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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050929025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905092902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905092902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-29
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»ezugS-Prei- tn dir Hauptrrpedtlto» oder der« «ns-ab» stell« abgeholt: oterteljührltch «.—. bet täglich zweimaliger Zuftellairg «t vait vierteliLhrltch 6.7a Durch «lerr au«- wärtigeo Ausgabestelle» uud durch di« Post bezogen sllr Deutschland uud Oesterreich vierteljährlich 4.60, sttr di, übrig« Länder laut tjettuugspretsltst» Diese Nummer kostet aus all« Bahnhöfen uud bei III ^Itz ß d« Hettuags-Bertüafern ' Nedaktton uud Erpedtttonr Iohanni-goss« 8. Feruspr. Ätr. l6S. «r. 988, Kr. N76. Berliner «edakttonS Bureau r Berlin bl^V 7, Dorothe»straß« SA. Del. 1. Str. «87». Dresdner 4t edaktton« Bureau: Dresdens, «önnerttzstr. 96. Let. 1, Nr. «SSL Abend-Ausgabe. MkWM.TagMaü Handelszeitnng. Amtsblatt des Aönigk. Land- und des Hömgl. Amtsgerichtes Leipzig, des Aales «nd des Volizeiamtes -er Lladt Leipzig. Anzetgen-Vrett dt» »MivoU« Aatttzttl» Ad Pg, Mnanztell« Rnzaraan, GetchästSauzetg« unter R>xt oder « besimder», Stell» nach Daris. Kür «1 Erschein« « bestimmt« lag« n. Pläh« »trb totnr »aranltr tlderrwarru«. Anzeige» uud Extrabeilage, nur tu der Morge, NaSgab« EchlüH dal AUWöbllll HHA. Die ErpedMa» M «ach«»»»» mimUordroche, geSAuet »o» trtlh « di« abend« S Uhr. Vtttat-ErpedMour Bert«. dtihowstr. 10 » Dresden. Vtartanftr-S«. Druck und Verlag »v» B Poiz tu Letpelg Kuh. 0». v. ». d «. Alt,»Hardt). Herausgeber, 0r. BtNa» Klinkdardt. Nr. ^7. Freitag 29. September 1905. SS. Jahrgang. Var WHtigrlr vom Lage. * Aus Dar-eS-Salaam werden weitere Kämpfe mit den die deutschen Stationen immer noch bedrohenden Aufständischen gemeldet. (S. Dtsch. Reich.) * Der ehemalige Kommandeur des 6. französischen Armee korps, Hagron, ist zum Nachfolger Brugäre« in der Eigenschaft als Generalissimus auSersehen worden. * Herr v. Witte bat sich heute zum Zaren nach Björko begeben. Die Rückkehr des Zaren nach Peterhof wird Sonntag erwartet. * General Stössel erlitt, wie aus Moskau ge meldet wird, «inen Schlaganfall; sein« linke Seite ist gelähmt. * Wie au« Christian« gemeldet wird, wird der größte Teil der Grenz wach ttruppen sofort heim ges andt werden. Vie currmer frieaenrrÄwStmer. Cs ist kein Zufall, daß diese Baronin Suttner in der sogenannten Friedensbewegung eine so große Rolle spielt, denn die ganze Bewegung ist larmoyant, ist feministisch durch und durch. Cs ist auch kein Zufall, daß diese selbe Baronin Suttner eine intime Freundin de- Spielböllenfürsten von Monaco ist, eü bestätigt nur ihre Denkuusahigkeit wie die der übrigen Träger der Friedensbewegung. Diese Menschen mit ihre» verzärtelten Nerven entsetzen sich bei dem Gedanken an einen Volkskrieg, aber sie nehmen mit Vergnügen eine Einladung nach Monaco an und verfärben sich nicht bei dem Gedanken an die Blut opfer, die gebracht werde« müssen, um die verschwenverische Prachtentfaltung des Fürsten zu ermöglichen. DaS nennt man nun Logik! Mau könnte über diese Utopisten ja ruhig zur Tage», ordnulig übergehen, wen« nicht zwei Grunde dagegen sprächen. Vor allem liegt die Gefahr vor, daß dies« Schwätzer allmählich unfern Volkscharakler verschlechtern, indem sie di« Aktivität vermindern. Und dann muß man leider die Beobachtung immer von neuem machen, daß bei jedem internationalen Unsinn die biederen Deutschen noch ganz wie »nno dazumal, als der Weltschmerz und die Völkerverbrüderung erfunden wurden, vorangehen und in Selbstaufopferung, in nationaler Selbstentrechtung, in Würdelosigkeit sich von niemand Über treffen lassen. Dieser Erbfehler der langen nationalen Zer rissenheit scheint unausrottbar zu sein. In keinem Lande der Welt hat eS die antinationale Sozialdemokratie zu solcher Ausdehnung dringen können wie bei unS, uud rn keinem anderen Lande auch dürfte sie wagen, sich so schamlos anti völkisch zu benehmen. Und welche Zuverlässigkeit in deutsch, nationalen Angelegenheiten verrieten die deutschen Teilnehmer am Luzerner Friedenskongreß? Sie bejubelten den Vorschlag, das Wohlwollen Frankreichs durch eine Volksabstimmung in Elsaß-Lothringrn wegen der Staatsangehörigkeit zu erkaufen. Die Vertreter aller übrigen Länder haben sich gehütet, die Mög- lichkeit der Vesitzverringerung ihrer eigenen Heimatländer auch nur anzudeuten, nur die Deutschen boten das skandalöse Schauspiel, vaS typisch ist für alle ähnlichen Veranstaltungen und nicht wenig dazu beiträgt, unsere« ehrlichen Namen bei den Völkern der Erde in Mißkredit zu dringen. Dabei ist zu bedenken, daß ausdrücklich die Währung des 8tLtu« <zuo als Voraussetzung der heiligen Weltfriedens- liga stipuliert wurde. Mr Deutschland- Besitzrecht an deutscher Erde wurde davon ausgenommen. Frankreich darf in Afrika und Asten behalten, wa» e» hat, England darf die halbe Welt erobern, die Boerenstaaten vergewaltigen und ganze Völker auSrolten, die Bereinigten Staaten dürfen Cuba und die Philippinen mit Blut und Eisen an sich reißen, alle» da» will der Luzerner Kongreß in Gnaden hingehen lassen. Aber daß das Deutsche Reich vor füufunddreißig Jahren sich ein Stück deutsche» Boden» nach einem schweren Verteidigungskriege wieder genommen hat, darf nicht geduldet werden, und die deutschen Vertreter jubeln zu dem Vorschläge, wie da« Verbreche« wieder gut gemacht werden kann. Livs» gsrmani sunt! Sollen wir schleunigst alle umlernea? Solle« wir unsere Helden de« großen deutschen EiniguogSkriraeS mit den Augen der Madame von Suttner anseyen alS Toren oder Ver- brccher? Sollen wir Wilhelm I., sollen wir Bismarck und Moltke nicht mehr lieben dürfen? Weil die Luzerner Helden- Hasser da» Leben für der Güler höchste» halten und sich selbst so ungeheuerlich lieb haben? Wir meinen, e« ist nicht an der Zeit, mit Palmenwedeln gegen Schwerter zu fechten, denn die Welt starrt von Waffen. Die Waffen allein aber tun e» nicht, wenn nicht kriegerischer Geist sie führt. Und den brauchen wir nötiger als je. Gerade die den Friedensfreunden verwandten Sozial- demokraten haben uu» ja in ihrer Preffe da» Lob der Japaner in allen Tonarten gesungen, ihre Manneszucht, ihre sorgfältige Kriegsvorbereitung, ihr« Todesverachtung, ihren bi« in« Individuum gedrungenen energischen Willen zum Sieg, zur Macht als musterhaft gepredigt. Glaubt denn ein Mensch, solche tatsächlich bewunderungswürdige ein heitliche Leistung eines ganzen Volke« ließe sich erreichen mit Anbäugera der WeltfrieveoSideek Wir haben gerade genug schon zu leiden unter dem destruktive« Wüten der Sozial- demokratie gegen da- eigene Fleisch, und unser Heer hat die Feuerprobe auf seine Integrität nach diese« jahrzehntelangen Verhetzungen erst noch zu bestehen. Wrr sind der festen Zu versicht, daß diese Probe gut »»«fällt, aber habe« wir ei» Recht, ihm nun auch noch die Angriffe der FriedmSkrieger, ihre systematische Verächtlichmachung de« „MilitariSniu«* zuzumuteu? Gerade wir mit unserem Bolksheer stehen und fallen Mit dem Geist der Truppen, und daß dieser Geist echt kriegerisch »«v nicht waschlappig sentimental oder verhetzt und aufrührerisch sei, muß di« eruste Sorge der Koniul« sei». Seihst wenn wir vemütia Verzicht« wollten auf unser« Anteil an der außereuropäische» Welt, wen» wir von der Weltwirtschaft nach Möglichkeit zur Volkswirtschaft »«ssnchwn, wenn wir »«I grausam« Herz be säßen, unseren Geburtenüberschuß verhungern zu lasten, anstatt ihm in der Exportindustrie Nabrung zu verichaffen, selbst dann hätten wir ein scharfe« Schwert nötig. Wie viel mehr aber, wenn wir aus unserer passiven Rolle herauStreten und unsern Teil heischen wollen an den Gütern dieser Welt! Daß da« deutsche Reich ein friedliebende- Staaten- gebilde ist, bat es in den langen FriedenSjahren seit feiner Gründung bewiesen und sein Kaiser hat für diese Friedens liebe sein Wort verpfändet mehr alt einmal. Es giebt in Deutschland keine Patriotenliga, keine gelbe Presse, kein Blatt, das den .Time»" >m Hetzen auch nur da» Wasser reichen könnte. In Deutschland wird bereit« Chauvinismus genannt, wa« in England al« Gesinnung eines sansten Heinrichs verrufen wäre. Die Lurerner hätten sich deshalb ganz gut die deutsche Uebersetzung ihre- Aufrus« an die deutsche und die englische Nation iparen können. Es ist wirklich zuviel de« Stumpfsinn- oder der Hinterhältig- leit, wenn von Herrn Appleton, dem Vertreter der eng lischen Arbeiter, den Deutschen in diesem Aufrufe vorgeredet wird: »Wir glauben ferner, weit entfernt, in dem engliich- franiösischen Uebereinkommen einen Grund zur Trennung zwilchen unseren beiden Länder« lDeutschland und England) zu sehen, daß diese« Uebereinkommen >m Gegenteil die Mög lichkeit schafft, in gegenseitiger Freundschaft ihren gemeinsamen Interessen und dem Frieden der Welt zu dienen.* Herr Appleton mit seinem englisch-französischen Vertrage hat gut reden. Ob er auch dasselbe sagen würde, wenn eS sich zum Beispiel um einen deutsch-russischen Vertrag bandeln würde? Ob Herr Appleton dann auch deklamieren würde: »Weit entfernt* und so weiter? Wir sind jedenfalls weit entfernt, da- die Marvkkoabmachung besiegelnde Uebereinkommen zwilchen England und Frankreich als eine Friedensgarantie für uns zu betrachten, und den Versuch, unS lolch krause- Zeug einrrden zu wollen, halten wir für eine Beleidigung. Die Zeiten sind zu ernst, als daß wir un« den Luxus einer Propaganda für den Frieden h tont xrir leisten könnten. Wenn wir angegriffen «erden, so wollen wir unS wehren, und wir hoffen, daß da- mit gutem alte« Germanenzorn geschieht. Var Hblk0»«ea über Marolrlro. Französische Stimmen. Nach einer vom Wolff-Bureau verbreiteten Uebertragung hat der „Temp«* in seinem Abendblatt gesagt: „Die Bilanz de« heutigen Abkommen« besteht allein darin, daß die Zukunft den weiteren Entwickelungen einer Politik de« Einvernehmens offen steht, und daß in der Gegenwart die wesentlichen, wichtigen Interessen Frankreich« an der Grenz gebend anerkannt und außerdem die von Frauk- resch für notwendig erachteten dringenden Reformen verwirklicht werden. Die Kaltblütigkeit Rouvier«, welcher durch die Festigkeit RevoilS unter stützt wurde, bat an vielem Ergebnis großen Anteil. Fürst Radolin, welcher niemals an der Möglichkeit einer Ver ständigung gezweifelt hat, und Gesandter Dr. Rosen, welcher seit drei Wochen eifrigst tätig war, waren ihrerltitS auf richtige uud versöhnliche Unterhändler. Frankreich, welche- nur «inen Alliirten bat, uud dem ein Alliirter genügt, kann mit allen Mächten freundschaftliche Beziehungen unter halten, da seine Politik niemals aggrejsiv ist." Da« „Berliner Tageblatt* läßt sich au« demselben „TempS* Sätze depelchiere», die da- Wolffbureau unterdrückt haben müßte, uud di« lauten: „Die französische Regierung hatte die Pflicht, von der deutschen Regierung zunächst dr« formelle Aner kennung unserer Rechte in den Grenzgebieten zu erlangen. Wir konstatieren mit Vergnügen, daß die deutsche Regierung nach einer gründlichen Darlegung, di« ,hr Frankreich- Inter esse an dieser Frage gezeigt hat, un« völlige und kategorische Genugtuung gegeben hat. Dies« Genug tuung war unS um so nötiger, als zu Beginn de« Zwischenfalle« Deutschland nicht geneigt schien, sie zu bewilligen uud die algerische Grenze wie eine europäische Grenze für unantastbar und uuüberschreitbar erklärte." Der „Figaro* hat kurz vor dem Abschluß geschrieben: »E« wäre bedauernswert, wenn nach so langen Vorbesprechungen zwischen Frankreich und Deutschland Herr Witte uns so unerläßlich ge worden wäre, um un« au- der Klemme zu ziehen, besonders in dem Augenblicke, da der russische Staat-manu sehr deutsch-freundliche Gefühle, vielleicht nicht gerade mit besonderem Takte, öffentlich bekundete. Zweifellos war ja Herr Witte von de» Verhandlungen i» Kenntnis gesetzt worden, und zwar nicht nur von un- allein, und man kann es al- sicher hinstelleu, daß sein Gutachten dem Abkommen nicht schaden konnte, weil diese- die bevor stehende russische Anleihe erleichtern muß; aber die Verhandlungen waren infolge der Bemühungen unserer Diplo matie, die sich selbst genügte, auf dem besten Wege, und der französische Gesichtspunkt war scharf vor dem Auftreten diese« äou« « maelliu» spezifiziert worden. Bei dieser so oft wieder aufgrnommenea Angelegenheit, die eine wahre Peuelope-Berhandlung genannt werde« kann, «Scheint die Vorsicht «»gezeigt, die Korrekturen der letzte« Stunde abzuwarten, da der Sinn einer „Note* und die Quelle einer Häkelei von einem einzigen Wort «bhängen kann. Bemerken wir, daß die Vorbehalte, die Frankreich für sein« besonderen Rechte erbeben mußte, Genugtuung erhallen habe«. Unter solide» Umständen ist die Hoffnung berechtigt, daß der gegenseitige gute Wille, von dem eben di« Rebe war, die deutschen und französischen Unterhändler auch auf der Konferenz beseelen wird.* Zum Korrespondenten de« ^Berl. Tagrbl.* hat Herr Revotl geäußert: „Die Konferenz wird sich bewußt sein, daß e« nötig ist, die in dem Programme auf- gezäblten zivilisatorischen Reformen »u vollbringeu. E« gilt, io Marokko mit aller erforderlichen Vorsicht und ohne Ueber- stürzuug di« Ruhe herzustelleu, die sehr schlechten Finanzen ,» verbrsser« «ad den Waffenschmuggel zu verhindern. Wie da« alle» zu machen ist, darüber wird die Konferenz zu entscheiden hab««. Ich denke aber, daß, nachdem wir so »eit gediehe« sind, in der gemeinsamen Beratung der Mächte auch alle» übrig« sich regel» lass« wird. Ich zweifrl« nicht dar»«, »aß der SuUau von Marokko den Programmentwurf akzeptieren wird, und hoffe, daß die Konsereuz bald zusammen treten wirb.* Aus englischer Quelle. Wie aus London gemeldet wird, hat ein französischer Diplomat vem Pariser Korrespondenten des „Standard* die persönliche Mitteilung gemacht, der Abbruch der Verband lungen habe kurze Zeit an einem Fädchen gehangen und es sei aus den Einfluß Rußlands zurückzuführen, daß sich die Konferenz schließlich zum guten wendete. Deutsch land habe um jeden Preis die Bemühungen Rußland« ver hindern wollen, welche diese« mit Zustimmung Frankreich- unternahm, aber in dieser Haltung Rußland gegenüber zu verharren, hätte >ür Deutichland geheißen, daS Spiel Eng land« zu machen. Aus diesem Grunde habe e- auch seine Haltung aufgegeben- Die Konzessionen Deutschlands. Die „Kölnische Zeitung* gibt zu dem bemerkenswerte» Zusatz: „Diese Operation läßt die Frage de« Vorzugsrecht« veS franzötitchen Konsortium« unberührt*, den folgenden Kommentar: „DaS französische Konsortium, von dem hier die Rede ist, ist dasjenige, da- unter Vermittlung der französischen Regierung Marokko die bekannte 62 Millionen-Anleihe gewahrte, unter Auferlegung einer Klausel, die den Sultan und den Magbzen verpflichten sollte, in Zukunft mit niemandem ander« als mit dem Koniortium ähnliche Geldgeschäfte einzugehen. Diese Klausel ist die in Rede stehende Frage de« Vorzugs recht« für das Konsortium. Au« der Mitteilung geht hervor, daß die deutsch-französitchen Verhandlungen diese Frage zur Entscheidung durch di« Konferenz offen gelassen baden, wie man anuehmen muß, weil die vorgängige Ver ständigung darüber, sei eS inhaltlich, sei eS formell, auf Hindernisse stieß. Der deutlchr Standpunkt »st bekannt lich, daß daS von dem franiösiichrn Konsortium beanspruchte Recht der Ausschließung aller andern Bauten dem durch die Madrider Konvention gewährleisteten Meistbegünstigungs recht der Signalurmächte dieser Konvention widerspricht.* Ferner schreibt daS Blatt zur Molenbau-Konzession: „Die jüngste« Verhandluagrn haben auch hier z« dem Zugeständ nis für Frankreich getührt, daß in der Sache ei» Auf schub zugunsten einer französische« Gesellschaft erfolgen soll, um deren Rechtsansprüche auf den Bau zu prüfe», uud daß, falls diese nicht gleichwertig befunveo werden, die deutsche Gesellschaft den Bau ausführen soll. E« wird nicht ge sagt, wer jene Prüfung vornehmen soll, ob die Konferenz oder Frankreich und Deutschland unter sich. Da der Fall keine grundsätzliche Frage berührt, so ist anzunehmen, daß man mit ihm die Konferenz nicht behelligen wird.* Sürst vklnw. Der „L.-A.* meldet, daß Dr. Rosen, der sich in Paris große Sympathien erworben haben soll, einer Einladung de« Fürsten Bülow folgen und sich für einige Tage nach Baden- Baden begeben werde. Daran schließt sich der Satz: „Hervorgehoben wird, daß Kaiser Wilhelm seinen Ruf, persönliche Tüchtigkeit rasch zu erkennen, voll bewährte, al« er sich während feine« Aufenthalte« den damaligen Konsul Rosen für größere Aufgaben vormerkte." Der italienische Minister Tittoni toll nach seiner Cntrrvue mir dem Reichs kanzler auch mit Rouvier Zusammentreffen. Nach einer Depesche au« Rom bemeikl die „Tribuna*, Frankreich wisse, wie loyal die Haltung Italiens, das sich zwischen einer ver bündeten und befreundeten Macht befand, m der Marokko frage war: zwischen einer verbündeten, zu der sich in Gegen satz zu stellen unlogisch gewesen wäre, und einer befreundeten, mit der alle Pourparler« über die Frage gesprochen waren. Frankreich wisse, daß diese Haltung Italien« dazu beigetragea habe, Terrain sür da« Uebereinkommen zu finden, „so daß am Vorabend der Marolkokonsereuz die französischen Staats männer mehr froh als unzufrieden darüver sein werden, wenn sie Tittoni in freuodschastlichrr Unterredung mit dem Reichskanzler Bülow finden werden.* stolikircde Lagrrrcba«. Leipzig, 29. September. Die Stellung de« ReichSschatzsekretärS. Die Vorschläge de» ReichSschatzsekretärS zur Herbei führung der aus der unzureichenden Entwickelung der eigenen Einnahmen des Reiche- sich ergebenden Mißstande werden, wie schon jetzt feststes, in ihrer Weiterführung zur Verwirk, lichung in hohem Maße abhängig fei« von der Gunst oder Abneigung, die ihnen da« Zentrum zu teil werden läßt. Gleichviel aber, wie die Fmanzreform auSsieht: die Frage der Stärkung der Stellung des ChcfS der RetchLfinanzver- waltung mutz unter allen Umständen erneut zur Sprache kommen, und zwar in dem Sinne, in dem e« bereit« wieder holt, insbesondere auch noch in den letzten Sessionen deS Reichstages, von Seiten deS Abg. Dr. Sattler jnatl.s ge schehen ist. Auch wenn e» gelingen sollte, waS al« ganz auS- aeschlossen betrachtet werden kann, die Vorschläge zur Er höhung der eigenen Einnahmen deS Reiche« so zur Anerken nung zu bringen, daß eine erheblich« Vermehrung der eigenen Einnahmen des Retche« dabei he«mrschaut, würde die an dere Umschreibung der Stellung de« ReichSschatzsekretärS im Sinne der früher vom Abg. Dr. Sattler gegebenen An regungen sich als notwendig Herausstellen. Durch Aner kennung dieser Forderungen ist eine wichtige konstitutionelle Garantie gegeben. In Preußen hat die Nobvendigkeit, sie zu schaffen, dobm geführt, daß der preußische Finanzminister im Staatsministerium nicht überstimmt werden kann. Ihm bleibt jederzeit di« Möglichkeit gewahrt, an di« Aron« zu appellieren. Der jetzige Reichskanzler interessiert sich für d»e ReichSfinanzrrsorm. Einem späteren sind viellercht alle einschlägmen Fragen gleichgültig. Um so mehr ist eS nötig, die Stellung, de« ReichSschatzsekretärS so weit wenigsten« zu einer selbständigen zu machen, daß sie nicht von de« mäch tigen ResiortS der Heere»- und Hlottenverwaltung gar zu sehr gedruckt und unter Umständen ignoriert werde« kann. Danzig al» Krieg-Hafen. Bekanntlich haben vor Jahren an maß säender Stelle ernste Erwägungen stattgefunden, ob nicht Danzig zu einem erstklassigen Krieg-hafeu auSzubauen je». Dauzaltz ließ man Korr." recht unterrichtet ist, wäre jetzt an maßgebender Stell« der Plan, Danzig zu emem Kriegshafen erster Klasse auszubauen, wieder aulgenommen worden. Es würde sich hierbei um Bauten handeln, die wohl aus eine längere Reihe von Jahren verteilt werden müßten. Die Küstenwerke wären zu verstärken und -war durch Pan-erfortS und schwere Ge- Ichütze. Die Hafeneinfahrt und der Hajen selbst aber mutzßten eine größere Tiefe erhalten. Es lägt sich wohl denken, daß die Marine- und Kriegs, verivaltung sich der Notwendigkeit, im Osten einen zuver lässigen Stützpunkt zu besitzen, nicht länger verschließen wolle». Schon Prinz Adalbert von Preußen hat sich in einer Denkschrift geäußert: -In der Ostsee genügt Kiel nicht mehr. Die Flotte bedarf auch eines Kriogshafens erster Masse im Baltnchen Meere, weil dort ebensowohl, wie in der Nordsee, ihr Tummel- uwd Kampfplatz sein wird.* Nachdem der Prinz die Gründe besprochen, die gegen Kiel sprechen, daS sehr leicht zu blockieren sei, fährt er fort: „AuS diesen Gründen halten wir Kiel, welches als da« untergeordnete Zwischenglied seinen Wert behält, nicht -um KrieaSbasen ge eignet. richten vielmehr unsere Blicke nach Danzig. Friedrich der Große hat geäuvert: „Gebt mir Danzig, und ich bau« erne Flotte." Napoleon ging mit dem Plane um, hier einen großen Krlvgshasen anzulegen. Und schon Peter der Große hat bedauert, daß ihm dieler Platz nicht gehörte, damit er seine Arsenale dorthin verlegen könnte. In der Tat ist ja die Danziger Bucht wie von der Natur dazu geschaffen, «rne große Flotte arüzunehmen, und nicht nur Flottenstation, sondern auch Werftanlage und Handelsbasen zu sei«, während sich Königsberg wegen der vorliegenden Haffbildung nicht zum Kriegshafen eignet und Memel und Kolberg in jeder Beziehung unbrauchbar sind. Wie aber Danzig zur Zeit beschaffen ist, gibt es für den Ernstfall keinen Stützpunkt mr unsere Flotte ad. Ja, der Gegner könnte aus der Danziger Reede deutsche Schiffe wymvhmen, ohne daß hie Danziger FortS mit ihrer mangelhaften Ausrüstung im- swnde wären, e« zu verhindern. Hafen und Depot« von Danzig genügen den heutigen Ansprüchen in keiner Welse, und die eigentliche Festung ist ohne Wert, sie schützt weder Stadt noch Werst Nun wird «S sich eben darum handeln, daß die Verwal tung mit dem Reichstag über den Bauplan sich verständwt. Wenn man in Danzig aber besorgt daß dies anderen, al« etwa in der Sache salbst gelegenen Schwierigkeiten begegnen könnte, weil der Reichstag für den Osten der Monarchie kein« besonderen Sympathien hab-, so glauben wir, diele Sorgen doch beschwichtigen zu können. Die Notwendigkeit einer solchen Forderung Hegt zu baulich vor Augen, a!» daß der Reichstag sich ihren Konsequenzen entziehen könnte, »um<ü Danzig auch den Rucken einer gegen Rußland operierenden Armee deckt. Duperiorität. Ti« Cchamberlainsche Tarifreform-Liqa, die gegenwärtig zu ihrer Winterkampagne rüstet, arbeitet mit der Behaup tung, daß Englands Handel und Schiffahrt im Rückgang be griffen sei, und daß dieser Prozeß so rapide Fort- Uhr itte mache, daß die industrielle und die kommerzielle Stellung Englands ernstlich gefährdet erscheinen müsse. WaS den englischen Außenhandel angeht, so haben erst die längsten Ausweise des Hanvelsamte« für die Monate Juli und August dargetan, wie völlig unbegründet derartige Befürchtungen sind, wie vielmehr der englisch« Handel, nachdem er die kritischen Jahr« während und unmittelbar nach dem süd afrikanischen Kriege überwunden hat, fortgesetzt in gedeihlicher Enttvicketung begriffe« ist und in Einfuhr und Ausfuhr eine Höhe erreicht hat, wie nie zuvor. WaS von der anderen Behauptung, Englands Anteil an der Wellschiff, fahrt sei merllich bedroht, zu halten ist, lehrt die kürzlich von dem „Board os Trabe" veröffentlicht« Tabellenkarte, die eine Uebersicht über die Entwickelung der englischen Schiff« fahrt in den letzten 60 Jahren Demnach siel« im Jahre IStO auf di« enAische Kauffahrteiflotte, die rund vH Millionen Tonnen in sich vereinigt, 68L Prozent der Ge- samttonnaae. Im Jahr« 190« fuhren unter englischer Flagge nahezu 9,7 Millionen Tonnen oder 64P Prozent der Gesamt tonnage. In diesen 64 Jahren hat somit die englische Schiff, fahrt, trotzdem ein äußerst lebhafter Wettbewerb ihre Ent wickelung erschwerte, ihre, den Anteil aller übrigen Nationen weit überwiegende Stellung fast uneingeschränkt behaupten können. Damit fallen die düsteren Prophezeiungen, der« sich die Tarifreform-Liga im Interesse ihrer Ziele befleißigt, rn nicht« zusammen. Deutscher Keich. Leipzig, 29. September. * wettere Kämpfe in Deutsch-Vftafrtt«. Zwar steht, wie wir heute früh melden konnten, »ach amtlichen Berichten fest, daß die Ausstand«-Bewegung m der Abnahme begriffen ist, daß e« aber trotzdem noch Arbeit genug gibt für unsere Truppe», ebe die raubend und plündernd umherfchwetfeudea Stämme»» völliger Ruhe gebracht worden find, zeigt folgende dem „L.-A.* au« Dar-«S-Sala« am gestrig« Tage zugegaugeue Meldung: Die Kompagnie Nigman» hat sich von Iriug» mit der Kompagnie Hassel au« Mahenge vereiuigt. Hauptmann Funk hat mit seinem Detachement auf dem Marsch vom Süden Kilossa erreicht; die Abteilung hat auf dem Marsche viele Gefechte gegen erbitterte Gegner aebabt. Der Feiud verlor viel Tot« und Proviant. Obwohl die Nachricht« seit eiuer Woche im all gemeinen günstig laut«, ist die Situation immerhiu nicht ungefährlich. Du Aufständischen fechte», da sie sich durch Zauber kugelsicher wähn«, sehr tapfer; sie beschieß« unsere Station« und Post« fast täglich. Die Station Sougea scheint eingeschlossen zu sem; di« Missionar« diese« Bezirk« flüchteten deshalb auch nicht zur Station, sonder» nach Wiedhafe». Die Lage im Bezirk Langenburg scheint besser geworden zu sein, da Oberleutnant Klinghardt mit« Europäern und 46 Maa» Askaris abkommm kann uud einen Vorstoß voa dort a»f S » « gea zu machen im Begriff ist. Am 16. Oktober wird eia« »«formierte Kompagnie von Kilwa auf Sonaea «av> schieren. 36 Manu Marineinfanterie soll« bi« Lival« umgeh« uud dies« Poste» neu besetz«. * 8» de» Ettttttzarter Prnzetz geg« d« Sozialdemo kraten Keil weg« Beleidigung de« König« »»» Sachsen wird dem „Schw. Merkur* geschrieben: Die DtaaiSanwaltschaft hat al- Zeugen für den äußeren Hergang bei dem Erschein« der Gräfin Montiguoso vor dem Palais in Dresden d« Polizeiprasivrot« KötUg-Dre-d« »ud rin» Krimi»»Uammiss« lad« lass«- Dr» Nutriig« d«
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