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Dresdner Journal : 04.04.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186104049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610404
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-04
- Tag1861-04-04
- Monat1861-04
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 04.04.1861
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.^77 . Donnerstag, den 4 April. 1861 Iw tritt kort oack 8t«wp«I»>»- ,etN«r NiiwQ. Abonne»nlt«vrrtft! ItkrNeN: L litie. 10 L^r. in ^jLNrl.! 1 „ 10 „ „ ,. rioo»tiioll u» vr»«Ä,L! 15 ÜMr. L»»»«li>« HuiQw«rll: 1 K^r. «useratnwreise: ^Nr R«uw «iosr e«l>p»It«o»n 1 Vst«r ,,Linx«»»llat" äi« L»U»: 2 Lxr. Erscheine«: ILgliob, wit ^a»ll»t>w« äer 8vvo- nvck k«l«rt»U», Xd«llä» für Lea kolx«llä«u Dres-nerÄMrml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Juserateasnnahmr auswärt-: k'». L»^«o«r»rri», 6omwi»»iollLr Ne» Oresänsr ^ouro»I»; «L«n<j»»«Idit: U. Li)»«»», ^Itoiw: t Vool.««; >«rll2: O»vriv»'»ekv 8uckk., L«r«>»«e««'» 8ur«»u; 2r«l«a: L. 8o»i.orri; knuUrwre ». N.: ^L«o««'»elis LuoliIi»n6I»nx; Xovr.r' Liv«»«»; k»ri«: v. I,i-Vs«»r»l.» (28, ru« ä«> doll» «vk»v»); kr«g: 1». Lllodk«llälllllx. Herausgeber: «ölllxl. Lrpeältiov <ie» vreräoer donrv»I«, Ors»a«v, LI«riev»tr»s»« Ur. 7. Ämtlicher Theil. Bekanntmachung. die Au-gabe neuer ZinSbogen zu den Landrenten briefen betr. Da die zu den noch unauSgrloosten Landrentenbrie- fen gehörigen ZinSbogen nur noch die zu Ostern 1861 eiazulösendrn Zin-scheine (Coupons) enthalten und des halb mit Ausgabe neuer ZinSbogen zu verfahren ist, so wird den Inhaber« solcher Landrentenbriefe hierdurch zur Nachachtuag bekannt gemacht, daß diese Ausgabe den 2. April 1861 ihre« Anfang nehmen soll und daß die auSzugrbenden ZinSbogen wiederum 20 ZinStermine, von Michael 1861 bis mit Oster« 1871, in sich fasten werden. Die Aushändigung dieser ZinSdocumente erfolgt bei der Buchhalterei der Königlichen Landrenten« bank-Verwaltung — in dem nach der Landhausstraße und der inneren Stadt zu gelegenen Parterre-Viertel des Landhauses — gegen Zurückgabe der alten ZinSletsten (TalonS) allwochentäglich von früh 9 bis Mittag» 1 Uhr, während mit Zahlung der zu Ostern 1861 fälligen Land- renteabrief'Zinsen Seiten der Landrentenbank- Casse «ach der zeither üblichen Weise schon am 18. März 1861 begonnen werden wird. Die Empfangnahme der neuen ZinSbogen ist persön lich, beziehentlich durch hierortige Beauftragte zu bewirken. Sollten gleichwohl aufUmtausch vonAinS- bogen gerichtete schriftliche Anträge der König lichen Landrentenbank-Verwaltung zugehen, so werden dergleichen Zusendungen ausnahmslos den Antragstellern auf deren Gefahr und Kosten mittels der Post unerledigt, nach Befinden so gar uneröffnet zurückgeschickt werden. Zu Erleichterung deS Geschäftsgänge» wird e» übri gen» unerläßlich, die abzugebenden ZinSletsten (TalonS), sobald sich deren mehr als sechs in Einer Hand be finde«, nach den Appointgattungen gesondert und nach der Nummerfolge geordnet, auch von einer die Stückzahl nachweisenden Spretficatioa begleitet, an Ort und Stelle zu bringen. Dretdrv, am 4. März 1861. Königliche Landrentenbank - Verwaltung. vr. Schaarschmidt. Richter. Nichtamtlicher Theil. UeberNcht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungtischau. (Constitutionelle Zeitung. — Donau- Zeitung.) TageSgeschichte. Wien: Die MinistcrkrisiS beseitigt. — Prag: Vorbereitungen zur Landtagseröffnung. ZeitungSeonfiscationen. Wahlangelegenheiten. Stu denten au» Wien erwartet. — Pesth: Blutige Depu- tirtenwahl. Graf Apponyi wieder nach Wien. — Berlin: Beisetzung deS Herzen» deS verewigten Kö nig». Graf Pourtale» erwartet. Declerq nach Pari». Ergänzung der VerfaffungSurkunde. — Kassel: Vol- mar wieder genesen. Zur Verfassungsfcage. — Frank furt: Der König von Württemberg. Frhr. v. Kübeck.— Pari»: Ausweisung französischer Journalisten aus Venedig. Die französische Militärcommission aus Persien erwartet. Birio eingetroffen. Rücktritt Fla- hault'S in Aussicht. — Neapel: Aler. Dumas des Betrugs beschuldigt.— London: Palmerston'S Wahl rede zu Tiverton. — St. Petersburg: Reformen in Polen. — Ueddo: Ermordung deS amerikanischen GesandtschaftSsecretärS. Ernennungen und Versetzungen re. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Löbau. Kamenz.) vermischtet. Feuilleton. Briefe aut Italien.*) VII. Neapel, 12. MLrzlSLt. In Oberitalien hat der Winter in diesem Jahre streng gehaust. I» Januar fanden wir in Trient 9 Grad Kälte, Von Verona bis Turin lag eine handhohe Schnee decke, und die wenig erbaulichen und zeitraubenden Kämpfe mit Kaminen, wunderlichsten Ofen-Imitationen und nassem Strauch- und Wurzelholze wiederholten sich überall. Erst hinter den großen Eisenbahntunnel», die nach Genua führen, waren Schnee und Kälte verschwun den vor der warmen Frühlingsluft, und die üppigen, fruchtbelasteten Orangengärten und die vorherrschend immergrüne Vegetation wußte Nicht» »om Winter zu erzählen. Bei Florenz war er meisten- vorüber, hatte aber in den Bildergalerien und Kirchen noch eine tüch tige Kälte zurückgelaffen, und da» Frühjahr — wenn man diesen Namen für Italien überhaupt gebrauchen will — trat mit häufigem Regen ein. Neapel dagegen hat einen mildern Winter genoffen, als seit Jahrzehnden, wie man hier versichert, und warme Siroccoluft hat fast stet» vorgeherrscht. Der hiesige März indeß ist der deutsche April und heißt wegen-seiner Veränderlichkeit auch il me,e äel ctinrolo; da» Wetter ist auf zwei bi» drei Stunden hin unbeständig, und heftige Winde und Regenschauer treten oft plötzlich ein und sind tagelang höchst hemmend für den Fremden, da die Hauptgenüsse de» hiesigen Aufenthalt» im Besuch der Umgegend be gehen. Zwischen den schlechten Tagen freilich erscheinen dann plötzlich klarste warme Sommertagr, an denen die Natur im schönsten, bezauberndsten Colorit prangt, dir *) «gl. Nr. «S, SV, LI, SO, S2 und 7S d. »I. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 3. April. Die amtliche „Wiener Zeitung" enthält die Ernennung von 11 Landetmarschällen und Landeshauptleuten, so wie von deren Stellvertretern. Unter den Letzter« findet man fast durchgehends bürgerliche Namen. Pesth, Mittwoch, 3. April. Graf Apponyi eröffnete heute die Sitzungen der königlichen Curie, meldete dabei die theilwris« Sanctionirung der Beschlüsse der Justizronferrnz und deren sofortige Vorlage an den Landtag brhuf» der Verleihung provisorischer Gesetzeskraft. Ein PaffuS in der Rede ApponyiS, dat Wohlwollen deS Kaisers für konstitutionelle Landeseinrichtungen ausdrückend, wurde beifällig ausgenommen. BreSlau, Dienstag, 2. April. Nach einer Warschauer Meldung der heutigen „Schl. Z." sagt der Fürst-Statthalter in seiner zweiten An sprache an die Einwohner des Königreichs Polen: Der Kaiser beschenke seine polnischen Unterthanen mit Institutionen, deren Einführung der Wohl fahrt deS Volkes eine neue Entwickelung verleihe. Die Einwohner des Königreichs werden die Gna- denbezeugungen des Monarchen, dessen großmüthige Absichten durch dir in Warschau vorgekommrnen Unordnungen nicht gestört worden seien, würdigen. Die Treue seiner Unterthanen kennend, habe der Kaiser dieselben von einem Häuflein schädlicher Menschen unterschieden, welche die Unordnungen bervorgerufen haben. Alle Stände würden dem vertrauen deS Kaisers durch Dankbarkeit und in dem sie die Ordnung aufrecht erhalten, entsprechen. Möge dieser festliche Tag ein neue« Unterpfand der Wohlfahrt deS Landes unter der Regierung deö Kaisers Alexander sein! Paris, DienStag, 2. April. Nach hier ein gegangenen Nachrichten aus Genua vom heuti gen Tage hatte Garibaldi am 31. v. M. Abends Caprera verlassen und war in Genua eingetroffen; man glaubt, er werde nach Turin gehen. Au» Turin wird gemeldet, dass Lamarmora seine De mission zurückgezogen habe. Kopenhagen, Dienstag,2.April.*) Demvrr- nehmen nach verlangen die Gesandten von England uud Rußland aufrichtige Erfüllung der dänischen Versprechungen in der holsteinischen Budgetsache und machen eventualiter Dänemark für den Bruch mit Deutschland verantwortlich. Warschau, Mittwoch, 3. April. Auf ver langen deS Fürsten-StatihalterS hat sich die Bür gerdelegation auf zwölf Personen reducirt. Ihre Sitzungen finden interimistisch im Rathhause statt, bis der Municipalrath thätig sein wird. Die Sitzungen in der Ressource sind aufgehoben. Ka lisch, Dienstag, 2. April, Abends. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung in der Stadt und Umgegend hat sich ein Comitö von 24 Personen gebildet. Die Ruhe ist nicht weiter gestört worden. *) Wiederholt, weil nicht in allen Exemplaren der letzten Nummer d. Bl. enthalten. Dresden, 3. April. Die „Constitutionelle Zeitung" hat für die Feiertage in ihrer Nr. 73 eine kleine Nachlese zu den Verhandlungen der Zweiten Kammer vom 25. März ge liefert. Obschon wir e» nun grundsätzlich vermeiden, un» über stattgefundene Kammcrverhandlungen auSzulassen, so finden wir unS doch durch die Art und Weise, wie die „Constitutionelle Zeitung" jene, hauptsächlich auf die hiesige Polizeidirection Bezug habenden Verhandlungen besprochen hat, Einiges auf den betreffenden Artikel zu erwidern veranlaßt. dann mit raschem Entschluß und einigem Wagniß benutzt werden müssen. An einem solchen besuchten wir Pompeji. Ich er wähne davon nur die eben fast vollendete neue Aus grabung eine» Hause», dicht an der sogenannten Strada- drll'-Abundanza, das zu den größer« und reicher aus gestatteten gehört. Mehrere kleine Statuen wurden ge funden, obwohl keine von besonderm Kunstwerthe; ein eiserner, tragbarer Herd von gleicher Structur, wie die bereits im Museum befindlichen zeigen. Die frisch er haltenen Malereien — Tritonen, schwebende Tänzerinnen, Köpfe und einige größere Compositionen in den kleinen Gemächern, welche den inaern Hof umgeben — gehören zu den gut gezeichneten und sorgfältig auSgesührten. Die Röhren, welche das Wasser zum Atrium führen — ganz gleichend den Gasröhrep in unfern Häusern —, waren sämmtlich unverletzt, xbenso der Mosaikfußboden. Ein großer Haufen völlig frisch erhaltener Holzkohlen deutete auf einen sehr vorsorglichen Holz- oder Kohlen vorrath. Wenn man durch die Schätze deS hiesigen Museum» und durch den Besuch Pompeji» einen voll kommenen Einblick in da» häusliche Leben der alten Völker, eine Kenntniß ihrer Gerätschaften, ihrer Schmuck fachen re. gewinnt, die ganz in derselben Art auch dem Leben der Gegenwart angehören, so drängt sich der Wunsch auf, daß e» jedem Philologen und jedem Lehrer der Culturgeschichte vergönnt sein möchte, ehe er da» Katheder bestiege, fein Wissen und feine Anschauungen zuvor hier zu bereichern. Von Pompeji wandten wir un» (mit der Eisenbahn) nach Castellamare, und von dort fuhren wir nach Sorrent mit seinen Orangegärten, oder jagten vielmehr: denn die Schnelligkeit und Geschicklichkeit, mit der man hier fährt, übersteigt die Vorstellungen deutscher Roffelenker. Die Thiere werden dabei freilich nicht geschont und hin und Nach dem Eingänge de» Artikel» möchte e» scheinen, als wären große und wichtige Enthüllungen gegen die Regierung und ihre Behörden bei jenen Verhandlungen zu Tage gesördert worden. Indessen ergeben sich au» dem Referat selbst nur vier thatsächliche Vorgänge, welche in dem langen Zeiträume von ziemlich neun Jahren der liberalen Partei einen vermeintlichen Anlaß zur Be schwerde gegeben haben. In erster Linie erscheinen die Verzeichnisse, welche zeither von den AmtShauptmannschasten alljährlich über die Mitglieder der Etadträthe und Stadtvrrordnetencol- lcgien gefertigt worden sind. Der Verfasser de» Artikels beliebt sie geheime Listen über die politische und sonstige Führung dieser Personen zu nennen. Allein e» ist schon bei den ständischen Verhandlungen darauf hingrwiesen worden, daß die fraglichen Verzeichnisse keineswegs die Bedeutung und den Charakter von Conduitenlisten, daß sie vielmehr einen statistischen Zweck und hauptsächlich die Bestimmung gehabt haben, über da» gesammte Personal der städtischen Collegien im Lande bei der Centralstelle, dem Ministerium deS Innern, eine übersichtliche Zusam menstellung und dabei zugleich, soweit möglich, eine kurze allgemeine Charakteristik dieser Collegien, zumal da die Etadträthe nach 88- 178, 181 und 182 der allgemeinen Etädteordnung nicht blos Verwalter der städtischen Ge- meindcangelegenhciten, sondern auch obrigkeitliche Behör den und Organe der Staatsgewalt sind, zu besitzen. Wenn sich die Mitglieder des Ministeriums bei ihren Reisen im Lande oder sonst nach den einzelnen Persön lichkeiten in jenen Collegien, nach ihren Leistungen und ihrem Verhalten erkundigen, so wird dies Jedermann ganz natürlich und vollkommen gerechtfertigt finden. ES kann daher an und für sich ein besonderer Uebelstand darin nicht wohl gefunden werden, wenn diese Nachrich ten dem Ministerium in einer übersichtlichen Zusammen stellung geliefert wurden. Die AmtShauptmannschasten haben aber, wie bei diesem populären Institute schon von selbst vorausgesetzt werden kann, weder geheime, unzu lässige Mittel angewrndct, um die betreffenden Notizen zu erlangen, noch auch etwaige hinterwärtige, verleum derische Bemerkungen über die betheiligten Personen in die fraglichen Verzeichnisse eingetragen. Auch hat die Regierung in keinem einzigen Falle irgend eine Maßregel auf diese Verzeichnisse gegründet. Die Regie rung hat jedoch die ganze Anlegenheit, bei welcher man auS einer Mücke einen Elephanten gemacht hat, gar nicht votr der Wichtigkeit befunden, um nicht in der Kammer, »vir fir gethan hat, ohne Zögern zu erklären, daß sie filr die Zukunft von den so sehr mißverstandenen Verzeich nissen absehen lassen wolle. Die zweite sogenannte Enthüllung bezieht sich darauf, daß im Jahre 1853 aus Anlaß eines damals vorgekom- mencn speciellen Falles gewisse criminalpolizeiliche Haus suchungen in Dresden und Leipzig stattgefunden haben. Abgesehen nun davon, daß hier von vermeintlichen Ent hüllungen gar nicht die Rede sein kann, da die betreffen den Bebörden sowohl als die betroffenen Personen au» dieses damals vorgenommenen Haussuchungen zu keiner Zeit ein Geheimniß gemacht haben, so wollen wir in folge der geschehenen Aufforderung hier bemerken, daß die Veranlassung zu diesen Haussuchungen darin gele gen hat, daß im Februar 1853 an die hiesige, damals noch städtische Polizeibehörde auS New-Bork direct per Post die Mittheilung gelangt war, daß ein im Jahre 1851 von hier ausgewiesener Ausländer, dessen Name genau angegeben war, „im Auftrage deS deutsch-amerikanischen RevolutionS- „bunde» zu New-Bork soeben von da abgereist fei, „um sich nach Berlin, Dresden und der Schweiz zu „begeben." Als er nun auf dieser Reise in Leipzig angelangt war, wurde er dort auf vorgängige Requisition der hie sigen Stadtpolizcideputation, verhaftet und eine Durch suchung seiner Effecten von dem dortigen Polizeiamte vorgenommen, wobei sich eine Menge Briefschaften vor fanden, welche darlegten, daß der Verhaftete mit vielen, zum Theil hervorragenden Demokraten in Sachsen so wieder stürzt Wohl ein-, wie unS selbst passirte, aber es geht gewöhnlich Alle» glücklich ab. E» ist, als oll die Natur selbst gutmffthig auf den Leichtsinn der hiesigen Menschenrace Rücksicht nähme und sich Alle» wunderbar wohl in einander fügen ließe. Der nächste Tag war einer von jenen schönen lichten, die entzückendste Aus sichten mit dem leuchtenden Tiefblau deS Meeres ge währen. Von den mit Myrthengebüsch und üppig blühenden Eriken bewachsenen Hügeln Delle-Fontenelle und Cermenna über Sorrent, vor unS die Gipfel des Monte-S.-Angelo, sahen wir auf die beiden Golfe von Neapel und Salerno — mit dem Vesuv und der hohen Gebirgskette, die sich nach Calabrien hinzieht — hinaus: einer jener poetisch einzigen und unvergleichlichen Ge nüsse dieser paradiesischen Gefilde. Dann stiegen wir auf der schroff abwärts führenden Felsentrcppe nach Scari- catoja hinunter, um mit einer Barke nach Amalfi zu fahren. Ein auf senkrecht abfallender Felsenwand ge legenes Kloster mit säulenreichem alterthümlichen Hof ist dort zum Gasthof umgestaltet; man blickt von da hinab auf die pittoresken, steil abfallenden Küstenzüge, auf die rastlos zischende Brandung der blauen Wogen und auf den in schönen stolzen Linien sich auSbreitenden Gebirgs kamm hinter Salerno nach Pästum zu. In Amalfi kamen wir gerade zum Feste, da» man für Victor Emanuel, Garibaldi und für die Einnahme von Gaöta — etwas verspätet, aber lebhaft genug — feierte. Ein Bild — ein lithographirter Reiter, den König Victor Emanuel darstellend — war, an einer Ecke de» Markte- angebracht, mit einem geschmackvollen Säulen bau und bunten Lampenguirlanden umgeben. Kanonen schläge knallten in Menge, Raketen und Schwärmer blitzten von den Fenstern und von der Straße au» mitten im Menschengewühl auf, und da» Musikchor der Nationalgarde hielt mit der Garibaldi-Hymue, einen wohl, al» im Ausland« in politischem Briefwechsel ge standen hatte und dieser ih« mehr oder weniger conipro- mittirte. Ei« von ihm in Leipzig selbst, unmittelbar vor feiner Verhaftung angrfangener Brief, clä. 1. März 1853, enthielt z. B. folgeude Stelle: „In Leipzig angekommen, besuchte mich Stunde darauf N. tt. Hier erfuhr ich denn auch, daß der Ungar» Kaisrrtödter ausgezeichnet gestorben ist und alle Nach richten der Press« Lügen sind; echt männlich, hat er nur gefragt: ob der Kaiser tobt sei, und bereut, daß die» nicht der Fall ist. Auf alle Fragen hat er stet» geaat- wortet: „E» lebe Koffuth"; fein letzte» Wort war ein Hoch auf diesen Mana und auf die Republik." Die Verhaftung de» di. war nämlich in di« Zeit ge troffen, wo kurz vorher sowohl da» Mailänder Attentat, al» auch da» Attentat auf das Leben de» Kaiser» von Oesterreich erfolgt und überhaupt viel Bewegung unter den Demokraten fast in allen Ländern zu bemerken war. Die vorgefundenen Briefe hatten, da es sich um vorbe reitende Handlungen zum Hochverrathe zu handeln schien, die Folge, daß bei den betheiligten Personen Haus suchungen durch die betreffenden Behörden vorgcnommen wurden. Von einer allgemeinen Razzia im Lande, wie Herr vr. Heyner sich auSzudrücken beliebt hat, ist keine Rede gewesen; auch war auf eine solche Hyperbel, wie deren der Herr vr. Heyner in der Kammer gern gebraucht — wovon sich ein jeder Leser de» „Leipziger Tageblatte»", wo dessen Reden gewöhnlich in «rtenio zu lesen sind, leicht überzeugen kann — von Seiten der Regierung in der Kammer selbstverständlich nicht zu antworten. Nachdem die polizeiliche Untersuchung gegen den ver hafteten dl. beendigt war, kam in Frage, ob diese Sache an die Criminalbehörde zur weitern Verfügung abzu geben sein möchte? Allein eincstheil» waren die Ergeb nisse der stattgefundenen polizeilichen Erörterungen nicht von der Bedeutung, daß die- unbedingt nothwendig er schien, und andererseits wünschte der Verhaftete selbst, sogleich nach seiner Entlastung von hier fortzugehen und nach . Amerika zurückzukehren. Unter diesen Umständen wurde er entlassen und nach Amerika zurückgewiesen. Sollte irgend Jemand ein» oder da» andere von den damals bei den ftattgcfundenen Haussuchungen vorläufig in Beschlag genommenen Papieren noch nicht zurück empfangen haben, so hat er sich selbstverständlich an die betreffende Behörde deshalb zu wenden, und »ach Be finde« steht ihm der Beschwerdeweg an die vorgesetzte« Instanzen offen. Wa» übrigens den in dem fraglichen Artikel der „Constitutionellen Zeitung" bei diesem Punkte mit Frage zeichen geschehenen Hinweis auf andere namhaft gemachte Länder betrifft, so hat der Verfasser dabei noch einige Länder, z. B. Preußen, Bayern, Württemberg, Baden, Nassau rc., zu erwähnen vergessen. Anlangend hiernächst die dritte sogenannte Enthül lung, so betrifft dieselbe einen, vom Herrn Abg. AieSler zur Sprache gebrachten Fall, wo angeblich rin Müller geselle im Jahre 1859 wegen Diebstahlsverdacht längere Zeit in polizeilicher Hast behalten und erst dann an die Staatsanwaltschaft abgegeben, von dieser aber sofort freigelasfen worden sein soll. Nach eingezogener Erkun digung haben gegen die betreffende Person anfangs aller dings sehr erhebliche VerdachtSgründe wegen eine-, ihr Schuld gegebenen Diebstahls vorgelegen, deren Con- statirung vielfache aufhältliche Requisitionen an andere auswärtige Behörden nöthig gemacht hat. Nach Erledi gung dieser, mit möglichster Beschleunigung bewirkten Requisitionen, welche auch von Seiten der Justizbehörde in alle Wege nicht hätten unterlassen werden können, hat sich ergeben, daß jene Verdachtsmomente nicht al- zulänglich begründet anzusehen gewesen sind, daher ist denn auch feiten der Staatsanwaltschaft von Beantragung einer weitern Untersuchung abgesehen worden. Hätte sich der Brtheiligte darüber, daß seine Ange legenheit nicht früher an die Justizbehörde abgegeben wor den sei, beschweren wollen, so hätte er sich mit einer sol chen Beschwerde, nach Artikel 75 der Strasproceßordnung, Garibaldianer mit der dreifarbigen Fahne an der Spitze, feinen feierlichen Umzug. Flammende Lämpchen leuch teten bi» Mitternacht an allen Fenstern bi» hoch an den steilen Felsenwänden hinauf, an denen die Häuser sich kühn und malerisch emporziehen, und laute, feurige „EvvivaS" erschallten, mit denen auch Cialdini bedacht wurde. Die Begeisterung für Garibaldi ist in diesen Küstenprovinzen noch größer al» in Neapel. Am andern Morgen wanderten wir nach der alten Stadt Ravello mit ihren normännischen und maurischen Bautrümmern hinauf. Ein Engländer, Wright, hat zum Bau seiner Villa mit reizenden Gartenanlagen die sehr schönen Reste einer Sarazenenburg geschmackvoll benutzt; ihre Säulenhallen mit zierlicher Stuccaturarbeit, ihre schlank aufstrebenden Spitzbogenfenster und phantastisch verschlungenen, aufstrebenden Zinnen bilden ein Stück märchenhafter Romantik; prachtvolle Aloestauden, Pal men, Lorbeerbüsche, Pfcfferbäume, indianische Feigen rc. treiben zwischen den Trümmern hervor. Von Ravello führt eine tiefe Schlucht mit schönen Aussichtspunkten auf groteske FelSgestalten nach Minore hinab, wo un» ein kleiner Boutikenbesiher gastfrei — gegen Vergütung — mit dem eben fertigen Mittags mahl« seiner Familie, vortrefflichen Maccaroni — die in Amalfi am besten fabricirt werden —, sehr willkommen regalirte. Die gestrige Steigerung zu herrlichstem Sommer tage hatte indeß heute einen Rückfall de» Wetter» zur Folge; Sciroccowind brachte Regen heran, der un» auf dem dreistündigen Ritte auf der prächtigen, an maleri schen Buchten und Felsenpartien reichen Küstenstraße nach Salerno getreulich begleitete. Sowohl wegen de» schlechten und kühlen Wetter», al» auch wegen der Un sicherheit der Straße mußten wir von der Fahrt nach Pästum abstehen. Der Weg dahin war noch nie ganz sicher, und dir Kürze der Tage und der schlecht ge
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