Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188711083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-11
- Tag1887-11-08
- Monat1887-11
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1887
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Redaktion und Lrpkdition Ioha»netgaise S. ZprechAnnden -er Re-action: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. «ü- »«« «««,», M.nuicrw«, W»ch« «« die Ne»«i>«a »ich« »erduitUch. A»u«h«e »er für »t, nä»stk«l,e«»e N««««r »eftim«teo Inserate a» W«chenta,e« »iS 3 Nhr Nachmittags, au Sa«»» »n» Krsttaorn früh »t«'/,» U»r. In de» Filialen str I»s.-Lnnah«r: vtta Me«». UniversttätSstraße 1. V-«i» rische. ', kathartarastr. 23 part. a. «önig»platz ?» n»r bi»'/.» U»r. GMtr.TMbM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ziL. Dienstag vcn 8. November 1887. Amtlicher Theil. NrkLlliltMihllllr. ^ Nach einer Mittheiluag der Königlichen Amt«hauptmann» fchaft Leipzig ist am 2. ds». Ml», in Connewitz ein toller Hund vorgekommen und ist deshalb von der genannten Be hörde die Festlegung "Her Hunde für alle im Umkreise von 4 Lm von Connewitz gelegenen Ortschaften und selbstständigen Gullbezirke angeordnet worden. Aus Grund von tz 33 de« ReichSgesetzeS. betreffend die Ab wehr und Unterdrückung von Viehseuchen vom 23. Juni 1880 (S- 153 ff. de« ReickSacs.-Blaltc«) sowie aus Grund der zur Ausführung diese« Gesetze- vom Königl. Ministerium deS Innern erlassenen Verordnung vom 9 Mai 188l, tz 26 (S- 43 dcS Gesetz- und BerordnungS-BlatleS) wird deshalb auch hier die Festlegung (Ankettung oder Einsperrung) aller im Stadtbezirke vorhandenen Hunde für einen Zeitraum von 8 Monaten, also bis zum 2. Februar 1838 hiermit angeordnet. Hierbei wird Folgende» bemerkt: Der Festlegung der Hunde ist glcichznachten, wenn dieselben mrt sicherem Maulkorbe versehen an kurzer Leine geführt werden, jedoch dürfen Hunde während der oben bestimmten Zeit ohne polizeiliche Eriaubniß au« dem gesäbrdeten Bezirke (der sich über alle in der oben angegebenen Entfernung von Connewitz gelegenen Orte, einschließlich der Gemarkungen der selben erstreckt) nicht auSgefübrl werben; auch wird hierbei noch besonders darauf hingewiesen, daß nach tz 85 unsere« Slraßen.Polizei'RegulativS da« Führen der mit Maulkorb versehenen Hunde an kurzer Leine aus Trottoir« und Fuß wegen innerhalb der Stadt verboten ist Die Benutzung von Hunden zum Ziehe« ist während de« oben bestimmten Zeitraumes innerhalb der Stadl nur unter der Bedingung gestattet, daß dieselben fest angcschirrt mit einem sicheren Maulkorb« versehen und außer der Zeit de« Gebrauch- sestgelegt werden, während die Benutzung von Hunde» zum Diehtreibe» innerhalb de« Stadtgebiete« i» dem oben bestimmten Zeitraum« hierdurch gänzlich ver boten wird. Demgemäß fordern wir alle Hundebesitzer hier aus, während der nächsten 3 Monate vom 2. ds«. Mt«, an ge rechnet. den vorstehenden Vorschriften genau nachzugehrn, auch ihre Hnnbe genau zu beobachten und bei Wahrnehmung ver dächtiger Erscheinungen an denselben sogleich da« Nöthige vorzukehrrn und bei un« Anzeige zu erstatten. Wer diesen Anordnungen zuwiderhandelt, bez. denselben nachzugehen unterläßt, wird nach tz65 de« oben angez. Reich«. Gesetze« Mit Geldstrafe bi« zu 150 »ck oder mit Hast bestraft, sofern nicht nach den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen eine böhere Strafe verwirkt worden ist. Hunde, welche Liesen Vorschriften zuwider innerhalb deS Stadtbezirkes von unseren damit beauftragten Beamten frei umherlausenv betroffen weiden, sind nach tz 26 der oben angez. Verordnung sofort zu tödten. Leipzig, am 4. November 1887. Str.