Suche löschen...
Dresdner Journal : 23.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188709239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-23
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 23.09.1887
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
V221 I u kieiek«: ) dtkrliek s ^^drliot»! 4 Uiuit tO l 8io»»Io« l^umiuvro: 10 l^k.' 4ui,«rd»td<1»xd«ot»<!k«o ttviok«, tritt l'o»t- und 8tvoipel»u»ct>l»^ Kiuru. Loltttadlxu»^«^^^»»: k'ilr ä»o ttuulo «iv«r tks»p»tt»o«u 2«il^ kl^iuor 8okntt Sü t^k. Outvr ^>L^»«>ullit" die ^«il« St) l'k. ü«i UksIIeo- uud 'Zern^tt «nttpr Lr»<!ii«tu«i»r sK^Iick mit Xu«n»kn>e der 8vnn und k>i«rt»js« »dvndi. li'eraiprvek-^Lreiilu»,: Kr. 1SSK. Freitag, den 23. Septemler, abends. 1887. dreMerMiUMl. Für die Gesamtleitung verantwortlich? Gtto Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. L»»n»o ro» L»Ntl»<lT»U»» »»»nRrt»! 6«»in»i«ioi»Lr ä», l>r««duor ^ouru»I»j SEdur« - I«Un -r«tpiiG N—l-Ir,,?»« ». N.: <0 Coster, ««rUn-^el,»-L»»d»rU- ?r^-I.«ipiiU-ri^»U»tt U. - NL»«L.»: ^ko««,' k»rt» Loaäo» - L«rU» » U. - IttlttUNtt: Da«t>« (?<>./ S«rU»: 7nv<U»d«ndant, 0»rUtt: v. Le«iU«»1 U»»»»r.r: v ScXüsit«',- L»U« ». ».t T. Laret «» 60. N«r»il»»»der» TSnigt. Lipvdittoo d« Or«d»« doanutl», vr«dso, LHrivzvritr. 40. ?srnipr«vt>-^r»»ol»Iu«! Ur. lSSS. Ämtliäier Teil. Dre-den, 23. September. Se. Majestät der König haben dem Seminardirektor vr. pbil. Emil Pohle in DreSden-Friedrichstadt das Ritterkreuz I. Elaste des Verdienstordens zu verleihen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dcm Landgendarmen Stübner in Stauchitz da- allgemeine Ehrenzeichen zuverleihen. Nichtamtlicher Teil. TetegvaphifcHe WacHvicHLerr. Berlin, 23. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der nächsten BundeSratSsitzung, welche spätesten» am Dienstag stattfinden dürfte, wird zunächst über die Verlängerung deS kleinen Be lagerungszustandes in Berlin und Hamburg, so wie über die Besetzung zweier RatSstellen am Reichsgericht Beschluß gefaßt werden; sodann wird der BundeSrat sich auch mit der Krage deS provi- syrischen Inkrafttreten» der LuSführungsbestim- muugen zum Branntweinsteuergesetz beschäftigen. Kiel, 22. September, abendS. (W. T. B.) Heute abend 6 Uhr fand bei dem Prinzen Wil helm auf Bellevue ein Diner statt, zu welchem gegen ?v Einladungen ergangen waren. Bei demselben brachte Se. Königl. Hoheit ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser auS, daS begeistert ausgenommen wurde. Der Chef der Admiralität, veuerallieutenant v. Caprivi feierte durch einen Toast Ihre Königl. Hoheit die Krau Prinzessin Wilhelm, worauf Prinz Wilhelm mit warmen Worten dankte, in denen er zugleich für den ihm «ad seiner Gemahlin bereiteten herzlichen Empfang srineu Dank auSsprach. Am Abend wurde Ihren Königl. Hoheiten von dca hiesigen Gesangvereinen eine Serenade dargebracht. London, 22. September, abendö. (W. T. B.) Ein ReuterscheS Telegramm auS Simla von heute meldet daS Gerücht, Eyub Khan sei bei Kain in Persien gefangen genommen, mehrere seiner Be gleiter seien tu der Umgegend von Meshet gesehen worden. Konstantinopel, 22. September. (Tel. von „Reuters Office".) Die Pforte hat in der bulga- rischen Angelegenheit gestern abend eine Note an daS St. Petersburger Kabinett abgesandt, dir im wesentlichen besagt, die Dforte glaube im Hinblick auf die Ansichten gewisser europäischer Kabinette, welche die Annahme der russischen Vorschläge wenig wahrscheinlich erscheinen ließen, zu einem neuen Meinungsaustausch mit Rußland schreiten sollen, um ein beiderseitiges Einvernehmen über eine Kombination herbeizuführen, die geeig net sei, die Zustimmung aller Mächte zu sichern. Zwischen Kiamil Pascha, Said Pascha und dem russischen Geschäftsträger Onu fand gestern abend eine längere Besprechung statt. Dresden, 23. September. Die nächste Präsidentenwahl in den Bereinigten Staaten. Die Amerikaner beschäftigen sich schon lebhaft mit der Präsidentenwahl, welche im März des nächsten Jahre» stattzufinden hat, und die Frage, wer wohl jür die nächsten 4 Jahre das weiße Haus in Washing- Feuillkton. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 22. Sept. „Ultimo" Lustspiel in 5 Akten von G v. Moser (Hr. Gunz vom Hoftheater in München als Gast.) Da» hier beliebt gewordene und durch feine ge fällige Darstellung lebendig erhaltene Lustspiel hatte einen guten Besuch gefunden und die Hauptdarsteller, Hr. Schubert, Frau Bayer, Hr. Jaffs, Hr. Bauer erfreuten sich des dabei gewohnten Beifalls. Hr. Gunz aus München, welcher ein vom dortigen Publikum gern gefeheneS Mitglied des National- theater» ist, zeigte sich un» in der Rolle de» Georg Richter. Der Gast, ein Wiener^von Geburt, fpielt in der Rede, Mimik und Geberde^ mit der ausgeprägten Haltung einer süddeutschen Schauspielers, und es trägt diese freiere Art daS ihrige dazu bei, daß der Eindruck seiner sehr fleißigen und lebendigen Leistung un» im Einzelnen so wie in der Gesamtwirkung etwas derber, ungewählter und hin und wieder greller im Farbenaustrag erscheint, al» e» für den Rohmen un serer Bühne, überhaupt für die Art deS norddeutschen Kunstgeschmacke» harmonisch zutreffend ist. Daneben aber empfiehlt sich die Wiedergabe durch eine gesunde und ost humoristische Auffassung und wird in der Sprache von einem natürlichen Ton unterstützt. E» wird dem Gaste wahrscheinlich zu gute kom men, wenn er erst Gelegenheit gehabt hat, sich in einigen verschiedenartigen Rollen zu zeigen. O. B. ton bewohnen wird, ist auch für uns wichtig genug, nm schon jetzt einen Blick auf die verschiedenen Kan- ddaten zu werfen und ihre Aussichten zu prüfen. In Wirklichkeit handelte eS sich bei den Präsidenten wahlen bisher nur um die Kandidaten der republika nischen und der demokratischen Partei, wen die Green- backlers, die Schwärmer für die Frauenemancipation, die Enthaltsomkeitsmänner und wie die kleinen poli tischen Fraktionen sonst noch alle heißen, auf den Schild hoben, war gleichgiltig, da für sie von einer Aussicht auf Erfolg keine Rede fein konnte. So ein fach bleibt die Sachlage bei der diesmaligen Präsi dentenwahl nicht, da sich inzwischen eine Arbeiterpartei gebildet hat, die eine gewaltige Zahl von Anhängern besitzt, wie sich vor einigen Monaten bei der Wahl eines Bürgermeisters von New Jork herausstellte, wo ihr Kandidat Henry George 64 000 Stimmen erhielt und nur um wenige Tausend in der Minderheit blieb. Die Republikaner haben sich vorerst noch für keinen Kandidaten endgiltig entschieden. Ein Teil von ihnen hält an Mr. Blaine, welcher im Jahre 1884 von Cleveland besiegt wurde, unentwegt fest, trotz seines etwas anrüchigen Rufes und seiner nicht gerade fleckenlosen Vergangenheit Ein anderer Teil dagegen hat sich für Mr. John Sherman entschieden, den Bruder deS volkstümlichen Generals, einen Mann von untadelhaftem Rufe, welcher dazu der republika nischen Partei seit dem Tage ihrer Gründung angehört. Wen von beiden die Republikaner offiziell zu ihrem Kan didaten erküren, muß sich auf der Versammlung ihrer Vertrauensmänner, die im Laufe de» nächsten Mo nats in Chicago stattfinden wird, entscheiden. Ohne Frage hätte Mr. Sherman bessere Aussichten auf Er folg als Mr. Blaine. Seine persönliche Ehrenhaftig keit ist, wie schon erwähnt, über jeden Zweifel er haben, und das will etwas sagen für einen Mann, der über 30 Jahre im öffentlichen Leben der Ver einigten Staaten steht. Er hat bereit» die verschieden- sten politischen Stellungen mit Auszeichnung bekleidet, ist Abgeordneter, Senator, Kabinettsmitglied, sogar Präsident des Senates gewesen. In dem Ministerium der Präsidenten Hayes hat er die Finanzen zur all gemeinen Zufriedenheit verwaltet. Keine Gelegenheit versäumte er, um sich entschieden gegen da» Stellen- jägersystein, welches seiner Pattei in den Augen aller ehrenwerten Männer so unendlich geschadet hat, auS- zusprechen. Er würde zudem mit Begeisterung von den alten Soldaten des SecessionSkriege» unterstützt werden, die in ihm vor allem den Bruder ihre» ehe maligen Führers sehen. Die Anhänger Mr. Shermans sind bereit» mit einem Programm an die Öffentlichkeit getreten, welche» in seinen wesentlichen Punkten wohl die Zustimmung aller Republikaner finden dürfte. Vor ollem wird darin sehr energisch das Schutzzollsystem befürwortet, dessen Nützlichkeit für Amerika bekanntlich sehr in Frage zu ziehen ist. Eines schickt sich nicht für alle. Ferner werden in dem Programme strenge Maßregeln gegen die Einwanderung von Leuten ohne Hilfsmittel und von notorischen Verbrechern gefordert. Die Chi nefenfrage soll dadurch gelöst werden, daß allen, die nicht beabsichtigen, sich naturalisieren zu lassen, oder welche durch im voraus abgeschlossene Ar beitskontrakte gebunden sind, das Gebiet der Union verschlossen bleibe. Ferner sollen die Pensionen für die Invaliden des Sezessionskrieges, für die Witwen und Waisen gefallener Kricger beträchtlich erhöht wer den, Verteidigungswerke an den Osthäfen errichtet, der Erwerb großer Landstrecken durch Fremde und Finanzkorporationen verboten, endlich die Fabrikation und der Verkauf alkoholischer Getränke beschränkt wer den. Die Verwirklichung dieses Programmes würde natürlich ein beträchtliches Anwachsen der Staatsaus gaben zur Folge haben, trotzdem aber wollen die Re- Frau Malwine. Novelle von I. Werner. (Fortsetzung.) Er war es, der zuerst sprach. „Malwine", sagte er, und seine Stimme hatte den militärisch festen Klang, den er nicht oft, aber doch zuweilen anschlug, „Du hast vielleicht gehört, daß General v. Schöne, unser verehrter Chef, der Garnison ein großes Fest zu geben gedenkt. Die Einladungen sind bereits in liberalster Weise ergangen. Man hat mir selbstver ständlich auch eine Karte für Dich gesandt — ich kann Dir nicht helfen, Kind, dieses Mal darfst Du den alten Onkel nicht allein eintreten lasten " Malwine seufzte und schwieg. „Ich werde Dich morgen im Wagen holen, um Dich meinem Chef vorzüstellen", setzte der Oberst hinzu. „Onkel!" rief die junge Frau und wich der Hand aus, die er auf ihr dunkles Haar legen wollte, „Du wirst es bereuen, daß Du mich fo schmählich über listet hast." „Wie so überlistet?" fuhr er auf. „Nun denn zum Gehorsam bekehrt, wenn Du die» lieber vernimmst." „Ich meine e» gut, liebe Malve." Sie sah ihn fast traurig an. „Daß ihr Männer doch immer herrschen, immer unsere Herren, unsere Vorsehung spielen müßt, wenn Ihr Euch wohl fühlen wollt. Eigensinn nennt Ihr unser gute» Recht, dem eigenen Wesen gemäß zu handeln, und