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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.04.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050419027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905041902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19050419
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905041902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-19
- Monat1905-04
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Au kündiuunaen aul der Vrwatleile AeNe » Pla . die rwalliae3«>le au, Ten lcile bi) Pla. ald irmaelondt tiette bi, Via 3n iNummern nach Sau», und kreiert«,», i lp,l,„c Grund,nie so Pia., aul Prinatieite «o Pin. rwalilue Zeile aul Terlicite und al» Einaeiandt so P„, ÄnsivärtiueAul- lräae »ur gegen vorausbc„ldlu»«. illeleabialler werde« mit ro P>,. berechn«. Sernivrechanschluh: Mm« I Rr. U und Rr. L0S» Lar Xliiifli'iilillillii: K«ii!ii i»il«l!eii-äliri!§o vo- »Ili. b>8 ,N. 40.-. !i«iill!ill.inll<'i>-l*illol«tü vo» »Ilt.ll.-biz ÜIK.2A Ute Heinrick Lrüm L'L»8«L' 8tratt»v L SioLstes Z^elllaHiLus MiLliadoii-Löllöiäuvß'. «r.Ivi». e»ik,kl: Neueste Drahtbcrichte. Hvfnachrichtcn, Verband der -lerzte. Gewerbevcrein, GerichtSvcrhaudlungcn. Akademische Freiheit, Kaiscrreife, Jtal. Eifeiibahiieraussland. Kainz-Gastspiel. Lstciiiaua. Millwoch, u>. April 1905. A > ei. Die „K. N. N." melden aus Bordesl ein Dienstmädchen an^G enickslarre aeslorbci ^„Augsburg. Seitens des Bezirkscirztcs „Äbeud-Ztc.,, erklärt, daß es sich bei dem geff« Neueste Trnhtmel-ungen vom 18. April. Genickstarre. Kiek. Die „K. N. N." melden aus Bordeshvlm, daß dort geslorbcn ist. ztes wird in >ker , gestern gemeldeten ErkrankungssaUe in Haunstetten nicht um Genickstarre handelte. Die Erkrankung war allerdings unter genickstarre- verdächtigen Erscheinungen ersolgt, die Lektion ergab aber Lungenentzündung. Eiscubalmcrausftand in Italien. Noni. Dep» t-ierten ka mme r. Rach Wiederaufnahme der Sitzung erklärte Lonntno, er und seine Freunde würden für den Gesetzentwurf betreffend die Verstaatli cl, u » g der Eisen- b ahnen stiminen. Damit beabsichtigten sic nicht etwa, dem Ministerium das Vertrauen zu votieren, sondern cs geschehe tcdig- ^!ch-,chk" die Autorität des Staates zu stützen. Priuetti spricht lich für den Privatbetrieb der Eileubabneu aus. Fern iLozmlist) tpricht längere Zeit unter grogcr Unruhe des Hauses zu gnnsteu der Forderungen der Ausständigen, deren Rechte vertannt würden. Der M t n i ster der öffentlichen Arbeite n hebt hervor, daß alle Redner die Nolweiwigkeit anerkannt hätten, daß der Eucnbahnbetried vom Staate übernonrinen würde, uird weilt ans dre sehr bemerkenswerten Vorteile hin. die das Gewtz von 1902 den Angestellten der Bahne» gebracht bnbe. Tic A ngeftcltten der Elleubatineu betlagten sich mit Unrecht darüber, daß ihre be rechtigten Forderungen verkannt würden. Wenn sic der Regierung keine Ungelegenhciten vernriachtc», würde cs dieser leichter sein, ihre Wünsche in nächster Zukunft zu erfüllen. Tie Generaldebatte wurde hierauf geschlossen und die Besprechung der einzelne» Artikel auf morgen vertagt. Ro m. Die Blätter stellen einen vollständigen M ißerfolg oer ausstän d iL eu Eisenbahner fest und geocn ihrer Freude über den Sieg der guten Lache Ausdruck. Die Zahl der Züge, welche