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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.01.1925
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19250113022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1925011302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19250113
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1925011302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1925
- Monat1925-01
- Tag1925-01-13
- Monat1925-01
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SS. Fahrgang. AK 21 Aden--Ausgabe Dienstag» IS. Januar 1925 DratstonIchrM: Itechelchl», De«,»«,. 8«rnlprech»e-Sammelnummer: 2S 241. Mur lUr Nacht,«Iprach«: 20 011. »l»" Januarw^deilägl.zweimaligerJuftellungi,„Kau,I.LlI«oU>marI> Poftdezugepr. lur Monat Januar ^ Doldmarl, elt»z,ln,»«»r l» N»,l»pl,nalg. Di« Mnzeigen werden nach Svidmart, derechnel; die »inipau,-, 3» mm drei!« Anzeigen-Preise: -uverk-ld ÄXl Pi«. ONerlengedUdr 10 Pi«. Muew. Auilrilg» gegen Vorauadezabt. Machdnirl, nur mu deutlicher OueUenanaad» >.Dresdner Mnchr.-i „ilültiq. Unnerlanale Schrutsltich» werden nicht aulbewodrt. SchrtMettunq und KoupIgelchätlaNell«: Marlen^tratze 28/40. Druch u. Verlag von vleplch L «etchardt in Dresden. Postlchech-Äonto 1063 Dreeden. Furchtbares UenbahnunM ln Herne. Ein V-Zug auf einen Personenzug aufgefahren. — Bisher 24 Tote geborgen. Aussichtsreiche Verhandlungen Luthers. - Der Kampf um Brauns und Gehler. - Die Sehe gegen den Aeichswehrmmister. Ein zweites Kreiensen. Herne 1Z. Jan. Henke morgen 7L5 Uhr ist der vZvg 10 Berlin—Köln auf einen im hiesigen Sahnhof stehenden Perfonenzugaufgefahren. wobei die letzten drei wagen de» Personen- zage» vollständig zertrümmert wurden. Weiter wird hierzu mitgcteilt: Es herrschte dichter Nebel und Dunkelheit. Bisher sind 24 Tvtc und 44 Leicht- - und Schwerverletzte sestgestellt. Die Rcttungs- arbciten wurden sofort begonnen. Der Unfall ist. soweit biö zur Stunde ermittelt werden konnte, vermutlich dadurch ent standen. das, der v t» das aus Halt stehende Einsahrtsignal infolge des Nebels überfahren hat. Der Präsident, der AmtS- vorstand und alle für den Betrieb verantwortlichen Dezernenten der Ncichsbahndircktion Essen sind an Ort und Kielle. lWTB.) Nähere Einzelheiten. Herne, 13. Januar. Heute morgen herrschte in der Stadt und in der weitere» Umgebung ein ungewöhnlich starker und dichter Nebel, der sich bet Tagcßgrauen bildete und den Eisen« bahnvcrkchr austcrordcutlich erschwerte. In den Morgen stunden verlassen zahlreiche Lokalzüge Herne, um die Arbeiter und Angestellten, die in der Stadt wohne», zn den in -er Umgegend liegenden Bergwerken »ud <riittc»betrtebcn bei Wanne, Gelscnkirchcn, Altcncssen, Berge-Norbcck »sw. zu bringen. Die Züge hatten durch den Nebel säst alle geringe B e r s p ü t u n g c n, da in Herne, das nicht nur ein K » otc ». Punkt für den Personenverkehr im Revier ist, sondern auch ein Kohlen- und G tt t e r u m s ch l a g p l a tz ersten Ranges ist, sich gerade in den Morgenstunden ein austcrordcutlich starker Bcrkebr znsammeuballt. Früh 7,13 Uhr sollte vom Bahnsteig 1 in Herne ein Ar- beitcrzug nach Dortmund—Duisburg abgchcn. Dieser Zng bringt täglich etwa 29119 Arbeiter und Angestellte hinaus ans ihre Arbeitsstätten. Infolgedessen ist dieser Zug stets iiber- siillt. Er bestand aus 14 Personenwagen und am Ende des Zuges waren vier Wagen 4. und ein Wagen 2. Klasse zu sammengestellt. An dem Augenblick, als der Fahrdienstleiter das Signal zur Abfahrt geben wollte, brauste durch daS trübe Dämmerlicht, das infolge des sehr starken Nebels herrschte, der D-Zng in den Bahnhof hinein. Angstschreie der aus dem Perron noch stehenden Reisenden gellten aus, doch kgm die Warnung zu spät. Unter furchtbarem Krachen prallte der Ber liner D-Zng, dessen Führer erst im allerletzten Augenblick die schreckliche Gefahr erkannte, auf den in der Anfahrt bc- grissenen Pcrsoncnzug ans, und unter entsetzlichem Krachen schoben sich die letzten k» Wagen in- «nd anscinandcr. Einige Sekunden hörte man nichts als das Krachen und Splittern der berstenden Holz- und Eiscnteilc. Dann setzte eine wilde Panik ein. Die Reisenden des PcrsonenzugcS, die in den vorderen Wagen samt und sonders durcheinander und von den Atzen geworfen worden waren, stürmten in wilder Hast über den Bahnsteig, und in den ersten Minuten herrschte eine vollkommene Verwirrung. Dan» aber kehrte glücklicher weise die Besinnung zurück, und nun bemühten sich Hunderte von Menschen um die Bergung der um Hilfe rufenden Ver letzten, die zwischen den Trümmern der zerschmetterten Wagen eingeklemmt waren. An dem V-Zng, der merk würdigerweise nur an der Lokomotive und an den ersten vier Wagen geringe Beschädigungen erlitten hatte — einige Fensterscheiben waren gesprungen «nd mehrere Verbindungs- türeu hatten sich verzogen —, kehrte nach dem ersten Schreck Besonnenheit zurück. Die Beamten holten in wenigen Minuten das in den Seitengängen untergebrachte Handwerks zeug, wie Sägen, Beile, Spitzhacken usw., heraus, und kaum fünf Minuten, nach dem Zusammcnstost begann man mit den Bergungsarbeiten der unter den Trümmer» liegenden Opfer. Als erste Hilfe eilten die Besatzung der Roten-Kreuz- Stativn des Bahnhofs herbei und einige in der Nähe wohnende Aerzte. Telephonisch wurden die Zechen Hibernia und Julia verständigt, die auf Lastwagen Fach arbeiter mit Werkzeugen, Verbandskästen und Tragbahren entsandten. Die Bergung der Verwundeten nnd Toten ge staltete sich besonders deswegen schwierig, weil sich zwei der Wagen des Pcrsonenzngcs ans die Seite gelegt hatten. Man konnte die Türen infolgedessen nicht öffnen, sondern mnsttc die Fenster cinschlagcn, um die Verunglückten so heranü- zuholen. Die sranzöstzchen BesatzungStrnppen waren am Rcttungüwerk nicht beteiligt. Erst später erschienen einige französische Gendarmen ans dem Bahnhos. In Autos, die sich sofort zur Verfügung ge stellt hatten, auf Pferdefuhrwerken und auf Trag bahren wurden die Verletzten in das Herner Krankcnlunis geschafft, wo Aerzte und Schwestern in aller Eile Raum ge schaffen hatten, um den bedauernswerten Opfern die erste Hilfe angedeihen zu lassen. Die Toten wurden auf dem Bahn hos zunächst aufgebahrt, bis sie nach Ermittlungen der Staats anwaltschaft weiter übergeführt werden können. Unter den Todesopfern befinden sich viele Frauen, die zum Teil mit Lasten in den Wagen der 4. Klasse Platz genommen hatten. Die Leiche« sind teilweise furchtbar verstümmelt, so daß die Rekognoszierung grosse Schwierigkeiten bereitet. Auch die Namen der Verwundeten konnten bis zur Stunde noch nicht restlos ermittelt werden, da viele der Verletzten keine Ausweispapiere bet sich haben und durch den ausgcstandeucn Schreck noch nicht imstande waren, irgend welche Angaben Uber ihre Person oder über das Unglück selbst zu machen. Die Eiscnbahudircktivn Essen, deren Präsident Dorpmüller sich mit dem Dezernenten der Verkehrsabteilung sofort nach Eintrcfscn der Nachricht nach Herne begab, ent sandte mehrere Hilsü- und Rcttnngszügc »ach Herne. Der Bahnhof Herne selbst wurde bis aus weiteres gesperrt und auch dicStrecke selbst war biö 11 Uhr vormittags noch nicht srei- gegcbcu, da die Untersuchung über die Schuldsragc zu dieser Zeit noch nicht beendet war. Die Reisenden des Berlin- Kölner D-Zuges waren zum allcrgrösttcn Teil mit dem Schreck davon gekommen. Vier Reisende hatten leichte Hautabschürfungen erlitten, brauchten aber nicht einmal ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der D-Zug selbst wurde in Herne scstachaltcn, da erst eine Untersuchung der Wagen stattfinden must. Gegen Mittag wurde jedoch ein Sonderzug zusammengcstellt, der die Reisenden weitcrbesörderte. Der Personenzug siel dagegen auS, zumal auch die Mehr zahl der Reisenden infolge des übcrstandencn Schrecks den Bahnhof verliest. Der Präsidetit der ReichSbahndircktivn Essen leitet die Untersuchung der Schuldsragc zu sammen mit dem Dicnstlcitcr des Bahnhofs Herne. Die Staatsanwaltschaft in Gclsenkirchen hatte sofort nach Eintreffen der Schrcckensmeldung einen Vertreter im Kraft wagen nach Herne gesandt, der zusammen mit den verant wortlichen Eisenbahnbcamtcn die Unfallstcllc besichtigte. Der Lokomotivführer «nd der Heizer des Berlin- Kölner V-Zngeö wnrdcn augenblicklich vom Dienst suspendier« »nd, da beide unverletzt geblieben sind, bereits zwei Stunde» später v e r n o m m e n. Beide berufen sich daraus, dass sic in dem Nebel, der ungewöhnlich dicht war, das Haltesignal über haupt nicht erkannt haben. Tatsächlich ist sestgestellt worden, das, das auf „H a l t" stehende Signal, das etwa Mit Meter vor dem Bahnhof liegt, glatt überfahren worden ist. Ob unter diesen Umständen eine Schuld des Lokomotivführers vorliegt, must die weitere Untersuchung erst ergeben. Wie aus dem Krankenhaus Herne mitgcteilt wird, ist der Zustand der cingelicsertcn Schwerverletzten den Umständen nach befriedigend, wenigstens besteht momentane Lebens gefahr nicht. Die Namen -er Todesopfer des Eisenbahnunglücks in Herne sind: Ehefrau Soltvsiak- Ackcrn, Hans Vestring-Hcnrichenburg. Johann Korn-Dort mund. Johann Holtsilkcr-Toclmund, Kaufmann Hofs-Dorb- mund, Georg Ranscler-Herne, Michael Mitziak-Talzbach lBavcrnj, Johannes Vollmer-Herne, Gustav Hippenstiel- Ricmke, Franz Grosch-Dortmund, Elisabeth Trente-Oster- fcld. Adelbert Korwitsch (Wohnung unbekannti. Karl Grötel« Walsum, Otto Horstmann-Dortmnnd. Karoline Anngs« Eastrop, Gertrull Tulhagc. Lehrerin, Dortmund. Wilhelm Wrust-Braunschweig. Rudolf Schilling-Melcnau bei Mellin gen, Maria Kranz-Herne, Auguste Bock-Ackern. Karl Fina- Menge, Stefan Soltysiak-Jckern. * SchiffsunfaN durch den Nebel. Amsterdam, 13. Jan. Mährend hier in den letzten Tagen mildes und klares Wetter herrschte, macht sich seit gestern Nacht über der ganzen holländischen Nordsceküstc sehr dichter Nebel bemerkbar, der bereits einige kleinere Verkehrs- Unfälle zur Folge hatte. Der Schiffsverkehr wird sehr be hindert. Er hat vor allem auf dem neuen Wasserweg größere Verzögerungen und Unterbrechungen erlitten. Eine ernstere Folge hatte der Nebel an der Hafeneinfahrt von Blissingcn; wo nach einer Meldung des „Allgemcen Handclsblad" der Dampser „Mecklenburg" der Schiss- sahrtsgcscllschast Zecland, der von Folkcstonc gekommen war. auf Grund geriet. Die Passagiere wurden gelandet. Man hofft, das Schiff wieder flott zu bekommen. <W. T. B.s * Duisburg, 13. Jan. Der SchifsahrtsbUr-icb auf dem Rhein ist infolge dichten Nebels seit Sonntag völlig einge stellt. lW. T. B.s Eröjsnung -es schwedischen Reichstags. Stockholm. 12. Jan. Der Reichstag ist durch den König eröffnet worden. In seiner Thronrede führte der König u. a. aus, die Beziehungen Schwedens zu den fremden Mächten sind gut. Der auf der lebten Vökkcrbundsvcrsamm- lung entworfene Plan, den Völkerbund zu einer stärkeren Sicherung des Friedens zu entwickeln und den Weg zur allgemeinen Abrüstung zn betreten, ist noch immer Gegenstand der Erwägungen der Mächte. Es ist aber nn- gcwist, ob die weitere Erörterung dieses Planes derart sein wird, dass sie mich veranlassen kann, diese bedeutungsvolle Frage Ahnen vorzulcgcn. Die Neuregelung unserer Wehr macht ist feit langem in Vorbereitung. Ich beabsichtige. Ahnen einen Vorschlag in dieser wichtigen Angelegenheit vorznlcgcn und nehme an- dass der neugcwählte Reichstag nicht ausein- andergehen wird, ohne diese Frage gelöst zu haben. AutzenhandelspoliNK. Von Geh. RegierungSrat Dr. R. G. Ouaatz. M. d. R. I. Sandelspolilil,» SrfüUungspolMK uad Opserlheorie. , Eine Zwischenbilanz. Mit Unrecht betrachten manche die Handelspolitik als eine sachtcchnischc Sache. Sie ist in Wahrheit nichts als eine Sette der allgemeinen Politik, und zwar die in der Oefscnt- lichkeit weniger beliebte, weil man sich in der Handelspolitik durch Sachunkcnntnis leichter bloststellt als auf der Bühne der „reinen" lPartei-sPolitik. Die Regelung unserer wirtschaftlichen Beziehungen zum AuSlandc wird uns nun aber gerade in den nächsten Monaten in hervorragendem Maste beschäftigen, denn sie wird für unsere wirtschaftliche Zukunft aus längere Zeit hin be stimmend sein. Es ist überaus kennzeichnend für unsere politischen Verhältnisse, in welcher Weise wir diese neue Regelung begonnen haben. Wenn nian den Ausdruck ge braucht hat, daß die grossen Völker Europas in den Krieg von 1914 hineingestolpert seien, so wäre dieser Ausdruck sin den Beginn unserer handelspolitischen Verhandlungen mi: den anderen Ländern jedenfalls ein sehr treffender. Ei» Unbefangener sollte meinen, dass sich das deutsche Volk bei seiner elenden wirtschaftlichen Lage aus diese Frage in jeder Beziehung besonders sorgfältig vorbereitet hätte, und zwar in grundsätzlicher, taktischer und persönlicher Beziehung. A» Wirklichkeit war von alledez» nicht die Rede. Aus der Art, wie die Schritte der deutschen Negierung cingcleitet wurden, vermag man nicht den geringsten Anhalt dafür zu entnehmen, dass man sich bewustt gewesen ist, daß das deutsche Volk in seinen auswärtigen Beziehungen in eine ganz neue Wirt schastsepochc hineingeht. Zunächst die handelspolitische Rüstung. Es gilt bei uns der Glaubensgrundsatz, dass mir ohne Handelsver träge nicht leben können und solche Handelsverträge sich nur aufbauen könnten auf dem Grundsätze der Meistbegünstigung. So wertvoll eine Diskussion dieses Grundsatzes m. E. sein würde, so möchte ich doch davon abschen, weil es mir nicht klug crschcsint, an Glaubenssätzen zu rütteln, wenn man in praktischen Fragen vorwärts kommen will. Aber auch die Gläubigen, deren oberstes