-Reg. L. 257. Der Rath der Stadt Leipzig. Kreisch vr. Georgi. schmer. ES ist wiederholt zu bemerken gew sen. daß beim Gebrauch der in hiesiger Stadt befindlichen Waareaaafzüge nicht immer mit der erforderlichen Vorsicht verfahren wird. Die hierdurch für da« Publicum entstellende Gefahr wird noch er- bvkt durch den Umstand, daß diese Auszüge in den meisten Fällen in dicht bewobnlen, zu Durchgängen benutzten und häufig sehr schmalen Höfen angebracht sind, in welchen der nicht selten ziemlich lebhafte Verkehr schon ohnehin auf einen geringen Raum beschränkt ist. Zur möglichsten Vermeidung von Unglück-sällen bestimmen wir daher zur Nachachlung für die einen Waarcnaufzug Be> sitzenden bez. Benutzenden Folgendes: 1. Während der Dauer der Ingebrauchnahme eine« solchen Waarenauszug« ist jederzeit in dem betreffenden Hofe ein Mann aufzustellen, welcher Vorübergehende aufmerksam zu machen und zu warnen hat K. Die bei den Auszügen zur Verwendung kommenden Telle, Rollen re. sind von Zeit z» Zeit einer ge nauen Prüfung auf ibre Tragfähigkeit zu unter werfen. auch muß die Einrichtung z»m Aushängen der Waaren «ine vollkommen sichere und so beschaffen sei», bez. gebraucht werden, daß die zu fördernde» Waareu nicht während der Förderung herabsallen können. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen oder Ver nachlässigungen derselben werden, soweit nicht nach dem Gesetz eine schärfere Strafe in Anwendung zu kommen hat. mit Geldstrafe bi- zu 60 oder Hast bi- zu 14 Tage« ge ahndet werden. Leipzig, den 28. Oktober 1887. 6«7» Der Rath der Stadt Leipzig. ix. 1236. Dr. Georgi. Hennig. vttmikthuug ia der Mischhake am Johanuisplatz. In obiger Fleischballe ist die Abtbeilnng Nr. 2l von jetzt «der aus Wunsch von einem spätere« Zettp««cte an anderweit gegen eiumouatltche Kündigung zu ver- »tethe« und werden Mielhgesuche aus dem Rathbause, l Etage, Zimmer Nr. 17, entgegengeoommen. auch können ebendaselbst die vern-iethung-bebingungen eingeseheu werde«. Leipzig. den 28. October 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. llr. Georgs. llruinv l». 6103. Siegel. Anctions vtklinntlllaüiuils. Donuer-tag, dea Iv. diese» Mouat», Vormittag» pou /,kv Uhr an, werlcn im hiesige» Stadthaus«. Eingang Muhlgasse Nr. 1 verschiedene Mobiliargegenstände. Wand- un» Taschen uhren. einige Schmucklachen, Kleidungsstücke, rin Schraub stock und verschiedene» Andere «n den Meistbietenden gegen sofortige haare Bezah lung öffentlich versteigert werben. Leipzig, am 7. November >887. Der Rath der Stadt Leipzig. Ick. 24003 ,c. vr. Georgi. Elauß. Vekanntmachung. Die Pflasterung der Sldomenilraßc aus deren Strecke zwischen dem Floßplatz und dem Pleißenmühlgraben soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tief bau-Verwaltung. NathhauS, U. Etage, Zimmer Nr. ll, au« und können daselbst eiugejehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerte» sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Sidonienstrasie betr." versehen ebendaselbst und zwar b>» zum Ltt. d». Mt»., Nachmittag« 5 Uhr. einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor. sämmtlichc Angebote abzulehnen. Leipzig, dea 2. November 1887. DeS Rath» der Stadt Leipzig Id 4153. Strasienbau-Deputatiou. Da« für Au»uft llaurrhof au- Reibitz am >3. November 1882 von der unrerzeichneien Behörde ausgestellte Dienstbuch ist vor etlichen Jahren in diesiger Stadt abhanden gekommen. Behuf- Verhütung von Mißbrauch wird daS Buch hiermit für ungültig erklärt. Leipzig, am 1. November 1887. La» Polizei««» der Stadt Lrtpzt-. Brelschneider. Faidix. Bekanntmachung. die Rtrchenvorstanvswahl in »er Matthäi,rmeinde detr. Au« dem Kirchenvorstande der Matthäikirche scheiden noch den Bekanntmachungen vom 21. September und 2. und 3. Lctober d. I. solgende Herren au»: Iustizratb F. >k. Bärwinkel, Iuiiizraih R. W. Frenkel, Piostssor vr. R. I. Richter, Etadiroth G. Schmidt-SSHlman», Wrchseliensal H. K. Otto und Reichsbankdircctor O. E. Heller, deren Wiederwahl mit Au-nadme de« Letztgenannten, welcher die Gemeinde verläßt, gesetzlich zulässig ist. Ferner ist sür den ver storbenen Kaufmann Herrn Herm. Traug. Fritzsche eine Ersatzwahl vorzunehmeu. Die Wahl soll rien«tag. dea 8. Novrmbrr d. I«. »«» vormittag« IO Uhr bi« Nachmittag« S Uhr 1« der Sakristei der MaNdäikirchr ftatlfiadeu. 1) Stimmderechtigt find diejenigen Gemeindeglieder, welche sich schriftlich oder mündlich zur Wählerliste angemeldet habe». 2) D>e Wahl hat durch schriftliche, jedoch persöniichr Abstimmung zu geschehe». 3) Jeder Wahlzelle! hat 7 Name« von mindesten« 30 Jahre allen Gemeindegliedern zu enthalten, deren Taus- und Familienname, Stand und Berns genau zu bezeichnen ist. Alle stiininberechiigien Glieder der Mnttbäikirche» - Parochie fordern wir aus, sich aa dieser Kahl eisrigft zu belheiligen und ihre Wahl aus Männer von gutem Ruse, bewährte»« christliche» Sinne, kirchlicher Einsicht und Eriahrung zu richten. Leipzig, am 1. November >887 Ter Wahlausschuss der Matthäikirchc. I. A.: V. Rieischel. SiebSalils-vekanntmachung. Gestohlen wurden laut vier erilalteter Lozeige 1) Ein hacket von blauem langhaarige» Stoff mit einer Reihe Hornknöpse, eine schwarzlederne Tasche und in derselbe» ein Lehr brief verschiedrne Zeugnisse und Papiere, aus „Xristur lümlon- atrausii" lautend, sowie ei» rvlh. und weistgestreisic» Taschentuch, ,,X. v." gez., a»S einem Schlassaale in Nr. 32 der Windmühle», straße, vom 15. bi; 17. Juli ds». Ihr«.; 2) ein Ncglllatar ohne Schlagwerk, in dunkelvolirteitt Nutzbau», aehäuse, au» einem Aastlocale in Nr. 6 am Markt, von, 27. vor. MtS. biS 1. ds». Ml-.; 3) ein Winterüderzikder von dunkelblauem glatten Stoff mit Gammetkragen, Bordeneinsoffung. kleincarrirtem Fatler, einer Reihe übersponnener Knöpfe mit verdeckter Batteri-, Billeiiäschchen und gelbem Kettchenhenkel, darin eia weiße« Taschentuch. „X. 8 " rold gezeichnet, au- dem Tanzsaale deS Tivoli, Z'itzer Straße 30, am 31. vor. MtS. Abend«: 4) «in abgelragene« Portemonnaie, schwarzledern, mittelgroß, mit Kloppe und gelbem Schlößchen, enthaltend 88—40 Mart in einem 20- und 10-Markstück und Silbermünze, einen Handschuh, knöpser und eine Rechnung über Schneiderarbeiten von aus dem Markivlatze mittelst TaschendiebsiahlS am 29. vor. Mi«.; 5) ein Manns-Iacket, ziemlich neu, von schwarzgrauem starken Stoff mit grauwvlltneni, rotb- und braungestreislem Futter, einer Reihe SleiinnißknSpse und Bordeneinsaffung, auS einem Geschäft»- Garderoberoum in Nr. 10 der Rkich-straße, vom 26. vor. MtS. bis 1. dl,. Mi» ; 6) ei» dunkelgrauer So««erüterzietzer mit einer Reihe Horn- knöpte, schwarzem Schooß- und gestreifte»! Aermelsutter, ooS einem Voriaale in Nr. 29 der Zeitzer Straße, am 2. ds« Ml»^ 7) ein Winternverzirhrr von blauem flockigen Stoff mit einer Reihe Knöpfe, Sammelkragen und schwarzem, etwa- deseclem Futter, sowie eia Ginlagehuch der Leipziger Lreditbank Nr. 20.30l und 12,018 über 1800 ^t Einlage, an« einem Sprechzimmer im Schiilslügel de« Augusteum«, am 3. ds«. Ml«. Vormittag»- 8) »in kleine« Hotzkiftchrn, braunpolirt, mit 173 Mark, darunter 100 ^l in Sold und 73 ^l in Silber, sowie ein Melde schein. aus „Seujawin Xormano" lautend, auS einer Hoswohnung in Rr. 69 am Brühl, am 3. dl». Mt«.; 0) eiae große »»gestrichene Waschwanne mit 2 eisernen Reifen, au« der Hau«slur in Nr. 31 der Slernwartenstraße, vom 4. bis 5. ds«. Mt«.; 10) eia schwarzer Wintermantel, eng anliegend, mit 2 Reihen Knöpfen, Kragen and Auslchlägen von Plüsch und Schnureubesotz im Rücke«, au« einem Vorsaale in Nr. 31 de- Ranstädier Sleiuweg-, i» den ersten acht Tagen de« vorigen Monat«; 11) ein« silbern» Anker-Sadonrit-Uhr mit Spruugdeckek und Schildchen daraus, einigen Rissen im Zifferblatt und anhängender kurzer langgliedriger Stahlkette m» Paieniudrschlüssel, au« einem Schlairaume in Nr 3« der Nicalaistraße, am 5. di«. Ml».; 12) »in r««»erührrziktzer von dunkelgraumelirtem Stoff mit einer Reih« überspoanenrn Knöpse» mit verdeckter Batterie, dunkel, nrünietdenem Futter mit rothen Torr«- und dem Namen „Oevix Dkarami, l>ipri<e" im Henkel, in dea lasch.» ein weiße- Taschen tuch, »0. 8." gez. und ein Paar braune Glacötzandschutzc, seiner ein schwaezleid. Negeuschtr« mit gelbem Holzstab und gebogenem Griff mit Metallvlätichen, au« dem Gaftlocale de« Panorama«, am S. ds» Mt- Abend«; 13) ei, Wintrrährrzteher, wenig getragen, von braunem gestreifte» glatten Stoff mit grauem earrtrten Futter, einer Reihe KnSpke mit verdeckter Batterie, Kammetkragen, Billeiiäschchen uud dem Name, „Vulpina" im H-nk-l, eia brauner Fiiztzut. ziemlich neu. im Futter die Firma „Kernt-, »in Lamen-Ilrgcnschir» mit ichwarzem Gloriabezug und kugelsörmigem Griff, au« dem Tanzlaale de« Tivoli, Zeitzer Straße 30, am «. ds«. Ml«. Abend«; 11) r Stück 3 proc. KSnigl. Sächs. Staat«schnldencaffen- scheine Nr. 002033 und 006011 vom I. l855 über je 100 Ttzalrr mit Talon«, ohne Coupon-, au- einer Wohnung tu Nr. 30 der Zeitzer Straße, seit Ende vor. MlS. Etwaige Wahrnehmungen üder de» verblieb der gestohlen,» Gegenstände »der den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminal. tibtheilung zur Anzeige zu dringen. Leipzig, am 7. November 1887. Tos Polizei-Amt her Etaht Leipzia Brelschneider. vr. D. Nichtamtlicher Theil. Die bulgarische Frage vor de« ungarische« DelegationSauSschusi sür die auswärtigen Augelegenheitrn. Die Berathung de« ungarischen Delegalion-aurschuffe« sür die au-wärtigen Angelegenbeiten vom 5. November wirb j» Bulgarien mit Hellem Jubel begrüßt werken, Venn sie ent hält die schmeichelhafteste Anerkennung sür Bulgarien und den schärfsten