abgelassen werden tonnen, wird heute auf allen Luuen eine Vermehrung erfahren. Reue Heizer re. werden den Dienst übernehme». In der Rächt cingegaugenen Depeschen zu folge haben die Züge in ganz Italien omic de» geringsten Zwischenfall verkehrt. Ter Bürgermeister von Florenz hat eine Sammlung zu gnnsten der Eilenbahnarbeiter eingeteitct, die cS abgctehnt haben, die Arbeit cinzuslellen. Hamburg. Ter Kaiser hat den Wohlsahrts-Eiurich. lungernder Hamonrg-Amerikanischen Paketfahrt-Akiicn-Gcietlschast eine Spende von 15 000 MarF als Zeichen seiner bcsonbccen Anerkennung überwie'en. D armstgdl. Pri n z Heinrich von Preußen ist heute vormittag hier eingetrosfcn. Köln. lPrio.-Tel.s Zu dem gestern gemeldeten Ueber- sall auf den Direktor der Köln—Bonner Kreisbahn ist noch zu berichten, daß eS sich um zwei 15jährige Burichen handelt, die bereits ein Geständnis abgelegt und erklärt haben, daß sic einen Ucbersall aus Fahrgäste des Eisenbahnzuges bereits l uigc gcp.ant hoben. An ihrem Besitze wurden verlchiedene Acordwerkzcuge gesunden Der Direktor wurde durch den Schlag mittelst eines Witzen Instruments gegen die Stirn bewußtlos gemacht. 55 Mk., sowie die goldene Ilhr sielen in die Hände der Räuber, die in der Nähe der Station Derendorf, als der Zug langsam fuhr, ab- fprangen und sich alsbald nach dem Düsseldorfer Hofaarien be- gaben, wo sie sich, ii» Gebüsch versteckt, anschickten, dick Beute zu teilen, als Pouzeideamte ans ste zulraten uns !>e der Wache vorführien. Inzwischen liefen Telegramme von dem IIcversa,! ein. woraus die Verhaftung beider erfolgte. Paris. Die.. Llgiie de la Patrie Fran-^aise" hielt heute eine Gciieralvcricimmlnng ab, um iich von ncnei» zu konstituieren und wählte z»m Präsidenten den Senator Marc-re, zui» Vizepräsidenten Admiral Bicnaims. Nachdem die beiden Ee- wählteii und Oheneral Mercier Rede» gehalten hatten, in denen sie zum Kampfe gegen den Internationalismus und die Freiniaurcrei aiissorderte», wurde eine in diesem Sinne gehaltene Tagesordnung angenommen. Limoges. Ter konservative Deputierte Baron Neille hat dem Minister des Innern mrtgeteilt. daß er über die Ereig nisse, die sich gestern hier zugelragcii haben, interpellieren werde. Von den uitvaravikalen und sozialistischen Blättern werden scharfe Angrisse gegen das Vorgehen des Militärs in Limoges gerichtet. Die konservativen Blätter machen die sozia listische Gemeindeverwaltung für die blutigen Folgen verant wortlich. Nach den letzten Nachrichten wurden bei den Unruhen mindestens drei Leute getötet: die Zahl der Verwundeten soll auf beiden Seiten beträchtlich sein. London. „Daily Erpreß" meldet: Der Kamp zwischen l der Bremer Ham'a-s anipsichissahrt, der British India Steamship Eompan» und der Pemnsular and Lriental-Line im Fracht- Verkehr von England und Antwerpen nach Indien bat sich derartig zugespitzt. daß Frachten von englischen Häfen nach Kalkutta gegenwärtig zum Satze von 5 ?». pro Tonne ange nommen werden, während der frühere Satz17>/z bis 25s». betrug. KonstairtiuoPel. Hier ist nichts davon bekannt, daß der Dbcikommissgr von Kreta, Prinz Georg von Griecheirland, seine Demission gegeben hätte. Washington. Der Ausschuß des Senats für den zwischenstaatlichen Handel ist zusammengetreten und wird heute , vormiltaZ die Vert-andlungen über die beantragte