Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 22.09.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187609223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760922
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760922
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-09
- Tag1876-09-22
- Monat1876-09
- Jahr1876
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.09.1876
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»!»»«>. Nummern lüPs»». »At.,e 30000-i»t. Wir »<« Nv«z,de «»«,» sandier Manuscritzl« ««»» sich die Rederltm, »ich» »erdindltch. Sns»r«Ie»-Ann«dm, «»»- Wirt«. 4t»»i»»et»t» V»»I«» tn Hamduea. Bei» Iln, Wien, Sri,«i,. «-ül. vrrliau, yranksukit». N>. — Io«, lt«»^ In »erltn, >«t»»t». wie», H»mdur», tzrinksurt «. M., Mün chen — v»»t>» ck l.'». in ckrankfurt ». M. — »r. V»i»t in Sdemnitz.— U»- VM.lmLtt«. kulii« » Le in Wirt». Tageblatt für Jokitik, Anterhallung, Heschäfisvcrkehr, Börsenbericht und Iremdenliste. Druck und Eigenthum der Herausgeber: iLikpsch 4r Neichardt in Dresden. Verantw. Redacteur: Fkitdr. EStdscht in Dresden — Der üi»um einer e>». sdnUtaen PeNI»»l« k»I,«t dt PH-. Sinaeland» dt» geile »u Ps»e. >i»« »arenue tür d«O «iichft»!>ii>»e rrichei- »en de« Jnlerotr wird nicht »r,,d«n. «udwärtize Annoncen» >ullrii»e von und und» iannten Firmen und Per» tonen tnlertren wir nu» »egen Pr an um er» ndo» Zadiung durch Brtel- marke« oder Poüetniab« lang. Sicht Silben lollk« IL PPt. Inserat! lür »ie Montag» . Nummer »der nach eine,» Jei»o»- die VeUtrette 20 PIr>- «r.26«. «innndManzigster Jahrgang. Mtttedacteur: vr. Lm» »tere>. Für da» Feuilleton: I.ntt»»«« i>ar»»»ann. Dresden, Freitag, 22;Septemver 1876 Poltttsche». Tschernajeff, der russische General, ist der eigentliche König von Serbien. Jhin liegt Alles daran, Rußland in den Krieg mit der Türkei hineinzuhetzen, vor Allem den FriedenSschluß zwischen dem Sultan und seinem serbischen Basallen zu Hintertreiben. Tschernajeff scheut selbst vor revolutionellen Schritten nicht zurück und die, wenngleich glücklicherweise verpuffte Ausrufung Milans zum Srbski Kral (Serbenkönig) war einzig darauf berechnet, das im Gange be findliche Friedenswerk zu stören. Gleichen Zweck verfolgen die muthwilligen Störungen der Waffenruhe, d,e sich serbische Truppen erlauben. Man erklärt sie freilich als Mißverständnisse, schiebt wohl auch die Schuld, „angefangen zu haben", auf die Türken karnickel — so viel ist sicher, daß Tschernajeff und die mit ihm in die serbische Armee eingetrctcnen russischen Osficiere, abenteuernden und revolutionären Geistes wie sie sino, Alles aufbieten, um das Friedenswerk der Staatsmänner durch unvorhergesehene Zwischen fälle zu verpfuschen. Fürst Milan hat längst aufgehört zu befehlen, seine Minister zu regieren. Die serbische Armee wird ausschließlich von russischen Officieren commandirt, Tschernajeff ist der Herr im Hause, er schert sich den Henker darum, daß Milan vor der ihm zu gedachten, etwas nebligen Serbcnkrone sich bekreuzt, die Bestrafung der Rädelsführer verlangt und ihn, den Militär-Dictator Tscherna jeff, selbst absetzen will. Er gehorcht eben nicht. Nur russischen Borstellungen ist Tschern -jesf