Ziel Handelsverträge sind, sollten wissen, wie solche Verträge vorbereitet werden müssen. Jedes Land pflegt, bevor es in diese handelspolitischen Kümpfe (denn als solche stellen sich die Handelsvcrtragsverhandlungcn darj hineingeht, seine handelspolitische Rüstung anzulcgen. Das ist der Zolltarif. Das einzige Land, das diese Rüstung entbehren kann, ist England. DaS liegt in der Kon struktion des englischen Weltreiches, das aus einem im wesentlichen frcihündlcrischcn Mutterland und schutzzöllne rischen Tvchterländern besteht. Deutschland ist auf Zölle als handelspolitisches Kampf mittel besonders angewiesen. Das liegt wieder begründet in unserer zentralen Lage und in unserer Abdrängung vom Weltmärkte. Wir haben im Jahre 1923 schätzungsweise eine Ausfuhr von etwa 64M Millionen Mark Wert gehabt, was einem Fricdenswert von höchstens 414 bis 6 Milliarden Mark entsprechen würde. Die deutsche Friedcnsausfuhr be trug dagegen rund 11 Milliarden, also mehr als das Doppelte. Wir haben also auch um den bescheidensten Platz an der Sonne auf dem Weltmarkt zu kämpfen. Politische Macht steht hinter dem deutschen Kaufmann nicht mehr. Der einzigen Waffe, der wir uns heute noch bedienen können, deo ZolltarisS, haben wir uns aber selbst beraubt. Unser Zolltarif ist lückenhaft. ES fehlen ihm vor allen Dingen vollständig die G e t r c i d e z ö l-l e, die gerade eines der wichtigsten Kamps mittel in der Hände eines so stark übervölkerten Landes wie Deutschland sind. Je stärker der Verbrauch eines Lander-, je stärker ist seine Stellung in der Verhandlung. Wir sind uns der Stärke, die in unserem Einfuhrübcrschnst verhand- lungstechnisch liegt, anscheinend nicht bewusst. Noch wichtiger ist. dass wir uns bfei den Hanbelsvcrtragtz- vcrhandlnngen mit gebundenen Händen dem Gegner über liefert haben. Vergebens hat die eigen? Partei des Reichs- austenniinistcrs. die Deutsche Volksvartei. im Reichstage davor gewarnt, in Handelsvcrtragsverbandlunaen mit den Einbruchömächten einzutretcn, so lange die widerrechtliche Besetzung an der Ruhr sortdauert und nicht einmal eine Regelung nach Maßgabe des Vertrages von Versailles ein getreten ist. Die Geschichte der Räumung der Ruhr und dci Kö'ner Zone am 19. Januar ist ein typisches Beispiel darsür dass dqS deutsche Volk keine Nciguug hat. aus seiner eigenen Geschichte zu lernen, dass dieselben einfachen und groben Mittel uns gegenüber immer wieder einen durchschlagenden Erfolg haben. Die anderen Länder behandeln uns seit der schmachvollen Fricdensrcsvlntivn von 1917 nach dem Prinzip der Vorleistung. Sic verlangen von uns nämlich Hingabe dessen, was wir zu geben haben, und stellen uns in vagen und vieldeutigen Worten eine Gegenleistung in Aussicht. Die Propaganda, die dann sofort im Sinne des Auslandes ein setzt, beweist dann dem deutschen Volke haarklein, dass diese vagen nna vieldeutigen Zusagen Worte seien, die auf der Goldwage jeder Prüfung standlitelten, und dass diejenigen, die an der Sicherheit dieser Zusagen zweifeln, hirnverbrannte Kriegshetzer seien. Wir arbeiten mit dem verschwommenen Begriff der ..Voraussetzung". So hat man die Friedensresolutivn von 1917 angenom men in der „Voraussetzung", dass die Feinde ebenfalls den Frieden wünschten, das Kaisertum, die Erfüllung fahr hunüertelangen Sehnens. beseitigt, in der „Voraussetzung".
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