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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.05.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050519017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905051901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905051901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-05
- Tag1905-05-19
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Vkz«g»-Prei- A» tz« Hanptrxpedttioa oder dem« ««sgab*» Hi0«i «hgehvkt» vterMjichMtz ^l >>-> bei zweimaliger tägktch« tzißelk»- t»s H«r< 8.7L. Lmchdt» Vos» bezog« für Deutfch- land ». Oesterreich vierleliLhrltch ^l4L0; für dt» skrtg« LLider laut Zetttmgtz-mkSUft^. Liese N««»er lostet aus all« Bahnhof« und bet d« Zeitungr-Berkäuser» so »estaltto« «st Erstesttttoiv 45» 8«»ipr«h« 822 JohanutSgaß« S. H«stt-NUio1» Trestste«: Mmckeustraß« 84 (Fernsprecher Amt I Rr. 17UV. Hemstst^ssttiüe VerktNr LarlD»»ck«r,tz«rzalLayrHosbuchdaudkg^ Lützowstraße 10 (Ferusprecher Ami VI Nr. ststOSst Morgen-Ausgabe. riWM.TagMM Handelszeitnng. ÄmlsLlatt des HSnigl. Land- und des LSnigl. Amtsgerichtes Leipzig, des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leip>ig. Nazeigen-Preis die 6gespaltene Petitzetle 2S Familien- und Stellen-Anzeigen 20 ^k. Finanziell« Anzeta«, tSeschüstSauzetg« unter Lett ober an besoaderer Stelle nach Laris. Di« 4 gespaltene Reklamezeil, 7k» 4- »unatzmefchlutz für Anzeigen: Sbend-AuSgab« vormittags tO Uhr. Morgen-Ausgab«: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an dir LxpÄüttou zu richt«. Extra-BeUagen «nur mit der Morgen- Ausgab«) nach besonderer Vereinbarung. Die ErpestMo» tp wocheutagS ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck und Verlag vou «. Pal, tu Leipzig (Inh. Ur. «L, R. Sc W. «ltakhardN Herausgeber r Ur. Victor tkliukhardt. Nr. 252. Freitag den 19. Mai 1905. SS. Jahrgang. —- .... — 1 Var lvichtigrte vom cagr. * Die Königin-Witwe Margherita von Italien ist in Wiesbaden eingetroffen und vom Kaiserpaar empfangen worden. (S. Dtsch. Reich.) * In Stockholm hat die Zentrale des Arbeitgeber verbande« die Aussperrung der im Maurergewerbe beschäftigten Arbeiter vom 20. Mai ab beschlossen. * Nach einer Lassan-Meldung ist Kalajew, der Mörder de« Großfürsten Sergiu«, am Mittwoch in Moskau hin gerichtet worden. * Nach einer Meldung au« Tokio herrscht in Cbarbin die Pest, die etwa 300 Menschen täglich dahinraffen soll. (S. russ.-jap. Krieg.) „prrurren i« veuttchlana voran!" Aus Preußen wird un8 geschrieben Dem preußischen Schulkompromiß war, wie ieder rechten Angel, für die Lehrer eine Lockspeise angehängt. Bei Neuregelung der Schuluntcrhaltungspflicht sollte zugleich für die „Beseitigung unbilliger Ungleichheiten in der Höhe deS Diensteinkommens der VolkSschul- lehrer" gesorgt werden. Da man die höheren Gehälter kaum herabsetzen kann, so bedeutet das die Zusage einer erheblichen Aufbesserung der Mindestbesoldung, die in Preußen bei der ersten Anstellung mit 720 bezw. 660 Mark beginnt und in 31 Dienstjahren auf 1 800 bezw. 1 740 Mark steigt. Freiherr von Zedlitz, der Vater des Kom- promisscS, ist ein gewiegter Parlamentarier. Er weiß, daß man nicht immer auf geraden Wegen zum Ziele kommt. Sein Kompromiß rechnet sogar mit zu vielen Hindernissen. Er wollte es durch die Forderung der konfessionellen Schule den klerikalen Schulverderbern ebenso recht machen, wie den schullastenscheuen Agra riern und den Aufbesserung ihrer Gehälter verlangen den Lehrern. Bei diesem Vielerlei von Versprechungen und Aussichten mußte aber der Einzelne sich notge drungen sagen, daß cS mit der Erfüllung wohl hapern würde, und deshalb nahmen die zunächst Interessierten dem Kompromiß gegenüber eine abwartende Haltung ein. Das Zentrum stand mit „wohlwollendem Gerzen" zur Seite, die Agrarier erklärten offen ihre Unzufrie denheit und die Lehrer protestierten gegen die dem Schulinteresse entgegenstehenden konfessionellen Forde- rungen und zeigten für den Kompromiß überhaupt nur noch geringes Interesse, als der sie betreffende zweite Teil vom Plenum deS Abgeordnetenhauses nicht angenom men, vielmehr der Unterrichtskommission zur Beratung überwiesen wurde, so daß für die von der Regierung verlangte Vorlage nur noch der erste, die konfessionellen Interessen vertretende Teil übrigblieb. Freiherr von Zedlitz hat sich redlich Mühe gegeben, den Widerspruch der Lehrerschaft zum Schweigen zu bringen. Er ging selbst wiederholt hinaus und suchte in Lehrerversammlungen für seine Ansichten Propa- ganda zu machen. Die Erfolge würden freilich größer gewesen sein, wenn er die bestehenden Organisationen respektiert und sich nicht für stark genug gehalten hätte, eine eigene Partei in der Lehrerschaft für seine Pläne mobil zu machen. DaS mißlang und mußte mißlingen. Freiherr von Zedlitz gab seine Sache aber nicht ver loren. Er ging vielmehr daran, durch Vorschläge und Anträge zu dem zweiten Teil deS Kompromisses in der Unterrichtskommission seine Versprechungen zu erfüllen. Die Kommission folgte ihm indessen nicht. Sie lehnte alle bestimmt formulierten Anträge ab und faßte einen Beschluß, in dem verlangt wird, daß nach Durchführung der neuen Ordnung der Schuluntcrhaltungspflicht „ohne Verzug die Revision deS LehrerbesoldungsgefetzeS vorgenommen wird, namentlich in der Richtung, daß die Mindestsätze deS Grundgehalts und der Dienstalter-, zulagen erheblich erhöht werden", bis dahin aber durch „angemessene Erhöhung" der betreffenden Fonds die vorhandenen Gärten beseitigt werden. Diese Beschlüsse standen am 16. Mai im Plenum des Abgeordnetenhauses zur Beratung. Sie konnten den Vertretern der Schulinteressen nicht ge- »ügen, und deswegen wurden von sämtlichen Parteien, die in Preußen eine fortschrittliche Schulentwickeluna vertreten. Anträge gestellt, die bestimmte Forde- rungen für die Besserstellung der Lehrer enthalten. Die Freikonservativen verlangen ein Mindestgehalt von lLOO Mark für erste und alleinstehende und 1100 Mark für alle anderen Lehrer und eine AlterSzulage von neunmal 180 Mark. Die beiden freisinnigen Truppen nahmen die Forderungen deS Preußischen LehrertageS. 1350 Mark Grundgehalt und neunmal 150 Mark AlterSzulage. auf. Die Nationalliberalen, deren Redner den KommisstonSbeschluß al» einen sehr unsiche- ren Wechsel auf die Zukunft bezeichnete, schlossen sich zum Teil den freikonservativen zum Teil den freisin nigen Vorschlägen an. Ihr Redner, Abgeordneter von Schenckendorff, trat persönlich auf dle Seite der Freikonservativen, laS aber den Konservativen ge hörig den Text wegen ihrer ablehnenden Ggltung die- sem Teil des Kompromisses gegenüber und ließ durch blicken, daß damit der Kompromiß selbst in die Brüche gehen könne. Aber im preußischen Abgeordnetenhause haben Kon servative und Zentrum die Mehrheit. So wurden zu- erst die freisinnigen Anträge mit einer erdrückenden Mehrheit und dann auch die Vorschläge des Freiherrn von Zedlitz mit 148 gegen 121 Stimmen abgelebnt. Nur die Forderung, daß in den nächsten Etat 5 Millio- nen zur Beseitigung unbilliger Gärten in der Lehrer- besoldung eingestellt werden möchten, wurde mit 158 gegen 113 Stimmen angenommen, im übrigen aber ent- schied die Mehrheit sich für die Kommissionsvorschläge. Sonderbar berührte bei den Verhandlungen die Haltung der Regierung. Gerr Kultusminister Dr. Studt war nicht im Hause. Er mußte an der Rektorenkonferenz teilnehmen. Man konnte darüber manche nicht gerade freundliche Bemerkung hören. Der Minister scheint der ganzen Angelegenheit, die unter Umständen das preußische Abgeordnetenhaus geraume Zeit beschäftigen und noch zu mannigfachen Erörte- rungen führen kann, die Tragweite nicht zuzuschreiben, die ihr von anderer Seite zuerkannt wird. Der Ver- treter deS Ministeriums, Ministerialdirektor Dr. Schwartzkopff trat allen Anträgen, die mehr Geld für die Volksschule und ihre Lehrer verlangten, energisch entgegen. Er bat das HauS sogar, daS Kul- tusministerium mit der Erhöhung der Fonds zur Aus gleichung von Härten und Unzuträglichkeiten in der Lehrerbesoldung von 200 000 auf 5 Millionen Mark zu verschonen. DaS Ministerium wisse ia noch gar nicht, was eS mit diesem Segen sollte. Man sieht sich durch solche Ausführungen in die traurigsten Zeiten dezs preußischen Schulpolitik zurückversetzt, in die Zeit der Raumer-Müller-Männer, die bei allem Elend der Volks- schullehrcr an den ministeriellen Fonds noch sparten und z. B. 60 000 Mark für Erhöhung der Lehrer- witwenpensionen auf 150 Mark für unaufdringlich hielten. Der fetzige preußische Kultusminister betrach tet es offenbar nicht als betrüblich für einen Kulturstaat, daß noch 9000 Lehrer 660 Mark Anfangs- qehalt oder 840 Grundgehalt beziehen. Aber man hat in weiten Kreisen den Eindruck, daß das Kultusministerium nicht nur jeden Fort- schritt hemmt, sondern auch dadurch, daß eS in der Unterrichtsverwaltung an Kräften fehlt, die einen klaren Einblick in die Dinge haben und wissen, wo und wie einzugreifen ist, um eine Besserung herbeizuführen. Auf dem Wege zur Ausführung des Schulkomvro- misseS sind die Verhandlungen vom 16. Mai eine wich- tige Station. In 4 Monaten soll die Schulvorlage dem Hause zugehen. Hui vivra verra! vir MarMottage. Lin Franzsfe über ^ra«rreich» Marottopelttlk. Der ehemalige französische Marineoffizier Louis Fay bat, wie aus Paris gemeldet wird, einem Interviewer erklärt, daß seine Erfolge, sowie die anderer französischer Landbesitzer trotz der ganz verkehrten französischen Marokko politik sehr gute genannt werden könnten. (Nach ihm ist im Jahre 1900 an der Mündung deS Kiß bei Ujeda daS Port Fay genannt, auch hat er gegenwärtig blühende Ansiedelungen gegründet.) In offiziellen französischen Kreisen habe man kerne Ahnung, wie die Berber bevölkerung zu behandeln sei. Man halte sich an da« zum Gemeinplatz gewordene Schlagwort: „Der Berber ist ein Räuber und Halunkej auSgerottet muß da« Volk werden;" und die Leute, dre derart sprechen, nennen sich Apostel deS friedlichen Vordringens! Die Wahrheit sei, daß der unter vernünftiger Leitung ganz tüchtig arbeitende Berber eine ganz andere Denkart habe als der Franzose, daß e« aber auf die Denkart garnicht ankomme, sondern darauf, daß mau mit den eingeborenen Ackerbauern und Händlern in ihrer Marktsprache verkehre und ihnen neue Märkte au der Grenze eröffne, daß man ihnen mit einem Wort fir« Geschäftsleute herschickt. Da« marokkanische Volk kenne man noch lauge nicht, wenn man auf dem Sofa Pierre Loti und de Amici« gelesen habe, die übrigen« nur mit Arabern und nicht mit Berbern verkehrten. Frank reich« Fehler sei, ohne genügende ethnographische und ökonomische Vorstudien ein Werk unternommen zu haben, da nur dann Aussicht auf Gelingen hat, wenn alle die di« Religion und Tradition bedrohenden Maßnahmen aushören und man nicht die Machtfrage in den Vordergrund stelle, sondern schnelle merkantile Erfolge anstrebe. , Vie ffririr i» fiurrlana. Die Vst«rsfi»« yevm-lstV» wird nach einer Petersburger Meldung der „H. N." als eine neue Niederlage der liberalen Partei kommentiert. Jermolow stand an der Spitz« der Regierungspartei, di« da« Reskript über eine Volksvertretung dem Zaren vorlegte. Seine Demission soll damit Zusammenhängen. E« kursieren hartnäckige Gerüchte, wonach noch anderweitig« Entlassungen liberaler Minister bevorsteheu. Vom russischen Abel. Im „Petersburger Herold" ist zu lese«: Ein« der traurigsten Kapitel der russischen Agrargeschichte ist die pro gressiv fortschreitende Liquidation des adeligen Grundbesitzes, welche einen Umfang erreicht hat, der be unruhigend wirkt. ES ist eigentlich keine neue Tatsache, wenn man behauptet, daß die große Befreiungsreform Alexanders II. nicht nur den Bauern, sondern auch die. Gutsbesitzer völlig unvorbereitet antraf. A. S. Jer molow charakterisiert in seinen „wirtschaftlichen Zeitsragen" die Gutswirtschaft jener Epoche in folgender Weise: „Die ganze Aufgabe und Kunst deS Landwirts lief in jener Zeit darauf hinaus, möglichst große Erträge aus den vorhandenen Natur reichtümern zu ziehen, ohne etwas hineinzustecken. Weder hatte Land damals einen besonderen Wert, noch wurde ihm ein Wert beigemessen', solange die kosten freie Arbeit des Leibeigenen existierte. Aus diesem Grunde wurde der Besitz der Gutsbesitzer auch nicht nach der Land menge, sondern nach der Zahl der Leibeigenen eingeschätzt." Als die Gutsbesitzer im Jahre 1801 da« Recht auf die Arbeit von 10 696000 Bauern verloren und im ersten hieraus folgenden Jahrzehnt 326 Millionen Rubel für die 31291 000 Dess- jatinen erhalten hatten, erwiesen sie sich in der Mehrzahl der Fälle völlig unfähig, ihre Güter mit bezahlter Arbeit zu bewirtschaften. Dadurch ging alles zurück, zumal daS erhaltene Kapital in Petersburg und im Auslande ver jubelt wurde. Bald wurde dem Adel der Landbesitz zur Last, und er suchte diese abzuschütteln und eilte selbst nach Petersburg, um einträgliche Beamtenstellen zu erjagen. Man braucht nur die vom Finanzministerium successive herauS- gegebene „Statistik der Landliquidation in Rußland" zu durchblättern, deren letzter Band im Jahre 1904 erschienen ist, und die Rechenschaftsberichte der Adels- und Bauern agrarbank zu Hülfe zu nehmen, so erhält man ein er schreckendes Bild der rapid fortschreitenden Land Ver armung des Adels. So besaß der Adel zum Jahre 1859 in 36 Gouvernements 79 029 000 Dessjatinen Grundbesitz, von denen 38 429 000 auf das Schwarzerdegebiet und 40 600 000 auf die übrigen Gouvernements entfielen. Zum Ende de« Jahre 1897 besaß der Adel in den 36 oben erwähnten Gouvernements nur noch 41 739 000 Dessjatinen, von denen nur 16 555 000 auf das Schwarzerdegebiet und 25 184 oOO auf die übrigen GouveruemeutS entfielen. Eine größere Stabilität des Landbesitzes machte sich nur im ganzen Westgebiet geltend. Wenn man sodann den Berichten der Adels- und Bauernagrarbank folgt, so läßt sich die Höhe des adeligen Grundbesitze« im europäischen Ruß land zum Jahre 1905 auf nicht mehr als 31 Millionen Dessjatinen veranschlagen, von denen 15 928 816 Dessjatinen in einem Wert von 1 152 283 238 Rubel in der Adels agrarbank für 639 750 747 Rubel zum 1. Januar 1903 verpfändet worden. Var Gerücht -er Besetzung Haitschour durch die Deutschen ist, wie der Londoner Korrespondent des „B. T." einem Tokioer Telegramm entnimmt, daraus entstanden, daß die deutsche Firma Diedrichsen u. Jebsen Schwierigkeiten für ihren Dampferverkehr zwischen Tsingtau und Haitschou dadurch hatte, daß die Ortsbehörden von Haitschou durch Vorenthaltung von Kulis das Löschen von Gütern verhinderten. Jüngst fanden in Haitschou auch Unruhen unter Salzschmugalern statt. Wohl informierte Deutsche zlauben, daß deutsche Kanonenboote entsandt worden ind, um die Situation aufzuklären und daß hierzu vermut- ich Truppen mit deutscher Flagge gelandet wurden. Der Schiffsverkehr von Tsingtau nach Haitschou bat wegen ter Renitenz der chinesischen Behörden seit einiger Zeit eingestellt werden müssen. — Der „Corriere della Sera" telegra phiert aus Tokio, daß die f a l s ch e N a ch r i ch t von der Besitzergreifung Haitschous durch die Deutschen in Japan die beunruhigende Ansicht hervorrief, Deutschland wolle da durch die Aufmerksamkeit der japanischen Flotte ab lenken und RoschdjestwenSky indirekt zu Hülfe kommen. — Aus Paris wird gemeldet: Der General Meckel hatte in einer Unterredung mit einem Redakteur des „Echo de Paris", Marcel Hutin gesagt, daß die Japaner den deutschen JnstruktionSoffizieren einen großen Teil ihrer Erfolge verdanken. General Dragomrrow richtet jetzt an den Korrespondenten dieses Blattes, der ihm die Er klärungen Meckels vorgelegt hat, folgenden Brief: „Das Geschwätz Meckels verdient keine ernste Prüfung. Alles ist von Oyama, Kuroki und Oko gemacht worden, denen Meckel natürlich nicht das Mindeste beigebracht hat. Man weiß längst, daß man sich im Kriege mit den Erfolgen der anderen schmückt, denen man im Falle deS Mißerfolges alle Schuld gibt." Von Oku» Armee. Der Korrespondent dek Reuterschen Bureaus bei der Armee deS Generals Oku meldet über Fusau vom 14. Mai: Die Eisenbahn ist fertiggestellt. Sie kann bis Tieling benutzt werden. An Stelle der zerstörten Brücken sind provisorische gebaut worden. Der Bahnbau nördlich von Tieling wird mit aller Macht gefördert. DaS Material für die permanenten Brücken kommt aus Japan. Tausende von Dschunken bringen Vorräte auf dem Liaho von Niutschwang nach Tieling. Di« spest in Lharbirr. Dem „Daily Telegraph" wird au« Tokio gemeldet, nach zuverlässiger Information sei die Pest in Cbarbin epi demisch aufgetreten. Die Seuche raffe täglich durch- schnittsich 300 Personen weg. ver rurrkÄ-lapanirede Weg. Die Schiffe -er vierten Geschwader». Die russische Admiralität hat bereits Verhandlungen ein geleitet, um dänische Lotsen für die Durchfahrt de« vierten russischen Geschwader« durch die deutsch-dänischen Gewässer zu gewinnen. Der Befehlshaber setzt seine Flagge an Bord de« Linienschiffes „Sslawa", des modernsten Schiffes der neuen Formation. Die in Petersburg gebaute „Sslawa" wurde erst in diesem Frühjahr vollendet; sie ist mit 13730 t Wasserverdrängung etwas größer al« unsere Schlacht schiffe der Deutschlandklasse. Ihre Bestückung setzt sich aus vier 30,5cm-, zwölf 15cm-, zwanzig 7,5cm-, zwanzig 4,7cw- und zehn 3,7cm-Geschützen zusammen. Die 16 300 Pferde kräfte leistenden Maschinen erzielen eine Geschwindigkeit von 18 Seemeilen. Der Kohlenvorrat (1200 t normal) läßt sich auf 2000 t erhöhen. Mit der „Sslawa" treffen vor Langeland das Linienschiff „Imperator Alexander II.", die großen Kreuzer „Pamjat Asowa" und „Admiral Kornilow mit insgesamt 2400 Mann ein. Alle drei Schiffe sind in den Jahren 1887 bis 1888 abgelausen und haben somit ein Alter von 17 bis 18 Jahren. „Imperator Alexander II." und „Pamjat Asowa" erhielten 1903 eine GrundauSbesserung und neue Maschinenanlagen, „Admiral Kornikow" wurde 1895 modernisiert. Ihre Wasserverdrängung schwankt zwischen 9400 und 5900 t. Die Admiralität hat für die Torpedosormation durchweg moderne Hochseetorpeoo- boote mit je 50 Mann Besatzung verwendet. Die Flotte wird nach einer Meldung der „Köln. Ztg." vor Gulstav zu Anker gehen, ihre Kohlenbestände auffüllen und die an geworbenen dänischen Lotsen an Bord nehmen. Neve Depesche« übe* Sichtung. Nach einer Meldung aus Hongkong sah der Sonder berichterstatter de« Reuterschen Bureaus auf seiner Fahrt nach Kwangchauwan am Abend des 16. Mai 150 schwer beladene Dschunken, wahrscheinlich mit Vorräten für die baltische Flotte, 20 Meilen südwestlich vom Cap St.-Johns vor Anker liegen, die ihre Signallaternen zeigten. Beim Herankommen de« Dampfers verschwanden die Lichter. In Kwangchauwan ist alles ruhig. — Ein LloydStelegramm aus Singapore meldet unter dem gestrigen Tage: Der Dampfer „Segovia" berichtet, er sei in einer Entfernung von 40 Meilen von dem nördlich von der Gon-Kohe-Bucht liegenden Kap Vanela an einer russischen Flotte vordcigekommen, die aus 42 Schiffen bestand und langsam nordwärts dampfte. Der weg -er russische« Klette. Nach einer Depesche haben di« Japanrr zwei Schiff« aufgebracht, deren Nationalität zwar noch nicht frststeht, von denen man aber aus gut«n Gründen annehmen darf, daß sie zum baltischen Geschwader gehören. Der eine der beiden Dampfer geriet in der Näh« von Südkorea in die Hände der Japaner, der andere auf der Höhe der Pr«- cadore«-Ins«ln. Danach scheint e« sich zu bestätigen, daß die russische Flotte auf dem direkten Wege durch die Formosa- und Fukieu-Straße Wladiwostok zu erreichen sucht. Unter diesen Umständen wäre aber eia Zusammenstoß mit Togo unvermeidlich, abgesehen davon, daß bereit« die Formosa-Gtraße durch Minen gesperrt ist. veukscbes Keich. Leipzig, 18. Mai. * Vom „Kleinen ReichSnnzetger". Vor mehreren Tagen wurde von dem großen Generalstab, kriegsgeschichtliche Ab teilung I, der Redaktion mitgeteilt, daß daS Mrlitärwochcn- blatt Nr. 60 und 61 Aufsätze über den Krieg in Südwest afrika bringen würde. Diese seien auf Grund amtlicher Berichte verfaßt, wenn auch nicht als amtliche Aus lassung des Generalstabes zu bezeichnen. Mit großer Spannung sah die militärische und publizistische Welt diesen Berichten entgegen: heute ist der erste Artikel „Die Kämpfe deS Obersten Deimling im Anob-Tal" erschienen. Ein Teil des Berichts kam uns nicht unbekannt vor und aus einer Schlußnote ersehen wir, daß die Berichte über die Operationen zur Säuberung des Anob-TaleS durch Oberst Deimling zum Teil bereits im — „Berliner Lokal-Anzeiger" erschienen sind. Wir können uns kaum denken, daß die deutsche Presse besondere Veranlassung haben sollte, diese Berichte nachzudrucken. * Die Betriebsmittelgcmcinschaft. Am 23. Mai findet in Berlin wieder eine Sitzung des für die Betriebsmittelgemein- jchaft eingesetzten Ausschußes statt. Sie wird sich hauptsäch lich mit dem finanziellen Aufbau und den orga nisatorischen Fragen der Betriehsmittelgemein- chaft befassen. Eine weitere Konferenz ist nach Pfingsten 14. Junff in Thüringen in Aussicht genommen. Auf »er am 29. Avril in Freiburg abaehaltenen Konferenz wurde bereits der Entwurf des BetriebsmiltelgemeiiffchaffS- Vertrages durchberaten. In der am 14. Juni stattfindendcn Konferenz soll hauptsächlich die Organisation des Gemein schaftsamts besprochen werben. Letzteres soll dem Verneh men nach,in Leipzig errichtet werden. * Serkin, 18. Mai. * Die militärischen Reden des Kaiser«. Das Maje stätsbeleidigungsverfahren, da« vor einigen Tagen gegen den Urheber der unrichtigen Mffteilungen über die Wilhelmshavener Rekrutenrede des Kaisers eingeleitet wurde, ist nach einer Meldung der „Maadeb. Ztg." bereits wieder eingestellt worden. Die „Norbd. Allg. Ztg." bringt die folgende Notiz: Wie man der „Kreuzzeituna" aus Mörchingen schreibt, hob Se. Majestät der Kaiser bei seiner Ansprache im dortigen Offizierkasino hervor, daß seine Ge danken ost bei den m Mörchingen stationierten Regimen- tern verweilten. Er wisse, daß diese Regimenter aus manche Vorzüge anderer Garnisonen verzichten müßten, um so Höher stelle der Kaiser die hier geleistete Arbeit, und ge rade deshalb gelte der Garnison von Mörchingen seine be- sondere Fürsorge. Er sei sehr zufrieden mit dem, was er gesehen, und überzeugt, daß die Regimenter im Ernstfall ihre Schuldigkeit tun würden. Aus Petersburg wird wohl durch dieselben Herren, die früher mit deutsch-russischen Gerüchten vorangingcn, „be stätigt", daß Kaiser Wilhelm an den Zaren eine Depesche ge richtet habe,in welcher er die ihm zugeschriebenenAeußerungcn über di« Ursachen der Niederlage der Russen bei Mukden als Erfindung bezeichn« und sich über die Tapferkeit der russischen Truppen in besonders anerkennender Weise äußere. Auch der deutsche Botschafter in Petersburg habe Anlaß ge nommen. gegenüber dem Grasen Hambsdors zu er- klären, daß der deutsche Kaiser, w,e selbstverständ lich, keinerlei Aeußerungen gemacht habe, lösche für die rus sische Armee verletzend gewesen wären.
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