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Dresdner Journal : 29.06.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186106295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-06
- Tag1861-06-29
- Monat1861-06
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 29.06.1861
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Lrrpeäitiorr Ne» Oresärrer llanrrr»!», OresUerr, »larrerrstrLss« btr. 7. Ämtlichrr Theil. Drelden, 18. Juni. Seine Königlich« Majestät hab«, zu gestatten all«g»ädigst geruht, daß der Präsi dent de- Oberappellation-gericht-, Wirkliche Geheime R«H vr. von La»ge»n da- von Seiner Königlichen Hoheit dem Gzoßherzoße von Sachsen Weimar ihm ver» ltchenr Geoßkrcuz des Hauserdens der Wachsamkeit oder vom weißen Falke« a««eh»e und trage. Dresden, IS. Juni. Sein« Königliche Majestät habe» zu gestatte« allergnädigst geruht, daß der Geheime Justizrath vr. Eiedenhaar das von den Herren Fried rich Günther und Günther Friedrich Carl Fürste« zu Schtvarzburg ihm verliehene Ehrenkreuz erster Klass« an nehme und trag«. Dresden, 19. Juni. Seine Königliche Majestät haben zu gestatten allergnädigst geruht, daß der Sekre tär bei der Kanzlei des Oberappellation-gericht Julius Emil Jährlichen, welchem von Ihren Hoheiten den regierenden Herzogen zu Hachsen Ermstinischer Linie das Ritterkreuz des Herzoglich Sachsen Ermstinischen HauS- ordens und von Ihren Durchlauchten den Herren Fried rich Günther und Günther Friedrich Earl Fürsten zu Schwarzburg Ihr Ehrenkreuz zweiter Klasse verliehen worden ist, diese OrdrnSzrichen annehrne und trage. Dresden. Mit allerhöchster Genehmigung ist dem Direktor der Baugrwerkenschule zu Plauen, Brandver- sichrrungsoderinspector Roßbach, inzleichen de« Direktor der Baugewerkenichulr zu Zittau, Baudircctor Schramm, das Dirnstprädikat al» Professor rrtheilt worden. Nichtamtlicher Theit. Uebersicht. telegraphische Rachrichte«. Zett«vgsscha». (Französische Blätter. — Ost» Deutsche Post. — Press.) kagesgeschichte. Dresden: Vom Landtag«.— Wien: Die kstensisch«« Truppen. Kammerverhandlunge». Di« ungarische Adresse. Grundzügr de- Gcrichtsversas sungSrntwurfs. Attentat in Verona. Ptemontcstschr Deserteure. — Pesth: Aus eine Patrouille geschossen. Au- der Stadtrrpräsentanz. —Berli«: Tagesbericht. — Old««burg: La»dtag geschlossrn. — Kassel: AuSschußavwag ta dar Vschrffungsangelogeuhoil. —» Wiesbaden: Kammer Verhandlungen. Verwischte». — Darmstadt: Erkrankung de» GroßherzogS. — Frank furt: Dom Bunde. Buchdrucker Batst freigesp^ochen. — Paris: Aus Konstantinopel. Proecß Mirö». — Zürich: Kanzler Mousson -f. — Turin: Kammer verhandlungen. Plünderungen in Neapel. — — — London: Di« Königin. König Leopold abgereist. Lord Dusstrtn. Zum Kossulhnotenproceß. Ritter orden für Indien. — Konstantinopel: Der Thron wechsel. — Ostindien: Keine Hunger snoth mehr. Unruhen — New Pork: Militärische Operationen. BeichwichtigunaSversuche. Der Kongreß. LandtagSvrrhandlnngen. Dresdner Nachrichten. Provivzialvachrichtrn. (Leipzig. Ehemmtz. Löbau.) vermischtes vrtriebsüberficht der k. sächs. StaatSeisevbahnen pro Monat Mai. Keallleton Tugeskaleuder Inserate vSrscn- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Aop en Hagen, Freitag, 28. Juni. DaS heu tige „Dagbladet" sagt: Dänemark vnd die fremden Mächte unterhandelten gegenwärtig wegen Hol stein; Unterhandlungen wegen Schleswig mit Deutschland oder England feien für Dänemark unmöglich. A e uillet o u. Skizzen ans Stambul. Von A. Manisch.*) Pera und die Odaltske**). Die Anker werde« au-geworfe«, und bald um schwärmen zahllose Katks unser Schiss. Di« Eommissio« när« der verschiedenen Gasthäuser stürzen sich beutegierig aus das Verdeck und mustern enttäuscht die geringe An zahl der Passagiere. Es ist noch zu früh, die Schiff fahrt hat erst begonnen, die gefährliche Zett der Stürme ist noch nicht vorüber; desto größer ist aber der Eifer der Agenten, meist Juden, sich der wenigen Gäste zu be mächtigen. Ich erobere glücklich ein» der kleinen Fahr zeuge, und wir stoßen ab. Vergessen war alle» Ungemach, vergessen der Sturm, der dem Neuling statt poetischer Emotionen nur die Seekrankheit gebracht hatte; die dunkeln Bilder blichen und leuchtender noch auf dem düftern Grunde strahlte da» Bild der schönsten und der geheimnißoollstcn Stadt, die dort iw Morgenrothe vor mir lag. Wir landeten. Langsam wurde das eiserne Gitter weggenommen, die Treppe Herabgelaffen. Daß mein Paß nicht auch türkisch abgefaßt war, machte Weit läufigkeiten wegen meines Gepäck», denn daß keiner *) Xulju-tweif« «mtgetheilt au« dessen „Bukarest und Stam bul. Sturen aut Ungarn, Rumänien und der Türkei". Berlin, Nieolai'sche Buchhandlung. **) Odalitk« ist eigentlich eine falsche Be,richnoag, die rich tig» heißt Odalik. Ich hade jedoch den eingebürgerten Xu«, druck beibehatten, sowie ich in Betreff der Orthographie ditweilrn einem unrichtigen Gebrauche gefolgt bin, wenn dieser bereit« in weiten «reifen heimisch war. Zu erinnern ist auch daran, daß die B»«al« der orientalischen Sprachen sowie «och de« Rumäni schen thrilweis» durch unser Alphabet nicht wiebergegeben werben kbanen. Dresden, 28. Juni. Französische Blätter besprechen die nunmehr erfolgte Anerkennung deS König» von Italien Sei ten Frankreichs. Di« „Patrie" erinnert daran, daß die „Moniteur"-Note am 24. Juni, dem Jahrestag« der Schlacht von Solfcrino, redigirt wurde, und da» „Pays" räth Italien Klugheit und Mäßigung an. Der „Eon- stitntionnel" sagt in einem länger« Artikel u. A.: „Die Personen, die dem Tutleriencabinet riethen, in der Haltung, welche dasselbe zuletzt der Turiner Regierung gegenüber anzunehmen genöthtgt war, zu verharren, bat ten nur den einen Zweck, Italien zu schwächen, hie edlen Anstrengungen derjenigen feiner Staatsmänner, welche eben so sehr den Geist der Ordnung, al» das Prineip der Unabhängigkeit vertreten, zu entmuthigen, und da» Land aus diese Weife der Revolution preiSzugrbrn, damit da» Verhängniß daffelbe wieder in die Hände der Reak tion zurückwerfe. Eine solche Niederlage der italienischen Sache hätte direkt die Verantwortlichkeit Frank.eich» mit hrreirrgczogen, und man hätte uns eine» Tage» beschul digt, eine Nationalität in der Zerfahrenheit und der Anarchie zu Grunde gehen zu lassen, die wir dem öster reichischen Druckt entrissen." — Di« kirchlichen Blätter urtheilen ander». So veranlaßt die Anerkennung de» „Königreichs Italien" von Seite des französt'chen Eabi- net» die „Gazette de France" zu folgender Bemer kung: „Dir Anerkennung eine« italrensichen Königreichs, mit den auf Rom und Venedig