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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 02.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-186907020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18690702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18690702
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-07
- Tag1869-07-02
- Monat1869-07
- Jahr1869
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Bezirksanzeiger, r Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. LsLanntmaeLuoA. Anducch wird zur, öffentlichen Kenntniß gebracht, daß an der Stelle deS nach Waldheim übergefiedelten Herrn Friedrich Heimann KatterK- mann heule der hiesige Bürger und Kaufmann Herr Louis Schubert als Ageut der Versicherungsgesellschaft Deutscher Phönix zu Fran^ furt a>M. für den hiesigen Stadtbezirk und für die Bezirke der Königlichen GerichlSämter Frankenberg, Hainichen und Mittweida von dem mit, unterzeichneten Siadtrath in Wicht genommen worden ist. Frankenberg, am 29. Juni 1869. DaS Königliche Gerichtsamt. Der Stadtrat h. i. v. Friedrich, Ref. Meltzer, Brgrmstr. Ein Privatgelehrter. Humoristische Origmal-Erzählung von Oscar Gießler. (Fortsetzung.) Zögernd gehorchte der Aufgeforderle, blieb aber in sehr respektvoller Entfernung von ter Erzählenden, die nun begann: „Ich bin die einzige Tochte deS Obersteigers R. Vielleicht ist Ihnen mein Väter bekannt?" Meher verneinte, denn er kümmerte sich blut wenig um das, was außer seiner Sphäre lag. AgncS fuhr fort: „Ich war heute aus einen Gesellschaftsbau eingeladen, zu dem sich auch viele Akademiker einzufinden pflegen. Schon seit längerer Zeit und bei mancherlei Veralt laffungen Halle ich bemerkt, daß der Spanier Don Manuel, den Sie vorhin sahen, mich mil beleidigender Zudringlichkeit verfolgte. Selbst auf der Straße war ich nicht vor ihm sicher. Er redete mich an, und schwor mir in seiner leidenschaftlichen Manier seine Liebe, die ich nicht erwidern wollte. Er ist als toller Wüstling verschrieen, macht ungeheure Schulden, obgleich sein Vater reich sein soll und freit überall nur mit den Augen. Ich wies ihn wiederholt zu rück und unterließ auch nicht, meinen Vater zu benachrichtigen, der sofort Maßregeln traf, da mit der Spanier wenigstens nicht unser HauS betrat, w»zu er wohl die Slirn hatte. DaS reizte diesen und heule Abend verfolgte er mich mehr als je, besonders als er bemerkte, daß ein anderer Bergstudent, Namens Heyl, ein Inlän der, öfters mit mir tanzte und sich mit mir un terhielt. Dem Letztem hatte ich einen Tanz nicht ausbewahrl, den ich ihm versprochen, waS ihn veranlaßte, den Ball zu quittiren und mich nölhigte, allein nach Hause zu gehen. Vor der Thür erwartete mich aber der Spanier; ich floh, glaubte schon mehrmals ihm entwischt zu sein, wurde aber jedeSmalS wieder von ihm eingeholt und habe es nur Ihrer muthigen Dazwischenkunft zu dakken, daß ich mich nicht vielleicht einer noch schlimmeren Handlungsweise ausgesetzt sah." Der Magister wies das Lob bescheiden von sich ab. „Ich that nur meine,Pflicht. Aber liebes Fräulein, es ist schon sehr spät und ganz über Mine Zeit geworden. Ich muß mich empfehlen." „Ich darf doch auf Ihre Begleitung rechnen um nach Hause zu gehen?" frug das Mädchen. Meyer hätte niemals gewagt ihr dies anzu bieten und versuchte verschiedene Einwände, die ihm seine Schüchteinheit diklirte. Viele Andere hätten da weniger Umstände gemacht. „So wollen Sie mich also schutzlos viel leicht fernern Insulten auSsetzen?" Diese Appellation an seine Ritterehre siegte. Er erklärte sich bereit. Da er nicht die Initia tive ergreifen wollte, ihr den Arm zu bieten, kegle sie in liebenswürdiger Ungenirlheit ihren Arm in den seinigen und forl trollten die Bei den, der männliche Theil nicht unähnlich denen, die plötzlich aus dem Schlafe aufgeweckt werden und nicht wissen, ob sie wachen oder träumen! Guter, braver Magister. Wie ward Dir zu Muthe, als Du den sanften Druck des schönen Mädchenarmes aus dem Deinen fühltest, als sie sich innig an Dich schmiegte und ein süßes, vertrauliches Geflüster über dies und jenes mit Dir begann! Und als nun vollends das volle Licht einer Laterne in das runde, lebenSfrische Antlitz des Mädchens fiel und ein Strahl aus ihren Augen in Deines zurückblitzte, — wie bebtest Du da zusammen in nie gefühltem Ent zücken, wie schlugst Du erröthend die Blicke nie der, wie ward Dir so unendlich bang nach ei nem Etwas, das Du bisher nur dem Na men nach kanntest; was Du nicht auszudenken wagtest, — eS war die Liebe mit ihrem Glo rienschcin, der noch einmal Dein welkes Haupt vergolden sollte. Armer Freund, senke trau rig Dein Haupt, der Spätherbst zeugt keine Rosen mehr! Agnes hatte den alten Liebes, schmerz auS seinem Winterschlafe wachgerufen, aber „gefährlich istS den Leu zu wecken!" Meyer hörte nicht mehr, waS Agnes sagte, er ließ sich mechanisch mitschleppen, bis daS Mädchen von selbst vor einem ansehnlichen Ge bäude still stand und seinen Arm losließ. Meyer in seiner seligen Selbstvergeffenheit begriff nicht sogleich, waS bas bedeute, bis Agnes ihm die Hand reichte und sich zum Gehen anschickte. „Gute Nacht, lieber Freund! Ich danke Ih nen für Ihren Schutz, den ich nie vergessen werde. Ich werde Sie meinem Väter empfeh- len. ES ist möglich, daß ich Sie einmal besuche. Schlafen Sie wohl, Herr Magister." Damit halte sie schon die HauSthüre erschlos sen und huschte hinein, ohne dem perplercn Meyer Zeit zu lassen, ein „Gute Nächtl" nach zurüfen. Da stand nun der arMe Narr und wüßte nicht wie ihm geschehen. Wie elir Träu mender tappte er nach Hause, schloß an der offenen HauSthüre länge herum, fiel einig« Stufen hinan, fand die Streichhölzchen nicht, zerbrach den Wassetkrug, stieg verkehrt inS Bett und war dermaßen konfus, daß er durch einig« ungeschickte Wendungen den Beliboden durch» drückte und für den Rest der Nacht parterre ly- giren mußte. Auf der Leiter seiner Wünsche stieg er aber während dieser Nacht bis zuor Himmel empor. Gewiß wirst Du mir glauben, lieber Leser, und vielleicht auch Du, liebe Leserin, daß seim Schlaf ein äußerst unruhiger war. Er sah sich wie früher aus dem Pauksaal, unterhielt sich mit längst gestorbenen Commilitonen, parirle wachA und Kieß, daß eS eine Freude war. Dan«, zeigte ihm der neckisch- Traum wieder den Hohn» lachenden Spanier, der seine blutige Klinge ab- wischte und zwischendurch und überall. d.aS Göt terbild — AgncS, wie sie ihn zu schützen suchte wie sie ihn umarmte, — wie sie ihn, --- er schrick nicht, liebe Leserin! — küßte. Der Traum ist der Affe der Phantasie, aber auch daS Festmahl deS Unglücklichen, die Kerkerfreude deS Gefangenen. n Kapitel. Worin der Spektakel lösgchcn soll. Mitternacht war längst vorüber. Ruhe lyK auf den Häuserreihen der guten Bergstadt, aber: eS war nur eine scheinbare, denn in einigen Häu sern, die man im groben Deutsch „Bierkneipen" zu nennen pflegt, hielt Gott GambrinuS noch eine ziemliche Anzahl Anbeter versammelt. Be sonders in der Studenten - Kneipe „zum langem Zopf" herrschte noch ein buntes fröhliches Leben- Da sah man die kräslig-n Gestalten der Perg- beflissenen, die sich da aus fast allen Theilen Europas, ja selbst auS ferNen Welllheiien, zu sammengefunden hatten, der edlen Trinklust !» größter Gcmülhlichkeit obliegen. Sie enlwickek- ten dabei einen Fleiß und eine Ausdauer, dir manchen Professor am andern Morgen zu Seuf zern veranlassen konnte, wenn er die Hörer über zählte, die seinem Collegium geblieben waren, denn ihre Anzahl pflegte gewöhnlich der ein ge tretene Katzenjammer zu decimireu. Im „länge» Zopfe" halte sich heut« schon Mancher einem „Zopf" gekauft und Don Manuel, der sich unter den besten Trinkern befand, trug durch reichlich gespendeten Stoff daS Seine redlich bei, die allgemeine Fröhlichkeit zu erhöhen. Natür lich konnte er nicht unterlassen, deS Abenteuer» vom verflossenen Abend zu erwähnen und weid lich wurde über daS „alte Kameel;" — mit die sem Epitheton war Meyer gemeint, — gelacht, der sich verstiegen Hane einen Akademiker a.n- paukcn zu wollen. „Pereat Meyer, das alte
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