Festsetzung > der E i i e n b a h n ta r r s e beginnen. Santiago deChile. Durch eine gewaltige Feuers- brunst in Pisaqua sind 15 Häuserblocks zerstört worden, in Lenen sich mehrere Banken und das Rathaus befanden. Tokio. Die Marineoehörden erklärten heute die Ts u n g a r i - S t ra ß e als in der V e r t e rd i g u n g s- zone liegend. Der Verkehr unterliegt dort den üblichen Be schränkungen. erfolgreicher Weste gewidmet hatte, an die Spitze des Reichs, gerichts berufen wurde, schien die Hoffnung berechtigt, daß er dieser neuen großen Lebensaufgabe, an die er im Besitze voller Manneskraft herantrat, durch eine lange Zeit hindurch erhalten bleiben werde. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Gleichwohl hat schon die kurze Tauer vollauf genügt, um die Schwere des Verlustes aufs schmerzlichste empfinde» zu lasse», den das Reichs geeicht durch sein unerwartetesHinschcidcn erlitten hat. Tie Liebe und Verehrung, die er sich durch seine wahrhaft vornehme Rat», und seine aus dem Innersten kommende gleichmäßige Lieben- Würdigkeit sehr bald erworben hat, war allgemein. Semen reichen Schatz an praktischen Erfahrungen, seine hervorragende juristische Begabung, sein ninsasieildes Wissen hat er mit vewuiidernswc., schnellem Erfolge seinem neuen Amte dienstbar zu machen gewußt, dessen großen Ausgaben er durch klares, vorurteilsfreies Durch drrnge» aller Vcihäitustse und selbstloseste Pflichterfüllung gerechi geworden ist. Aufs tiefste erschüttert, betrauern wir den frühe» Heimgang des uns entrissenen vortrefflichen Mannes." —* Eine seltene Auszeichnung wurde gestern, wie bereits Oertliches und Sächsisches. Dresden. 18 April. —* Se. Majestät der König wohnte heute vormittag de» Kompagine-Besicutigunaen des dritten Bataillons des 2. Grena dier-Regiments Nr. 101 auf dem Garnison-Nebungsvlahe bei: mittags empfing er die Dcpartcmcntschefs der königlichen Hof staaten zu Vorträgen. —* Fürst Wittgenstein-Berleburg, der im Continental-Hotel Wohnung genommen halte, hat nach zwei monatlichem Aufenthalt Dressen wieder verlasse». —* Auslizmiitister Dr. Otto wird Se. Majestät den König bei der Bctsetznngsscier für den verstorbenen Reichs- gecichtspräsidenten Dr. Gutbroo vertreten. —* Unter Führung des Herrn Oberamtsrichters Karing be sichtigte Herr Austizwinister Dr. Otto das neue Amtsgerichts- geväude inCr > m mir! ch au. Das auf dem Kaiserplatze errich tete Gebäude soll im Lause des Sommers bezogen werden. — An Zw ickau besichtigte der Herr Minister unter Füyruna des Herrn Oberjustizrats Kautzsch gleichfalls die Räume des König lichen Amtsgerichts. —* Die Mitglieder dos Reichsgerichts, der Reichsanwnltschast und der Reclstsanwaltichast bei dein Reichsgericht veröffentlichen folgenden Nachm!: „Heute verschied hierlellist nach kurzer Krankheit der Präsident des Reichsgerichts Wirkliche Geheime Rat Exzellenz Tr. Karl Ko »rcid G utbr o d. Als er am 1. November 100:- aus dem Neicksiustizaml. dein er seit einer langen Reihe von Jahren seine ungewöhnliche Arbeitskraft in verdienstvoller und so . skädt und Geheimen Regierunasrat Professor Dr. Viktor Böhmert als äußeres Zeichen der dankbaren Anerkennung die goldene Ehreudeukmünze für Verdienste um die Stadt Dresden zu ocrleweir. Gestern mittag nmi überreichte ihnen eiye Deputa tion. bestehend aus