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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.05.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030520022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903052002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19030520
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903052002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-20
- Monat1903-05
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Hosnachiichten, Wahlbcwegnug. Gcsanitralssitznng, Ger'chtSvelhandlnngcn. , V»»»K«Vv» Vyllsttt. 1000. Aiiffnliliing voiiMeyeihccrS „Hngcnotten" Neueste Dralltureldurrgen vom 19 Mai. Berlin. DaS Komitee der Schntzvereinignng der Inhaber von Transvaalbahn-Zertifikaten trat heute za einer Sitzung zusammen, um über ein beim Auswärtigen Amte cingegangencs Schreiben der englischen Regierung zu beraten, in dem England mitteilt, daß es die bekannt gegebenen Borschläge nicht zu ändern gesonnen sei und daß seine Offerte als zurückgezogen zu betrachten sei, wenn deren Annahme nicht bis zum l l. Juni erfolgt. Das Komitee beschloß, eine Generalversammlung der Zertifikats-In haber zum 4. Juni einzuberusen, die über die Annahme des An gebots zu entscheiden haben wird. Augsburg. Der „Augsb. Ztg." wird aus Lindau tele graphiert: Die Großherzogin von Toskana ist gestern nach Salzburg abgereist. Die Prinzessin Luise bleibt mit dem Kinde bis auf weiteres in Lindau. München. Der Blättermcldung gegenüber, daß sich das Befinden der Herzogin Karl Theodor verschlimmert habe, wird von zuständiger Seite gemeldet, daß die häufig anstrctende» Folgeerscheinungen bei Diphtherie auch bei der Herzogin nae» gänz- liebem Verschwinden der Krankheit große Schonung und Pflege bedingen, um die notwendige Zunahme der Kräfte zu veranlassen. Bon einem bedenklichen Zustande der Herzogin kann indessen nicht geredet werden. München. Der Kunsthistoriker und frühere Direktor des Bayerischen Nationalmuicums Tr. I. H. von Hcsner- Altencck ist heute im Alter von 92 Jahren gestorben. Bromberg. Ter „Ostdeutschen Rundschau" zufolge er krankte in Noskowo lKrcis Schrodaj eine Arbeiterfamilie infolge von Pilzvergiftung. Tie Frau und drei Kinder starben, der Mann und zwei Kinder sind schwer krank. Innsbruck. Seit Sonntag wird ein gewisser Hans Knispel, etwa 30 Jahre alt, vermißt. Er machte einen Aus flug zur Kaiscrsäule oberhalb Hall, ist aber nicht zurückgekchrt und wahrscheinlich abgcstürzt. Ter Vermißte ist nach seiner Angabe Offizier der deutschen Handelsmarine und befindet sich auf Urlaub. Stockholm. Ter Dichter Graf Karl Snoilüky ist, 82 Jahre alt, heute gestorben. Sofia. Die „Agence Bulgare" meldet: Das neue Kabinett ist in folgender Weise gebildet: Pctrow — Präsidium und Aeußeres. Petkow — Inneres, Dr. Ghenadicw — Justiz, Prof. Schischmanow — Unterricht, Direktor der Landwirtschafts kasse Manuschew — Finanzen, Oberst Sawow — Krieg, Povow - Arbeiten und interimistisch Handel. Bon den neuen Mit gliedern des Kabinetts sind Pctrow, Petkow und Ghenadicw von der Partei Stambulows. während die übrigen vier Vertrauens männer des Fürsten sind. indifferenten Wähler, die bekanntlich vor fünf Jahren in einer Zahl von saß 3"/, Millionen der Urne ferngeblicben sind, ist diesmal um so dringender, als die Negierung den Wahlen gegen über eine so merkwürdige Gleichgültigkeit zeigt, daß die „Wahl- müde" Bevölkerung eigentlich daraus die bette Entschuldigung für ihre Stimmenthaltung entnehmen könnte. Gerade deshalb aber muß die Konservative Partei in die Lücke treten und den Wählern klar machen, aus was für wichtige Tinge es bei den kommenden Wahlen ankommt und welch wichtige nationale Fragen in der nächsten Legislaturperiode zur Enischcidung gelangen sollen. Wir vcr- stehen es nicht recht, daß die Temokratic mit dem Schweigen der Negierung so völlig einverstanden ist. Augenscheinlich glaubt sie, eine Wahlparole, der Regierung könnte lediglich die Kon servativen stärke». Hat nicht ober in verschiedenen Fällen gerade die Linke die Regierung noch vor kurzer Zeit gedrängt, den Reichs tag und das Abgeordnetenhaus anfzulösen und mit einer festen Parole sich an die Bevölkerung zu wenden? Wie uns scheint, ist in erster Linie in dem Schweigen der Rcg-erung ein Zeichen dafür zu erblicken, daß man in leitenden Kreisen vor dem Par lamentarismus keine besondere Achtung empfindet, daß man also von diesem Gesichtspunkte aus den Ausfall der Neuwahlen als etwas für den Gang der Politik völlig Nebensächliches betrachtet. Vvn freisinniger Seite ist allerdings die Behauptung ausgesprochen worden, die Negierung gebe keine Wahlparole aus, weil sie von den Wähler» eine Parole empfangen wolle. Tos wäre die Politik des Plebiszits, die wir einer monarchischen Regierung keinesfalls zutraucn können. Aber aus alledem kann man nur entnehmen, wie notwendig es ist, für die Aufklärung der weitesten Volksschichten so intensiv wie möglich tätig zu sein. Tie Haupt- sache bei dieser Tätigkeit bleibt aber immer die sogenannte kleine Arbeit, die Arbeit von Person zu Person. So fest auch die konservalive Gesinnung einer ungeheuren Masse im Volke ist, so sehr vernachlässigt man mitunter, dieser Gesinnung Ausdruck zu geben. Hier ist Judiffcrentismus, dort Furcht vor geschäftlicher Schädigung in den „Hochburgen" der Opposition oder Angst vor Verspottung durch die Gegner Veranlassung, daß sichere Ge sinnungsgenossen der Urne fernbleiben. Auf diese Wähler, welchen im Grunde genommen ia in den Meisten Wahlkreisen die Ent scheidung in die Hand gegeben ist und die durch ihre bloße Ab stimmung sozialdemokratische Siege verhindern können, mutz aus das Kräftigste eingewirkt werden. Es denkt wohl so mancher dieser Säumigen, auf den Ausfall einer Stimme komme cs nicht an. Das ist aber ei», verhängnisvoller Irrtum. „Ich weiß wobt, daß ich den Ausschlag nicht geben werde; ober wenn jeder so handelt, so muß das Ganze untergehen." Diese wahren Worte, welche Theodor Körner an seinen Vater schrieb, bevor er in den Freiheitskrieg zog, mögen den Wählern vorgchalten werden, und diese Worte mögen jedermann ansporncn, auch im Bewnßlscin, daß er möglicherweise den Ausschlag glicht geben rönne, seine Pflicht zu tun, damit das Vaterland nicht Schaden leite." OertlicheS «md Sächsisches. Dresden. 19. Mai. —* Se. Majestät der König wird am Donnerstag die zur Eröffnung der deutschen Städtcansstcllung hier weilenden Ver treter der Bundesstaaten und Städte, sowie den Borstand der Aus stellung und die Vorsitzenden der Ausschüsse zu einer Galatafcl im Residcnzschlossc vereinigen. Es sind 140 Kuverts vorgesehen. —* Herr Pfarrer Ientsch in Denben, der an Stelle des Gemcindevoistehers Weigert die Kandidatur der vereinigten Ord- »ungspaiteien sür den 6. Reichstags Wahlkreis übernommen halte, hat sich infolge verschiedener Bedenken, die ihm innethalb iemes Kirchenvorstandes geäntzcit moiden sind, veranlaßt gesehen, seine bedingungsweise gegebene Zusage zurückjnjichcn und von der Kandidatur zurückzutretcn — Zur Wahlbewegung schreibt die „Kons. Korr.": Tie Hauptsache bei den bevorstehenden Wahlen ist das Hcranzichen der Säumigen und Gleichgültigen »ittcr den Wahlberechtigten. In dieser Hinsicht sind die Zcntrnmsanbänger, die Freisinnigen und die Sozialdemokraten jedesmal am tätigsten. Diesen Parteien gelingt es denn auch namentlich in umstrittenen Wahlkreisen oder wo cs sich um die Eroberung eines neuen Mandats handelt, fast Mann für Mann von ihren Gesinnnngsgcnossen an die Urne zu bringen. Dies geschieht aber keineswegs durch Abhalten großer Wahlversammlungen, sondern durch die konservativerseits leider viel zu sehr vernachlässigte „Kleinarbeit". Tas Aufrütteln der —* Tie Betriebseinnahmen der Sächsischen Staatsciscn bahnen haben auch im April ein günstiges Er gebnis geliefert, und zwarsowohlini Personen- wie im Güterverkehr. Nach vorläufiger Znsainmelistellnng wurden vereinnahmt: 3 469520 Mark im Personenverkehr l-j- 409430 Mark gegen den gleichen Monat im Vorjahres. Diese starke Mehreinnahme ist zum Teil darauf zurückzuführen, daß in den diesjähriacn April das Osterfest siel, während im Vorfahre der Osterverkchr dem Monat März zu gute kam. Im Güterverkehr wurden 6 340 450 Mark vereinnahmt s-s- 112750 Marks und un ganzen 9 809970 Mark sff- 522180 Marks. In der Zeit vom 1. Januar bis 30. April wurden vereinnahmt: 11448396 Mark im Personenverkehr l-j- 538289 Mark gegen den gleichen Zeitraum im Vorjahres, 24 404 270 Mark im Güterverkehr s-j- 1602 419 Marks, 35852666 Mark im ganzen ich 2140708 Marks. Tic Mehrein- nahmc beträgt 439 Mark auf ei» Bahnkilomcter im Durchschnitt. —* Mitteilungen aus der Gcsamtrarssihnng. Ter Krankenpflegaiisschuß und die 3. Natsabteilnng haben »n Interesse der Einschränkung der Ansteckungsgefahr eine Ab änderung des Statuts der T i e» st b o t e n k ra n ken k a s s e dahin beantragt, daß Geschlechtskrankheiten nicht mehr als A»s- schließungsgrund von der Kasscnbehoiidlung nach 8 9 des Statuts angesehen werden solle». Ter Rat gencbmigt diesen Abändcrungs- entwurf. Ferner beschließt der Rat, das Krankenpflegaint zu be auftragen, über die Vereinfachung des Formularverkchrs zwischen den Dienstherrschaften und den Dlstriktsarzten Bericht zu erstatten. Dannhäuscr". Mittwoch, 20. Mai 1003. — Die Stadtverordneten hatten die völlige Freigabe der Tintcr- Straße an den öffentlichen Verkehr infolge Beilegung der Frauenklinik befürwortet. Ter Rat erklärt sich mit der Aus hebung des Verbotes des Durchgangsverkehrs stir Last fuhrwerk einverstanden. — Tie >m Jahre 1899 neu- bezogene Kinderpflcganstalt rn Trachenberge hat sich bereits im vorigen Jahre als erweiternngsbedürstig gezeigt. Ter Armenausschuß und die III. Ratsabtcilung empfahlen deshalb die baldige Erweiterung der Anstalt m Aussicht zu nehmen. — Ter Rat beschließt, weil die Verabschiedung der Vorlage und die Aus führung der Erweiterung früher nicht möglich erscheint, dicie Vor schläge mit der Maßgabe zu genehmigen, daß an Stelle des 1. Juli als Bczugstermin der 1. Ortober in Aussicht genommen und der nach dem ausgestellten Haushaltplane für das lausende Jahr er forderliche Zuschuß von 6488 Mark nur nach Höhe von 3244 Mark bewilligt wird. — Tas erneute Gesuch um Asphaltierung des oberen Teils der M a rti n-Lu th er-Str aß e lehnt der Rat ab, beschließt jedoch, die für eine Umpflastcrung der Straße mit Klinkcrpflaster erforderlichen Mittel vorzusehcn. —* Innerhalb der Deutschen Städtea-usstellnng in Dresden werden nachstehende Sondcrausstcllungen veranstalte;: l. Städtische und von den Städten konzessionierte Gas- und Wasserwerke, 2. städtische und von den Städten konzessionierte Elektrizitätswerke, 3. Sichcrhcttspolizci, 4. Samaritcrwescn, 5. Volkkkrankheiten und ihre Bekämpfung lK. A. Lingner, Dresden!, 6. Sonderausstellung des Berbandes deutscher Arbeitsnachweise, 7. Sonderausstellung des Verbandes deutscher Gcwerbcgcrichtc, 8. Sonderausstellung des Verbandes der Feuerbcstattnngsvercinc deutscher Sprache, 9. Sonderausstellung Dresdner Gartenbau firmen, 10. Sonderausstellung Dresdner Gartenbausirmcn, 10. Sonderausstellung des Deutschen Photographenvereins (vom 18. August abj. —* Gestern »nd heute feierten im hiesigen „Hotel Bristol" die Familien Stobwas!cr und Neissiger ihren Familien- tag. Tie Familie Stoüwasicr entstammt einem alten Berliner Geschlecht, dem viele Großindustrielle angehören: die Familie Neissiger ist in Dresden wohlbekannt. Eines ihrer Mitglieder war lange Zeit Hoskapellmeister der Dresdner tzofbühne und als Kam- ponist weit bekannt; seine Gemahl'» war eine geborene Stobwasser. Auf dem diesmaligen Familientag präsidierte der bekannte König steiner Bürgermeister und Notar Herr Ludwig Reissiger. —* Bei der heutigen Ziehung der 5. Klasse der gegenwärtig sp'elcnden 143. König!. Sächsischen Landeslotterie ist der 100 000 Mark-Gewinn ans Nummer 65610 in die Kollektion von August Beier, Leipzig, gefallen. Nun steht von den großen Hauptgewinnen nur noch die Prämie von 300000 Mark ans. — In der letzten Sitzung der Dresdner Ortsgruppe deS Vereins deutscher Chemiker sprach Herr Direktor Tr. Koettnitz im Hörsnalc des hygienischen Instituts der Tech nischen Hochschule über die „Gewinnung und Verwertung des Braunkoyleittccres". Redner schilderte zuerst die Gewinnung des Teers aus „Schwclkoblen" mittelst trockener Destillation in be sonders konstruierten Schwclöscn Ijog. Zylinders und die Ver wendung der hierbei erhaltenen Nebenprodukte: Koks, Gas. Schelwasser. Das Hauptprodnkt der Schwelerei, der Teer, wird zuvörderst durch trockene Destillation aus die Zwischenprodukte Rohöl und Parafsinmasse verarbeitet, aus denen weiter die Handelsprodukte, w'e: Solaröl, Gclböl, Rotöl, Fettöl, Parasiinöl und insbesondere Reinparaffin gewonnen werden. An der Hand von Tafeln und zahlreichen Präparaten der besprochenen Prooukie erläuterte der Vortragende die komplizierten, hierzu erforderlichen Verfahren, bei denen insbesondere wiederholte Destillation, zum Teil unter vermindertem Druck und mit Kolonnenapoaraten, Raffination mit konzentrierter Schwefelsäure und Natronlauge und Kristallisation eine Rolle spielen. Mit kurzer Erwähnung der Nebenprodukte der Teeransarbeitung: Goudron, Asphalt. Kreosoicl und einem Hinweis ans die Verwertung der Abfallprodukte. Säuren und Langen schloß der Redner seine interessanten Ausführungen, die ihm den lebhaften Beifall seiner Zuhörer cinlrugcn. — Tie Zahl der in der hiesigen L e s e h a l l c (Waisenhaus- straße 9» auslicgendc» Zeitungen und Zcit'ckristen hat die Höhe von 700 kireiclft. Es flehen de» Besucher» zur Bcrstignug: 290 Tageszeitungen — 22l inländiiche und 69 ausländiichc — sowie 110 Zeitschriften — davon 130 wiffcmchaslliche Organe und 280 teils nicht wisienschastsiche Fachlttättcr, teils belletristische Journale. Vvn wtssenschafllichen Zeitschriften sind zu nennen die Kunst und Wissenschaft. 's* Im Könial. Hosopcrnhause versuchte sich als Landgraf im „Tan »Häuser'^ ein junger, allen Anzeichen noch in seiner Kunst noch wenig erfahrener Sänger, Herr W. Martin. Verfrüht, wie sein Auftreten cs war, wäre es, ein Urteil über die Befähigung des Debütanten abgeben zu wollen, denn wer möchte heute schon mit einiger Sicherheit Voraussagen, was sich aus dem noch völlig unentwickelten Material und den in den Elcmentarzügen der Gc- sangskunst liegenden Vortrag mit der Zeit hcrausholcn läßt! Fest- stellen konnte man nur, daß Herr Martin über einen dkm«o prokunclo verfügt, der einige markige Töne aufwcist, sonst aber vorläufig noch alles entbehrt, was ein Rohmaterial zur Verwen dung künstlerischer Zwecke einigermaßen bemerkenswert machen könnte. Kaum weniger fraglich steht cs um Spiel und Dar- stellung, die, auch in den besten Momenten, noch auf das Leb hafteste an die Thcaterschule erinnern. Möglich, daß Herr Martin in der Flucht der Zeiten erreicht, was er heute anstrebt, zur Zeit ist er indes noch weit entfernt von dem, waS ans einem Sänger erst den Künstler macht. kl. 8t. 's* Die 1V00. Ausführung von Mcyerbeers „Hugenotten" in der Pariser Oper, d:e in der vorigen Woche stattaefunden hat, gibt Victorien Ionciäres den Anlaß, im „Gaulois'' einiges von der Entstehung dieser berühmten Oper zn erzählen. Nach dem großen Erfolg von „Robert der Teufel" batte der damalige Direktor der Pariser Ober, Vöron, ein zweites Werk von dem Komvonisten erbeten. Man hatte das Libretto gewählt, das Scribe aus der „Ehronique de Charles IX." von Mörimöe ge zogen hatte. Meyerbeer hatte sich verpflichtet, bei einer Kon ventionalstrafe von 30000 Frcs. seine Partitur zu einem bestimm ten Zeitpunkt zu liefern. Die Einstudierung sollte unter der Leitung des Komponisten beginnen, als plötzlich seine Frau, die ihren Gatten nach Paris begleitet hatte, krank wurde. Meyerbeer mußte sie nach Italien bringen und zog trotz aller Bitten Vörons seine Partitur zurück: als alle Vorstellungen nichts halsen, vcr- langte der letztere die Auszahlung der Konventionalstrafe von 30000 Francs. «Daraus soll cs nicht ankommen," antwortete der Komponist und brachte am nächste» Tage die verlangte Summe, ohne von seiner Rückkehr zu sprechen. Barons Härte wird dadurch erklärt, daß er daran sachte, sich zurückzuziehen, und daß es ihm gleichgültig war, ob er den Komsioniste», dessen Werk er doch nicht mehr spielen sollte, verletzte. Sein Nachfolger Dnponchel holte Mcycrbeer und die „Hugenotten" sofort zurück, indem er ihm anbot, 20000 Frcs. zurückzuzahlen. Tie übrigen 10000 Frcs. hatte Scribe ans Grund des Vertrags erhalten, und dieser weigerte sich hart näckig, die Summe zuriickzugebcn, — was den schlauen Librettisten jedoch nicht hinderte, bei dem Beginn der Proben sofort die Prämie von lOOO Frcs. sür den Akt zn fordern, sobaß er seine 5000 Francs im voraus einstrich, mochte nun der Erfolg des Stückes sein, wie er wollte . . . Bei der Einstudierung war Mcycrbeer sehr unzu frieden mit dem Ende des vierten Aktes. Tie Szene zwischen Valentine und Raonl, wie sic Scribe geschrieben hatte, war von einer derartigen Plattheit, daß der Musiker beim besten Willen nichts daraus machen konnte. Er sürcbtcte sür diese Hauptszene einen gänzlichen Mißerfolg. Verzweifelt erzählte er seinem Freunde Toni» von seinem Acrger, und Vieser holte noch am selben Abend um 11 Uhr Emile Dcschamps herbei, der gerade bei einer Domino partie saß. Als er erfuhr, worum cs sich handelte, setzte er sich hin, improvisierte schnell das verlangte Duett und kehrte zu seiner Partie zurück. Sofort machte sich Mcycrbeer ans Werk. Es war ein Fieber der Begeisterung, wie es kein Knnsiler vielleicht je em pfunden hat. In drei Stunden war die Mulik zu dem Duett ge schrieben. Einige Tage darauf sangen cs Nonritt und Mllc. Falcon unter der Begeisterung des ganzen Theatcrpcrsonals. Kaum war das Stück beendet, so stürzte sich Habeneck, von seinen Musikern gefolgt, über die Rampe, und sie trugen den Komponisten dieser dramatischen Musik im Triumph davon. „Mein lieber Dichter," sagte Mcycrbeer zu Emile Deschamps am Tage nach dieser denk- würdigen Probe, „Sie haben den halben Anteil an dein Erfolg dieses Duetts; ich werde Ihnen einen Teil meiner Autorrechte zukommen lassem" Bekanntlich rechnete Mcycrbeer nicht, wenn cs sich um seine Musik handelte. Für sich selbst war er außerordcnt- sich knauserig. Wenn er nach Paris kam. stieg er in einem kleinen Hotel der Rue Duphot ab. wo er ein sehr bescheidenes Zimmer bewohnte. Unbekümmert um die Mode weit er den Hals unter einem riesigen Tuche verborgen, trug unwahrscheinliche Hüte, lange, schlecht gekämmte Haare, eine Brille auf der krummen Nase, »nd mit seiner unsicheren Haltung und einem alten Regenschirm unter dem Arm hätte man ibn für einen Brillcnhändlcr a»S der Iuden- gassc in Frankfurt halten können. Bei großen GelegenheitLn und offiziellen Empfängen zeigte er sich aber in tadellosem Frack mtt den dreißig Orden, die die Herrscher Europas ihm verliehen hatten. ^Da ist der Maestro und sein Kalvarienberg," sagte Alexander Dumas bei einer dieser Ministersoirecn. ch* Wilhelm Raabe arbeitet seit einiger Zeit, wie die „Deutsche Ztg." erfährt, wieder rüstig au einem neuen Romau, der den Titel „Allershausen" führen wird. In ein Haudschrifteu- album hat der Dichter kürzlich eine Stelle aus dem Werke einge tragen, die als echte Probe des ungealtertcn Raabeschcn Humors wohl verdient, allgemeiner bekannt zn werden. Das Zitat lautet: .siölcib in den Stiefeln, Mensch! So lange als möglich! Zwackt Dich das Podagra in dem einen Fuß, so umwickle die dumme Pstttc; aber den Stiefel zieh' fernerhin über das gesund gebliebene Glied und tritt fest auf. Es braucht kein Rcitcrsticfel zu sein, wie der des greisen, gichtischen, rheumatischen und asthmatischen Löwen auf seiner sorgenvollen Terrasse zu Ohncsorge. Man muß immer eine Waffe behalten, um einem Eselstritt, so lange cs noch angcht, zu- vorkommcn zu können. Gerade nach den größcstcn Siegcsichlachtcn im Menschenleben ist das am nötigsten und gilt nicht bloß für Potsdam, Sankt Helena und Friedrichsruh." 7* In dem' Befinden Henrik Ibsens, des 75jährigen Dichters, soll Kopcnhagcner Privatmeldungcn nach eine schlimme Wendung cingctretcn sein: einzelne Nachrichten bezeichnen seinen Zustand sogar als hoffnungslos. f* Ter R a i »i» n d-P reis wird für das abaelaufcne Spieljahr jedenfalls nicht vergeben werden. Mch den Satzungen des Stfftsbrieses soll der Preis alle zwei Jahre, muß aber jedes dritte Jahr zur Verteilung gelangen. Bezüglich der Prämiierung der Stücke sind in erster Linie die von Wiener Aulore» imb erst in zweiter Hinsicht solche anderer Dichter zu berücksichtigen. Die Preisrichter haben bisher die Stücke „Der Kreuzwegstürmer" vvn Joseph Werkman». „Der Herr Gemeinde- rat" von H. Schrottenbach und „Neues Leben" von Sruravi in Erwägung gesogen. Es besteht aber nenerdingS die Absicht, da eine uebereinstiininiing der Ansichten nicht vorherrscht, für das nbgelanfcnc Spieljahr die Znerkcnnung deS Preises nicht vor» zunebmeii. 7* Die Wiener Hosopcr schließt in dieser Saison länger als sonst, nämlich vom 23. Juni bis 17. August. Wie verlautet.
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