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Sächsische Volkszeitung : 20.01.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192601209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1926
- Monat1926-01
- Tag1926-01-20
- Monat1926-01
- Jahr1926
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- Sächsische Volkszeitung : 20.01.1926
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Nummer 15 — 25. Jahrgang «mal wöch. Bezugspreis: stir Januar 3.— einschl, Lestellgels. Anzeigenpreise: Die Igesp. Petitzeile »9^, Stellengesuche La L. Di« Petitreklamezeilr. 89 Milli» meter breit. 1 Offertengebühren für Selbstabholer SN .Z. bei Uebersendung durch die Post außerdem Portozuschlag, Einzel-Nr. 19 L. Sonntags-Nr. 18 L. Aelckäktlicker Teil: Aales Fohmann, Dresden. SöMMe Mittwoch, 20. Januar 1926 Im Fall« höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzelgenaufträgei u. Leistung v. Schadenersatz. Für undeutl. u. s. Fern« ruf üdermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver» antwortung. Unverlangt eingesanöte u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte merd nicht aufbewahrt. Sprechstunde d. Redaktion 8 bis 6 Uhr nachmittags. Sauptschristleit.: De. Joseph Albert. Dressen. volrsmtung ««t«ä»»>stell«, Dr««! und Beel«,, Saronia. Buchdrucker», GmbH.. Dresden«, lS, Helbeinsttafte««. Herunil 327W. Postscheckkonti, Dresden I17«7 PnnNonto: Bassen«« ch strtnsche, Dresden. Für chrtsNtche Politik und Kultur tstedaktto» d»e Gitchftlch«« BolkSisettnna Dresden.Allst, l«. Hotdetnstrcche «ü, Fernrn- 82722 und 33KM. Die römische Frage Rom. den 17. Januar 1926. Von unserem besonderen römischen Vertreter. Vor einigen Tagen überreichte die Negierungskom- mtssion zur Regelung der staatlichen Gesetzgebung auf dem Gebiete des Kirchenwesens Mussolini die Be schlüsse als Grundlagen für die dem Parlamente vorzu- legenden entsprechenden Gesetze. Der Kommission ge hören drei geistliche Vertreter an, welche von der Regie rung ernannt wurden im Einverständnis mit den Kir chenbehörden. Die Beschlüsse sind in den Hauptlinien folgende: Finanzielle Verbesserung des Klerus und seine Pensionierung durch Einrichtung einer vom Klerus selber zu unterhaltenden und verwaltenden Pensions kasse. Die Pfarrer erhalten ein Gehalt von 30 Mark monatlich und eine Pension von 10 Mark. Die staat lichen Exequatur-Bestätigungen und Bestätigungen der Bischofsernennungen werden abgeschafft, und an ihre Stelle tritt das Nulla obsta, — die vorherige Zustimmung der Negierung zu den der Regierung mitzuteilenden Er nennungen —. die erteilt wird, wenn die Regierung nichts gegen die politische Anschauung des betreffenden Bischofskandidaten einzuwenden hat. Aehnliches gilt für die Ernennung von Pfarrern. Während diese Beschlüsse eigentlich nur eine Aende- rung in den Zahlen und in der Reihenfolge der bisheri gen Bedingungen des Klerus bilden, ist der Beschluß be treffend die Anerkennung derreligiösen Or den eine Neuerung. Die päpstlich anerkannten Orden sind auch vom Staate anerkannt und können als solche besitzen und funktionieren, immer vorausgesetzt, daß ihre politische Betätigung derjenigen der Re gierung nicht zuwiderläuft. Diese sehr bescheidenen Zugeständnisse wurden nun von der faschistischen Presse als eine hirchenpolitische Großtat des Faschismus in allen Tonarten gefeiert. Be sonders der „Corriere d'Italia", die „Tribuna" und der „Messaggero" erklärten die Versöhnung zwischen Italien und dem Papsttum als eine vollendete Tatsache, ohne zu berücksichtigen, daß dem Kernpunkt dieser Beziehungen die ungelöste römische Frage bildet. Daraufhin brachte der „Ossernatore Romano" eine offiziöse Richtigstellung dieser Sachlage, in welcher er nach Abschaffung des Garantiegesetzes diejenige