den Herren Oberbürgermeister Geheimer Finanzrat Beutler. Stadtraten Muhn und Kammerrat Schröer, Stadtverordnetenvorsteher Justizrat Dr. Stöckel und Stadt verordnete» Privatus Wieoiier und Hoflieferant Wendschuch, die Denkmünze in ihren Wohnungen. In den Diplomen wird darauf hinaewiesen. daß beide Herren am 1. April 1905 .das 25. Jahr ihrer Tätigkeit in dem Gemeindc-Ehrencunte eines Arwenvilegers und Armcnvslegervereins-O'bmanns vollendet und in dieser Zeit stets mit vorbildlichem Erfolge den ärmeren Mit bürgern in treuer Arbeit gedient haben. In dem Diplom für Herrn Grafen Vitzthum wrrd hervorgehoben. daß er auch aui vielen anderen Gebieten der öffentlichen und privaten Wohltätig keit christliche Nächstenliebe betätigt habe, während bei Herrn Geheimrat Böhmerl dessen bahnbrechendes Vorangehen am den die, inert dessen . _ ^ Gebieten der Dolkswohlfahrl. insbesondere der vorbeugenden Armen- und Kindcriürsorge. rühmend erwähnt wird. —* Die Betriebseinnahmen bei den sächsischen Staatseisenbahnen haben auch im März 1905 ein günstiges Ergebnis geliefert, diesmal aber im Gegenlatze zn den früheren Monate» hauptsächlich im Personenverkehr. Nach vor läufiger Schätzung wurden vereinnahmt: 3 231 500 Mk. im Per sonenverkehr l-1- 103 370 Mk. gegen den gleichen Monat rm Vorjahrs, 7148 200 Mk. 'm Güterverkehr s-s- 7190 Mk.s. 10 314 140 Mk. im ganzen s-s- 115 560 Mk.s. An der Zeit vom. 1. Januar bis 3l. Marz wurden vereinnahmt: 8 629 Z0O Mk. in> Personenverkehr s-s- 83 010 Mk. — 27 Mk. auf 1 Kilometer Bcchnlänge durchschnittlich gegen den gleichen Zeitraum im Vor jahres. 19 960100 Mk. rm Güterverkehr s-s- 481050 Mk. — 149 Mk. auf 1 Kilometer Bahnlänges. 28589 400 M. im ganzen s-s- 564 060 Mk. — 176 Mk. auf 1 Kilometer Bahnlänges. —* Die Straße XVI in Vorstadt Plauen wird in Zukunft Gostritzer Straße genannt. —* Kürzlich fand hier im „Bürger-Casino" eine Allgc- ni eine Aerzteversammlung statt, welche von der Sek tion Dresden des Verbandes der Aerzte Deutschlands' ver anstaltet war, und zu der nahezu 200 Mitglieder und Nichi- mitglieder des Verbandes aus dem Mcdizinalbezirk Dresden sich eingcfundcn hatten. Herr Tr. med. Hartman n» Leipzig wies in icinem Berichte: „Ausgabe, Ziele und Erfolge des Ver bandes der Aerzte Deutschlands" auf die durch Ueberfüllung. Kurpfuschertum, Krankenversicherungs-Gesetzgebung und lieber> macht der Krankenkassen verschuldete wirtschaftliche Notlage des ärztlichen Standes hin. — Herr Dr. med. Ludwig-Dresden Kunst und Wissenschaft. 4* Rcsidenztheatcr. Die einzige Rolle, in der Joses Kainz diesmal neu für Dresden ist, hat er gestern gespielt: seinen Leon in Grillparzers „Weh ' dcm. der lüg t". Sein Richard II. oder ein anderer -er müden Prinzen des Briten wäre uns lieber gewesen: im allgemeinen wie im be'ondercn. Zunächst das Stück. Kainz hat, wie alle Oesterrcichcr unserer Tage, eine heiße Liebe für Grillparzer. Blau will an dem Toten gut machen, was man an dem Lebenden Böses getan, der jenen 6. März 1838, an dem im Vurgtheatcr „Weh' dem. der lügt" mit Pauken und Trompeten durchsiel, nie ganz hat verwinden können. So kommt jetzt Grillparzer reicher denn je aus unseren Bühnen zu Worte. Daß sich »eben seinen tragischen Heiden dabei selbst der muntere Küchenjunge Leon beifälligster Ausnahme rühmen Lars, ist sehr