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Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 29.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1776437853-190904296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1776437853-19090429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1776437853-19090429
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLichtenstein-Callnberger Tageblatt
- Jahr1909
- Monat1909-04
- Tag1909-04-29
- Monat1909-04
- Jahr1909
- Titel
- Lichtenstein-Callnberger Tageblatt : 29.04.1909
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Früher Wochen- und Nachrichtsblatt Tageblatt fit HthlW, Mit. LmM, Mors. 8t. KiAn, ßeiMÄrt, Unitiii, MW, 8it»MÄ«s, Msn St. WH St. z««d, St. Meli, 8lnM»s, Uim, Wemiltn. WWMtI w TWfn» Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Siadtrat zu Lichtenstein Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirk --- - ' 89. JahrGa»-. " — - — Nr. 97 L-LMLSL^A Donnerstag, deu 29. April,L-tzASAW >909 Diese* Matt erscheint tilglich außer Lonn- und Festtag« nachmittag« für den folgenden Vag. — Viertelst! hrücher LeDgrprei«: 1 Md. KO pfg., durch die poft bezogen 1 Mk. 75 Pfg. Einzelne Nummern 10 pfg. Leftellungen nehmen außer der Grprdition in Lichtenstein, Lwickauerstraße Nr. Kd, alle Latserltchen poftaustatten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Inserate werden die sünsgrspaltene Grundzeit« mit 10, für auswärtige Inserenten mit 1k Pfg. berechnet. NrkIamezeUe SO Pfg. Im amtlichen Teile kostet die zweispaltige Zeile SO Pfg. Ferusprech-AnschluhNr. 7. In seraten-Anuahme täglich bi» spmefteu» vormittag» 10 «Ihr. Telegramm-Adresse: Tageblatt Rolle bet der Frage einer „endgültigen Versöhnung' Jedikule interniert werden. eine Idee, eine Abstraktion, die mit ihrem Träger nickt, weil für ihre Einführung lange Vorbereitungen können. Vielleickt wird schon eine sehr nahe Zu- ' kunft den eigentlichen Schlüssel der so sehr berwickelten Situation nicht mehr in Konstantinopel, sondern jn Asien suchen, wo die Jungtürken nur in den Hafen städten einigen Boden haben. Die Jungtürkeu mögen den Sultan strafen: aber der Padischah wird beweisen, daß man nicht ungestraft an deu Sultan rührt. Der Mensch ist nichts, der Träger der Krone, der Nach folger der Kalifen ist mehr als ein Mensch, er ist Machthaber wird man die Angst nicht los, daß nun Haß und Rachedurst sie zu Maßregeln treiben, die kein Zurück mehr dulden und schließlich zum Untergange des türkischen Reiches führen muß. Von dem neuen Sultan, der so lange abseits gelebt hat, weiß man launig oder gar nichts. Politisch hat er sich nie betätigt: Man schreibt ihm gewisse liberale Ideen und Shmpathien für Frankreich und für England zu. Ta Reschad, der unter dem Namen Mohammed V. regieren wird, schon 65, Jahre alt ist, dürfte ihm kaum eine lange Regierungszcit be- jchieden sein. Während man über das Schicksal des entthronten Sultans noch völlig im unklaren ist und nicht weiß, ob er entkam oder gefangen gehalten wird, arbeiten Ne gegenwärtig, n Machthaber schon mit allem Hoch druck. Zahlreiche Verhaftungen von Militärs und Zivilwürdenträgern erfolgen. Das Kriegsgericht ist bereits in Tätigkeit, und es scheint reine Arbeit zu machen, einige „Aufrührer" und „Spione" wurden sofort erschossen. Auch Prinz Saleh Eddin ist mit feiner ganzen Familie verhaftet und nach dem Kriegs ministerium gebracht worden. Nach weiterer tele graphischer Meldung sind aus Konstantinopel be ¬ wogen, unter einem Vorwande die österreichisch« Kaiserstadt zu verlassen. Dieses Verhalten verdient um so größere Beachtung, als ihm kürzlich die Aus dehnung des braunschweigischen Kirchengebetes auf das Haus Cumberland vorausgegangen ist. Der Re gent Braunschweigs, Herzog Johann Albrecht von' Mecklenburg, hat durch das Haus Cumberland nun mehr die Quittung über den weit entgegenkommenden Schritt erhalten, der mit jener Maßnahme getan wurde. Dieselbe Quittung aber erhielten zugleich die maßgebenden Berliner Stellen, weil sie jener An regung des Herzogs-Regenten, wie ohne Widerspruch berschtet worden ist, zugestimmt haben. Es ist kein Wunder, aber lveder für Berlin noch für Braunschweig erfreulich, wenn die jetzige Abreise des Herzogs von Cumberland aus Wien in der Presse zur Erteilung des Ratschlages, dem Hause Cumberland nicht nachzu- lausen, benützt wird. Berechtigt war dieser Rat- scl-lag auch ohne die neueste Erfahrung, die mit der Unversöhnlichkeit des Herzogs von Cumberland hat gemacht werden müssen: trotzdem ist es leider nicht sicher, daß man in Berlin und in Braunschweig auf eine Fortsetzung der Versöhnungspolitik verzichtet- Mit zunehmender Höflichkeit tauchen neuerdings Mittei- wciterung der Erbschaftssteuer als Ersatz für die Nach- laststeucr wird der Bundesrat sesthalteu und im übrigen die weiteren Verhandlungen und Vorschläge der Finanzkommifsion des Reichstages abwarten. Die seitens der konservativen Partei beantragte Wertzu wachssteuer hat im Bundesrat, soweit es sich um Liegenschaften handelt, ebenso wie im Reichstage viele Freunde, dürfte aber für den Bundesrat als Ersatz steuer nicht in Betracht kommen, und zwar deshalb nicht unch rgeht. Wenn die Jungtürkeu nunmehr den Sultan beseitigen, werden sie wie die Mörder Cäsars ein Philippi erleben, das ihnen beweist, das: auch Tote mächtig sind. Ter Sultan mag gewußt haben, daß er gewagtes Spiel trieb, aber sein Widerstand! war nur daraus zu erklären, daß er die ideelle Macht kannte, die hinter ihm steht, und daß er hoffte, den Jungtürkcn noch gütlich zu beweisen, daß es klug sei, diese Macht zu respektieren. Man darf nicht vergessen, daß nur der geringste Teil der Untertanen des Kalifen Türken sind. Tie Türken sind als eroberndes Herren- Volk eingebrochen und haben die anderen Völker schaften des weiten Reiches unterjocht. Wenn man sich in Arabien dem Padischah von Stambul freiwillig beugt, so wird mau den Jnngtürken, die einen tür kischen Rationalismus vertreten, für den Araber nickt das geringste übrig haben, in dem Augenblick nickt mehr Gefolgschaft leisten, wo diese Türken auch äußer lich gegen den Padischah feindselige Akte begehen. Die kleinasiatiscken und shriscken Truppen, 4 von den 7 türkischen Armeekorps, bestehen ganz aus ara bischen Soldaten, denen türkische Offiziere vorgesetzt sind. Vielleicht wiederholt sich in diesen Truppenteilen die Soldatenrcvolte vom lß. April in noch größerem Maßstabe. Und ein Krieg der europäischen Türkei gegen die asiatische kann nur im Namen des Padischah, aber nicht in dem eines Parlaments unternommen werden. Bei aller Bewunderung für die jungtürkische Energie und die militärischen Fähigkeiten der neuen Deutsches Reich. Berlin. iZum Kampf um die Reichsfinanz reform.' Tie Finanzminister der größeren Bundes staaten hatten in den letzten Tagen der vorigen Woche fange Besprechungen im Reichsschatzamt über die Reichssinauzreform. Tie Verhandlungen wurden am Sonnabend abgeschlossen, führten aber zu keinen end- ! gültigen Beschlüssen über die Auswahl der Ersatz- steuern sür die als abgelehnt zu betrachtenden Steuern : auf Gas, Elektrizität und Anzeigen. An der Er- Das Wichtigste. * Der Reichstag erledigte gestern die zweite Le- ßung der Zivilprozeßnovelle. * Am Dienstag nachmittag wurde die Absetzung tes Sultans Abdul Hamid verkündet. Zum Nach folger wurde Reschad unter dem Namen Moham med V. ausgerufen. * Der Verband sächsischer Industrieller hat zur Reichsfinanzreform, zur Gewerbeordnuugsnovelle und -um Arbcitskammergesctz Stellung genommen. * Tie Drejbundmäckte hab n die Unabhängigkeit Bulgariens anerkannt. * Tas österreichische Abgeordnetenhaus ist am Dienstag zusammengetreten. Die tsckechiscklen Radi kalen empfingen einzelne Minister mit lärmenden Kundgebungen. * In der Nacht zum Dienstag erfolgt n in Kon stantinopel Massenverhaftungen. Unter den Verhaf teten befinden sich Prinz Saleh Eddin, der bisherige l Kommandant von Konstantinopel Tahir Pascha und der erste Sekretär des Sultans. des Hauses.Hohenzollern mit dem Hause Cumberland zuschreiben. Es ist nickt anzunehmen, daß der Wiener Hof in dieser Beziehung eine andere Haltung als die größte Reserve beobachten könne. Dfe Gewißheit, dem sei in der Tat so, würde in den weitesten Kreisen des deutschen Volkes mit der größten Genugtuung be grüßt werden. . — (Eine Erklärung der österr ickiscken Regierung zur geplanten Einführung, von Schiffahrtsabgaben.) Wie uns aus Wien gemeldet wird, erklärte im öster reichischen Abgevrdnetenhause der Handelsminister in Beantwortung einer Interpellation, die österreichische Regierung beharre auf dem der preußischen Regierung bekanntgegebenen Standpunkt, daß Oesterreich mit Rücksicht auf die durch die geplante Einführung von Schiffahrtsaben so überaus gefährdeten Interessen der österreichischen ElbsMsfahrt gezwungen sei, an den durch das Ucbereinkommcu voin 22. Ji ni 1870 zuge sickerten Reckten sestzuhalten. notwendig wären, während es sich jetzt darum handelt, eine schnelle Abhilfe für die Finanznot des Reiches zu schassen. Als aussichtsreichste Ersatzsteuer gilt nach wie vor die Erhöhung des Kaffeezolles. — (Die große (RnverbenoveltcO Die Reichstags - kommission für die große (Hewerbenovelse führte gestern die Beratung über den Abschnitt „Hausarbeit" weiter, (tzegen den Zemrumsantrag, der die Schutz- bestjmmui'gen der Gew rbrrrlnung grurdsck lick und allgemein aus die gesamte Hausarbeit Überträge!! will, wenden sich Vertreter der Rativnalliberateu, der Freisinnigen und der beiden konservativen Par teien. Tie Regierungsvorlage will Bestimmungen nur sür die Fälle der Gefährdung des Lebens und der Ge sundheit des Arbeiters sestlegen. Daraus saud ein Vermilteluugsantrag Annahme, wonach aus Antrag der Gewcrbegerichtsbeamten durch die zuständige Polizeibehörde im Wege der Versüguug sür einzelne Werkstätten die Einführung der Gewerbeaussickt un geordnet werden kann, soweit in den einzelnen Ge werben Schäden und (tzesahren für Gesundheit und das Leben aus der Art und Weise der Beschäftigung sich ergeben. Zm Anschluß daran wurd.n die einzelnen Anträge des Zentrums über Lufträume, Arbeitszeit, Sonntagsruhe usw. mit großer Mehrheit angenom men. — (Hohenzollern und Cumberland.' Tse Anwesen heit des Kronprinzen Wilhelm in Wien hat bekanntlich den Herzog von Cumberland und seine Familie be Abdul Hamids Sturz. Tie Entscheidung in Konstantinopel ist gestern ge fallen. Wie zu erwarten war, haben die Jungtürkeu Abdul Hamid abgesetzt und seinen nächstältesten Bru der Reschad Effendi zum Nachfolger ausgerufen, der als Mohammed V. den Thron besteigt. So schließt eine fast.Rijährsge Regierung mit diesem Drama ab. Um 4 Uhr nachmittags fuhr Reschad unter Salut auf dem Seewege nach Stambul, überall militärisch begrüßt und von den Truppen, sowie der Bevölkerung lebhaft akklamicrt. Ist mit dem gewaltsamen Thronwechsel auch bis zu einem gewissen Grade eine Klärung der Situation in Konstantinopel geschossen, so wird inan aus eiue solche rm türkischen Reiche doch noch lange warten Aus Nah und Fern. Lichtenstein, den 28. April 1909. *— Ein Gewitter entlud sich gestern abend gegen 9 Uhr über unserer Stadt. Es war nur von kurzer Dauer, ebenso der Regen. Tse Niederschläge setzten aber in der Nackl von neuem ein und dauerten auch am Vormittag zum Teil noch an. Run sputet sich die Natur, und heute bereits können wir Wunder ihr s olej'e? und Vvllbrng ns schauen Der Kirsch baum hat schon sein blitzsauberes wejßes Blütenklcid angelegt, und bald wird sich dazu der Bltttenschnee der Birnen- und Aevs.lbäume mw. gesellen Mik der Baumblüte beginnt die schönste Zeil des Jahres. *— Dor «teuer,Zettel ist in diesen Tagen in nnser sriedlicbes Heim geflattert. Das Papier, das so harmlos aussieht, besitzt die wundersame urast, aus dem lammfrommsten Menschen ein gereiztes, wildes Tier zu machen. Es ist eine eigentümliche Erscheinung, mögen zwei Menschen sonst in ihren politischen, sozialen und sonstigen Ansichten noch so grundver schieden sein, eins haben sie doch gemeinsam: Die unüberwindliche Abneigung gegen den Steuerbogen und das Stenkrzahlen. Sse zahlt niemand gern, ob arm, ob reich, ob gebildet, ob ungebildet. oieradc in diesem Zabre dürste es wohl, nach den gestörten Meinungen zu urteilen, ein seltener Fall sein, wenn ein Steuerzahler von unserer Steuerbehörde, nickt in des Wortes doppelter Bedeutung, als „hochge schätzt" behandelt und als Wertobjekt bewertet wor den wäre. Und so werd.« die Steuerzettel wohl den Anlaß zu manchen Ansregungen in den Familien geben. deutende Transporte gefangener Reaktionäre nach. ^M-WrkMkELckem Wiener Host eine gewisse aktive Saloniki unterwegs:Gie sollen in dem Gefängnis Rolle bei der Frage einer „endgültigen Versöhnung"
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