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Dresdner Nachrichten : 10.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192301101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19230110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19230110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1923
- Monat1923-01
- Tag1923-01-10
- Monat1923-01
- Jahr1923
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.01.1923
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S7. Sahrgang. ^ 9 Mttt»och-10. Sanuar 1S2L Gegrün-ek 18S« Lradl-nschrM: »echrlchte, Dre,»«u Fernsprecher-Semmelnummee SSS-11. «ui- svr Vachs,,,»r»ch«i SV 011. bei IS,Itch«r ?««r<-,un, m Dreaden »der durch dt» Pest menalltch «. >020.-. L)LHUI5-vDkvUt)k El»z«l»u»rmrr 2lll. —, Son«tag«au»gab» ILl. 70,—. , /V» ,» Dt«»pallt,,»inm »reis»geil« W.ioo.—. autierlial» Sachsen, W. I»,—. gamUten- ÄNäkiaöN-^ürLllö. anietaen und Stellen,»such« unter Weisall jeden wetteren «»da«» «. M.—. 0 kt > B»r,u,»»l!ttz» laut Larlt. Auawitrttg» Lluflril»« ,»,in veraueieiattlun». SchrlNeltun, und Haupt-eschAlaileU« W»rlenflr»,e SN/40. Druck u. Bert«, „n Me»sch<- «etchardl ln Draada». PeKIcheck-Kent« 100» Sr«,»«,. «ochdruck nur mll deutlicher Vuelenan,«»« «.Dreadner «achr.-t ,u>»M». - 1Inv«rlan,I« SchrtMtitck» »erden nicht ausdewadrt. Unmittelbar vor -em Einmarsch Fochs. ÄeichsprSsideni und Kanzler gegen den franzSstschrn Aebersall — Der Ansmarsch -er Befatzungsslreitkriltte — Die Aepko steM die „Derletzlnng" fesk. Ein Ausrus -es AeichsprSsidrnien an -ie Bevölkerung -es bedrohien Gebietes. Berlin, 9. Jan. Der Reichspräsident richtete an die Be völkerung des von der neuen Besetzung bedrohten Gebiete» folgenden Aufruf, der durch öffentlichen Anschlag verbreitet wurde: Mitbürger! Gestützt aus die militärisch« Gewalt, schickt sich fremde Willkür au. erneut das SelbstbcstimmungSrecht des deutschen Volkes zu verletzen. Abermals erfolgt »i« Einbruch unserer Gegner in beulsches Land. Die Politik der Gewalt, die seit dem FricdenSschlutz Ver träge verletzt. Mens' enrechte mit Füßen tritt, bedroht das innere Gebiet der deutschen Wirtschaft, die Hauptqncllen unserer Arbeit, das Brot der deutschen Industrie und der gesamte» Arbeiterschaft Die Aussührung des FriedenSvcrtrageS wird so zur absoluten Unmöglichkeit. Zugleich werden die LebenS- bedingungen des schwerlcidendcn deutschen Volkes noch weiterhin zerrüttet. Der Vertrag vo« Versailles sollte den Völkern de« ersehnten Friede« bringen. Was hier geschieht, ist aber die Fort setzung des Unrechtes und der Gewalt. ES ist ein Derlragsbruch» angetan einem entwassncten wehrlosen Volke. Deutschland war bereit zu leiste«, soweit seine Kraft reicht. Trotz- be« wirb es nnu überfallen. Diesen Gewaltakt klage« wir vor Europa und der ganzcu Welt an. Laut er hebe» wir nnsere Stimme, datz hier eine fremde Macht das heilige Recht des deutschen Volkes am eigene« Bode» und sei» Recht zum Leben vergewaltigt. Harret in dulden der Treue aus, bleibt sest, bleibt ruhig, bleibt besonve» im Gesühl unseres guten Rechtes, tretet iu ernster Würde den fremden Gewalthabern entgegen, bis der Morgen tagt, der dem Recht seinen Platz und Euch die Freiheit gibt. Wir aber geloben Such Treue und Hilfe. Unsere rastlose Sorge wird eS sein, und nichts soll ungeschehen bleibe«, um die Daner der Fremdherrschaft abzukürzen, Eure Rot zu lindern «nd de« Weg sür den wahren Frieden zu sind««. An dem beotsche« Gemeinsinu und der opferfreudige« Vaterlands liebe werden die fremden Machtpläne zerschellen. Haltet alle Zeit hoch die deutsche Einheit und unser gutes Recht. Reichspräsident Ebcrt, Reichskanzler Cuno. Der Seerbann Fochs -egen -ie -eulsche Ar-etterschsft. Sffeu, 9. Jan. Nach den Mitteilungen hier eingetroffener französischer Journalisten bestätigt es sich, das, neun Divi sionen. etwa l20 00 0 Mann, an der Besetzung Essens teilnchmen sollen. Die Tatsache, daß eine solche Truppcnmassc verwendet werden soll, wird auf das Betreiben der Marschällc Joch und Wevgandt zurückgcfiihrt. Tie französische Regierung soll die Absicht gehabt haben, nur schwache Ab teilungen zum Schutze der Ingenieure und Kontrolleure zu entsenden. Die Militärs sollen jedoch darauf hingcwiescn haben, datz man aus militärischen Gründen uicht nur alle Fabriken und Bergwerke besetzen müsse, sondern auch sämt liche Bahnanlagen, Brücke«, Nebersührungeu »sw., weil man mit Sabotageakten seitens der deutschen Arbeiterschaft rechnen müsse. Die Absicht der Fran zosen besteht zunächst darin, nur Essen und seine unmittel bare Umgebung zu besetzen. Dk» srchnzSstscheu rru-penbeweßAnge«. Frankfurt a. ». Jan. Am Brückenkopf Main, finden seit zwei Tage« grotze Trnppeu- verschiebpnge« Ü-tt. U. a. sind stark« Tankkolonnen, auch Ins-t»»ie- und Artillerie, Regimenter, nuterwegs. Sämtlich« bisher unbesetzten B-huhöfe des französischen be setzte« Geviets sind jetzt besetzt worden. Man gewinnt den Eindruck ei...» starken militärische« Aktion der Franzose«. Seit zwei Tagen ist onch die Patzkontrolle in den ins besetzte Gebiet führenden Züge» erheblich verschärft worden. Esse«. 9. Ja«. Zu de« französischen Truppenbewegun gen ist noch zu bemerke«: Bis heute trafen im Grenzgebiet 4 9 Züge Infanterie, Kavallerie und Artil lerie ein. Davon waren bis gegen abend 49 entladen. Morgen sollen weitere 24 Züge eintrrssen. Die Zahl der Truppen wird ans 4», bis 80 099 Mann geschätzt, lieber ein Vordringen in das unbesetzte Gebiet liegen keine Nachrichten vor. sW. T. B.j Paris, 9. Jan. Die Blätter melden, die Beschlagnahme produktiver Pfänder im Ruhrgebiet stehe unmittelbar bevor. Rach der „Chicago Tribüne" wird General Degontte vo« Düsseldors aus die militärischen Bewegungen leite«. Es verlantet, eine Besetzung Frankfurts lei nicht beabsichtigt. Pari-« 9. Jan. Hier dentet alles daraus hin, datz der B-sehl zum Vormarsch ans Essen gegeben wird, so bald die Repko den verbündeten Neqierunacn von der Fest stellung der vorsätzlichen Nichterfüllung Mitteilung gemacht hat. was voraussichtlich noch im Laufe des heutigen Tages geschieht. Wettere Ingenieur- und S-eziallrupps unlerwegs. Eigner Drahtbericht der „Dresdner Nachrichten".! Paris, 9. Jan. In der französischen Presse werden jetzt weitere Einzelheiten über die von Frankreich bereits getroffe nen Maßnahmen zur Durchführung seiner Sanktionen bekannt. Der Obcrkommandterende der französischen Bekatzungsarmee General Degouette wird mit seinem Gencralstab heute von Mainz nach Düsseldorf abreisen. Ein weiterer Transport sranzösischcr Staatsingenieirre hat Paris gestern abend 9 Uhr LS Min. verlassen und sich nach Düsseldors begeben: u. a. ist auch die <9. Sektion der Eisenbahner unter Führung vo» fünf Offizieren abgereist. Trotz der Versicherung, eS würden keine Soldaten und Eisenbahner mobilisiert werden, haben, wie man erfährt, eine Anzahl Mannschaften der 9. Tech nischen Abteilung der Feldeisenbahner Sonnabend abend den Beschl erhalten, sich in der Pionicrkasrrne einzusinden. Diese Mannschaften wurden gestern vormittag etngekleidet und sind abend» nach dem Ruhrgebiet verladen worden. Im KriegSministerium erklärt man, dieses sei keine Mobilt- sierungsmahnahme, sondern es handle sich um die Einberufung von 400 Svezialisten. Die Gerüchte, daß der Vormarsch auf Essen am Mittwoch vor sich gehen würde, werden weder amtlich, noch halbamtlich bestätigt. Die Feststellung der „absichtlichen" Verfehlung Deutschlands. Die entscheidende Sitzung -er Aeparatt»nsk»rnmW»n. Teilnahme BradbnryS und BoydenS. Paris, 9. Jan. Nach einer Meldung der Agence HavaS hat die Reparationskommission «m lütt Uhr vor mittags die Beratungen über die deutschen Kohleuliefcrnnge« sür das Jahr l9LL begonnen. Sir John Bradburq setzte vor allem die Gründe auseinander, weshalb »ach seiner Auf fassung kein Anlatz vorliegc, eine Verfehlung Deutschlands bei de» Kohlenliefernngeu des Jahres 1S2L sestzustelleu. Rach einer späteren Meldnng hat die Kommission mit d:1 Stimme eine deutsche Verfehlung bei den deutschen Kohlenlieserunge« sür 1922 auf Grund deS Paragraphen 17, Annex H, Abschnitt VIII fest ge stellt. Lavaslitge iiher eine «ensternn, Leydens. Paris, 9. Jan. HavaS zufolge soll in der Beratung über die deutschen Kohlenlicferungen, die die Repko an schlietzend an die Anhörung der deutschen Sachverständigen vornahm, der osftztöse amerikanische Vertreter klipp und klar geäutzert haben, datz nach seiner Ansicht die Kommission sich einer Verfehlung und zwar einer vorsätzlichen Ver fehlung Deutschlands gegenüber befinde. Wie der Pariser Vertreter des W. T. B. tn amerikanischen Kreisen frftgestellt hat, hat Bonden sich über den Eharakter der deut schen Verfehlung, abgesehen von der Tatsache der Verfehlung selbst, nicht geäutzert. also keineswegs f e st g e st e l l t. datz die Verfehlung al« vorsätzlich zu betrachten sei. Im Ein klang hiermit berichtet auch HavaS über die weitere Acutze- rnng Äondcns. er habe hervorgehobeu, datz eS ziemlich leicht V» begreifen sei, wenn Deutschland gewisse von ihm über nommene Verpflichtungen nicht mehr z« erfülle« im stande sei. Boyde« habe geschlossen mit einem Hinweis auf die Notwendigkeit, z» einer gerechte» Regelung der dentsche« Verpflichtungen z« schreite«. iWTB.) Die D«rie,«ngen der deutschen S«ch»ers«lndi»en. Paris, 9. Jan. Die RcparationSkommission hörte heute vormittag die ausführlichen Darlegungen des Vertreters de» KohlensundikatS Direktor Lübsen über die deutschen Kohlenlicferungen im Jahre 1922 an, sowie die Erklärungen de« GehcimratS Nuvvel vom Wiederaufbauministerium über die Rechtslage. Direktor Lübsen führte, indem er vor allen Dingen den Verkehr der in Frage kommenden Organe untereinander erläuterte und auf die Schwierigkeiten im nor malen Geschäftsverkehr hinwieS. auS. datz naturgcmätz bei so gewaltigen Lieferungen, wie die Alliierten sie forderten, die Schwierigkeiten sich vergrößern müßten. Lübsen betonte mit Nachdruck, datz von den Spitzen der deutschen Regierung bis herab zum letzten Organ seit Jahr „nd Tag dieäntzersten Anstrengungen gemacht werden, um den Anforderungen der Ncparationskommission Genüge z» leisten. Er legte feierlich Berwahrnng gegen die Behauptung der Gegenseite ei«, datz von deutscher Seite nichts getan worden sei. was unter den obwaltende» Umständen menschenmöglich gewesen wäre. Zum Schlutz der Sitzung, die eine Stunde dauerte, faßte der Vorsitzende der Kricgslastenkommission Staatssekretär Fischer die von deutscher Sette vorgebrachten Ausführungen nochmals kurz zusammen, worauf die kontra diktorische Verhandlung geschlossen wurde. Fischer wider sprach der französischen Behauptung, datz die Kohlcnlicsernn- gen an Frankreich und Luxemburg vor dem Kriege höher ge wesen seien als zurzeit, und wies daraus hin. daß dieser Vor wurf auf Grund der Statistik von Direktor Wallmichrath gestern widerlegt worden sei. Trotz des BerlnsteS der Saar« grnben und der Gruben in Oberschlesien seien die im Jahre 19LS von Deutschland abgegebene« Kohlenmengen gröber gemrsen als ISIS- l«. T. B.j vollsi' (Hmlliett): 10VV0 Im llrvlvnrkvsts «dnnck, s Ukr: 10SS0 Der Weg -es Leidens. Meldungen, dte sich überstürzen: HiobSposten von Ver gewaltigung und nationale Protestkundgebungen durchein ander. Wider alles Recht und alle Billigkeit Feststellung einer deutschen Verfehlung durch die NeparationSkommission bei den Kohlcnlteferungcn, Fortsetzung der militärischen Gcwalt- matznahmen Frankreichs mit uncndli^em Brimborium, um uns so recht protzig zu zeigen: „Seht her, so mächtig sind wir, und so ärmlich, so ohnmächtig seid ihr!" Dabei der Dollar auf 10 000! Doch auch an erhebenden Momenten, die eine grobe moralische Mobilisierung des ausgcpeitschtcn deut schen Volke» ankündigen, fehlt es nicht: darunter ist besonder» erfreulich der anscheinend feststehende Entschluß der Arbeiter schaft deS RuhrgebietS, das militärische Vorgehen Frankreichs mit einem allgemeinen Streik zu beantworten. So werden wir denn den Weg des Leidens gehen müssen, eingedenk, datz auch die Gewaltherrschaft eines Napoleon I. ein jähes Ende gefunden hat. Zunächst aber müssen mir hin durch durch die Wolken der Trübsal und dabei die Entschlossen heit zur Schau tragen, die der Reichskanzler Dr. Cuno als selbstverständlich vorausgesetzt hat. Sache des ganzen Volkes ist eS nun, zu -eigen, daß es an dieser Wende unseres Schicksals bereit ist, alles zu tun, um dte vom Reichskanzler gehegte Zuver sicht zu rechtfertigen, dadurch, datz mir dem Parteifiitter ent sagen und uns alle gemeinsam in dte Toga des Deutschtums hüllen, die allein dem Ernste der Zeit angemessen ist. Die einzige wirksame Waffe, dte wir im jetzigen Augenblick zur Abwehr der französischen Gewaltpläne besitzen, ist unsere innere Einigkeit, die so fest gefügt und über jeden Zweifel erhaben sein mutz, datz ganz Deutschland wie ein Manu gegen den Feind im Westen auf den Plan tritt, nicht mit der metallenen Wehr, deren wir entblößt sind, sondern mit der sittlichen Stoßkraft, die der Einheitsfront eines geknechteten und mißhandelten Volkes innewohnt. Wie nötig uns ein einheitliches Zusammenstehen im Innern gegen die von außen heranwitterndcn Gefahren ist. zeigt ein Blick aus die seelische Einstellung der leitenden Pariser Kreise, die geradezu auf unsere innere Zerrissenheit spekulieren, in der Hoffnung, daß der alte deutsche Erbfehler sich auch diesmal zu fran zösischen Gunsten wieder geltend machen werde. Ganz klar geht das aus einer Auslassung des Regierungsblattes „TempS" hervor, das mit echt welscher List und Tücke die nichtindustrielle deutsche Bevölkerung gegen dte Industrie auf zuhetzen versucht, und sich gleichzeitig mit heuchlerischer Freundlichkeit an die deutschen Industriellen herandrängt, in dem eS ihnen den Rat gibt, die „wahren Absichten" Frank reichs nachzuprüfcn, die nicht darauf hinauslicfcn, Deutschland zu vernichten, sondern ihm Gelegenheit zu geben, innerhalb seiner Leistungsfähigkeit zu zahlen. Diese Behauptung stellt die Wahrheit auf den Kopf. Was Frankreich tn Wirklichkeit erstrebt, hat der russische Botschafter in Paris Jswolski am 18. Oktober 1914 an den damaligen russischen Minister des Auswärtigen Ssasonow auf Grund einer Unterredung mit Delcasss wie folgt schwarz aus weiß festgestcllt: „Das haupt sächlichste Ziel Frankreichs besteht darin, daß das Deutsche Reich vernichtet und die militärische, politische und wirtschaft liche Kraft Preußens soviel wie möglich abgcschwächt wird. Man muß die Sache so machen, daß dte einzelnen deutschen Staaten hieran selbst interessiert sind." Dem scheinheiligen Gerede deS „TempS" steht also der gerade jetzt durch die Veröffentlichung der Jswolskischen Dokumente in aktcn- mäßiger Form rechtzeitig erbrachte Nachweis gegenüber, daß die Politik deS französischen Imperialismus und Militaris mus stets auf dte politische und wirtschaftliche Vernichtung Deutschlands bedacht gewesen ist. Der „TempS" macht daher dem deutschen Michel auch nur blauen Tunst vor, wenn er erklärt, Frankreich wolle Deutschland in den Stand setzen, feinen Reparattonsvcrpflichtnngen nachzukommcn. TaS gerade Gegenteil ist richtig. Die Pariser Machthaber fürchten den Augenblick, wo Deutschland fähig sein könnte, eine auf ein vernünftiges Maß herabgesetzte Rcparationsschuld voll zu bezahlen und sich dadurch wieder frei und unabhängig zu' machen. Deshalb tun sie alles, was sie können, um eine solche wirtschaftliche Erholung des deutschen Volkes zu ver hindern. So stößt uns Frankreich bewußt, grausam und kaltblütig auf dem Wege des Leidens vorwärts und möchte nun die Verzweiflung und Erbitterung, die in allen Schichten unseres Volkes gegen diese unmenschliche Ausbeutung»- und Uutcr- brückungspolitik herrscht, von sich ablenkcn, indem eS Zwic- tracht bet uns im Innern säet. Der „TempS" erläutert die Absichten seines Herrn und Meisters Poincar« dahin, daß dieser durch sein Vorgehen gegen die deutsche Industrie zeige, wie er nur einen Druck ans jene Deutschen ouSübcn wolle, die genügend Neichtllmcr besäßen, um zu zahlen, während er nicht jene zu treffen gedenke, dte bereits genug unter der „obstruktiven Politik" der Neichsregierung litten. Soviel Worte, soviel Unwahrhafttgkeiten und Verdrehungen. „Ob struktive Politik" der RcichSregierung! Und dabei haben wir erfüllt, erfüllt und immer wieder erfüllt bi» zum Weißbluten, bis zur völligen Erschöpfung! Dte Leiden, von denen der „TempS" spricht, sind allerdings da, im Uebcrschwang. Sie sind bei der jüngsten amtlichen Ausklärung über die Not des deutschen Volkes, dte der preußische Minister für Volkswvhl- fahrt vor tn- und ausländischen Pressevertretern gab, vor aller Welt unzweideutig festgestellt und gründlich beleuchtet worden. „Neueste Berichte lassen erkennen, daß viele Familien bereits etn ausgesprochenes Hungerdasein führen. Dte Meldungen über Todesfälle an Verhungern, über Selbst morde aus Verzweiflung mehren sich. Besonders bedenklich erscheint die gesundheitliche Zukunft der Kinder." So hieß eS in dem mit erschütternden Einzelheiten auSgestattcten Bortrage deS ObcrmcdiztnalratS Dr. Krohnc. Daran ist aber nicht, wie der „TempS" glauben machen will, dte NetchS- regicrung schuld, sondern da»> komm^ alle» auf da» Schuld-«
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