bezüglichen Vorbehalten, wird dem König Victor Emanuel neue Schwierigkeiten schaffen, ohne seiner Regiri ung einen ernstlichen Halt zu geben. Sie wäre der Grund zu einem eklatanten Bruch mit einer Partei, ohne welche der König Nichts, und Welche Alle» ohne Victor Emanuel vermag. In der That, wenn immer sie Lust dazu haben, werden die Garibal- dianrr den König zwingen, au» der Situation hrrau-zu- treten, in welche» er sich im Schatten auswärtigen Schutze» zu befestigen bestrebt ist. Ein Angriff mit be waffneter Hand, eine von einigen hundert entschlossenen Männern auf venrtianischcm Gebiete unternommene Er- pedition können ernste Fragen ausiverfen und den königl. Freund Garibaldi's in eine gleich sehr gefährliche Alter native versetzen. Diese Erpcdttion kann man nicht ver hindern, und Garibaldi wird gleichsam genöthigt, sie zu unternehmen. Man wird dann sehen, mit welcher Schnel ligkeit di« Dinge sich überstürzen!" — Der „Monde" bemerkt über dir Anerkennung: ,,E» ist sehr schwer, di<- se« Act gl«ichgittig «vsznn^hmen, wenn nu»n w«H, rot« große Freude er der Revolution macht. Die Vorbehalte, Welche ihn begleiten, können un» nicht beruhigen, wenn wir an die Vorbehalte denken, welche in Zürich stipulirt worden sind." — Die „Presse" beschäftigt sich mit den Zerwürfnissen zwischen Altbayern und der Rhein pfalz, einer Provinz, „welche 1815 von Frankreich los- gerissen wurde und von den französischen Departements des Niederrhein» und der Mosel nur durch eine Reihe mehr oder minder launenhafter Grenzsteine getrennt ist"! DeS Sultan Abdul-Medschid's Tod giebt der „Ost-Deutschen Post" Anlaß zu folgenden Betrach tungen: „Gleich nach seinem Rcgierungcaniritte that Abdul-Mrdschid Alles, was in seinen Kräften stand, um sein Volk auf die Bahnen der europäischen Crvilisation hinüberzuleiteq. Er schaffte die barbarische PrariS ab, der zufolge jeder Padischah es seine erste Sorge sein ließ, sich aller Verwandten, die ihm etwa durch Bestreitung seines Erbrechts gefährlich werden konnten, durch Blen dung oder durch gewaltsamen Tod zu entledigen. Auch ist unter Abdul-Medschid keinem Großwesir mehr durch Uebersendung der seidenen Schnur bedeutet worden, daß er gleichzeitig von Amt und Leben Abschied zu nehmen habe. So weil des Sultans persönliche Rechtlichkeit und Menschlichkeit ausreichten, um die gewünschten Reformen zu verwirklichen, wurden sie durchgesührt. Aber überall, wo dies nicht der Fall war, blieben sie ein papiernc» Machwerk, wie ehrlich es auch der Padiichah selber damit meinen mochte. Die besten Absichten scheiterten an der Starrköpfigkeit des türkischen Wesens, an dem Mangel jener nieder« Beamten französisch oder deutsch lesen konnte, war wohl natürlich. Ucbrigens waren die Leute höflich und bescheiden, forderten kein Bakschisch und blieben unverändert, als sie kein- erhielten, weil ich nur größere» Geld bei mir hatte. Inzwischen hatten sich auch Träger eingesunden, und unserm Einzuge stand Nicht mehr im Wege. Da Wagen auf dem Wege, welchen wir vor uns hatten, nicht zu benutzen waren und eine Verletzung am Fuße mir das Gehen beschwerlich machte, ließ ich ein Reitpferd kommen, ein echt türkische- Pferd mit magerm Halse und langem Körper, nicht durch Schönheit ausgezeichnet, aber, wie sich bald bewährte, geschickt und vor sichtig. Letztere Eigenschaften waren auch dringend erforderlich, denn der Weg war abscheulich. Bald mußte es über Stcingeröll und Trümmerhaufen hinwegklcttern, bald durch Straßen voll steter Löcher; dann wieder enge, steile Gassen hinauf und hinab, die überdies noch oft von Lastträgern, Reitern, Esclheerden so angefüllt waren, daß man kaum hindurch konnte- Endlich waren wir in Pe>a, wo das Ziel unser- Marsche- lag; bessere- Aussehen der Straßen, weniger Verkehr, häufigere- Begegnen elegant gekleideter Europäer kündeten diesen Stadtthcil al» Wohnort der vornehmer» christlichen Bevölkerung an. Einen.Anblick, wie mcin Einzug dar bot, mochte man in Konstantinopel allerdings nicht auf fällig finden; ich aber mit meinen noch europäischen Be griffen fand ihn höchst ergötzlich. Voran schritten zwei beturbante Rechtgläubige mit meinen Koffern, hinter ihnen der jüdische Agent, welcher nicht ohne Würde einen meiner Stiefeln trug, den er kurz vor dem D<r',ffen de» Schiffes in meiner Cabine gesunden hatte. Dann, auf türkischem Klepper, ich selbst, den gesunden Fckß im Bügel, den andern bügello» und mit dem Pantoffel be kleidet; hinter mir her noch ein halbe- Dutzend Türken knabea, von denen der «ine eine Hutschachtel, der andere geeigneter Werkzeuge zu ihrer Realisiiung. Abdul-Med- schid'S Regierung steht so recht al» Prüsstein dafür da, wie die Türket den Schwerpunkt, den jede- Reich in sich selber tragen muß, verloren hat. Kaum hatte er die Zügel des Regiments ergriffen, als es eine- Vertrags mit dcm Erbfeinde der Türket, mit Rußland, bedurfte, um ihn in seiner eigenen Hauptstadt gegen den Hand streich eines rebellischen Satrapen und eines abgrsallrncn Admirals sichrrzustellen. Der Tractat von Unklar-Ske- lessi führte russische Soldaten als Alliirte de- Sultans nach den Dardanellen, und da Frankreich aus Mehemcd Ali s Seite stand, war nur eine Coalition der vier übrigen Großmächte im Stande, Abdul Medschid Sorten und über Aegypten wenigsten- die ObcrlehnSherrlichkeit zu retten. Al» ein Vierteljahrhundert später die eutge- gengesetzte Eonstellation cintrat, da mußte er zwei volle Jahre lang die Fremden als unumschränkte Gebieter in den wichtigsten Lheilrn seine- Reiche» schallen und walten lasten — um schließlich zu erfahren, daß er das kleine Stückchen von Bessarabien, da- ihm der Pariser Frieden zugesprochcn, nicht für sich, sondern für den Embryo eines dako romanischen Reiches erworben; daß die „Auf nahme in das europäische Concert", die man ihm ge währt, eben nur zu bedeuten habe, rS solle von jetzt ab jeder Unterzeichner deS März-Tractates, und nicht bloS der Zar, ausschließlich das Recht haben, sich in die An gelegenheiten der Türkei zu mischen und in den Zerwürf nissen der Muselmänner mit der christlichen Bevölkerung zu interveniren! Das ist eine nur zu getreue Skizze der Situation, in welcher Abdul-Aziz den Thron OSman's besteigt. So scheint denn der abermalige Beginn einer KrisiS nur noch davon abzuhängen, ob die Beutelustigen sich verständigen. Der Regierungsantritt eineö Alttürken aber, fürchten wir, ist überdies ganz danach angethan, eine solche Verständigung zu beschleunigen und, was viel leicht noch schlimmer ist, den Freunden der Pforte die Hände zu binden." — Die Wiener „Presse" sagt über den neuen Padischah: „Es ist allgemein dir Ansicht ver breitet, Abdul-Aziz sei die Hoffnung aller reformfeind lichen Parteien in d r Türkei, und mit seiner Thron besteigung werde der finstere fanatische Geist der Ulemah, der muhamedanischen Pfaffen, tnumphiren. Wir ver mögen diese Ansicht nicht zu theilen. Würden wir selbst annrhmcn, daß Abdul-Aziz der qcschworne Feind aller Reformen und der fanatische Alttürke ist, als der er ge schildert wird, die Lage dcr Türkei ist heute nicht der Art, daß ein seinen Leidenschaften und seinen Neigungen rat- sprcchendc» barbarische- Regiment auf di« Dauer bestehen könnte. Im Interesse deS Foitbestandrs seines eigenen Throne- müßte Abdul-Aziz andern Rathschlägcn G<hör schenken, oder er wäre dcr letzte Sultan gewesen. Die europäischen Mächte würden heute, so sehr sie bei der Erhaltung des osmanischen Reiche» intercsstrt sind, ein Emporlodcrn des altmuhamrdanischen Geiste- nicht mehr dulden, und ein Sultan, der da- Janitscharenthrim rc- stauriren wollte, würde die Intervention aller Mächte zum Schutze der Ehristen der Türkei zur unvermeidlichen Folge haben und den Augenblick der Liquidation dieses Reiches beschleunigen. Der Finanzruin, die innern Wirren, die Abhängigkeit vom Auslande sind unerbitt liche Argumente, und wenn Abdul-Aziz nickt alles Der- ständnrß für seines Thrones und seines Reiches Lage fehlt, so wird er den einzigen Weg einschlagcn, dcr zum Heile führt, der absoluten Gewalt entsagen, und bevor es zu spät ist, dem Beispiele folgen, mit dem ihm so viele Fürsten des Abendlandes schon vorangegangcn sind." Tligtsgtschichle. Dresden, 28. Juni. Die Zweite Kammer be. rieth heute anderweit über das Militärbudget und bewilligte einstimmig und ohne Debatte die Nachpostulate zur Wiedereinführung der Tamboure und für den Sol- datenkindcrerzichungsfond, blieb dagegen in den Diffe renzpunkten mit der Ersten Kammer meist auf ihren frü her» Beschlüßen stehen. Aus Anlaß einiger Petitionen um erhöhte Vergütung für Militärleistungcn wurde beschlossen, an die Staatsrcgierung den Antrag zu rich- ein Felleisen, mancher wohl auch nur einen Spazirrstock oder ein Notizbuch trug; sie hatten mein Gepäck mög lichst unter sich gethcilt, lieferten mir aber, als wir im Hotel angekommen waren, mit großer Gewissenhaftigkeit jede Kleinigkeit ab. Es wäre ihnen sehr leicht gewesen, unterwegs davon zu laufen oder doch Einzelne- bei Seite zu schaffen, und einen Gamin in Paris, London oder auch Berlin hätte ich nicht derartig in Versuchung führen mögen; in Konstantinopel kann aber der an kommende Fremde in dieser Beziehung ganz unbe sorgt sein. Ein paar Stunden später, nachdem ich Toilette ge macht und gefrühstückt hatte, verließ ich mein Hotel, um durch die Straßen zu flanirrn. In Pera haben einige derselben zur Zeit deS Kriege- von den Franzosen Namen erhalten, und die Aufschrift „granllo rue <io Pera" be lehrte mich bald, daß ich mich auf der Hauptstraße be fand. Sie ist schlecht gepflastert und schmal: zwei sich begegnende Wagen hätten sicherlich die ganze Breite aus gefüllt. Die Häuser zu beiden Seiten sind nur theil- weise massiv, manche auch Wohl oben mit einem Vorbau versehen, so daß man mit lum Tschibuk das r i«-ä-vi!, be findliche Fenster erreichen könnte. Hier befinden sich die meisten GesandtschaftS-PalaiS, theils, wie da- russische und französische, nur mit dem geräumigen Vorhof, theils, wie da» spanische, mit der Faxade selbst an die Straße grenzend. Hier befiirdcn sich ferner die Gasthäuser ersten Range- („Misstri", „l'Europe", „Faubert" u. s. w.), die elegantesten Kaffeehäuser und Conditoreien Hier endlich — und die» gewählt der Straße häufig ihren Hauptreiz — befinden sich die glänzenden Magazine der französischen und englischen Kaufleute, jene Modtwaaren- lager, welche aus die verschleierten Schönheiten von Stambul nicht geringere AnziehungSkiaft ausübcn, al» aus unsre europäischen Landsmänninnen. Zwischen die len: „Bei Militäreinquartierung den Quartie,wirth«n und zwar bis nach Abschluß der in Frankfurt schweben den bezüglichen BundeSverhandlungen provisorisch 1 Ngr. pro Mann und Tag für Verabreichung eine- Frühstücks zu gewähren und die Militärverwaltung zugleich zu er mächtigen, den Betrag als Menagezuschuß in Ausgabe zu stellen." Ferner wurde auf die über die Verwal tung der Staatsschulden in den Jahren 1856/58 abgelegten Rechnungen Justification rrtheilt und schließ lich auf die Beschwerde der Gemeinden Ibanitz u. Cons. wegen vom k. Ministerium des Innern verfügter Ein ziehung eine- öffentlichen CommunicationSwegs der Re gierung neue commissartiche Verhandlung empfohlen. Wien, 27. Juni. Die „W. Z." ist um Veröffent lichung dcr nachfolgenden Widerlegung ersucht worden: „Die Blätter bringen nach der „Aut. Eonesp." die Nachricht, daß die estensiscken Truppen im nächsten Monat aufgelöst wüiden und daß Se. k. Hoheit der Herzog aus diesem Anlasse sich nach Venetien begebe, um von denselben Abschied zu nehmen. Diese Nachricht, deren Tendenz unerörtcrt bleiben möge, ist falsch. Se. k. Hoheit der Herzog, vor- Kurzem aus Daffano zurückge- kehrt, begiebt sich wahrscheinlich in dcr nächsten Zeit nicht dahin und jedenfalls nicht, um von seinen Truppen Abschied zu nehmen. Wenn sich die „A. E." für die cstensischeu Truppen interessirt, so kann ihr mitgetheilt werden, daß in diesen Tagen eine Tuchlieferung für den Bedarf derselben bis Ende 1862 in Wien abgeschlossen wurde." — Das dem Landtage vorgelegte Gesetz, womit die Grundzüge über die durchzuführende Gerichtsverfas sung festgesetzt werden, enthält folgende Hauptbestim mungen. Als Gerichte werden bestellt: Bezirksgerichte, Beznkscollegialgerichte, Landesgerichte,Eausalgcrichte,Ober- lande-gerichtc und ein oberster Gerichts- und Kassations hof. Im Strafverfahren haben die Bezirksgerichte: in allen Ucbertretungssällcn, welche nicht der Behandlung durch eine Verwaltungsbehörde ausdrücklich zugcwiesen werden, in erster Instanz zu erkennen. In bürgtrlichcn Rechtssachen kommt den Bezirksgerichten die Gerichtsbar keit in erster Instanz zu: ») in allen nicht vor ein Eau- salgericht gehörigen Rechtsstreiten über bestimmte Geld summen, welche ohne Zinsen und andere Ncbcngebührcn den Betrag von 500 Fl. öst. W. nicht übersteigen; b) ohne Rücksicht auf den Werth des Streitgegenstände-; 1) in allen Rechtsstreiten au- dem Mi>thvcrhältniss«, 2) in Rechtsstreiten au- dem Miethverhältnisse, 2) in Rechts streiten au» Dienst- und Lohnverträgen, 3) in allen Rechtsstreiten zwischen Wirthen, Schiffern und Fuhrleu ten einerseits und Gästen, Reisenden und Aufgebern an dererseits. Ferner haben sie die Führung der Grund bücher und die freiwillige Gerichtsbarkeit. Zum Behufe der Ausübung der Strafgerichtsbarkeit, hauptsächlich behufs der Voruntersuchung über Derbrecken und Vergehen wer den bestimmte Bezirksgerichte zu Bczirkscollegialgcricktcn gebildet. Den Landcsgcrichtcn wird das Hauptver fahren über die durch die kaiserlichen Verordnungen vom 27. Mai 1852 bezeichneten Verbrechen zugewrrlen. Tie Zusam mensetzung des Spruchgerichts für solche Fälle wird durch die besonder« Gesetze bestimmt. Als Berufungsbchörden in Strafsachen erkinneu die Landcsgcrichte in Versamm lungen von vier Richtern und einem Vorsitzenden. Ja bürgerlichen Rcchtsan^elegenhciten kommt den LandcSgc- richten die Gerichtsbarkeit erster Instanz zu: in Streit sachen, welche nicht einem Bezirksgerichte, oder einem Cau- salgerichte zugewicscn sind; in Fällen des Concurscs und deS Ausgleichsverfahrens, soweit nicht die Zuständigkeit eines Causalgerichtcs eintritt. Als zweite Instanz in bürgerlichen RechtSangclegcnhcitcn erkennen die Landes gerichte über Berufungen und Beschwerden gegen Ent scheidungen dcr Bezirksgerichte. Zur Ausübung dcr Han dels- und ScegcrichtSbarkeit, deren Umfang durch beson dere Gesetze näher bestimmt wird, sind an den nach Maß gabe des Bedürf, isscs zu bestimmenden Orten entweder eigene Handels und Secgerichtc als Causalgerichtc aufzu stellen oder Senate dcr Landcsgcrichte zu bcstrmmcn. Letzteres gilt auch von der BcrgqerichtSbarkcit. sen eleganter» Läden und stattlicher« Häusern sieht man freilich auch jämmerliche, hölzerne Geläute, Kram- und Fleischlädcn, Tabakshandlungen, deren Local an unsre Jahrmarktsbuden erinnert. <Forts. folgt.) Literarische Neuigkeiten. Da- Nibelungen lied au« dem Mittelhochdeutschen neu übersetzt von Ed. Bürger. Leipzig, BrockhauS. 1 Thlr. — G. M. Schreker: Das Buch der Gesundheit oder die Lebcnskunst nach der Einrichtung und den Gesetzen dcr menschlichen Natur. Leipzig, H. Fries. Zweite neu luarbeitete Auflage. 2 Thlr. — Heine: Geschichte dcr Kriege in Algier. 2 Bände. Königsberg, Theile. 4 Thlr. — H. Zopf: Zwei Dor lesunqen über die Anforderungen des Lebens an die Kunst nebst Beispielen für alle Künste. Berlin, Bach. 15 Ngr. — Ludw. Schmarda: Reise um die Erde in den Jahren 1853—1857. Dritter Band. Braunschweig, G. Wcstcrmann. — H. K. Brande-: Ausflug nach Griechenland im Sommer 1860. Lcmgo und Detmold, Meyer. — Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde 1857—1859 unter dcm Befehle deS Cornnro- dorcS B. v Wüllerstorf-Urbair. Erster Band. Wien, k. k. Hof- und Staatsdruckcrci. — Bosporus und Attika. Schilderungen von Gust. Reisewitz. Berlin, Janke. Theater. Aus Berlin schreibt Kofsak: In unfern Sommcrthcatern gastiren die auswärtigen Schauspieler massenhaft; die Empfindlichkeit, in solchen „Kunsttcheunen" zu spielen, hat sich gelegt und die Honorare müssen für da- schmerzliche Gefühl der Resignation Ersatz bieten. B.i Wall ner gastirt die Hamburger Oper recht bei fällig; im Victoria - Theater, wo jcder Tag einen neuen Gast vorfühit, spielt Frau v. Därndorfs die Adrienne Lecouvreur; an Deichmann'- Theater tragirt Herr Liebe, erster Liebhaber au- Hannover; bei Kallenbach;
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