noch zugänglich, doch auch nur in be schränktein Grade. In russischen Rcgierungskreiscn soll er als Nihilist verdächtig sein; Rußland soll, um diesen Socialdcmokratcn im Zaune zu halten, ihn» den General Nomarow als Generalstabs- Ehef zur Seite gesetzt haben. Indessen geben wir auf solche Ge- schichtchen nicht viel. Rußland liebt das Doppelspiel. Ebenso mög lich, daß Tschernajeff auf Petersburger Befehl vorging, als er Milan zum Serbcnkönig auories, wie, daß Tschernajeff auf eigene Faust handelte und sich von dem revolutionären Geiste leiten ließ, der sich im russischen Volke und Heere so ungemein verdächtig regt. Es ist ganz wahrscheinlich, daß die russische Regierung es angenehmer findet, wenn jener revolutionäre Geist mittelst des serbischen Ventils abzieht, als wenn er sich im Innern des heiligen Rußlands selbst entladet. . Das ganze Verhalten der russischen Negierung läßt erkennen, daß sie sich auf den Krieg mit der Türkei vorbereitet. Wir lassen cs dahingestellt sein, ob der Zar wirklich das Privatvermögen des kaiserlichen Hauses dem Staate als unverzinsliches Darlehn zur Verfügung gestellt hat, da es schwer fallen würde, eine Anleihe zu Kriegszwecken zu contrahiren. Ausfällig aber ist die Milde und Freundlichkeit, mit welcher der Zar sowohl wie der Thronfolger bei ihrem jüngsten Aufenthalte in Warschau mit den Polen verkehrten. Hohe Russen mußten sogar in dunklen Wendungen Winke fallen lassen, daß Rußland das Polnische wieder als Schul- und Gerichts sprache einführcn würde. Offenbar geht man darauf aus, die Polen iür den Fall eines Krieges mit der Türkei abzuhalten, an ihre Be freiung oder doch an die schmachvolle Lage zu denken, in welche sic russische Tyrannei gestürzt hat. Unter den, jetzigen Zar wird Polen nämlich viel raffinirter bedrückt, als unter Zar Nicolaus. Interes sant ist, daß Rußland jetzt auch noch Reliquien erportirt, um die serbische Armee zu unterstützen, so eine sogenannte „Newa-Fahne" und „eine eiserne Kirche". Dieser Krimskrams ivird den Serben noch weniger helfen als russische Generale, Offiziere und Waffen. Gegenüber diesen und anderen offenen Vorbereitungen Rußlands, den Frieden thatsächlich zu brechen, erhebt sich in Deutschland immer bemerklicher die Frage nach der Haltung unserer Reichsregierung. Auch die „Voss. Ztg." schließt sich mit voller Entschiedenheit Denen an, welche wünschen, daß die deutsche Regierung ihr Schweigen vor dem Lande breche und bestimmt erkläre, welche Rolle sie in dem traurigen Drama, vor dessen Beginn wir zu stehen scheinen, ein nehmen will. Die deutsche Nation bedarf dieser Erklärung, selbst ivenn schließlich der Vorhang nicht aufgezogen werden sollte. Auch dein Auslande gegenüber ist Schweigen unnütz. Der Verdacht ist erwacht, wenn man sich auch noch dagegen sträubt, daß die deutsche Negierung den verhängnißvollen Schritt gethan und sich gegenüber Rußland gebunden hat. Die Frage: „Wohin treiben wir?" tritt allmälig auch den guten Deutschen auf die Lippen, die sich um aus wärtige Angelegenheiten nur mit hoher obrigkeitlicher Erlaubnis; kümmern. Locale» a«d Sächsische». — Dein Director des königl. Steinkohlenwerkes in Zaukeroda, Bernhard Rudolf Förster, ist