. Das Ausnahmegesetz geoen -ie Antifaschisten. Rom, 4. Nov. Der Ministerrat hat heute abend folgende Maßnahmen beschlossen: 1. Die Revision oller für Reisen tn das Ausland gegebenen Genehmigung und Annnllierung aller bereits ausgegebenen Pässe am S. November, mit Ausnahme der jenigen, deren Besitzer sich augenblicklich im Auslande be finden. 2. Festlegung schwerer Strafen für alle die, die versuchen, das Land ohne ordentlichen Paß zu verlassen, oder die den Versuch, bas Land zu verlaßen, unterstützen. Die Grenz- beamtcn sollen gegen Personen, die ohne ordnungsmäßigen Patz das Land verlassen wollen, gegebenenfalls die Waffe anwenden können. 8. Berbot ans unbestimmte Zeit aller Tageszeitungen oder Zeitschriften, die sich gegen das RcgicrnngSsystcm «enden. 4. Auslösung aller Parteien. Bereinigungen und Organi sationen, die eine gegen das bestehende RegiernngSspstem ge richtete Aktivität ausüben. 5. Einrichtung des ZwangsanfenthaltcS für dieientgen, die die offene Absicht ausgcsührt oder kundgegebcn haben, Handlungen zu begehen, die darauf abzielen, die sozialen, ökonomischen oder nationalen im Staat gebildeten Gefüge ge waltsam abzuändern oder die Sicherheit des Staates zu ge fährden oder der Auswirkung der StaatSobrigkeit Wider- fpruch oder Hindernisse zu bereiten. 0. Androhung schwerer Strafen gegen alle, die ohne Be rechtigung und öffentlich die Uniform oder das Abzeichen von Bereinigungen oder Institutionen des Staates tragen, be sonder- aber die Uniform und die Abzeichen der Organisation des bestehenden Regimes. 7. Einrichtung einer politischen Polizei bei jedem LegtonS- kommando der Miliz. Gleichzeitig wird der Nortlant eine» Gesetzentwnrfes veröffentlicht, der die Todesstrafe für bestimmte politische verbrechen versteht. Der erste Paragraph bestimmt, baß. wer eine gegen das Leben oder die persönliche Freiheit des Königs oder des Regenten gerichtete Tat begeht, mit dein Tode bestraft wird. Die gleiche Strafe ist vorgesehen, wenn die Tat gegen das Leben, die Unversehrtheit ober die persönliche Freiheit der Königin, des Thronfolgers oder des Regierungschefs begangen wird. Der zweite Paragraph spricht die Todesstrafe für Begünstigung der Fremdherrschaft, für de» Ver rat von Geheimnissen des Staates, sür bewassueten Ausruhr und für die Anstiftung zum Bürgerkriege anö. Der dritte Paragraph bedroht diejenigen, die sich zu einem dieser Verbrechen einzeln oder zu mehreren verabreden, mit 5 bis zu 18 Jahren Gefängnis, die Anführer mit l8 bis zu 30 Jahren. 3 bis 10 Jahre Gefängnis erhalten diejenigen, die versuchen, Organisationen oder Parteien wieder her zu st c l l c n, die zur Wahrung der öffentlichen Ordnung auf gelöst wurden. Wer an einer solchen Partei oder Vereinigung teilnimmt, wird mit Gefängnis von 8 bis zu 18 Jahren und mit lebenslänglicher Absprechung der bürgerlichen Rechte be straft. Wird die Verurteilung in diesem Falle in Ab Wesenheit des Angeklagten ausgesprochen. Io ver liert der Angeklagte seine Staatözugchörigkcit und sein im Lande gelegenes Eigentum. Sollte der Angeklagte sein Eigen tum, nachdem er eines der vorgesehenen Verbrechen be gangen hat, verkauft oder vergeben haben, so wird das Eigen tum gleichfalls konfisziert »nd scauestriert. Die Aburteilung der auSgcsithrtcn Verbrechen untersteht Sondcrgerichten ans je fünf Offizieren der Miliz unter Borsitz eines Generals der Armee oder der Miliz. Der Ge setzentwurf wurde vom Ministerrat angenommen. Mussolini übernimm! das Jnnenminislerlum. (Durch Funkspruch.s Rom, 8. Nov. Im Ministcrrat teilte Mussolini init, daß Federzont und Di Szalca ihn gebeten habe», ihre Demission als Innenminister bziv. Kolonialininistcr anzn- nchmcn. Mussolini hat die Demission angenommen und dein König vorgeschlagcn, Fedcrzoni zum K o l o n i a I m i n i st e r zu ernennen. Das Innenministerium wird von Mussolini übernommen. Der Ministerrat beschloß außerdem einen um fangreiche» Wechsel in der Besetzung der Posten der Unter- staatssckrctürc. (M. T. B.> Paris, 8. Nov. Wie aus Barcelona gemeldet wird, kam das Direktorium einem neuen Komplott gegen das Lebe» des Generals Primo be Rtvera aus die Spur. Dke-eutscheDerlrekung-ermDölkerbun- Dnrch die Ernennung des deutschen Botschaftsrates in London, D u f o u r-F6 r v n c e, zum Untcrgcneralsekrctär tn Genf ist die öffentliche Aufmerksamkeit aus ein Mitglied der deutschen Diplomatie gelenkt worden, das bisher der Allge meinheit unbekannt geblieben ist und im stillen erfolgreiche Arbeit leistete. Man rühmt dem zu der neuen hohen Stellung Berufenen viele vortreffliche Eigenschaften nach, durch die es ihm gelungen sei. unaufsällig hinter den Kulissen und un bemerkt von der großen Menge, in London eine vermittelnde Tätigkeit zu entfalten, die in Gemeinschaft mit den Be mühungen unseres dortigen Botschafters Sihamcr wesentlich zu der Verbesserung der deutsch-englischen Beziehungen bei« getragen habe. Namentlich wird die vornehme Ehrlichkeit Dufviirs hcrvorgehvbcn, durch die er sich besonderes Vcr. trauen erworben habe. Zur rechten Zeit angebracht, kann auch ans dem schlüpfrigen diplomatischen Parkett Wahrhaftigkeit eine sieghafte Kraft beweisen, wie vor allem das Beispiel 'Bismarcks zeigt, der sich in seinen „Gedanken und Erinnerun gen" dahin äußert, daß er cs bei seiner natürlichen Ab neigung gegen jede Lüge immer als einen lästigen Zwang empfunden habe, im diplomatischen Verkehr die Sprache nach Tallcyrands Rezept als Mittel zur Verbergung der wahren Gedanke» gebrauchen zu müssen, und daß er daher nach Möglichkeit stets der Wahrheit den Vorzug gegeben habe. Gerade wegen seiner Wahrheitsliebe ist der deutsche Unter- gencralsckrctär der rechte Mann, der im rechien Augenblick auch einmal wird sagen können: „So geht das nicht! Das kann Deutschland sich nie und nimmer gefallen lasten." Wetter wird Herrn Tufour-Föronce außer ungewöhnlichen Sprach, keiintnisscn und umfassender Erfahrung im Umgang mit Ausländern nachgcsagt, daß er ein Freund der schlichten Formen sei, die in Viens Tradition geworden sind. Nach alledem wird man cs mit Genugtuung begrüßen dürfen, daß gerade diese Persönlichkeit, die auf der amtlichen deutschen Vorschlagsliste an erster Stelle stand, vom Genfer General sekretär ansgcwählt worden ist. Herr Diifour-Föroiicc war ursprünglich Leipziger Großkaiifmnnn, ist also ebenfalls wie unser Botschafter Lthamer nicht aus diplomatischen Zunft- kreisen hcrvorgegangcn: beide haben aber den überzeugenden Beweis geliefert, daß es für unsere weltpolitische Stellung nur nützlich sein kann, wenn auch aus der Wirtschaft heraus begabte Köpfe für den diplomatischen Dienst entnommen werden. Eine solche Blntaussrischnng wird auch ferner um so nötiger sein, je stärker sich die wirtschaftlichen Interessen als bestimmender Faktor bei den internationalen Beziehungen in den Vordergrund drängen. Die Wirtschaft ist überdies mächtig genug, um etwaige Widerstände, die sich der wclt:rcn Heranziehung geeigneter Kräfte aus ihrer Mitte zum diploma- tischen Dienst etiva cntgcgcnstellcn sollten, zn brechen, falls sie eine solche Heranziehung für nniimgänglich hält. Der Stoßseufzer der Linkspresse ist daher deplaciert, daß nach Herrn Dufour-Föronce nur noch der ehemalige Hambucgcr Großkaufmann Sthamcr als nichtzünfligcr deutscher Ver treter auf einem hervorragenden diplomatischen Posten übrig sei »nd daß nach seinem Verschwinden „der Ring der Vonncr Borussen in der Außenpolitik sich wieder lückenlos schließen werbe". Die Befürchtung, daß sich bei der Ernennung des deutschen Nntergcneralsekretärö die frühere Erfahrung des Heran- drängenö pazifistischer »nd parteipolitischer Elemente wieder holen könnte, wie es damals der Fall war, als zum erstenmal der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund in greifbare Nähe rückte, hat sich also zum Glück nicht bestätigt. In einem Augenblick, wo die größte Zurllcklialtnng deutscher seits geboten war. hatte der Pazifismus unter der Kanzler schaft von Tr. Marx Anfang ll>21 eine» solchen Einfluß er langt, daß es der energischen Intervention Dr. StrescmannS bedurfte, um die Gefahr zu beschwüren, daß man sich in Berlin auch mit ctnein nichtständigen Ratdsitz einverstanden erklärte, um Deutschland ans Knall und Fall, koste es, rvas cs wolle, tn don Bölkcrbund hincinzubngsieren. Zu der gleichen Zelt war cS auch, daß sich der unser nationales An sehen schwer schädigende Skandal mit der in Genf überreichten Zentrnmslistc von Anwärtern auf Sekretariatsposten er eignete. Aus jenen Vorkommnissen hat jetzt die Leitung unseres Auswärtige» Amtes die gebotene Folgerung gezogen. Herr Defour-Fsronce ist mit keinerlei pazifistischen Hemmun- gen belastet, sondern bietet tn seiner Person jede wünfchenS- W -
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