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Dresdner Journal : 12.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188710126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-10
- Tag1887-10-12
- Monat1887-10
- Jahr1887
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- Dresdner Journal : 12.10.1887
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L887. Mittwoch, den 12. Oktober, abend-. HZ 237. a»»»»rk»Id <t«- äsot«!-«» tivlcdo« tritt?o«t uoä kisru. I „ x»L»«o tsotied«» N»i«k»: iLkrtiot», .... 18 LI»r>l ^jLkrliod: 4 H»-« »0 kt. tliLislo« ktmomsro: 10 kf. L»KNZ><llrui»xi»L<'dadr«» r t>'ür 6 so K»ulo «iosr ^«»pottsosv 2ails ^leivsr 8vl»rltt »0 t-s. vot« „kiosl»«»o<tt" 6i» 2«U« KO?t. Lei lobsUso- iu»«j 2ittero»»t« «otipr. Xotictä«^. Dres-nerIMmal. Lr»«N»t»<,»r ^kGlivN mit ^oui^tuos äsr 8ooo- aoü kaiart»^» »dsolt«. k'si'vüprsctt-^oscdlu««: ltr. liSK. Für di« GesamUettmi- v«a«1>vMllchr Dtto Banck, j>rofeffor der titteratur- und Kunstgeschichte. n ., i.—-----—---s—i— , >i «>>»»—> V, F> Lr—6ommimto«»r ä« Ur—<to— «»—dor, - I—U» - Vt— Ullm» «. ».: G Vo-i«-,- >—U» d—,- kr», »r«Lk1»r« «. « »so«»«» L«<i Nto««, k«rt« vo»«o» - >«rUo rrookMrl «. N. - : Da«-« G 6o./ »«rlto: /nrxU»<t««<taait, 0»rUti: v. LlUU«r» kl—»—r: 0. S^S«^«-,' N»U« «. « : /. Laret G 0». NSvi^i. krpsLtioo <1— vr—<»Q« ^oarval», ttr—ä«o, 2vio^«r»tr. »0. ksiDiprvvk -LHot^iu«! Nr. l»«-. Ämtlicher Teil. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes auf der normal- spucigen Secundäreisenbahn Meuselwitz-Ronne burg betreffend. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung deS Königlichen Finanz-Ministeriums vom 10. ds. MtS., betreffend die Eröffnung des Betriebes der Herzog!. Sächsischen Staatseisenbahn Meuselwitz-Ronneburg, wird hiermit veröffentlicht, daß der Betrieb der ge nannten Bahn nach den Vorschriften der in Nr. 6 des Gesetz- und Verordnungsblattes für das König reich Sachsen vom Jahre 1878 bekannt gemachten „Bahnordnung für deutsche Eisenbahnen untergeord neter Bedeutung" stattsinden wird und daß auf dieser Linie die für die sächsischen Staatseisenbahnen giltigen Reglements und Spezialbestimmungen maßgebend sind. Der Fahrplan, welcher bereits in dem seit 1. Ok tober d. I. in Kraft getretenen Winterfahrplan unter Cours 21 mitcnthalten ist, weist vier Züge in jeder Richtung auf und wird noch durch besonderes Plakat auf den Stationen bekannt gemacht werden. Die Tarife für die Personen- und Gepäckbeförder ung finden sich auf den Verkehrsstellen ausgehängt. Für den Güterverkehr gelten die normalen Güter tarifsätze; die für die Frachtberechnung zur Grundlage dienenden Entfernungen sind in dem gleichzeitig zur Ausgabe gelangenden Nachtrag V zum Kilometerzeiger der König!. Sächf. StaatSeisenbahnen für den Local güterverkehr sowie für die Beförderung von Leichen, Fahrzeugen und Thieren vom 18. Mai 1885 ver zeichnet. Dresden, am 11. October 1887. Königliche Generaldirection der säch sischen Staatseisenbahnen. Hoffmann. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wachrichten. Sigmaringen, 11. Oktober. (W.T.B.) Die Gräfin von Flandern ist mit ihre« Töchtern zu längere« Besuche hier eingetroffen. Wien, 11. Oktober. (W T. B.) Nach einem dem Lbgevrdveteuhause heute zugegangenem Schrei ben de- Ministerpräsidenten Grafen Taaffe wer den die Delegationen auf den 27. d. Mts. einbe rufen. Pari-, 11. Oktober (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Nepublique fran^aise" sagt: „Unter den beim General Caffarel beschlagnahmten Papieren befand sich auch ein Resumö deS Mobilisierung»- planeS, wie der „Figaro" denselben veröffent licht hat. Infolge der bei d'Andlau vorgenom- menen Haussuchung sei eine Anzahl verschiedener Schriftstücke, besonders Agenden und Register be schlagnahmt worden, worin die für den Handel mit OrdenSzeichen gezahlten Summen erwähnt wurden. DaS Gericht habe darauf die Verhaftung d'Andlau» angeordnet; derselbe sei bekanntlich in seine Woh nung hierher nicht zurückgekehrt. Der „GauloiS" m int, d'Andlau habe sich nach Brüssel begeben. Paris, 12. Oktober. (Tel. d. Drec-dn. Journ.) DaS „Journal deS D^batö" sagt: „Frankreich strebe keineswegs nach der Besitznahme Marokkos, da aber andere Mächte Kriegsschiffe nach Tanger entsen deten, müßten Frankreich und Spanien, dir allein ein direkte- und bestimmte- Interesse au Marokko hätten, sich mit einander verständigen, um zu ver hindern, daß Marokko ein zweites Bulgarien werde. New-York, 11. Oktober. (W.T.B) Auf der Chicago- und Atlavticeisevbahn stieß heute uumeit North Judson in Indiana eia Güterzug mit der Hinteren Hälfte deS ErpreßzugS zusammen, 4 Per sonenwagen, darunter der Schlafwagen, »urdeu umgestürzt und geriete« in Brand, von den Passa gieren fanden 17 den Tod, dir Zahl der «ehr oder weniger schwer Verletzten wird auf et»a 2S angegeben. Dresden, 12. Oktober. Der Parteitag der deutschen Sozialdemokraten in St. Gallen. Die Versammlung, welche die Sozialdemokraten Deutschlands am 12. September m Basel abhielten, scheint nur das Vorspiel gewesen zu sein zu dem allgemeinen Kongresse, welcher die ganze vorige Woche hindurch in St. Gallen, der Hochburg deS schweizer SozialdemokratismuS, getagt hat. Die letztere Ver sammlung, bei welcher sämtliche Koryphäen der Partei vertreten waren, hat eine Reihe von Beschlüssen ge faßt, welche auf die innere Lage der Partei und ihre Stellung zu den politischen Mächten im Reiche ein Helles Licht werfen. Obwohl die wichtigeren Ver handlungen mit Ausschluß der Öffentlichkeit geführt wurden, und uns ihr bloßes Ergebnis in der Schluß- refolution vorliegt, läßt sich doch schon auS dieser d«S Interessanten und Lehrreichen genug herauSlesen. Die Tagesordnung des fechStägigeu Kongresses umfaßte sechs Punkte, so daß die Herren Zeit genug hatten, ihre Beschlüsse reiflich zu überlegen und gründ lich durchzufprechen. Der erste Punkt ist mit einer der interessantesten, für uns wenigstens, denn er be weist, daß die Porter dem Sozialistengesetz gegenüber sich doch nicht so unerschütterlich und festgeschlossen erhalten hat, wie es ihre Wortführer und die sonstige« Feinde des fraglichen Gesetzes gern behaupte«. Wen« eS wirklich an dem wäre, was hätte der Beschluß, „daß alle Glieder der Partei mit allen Kräften gegen das feige Verkriechen und den offeueu Abfall auS Furcht vor Prozessen oder Einkerkerungen Front zu machen haben; daß die Familien solcher Halbmittmer, wenn letztere dennoch der Ausweisung oder dem Gefängnis anheimfielen, von Parteiwegen nicht zu unterstützen seien^) — was hätte dieser Beschluß dann für Zweck- Nein, die Bestimmungen deS Soz»alistengefetzes fangen an wirksam zu werden und Frucht zu tragen; sie verhindern die von Fanatismus und Kampfwut noch nicht völlig Verblendeten, an dem revolutionären Treiben der Übrigen tellzunehmen, und halten somit thatfächlich die jenige Gruppe der Sozialdemokraten in Schach, welche das Bindeglied zwischen den radikalen und den ver söhnlich gestimmten Arbeitern bilden. Hr. Bebel war es, welcher den in Rede stehenden Anttag gestellt und — wie wir nicht zweifeln — in gewandter Weise be gründet hat. Der Kongreß gab einstimmig feine Zu stimmung. Der zweite Punkt der Tagesordnung betraf die Thätigkeit der sozialistifchen Reichstags- und Land tagsabgeordneten. Man einigte sich darauf, daß die bisherige Taktik beizubehalten sei. Die Anträge einiger Heißsporne, auf jede Wirksamkeit in den Parlamenten Verzicht zu leisten, gelangten nicht zur Annahme. Hinsichtlich der Besteuerungsfragen Haden die deut schen Sozialdemokraten nur den einen Grundsatz: *) Da uns die Resolution nur in französischer Spracht vor- lieut, so können wir nur für treue Wiedergabe de« Sinne«, richt für die de« Wortlaute« bürgen. „Aller, was die Regierung vorschlägt, ist verwerflich und benachteiligt die VolkSmassen." Ob sie damit ihren eigenen Prinzipien widersprechen, scheint ihnen völlig gleichgiltia zu sein. So verwerfen sie von vornherein alle Monopolbesttebungen, sie, deren Ideal doch eingestandenermaßen in einem Staate besteht, in welchem alles und jedes monopolisiert ist. Außerdem beschloß man, sich der Besteuerung des Getreides, des Alkohols und des Zuckers zu widersetzen, weil angeb lich den Landbesitzern auf Kosten der Arbeiter Vor teile auS diesen Steuern erwüchsen. Erstaunt fragt «»an sich, wie die Sozialdemokraten auf den Gedanken kommen, über die Besteuerung deS Zuckers und be sonder- deS Alkohols zu beraten, nachdem dieselbe im Frühjahre von Regierung und Reichstag endgiltig geregelt worden ist. Aber mehr noch als bloßes Erstaunen muß Punkt 5 der Resolution Hervor rum», in welchem der Kongreß feststellt, „daß die leitenden Klassen Deutschlands nicht ernstlich daran denken, die Lage der Arbeiter zu bessern." Und womit begründet man diese Verleumdung? Mit de« Umstande, daß der Reichstag dem seinerzeit von der sozialdemokratischen Fraktion emgebrachten Arbeiter- schutzgesetz, welche- bekanntlich eine bloße Zusammen stellung der radikalsten Bestimmungen schweizerischer Kantonalgefetze war, seine Zustimmung versagte! Uber die positiven Bestrebungen der Reichsregierung enthält die Resolution kein Sterbenswörtchen, und man sollte doch meinen, daß dieses Thema einem jeden deutschen, sozialen Kongreß, welcher Partei auch immer, am aller nächsten liege. Auch zweifeln wir nicht, daß in den geschlossenen Beratungen dieser Punkt zur Sprache gekommen ist, man hat sich nur auf Seiten der fozial- demokratifchen Führer gescheut, eine sachlich begründete Stellung zu der Frage einzunehmen. Günstig konnten sich die Herren über die angesttebten Reformen nicht auSsprechen, ohne ihrem ganzen politischen Dasein die Existenzberechtigung zu rauben, völlig absprechend auch nicht, weil sie sich sonst mit einem großen Teil der besonnenen Arbeiterschaft in Widerspruch gesetzt hätten, also wählte man den goldnen Mittelweg und schwieg. Jene oben mitgeleilte, allgemeine Verleumdung unter da- Volk zu schleudern, konnten sie sich freilich nicht versagen, und das ist, von einem gewissen Standpunkte auS betrachtet, kaum zu bedauern, denn sie zeigt deut lich, weS Geiste- Kind die Teilnehmer am Kongresse eigentlich waren. Unter der Herrschaft des gegenwärtigen Recht«- zustande- können die Sozialdemokraten bekanntlich nur bei den Wahlen agitatorisch wirksam sein. Auf der Versammlung ward, nicht ohne heftige und langwierige - Debatten, den Anträgen der Herren Bebel und Lieb knecht gemäß beschlossen, daß die Partei bei allen vorkommenden Wahlen, zum Reichstage sowohl, wie zu den Landtagen und den Gemeindevertretungen mit aller Kraft in den Wahlkampf eintrete So soll bei den nächsten Reichstagswahlen in jedem Wahlkreis ohne Ausnahme ein sozialdemokratischer Kandidat aus gestellt werden, um genauen Ausschluß über die Stärke der Partei im ganzen Reiche zu gewinnen. Unter keiner Bedingung dürfen Kandidaten unterstützt werden, welche dem Programm der Partei nicht in allen Punkten beistimmen und offen erküren, daß sie ihr angehören. Sollte dieser Beschluß von den Wählern wirklich respektiert werden, was allerdings fraglich bleibt, so dürfte die freisinnige Herrfchaft in Berlin mit den nächsten Wahlen zum guten Teil ihr Ende erreichen. Eingedenk der Thatsche, daß nur eine internationale Verbrüderung aller Arbeiter ein baldiges Ende der kapitalistischen Wirtschaft herbeizu führen vermöge, be auftragte der Kongreß die Führer der Partei, mit den ausländischen Arbeitervereinen in Verbindung zu treten und einen internationalen Kongreß aller fozwli- stischen Genossenschaften für den Herbst 1888 an zubahnen. Der letzte Punkt der Tagesordnung endlich betraf die Stellung der Sozialdemokraten zu den Anarchisten. Die Lehren der letzteren wurden für verderblich er klärt und den fozialistifchen Anschauungen völlig zu widerlaufend. Mit ihrer Lehre von der individuellen Freiheit und dem unbefchränkten Rechte der Selbst hilfe ständen die Anarchisten den manchesterlichen An schauungen viel näher als den sozialdemokratischen. Sie strebten danach, das soziale Band, welches die Menschen unter einander verbinde, aufzulösen, während die Sozialdemokratie gerade anstrebe, dieses Band un zerreißbar zu machen und zwar vermittelst Regelung aller Produktion durch den Staat und Vereinigung der Arbeitsmittel in den Händen deS Staates. Die Zuflucht zur Gewalt sei unter allen Umständen zu verwerfen. Nach diesen Beschlüssen, besonders dem letzteren, zu urteilen, scheint gegenwärtig unter den Sozialdemo kraten die besonnenere Richtung die Oberhand zu haben. Die besonnenere und nicht die gemäßigtere, denn nach unserem Dafürhalten sind die Herren Bebel und Lieb knecht im Grunde ebenso unversöhnlich und revolu tionär gesinnt, wie nur irgend einer ihrer Partei genossen, aber sie sind zu der Einsicht gelangt, daß im Herzen deS deutschen Arbeiters Vaterland, KönigS- treue und Religion doch noch keine solch imaginäre Größen geworden sind, als sich manche ihrer radikalen Freunde einbilden. Auch ist ihnen sehr wohl bekannt, daß gegenwärtig jeder Appell an die Gewalt einfach lächerlich wäre, denn nur eine verfchwindende Zahl ihrer Anhänger würde diesem Appell entsprechen, der, wie eS ja gar keiner Erwähnung bedarf, eine Wahn- sinnsthat wäre, selbst wenn die Arbeiterbataillone sich ohne Ausnahme um das rote Banner schaarten. Da her diese kategorische Verwerfung aller Gewaltmittel, daher dieser beruhigende Satz, welcher die St. Galle- ner Resolution endet und krönt. Im ganzen und großen zeichnet sich der St. Gal- lener Parteitag und seine Resolutionen durch eine wahr haft armselige Unfruchtbarkeit an allen greifbaren Gedanken und Reformvorfchlägeu aus. Sech-tägige Beratungen der verwegensten Führer der Sozialdemo kraten brachten nichts Anderes zu stände al- diese« Programm, welches den Volksmasfen, dessen Vertreter zu sein, sie bei jeder Gelegenheit so pathetisch betonen, aber auch nicht im entferntesten ein Heilmittel für ihre Nöte zeigt Der Kongreß einer Partei, welche sich die soziale par oxcellenee nennt, verhandelt fast ausschließlich politische Fragen! Männer, die sich rühmen, Millionen einen Weg zur Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage zeigen und bahnen zu wollen, er gehen sich nur in akademischen Erörterungen über ihre Sonderung von den Anarchisten, oder wenn eS hoch kommt, über die Stellung bei den nächsten Wahlen! Kann es ein abgeschmackteres Schauspiel geben? Der St. Gallener Parteitag ward am letzten Freitag abend mit einer großen Volksversammlung geschlossen, welcher ein Schweizer, Hr. Salutz, präsidierte. Hr. Liebknecht legte derselben „in glanzvollem, klarem Bor trage" die Fundamentalsätze der sozialistischen Wissen schaft dar. An Beifall mangelte es natürlich nicht. Hr. Auer gab eine Schilderung der Zustände im Reiche, nach der zu schließen die Unterthanen des Sultans in freiheitlicher Beziehung bei weitem besser gestellt sind, als die deutschen Bürger. Seine Er örterungen über die Diätenprozesse, die ZeitungSvcr- bote und Ausnahmgesetze mußten in der That seine schweizerischen Zuhörer mit gelindem Grauen erfüllen, denn nach ihm waren alle diese Vorkommnisse reine Willkürakte unserer Regierungen. Ein Redakteur Wirt beantragte eine Resolution, in welcher die Ver sammlung alle Meldungen deutscher Blätter, daß der Feuilleton neuen zu sehen sind, entfernt werden. L W. Men kommt — ott, mein lieber „Ich weiß net", flüsterte Kuni, „wie mir auf ein mal iSI Jcb hab' g'rad' ein Gefühl, al» ob un- bald ein rechtes Unglück heimfuchen müßt'." „Mach' Dir nur keine Kümmernis", tröstete der Bursche, „wenn'S unser Herrgott net zulassen will, kann kein Unglück über uns kommen. — Aber ich will jetzt machen, daß ich einmal weiterkomm'! E» braucht'« net, daß ich die ganz' Nacht vor Dein Fensterl hersteh' und Dir den Schlaf wegstehl'. Ich komm' schon noch einmal herauf zu Dir in der Woch' und wenn Du den Natz vielleicht noch einmal seh'n sollt'st, dann grüß' mir ihn schön und sag' ihm, mit meiner Roll' wär' ich schon fertig und thät am Sonntag nach der Kirch' ganz g'wiß zu ihm kommen auf die Hauptprob'." ,Zch will'» au-richten", fagte Kuni, „«renn er vor'm gar auch zu der Räuberbande gehören könnt'? Ja, ich hab' ihn auch ein bissel im Verdacht", fuhr er et was leiser fort, „denn ich hab' ihn vor ein paar Tag' erwifcht drüben auf dem Kühzagel, wie er mit drei fremden wild auSfehenden Mannsbildern verhandelt hat. Ich hab' die Kerl' net gekannt, haben mir aber schier wie Tiroler ausgeseh'n —" »Herrgott im Himmel", rief Kuni erschrocken, „der Natz hat erzählt, daß der Schwaighofbauer die Ein brecher der Aussprach' nach für Welschtiroler gehalten hat —" „Sakra", rief der Bursche ebenfalls etwas bestürzt, „das iS verdächtig! Da hab' ich Zeit, daß ich mich losmach' von dem Lumpen, sonst könnt' ich zuletzt gar auch noch verdächtig werd'n und in ein Schlamassel Hineinkommen." K. Gemäldegalerie. Die neuen Kataloge der K. Gemäldegalerie werden bereits vom 8. d. MtS. an in der K. Gemäldegalerie abgegeben. Die große Aus gabe kostet 4M., die keine 1k M. Die provisorischen neuen Nummern an den Bildern, welche denjenigen der neuen Kataloge entsprechen, sind an der Helligkeit ihres Grundes leicht erkennbar. Gleichzeitig mit ihrer nach und nach erfolgenden Ersetzung durch die defini tiven, goldgrundigen Nummernschilder werden auch die alten Nummern, welche einstweilen noch neben den Der Komödianten-Natz. Line Geschichte au« den bayerischen Bergen. von Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) „Ich fürcht' ihn net", sagte der Sepp verächtlich, „aber Du hast recht, Kuni, ich will an den elenden Kerl gar kein Würtel mehr vertragen! — Aber was Du mir da von der Räuberbande g'sagt hast, daS giebt mir zu denken —" „Meinst vielleicht gar, daß der — ?" fraate die Sennerin mit ängstlich stockender Stimme, der Bursche aber antwortete sofort: „Warum red'st denn net aus? Sag' nur g'rad' . ... heraus, wa- Du Dir denkst — eS hört un- ja kein Sonntag noch einmal in den Heima, Mensch. Du glaubst wohl, daß der BituS am End' Und jetzt sag' ich Dir halt bchät' G Sepp, und gute Nacht und schau, daß Dir n:x passiert und Du wieder gut heimkommst l" „Wenn Du mir noch ein Bussel als Wegzehrung mitgiebst", lachte der Bursche, „nachher wird, denk' ich, nix fehlen! — So, und jetzt wünsch' ich Dir halt auch eine recht gute Nacht und schlaf' sanft und träum' eia bissel von mir!" Noch eine Umarmung, dann riß sich der Bursche zögernd los, ergriff seinen Bergstock, der an der Hüt tenwand lehnte und eilte über den mondbesch ttnenen Wiesenhang hinunter, dem Wald' zu. Die Sennerin blickte ihm nach, so lange sie ihn sehen konnte und al» er endlich hinter den dunkeln Tannen verschwun den war, schloß sie leise das Fenster und warf sich wieder auf ihr Lager. Sie dachte noch lange über da», wa» sie soeben gehört hatte, nach, bis sie endlich wieder in einen unruhigen, traumgequälten Schlum mer fiel. T)raußen aber lag noch immer hinter dem Wiesen- rai« die dunkle Männergestalt und rührte und regte sich nicht So lag sie noch lange Zeit, unbeweglich wie ein Leichnam und man hätte sie auch für eine Leiche halten können, wenn nicht manchmal ein krampf hafte» Zucken über den Körper gelaufen und ein dumpfe» Stöhnen auS demselben hervorgedrungen wäre. Endlich richtete sich die Gestalt mühsam auf, warf noch einen langen Blick auf die Sennhütte, wankte dann dem nahen Waldsaume zu und verlor sich in den dunkeln Schatten der Bäume. 111. Die Woche war zu Ende und der Sonntag, an dem beim „Bartlmä" in Egern eine Theatervorstellung abgehalten werden sollte, angebrochen. Das Wetter war schön und der Bartlmä-Wirt rieb sich daher seelen vergnügt die Hände, denn er durfte heute auf einen besonders zahlreichen Besuch rechnen. Er sollte sich auch nicht getäuscht sehen, denn nachmittags war der Zulauf von Fremden und Landleuten wirklich ein ganz enormer und alle suchten sich in dem schattigen WirtS- garten am See ein Plätzchen zu erobern. Es rannten Wirt und Kellnerinnen im Garten hin und her, um so schnell als möglich all' den verschiedenen Gästen daS Verlangte zu bringen, und drinnen in der Küche an der Gluthitze des Herdes brieten die Wirtin und ein paar Küchenmägde und konnten gar nicht genug Kaffee und Kirchweihnudeln herbeischaffen, so groß war die Nachfrage nach diesen Dingen. Dem Komödianten-Natz aber erging es oben aus dem Tanzboden, wo das Theater aufgeschlagen war, nicht um ein Haar besser. Er hatte an diesem Tage soviel zu thun, daß er gar nicht wußte, was er zunächst vornehmen sollte Bald rannte er in die Garderoben, um nachzusehen, ob die Gewänder, die die Mitspielen den nötig hatten, vollständig waren und richtig verteilt an den verschiedenen Plätzen lagen. Dann stürzte er wieder auf die Bühne und untersuchte die Loulissen, die er alle selber gemalt hatte, oder sah nach den Kerzen vorn an der Rampe und links und recht- an den Seitencoulissen. Kurz — er befand sich überall, ordnete an, tadelte und lobte, beaufsichtigte und half mit — feine Thätigkeit war wirklich ohne Grenzen. Der Fabrikant Wolfram war unterdessen ebenfalls, von seiner Tochter und deren Bräutiaam begleitet, vor dem WirtSgarten erschienen und da» Fräulein hatte den beiden Herren lächelnd dn jpschnctcncu
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