das Prädieat „Bergmeisler", dem Baurath Lip siuü in Leipzig der preußische Kronenordcn Elasse und dem italienischen Evnsul Eugen Gutmann in Dresden das Ritterkreuz des Ordens der italienischen Krone verliehen worden. — Zum Nachfolger des verstorbenen Gel,. Rath vr. Hülße ist sicherem Vernehmen nach der Director der höheren Gewerbeschule in Chemnitz, Reg -Rath Böttcher, bestimmt worden. — Auf die Anfrage der sächsischen Regierung wegen der Berlin-Dresdner Bahn ist von Berlin aus die vorläufige Antwort erfolgt, daß in kürzester Frist das Votum des preußischen Gcsanimt- StaatSministeriumS, zu dessen Ressort die Angelegenheit gehört, eingeholt werden und dann eine definitive Entscheidung er folgen solle. — 'Nach dem Frontrapport deS ff. ArmeecorpS haben am 8. September in Parade bei Merseburg gestanden: (>57 Osficiere, 180!) Untcrofficiere, 852 Spielleute, 1 -5,232 Gemeine, in Summa 18,550 Mann mit 4310Pferden, 68 Geschützen und 12 Fahrzeuge«: Da« 12. ikgl. säckff.) Arineecorps zählte bei der Parade bei Leipzig einige Hundert 'Mann mehr. j — Oesse »> tl i cde S 1 snna derStadtverorbneten. - den 20. b. M.. unter Vorsitz de» Herrn Hoirath Ackerma n n > und Mitanwesenbeit des Herrn Stadtrath Hendel. Nachdem Herr Stadtv. Advoeat Woyanb als Dcputirter zu der am 2. Oktober b. I. stattfindenden Verpflichtung und Einweisung der GerlchtSrätbe Hardraht und M V h » und die Stabtvv. Herren Weißbach. Strunz und G encke ln gleicher Eigenschaft für die Einweisung des zum Rector der Annenschule ernannten Director Vietor am 2. Octobcr d. I.. erwädlt worben, ging man zur Ergänzungvwahl iür die Ende laufenden Jahrev auS- ichctdevden Stadträthe Herrmann. Becker,Krevick, mar und Siegel über. Vorder ward ein Antrag deö Stadtv. Ehalibäns angenommen, nach welchem der Wahlausschuß be auftragt wirb, über seine Vorschläge zu de» nächsten eben bezeich net!:» Wahlen vor der öffentlichen in vertraulicher Sitzung Be richt zu erstatten. Durch Annahme tlcics Antrags dürfte wohl bewiesen sein, baß der größte Theil des Collegiums die bezüglich der Ergänzung deö RathScoUeglmnö tu unserer DlcnstagSnummer auogesprochcrien Ansichten thellt. Die heutige Wahl war eine lebhafte, drei Wahlgänge waren erforderlich. Der Wahlausschuß hatte zur Wiederwahl die Stadträthe Hcrrmann, Krevsch- mar und Becker empfohlen. Im ersten Wahlgange (59 be schriebene und ein unbeschriebener Zettel) erhielten Stadtrath Herrmann 19, Stadtrath Krctzschmar 14. Stavtv. Eristo- sani 20. und le eine Stimme die Herren Geucke, Schulze. Strunz. Richter, Hultsch und Siegel; im zweiten Wahl- gange t57 beschriebene Zettel) Herrmann 24, Crlstofant 28, Kretzschinar 4 und Schulze eine Stimme ; vor der dritten, engeren Wahl zwischen Herrmann und Erisioiani, verwendet sich angelegentlichst der StadtV. Steinwald für den Erstgenann ten. ES gingen 59 Zettel ein, die absolute Masorität war also:«», Erlstotant erlangte dieselbe, während auf Herrmann nur 29 fie len; somit heißt der neueste Stadtrath: Cristofani. Er ver absäumte natürlich nicht, die übliche Dankevrcbe zu halten. Die statträthllcde Verfügung über die SonntagSleier hatte in letzter Sitzung den StadtV. Christoph mit noch i:r Genossen