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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.12.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19071214025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907121402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19071214
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907121402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-12
- Tag1907-12-14
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Lies«» vlatl »i»b d«» Lesern vo» Dresden «ud U«ge»nng »» »«-« »«rher bereit« all Mena--rti5gabe zugestellt, während e« dt« Voft-Abinnente» a« Morgen ta einer Grsa«ta«»-abt erhalte«. SS. Jahrs«»-, S4Ü. n»«a^ °Nk«>t«drI. «0» »rw. d« »a N>^ch ix-i. W7S »vrch»»»«LNt«,»»M. fteLw« durch dt« Po» »».,«»»« S»S«I,«ld>. m, d«u «rlorn »»» Lrchdr» Um^duu, -» twe« »ordrr »u. «ftrlNen »dru^-chiie« «ch,n «d«I»«n «,» au«, atnioen »««>«»'« mt» der »«^«u-«»««»»» ,ulam«»n tU»«I>«llt. «ochdruck mi, Mt dout» ltchrr Qu,llen»n,»d» <,D>«»d riochr.l »»- >«»»,. — Wwort««,!, Manuskrt»«» «rrdr, nicht »iifdowadtt. it. Sonnabend, 14. Dezember 1-07. Delegramm-Adrrfle: Nochrlchteu Dresden. (Hogrürrdet 1858 Druck und Verlag von Liepsch 5t Reichardt in Dresden, ^auxtgeschäftsstell-:: Marlenstrafte S8M Fmisprecher: «r. 1l und SVSS. ««reiche«-Darii chlnuohm« »»» «nk»n- dtaun,«» di« nach«. » Utr, Sonnt»« nur «arienftrat« « «o» N «, >/,l U»r. Die «tnipaltiae Srundutlr <»., SÜ»«M»i«.. KamM-n. «ochrtcht-n »> »«Ich»ft».«n- »etoin -u> dir Prtoa^ «ötto AkU« di« «weitpLlttg« Zeit» aus r«iti«tt- S» Hs. In Nummern nach Soun, und Artertaaen: di« «inlpalua« Grund««»« «Pi., -uiPrtoolleil« <0 Pi, Aamiliennach- richten di« S undietle « Pi. - «UchwitrNa« »ulträg« nur -«gen «oruusbejahiung. — 2«de« Belegdlott tostet U> PI«ani,o. MM krüm »»LSIdLdi 8 kr»«er Ar«»« 2. Lvlrv Vsl-elcksuutrsus. Löoorinv I» llorrv» -Mulsr- rslvlols knlv kvttvr. von Llark 15,— bis 78)—. krlwll lkklmo. HVnrn» Kvrüttvrtv Loäs»-^VPPV» -------- vou Nark 4,50 bis 36,—. ---------- Aviv erkies Lesern. Das Befinden der Königin-Witwe ist nach wie vor sehr ernst. Die Zweite Kammer nahm den konservativ-national- liberal-freifinnigen Antrag an, in die Wahl recht skom- mission 23 anstatt 21 Mitglieder zu wählen. Darauf wurde di« Verdoppelung der Wohnungsgeldzuschiisse in namentlicher Abstimmung einstimmig angenommen. Da» Kaiser-Geschwader setzte heute früh die Fahrt von Pmutden nach Amsterdam fort, wo es um 11 Uhr eintraf. Der Genueser „Secolo" kündigt für Februar eine Zu sammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm, König Eduard und König Victor Emanuel an. Der Vorstand und geschäftsfiihrende Ausschuß des Bay rischen Landesverbandes des Deutschen Flottenvereins hat einstimmig beschlossen, sein Amt niederzulegen. Es verlautet, in der Flottenvereinskrise werde sich auch Württemberg auf die Seite des Prinzen Rupprecht stellen. Bei Valencia wurde ein Eüterzug von Räubern über fallen und beraubt. Neueste Drahtmel-liu-eu vom 13 Dezember. Der Kaiserbesuch i» Holland. Vmuiden. Die Kaiserjacht „Hohenzvllcrn" hat mit de» Begleitschiffen „Königsberg" und „Slcipncr" heute früh 8,20 Uhr die Fahrt nach Amsterdam fortgesetzt. Amsterdam. Der Deutsch« Kaiser ist um 10,83 Uhr hier angekommen. Amsterdnm. Die Königin-Mutter ist heute vormittag hier eingetroffen und von -er Köniain und dem Prtttzen Heinrich empfangen worden. Deutscher Reichstag. Berlin. (Priv.-Tel.) Die Budgetkommifsivn des Reichstags behandelte heute zunächst die Vorgänge im Flottenvcrein, insbesondere die Versammlung der Ortsgruppe Berlin, wobei die vielbesprochene Acutzerung Ü«S Abgeordneten Dr. Strescmann zur Erörterung kam Schon gestern hatte mau das gestreift, und hierbei hatte Dr. Paasch« für seine Person und für seine Parteifreunde jede Beziehung zu den Angvissen der „Lägt. Rundsch." auf den Staatssekretär v. Tirvitz zurückgewicicn. Di« „Tägl. Rundsch." hatte hierauf gestern abend erklärt, das Mit glied der Budgetkommissivn, von dem die Acußernug stamme, „man müsse ja Zentrumsabgcordnetcr sein, um vom Staatssekretär freundlich behandelt und einer Ant wort gewürdigt zu werden" sei gerade der Abg. Dr. Paasche gewesen. Dr. Pansche erklärte das für unwahr und sagte dann noch, er habe seine Bemerkungen gegen die „Tägl. Rundsch." lediglich im Namen seiner hier anwesen den Freunde abgegeben. UcbrigcnS sei die „Tägl. Rund schau" «in unabhängiges Organ, Las seine Freunde weder anzugreifcn noch auch zu verteidigen hätten. Der bayrische ZentrumSabgcordnete Speck wandte ,ich gegen das Auf treten des Abg. Stxcsemann in der Berliner Versamm lung. Der Ausspruch: „Wenn ein einzelner in München cS auch nicht billige, so werde die Agitation doch in der bisherigen Weis« fortgesetzt werden" sei geeignet, das gntc Einvernehmen zwischen Nord und Süd in Frage zn stellen. Er müsse als Süddeutscher gegen ein derartiges Vorgehen Verwahrung einlegen. Der konservative Abgeordnete Frei herr v. Richthofen erklärte, «r würbe als Anhänger des monarchischen Prinzips gegen eine derartige Bemerkung entschieden Protest erhoben haben, wenn sie in der Budget kommission gefallen märe. Ans Vorgänge außerhalb der selben habe er keine Veranlassung, zn reagieren. Abg. Bebel (Soz.) bemerkt, er begreife nicht die Entrüstung, die die Acutzerung Strcsemanus hervorgerusen habe. Die Budgetkommissivn habe sich doch nicht zum Zensor öffent licher Volksversammlungen anszunxrscn. Damit war die Angelegenheit erledigt. — Dann wurde die Beratung des Marine-EtatS fortgesetzt. Der Staatssekretär machte über den Bau der Schisse eine Reihe vertraulicher Mit teilungen. Er legte dann dar, daß die Arbeitslöhne in den lebten Fahren um mehr als 10 Prozent gestiegen seien, und daß sich der Bau unserer Schisse pro Tonne durchaus nicht teurer stelle als der der englischen, die anerkannter >natz«n am billigsten hcrgestcllt werden. Aus «ine Anfrage, ob die Abmessungen der projektierten Erweiterung des Kaiser Wilhelm-Kanals auch den Anforderungen der.ver grötzerten Schiiisgefätze genügen würden, erklärte der Staatssekretär die Weite der Schleusen mit 45 Metern und ihre Länge mit 330 Metern werde auch für die allergrößten Schiffsgefätze weitaus ausreichen. Die extreme Breite sei gerade gewählt worden, um auch abnorme Fahrzeuge, wie znm Beispiel Schwimmdocks, begucm befördern zu können Vom Zentrum wurde beantragt, die Marineverwaltung «olle die Arbeiten nur an solche Firmen vergeben, die in Beziehung aus die Arbeitsbedingungen die gesetzlichen und tarifüblichen Bestimmungen innehalteu. Abg. Dr. Wiemer amendicrte dielen Antrag dahin, baß es heißen soll „die gesetzlichen und falls Tarifverträge bestehen, die tarif üblichen Bestimmungen innehalteu". Die Verhandlungen über den Antrag wurden vertagt, da die Parteien noch dazu Stellung nehmen wollen. Tic Erörterung wandte sich dann den Unterseebooten zu, für die 7 Milk. Mk. in das Budget eingestellt sind. Aus der Erörterung ging hervor« daß wir uns noch zurzeit tm VorstäStum befinden, und eS iburde danttnd anerkanüt. daß die Regierung die Arbeiten nicht mehr beschleunigt habe. Auch hierzu machte der Staatssekretär vertrauliche Mitteilungen, die von der ganzen Kommission mit Befriedigung entaegengenommen wurden. Dann vertagte sich die Kommission bis zum 9. Januar. Nach dem Marine- soll der Militär-Etat zur Verhandlung kommen. Zur Flottenkrifis. Berlin. (Priv.-Tel.) Die „B. Z." läßt sich aus München berichten, daß in den nächsten Tagen auch Württembera sich auf die Seite des Prinzen Rupprecht stellen werde. Ferner wird dem genannten Blatte aus München gemeldet, Berliner höchste Kreise hätten ersuchen lassen, möglichst jede wettere offizielle Kundgebung in Sachen deS Flottenvercins zu vertagen, bis dem Kaiser die Angelegenheit vorgelcgt worden sei. Die außerordentliche Delegiertcnversammlung des Bayrischen Floticuvcrcitts, die nach München einberufen worden war, wurde deshalb auf den 29. Dezember verlegt. Die Tages ordnung lautet: Stellungnahme gegen die Berliner Vor gänge im Flottcnverein. Berlin. (Priv.-Tel.) In der Kommission des Abgeordnetenhauses für die Ostmarkenvor- lagen gab die Negierung eine Erklärung ab, nach der sie ans das allgemeine Entetgnunqsrccht für die Heiden Provinzen verzichtet und damit einverstanden ist, daß die Ent eignung aus gewisse Bezirke in Westpreußen und Poicn beschränkt werde. Dann solle der Beirat Wegfällen: eine Verstärkung des Laienclemcnts in der AnsiedlungSkom mission werde aber vorgenommen. Außerdem soll die Ver stärkung der Forderung von 400 auf 278 Millionen redu ziert werden, lieber die Bezirke, ans die das Enteignungs recht beschränkt werden soll, besteht eine volle Klarheit bis .etzt nicht. Die Summe von 275 Millionen verteilt sich wie folgt: 200 Millionen dienen zur Ausfüllung der Kasse, aber mit der Maßgabe, daß 78 Millionen zur Regulierung bäuerlicher Güter. 80 Millionen zur Bildung von Ncnten- gtttern, 28 Millionen zum Verkaufe von Domänen und Forsten verwendet werden,. Darmstadt. Gleich der Ersten Kammer hat auch die Zweite Kammer den Gesetzentwurf über hie Einführung der Wertzuwachs st euer genehmigt. Damit ist die Einführung dieser Steuer zu Beginn -es neuen Jahres gesichert. Genua. (Priv.-Tel.) „Secolo" veröffentlicht ein Telegramm, wonach König Eduard von England im Februar nächsten Jahres dem Balkan «inen Bekuch ab statten wird. Fm Anschluß daran wird der König an der iiztlianischen Küste kreuzen und dort eine Zusammen kunft mit König Viktor Emanuel haben, der auch der aus Korfu heimkehrcnde Deutsche Kaiser bei wohne» wird. Paris. Blätter melden aus Madrid, daß aus -er Station Grao bei Valencia ein Güterzug von 4 Räubern angegriffen wurde, die die Bediensteten des Zuges mit Re volver» bedrohten und eine Kasse mit 12 000 Pesetas ent wendeten. London. Dem Neuterschen Bureau wird aus Gan- kita über Layos vom 7. ds. gemeldet: Die englisch- deutsche G r e n z v e r m e s s n ng s k om m i s s i o n hat den letzten Teil ihrer Arbeiten an der Grenze der Pro vinz Fola in gebirgigem schmierigen Gelände beendet. Die Eingeborenen zeigten sich freundlich gesinnt. Di« Mitglieder der Kommission befinden sich wohl. Sächsischer Landtag. Zweite Kammer. Bor Eintritt in die Tagesordnung teilt Abg. Stei ger namens der 2. Abteilung mit, daß diese die Wahlen der Abgg. Hähnel, Richter, Dr. Schanz, Clauß, Grobe und Händel geprüft und für gültig zu erklären beschlossen habe. — Präsident Dr. Mehnert gibt namens des Direktoriums bekannt, daß die vom Direktorium ge wünschte Vorlegung von Erklärungen vor Eintritt in die Tagesordnung nicht so zu verstehen sei, daß diese Erklärungen dem Direktorium zur Korrektur vorgelegt werden sollen, sondern daß dem Direktorium nur von ihrem Fnhalte vorher Mitteilung gemacht werden soll. Zur Beratung steht zunächst ein Antrag Opitz ikons.), Gontard snatl.) und Noch lircis.j betr. Erhöhung der zur Vorberatung des Wa h l r e ch t ö e n tw u r s s zu wäh lenden außerordentlichen Deputation aus 23 Mitglieder. — Abg. Schi eck lnatl.j: Der vorliegende Antrag stelle einen Kompromiß dar, ausschließlich zu dem Zwecke, dem Abg. G v l d st e i n xinen Sitz in der Wahl- rechtsdeputation einzuräumcu. Er habe sich zwar früher gegen diesen Kompromiß ausgesprochen, unterwerfe sich ihm aber jetzt. Seine Partei sei stets bereit, den Wünschen der Arbeiter gerecht zu werden: trotzdem stehe er uud seine Partei der sozialdemokratischen Partei ebenso fern, wie jedes andere Mitglied des Hauses. Er glaube freilich, daß die Sozialdemokratie eines solchen Opfers zu einer anderen Partei nicht fähig gewesen wäre, wie die national- Kimst und Wissenschaft. Königl. Schauspielhaus. Durch die Neubesetzungen, die mehrere größere Rollen in „Wilhelm Tell^ erfahren hatten, ist das Gesamtbild der Vorstellung nicht wesentlich ge ändert worden. Herr Wahlberg hat die Titelrolle bereits bei seinem Gastspiel gegeben. Obwohl der Künstler gestern durch Erkältung in der Entfaltung seiner Mittel gehemmt war, erfreute er sowohl durch die bodenständige Kraft seiner Auf fassung, als durch den naiven und warmherzigen Zug. der durch die ganze Leistung ging. In der ApfelschusHene standen dieser Wilhelm Teil wie der von Herrn Froböse mit schärfster Charakteristik gegeheue Gehler auf der Höhe ihrer Aufgaben. Es ging die stärkste Wirkung von dieser Szene aus. Herr Ti Iler hatte als Arnold namentlich einen ergreifenden Mo ment, den ersten Echmerzensausbruch, in dem etwas von einer in ihren Tiefen erschütterten Seele mitklang. Dann aber ver stand er nicht schattieren, er nahm den Mund durchweg zu voll und vermmderte dadurch die Wirkung der Stellen vou höchstem Affekt. Bei seinem Temperament und den guten natürlichen Mitteln ist aber anzunehmen, daß er in die Rolle kitneinwachsen wird. In vollsaftiger Männlichkeit gab Herr Eggerty den Staiifsacher, die grohe Rede auf dem Rütli sprach er in guter Gliederung^ klar und eindringlich. Eine würdige Erscheinung war der Walther Fürst des Herrn Deit mer; besondere Anforderungen an Gestaltungskraft stellt die Rolle ja nicht, vielleicht wäre cs gut. wenn er den Ton noch ver einfachte. Die im Zeichen höchster Erregung stehende Auftritts szene Baumaartens gab Herrn Mehnert Gelegenheit zu er greifender LHarakteristik. Herr Stahl hatte für den beurlaub ten Herrn Wiecke den Parricida übernommen. Enthusiastisch war das Verhalten der frischen Jugend, die zahlreich Parkett und Ränge füllte. AN die blanken Augen schauten nicht prü fend und wägend auf Einzelleistungen, die naive, schöne Freude an der herrlichen deutschen Dichtung aber lachte ans ihnen, kg. f* Sven Scholander, der schwedische Troubadour mit der Laute, erschien gestern wieder einmal in Dresden. Wieder ein mal schaut« er mit seinem vergnüglichen Gesicht in einen ge drängt vollen Saal („Palmengarten"), wieder einmal bot er allen denen, die ihn zum ersten Male hörten, die freudigste lleberraschung, wieder einmal entzückte er seine alten Freunoe durch eine Fülle neuer Liedschätze, die er aus dem schier unver sieglichen Brunnen alter und neuer Volksmusik geschöpft. Neu war auch die Art, wie er diesmal sein Auditorium vom ersten Augenblicke an in die rechte Stimmung zu bringen und für die Eigenart seiner Gaben emofänglich zu machen muhte. „Freut euch des Lebens" — das solle die Devise seines Liederabends sein, so sagte er. Darum solle es auch als Auftakt zu seinen Liedern nicht bloß von seinen, sondern von aller Versammelten Lippen frohen Herzens klingen: „Freut euch des Lebens!" Und in der Tat, was wohl kaum ein anderer dem sonst so vornehm reservierten Dresdner Konzertpublikum adgezwungeu hätte, — Sven Scholander brachte es mit seiner unwiderstehlichen Lie benswürdigkeit fertig: Männlein und Weiblein, jung und alt lieh den Saal miderhallen vom Refrain des alten deutschen Volksliedes vom „Lämpchen, das noch glüht, und der Rose, die noch blüht". Wenn er in den diesem Liedchen hinzugedichteten Strophen sich selbst charakterisierte als „einen Sänger, an Stimme arm" so wagen wir nicht, ihm hierin zu widersprechen. Doch was will dieses Mcinko an Stimme besagen bei einem Sänger, der da singen will „wie der Vogel singt, der in den Zweigen wohnet", der da wiedergebcn will, was ihn das Volk gelehrt und wie er's dem Volke abgelanscht hat! Daß wirklich die Stimme Nebensache ist. wenn ein übervolles, warmempfinden des Herz zu uns-spricht, wenn Mienenspicl und Gestik mit plastisch formender Beredsamkeit sagen, was Zunge und Kehle in einer nach den zünftischen Regeln der Kunst nicht gerade vollkomme nen Weile ausdrticken, — das bewies der nordische Sänger aufs schlagendste mit dem entzückenden schwedischen Volkslied vom Hirtenmädchen in den Bergen, niit dem von der glockenartig geschwungenen Laute begleiteten „Begräbnislied für einen ver storbenen Ritter vom Bacchus Orden" (schwedisch), mit dem ans Herz greifenden Delmetschen Sang von dem „Vieux Neiiclwnt", der all seine Rcicytümer für die schöne „hlargcu, la krmie" dahingeopfert hat. mit dem innigen und sinnigen „Mondscheinlied" (einem niederrheinischen Spinnerlied), erst recht ober mit dem schelmischen „Spottlied" auf Napoleons große Retirade aus Rußland 1812 und mit all den anderen köstlichen Gaben eines urwüchsigen Volkshumors, wie dem über mütigen „Weib, sollst Ham gah'n", oder dem lustigen Schnick schnack vom Besuche des „Vetters Michel", oder den launigen Chansons von der Einkehr einer französischen Patrouille bei ver Baronin de Foliche, oder von dem verliebten Geplauder des Schäfers und der Schäferin („1^5 Hket»morp1iores"). Aber auch alle die hier nicht aufgesiihrten Lieder — man kann un möglich das ganze Programm abschreiben — waren so herz erfrischende und herzbezwingeude Gestaltungen einer aus dem Bollen schöpfenden und doch so natürlich und selbstverständlich erscheinenden Kiinstlerschaft, daß man nicht müde wurde, dem lustigen Lautenschläger immer und immer wieder zu lauschen und zuzusehcn — dös Zusehen ist bei Scholander erst recht ein Genuß —, als er nach dem programmiißigen Schluß seiner Vor träge Zugabe auf Zugabe folgen ließ. Und das hat mit seiner Laute — Scholander der Sänger getan —ckt. 1* Die Kapelle des König!. Sächs. 2. Gre nadier-Regiments Nr. 101 gab am Donnerstag unter Leitung des König!. Musikdirigcnten Herrn LoutS Schröder im Städtischen Ausstellungs-Palast ihr Erste- Großes Sinfonie-Konzert. Als einzige sinfonische Dar bietung verzeichnet« das Programm Schuberts „Unvoll endete" in H-Moll, mit der sich die konzertierende Kapelle ebenso anerkennenswert absand, wie mit Foh. S. Svenb- sens überaus farbenreicher „Norwegischer Rhapsodie" und R. Wagners Vorspiel zu „Tristan uud Isolde", das an einleitender Stelle eine nur schwache Ausnahme fand. Leb hafteste Anerkennung erfuhr in seiner künstlerischen Aus stattung der populäre „Ungarische Tanz" von Brahms, der in solchem Grade gefiel, daß eine Zugabe gewährt werden konnte. Fn Ehren behauptete sich auch bei den Begleitun gen der klangvolle Stretchkörpcr. und ehenso boten die ersten Vertreter einzelner Blasinstrumente lobenswerte Leistungen. Durch etivciS mehr Wärme und Temperament in der Leitung dürften sich die Eindrücke zu nachhaltigeren steigern lassen. Von den mitwirkenden künstlerische» Krüft«n muß zuerst die Sängerin Frau Marv Loßbag»
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