Tadel der russischen Politik gegen Bul garien. wenn auch mit FreuiitschastSversicherungen für Ruß land verbrämt. Gras Ankraffy und Gras Apponyi verwen deten sich mit Wärme sür die Anerkennung de» Prinzen Ferdinand von Coburg als Fürst von Bulgarien, und Gras Kalnokh batte nicht« dagegen einzuwenven. er ließ in, Gegentbeit durchblicken. daß die Anerkennung de« Fürsten durch Rußland sogleich die der übrigen verlrag-mächte nach ich ziehen würde. Sehr günstig fällt sür den Fürste» Ferdinand da« Zeugniß in» Gewicht, welche- ihm Gras Kalnokh au-gestellt hat, daß er bemüht gewesen sei, sich aus den Boden de« Berliner Bertrage« zu stellen, daß eS ihm aber nicht gelungen sei. die Bestätigung der Pforte und die Zustimmung der Mächte zu erhalten. Gras Kalnokh verschwieg, wem die Schuld an dieser unliebsamen Wendung der Sache zusalle; e« war jedoch mit Händen zu greisen, baß Rußland allein dafür verantwortlich zu mache» sei, denn ohne den Widerstand Rußland» würbe die Zustimmung der Tülle, augenblicklich eingetreten sein, und diese wurde von Kalnokh al« die Vorbedingung sür die Zustimmung der übrigen ver- trag«mächtc bezeichnet. Der Minister ließ e« zweifelhaft, ob die Zustimmung aller BcrtragSniächle nölhig sei, der Berliner Vertrag enthalte darüber keine klare Bestimmung. Artikel 3 de« Vrrlrage« sichere Bulgancn dir freie Wahl eme« Fürsten, verlange aber die Zustimmung der Pforte und die Anerken nung der Mächte. Da« erstere Recht bade Oesterreich stel« unbedingt anerkannt und nicht untersucht, ob die Sobranie constiluiionell zu Stande gekommen sei ober nicht. Die Wahl de« Prinzen entspreche der Bestimmung, daß Ver Gewählte nicht der Dynastie eine« europäischen Großstaate« angehören dürfe. Oesterreich erkenne die bnlgarische Regierung al« eine thalsächlich bestehende an, verwögc aber den Prinzen von Coburg al« gesetzlichen Fürste» Bulgarien« nicht anzuerkennen und muffe amtliche Beziehungen mit ihm vermeiden. In dieser ganze» Auseinandersetzung liegt eine mittelbare Aus sonderung an Rußland, dem Gaukelspiel gegen Bulgarien ein Ende zu machen und durch Anerkennung de« Fürsten Ferdinand eine Ursache der Beunruhigiing au« der Welt zu schaffen, die zum Schaden de» europäischen Frieden« nun schon überlange ibre Wirkungen äußert. Um jede« Mißversländniß in dieser Beziehung abznschneiden, fügt Kalnokh geaen de» Schluß seiner Rede noch die Hoffnung hinzu, baß Rußland sich mehr al« gegenwärtig den sriedlich-conservativen Be strebungen der Centralmächke nähern inöge. E« ist unmöglich, den Wunsch nach einem friedlichen Aus gleich der bulgarischen Fraae in versöhnliche Form zu kleiden »ach den langdauernden Beunruhigungen, welche Rußland nicht mute geworben ist. alle» gegenlheiligen Bemühungen der Ccnlralmächle zum Trotz Jahre lang fori,»setze». Kalnokv läßt c« aber auch nicht an dem »dthigen Ernst fehlen, um Rußland keinen Zweifel darüber zu lasten, daß e« eine Grenze gebe, welche Rußland in der bulgarische» Frage nicht über schreiten dürfe. Di« Lösung der Frage könne nicht durch eine einzelne Macht geschehen, sondern nur durch die Ueberei»- stlittmung der europäischen Mächte. Eine andere Stelle der Rede Kalnokh'« ist gleichsall« daraus berechnet, den Widerstand Rußland» in der Frage der Anerkennung de« Fürsten Ferdinand zu breche». Gras Kal- noky hebt »nt besonderer Betonung hervor, daß Alle«, wa« den Vcrtbeil der Balkanvötker zu fördern geeignet sei. stet« die Unterstützung Oesterreich« finde» werbe und daß Oester reich gegenwärtig bemüht sei. auch andere Mächte zu Freunde» dieser Völker zu machen. Der Redner nennt die Mächte nicht, aber der Gedanke liegt nahe, daß unter diesen Mächten in erster Linie Deutschlaud zu verstehen ist. dessen Theilnahm. losigkeit an den Geschicken der Balkanvöikcr ja früher mit bemerken-werther Schärfe hervorgehobe» zu werden pflegte. England und Italien haben au« ihrer Vorliebe sür die Selbst ständigkeit der Balkanvötker niemals ei» Hehl gemacht, also können diese Mächte nicht wobl gemeint sein, und aus Frank reich dürste die Einwirkung Oesterreich« in dieser Beziehung nicht stark genug sein, al» baß sie mit A»«sicht aus Erfolg versucht worden sein könnte. Graf Kalnokh hält mit seiner Freude über die SelbstständigkeilSäußerunaen Bulgarien» nicht zurück, er verweilt mit offenbarer Gennglbuung bei den Kundgebungen de« Selbstgefühl« und der Vaterlandsliebe der Bulgaren, welche durch die ihnen bereiteten Schwierigkeiten nur an Kraft uud Bedeutung gewonnen hätten, und endet mit einer begeisterten Erwiderung auf die Rede Apponhi'S, welche mit den Worten au«klingl; „Die österreichische Politik kann durch die Freundschaft sür Rußland nicht in andere Bahnen gelenkt werben, nachdem sie durch da« gehobene Selbstgefühl rer Balkanvötker eine so mächtige Förderung erfahren hat." Dir Freundschaft mit Rußland taucht immer nur al» wünschen«, werth im Interesse der Ausrechtbollung de« europäischen Frieden« im Hinterqrunte aus, al« da« eigentliche Ziel der österreichischen Politik aus der Balkanhalbinsel wird aber die selbstständige Entwickelung der Balkanstaaten sestgebalten. Die Rede de» Grafen Kalnokh ist bei oller Mäßigung mit sehr verständliche» Seitenblicken aus die Bedeutung der sreundschasklichen Beziehungen zu Deutschland, Italien und England gewürzt, und die russische Regierung kann karau« sicherlich keine moralisch« Unterstützung sür dir Fortsetzung ihrer bisherigen bulgarischen Politik schöpfen, um so bester wird der Eindruck sein, welchen die bulgarische Regierung und die Türkei von der Rede empfangen haben. Für die Regierung de« Fürsten Ferdinand ergiebl sich darau» die Auflage I»,7SV. Aboniirmrntsprris Viertels. 4'/, Mk >ncl. Bnagerlodn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SO Pf Belegeremplar 10 Ps. Gebühren sür Ertrabeilageo (in Tageblatt.Format gesalzt) otzne Postbesörderring 60 Mk. mit Postbcsürderung 70 Mk. Inlrratk ügespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrillen lau» uns. PrciSverzeichmß. Tabellarischer u. Zisicrniatz nach höhen» Tarif. Nrrlamrn unter dem RedactionSstrich die «gespalt. Zeile bOPk.. vor denFa mit len Nachrichten die 6gespaltene Zeile 10 Pf. Inserate sind stel- an die Erpröltio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pravuumornnüo oder durch Post» Nachnahme. 8l. Jahrgang. Aufmunterung, aus dem bisherigen Wege der Mäßigung und de« rubigen Abwarten« weiter zu gehen; da« bulgarische Volk erkält die vollste Anerkennung seine« Streben« nach Unabhängigkeit, und der Türkei wird deutlich zu verstehen ge geben. daß die Anerkennung de« Fürsten Ferdinand von ihrer Seite die Anerkennung d-sielben durch Oesterreich-Ungarn und dessen Verbündete wahrscheinlich unmittelbar nach sich ziehen würde. E« ist kaum anzunehmen, daß dieser Wink von der Pforte befolgt werden wird, wenn c« auch Nicht denkbar ist, daß er unveistanden bleiben sollte. In der Thal gilt renn auch diese Stelle der Rede Kalnokh'« in erster Lniie Rußland; e« soll dort aus'« Neue der Wahrheit eine Ställe bereitet werte», baß die bisderige Verne'nungöpolitik Rußland« aussichtslos ist. daß dadurch wohl Beunruhigung erzeugt werke» kau», aber baß Rußland sein Ziel, die Unter jochung Bulgarien«, aus diesem Wege nicht mreichen wird. In Rußland ist man sich dieser Sachlage wohl bewußt, aber Kalkvw batte bereit« da« Mittet anzedeutet, durch welche« die russischen Wünsche ihrer Eisüllunq entaegengesührt werden könnlen. Er wie« aus die Keinvschall zwilchen Frank reich und Deutschland hin, die früher ober später in einem neuen Kriege zum Ausbruch kommen werde. Gras Kalnokh berührte auch diesen wunden Punct, indem er sagte, baß die bulgarische Frage zwar eine Quelle der Beunruhigung sei, daß sie aber nicht den wesentlichste» und alleinigen Grund dieser schlimmen Lage bilde. Die Andeutung de« Grafen Kalnokh ist um so verständlicher, al« sie die Einleitung seiner Aeußei ungen über da« Bündniß m,t Italien bildet. Rußland hat seil längerer Zeit keinen Zweifel darüber gelassen, baß e« seine Haltung in der bulgarischen Frage von dem Au«- gange de« Kriege» abhängig macht, welcher sich zwischen Deutschland unk Frankreich vorbereitet. Dieser Krieg war, wie die neuesten Enthüllungen beweisen, unter dem Ministerium Gebiet sehr nahe uud nur eine Stimme hätte dem Minister» ralhe genügt, um den Ausbruch des Kriege« unvermeidlich zu mache». Heute ist die Sachlage in dieser Beziehung entschieden zünftiger, Venn da« Ministerium Rouvier würde der Eat- cheivung Uber Krieg und Frieden mit weniger leichtem Herzen gegcnübertreten als sein Vorgänger. Die Elemente, welche vc» Krieg fordern, fehlen im Ministerium Rouvier, und die friedliche Strömung hat, wie die letzten Abstimmungen in der französischen Kammer bewiesen haben, in Frankreich gegen wärtig die Oberhand. Der enge Anschluß Italien« an den Bund Deutschlands uud Oesterreich« hat daraus gewiß be stimmend eiogewirkt, nicht minder al« aus den Entschluß de« Kaiser« Alexander III., seinen Großoheim in Berlin aus. zusuchen. * Leipzig, 8. November 1887. * Ein am Sonntag in Köln au«gegebene« Extrablatt der „Kölnischen Zeitung" meldet, Gras Schuwaloss Hab« den Besuch de« Zaren in Berlin sür Mitte November amtlich angezeigt; der Aufenthalt werte wahrscheinlich von 10 Ubr Vormittag« bi« Mitternacht dauern. Auch der in Brüssel erscheinende russisch-ossiciöse .Nord" bestätigt, daß eine Begegnung de« russischen mit dem deutschen Kaiser in Berlin slattsinbcn werde. * Ueber den neu erwählten Bischof von Fulda schreibt Ver „Rheinische Courier": „Die Diöcese Fulda darf sich zu der Wahl ibre« neuen Bischof« Glück wünschen. Seit einem Bierteljahrhundert kennt die Stabt Wiesbaden ihn al« den Pfarrer ihrer katholischen Gemeinde, und wir dürfen von unserem unparteiischen Standpunkte au« rückhaltlos sein seqe»«reiche« und vor Allem auch sein friedfertige« Wirken in unserer Mitte, da« ihm die Hochschähung und Verehrung aller Consessionen in der hiesigen Bevölkerung eingetragen hat, rühmend anerkennen. Wenn Einer, so ist Herr Prälat Weyland würdig, der Nachfolger de« nun mehrigen Fürstbischof» Kopp zu werden, den» wir dürfen un« von ihm einer Wirksamkeit im Geiste seine« Vorgänger« auf dein Fuldaer Bischofssitze mit gutem Rechte versehen. Herr Joses Wevland ist geboren am 13 März >826 zu Hadamar al« der Sohn eine« ehrenwcrtben Handwerksmeister«, besuchte da« Pädagogium seiner Vaterstadt, dann da» Gymnasium zu Weilbnrg und später die Universität Gießen, am 6. Sep tember 1848 feierte er die Primiz, wurde am l. Oktober 1813 Caplan zu Oberursel. Pfarrer in W>e«baden am 19. No vember 1861, HauSprälat de« Papste« am ll. August 1882, Ritter des Kronenvrden« mit dem rothen Kreuze, Inhaber der Medaille sür Pflichttreue im Kriege und de« Rothe» AblerorkwnS vierter Classe l887. Herr Prälat Weyland hat in seiner vieljährige» amtliche» Tbätigkcit sich stet» al« einer jener Priester bewährt, die Gott geben, wa- Gotte« ist, und dein Kaiser, wa« de« Kaiser« ist." » » « * Ueber de» Schluß der Sitzung de« ungarischen Delegationsausschusses sür auswärtige An gelegenheiten vom Sonnabend meldet da« „Wolss'schc Bureau": C!,riia>o»y betonte, daß die bulgarische Frage durch die Fragen im Weiten Europa- in dea Hintergrund gedrängt sei; er consiotirc mit Vergnügen, daß auch die üsterreichffch.unga>i'che Regierung vor Allein die Äejainmllage Europa» vor Augen habe, wa- bürg, den beinahe demonftraiiven Anschluß Italien» an die Centra mächte den prägnantesten Ausdruck gesunden habe; er stimme des wegen sür den Antrag de« Reserenien. Apponyi erkennt gleichsalls an, daß sich Kalnokh» Voraussicht richtig er wiesen; die europäische Eonstellalion habe sich durch den Beitritt Italien» zu dem deutsch-österreichischen Bündnisse und durch die shuivathische Haltung England» günstig gestattet, da Iwlien seit längerer Zeit in der Orientseage einen den Interessen der österreichisch-ungarischen Monarchie kongruente» Tiandvunci einnebme. Da» Hnupigewichi leni der Redner aus eine selbstständige Tkäligkeit de» auswärtigen Amtet; die Haltung des Minister» gegenüber dem Projekt, beiresfend dir Entsendung Ernraih'-, habe ikn überzeugt, daß es dem Minister mit der Durchsübrung seines Programm« Ernst sei. Redner stimmt daher dem Antrag de» Reserenien gern bei. Andrassy erörtert nochmal« eingehend die bulgarische Frage, deren definitive LSlung namentlich im Inieresse de» guten B rkälonsse» zu R> ß>and geboten sei: Juli«» Horvath hält ein brffere« Verhättniß zu Rußland allerdiuu« für'»in Mittel, de» Friede» zu erhallen, doch sei schließlich die Erdoltung de» Frieden» nur unter Wahrung der Interessen O-sterrrich-Ungarn- anzustreben: dri dem Megenlatze zwiichen den österreichisch-ungarischen und russische» Interessen sei zedoch eine Bereinigung b ibcr schwer denkbar. Eine gute ou-lvärtige Pottlik müsse sich nicht nur aus eine gute Armee, sondern auch aus gute finanzielle und volkswirlhschasiliche Zustände stützen Die Re- qitrung möge sich bemühen, aus die Besserung der »olk-wirtdlchast- iichen Beziehungen zu den desrenndeien Mächten hinzuwirke». Apponyi wünscht, daß da- au-wüet ge Amt sür dir Anerkennung de» Prinzen Ferdinand wirke; a » Freund de« Frieden« stimme rr
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite