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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050901024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905090102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905090102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-01
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Var Wichtigste vom Lagt. * Die englische Flotte ist heute morgen um Uhr vor Neufahrwasser gesichtet worden. * Der Unterstaatssekretär im preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe, Lohmann, ist gestern abend in Großtabarz in Thüringen gestorben. * In Reichenbach beschloß eine Versammlung von Textilarbeitern der mechanischen Weberei von Cohn Gebrüder, in den Streik einzutreten, wenn verschiedene Forderungen abgelehnt werden sollten. Man befürchtet den baldigen Ausbruch deS Streik« und seine Ausdehnung auf sämtliche Reichenbacher Fabriken. * Da« Friedensprotokoll und der Arbeit-Vertrag für das Baugewerbe in Rheinland und Westfalen sind gestern abend im Essener Rathause vom Borstande de« Arbeitgeber bundes und den Vertretern der beiden Bauarbeiterorganisa- tionen unterzeichnet worden. (S. Dtsch. Reich.) * Nach einer Reuterdeprsche au« Portsmouth gab Japan durch Komura seine Zustimmung zu einem sofortigen Waffenstillstand. Witte wird bereit« am l2. Septemver an Bord des Schnelldampfer« „Kaiser Wilhelm" sich ein schiffen. (S. den Artikel) Leben «nä leben lasse«! Man schreibt unS: Unter diesem ganz eigenartigen Schlag wort, dem die politische Gedankenlosigkeit an der Stirn steht, ist vor einigen Tagen der Wahlaufruf für den Kan didaten der konservativen Partei im 23. ländlichen Kreise, Herrn Johannes Friedrich Dürr, erschienen. Wenige politisch« Kundgebungen werden den Ruhm der Unklarheit und de« Halbdunkel« so reichlich in Anspruch nehmen können, wie dieser Aufruf tut. An wen wendet er sich? Au-schließlich an die Mittel« standSleute l Denn der Kandidat hat offenbar nicht den Ehr geiz, Volksvertreter zu werden, er bezeichnet sich nur als Mittelstands-Kandidaten. Wer ist vieser Mittelstano? Hier beginnt nun der Reigen des politischen Gaukelspiels, wie er wohl selten so reizvoll aufgrsührt wurde. Mittelstand ist offen- bar ein moderne« Schlagwort das zieht. Wer sich dazu zu rechnen hat, ist den Meisten nicht recht bekannt, aber daß die MittelstandSbewegung heute größere Kreise zieht, läßt sich wahrnehmen. Also gewinnen wir diese Bewegung sür uns! so mag der Entschluß jener Äuchpolitikrr gelautet haben, die den Ausruf verfaßten. Machen wir Herrn Dürr zum Kandidaten dieser Bewegung! Gut. Aber im Grunde ist doch die Mittelstandsbewegung teineSweg« eine Strömung, die alle bürgerlichen Kreis bewegt. So? Nun dann machen wir sie dazu! Erheben wir die ganze Bevölkerung deS 23. ländlichen Wahlkreise« — soweit sie nicht au« Grobkapitalisten oder Sozialdemokraten besteht — erheben wir sie ui den Mittel stand! Und so geschah'«. „Der Mittelstand setzt sich zu sammen au- Kaufleuten, Landwirten, Industriellen, Gewerbe treibenden, Beamten, Privatangestellttn usw." So wörtlich zu lesen in jenem famosen Wahlaufrufe für Herrn Dürr. Hatten die Berfasser niemanden zur Seite, ver sie belehrte, eS sei politisch unzulässig, den Begriff Mittelstand in dieser Weise zu mißbrauchen, da man unter Mittelstand heute eine bestimmte Gruppe unseres wirtschaftlichen Leben« versteht; es lause demnach auf Irreleitung der Wähler hinaus, wenn man so unter der Hand die Begriffe umwert«? Fand sich niemand, der ihnen sagte, daß sie mit dieser Grenzoerschiebung gerade die Elemente de« Mittelstandes am schwersten schädigten, denen Hülfe wirklich not tut? Offenbar hatten sie niemanden zur Seite. Denn auch der übrige Inhalt de« Ausrufs läßt jede Kenntnis unseres öffentlichen Leben« vermissen. Hören wir: „In unfern Land laaskammern fehlen Männer der Praxi«! Da« Wissen und Können de« Einzelnen verschwindet hinter dem Einstuß de« Großkapitals und der Unvernunft der Massen." Da muß man denn doch fragen: Ist da« ernst gemeint oder »in mißlungener Scherz? In unserm sächsischen LandtägeEinflußdesGroßkavitalS? In unserm sächsischen Landtage die Unvernunft der Massen? Bekannt ist doch, daß kein Sozialdemokrat, daß kein Groß kapitalist im landläufigen Sinnt der 2, Kammer angehört. Mit wem reden denn die Herren, die den Aufruf Unter zeichnet haben? Glauben sie Vie Wähler so mangelhaft unterrichtet über die Verhältnisse unsere« Landtage«? Da« Wissen und Können des Einzelnen verschwindet nicht vor dem Einfluß des Großkapital-, nicht vor der Unvernunft der Massen. Soweit Wissen und Können vorhanden ist, scheitert e« an der brutalen Tatsache, daß die konservative Zweidrittelmehrheit durch ihr« Stimmwucht jeben Gedanken und jedes Talent, das ihr nicht dient, zerdrücken kann. Und diesen verfassungswidrigen Zustand der Alleinherrschaft einer Partei will der Aufruf weiter fördern, will damit weiter den dumpfen Druck der Teilnahmlosigkeit verstärken, der aus den sächsischen Wähler» lastet, denn der Kandidat, den er empfiehlt, ,st, trotz aller Versuche, diesem Bekenntnis auszuweichen, konservativ. — Wir fragen deshalb: Warum geht der Aufruf um dies« offenkundige Tatsache herum? Nun weil sie höchst unbequem ist, vor allem höchst unbe quem für einen Wahlkreis wie den 23. ländlichen, in dem weder di« Int,reffen der ländlichen Bevölkerung noch der Vorortsbevölkerung für di« bisher grübt« konservative Politik sprechen. Denn selbst di« entschiedensten Anhänger de« Herrn Dürr, dieHauSb«sitzervrr«in», werden durch »ichrS härter ge kränkt als durch die konservakiv-agrarische Politik unsere« Landtag«. Die Zahlen der Steuerstaiistlk, der Lande-brand« verstcherung-kafft reden zu deutlich! Deshalb der Auswrgi „McttelstandSkaudidat", deshalb da» neue Parteiprogramm: „Leben und leben lasten". Unter den Wählern des 23. Kreise« werd«» nun abrr weniae zu finden sei«, di, sich über di« Tatsache Hinweg räuschen lasten, daß in einem Parlament sich kein Einfluß außerhalb der Parteien gewinne« läßt. Di« größ» Be gabuna, der kernigste Wille können sich nur durchsetzen, wenn sie Gelegenheit haben, innerhalb der Fraktion zu wirken. Die Zugehörigkeit zu einer Partei bedeutet deshalb auch nicht notwendig Engherzigkeit, wie der Aufruf glauben lassen könnte, sondern da« Bekenntnis zu bestimmten Grundsätzen. Und eln Politiker muß Grundlätze haben, mit dem bloßen „Leben unv leben lasten" läßt sich kein Ziel erreichen. Jenem Bekenntnis zu einer bestimmten Partei weicht aber die Agitation für Herrn Dürr geflissentlich aus. Er selbst hat sich gelegentlich freikonservativ genannt. Jetzt wird er als MitlelstanvSkandidat empfohlen. Schließlich aber wird er sich einfach der konservativen Fraktion angliebern müssen, will er im Landtag« überhaupt etwas erreichen. Da ergibt sich denn folgender Eiertanz: Die Bezeichnung freikonservativ ist offenbar gewählt, um dem Unkundigen den Eindruck zu erwecken, als wäre das tkwaS Freieres, Liberalere» wie konservativ. Bei manchen Wählern ist dieser Versuch auch gewiß gelungen. Nun sind aber gerade die Freikonservaiiven die ärgsten Scharfmacher, die spezifischen Vertreter des industriellen Großkapitals und Großbetriebes. Für dir MittelstandSbewegung, wir wir sie heute kennen, rührt sich dort keine Hand. Aber Herr Dürr ist ja gerade Mittelstand-Vertreter? Läßt sich asto schlecht vereinigen. — Um dem „frei" am „konservativ" rin Opfer zu bringen, wird auch rin „Wahlresormvortchlag" veröffentlicht. Statt 3 Wählerklassen deren 4. Eigentümliche Reform! Und war es nicht rin« Versammlung des log. Mittelstandes, in der vor kurzem anerkannt wurde, daß da« jetzige sächsische Wahl- recht den Interessen des Mittelstandes entspreche? Wie kommt also der Vertreter des Mittelstandes zu einem Ver- besserungSvorschlag? Unv dazu ein Kandidat, der unter Billigung der konser vativen Parteiführer ausgestellt wurvr, während diese doch neuerdings jede Wablrecktsänderuna ablehnen? — Nun, die Wähler mögen sich beruhigen: der Wahlrechtsvorschlag, den das Komitee des Herrn Dürr macht, ist ungefährlich. Den hätte Herr MehNert selbst machen können! — ver srieäe. Vi« peter-bssrg-r r-Iegraph-nagOntur gibt das folgende CommuniquS der russischen Regierung Über den Gang der Friedensverhandlungen aUS: „Ende Mai des laufenden Jahres geruhte der Kaiser, den Vorschlag de« Präsidenten der Vereinigten Staaten an- zunehmen sür eine Zusammenkunft russischer und japanischer Bevollmächtigter zu dem Zweck, di« Frage klar,»stellen, inwieweit es für die beiden Mächte möglich wäre, sich über die FriedenSbevingungen zu einigen. Diese wichtige Mission wurde vom Kaiser dem Präsidenten des Ministerkomitees, Staatssekretär v. Witte, und dem rutsischen Botschafter in Washington, Hofmeister Baron v. Rofrn, übertragen, welche weitgehende Vollmachten empfingen, kraft deren sie in der Lage sein sollten, falls dir japanischen Vorschläge annehmbar seien, zum Abschluß de« Friedensvertrages nach erzielter beidersei tiger Einigung zu fchreiten. Die Verhandlungen sollten auf ameri kanischem Gebiete geführt werden. Die erste Zusammenkunft ver Bevollmächtigten beider kriegführenden Parteien fand in Ost erbat) am 25. Juli (russischen Stils) Natt. Die Kon- serenzen wurde» in Portsmouth am 27. Juli eröffnet. In der zweiten Sitzung überreichten die japanischen Dele gierten die in Tokio ausgearbeiteten FriedenSbedingungen. In anbetracht dessen, daß mehrere dieser Bedingungen vollständig unannehmvar waren, aus Gruuv der den russischen Delegierten erteilten Instruktionen, und daß die Ab fassung anderer Bedingungen zum Nachteil der Interessen Rußland« au-gelegt werden konnte, schlug Witte den japanischen Delegierten vor, in eine eingehende Erörterung jedes Punktes einzeln rinzutrelen. Nachdem mehrere Sitzungen dieser Arbeit gewidmet waren, kamen die russischen Bevollmächtigten zu d«Nt Schluß, daß eine Einigung über vier Punkte der japanischen Vorschläge nicht erzielt werden könne. Infolgedessen erklärten sich die japanischen Delegierten bereit, von ihrer Regie rung ergänzend« Instruktion«« «inzuholen zu dem Zwecke, einen versöhnlichen Ausweg au« den Schwierigkeiten, die sich eingestellt hatten, zu finden. Nachdem die Delegierten nach Tokio verichtet hatten, erklärten sie, daß sie zunächst aus die von ihnen gestillte Bedingung, Beschränkung der russischen Srestreikkräfte im «tillen Ozean, ferner auf di« Auslieferung der in den neutral«» Häsen internierten russischen Schiffe verzichteten, daß sie aber ebensowohl auf der Abtretung Sachalins, al« besonders auf der Zahlung derKritgSentschävigung bestehen müßten. Es inttpreche die« den ihnen erteilten Weisungen. Die Russen lehnten diese Vorschläge unbedingt ab und er- klärten, daß sie bi« Prüfung der FriedenSbedingungen nicht fortsetzen könnten, so lang« Japan auf der Er stattung dir KrtegStosten besteh«. Mit Rücksicht darauf, daß ein« solche Wendung der Dinge den Ab bruch der Verhandlungen zwischen den Bevollmächtigten der beiden Mächte yerbeiMhren könnte, beschloß ver Präsident der Vereinigten Staaten, auf besten Anregung dir Ver handlungen in Portsmouth geführt wurden, sich durch di« Vermittelung de« Vertreter« der Bereinigten Staaten in PeterSoura an den Kaiser von Rußland zu wenden, um vi«s«n im Namen der Menschlichkeit zu bitten, zur Ver meidung eines weiteren Blutvergießen- dem neuen Vorschlaar der japanischen Regierung Zustimmung ,u geben. Dieser Vorlchlag bestand darin, daß Rußland mit Rücksicht auf den durch die Lan dung japanischer Truppen auf Sachalin ä» kaoto geschaffenen Sianv der Ding« sich bereit erklärte. Japan die Herrkchaft über den südlichen Teil der Insel, welche ihm bi- 1875 gehört hatte, »u überlasten und den nördlichen Teil gegen die Entschädigung von einer Milliarde unv 200 Millionen Aeu zurück,u kaufen. Der Kaiser sprach d«m Präsidenten Roosevelt seinen Dank für den von ihm bekundeten Wunsch au», an der Wiederherstellung v«» Frieden» mitzuwirken, hielt »S abrr gleichwohl Nicht für möglich, den genannten Vorschlag aniunehmen, der seinem Wese« »ach auf dir Zahlung einer Kriegsentschädigung an I Japan hinauslaufe. Von dieser Entscheidung durch die j russischen Bevollmächtigten in Kenntnis gesetzt, erklärten die japanischen Delegierten in der Sitzung am 16. Augus gemäß dem ihnen zugegaugenen Auftrage ihrer Regie- rung, daß Japan auf jede bare Kriegsentschädigung ver zichte, aber den von ihm tatsächlich besetzten süd- lichen Teil Sachalins zurückzuerhalten wünsche mit der Verpflichtung, auf diesem Teile der Insel keine mili tärischen Maßnahmen zu treffen, keine Festungswerke zu errichten und auch die Meerenge von La P4roufe offen zu lassen. Nachdem die genannte Erklärung im Protokoll ausgenommen worden war, einigten sich die Be vollmächtigten auf die vorläufigen Friedensbedingungen, die al« Grundlage sür den endgiltigen Frirvensvertrag zwischen Rußland und Japan dienen könnten. A»s»vsrka»»f. Nach einer Reuterdepeiche aus Portsmouth hat Witte den Baron Komura gebeten, das Datum der Unter zeichnung des Vertrages festzusetzen, da er am 12. Septbr. abzureisen gedenke. — Der „Matin" meldet au« Ports mouth: Professor v. Martens teilte mit, daß die Ab fassung des Frieden-Vertrages infolge der Lang- lamkeit der Japaner keine großen Fortschritte mache. Nach der Feststellung des Wortlauts werden mindestens zwei Tage nötig sein, eine doppelte Abschrift des Vertrags herzustellen. Martens hatte gestern eine Unterredung mit Witte über die Abfassung einiger Artikel des Vertrags, und darauf im Laufe des Nachmittags eine längere Unterredung mit Dennison. Man glaubt, daß bis Mittag die Hälste des Vertrags vereinbart sein werde. — Ueber London wird aus Petersburg gemeldet: Trepow antwortete auf vieFragenvcrschicdener Personen,obanläßlich des Friedensschlusses eine amtlicheZeremoniestattfinden Werve, daß eine solche für diesen Frieden nicht erforderlich sei.— Der Berichterstatter des „Matin" in Portsmouth meldet, Witte habe ihm in einem Interview erklärt, di« russisch«zap an ische Entente könnte den größten Nutzen bringen unv werde sich wohl verwirklichen, aber zur Zeit sei eine Allianz unmöglich. Ein Artikel veS Frieden-rertrage» soll vre Bestimmung enthalten, daß Rußland 150 Millionen Arn für die Unterhaltung der Kriegsgefangenen an Japan zu zahlen hat. In L*rr«. Das Bureau Reuter melvet: Auf die Nachricht vom Frieven hin wurde gestern auf dem Gebäude der Zeitung „Hoch," vie Fahne auf Halbmast gehißt. Alle Blätter — ausgenommen „Kolumin" — haben beschlossen, auf ihren Redaktionen die Fahnen Halbmast zu hissen, sobald die amtliche Bekanntmachung des Frievensschlusse« ersolge. >ir haben schon viel bestr.. sterungSvollen Festen gehört Veitscht« poiilirche Lagerrcbau. Leipzig, 1. September. Die Wahrheit über Swinemünde. Uns wird geschrieben: Ueber die Anwesenheit der eng lischen Kanalslotte vor Swinemünde sind Unmenge» von Unrichtigkeiten verbreitet worden. Die deutschen Matrosen hatten keinen Landurlauch bekommen, so daß also von einer Verbrüderung gar keche Rede lein kann. Etliche Ehargierte der deutschen Flotte waren nur sür kurze Zeit an Land. Von einer Begeisterung zu reden, mit der die englischen Offiziere und Mannschaften auf genommen sein sollen, ist eine Uebertreibung. Wo sollte denn auch die Begeisterung Herkommen? Die Swinemünder Be völkerung und die nach dieser Stadt gekommenen Fremden haben sich taktvoll benommen, sie haben die Engländer freund lich, reserviert wohlwollend behandelt, aber nicht mehr. Von einem Massenandrang Schaulustiger und Neu gieriger zu schreiben, ist geradezu erfunden: man frage doch in Swinemünde bei der Bahn an. Die Extrazüge brachten recht wenig Personen. Gewiß wurden in Berlin genug Billetts nach Stettin verkauft: warum sollten denn Berliner Kaufleute und Reisende nicht die billige Extrafahrt benutzen? Von Greifswald sollten viele Hunderte nach Swinemünde gefahren und die Greifswalder Billettausgabe sollte beinahe gestürmt worden sein. 25—30 Billetts täglich sind nach Swinemünde verkauft. Es war am Swinemünder Bollwerk leer genug. Ein weiterer Umstand, der sehr bemerkens wert war. und allgemein ausfiel, war der, daß die eng lischen Offiziere, welche nicht in offizieller Eigen schaft ans Land kamen, ausschließlich Zivil angelegt hatten und Mit vereinzelten Ausnahmen absolut nicht deutsch verstanden oder — verstehen wollten. ES ist klar, daß die englischen Gäste mit sehr kritischen Augen betrachtet wurden, und manches fiel auf. Das Menschenversonal war vorzüglich' es waren kräftige, gut genährt« Gestalten, die sich auch anständig bewegten. Aber wie sahen sie aus? Man darf sich nicht durch die bunte Uniform täuschen lassen. Hier fehlte ein Knops, dort ein Mützenband, hier mehrere Knöpfe, dort beide Bänder, kurzum die Ordnung regierte nicht. Aus den Schiffen war davon auch herzlich wenig zu spüren; alles lag bunt durcheinander, speziell auf den Torpedobooten herrschte ein Ehaos. Ueber die Evolutionen bei der Einfahrt deS englischen Geschwaders sind etliche Zeitungen in «inen förmlichen Taumel geraten! wir baden schon viel bester« Evolutionen gesehen Zu beae sterung-vollen Festen gehört Wärme, Licht und Sonnenschr n, nun, der Regen peitscht« förmlich hernieder, dem Gesamtbilde fehlt« daß Kolorit, da nur des Himmel» Gunst verleihen kann. Di« Deutsche» 1» Rußlaad. Bisher war man bet Angaben über di« zahlenmäßig« Stärk« de» Deutschtum» in Rußland fast durchaus auf un gefähre Schätzungen und annähernde Berechnungen anae- wiesen, Jetzt liegen in den amtlichen Veröffentlichungen über die russische Bolkszähluna von 1897 auch genaue statistisch« Angaben über den deutschen BrvölkerunaSantril in Rußland vor. ES ergibt sich bei einem Vergleich, daß die früheren Schatzungen der wirklichen Zahl der Deutschen in Rußland ungefähr entsprachen. Die Volkszählung von 1807, di« erst« allgemein« Volk-zähluna, die in Rußland überhaupt stattfand, °i« Ergebnisse bi» jetzt vorlie-rn, 1 790 488, d. h. be, «inrr Gelamtbevölkerung von 125Ü40 021 Kopsrn 1,4 v. A. Deutsch« ergeben. Bisher ward die Zahl t^r Deutschen m Rußland gewöhnlich aus inSaesamt 2 Mil lionen geschätzt. Diese Zahl dürste auch annähernd erreicht werden, wenn erst für ein« Reih« noch ausstehender Gebiet« und Gouvernement» di« einschlägigen Ziffer» auch noch vor» liegen werden. In der Hauptsache ist das letzt schon der Fall: die Statistik ermöglicht ernen interessanten Ueberbuck über die Verleitung der Deutschen auf die verschiedenen Teile Rußlands. Am vollständigsten liegt das amtliche Material bereits vor für die O st s e e p r o v t n z e n und für Polen: besonders jene sind ja auch, was das Deutschtum an geht, die wichtigsten und interessantesten Teile Rußlands. Dort, wo gerade jetzt das Deutschtum aufs schwerste bedroht ist, sitzen in Estland 16037 national Deutsche, die 3,9 v. H. der Bevölkerung bilden, in Kurland 51017 Deussche, d. h. 7,6 v. D., in Livland 98 573, d. h. 7,6 v. H., in Petersburg 63 457, d. h. 3 v. H. der Gesamtbeoölkerung. In Polen gibt es insgesamt 407 274 russische Deutsche, das macht. 4,3 o. H. der Bevölkerung. Im Gouvernement Petrikau sitzen hier die meisten Deutschen, nicht weniger als 148 765- T-ann kommt Warschau mit 77 160, Kalisch mit 61 482, Plozk mit 35 931, Suwolki mit 30 485, Lublin mit 25 972 uiw. In den Gouvernements des inneren Rußlands sind insgesamt 1 057 738 Deutsche ermittelt, doch fehlen hier nochdie Zisfern auS drei Gouvernements, darunter das wichtige Moskau. Die Stadt Moskau allein hat aber mindestens 30 000 Deutsche, die hier also noch nicht mitgezählt sind. Di« Zahlen für einige Gouvernements des Inneren seien noch besonders her- vorgehooen. In Samara bilden die Deutschen mit 224 336 Köpfen 8,2 v v der Bevölkerung, in W o l h h n ie n 5,7 v. H. mit 171 381, in Saratow 6,9 v. H. mit 166 528, in Cher- s on 4,5 v. H. mit 123 453, in I e ka t eri n o »la w 8,8 v. H. mit 80 979, in Taurien 5,4 v. H. mit 78 305, in Bessa- rabien 3,1 v. H. mit 60 206 usw. Für die Gouvernements Kaukasiens sind die statistischen Angaben noch sehr lücken haft. Von den vorliegenden ist hervorzuheben die für das Kuban-Gebiet, wo 20 778 Deutsche sitzen. Ebenfalls noch lückenhaft sind die Angaben für Sibirien und Mittel- afien. Interessieren mögen hier gerade letzt folgende Ein zelheiten: eS sitzen in Provinz Irkutsk 607 deutsche Russen, in Jenisseisk 946, in der Küstenprovinz 510, im Kreis Sachalin 267, in Tomsk 1430, in Transbaikalien 237: im mittelasiati schen Akmolinsk 4791, in der transkaspischen Provinz 1026. Alles in allem sind bis jetzt, wie gesagt, 1790 489 Deutsch- Russen amtlich ermittelt, eine Zabl, die sich nach Ausfüllung der gebliebenen Lücken auf annähernd 2 Millionen erhöhen mag. Diese Zahl wird aber jedenfalls überstiegen, wenn man auch noch die in Rußland lebenden Reichsdeutschen mitrechnet. Die Zahl der Reichsdeutschen beträgt 158108. E» sitzen ihrer in den Ostseeprovinzen 27 595, davon 12 771 in Petersburg; in Polen 55 651, davon 22977 im Gouvernement Petrikau, 12 496 im Gouvernement Warschau. In den Gouvernemenj» des inneren Rußland sitzen 71550 Reichsdeutsche, davon in Wolhynien 11630. in Iekaterinoslaw 10 202, in Moskau 6922. Endlich sitzen in Kaukasien 2782, in Sibirien 885 und in Mittelasien 140 Reichsdeutsche. veuischer Kelch. Leipzig, 1. September. * Zur Ftnanznot -er deutschen Kleinstaaten. In der letzten Nummer der „Grenzboten" empfiehlt der frühere Göttinger Oberbürgermeister Brüning zur Hebung der finanziellen Schwierigkeiten in den deutschen Einzelstaaten, die Steuerfreibeit ver preußischen Eisenbahnen in außerpreußischen Ländern aufzuheben, die im Gegensatz zu ven von Staat und Gemeinden voll be steuerten Eisenbahnanlagen in Preußen uneingeschränkt oder nur mit geringer Beschränkung bestehe. Preußen babe alle Ursache, der in weiten Kreisen herrschenden Unzufriedenheit und ReichSverdrossenheit auch mit finanziellen Opfern zu steuern, zumal bei der Gefahr, daß bald in Thü ringen die Sozialdemokratie alle Landtage und Gemeinde vertretungen für sich erobert haben würde. Es würde da durch Preußen die sür seinen Etat relativ geringe Summe von etwa 4 Millionen Mark jährlich entgehen, Vie sür den Etat der kleinen Staaten eine erhebliche Stärkung bedeute. * Ter KrirdcnSschlutz im rheinisch-westfälischen vau- arbetterkampf. Ein Telegramm au« Essen meldet: Gestern abend ist in dem hiesigen Na tbause »ntcr dem Vorsitze des Leiters der achttägigen Verbandlungen über die Einigung im Baugewerbe, des Beigeordneten Dr. Wiedseldt-Esten, das Protokoll über den Friedensschluß, sowie über den Arbeits vertrag sür das gesamte rheinisch-westfälische Industrie gebiet vom Arbeitgeberbund und den Arbeiterorgani- ationen unterschrieben worden. Die Arbeitszeit wird für das ganze Gebiet einheitlich auf zehn Stunden normiert. Der Lohn beträgt 44 dis 55 und ist verschieden für die !>eteiligten 200—250 Ortschaften je nach den wirtschaftlichen Verhältnissen abgestust. Der Vertrag läuft bis zum 3<>. April 1908. Damit ist der dreimonatige Kampf im Baugewerbe beendet. Die Bauarbeit wird heute im ganzen Gebiete wieder ausgenommen. * Tie erste »derschlesische Schwetnenot-Konferrn^ an der außer den Magistraten der beteiligten Städte auch der Nnter- taatSsekretär de« Landwirtschaft-Ministeriums v. Conrad mit mehreren Geheimräten teilnahm, bat, wie die „Deutsche TageSztg." im Gegensatz zu früheren Pressemeldungen feststcllt, eineSweg« beschlossen, beim Minister die Oeffnung der Grenzen oder dir Zulassung deS erhöhten SchweineiontingentS zu be antragen; die Konferenz sei vitlmebr mit dem Ergebnisse au> tinandergeganarn, daß die landwirtschaftliche Viebzenliale es lbernrhmen soll«, Oberschlesten mit dem erforderliche» Schweinefleische zu versorgen. Weiterhin hebt das agrarstch« Blatt hervor, daß an den maßgebenden Stellen niemals eine Vlrschiedenheit der Auffassungen obgewaltet yat. Danach ist als» die Konferenz der Vorsitzenden der sand- wirtschaftSkammern unter Herrn v. PodbtrlSki nur eine bedent»ng»l«s« Farce gewesen Berit«, 1. Sqriember. * Ueber bcn Begtnn der RetchSlagStagung meint die „Dtsch. Tageszta.', man kalte immer noch an der Hoffnung est, daß der Reichstag Ende Oktober oder spätesten- n d«n rrstenTagen des November« werde zu- ammentreten können. Soll« di« Reichsfinttnzresorm be reits dem nächstjäbriaen ReichSkanSbaltSeiat zu gründ« gelegt werd«», so müsse der Reich.taa seinerseits dir betreffende Vorlage diS mweidnachten erledigt Haden. Bei der Schwierigkeit der Frage könne «S zweifelhaft erscheine», ob da» dem Reichs tag«, selbst bei gutem Wille», gelingen werde. Jedenfalls fei
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