veranlaßt, iolgenvcn Antrag einzubrlngen: „DaSEollegium wolle den Stadtrath ersuche», die am I. Juli d. I. erlassenen Bestimm ungen. die Sonntagsseler betreffend, dahin «mzuänoern, baß an Sonn- und Feiertagen nach beendetem Vormtttagögottesblcnst von 1l—2 Ubr Icd ein Ladcnlnhaver unter der Bedingung, daß Schaufenster und Ladenthüre vollständig verhängt und keinerlei Waaren oder Waarcnschränke vor dem Lokale ausgestellt sind, der Verkauf seiner Artikel gestattet sei", welcher inzwischen vom RechtsanSschuß bcrathen und heute zur allgemeinen Debatte ge stellt ward, nachdem der genannte Ausschuß borgeschlagen, den Antrag in folgender. überaus zahmer Fassung anzunedmen: „Das Collegium wolle Den Stadtrath ersuchen, zu erwägen, ob eö nicht mit den gesetzlichen Bestimmungen vereinbar sei, die Bekannt machung vom 2l. Juni d. I. einigermaßen zu Gunsten des Kleingewerbes zu modificiren." Die, wie Stadtv. Ehristoph in den Motiven zu seinem Antrag sagt, „beliebten, nngcmeln scharf gcdandhabtcn Bestimmungen" haben bcn „Unwillen" der Bevölkerung Dreödciiö in der Thal erweckt; Jeder wird daö wabrgcnommen haben, Niemanvcm werden die in Lied, Prosa und Bild erschienenen Spötteleien entgangen sein. Klan kann vor allen Dingen die Empfindung nicht loS werben, daß heut zu Tage solche Gesetze, wenn sie auch unverkennbar einer gute», sittlichen Idee dienen, nicht mehr am Platze sind. Jeder Tag bringt Taiisenden gewisse Bedürfnisse, die sie befrie digen wollen, gleichviel ob Sonntag im Kalender steht oder nicht, wie sie das bisher, cve die neue Verfügung erlassen ward, auch konnten, trotz lencS Gesetzes vom io. September 1870, die Feier der Sonn- und Festtage bete. Ja vermöchte man durch gesetzliche Bestimmung dahin zu gelangen, daß a l l c Bewohner unserer Stadt den Sonntag alS einen Tag absoluter Rübe ge nießen dürsten» wie dies Stadtv. 0,-. Hänel km warmen Mitgclühl für alle Diejenigen wünscht, die dermalen in der Ab hängigkeit von Ihren Brodhcrren aus den Ruhetag, den nicht nur die Bibel gebietet, sondern den auch die Philosophen, Humanisten und Aerztc alS für Geist und Körper des Menschen dringend nöthig bezeichnen, gezwungenermaßen, sei eö ganz oder zum Theil, verzichten müssen. dann wären die strengsten Bestimmungen als segensreich und freundlich willkommen. »Aber jetzt, in der Zeit, wo die Eoncurrenz säst levcn Gewcrbirctbcndcn u. i. w. zwingt, fortwährend am' dein Posten zn sein, um sich in der oder jener Richtung den Rang nicht ablauicn zu lassen, jetzt wird, wie Stadtv. Christoph ganz wahr behauptet, trotz des gesetzlichen Verbotes doch gearbeitet, doch verkauft, nur daß eine Menge Menschen,waSsicebrbcm ehrlich und oiicn treibenduritcn.nun versteckt treiben und baSoiesetz mit Haß alS Etwas betrachte», waö man — einfach umgebe n »> üsie. Eö ist schlimm, aber kein Mensch, der offene Auge» bat, wird behaupten wollen, daß es nicht so sei. Dieses Gesetz vom 10. September 1870 ist nun vollends iür unicrc Zeit schwer verdaulich, den» cü verbietet dem Einen etwas, waö co dem 'Andern erlaubt, gewisse Beschäftigun gen. gewisser Handel dürfen getrieben werden, andere nicht; daö Rechtöbewußtsetn deö Volkes wird dadurch wahrdaitig nicht ge hoben und. wie ln der Debatte vielfach hervorgchobcn wird, es wirb auch die Religiosität nicht gehoben. Darauf bezüglich sagt Stadtv. Heger sehr schön, man solle gerate dieses Gesetz, welchcö eine Menge unnölhiger Härten mit sich bringe, sobald man es ganz nach dein Buchstaben hankhaben trolle, recht mild aniasten und nicht glauben, daß man durch seine strengste Durchführung den kirchlichen, religiösen Sin» fördere; er tanke für eine Religiosität, die erzwungen wird. Frei anö dem Herzen heraus müsse sic kom me» ; knrch Gewalt schaffe man nur Hencl'lcr. die äußerlich den Sonntag feiern, während sic nebenbei in Spelunken den nieder» Lüsten nachgehen. ES warb Vieles sehr treffend dafür angeiührt, daß man die ärgerliche Vcriügung nur dann im buchstäblichen Sinne diirckfführen könne, wenn man daö Publikuni und einen großen Tbcil rer Geschäftswelt mit der Schärst dev Gesetzes verwunden wolle. Belspl lc wurden angcsührt, deren Ans- Zählung hier zn viel Rann, beanspruchen würde, nur dessen sei gedacht, daß für einen großen Theil von Geschäftsinhabern i >, den Vorstädten der Sonntag der Tag ist, an welchem sie die meisten Geschälte machen, weil sehr viel Landbewohner verein kommen, die eben nur des Sonntags Zeit haben. ES wurde daraus bingcwiesrn, waS in Eousegucnz kcS Gesetzes eigentlich Alles Sonntags Wirt werke» müßte. Z. B. der Zoologische Garten müßte nnier der Kirche geschloffen werten, denn er ist eine Menagerie In größerem Matzstabc; eö müßte an jeden Bäcker laden ein Polizist gestellt werden, dcr aufpaßt, daß der Bäcker unter der Kirche nur Brot und Semmel <de»n daö gestattet das Gesetz), aber bei Leibe keinen Kuchen verkauft u. s. w. Auf die verschiedenen Klagen gegen die mchrbcregteBekanntmachung vom 21. Juni c.. die Herr Stadtrath Hendel alö Ehrl der betr. Verwalt,mgSabiheiiuna erlassen, antwortete derselbe, daß der Rath !wohl. wenn es das Eolleg beantrage, die Sache In nochmalige Erwägung ziehen werke, daß er seines Ortcö aber bet der eriasse- ! »cn Bekanntmachung bleiben müsse, sa daß er auS vollster Ueber- zeugung, wenn eö gelte, heute erst das Gesetz vom 10. Scpt. 1870 zu schaffen, unbedingt dafür sein würbe. Er habe im vori gen Jahre, um liberal zu sein, die mildeste Deutung deö Gesetzes angewandt und de» Kleiderhäntlern und Band- und Zwiruhänv. lern den Verkauf am Sonntag unter den bekannten Einschrän kungen gestattet, sei aber bald durch eine Petition. unterschrieben von ziemlich 200 hiesigen Geschäftsinhabern dringend erstich, wor den, die Erlaubniß wieder zurückznnchme». auch seien ihm aller- baud Beschwerde» diesbezüglich zugegangen, so daß die Rücknahme in der Bekanntmachung vom 2i. Juni von ihm ausgesprochen ward. Ihn beseele nur der Sinn, aus dem Platze, aui den er ge stellt worden sei, gerecht zu sein. Den Bier- und EiöiranSport aniangenk, erzählt der Herr Stadtrath. daß ihm bald nach scincin Amtsantritt mttgclhcilt worden sei, wie ailsonntäglick, verschiedene Bierbrauereien i» unerlaubter Weise ihr Bier auSiahrc» ließen und da dieses Recht, der Waldschlößchen-SocietätSbranerei in zwei Instanzen, und schließlich vom kgl. Ministerium abgeschlagen worden sei. so habe er gemeint, waS dieser nicht erlaudt ist. kann auch andern nicht erlaubt sein. TaS Gesetz selbst habe er nicht geschaffen und könne er nicht ändern, an ihm sei cö nur, cS auf recht zu erhalten, ihm »Achtung zu verschaffen unv daö wolle er und cS scheine ihm das noch besonders Recht, nicht sowohl vom kirchlichen Standpunkt alS vielmehr vom gesnnthcittichcn und socialen auS; namentlich von letzteren Standpunkten halte er die strengste Sonntagsruhe iür geboten. AuS einer Broschüre deö k)r. Niemcyer trägt er eine Stelle vor, tn welcher der be kannte Gelehrte absolute regelmäßige Rnbe- unv ErbolungStage mehr aus tntellectucNcm, alS auö religiösem Gesichtspunkte iür höchst wichtig hält. —Nun, wer wird diese Meinung nicht lheticn; Indessen leben wir eben nicht in so glücklichen Zeiten, dies er reichen zu können, und waS ist erreicht, wenn man mit Gesttzeö- wncht Einigen Sonntagsruhe schafft, während Tausende doch, sei cS körperlich oder geistig, arbeiten müssen, was uns die Fa briken, die Zimmer der Gelehrten, Künstler, Journalisten, großen unv kleinen Beamten re. zeigen. Stack, unserer Meinung müßte jede Behörde In der Zelt, die wir nun einmal jetzt haben, den Ge werbebetrieb und den Verkehr soviel alö möglich st ei geben und nicht hemmen. DaS Collegium nahm denn schließlich, »ach lan ger Debatte, den oben mltgetbciitcn »Antrag, wie ihn der ReckstS- auöschuß empfohlen, gegen 2 Stimmen an. — Hieraus wurden zwei Berichte veS VerwaltungSauöschussev über Auöiührung vcr- ichiedener Baulichkeiten in rer IV. Bürger- und IV.BezirkSschule »nd über die Straßenbesprengung entgegen genommen und zum Schluß iand ein von Herrn Stadtv. Lehmann OAdvokat, alS dringlich eingebrachtcr Antrag: „Den Stadtrath zu ersuchen, bet der bevorstehenden Wahl cineö DIrectorö der höheren Töchter schule die Bürqrrschait, theilö durch den Schulauöschuß, theils durch eine nieberzusetzende gemischte Deputation zu bcthciligen". Annahme. Schluß der Sitzung nach halb 11 Uhr. - Der Stadtrath hat in seiner Plenarsitzung am 12. d. M. ans Ansuchen brS DlrectorlumS dcr Socletätsbrauerci und unter Hinweis ans eine zustlmmenke Erklärung deö königlichen KriegS- »linisierlumS den höchst auffällige» Beschluß gciaßt, iür daö zu nächst dem Dresdner Walvschlößchen gekegene Bauarcal cbcrha:b der Arndtslraße die Bebauung in geschlossener Bau weise zu gestatten. WaS daö bedeutet, lehrt Jedermann ein Blick von dcr Brübl'scben Terrasse nach den bewaldeten Höhen deö Maldschiößchcnö. Der nach der Erbauung dccEascrncn nach Osten hin noch allein übriggcblicbenc freie Lu'traum zwischen dcr Easeriiopoliö unv dem Waldichiößchen, welcher den Bewoh nern dcr Antonstadt noch die Wohithat eines frischen, sauerstoff- reichen. durch den Wald eine gesunde Feuchte empfangenden Luft- stronieS von Osten her gewährt, soll durch WokinnngS-Eastrnen verbaut, die Antonstakt somit blescS wcrlyvollcn natürlichen Ven tilators tür alle Zeiten beraubt werden. Sowohl in sanitärer, alö in ästhetischer Beziehung bürste dieser Beschluß ernsten Be denken begegnen. Wie wir vernehmen, beabsichtigt denn auch eine Mehrzahl von Bewohner» der Antonstatt dagegen mit einer Vorstellung beim Staktverordnetcn-Eollegium einzulomincn. — Die vor einiger Zelt von terGeneral-Teicgraphenvcrwal- tung getroffene Einrichtung, wonach die Dcpeschenbotc» angehal- rcn sind, von den Empfängern der Telegramme Rückmuworien anzunchmen und gegen eine Vergütung von 10 Pi. iüns Minuten lang zu warten, bat sich so gut bcwäbrt. daß neuerdings angc- ortnet worden ist, die den Stattboten zugegangcnc Weisung auch den Landdrieiträgern zu erthellen. Die Letzteren sind fortan die llcberbringer entweder dcr telegraphischen Rückantworten oder selbstständigen Telegramme, woraus de» aus dem Lande Wohnen den nicht unerhebliche Erleichterungen erwachsen, weil sie gegen Bezahlung von 10 Pf. einen sichern Bolen für häufig ncitcEnt- criumgen gewinnen. Jeder Depeschenabsentcr kann dem Bote», unter Zurechnung von 20 Pf. Grundtare. so viel mal süns Pfen nige überweisen, alö er Worte telcgraphirt baden will. — Daö Nelchökanzleramt hat dem Bnndcörathe eine Vorlage wegen Einziehung der Z wc I t ha l e rst ü ckc zugcben lassen. Derselben zufolge wird die Anßcrcourßsetznng mit dem ). November d. I. beabsichtigt, von welchem Termine an noch >ür weitere drei Monate Einlösungöstellcn in allen veutschen Staaten destgntrt werden solle». — Angeregt von dem großartigen Eindruck, welchen die Münchner deutsche kunstgewerbliche Ausstellung auf ih» ge macht. hat ei» hier lebender Privatier. Hr. V. v M., einem armen aber taientvolic» und fleißigen Sck'üler der hiesige» kgl. Kunst ge wer beschule ein Rcisestipcndium für Mün chen überwiesen. Ein Vorschlag konnte leicht gemacht werben, rrcrutiren sich doch die meisten Kunstgcwcrbeschüler ans bcn armen Jndiiflriegegendcn Sachsens, während die wohlhabenderen Gkwerbtreibentcn biS jetzt noch keine Notiz von dcr Anstalt nahmen. Daö strahlende Gesicht dcS erwählten Schülers, welcher schon längst den innigsten Wunsch hegte, die Münchner Ausstel lung zu icbcn, kann sich Jeder vorsteilen. Dcr edle Geber fügte ;n dem Gelte noch ein Plaid und einen Heibstübcrzlehcr hinzu, damit der arme Junge auch vor dem wechselnden Klima Mün chens grichützt bleibe. Da die für die gewerbliche Entwickelung hochwichtige Anstalt noch fast gar keine Unterstützung durch Sti pendicn re. genossen, so können wir diesen Zug edler Menschen freundlichkeit nicht verschweigen. — Der von uns gestern erwähnte Situationsplan betreffs einer neuen Güterhaitcstclle bei Niedersedlitz ist nickst von der vezcichncten Gemeinde, sontcrn von Herrn PrlvatuS Arnold I» Niedersedlitz der Gcneraldlrcctlon der Staatöelsrn- bahnen eingcreicht worden. — In (er vorvrrgangcnen Nacht bat eine dag große Ostra- gehege absuchcnde Gendarmerie-Patlouille tn einer h. hlen Linde eine Frauensperson angetroffen. welche trotz Ihrer wob! nickst ge rade bequemen Situation süß entschlummert war. Welches Leid hat wohl die 'Arme verschlafen wollen. — In dem Schaufenster eines KürschnerladcnS der Welße- rltzstraße bemerkt man gegenwärtig, in einein Käfige befindlich, ein Pärchen lebender, allerliebster junger Steinmarder. - Die seit längerer Zeit im Bau begriffene, über die Weißc- ritz führende, neue Koh 1 enbahnbrttcke Ist jetzt ihrer Vollen dung ziemlich nahe getreten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite