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Sächsische Elbzeitung : 28.04.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-186904285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18690428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18690428
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1869
- Monat1869-04
- Tag1869-04-28
- Monat1869-04
- Jahr1869
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 28.04.1869
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Sächsische CläMung. Amtsblatt für das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau, sowie für den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch die Erpcdltlon dlcscS Blattes sstr 10 Nar„ durch die Post sstr 12 Ngr. vicr,e„ohrlich zu beziehen. Inserate für da» MlttwochSblat, werden bis Dienstag früh 9 Uhr. für das Sonn- abendSblat bis Freiing früh 9 Uhr angenommen; später eingehende Inserate können erst in der folgenden Nummer Ausnahme finden. - Inserate für die Elbzcitung nehmen an Hr. Hesse in Hohnstein, sowie die Annonecn-BureanS von H. Engler, E. Fort, Sachse » Eo. und Haascnstein » Vogler in Leipzig, und das Annoncen.Bureau von W. Saalbach in Dresden. 34.Mittwoch, deu 28. Älpril 186^. Rundschau. Die Engländer haben bekanntlich dein langsamen, aber ste tigen und rastlosen Vordringen der Nüssen in Mittelasien seil Jahren mit wirklicher oder scheinbarer Ruhe zugcschcn, ja eS wurden sogar englische Stimmen laut, welche eine Gefährdung der englischen Herrschaft in Ostindien durch dicscö Vordringen lächerlich fanden. In neuester Zeit scheint indessen die bisherige stolze Ruhe und Zuversicht einem Gefühle, daß cö doch nicht mehr recht geheuer sei, seitdem die Nüssen im vorderasiatischen Tieflande sich festgesetzt, gewichen zu sei». Und allerdings liegt gegenwärtig zwischen den von den Nüssen besetzten Landstrichen und den ostindisch.britischen Besitzungen nur noch das Land der Afghanen, Afghanistan, allerdings ein gebirgiges Land von der Größe Deutschlands mit acht Millionen kriegerischen Einwoh nern; indessen will ein Areal von 12,000 Gcvicrtmcilcn in Asien nicht viel sagen, und so gut, alö die Nassen die mittel asiatischen Wüsten überwunden haben, würde ihnen wohl auch ein Uebcrstcigen der afghanischen Gebirge nicht unmöglich wer den. Genug, die Engländer finden eö für nöthig, in Afghanistan ein Außcnbollwerk, eine Vormauer für ihr Ostindien sich zu schaffen. Und ihr Interesse stimmt hierin mit dem des Fürsten oder Khan's von Afghanistan, der natürlich wenig Lust haben kann, gleich den Kähnen von Bochara rc. ein Vasall Rußlands zu werden, vortrefflich überein. Den Engländern aber kommt eS nicht entfernt in den Sinn, sich Afghanistans zu bemächtigen. Der gegenwärtige Khan des Landes, Schir Ali, hatte Jahre hindurch zu kämpfen, ehe er in den sichern unbestrittenen Besitz der Herrschaft über dasselbe gelangte, der AuSgang seiner Kämpfe erschien zuweilen zweifelhaft, und die Engländer sahen ruhig zu, ohne ihn zu unterstützen, so daß er ihnen demnach keinen Dank schuldet. Erst als er der Dienste der Engländer nicht mehr bedurfte, wurden ihm diese angeboten. Indessen giebt's in der Politik keinen Dank, nur Interesse, und eS war sogar klug, daß die Engländer sich nicht in die Erbfolgestreiiig- kcitcn der Afghanen mengten, weil die Stellung Schir Ali'ö, seinen Landsleuten gegenüber, ohne Zweifel nicht besser gewor- den wäre, wenn er seine Krone mit Hilfe einer auswärtigen Macht gewonnen hättte. Gegenwärtig aber, seitdem er seinen Gegnern obgesicgt, haben die Engländer ernstliche Anstalt ge macht, sich mit ihm in ein gutes Einvernehmen zu setzen. Der Vicckönig vom englischen Ostindien, Lord Mayo, hat neuerlich eine Zusammenkunft mit Schir Ali gehabt. So eine feierliche Zusammenkunft oder Hofversammlung — Darbar genannt — ist sonst eine Cercmonic, die mit großem Aufwande an Geld und Pracht aufgeführt wird, war aber diesmal etwas mehr. Sic sollte erst in einer nicht weit von der brilisch-afghanischcn Grenze gelegenen britischen Stadt stattfinden; allein die Eng länder überlegten, der Fürst der Afghanen käme schicklicher und ihrer würdiger ihnen weit und weiter entgegen, alS sie ihm, gewänne auch, je länger er durch britisches Gebiet reise, um so bessere Vorstellungen und Begriffe von der gewaltigen Macht Englands, Begriffe, die dem Asiaten wahrscheinlich noch abgin gen. Daher wurde veranstaltet, daß Schir Ali dem englischen Vicckönig nicht weniger als 111 deutsche Meilen weit, meist auf britischem Gebiete, entgegen und mit diesem in der Stadt Amballah zusammcnkvmmen sollte. Um den Eindruck von Eng- lands Macht auf den neuen Herrscher Afghanistans noch zu verstärken, geleiteten denselben von der Grenze an bis zur Stadt Amballah ein britisches Reiter- und ein Fußregiment. Am Orte der Zusammenkunft war ein Lager von drei Reiter« und acht Jnfanlericregimentcrn, meist Europäern, nebst einer Batterie reitender Artillerie aufgcschlagcn, sowie nach asiatisämn Brauche von der englischen Negierung dem Khan ein Geschenk von 10,000 Pfd. Sterl. s75,000 Thaler) verehrt und derselbe mit seinem ganzen zahlreichen Gefolge während seines Aufenthalts daselbst als Gast deö englischen Staates betrachtet und frcige« halten wurde. Was bei dieser Zusammenkunft auSgemacht wor- ist, weiß natürlich Niemand; eö läßt sich nur muthmaßc», daß dem Afghanen-Khan die Versicherung britischen Beistands ge worden sein mag, falls die Nüssen weiter Vordringen und sein Reich angreifcn sollten. Bekannt ist auch geworden, daß ihm von Seiten Englands einige Tausend Flinten und ein jährlicher Zuschuß von 120,000 Pfund Sterling angeboren wurden. Da die Afghanen ein armes, aber kriegerisches Volk sind, so dürften diese 700,000 Thaler schwer in Englands Waagschale fallen, überdies daö Geschenk an Flinten ein willkommenes sein. Frei lich würden es gegebenen Falls die Russen ebenfalls nicht an Versprechungen, Flinten und Geldgeschenken — denn zu solchen Zwecken Hal daö sonst gewänne Rußland überflüssige Mittel — nicht fehlen lassen, auch ist dem Khane zuzutraucn, daß er nach morgenländischcr Weise doppeltes Spiel spielen und von beiden Theilen, von den Russen so gut wie von den Engländern Ge schenke nehmen werbe. Indessen dürfte er sich doch durch seine Reise und seinen Besuch überzeugt haben, daß die Engländer in seinem Rücken militärisch weit stärker dastehen, als eö den Russen möglich ist, in seiner Fronte am Oruü und an den Grenzen von Afghanistan zu erscheinen, und daß sein Land von der Tarlarei her weit bedrohter ist, als von Ostindien auö, welcheö nur wünscht, daß die Unabhängigkeit Afghanistans von jedem fremden Einflüsse aufrecht erhalten werde. — Die Wich tigkeit der ostindischen Besitzungen für England ist bekannt. — Ein meist fruchtbarer, mit den kostbarsten Erzeugnissen gesegneter Boden von fast 80,000 deutschen Gevienmeilen, siebenmal so groß alö Gcsammtdeutschland, nebst einer Bevölkerung von 200 Millionen Menschen und einem Staalöeinkomnien von 300 Mill. Thalern — daö ist ein Besitz, den ein Staal nicht leicht auf- giebt, zumal der mittelbare Gewinn, den England auö dem Handel mit diesen reichen Ländern zieht, die Siaaiöeinnahmen weit übersteigt. Daß aber die Engländer nicht träge und karg sind, wenn cü gilt, ihre Handelövortheile zu wahren, haben sie im vorigen Jahre durch den Feldzug nach Abyssinien bewiesen. Immerhin ist eö für den Beobachter der Wclthändel von In teresse, daö Näherrücken der nordischen Land-Weltmacht an daö Gebiet der westlichen See-Wellmacht im fernen Asien in ihrenz Verlaufe zn beachten. (V. A.)
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