erfreulich, wenn auch daS Spiel, das ihn zum Helden hat, mit keinem der großen Meisterwerke Grillparzer-Z sich messen kann, wie denn der österreichische Schiller trotz alles Lobsingcns als Dichter des Tragischen höher einznschähen ist, denn als Komödienschreiber. Für einen einheitlichen Erfolg schlt cs dem Stück vor allem an der stärker interessierenden Fabel, deren historische Quelle aus daS 15. Kapitel „von der Gefangenschaft des Atalus" in dem dritten Bande der „Fränkischen Gefchichte" des Gregor non Tours zurückgeht. Man muß die Erzählung lateinisch in den iklon. Oerm. lii.-ct. kniriptorv!» rar. Llarov. 1,1. l1885, p. 122>, der verdcutsckst bei W. von Giesebrccht in den „Geschichtsschreibern der deutschen Vorzeit" sVl. Jckhrh.. Bd. 4: 1878, p. 127j Nachlesen, nur zu verstehen, was Grillparzers geistiges Eigentum an der dramatischen Verwertung des alten Sujets ist. An der theatralischen Wirkung ist das Lustspiel - immer eine Gefahr! — fast ausschließlich auf den Gegensatz der führenden Clurraktere angewiesen, da das kulturhistorische Element, die Verschiedenheit von fränkischer Zivilisation und ostr " ' - strhemischer, fast noch u.rgermanischer Barbarei, und seine Be- andlung durch den Dichter, das Publikum meist ziemlich kalt Für die Darstellung d«S inventiösen Küchenjungen kommt es vor allem daraus — * ^ zu treffen, gM,ih» . „ , nicht abbrinaen — wie Grillparzer: die tragische Geste liegt ihm besser. Auch die Jugend und die Lustigkeit glaubt man Kainz nicht !p recht. Er lacht wie ein heiterer Philosoph, nicht wie ein lustiaer Junge, und seinen Allüren werkt man es an, daß sie keinem Ep heben gehören. Der „holde Schein" ist über- öaupt nicht seine Sach«: dazu ist er als künstleriiche Persönlich keit zu mächtig und eindrucksvoll. Darum wurde er gestern nur allmählich den Intentionen des Dichters gerecht und gab. ähn lich wie Wiecke. sein Bestes in den beiden leisten Akte», wo sich die Rolle des Leon heroisch auswächst und einen stark melancholffchen Einschlag erhält. Hier feierte seine Darstcllunas- und noch mehr seine Sprechkunst erlesene Triumphe. Besonders die prachtvollen Tira- dcn der Gebetss.zene vor den Toren von Metz wußte er wieder ganz hinreißend zu steig,.u. obwohl er bei dem rhetorischen Paradestück rni Jonglieren mit den Worten fast des Finten zu viel tat nnd den braven Küchenjungen als selbstherrlicher Virtuos vielleicht zu sehr in eine gcwisfe bengalische Beleuchtung rückte. Daß auch sonst aNS dieser Leistung ein meisterliches Können wrach, daS, gepaart mit einer liebenswürdige» Grazie, cincin diskreten Humor und einer erstaunlichen äußeren Beweglichkeit, durch aller hand glückliche Zutaten der eigenen Phantasie die Absichten der Dich tu,,g klug zu steigern, ihr immer die stärksten Wirkungen an den Höhe punkten abziigcwiilnen weiß, bedarf wohl keiner nochmaligen besonde ren und umständlicben Envähnung. Kein Wunder, daß unter sota- neu Verhältnissen Kainz auch gestern zum Träger des Erfolges und stürmisch applaudiert wurde. Ein gut' Teil des Beifalls darf das Ensemble des Resideiiztheatcrs für feine Bemühungen, mit dem Gaste Schritt zu halte», in jedem Falle beanspruche». Vornehm lich die Herren Gähd (Graf Kattwaldl nnd A igner lGaloiiiiri sind hier »eben Ftl. Eschborn, die freilich nicht die Erinnerung an ihr glänzendes Original, die Edrita der Frau Basta, bannen konnte, mit Auszeichnung zu nennen. — Das Haus war wieder vollständig ansverkauft, tue Stimmung für Kain« wie immer festlich begeistert. IV. Ostenilma. Wenn ich der künstlerisch erschöpfenden Erinnerung an Emil v.d. Osten in Ahrem geschätzten Blatte ein paar Worte aus Eigenem hinzusügen darf, io will ich gewiß kein Wortspiel machen, indem ich sage: ein verhängnisvoller Zug im Leben Ostens war „der Zug nach dem Westen". Er war ihm vererbt, und der Hang nach dem 'Dollar spielte zunächst gar nicht mit: er kam nach Amerika wie Eolumbus. ohne es zu wollen, und zwar auf dem Wege eines Lchiffbruchs. d. h. uotsbepe nicht des üblichen puf dem Festlandc von Europa am Spieltische oder sonstigen erlittenen Schisibruchs, sondern als havarierter Seemann 'und Deckoffizier der schwedischen Marine. Da übrigens ganz Amerika bereits entdeckt war, so entdeckte er dort etwas Anderes, nämlich sein Talent zun: Schauf'vrcler. Die in Dressen gewiß noch bei vielen in guter Erinne rung stehende Ottilie Genöe, die damals in San Frau cisco ein lukratives deutsches Theater „manpate". hat das etwas große Kind aus der Taufe gehoben. Als Komödioni durchquerte Osten bald die llurted ptatcs os Amerika, und — wenn's kein Engagement gab — strich der Gentleman, anftat: sich zu ichmiukcu, Häuser an, Häuser bis zu zwölf Etagen und höher, das warf auch etwas ab. Als „Smart Fellow" kam er aus den Gedanken, sein Talent auch «-iigsi-st ^xolcou zu ver werten, und wenn das zunächst materiell ein Segen für rhu war, so legte cs zugleich den Grund zu dein verhängnisvollen Zug, von dem ich oben gesprochen habe: die äußerliche sen saiionclle grobe Holzfchnittmanier amerikanischer St'ielweis« und den abenteuernde» Hang zum Tbcotcr-GIobetrotlcr ist er nie wieder los geworden. An Breslau und Hannover, wo er zu erst den Fuß auf deutsche Bühnen setzte, wußten sie davon zu erzählen, aber auch von seinem Talent, namentlich in Ham bürg, wo er von Pollini auf Gaslsviclnummcrn geeicht wurde. Nachdem ihm Oscar AustinuS vollends ein, Zugstück „Unser Zigeuner" auf den Leib acschricben halte, sing der Prophe« ivgar an, im Batcrlandc etwas zu gelten. Mit diesem persvn liehen „Schlager" hatte er den« auch hei seinem Gastspiel amDresdncr Hofthcater einen durchschlagenden Ersolm Es ist jetzt gerade 25 Jahre her. Hier war in der Maien blute seiner jungen Berühmtheit Friedrich Deitmer so plötz lich gestorben, daß Tausende, die es nicht fassen konnten, in das Traucrhaus §n der Ammonffraße strömten: sie mußten ihren vom jähen Tode dahinacrafften Liebling auf der Bahre liegen sehen, um cs zu glauben. Au seinem Grabe wurde pick und schön gesprochen: am schönsten von Ludwig 'Barnav. so schön, daß ein seiner bösen Zunge wegen gefürchteter Kollege einem anderen ins Ohr geraunt haben soll: „Der scheint ,a aus Engagement zu sprechen!" Osten stand wahrscheinlich nicht unter den Leidtragenden, aber sicher ist, daß er bald nachher aui den Brettern stand, wo Deitmer Triumphe gefeiert barte und Malkowsky von Abend zu Abend wachsend das Publikum in Erstaunen versetzte. Aus die Frage, wie das möglich war, gibt cs nur die eine Antwort: Weil in der Kunst immer: die Natur am meisten geschäht wird. Nnd Osten n«r durch
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