ahnet nicht, daß eine innere Überzeugung in un» lebt, die nicht ungestraft verletzt werden darf. Ihr habe ich bi»her publikaner auch noch einige Steuern abgeschafft wissen, vor allem die Tabakssteuer. Dies dürfte sich wohl selbst bei der glänzenden Finanzlage der Vereinigten Staaten kaum durchführen lasten Trotz ihres vortrefflichen Kandidaten und ihre- vielversprechenden Programmes bleibt es aber sehr zweifelhaft, ob die Anhänger Mr. Shermans auf dem Parteitage in Chicago den Sieg davontragen werden. Es ist kein Geheimnis, daß Mr. Blaine darauf brennt, die Scharte von 1884 auszuwetzen und fein Einfluß innerhalb der republikanischen Partei ist sehr mächtig, er darf vor allem auf die unbedingte Unterstützung aller Beutepolitiker, die sich von seinem Siege ein fettes Amt versprechen, rechnen. Für die Demokraten wäre es ein Vorteil, wenn ihren aufs neue Mr Blaine gegenübergestellt würde, und sie könnten diese unfreiwillige Unterstützung von Seiten der Gegner sehr wohl brauchen, denn Nir. Clevelands Stellung ist nichts weniger als gesichert. Seine Popularität hat sich während seiner Präsident schaft eher verringert als erhöht. Zunächst sind natür lich alle Parteigänger von ihm abgefallen, welche sich durch seine Rechtlichkeit in ihrer Hoffnung auf ein Amt betrogen sahen. Indessen, dieser Verlust ließe sich verschmerzen, da sich Cleveland gerade durch seine streng rechtliche Handlungsweise unter den ehrenwerten Republikanern viele Sympathien erworben hat. Größeren Schaden erlitt seine Volkstümlichkeit durch sein Austreten gegen die übermäßige Erhöhung der Pensionen an die Sol daten des Secessionskrieges. Man klagt ihn an, die Verteidiger des Vaterlandes beleidigt zu haben, weil er den unsinnigen Beschlüssen des Kongresses, der die ragliche Erhöhung votiert hatte, sein Veto entgegen- etzte; weil er erklärte, daß man mit solchen Gesetzen >ie Welt glauben mache, die Soldaten der Union hätten ich nicht aus Patriotismus, sondern aus Egoismus apfer geschlagen. Alles dies aber wiegt noch lange nicht so schwer, als ein peinlicher Streit — „tbe mutter ok tb« dünner^' die Fahnenangelkgenheit nennen es die amerikanischen Blätter —, welcher zwischen Cleveland und den Regierungen einiger Bundesstaaten aus gebrochen ist, weil der Präsident hier wirklich einen schweren Mißgriff gethan hat. Der Sachverhalt ist solgender: Auf einen Bericht Mr. Drums, des Gene- raladjutanten, hin hatte der Präsident befohlen, den Südstaaten die Fahnen zurückzugeben, welche ihren Truppen während des Bürgerkrieges abgenommen worden waren. Daß Cleveland meinen konnte, ein derartiger Befehl würde ausgeführt werden, beweist, daß er sich über die Stimmung in den Nordstaaten völlig im Irrtum befand. Was man in der Union tbe soläier elemsnt nennt, erhob sich wie ein Mann gegen die Verordnung des Präsidenten und beschwor die Regierungen der Einzelstaaten, dem Befehle keine Folge zu leisten. DaS geschah denn auch. Ein hef tiger ZeitungSkrieg entspann sich und unter dem Drucke der öffentlichen Meinung mußte Mr. Cleveland feine Verfügung zurücknehmen Einen wie schweren Fehler Cleveland begangen hatte, zeigte sich wenige Wochen später bei der Wahl eines Gouverneurs für Ohio. Während dieser Staat bisher immer einen Demokraten an seiner Spitze ge sehen hatte, ward am 27. August Mr. Foraker, der republikanische Kandidat, mit bedeutender Majorität erwählt, weil er unter unbeschreiblichem Jubel der Wähler erklärt hatte: „Niemals werde ich dulden, daß eine einzige Rebellenfahne über die Grenzen Ohios gebracht wird!" Die Arbeiterpartei hat zum Kandidaten für die Präsidentschaft Mr. George, ihren Giünder, erkoren, und dieser ist denn auch bereits aus allen Kräften für feine Wahl thätig. Mit seinem Freunde und Ge nossen, dem unlängst exkommunizierten Pater Mac ¬ gehorcht — nun aber " sie drohte ihm sanft mit dem Finger, beugte den Kopf, und einige Thränen fielen in ihren Schoß. Der Oberst ließ sich die Verstimmung seiner hüb schen Nichte nicht anfechten, sondern stand ruhig auf. „Du wirst mir noch einmal danken", sagte er, zur Mütze greifend. „Nein", versetzte sie, sitzen bleibend. „Ja, Kind", meinte er lächelnd. Die Klinke in der Hand, wandte er sich noch einmal um. „Nun soll ich gehen?" fragte er überrascht. ,Du böser Tyrann! Onkel, Onkel, wenn Albert eS wüßte, wie Du mich quälst!" Heiter erwiderte er den leichten Kuß, den sie ihm gab, und doch verfolgten ihn ihre vorwurfsvollen Augen, als er durch die dunkeln Straßen seiner Woh nung zuschritt. Er wehrte sich energisch dagegen. „WeiberlaunenI Die kleine Sphinx fürchtet sich vor sich selbst, daS ist alles; ich aber weiß ein Herz, das für sie paßt, da» wird sie lieben können und das nur eines weiteren Funkens bedarf, um liebend für sie zu glühen!" * <- * Am Arm ihres Onkels hatte Malwine den Ball- faal soeben betreten, und viele Augen waren auf sie gerichtet. E» gab schönere, glänzendere Frauengestal ten in dem großen, geschmückten Raum, aber kaum eine, welche der jungen Witwe an Anmut des Wesens gleichkam. Eine leichte Befangenheit erhöhte den Reiz ihres hübschen Gesichts. Ihre seelenvollen Augen konnten trotz des verschleierten Blicks die Erwartung fröhlicher Stunden nicht ganz verbergen, und diese Glynn, bereist er daö Land und hält überall unter großem Zulauf des Volkes seine Vorträge über die Bekämpfung der Armut. Bekanntlich sieht George das Universalmittel gegen alle sozialen Übel der Gegenwart in der Nationalisierung des Grund und Bodens. Kein Privatmann soll fernerhin Grund eigentum besitzen, welches vielmehr alles an den Staat überzugehen hätte, worauf, nach Georges Meinung, die Vermögens- und Klassenunterschiede von selber schwinden würden. Gegenwärtig arbeitet dieser origi nelle Sozialpolitiker daran, einen allgemeinen Är- beiterbund durch die ganze Union zu schaffen, wa» ihm indessen kaum gelingen dürfte, da die einzelnen schon bestehenden Arbeitervereine den verschiedensten, oft diametral entgegengesetzten Anschauungen huldigen. Mr. Powderley z. B. und die Ritter der Arbeit halten es mit dem Schutzzoll, George dagegen und seine Anhänger sind Freihändler. Die Sozialdemo kraten haben wieder ihr eigenes Programm und fein den George ebenso heftig an als Powderley, und un ser würdiger Landsmann endlich, Hr. Most, riet seinen Freunden in Whecling, wo George jüngst eine große Volksversammlung abhielt, sie möchten dem Gesalbader Allahs und seines Propheten (Georges und Mac- Glynns) mit ein paar wohlgezielten Revolverschüssen ein Ende machen Man sieht, die Arbeiter sind in Amerika nicht son derlich einig und ein Urteil über die Chancen Georges läßt sich bei so bewandten Umständen nicht wohl ab aeben. Soviel aber scheint fest zu stehen, George und seine Anhänger werden zum mindesten den Ausschlag zwischen dem republckaniichen und dem demokratischen Kandidaten bei der nächsten Präsidentenwahl geben. Lagesgeschichte. Dresden, 23. September. Ihre Majestät die Königin hat Sich heute mittag nach dem Königl. Jagdhaus Re he selb begeben. * Berlin, 22. September. Se. Majestät der Kaiser empfing heute den auS Anlaß persönlicher Meldungen hier eingetroffenen kommandierenden Ge neral des I. Armeecorps, v. Kleist, und arbeitete mit tags längere Zeit mit dem Chef des Militärkabinetts. Nach der Rückkehr von einer Fahrt durch den Tier garten konferierte der Monarch noch längere Zeit mit dem Staatssekretär de- Auswärtigen, Grafen Herbett v. Bismarck. Tas 25jährige Jubiläum des Fürsten v. Bis marck als preußischer StaatSminister feiern die „Berl. Pol. Nachr." mit folgenden warm empfundenen Worten: Eine 25;ährige Epoche preußisch-deutschen Ruhme» vollendet mit dem morgigen Tage, dem 23. September l887, ihren Zeitlauf. Äm 23. September 1862 war es, wo der damalige Hr. v. Bismarck-Schönhausen, dem an ihn ergangenen Rufe seines Königs folgend, die oberste Leitung der preußischen Staatsgeschäfte übernahm. Dem weitaus überwiegenden Teile der jetzt lebenden Generation ist es vergönnt gewesen, Zeuge zu sein des großartigen Umschwunges, der sich in unserer nationalen Entwickelung unter den Auspizien König Wilhelms durch das thatkräftige, staatsmännische Handeln seines ersten Ministers voll zog. Was war Deutschland vor 25 Jahren — was ist es jetzt! Umringt von Schwierigkeiten aller Art, und nur gestützt durch das Vertrauen seines hoch herzigen Monarchen, mit dem er sich Eins wußte im Streben nach erhabenen Zielen wie in der Erkenntnis der den Erfolg verbürgenden Mittel und Wege, ging Hr. v. Bismarck an die Lösung der gewaltigen Auf gabe, die er sich gesetzt. Glühender Patriotismus, pflichtgetreue Hingabe an König und Vaterland, un beugsame Willenskraft waren seine steten Begleiter auf dem dornenvollen Pfade durch innere und äußere An- Mischung von Wehmut und Freude war e», welche sie so anziehend erscheinen ließ. Auch die Wahl ihrer Toilette, welche dem Obersten fast zu einfach ge schienen, mußte er nun als die richtige gelten lassen. Dieses hell lila Scidengewand mit den weißen Spitzen, welche daS Haar und den Busen schmückten, stellte sie in und außerhalb der Reihe der Tän zerinnen. Es war anspruchslos, wie es der Witwe ziemte, und doch fein genug für die Nichte des hohen Offiziers. Der Onkel hatte ihr Tänzer genug vor gestellt, um ihre Karte bis auf wenige Tänze zu füllen. Sie unterhielt sich gut, fühlte sich unter den Klängen der Musik wieder fröhlich und jung, aber nicht einen Moment hatte sie eS bis jetzt vergessen, daß nicht eigner, sondern fremder Wille ihr dieses Ver gnügen aufgcdrängt. Inmitten aller Freude wurde sie sich bewußt, daß ihr heimliches Verlangen nach Lebensgenuß mehr ihre Phantasie als ihr Herz be rührt habe, daß der Schatz ihrer liebsten Erinnerung unangetastet geblieben, und sie fühlte sich dadurch so gestärkt, daß sie ihrem Geiste mehr und mehr erlaubte, seine Schwingen zu entfalten. Der General hatte Malwine zu einem Plaudertanz engagiert. Unge zwungen saß sie soeben an seiner Seite, lauschte seinen Worten und wußte so heiter und liebenswürdig zu antworten, daß er sich erhebend, den Oberst für eine solche Nichte zu beglückwünschen begann Ein Offizier, in der kleidsamen Uniform der roten Husaren, mit welchem letzterer gesprochen, trat dafür an ihre Seite. Sein Blick hatte schon einige Mal bewundernd auf ihr geruht, sie errötete, als er sich ihr vorstellte. „Rittmeister Herzog", sie hätte sich kaum gewundert, wäre er gewesen, was sein Name ausdrückte. Er
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite