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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189007026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-07
- Tag1890-07-02
- Monat1890-07
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.07.1890
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Erscheint »glich früh 6'/, Uhr. Uri«1ion und LrvrdUi«« JohanneSgasse 8. SprkchNundkn -rr Ue-actioa: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmitteg« 5—6 Uhr. >>k »» eie.-ki-at,^ M-imlcrcht« »,ch« sich »it N-t-cu-n „ch, Nunatzme Der für dte »rchstk»l«e»d« Nummer deftimmtrn Jnscr»«e «» Wschentagrn bis 3 Nhr Nachmitta,», e» Tonn- und Frsttaien früh bi-Uhr. 3n drn /ilialr» für Zos.-^noahme: Litt klemm's Sortim. (Alsred Hahn), Universitätsstraßr 1, LoniS Lüsche, Katharinen str. 14 pari, und künlg-platz 7. nur bi- ,3 Uhr. tMM Anzeiger. 183. Mittwoch den 2. Juli 1890. Abonnement-prei- vierteljährliL 4>/, Mk- i»cb. Vrtnaerloh» 5 Mi., huch dt» Post dezogenSMk. Jede einzeln« «ummer 20 Ps. Bel«g«rr»plar 10 Pf. Gtbü^e» sar^7rtrab«il»H»» «hur «tl ^ Inseritk Sarspaltene Petitzeile 80 Pf. Größer» Schriften la»1 »ns. Prei«vrrzeichntß. La dellatt scher n. Ziffern satz »ach höher« Tarif- Nrclamra unter demRedaction-strtch di» ttespalt. Zeile SOPs, vor drn Familien na chrtcht«» dir kgespaltea« Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Ertzedtttt» z» sende». — Rabatt wird nicht gegeben ! Zahlung praeluuu°i-LN<io oder durch Pop» Nachnahme. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Leklinntmachung. Dir An-musterungS-Ltürine der im laufenden Jahre in Lcipzig-Stadk gemusterten nrtlitairpsliehtigcn Maun- seckaften sind eingeaangen und liegen auf unserem Quartier» amte, Stadthaus, ÜI. Geschoß, Zimmer Nr. 143 145 ;um Abholen bereit, was hierdurch zur Kenntniß der Bethcilizten gebracht wird. Leipzig, den 30. Juni 1800. Der Nath der Gtadt Leipzig. vr Gcorgi. Lamprccht. Lekanntmachung. Die Stadtvermessung ist nnnmchr so weit vorgeschritten, daß deren Ergebnisse, soweit möglich, auch für Private nutz bar gemacht, insbesondere von der Süd- und Oslvorstadl All-Leipzig- Eopien im Verhältnisse von 1:1000 und 1 : 500 Lageplänc in >eder gewünschten Verjüngung und Flächen- bereclinnngrn angescrtigt, auch von asten bebauten Theilen All Leipzig-, soweit das Netz bereit- gelegt ist, Neuaufnahmen durch unser StadtvcrmcssungS-Personal ausgeführt werden können. Diesbezügliche Anträge sind an unser StadtvcrmessungS- Bureau, Rcndnitzer Rathhau-, 2. Obergeschoß, zu richten. Die Vergütung wird nach den für Arbeiten geprüfter Feldmesser übliche» Sätzen berechnet »nt, soweit die Arbeiten zugleich für die Stadtvcrmcssung verwendbar sind, bi- zur Hälfte dieser Sätze ermäßigt werden. Leipzig, den 28. Mai 1890. Der Rath der Ltadt Leipzig. vr. Grorgi. Ruling. Id 2195. In Gemäßheit der 88 2 und 7 de- Regulativ- für GaS robrleitungen und GaSbelcuchtungSanlagen in Privatgrund' stücken vom 2 März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß der GaSlcchniker Herr Hermann Haaisck», Plagwitz, Zschochersche Straße Nr. 82, zur Uebernabme solcher Arbeiten bei unS sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 28. Juni 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. > i. Woks X. 3890. v.- Georg, Wolfram. üönitzl. Saugewerkenschule zu Leipzig. Ter Unterricht im bevorstehenden Semester beginnt Donners- tag. drn 2. Oktober» früh 8 Uhr. lieber die Aufnahme bedingungen ist das Näher« au« den Pcospecten zu erfahren, welche vom Unterzeichneten oder im Schullocal gratis zu erhalten sind. Die rrgclmätzigc Aufnahmeprüfung findet Sonntag, den 28. September 1899, früh 8 Uhr, zu derselben Zeit die Nachprüfungen und dte Prüfungen solcher, welche in höhere Vnrse eintreten wollen. Die Prüfungen höher Borgebildeter finden Montag, den 29. und TteuStan, den 39. September 1899, früh 8 Uhr. tm Schnlttkal, Krafsiftratze, -egenüber dem Eoitservattrtiim, statt. Anmeldungen, welche fvätrr al- Sonntag, den 28. September, Mittag- 12 Uhr in die Hände de« Unterzeichneten gelangen, oder bei Denen bi« zu dieser Zeit noch nicht dl« vorgeschriebenen Zeug- »iss« beigebracht wurden, können nur dann noch berücksichtigt werden, wenn Platz zur Verfügung steht. Leipzig, den 1. Juli 1890. Die Dtrectto«. 77UK. Ilo). K Vaurath. Sekanntmachung. Nachdem dte kranken- und Sterbecasse Eintracht »a Leipzig (E. H.) in ihrer Generalversammlung vom 28. Mai 1890 mit dem 81. Mai 1890 Ihre Auslosung beschlossen hat, nimmt die Unter zeichnete Gasse Veranlassung, die Herren Arbeitgeber daraus hinzu- weilen, das vetticherungspilichtige Mitglieder dieser Gasse nach der Bor'chrlft de« KrankenversicherungS-Geietzes binnen 3 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, mittelst des vorge schriebenen Formulars zur Anmeldung zu bringen sind. Bei Nichteinhaltung dieser Meldefrist treten die Nachtheil« der HI. 50 und 81 de« angezogenen Gesetzes in Kraft. Leipzig, am 30. Juni 1890. Li« Ortskraukencaffe sür Leipzig und Umgegend. Albert Brockhaus, Vorsitzender. Die Hinrichtung paniha's. Auch der wohlwollendste Beurtheilcr der bulgarischen Der hältnifsc konnte sich während de- kriegsgerichtlichen Verfahren» gegen Panitz» und Genossen de- Eindrucks nicht erwehren, daß dabei nicht Alle- in Ordnung war, besonder- daß wahr schcinlich Schuldige auS irgend welchen Gründen »ich. zur Verantwortung gezogen worden sind und daß die Anklage auf Personen ausgedehnt war, deren Freisprechung mit Sicherheit zu erwarten war. Da- Verfahren selbst wurde von den An geklagten nicht in dem Sinne aufgefaßt, daß dadurch die Wahrheit ermittelt werden sollte, sondern jeder suchte die eigene Schuld auf andere abzuwälzen. Die Haltung der Angeklagten war dabei teilweise so unwürdig, unreif und zerfahren, daß sie keinen günstigen Rückschluß znlicß auf den Geist, welcher die Truppen beherrscht. Panitz» selbst gehörte keineswegs zum Abschaum, denn er hatte sich gegen die Serben tapfer geschlagen und sich da- Vertrauen beider Fürsten er worben. Aber gerade hierin liegt da-Räthsclhafte der ganzen Verschwörung. Wie kommt ein Mann von der Vergangenheit Panitza'S dazu, eine Verschwörung gegen die Person de- Fürsten und gegen seine Regierung anzuzetteln, mit dem Zweck, Bulgarien unter Rußland-Herrschaft zu bringen? Wie man da von Milde oder Gnade reden kann, ist unverständlich. Ein Osficicr, der gegen seinen Fürsten die Fahne de- Auf ruhr- erhebt, um da« Laad an eine auswärtige Macht zu verratben, ist nach allgemein anerkannten Regeln de- TodcS schuldig und durch seine Erschießung ist ihm -in Recht ge schehen. Da- Kriegsgericht, welche- die Umwandlung der Todesstrafe in sünfzcdniährige Gefängnißstrase empfahl, hat nach unseren RecktSanschauunaen einfach seine Befugnisse überschritten, da» Kriegsgericht yctt seine Urthcil-sprüchc kurz und bündig zn fällen, entweder Schuldig oder Nichtschuldig, rin Drittes gicbt'S nicht. Wenn der Fürst Gnade üben will, so ist da- seine Sache, aber sie ihm al- eine Art moralischer Pflicht aufnöthigen, da- steht in keinem Codex des Krieg recht-. Etwa- ganz andere« ist e«, wenn rin gewöhnliche- Criminalgcricht irgend einen Fall al- zur Ausübung de« GnadcurcckilS geeignet dem Souvcrain unterbreitet. Da brstebt eine Differenz zwischen strictcm Reckt und Billigkeit. Im Krieg-recht giebt eS sclcke Fälle nicht, die Vorschriften der DiSccxlin sind von eiserner Strenge, für drn VaterlandS- verrälher giebt e- nur den Tod al- Sühne sein;- Verbrechens Dcr ganze Procrß von Anfang bi- zu Ente ist leider ein ganz unzweifelhafter Beweis sür die Thatsacke, daß die DiS- ciplm in der bulgarischen Armee sehr gelockert ist. Man kommt irgend welchem Abenteurer, der es in seinem Interesse findet, in Bulgarien eine Mililairvevschwörnng anzuzetteln, bereitwillig entgegen, gebt auf seine Vorschläge ein und be trachtet die Gefangennahme, vielleicht auch die Ermordung des Staatsoberhauptes als eine Art von Sport, ohne sich über die Folgen viel Gedanken zu macken. Gelingt der An schlag nicht, dann wird ein späterer Termin sür' die Aus führung »«gesetzt, und die übrigen Verschwörer gehen alle willig auf den veränderten Plan ein. Gerade Das, was man zu Panitza'S Gunsten geltend macht, spricht zu seinen Unaunsten. Ein Osficier, der nicht einmal nach kriegerische» Erfolgen soviel Vaterlandsliebe besitzt, um sein Land nicht in die gefährlichste Verwirrung zu bringen, bc:ni scheint diese Empfindung überhaupt zu fehlen. Derselbe Pünitza, der sein Vaterland an Rußland verrathen wollte, stößt bei der Executicn den Ruf au-: „E- lebe Bulgarien!" Kann man sich eine größe Begriffsverwirrung, eine größere Gedanken- iosigkeit verstellen? Panitz» hatte die Verschwörung gegen den Fürsten Alexander mit erlebt, ihm waren die Folgen bekannt, welche sich daraus entwickelten, die Episode KaulbarS u. s. w., und doch trat er in die Fußslapfen der Grucw und Bcndrrew. Und wie Ruß land damals gegen die Vollstreckung von Todesstrafe gegen die Verschwörer feine Stimme erhob, so findet eie amtliche russische Presse auch beute wieder Worte zur Vertbeidigung des VatcrlandSvcrrätherS Panitza. Prinz Ferdinand wird vom „Journal de St. PöterSbourg" al- gänzlich machtlos dargestcllt und Stambulow als der eigentliche Urheber der Hinrichtung bezeichnet. Diese wird dann als eine Grausamkeit und al- ein Ausfluß der Schreckensherrschaft beklagt, durch welchen dir flüchtige Dauer derselben gezeigt werde. In Rußland betrachtet man eS a>S da- gute Recht der bulgarische» Osficier«, sich gegen den Fürsten und seine Regierung zu verschwören, weil er ja kein rechtmäßiger Herrscher sei. Immerhin hat die Aufstellung einer solchen Theorie ihre sehr bedenklich: Seite in einen, Lande, welche« selbst unter fortwährenden Verschwörungen zu leiden hat. Man sollte meinen, daß die russische Negierung auch im Ausland«, wo e- Einfluß übt, eher Alles ausdicten sollte, um Verschwörungen zu vermeiden, statt sie hervorzurnscn, denn derartige Verbrechen wirken ansteckend. Daß Prinz Ferdinand außer Lande« gegangen ist, um nicht Zeuge der Hinrichtung sein zu müssen, kann einer ver schiedenen Bcurtheilunz unterliegen, und eS läßt sich nicht leugnen, daß er damit die Rolle de- Pilatu« übernommen hat. Auch an einem üblen Vorzeichen hat c- nicht gefehlt, als er sich anschickte, Bulgarien zu verlassen; der Blitz schlug in den Mast de- Schiffes, das ihn nach Oesterreich brachte; er entging also mit genauer Noch brr Vernichtung, die in seiner unmittelbaren Nähe ein Ziel fand. CS mag seinem Gefühl widerstrebt haben, der Hinrichtung eine- Mannc- beiniwohnen, dem er im Leben nahe stand und der, wenn eS auf ihn angekommen wäre, wohl heute noch atbmcte. Aber die StaatSraison fordert diese Hinrichtung, ohne sie wäre der Batcrland-verrath in Bulgarien zu einem gewöhnlichen Ver brechen herabgesnnken, da- mit einigen Jahren Gefängniß gesühnt werden kann. Der Lagerconnnandant hat denn auch eine warnende Rede an die Soldaten gehalten mit der Schluß- drohung, daß ein solche- Ende alle BaterlandSverräther erwarte. Die Zukunft muß lehren, ob da- Mittel seine Wirkung gethan bat, im Ganzen und Großen ist die Hoffnung darauf nickt allzu scsi. Der Boden ist in Bulgarien seil langer Zeit unlcrmiliirt, und die Armee hat noch viel zu viel Bcstandtheile aus der russischen Zeit, wenn auch die russischen Offiziere längst daran- entfernt sind. Personen sind dem Wechsel unterworfen, aber der Geist, der in der Truppe herrscht, ist nicht so leicht auSrurotten. ES giebt in der bulgarischen Armee eine ganze Menge Leute, welch« russischer Bestechung zugänglich sind, und da- ist der Haupt- schaden, an welchem die dortigen Verhältnisse kranken. Erst wenn c- dem Prinzen Ferdinand gelungen sein wird, auch den letzten Ruffcnfreund au- der bulgarischen Armee auSzu- scheiden, dann wird er ruhig schlafen können. Bis dahin wird er stet- da- Ziel von Verschwörungen bleiben, mögen die selben nun zur Ausführung gelangen ober sich nur in den Grenzen de- Versuchs bewegen. Fürst Alexander wußte ganz genau, wa- er that, al« er da- Land verließ, er halte au« Erfabrung die Urberzrugung gewonnen, daß Bulgarien aus die Dauer nicht auf eigenen Füße» flehen kann, so lange ihm Rußland feindlich gesinnt ist. * Leipzig, 2. Juli. * Ueber da- Entlaffung-gesuch de- Krieg-minister- von Verdy gehen die Mittheilnngen der Presse weit aus einander. Während cnif der einen Seite gemeldet wird. Herr v. Verdy habe au-drücklich in Abrede gestellt, seinen Abschied erbeten zu haben, wird andererseits bestimmt erklärt, die An nahme de- Entlassungsgesuche- stehe fest, werde aber erst nach der Rückkehr de- Kaiser- veröffentlicht werden. * Der Großherzog von Baden hat, wie schon tele graphisch erwähnt, an den Kaiser da- nachstehende Hand schreiben gerichtet: Durchlauchtigster Großmächtigster Kaiser und König, Hochgccdrter Herr Vetter, Bruder und Neffe! Ew. kaiserlich« und königliche Maiektät haben mittels! Allerhöchsten Schreiben« vom 7. d. M. AllerhöH übre Genugthvung über die schnelle Au«führung der in Meinem Lande «rstell'rn, für di« Sicher heit de« Reich« hockbedeutiamrn Eilenbahn >» erkennen gegeben Ew Majestät habe» vabei der Mitwirkung Meiner Regierung, iowi« den Leistungen der den Bau leitenden Ingenieur« Allerhöchsti-re Anerkennung ausgesprochen vud erkennen in dem Zustandekommen der nunmehr eröffnet»» Eisenbahn einen neuen Bewei« Meiner Fürsorge sür die Inkerei'en de« Reick« Diese wohlwollenden Aeuherungen haben Mlck und Meine Regierung aus da« Freudigste berührt, und Ick bitte Ew. Maieslät, dafür Meinen avsrichtiaen Dank entgegen zn nehmen. Auck haben Ew. Mo;estät mittelst Allertöckffte» Schreiben« vom 9. Juni diele« Jahre« Mir rur Kenntniß gebracht, daß Nller- höchsldiejelben aus den Antrag de« Generalcommando« de« 1b. Armee- corp« durch Ordre vom nämliche. Tag» -u genehmigen geruhte», l der kür da« badische Pionier-Bataillon Nr. >4 In Kebl neu- erbautcn Luserne die Bezeichnung ..Grohderwg Friedrickt-Caserne" beigelegt werde. Empfangen Ew Majestät auch für diesen Bewei« de« Allerhöchsten Wohlwollen« Meinen allerergebensteu Tank und gleichzeitig die Versicherung der vollkommensten Verehrung und wahren Freundlchast, womit Ich verbleibe Ew. kaiserlichen und königlichen Majestät treu ergebenster Letter, Bruder und Oheim Friedrich. Karlsruhe, den 17. Juni 1890. * Die „Deutsche Eolonialzeitung*, da- Organ der deutschen Eolonialgesellschast, kommt in einer eingehenden Besprechung de- dentsch-engliscben Ver trag« zu dein Resultat: „Wir können nicht verschweigen, daß wir und mit unö viele Colonialfrcunde schwer enttäuscht sind", und weiter: »D'e Engländer haben jetzt erreicht, was als der Traum der englische» Eolonialfanatifcr oft verlacht, von unS aber stets in seinem vollen Ernste gewürdigt wurde, eine tbeilweisc politische, tbeilwcisc comuieroielle Unlklammerimg unseres ostasrikanischeii Schutzgebiete-, welche ui» so gefähr licher ist, als sie mit ungleich größeren Mitteln als wir die errungenen Vortbcile auSzunutzen verstehen werden." — In der Leitung der colonialen Angelegenheiten ist eine Neuerung vorgenommen worden insofern, als die Abheilung de- Auswärtigen Amte-, welcher diese Angelegenheiten unterstehen, fortan unter dem Namen EolonialabtHeilung eine größere Selbstständigkeit gegenüber dem StaatSsecretair des Auswärtige» Ami- erkält und in allen eigentliche» Colonialsachcn unmittelbar dem Reichskanzler unterstellt wird. Zugleich ist eine Personalveräudcrung an der Spitze dieser Abthcilung cingetreten, indem Geb. Math Krauel durch Geb. Rath Käufer ersetzt wurde. Es scheint, daß die Veränderung nicht ganz ohne Zusammenhang mit den bei Abschluß de- deutsch-englischen AbloinmeuS gemachten Er fahrungen ist. Eine größere Selbstständigkeit der Leitung der colonialen Angelegenheiten, die mit der auswärtigen Politik meist nur in einem sehr losen Zusammenhang stehen, scheint an sich eine zweckmäßige Reform. — Zur Sache schreibt die „Kölnische Zeitung": Die Nachricht, daß der Geheime LegationSrcith vr. Krauel zum Gesandten ausersehen sei und durch den Geheimen Legationsrath De. Kayser al« Direetor der Golonlalabtheilung de« Aus wärtigen Amts ersetzt w-rde, wird nn§ heute mit dem Zusätze bestätigt, daß I>r. Krauel jetzt nach Abschluß seiner Verhandlungen mir Sir Bercq Anderson zunächst einen länger» Urlaub ang»' treten habe und nach Ablauf visselben für »inen ausländischen Ge iandtschasteposren in Aussicht genommen sei. Der Name des Herrn k)r. Krauel, eines geborenen Hanseaten, hängt aus« Innigste mit der Entwicklung der bisherigen deutschen Colonialpolilst zusammen. Als die Verwickelungen wegen der Fidschi-Inseln, Samvas und Neuguinea« mit England culstanden, wurde er, der damals deutscher Geueralconsu'. in Sydney war, vom Fürsten BiSmarck nach London gesandt, um dort, im Frühjahr 1885, die Ausgleichsver- Handlungen unter Zuziehung des deutschen Gencraleonsuis Sohl mit dem enalijchcn Kronjuristen Wlnte wegen der Landentschädigunaen aus Fidschi und mit dein UnterslaatSsecrelair Sir Julian Paunccsote und Herrn Dhurnston die Neuguineasrage und die gegenseitige Ab- arenzung der Interesse» in der Sudsee zu regeln. Daß die Ver- Handlungen zu einem allseitig befriedigenden Grgebniß führten, ist noch in srischer Erinnern»» Bald daraus wurde er als Nachfolger dcS zum preußischtn Geiandtcn in Hamburg ernannten Herrn v. kusserow Vortragender Nath im Auswärtigen Amt, wo er sofort LnS Golonialdecernat übernahm, das er seitdem ununterbrochen und erst seit l. April alS Leiter der neugcbildcten Colonial- avtheilung diese« Amtes ausgeübt hat. Er war bei der Abgrenzung der Interessensphären in Ostasrika 1886 nicht unwelentlich betheilig», er war ini vorigen Jahre der brüte deutsche Bevollmächtigte bei der Sainoaeonferenz und erhielt damals vom Kaiser den Rothen Adler- Orden 2. Glesse mit Eichenlaub, er hat jetzt eine Anzahl Einzel fragen in Be;ug ans da» englisch-deutjche Abkommen mit Sir Peecy Anderson erledigt. Sein Nachfolger, 1>r. Kays er, ist nicht minder «IS er in colonialpolitische» Dingen bewandert; nachdem er längere Zeit al- Richter beim Stadtgericht in Berlin und beim Landgericht »u Straßburg im Elsaß gewirkt, wurde er zuerst im ReichSjustizamt, dann im ReichsoersickerungSamt verwendet und 1885 al« Vor tragender Rath ui« Auswärtige Amt berufen, wo er zuerst in der Nechtsablbeilung, dann auch in der politischen Ablbeilung hervor ragend sich auSzuzeichuen reich« Gelegenheit hatte. Namentlich den Rechtsverhältnissen unserer Schutzgebiete hatte er seine Dienste zu widmen; die Mehrzahl, wen» nicht alle neueren colonialen Recht«, gesetzt, für die im Grunde alle Vorarbeiten fehlten, stammen aus seiner Feder, und er hat sie durchweg auch im Reichstage mit großem Glück vertrete». Man kan» ihn in der That mit vollem Recht«, den geistigen Vater unserer Golonialgesetzgebung nennen. Daneben hatte er auch für die praktischen Bedürfnisse unserer Colonialpolüik vielfach einzutrclen; er hat an der Reorganisation der Deutsch-Lstasrikanischen Gesellschait einen wesentlichen An- theil, er war der Delegirte de« Reichskanzlers im Anssichtsrath dieser Gesellschaft. In allen Colonialkreisen erfreut er sich be- sondern Venronens und großer Beliebtheit. An seine Ernennung zum Tirector der Golonialabtheilung de- Auswärtigen Amts Inüpst sich aber noch eine weitere Zuversicht, deren nahe Erfüllung wir jetzt voraussehen. Wir wissen, daß der Negierung daran liegt, daß die neue Coloiiialablheüung nicht rein bureaukratiich wie bisher verwaltet werde, sonder» daß sie in steter lebendiger Fühlung mit den leitenden Kreisen der Betheiligten und mit den sachkundigen Männern bleibt, welche unsere Colonien und deren Verhältnisse an« eigener Anschauung kennen. Die neue Colonialabtheilung toll nach den unzweideutig geäußerten Absichten des Reichskanzler« ihr Hauptaugenmerk darauf richten, die!» Verbindung nicht nur zu pflegen, londern enger und enger zu knüpfen. E« besteht der Plan, dnß au« den gedachten Persönlichkeiten ein Toloiiialrcith ge bildet wird, der in regelmäßigen Zeitabschnitten oder bei wichtigen Anlässen mit der Tolonialabtheiluna zuiainme» über die organim torischen Veränderungen in den Schutzgebieten in Beralhung tritt Wir zweifeln keine» Augenblick, daß der Or Kayser der richtige Mann ist, diese mit den Wünschen weiter Kreise sich deckende Absicht deS Reichskanzler- in geeigneter Weise zu verwirklichen. * AuS Anlaß des deutsch-englischen Abkommens ist unter Anderem vereinbart, nach Möglichkeit die Gesetze und Sitten der Einwohner von Helgoland zu schonen Diese Clausel dürste von Deutschland um so mehr bereitwilligst acceptirt werden, al- dir eingeborene» Helgoländer in ihren Rechten keineswegs gekränkt werden sollten, insofern nicht durch solche Zugeständnisse da- ReichSinlcressc geschädigt werden würde. Die Mittheiluna betreff- der vereinbarten Schonung der Helgoländer Einrichtungen ist um so bcachtcnS weriber, al- von anderer Sette gemeldet wird, daß von deutschen Interessenten versuckt wird, Eigenthum aus der Insel anzukaufen. Nun ist aber durch dort bisher geltende Bestimmungen festgesetzt, daß nur Eingeborene Grund und Boden auf Helgoland erwerben können, Bestimmungen, dir zuweilen dadurch umgangen werden sollten, daß die Erwer bungen im Namen von Helgoländern erfolgten E- erscheint daher im Hinblick aus die obige Clausel keineswegs ausge schlossen, daß auch die bisherig« über die Erwerbung von Grundbesitz geltenden Bestimmungen noch während der lieber» ganassrist von 20 Jahren beibehalten werden. * Wie die „Kölnische Zeitung" nackträglich au- bester Quelle ersäbrt, äußerte der Reichskanzler v. Caprivi bei einem parlamentarischen Feste am Donnerstag zu einem unserer hervorragendsten Colonialfreunde Folgende-: »Sie wissen, ich bin kein Eolonialfrrund gewesen, aber ich yabe mein jetziges Amt übernommen in der vollen Uebrrzeugung, daß wir auf dem betretenen Wege nickt mehr zurück können, ändern vorwärts müssen. Ostafrika ist selbstverständlich der Sckw«rx»nct unserer Eolonialpolitik, und jetzt, nachdem ich da« Abkommen mit England getroffen habe, wird r« geradezu mein Ehrgeiz sein, daß auö Ostasrika etwa- wird; daS können Sie allen Jbren Freunden sagen. * Der „ReichSanzeiger" schreibt: Da« StaatS-Minislertum hatte in seiner Sitzung vom 2. März diese- Jahre« beschlossen, daß die wegen der Erbauung von Ge- ckästsgebäudeii sür die beiden Häuser de» Landtage- an- gesertiateuGntwuNsskizzen den parlamentarischen Körperschaften behus» einer Aeußeruizg in der Angelegenheit vorzulege» seien. Demgemäß sind diese Skizzen an den Prässdenlen de« Herrenhauses, sodann auch an den Präsidenten de- Hause« der Vlboeordnetcn mit dem Ersuchen »in eine entsprechende iveüere Veranlassung gesandt worben. Darauf hat der Gejainmlvvrsland de« Herrenhaus« such am IO. Mat sür dte neu gesertigte Gntwurfsjkizze vom Jahre 1889 au-gesprochcn, welche eine Anordnung von zwei getrennten, durch einen Zwischen- bau mit einander verbundene» GeschäslSgebäuden nach der Die,« der Grundstück« Leipziger Straße 8 und 4 in Aussscht nimmt und auch die Beschattung der ersorderiichen Dienstwohnungen berücksichtigt. Ter Vorstand hat jedoch dabei den Wunsch ausge sprochen, daß hei der weiteren Bearbeitung der Angelegenheit von einer Gemciinamktit der Repräseniationsräume der Präudenten der varlainentariichi» Körperschaften abgesehen, auch dem Herrenhause seiner Zeit ein gesonderter Gartenlheil überwiesen werden möge. Weiterhin hat der Vorstand snr wünschenswerth erachtet, daß das Geschäslsgchäude snr da« Hau- der Abgeordneten, unter entiprechcuder Verlängerung de« ZwischendaucS, bi« aui 25 Meter Entfernung an die Zimmerslraße heruugerückt werde. Ter letztgedachle Wunsch geht davon au«, daß die im Innern de« Bauplatzes verbleibende Garien- släche thunl'chst groß zu erhalten und daß die« nach dem Vorschläge auch ohne Beeinträchtigung der Veleuchiung der Unterrichtsräuine an der Norlsscite des Kuiistgewerbe-Muscum» zn erzielen sei. Der Oie-- sammlvorstand de« Hauses der Abgeordneten ist am 14. Mai der Auffassung des Gesamiiitvorsiaichc« Le« Herrenhaus«- bcigetrete», auch insoweit, al« es sich um die stärkere Heranrncknng de« Geschästs- aehättde« des Hauses der Abgeordneten an die Zimmerslraße handelt. Wie wir böre», liegt e« demgemäß in der Abpcht, auf Grundlage dieser Beschlüsse zunächst die ersorderlicheu Bauskizzen und Kosten berechnungen ouszuaibeiten und gegebenen Falls bereit» in den Etat sür 1891 !«Z eine Bauraie einziislellcn. * Ans Hamburg, 29. Juni, wird gemeldet: Ter Norddeutsche Lloyd ließ b-kaiuillich im vorigen Jahre die „Saale" mit Passagieren zum Flottenmanöver »ach Spithcad gehen. In Folge de« Verlegen« der Parade vor Kaiser Wilhelm vom 3. auf den 5. Aicgust dampfte die „Saale" am 4. wieder nach Bremen, ohne daß die Tteilnehmer der Fahrt etwa- von der Flottenrevue gesehen batten. Schon an Bord wurde gegen da« Verfahre» de« Tirector« Lohnian», der den Veichl zur Abfahrt der „Saale" gegeben, proleslirt, es wurde bekanntlich die «.tage ein- aeleitet, die, von den, Bremer Gericht obgewlese», nunmehr auch die VerusuiigSinstanz de- hleggen Hanseatischen Lberlande-S- gc richt« beschäftigt hat. Ta-S hiesig« Gericht bat die Klag« ebenfalls abgewiesen und sein Unheil damit begründet, daß es zunächst hervorhcb», daß i» dem Unterbleiben eine« längeren Aufenthalt« der „Saale" bei Spi.'heao keine Ver letzung de« geschlossene» PassagevcNrags enthalte» —^ die daraus gegen die Rhederci erhobenen Aniprüche nndegrüi-' > leien. Aller dings sei die Flotlenparade Veranlassung und Beweggrund des AuSslugc« gewesen, zweifellos habe aber die Vorführung der Parade nicht zu de» Verpflichtungen de« Transpollunlernehiner-.' gehört, der auch keine Garantie dafür übernommen habe, daß am 3. August oder überhaupt zu irgend einerZeit eine Floltenvarade. aus deren Vornahme er gar keinen Einsluß hakte, siallsinde. Die Rhederei bade ausdrück lich nur zum Anschaue» einer am 3. August stallsiiidenden, nicht aber einer anderen Parade Gelegenheit geben müssen, und die Gefahr, daß jene Parade thotsächlich nicht abgehalten würde, hätten die Kluger getragen. Tie „Saale" habe demzufolge keinerlei Ber- pslichtung, nach dem 3. A»gust noch zu warten. Im Fall« einer Erkrankung dcS deutschen Kaiser- Ware eS wahrscheinlich gewesen, daß die Feierlichkeiten um 8—14 Tage binauSgejchoben wären. Der Lloyd konnte aber aus keinen Falb gewillt »no verpflichtet sein, ans« Ungewisse hin seinen großen Dampfer dem überseeischen Dienst zu entziehen. * Der „Deutsche Verein" zn Hamburg hat in seiner ordentlichen Bcrsammlnng am lo. Juni 1896 ein stimmig den Beschluß gefaßt: a. an die fünf antisemitischen ReichStagSabgeordnctcn ein Schreiben zu richten mit der Bitte, gemeinschaftlich einen allgemeinen Parteitag einzu- bcrnscn und auf das Programm desselben u. A. die Wahl eine- allgemein giltigen ParieinamenS zu setzen; l> von diesem Schritte, soweit möglich, sämmtiichcn GcsiniiuiigS- genoffcn event. durch Vcrm'kttlung der bekannten antisemi tischen Vereine Kenntnis; zu geben mit der Ausforternng, sich der an die ReichStag-abgeortnctcn gerichteten Bitte anzu- schließen und gleichzeitig eine Erklärung dahin abzuaeben, doß alle auf dem neuen Parteitag zu Stande kommenden Äiclirhcilö- beschlttsse auch bedingungslose Anerkennung finden sollen. In Ausführung diese« Beschlüsse- werde» jetzt nicht allein an die - sämmtlichcn antisemitischen Vereine Deutschlands, sondern auch an die einzelnen Gesinnungsgenossen in solchen Orten, wo derartige Vereine nicht bestehen, Adressen znm Einsammeln von Unterschriften gesandt, um die selben den fünf antisemitischen ReichStagSabgcordnetcn einzeln zuzeiten zu lassen. Wie es in einem gleichzeitig mit zur Versendung gelangten Rundschreiben, welches obige Be schlüsse wicdcrgicbl und erläutert, ». A. heißt, bat die vor Jahr und Tag aus dem Bochumer Eongrcß gewählte Partci- bezeichnung „Antisemitische deutsch-sociale Partei" die An erkennung einer unter allen Umständen bedeutenden Minder- beit nicht gesunden und seien mit den verschiedenen Partci- oczeichnungc», welche infolge dessen die l,c»ligcn Antisemiten unter sich annähmcn, zwischen den Gesinnungsgenossen völlig uiinöikige Schranken errichtet, deren Wcgräumnng durch die Annahme eines einheitlichen Namenö im Interesse dcS sür eine gedeihliche Agitation nöihigcn Frieden« liege. Wir denken, daß nicht der Name, wohl aber die natürliche Unverträg lichkeit radikaler Parteigänger die Herren immer wieder trennen wird. Und alle diejenige» Politiker, welche sich eine sammelnde, auSglcichenke und versöhnende Thätigkeit zur Lebensaufgabe gemacht haben, werden sich darüber nicht grämen. * Das österreichische Handelsministerium bat die ObservationSreserre drn spanischen Provenienzen gegenüber angeordnet. * Dem „TempS" zufolge würden den beim französischen ersten und zweiten ArmeccorpS stattsiodenden Manövern die ausländischen Militairattach-S beiwohnen.
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