Frei- heitundUnabhänglgkeitfür den Heiligen Stuhl verlangt. — sei sie wirklich oder sei sie anscheinend — auf welche der Heilige Stuhl das Recht hat, »m so dann alle ungerechten Gesetze im beiderseitigen Einver ständnisse zu reformieren. Der faschistische ..Corriere d'Italia" druckt diese Be merkung ohne Kommentar ab. dadurch die Verlegenheit verratend, die sein Cbefredakteur, der Urheber der oben genannten Beschlüsse, Mattei-Centili, dabei empsiuden muß. Anders dagegen die „Tribuna", die jetzt dem In nenminister Federzont gehört, der großen Wert dar auf legt, als Katholik aufzutreten. Das vatikanische Or gan wird im Kommentar der „Tribuna" stark mitgenom men, ihm Unwahrhaftigkeit und Undankbarkeit gegen den Faschismus vorgeworfen, der die Religion wieder zu Ehren im öffentlichen Leben bringen wolle. Besonders heftig sind seine persönlichen Anwürfe gegen den Kardi nalstaatssekretär Ga spar ri, den es den Bater und Schöpfer der Bolkwpartei — Popolari — nennt, und einen Freund demokratischer Ideen und des Parlamen tarismus. Aehnlich drückr sich auch das Organ Mussolinis aus, mährend das Freimarirerblait Gironale d ' Ita- lia ganz aus dem seelischen Gleichgewicht geraten ist und bereits die Integrität des italiemschen Bodens durch päpstliche Machtansprüche bedroht und den Kirckenstaat w i e d e r e r st e h e n sieht. Alle drei Blätter machen sich dabei den Umstand zu nutze. daß der „Osservatore" über das Leickenbeaängnis der Königinmutter nur einige Zeilen gebracht b^be und dies im lokalen Teile und gleich hinter einer Meldung die Schließung zweifelhafter Vallokale betreffend. Der „Osservatore" suchte dies als ein Versehen des Drucker lehrlings zu entschuldigen, findet aber wenig Glauben bei den in ihren vatriatischen und monarchistischen Gesüb'en Gekränkten, um so mehr, da ähnliche Versehen des „Os servatore" auf Absichtlichkeiten des Chefredakteurs — eines Grafen Terre — schließen ließen Ob man da mit auf die auch als zufällig hingestellten Artikel des „Osservatore Romano" gegen das taktische Zusammen arbeiten der Katholiken mit den sozialistischen Parteien zurzeit der deutschen Präsidentenwahlen anspielen will? Diese sind erst im letzten Augenblick zur Kenntnis des Kardinalstaatssekretärs Gasparri gelangt, der sie so fort dementierte, ohne den verhängnisvollen Miß brauch in Deutschland noch abwenden zu können Nach dem bisherigen Erfolg dieser Zeitnngspoieinik kann man nicht gerade aui eine günstige Aufnahme der auf dem Wege über die öffentliche Diskussion in den Zeitunaen erfolgten Aufforderung schließen Ob dieser Weg überhaupt in einer so delikaten Frage gangbar ist? Die Erfolge des „Osservatore Ro mano", auf ähnliche Weise die diplomatischen Beziehun gen mit der Tschechoslowakei. Jugoslawien und Litauen zu reaeln, sind nicht gerade ermutigend. . Ob es überhaupt zweckmäßig erscheinen mag, mit einer auf Gewalt gegründeten Diktaturregierung, wie derjenigen Mussolinis, eine solche Frage zu regeln, w o Diktaturen nie von langer Dauer sind, und ihre Gesetze meistens sofort nach ihrem Falle wieder auf gehoben werden-? für Mitteilung geeigneter Küretten au Sie wir Lrodenummera unserer Leitung rweckz Werbung vertrugen können — sinü wir Ihnen jcaerrcit üankbarr VonRarnek I zu Ramek H Wien, im Januar. Von unserem österreichischen Zg.-Bertreter. Programmäßig trat am 14. d. M. die österreichische Regierung zurück, um so auch äußerlich den Abschluß des Genfer Sanierungswerkes kundzutun, den sich seinerzeit das Kabinett Namek bei der Wahl zum Ziel gesetzt hatte. Das Programm der Regierung war mit Ende 1925 er schöpft. Trotzalledem wäre vielleicht ein Rücktritt der Negierung nicht vonnöten gewesen, doch wollte man die sen taktischen Schritt dazu benützen, um eine notwendig gewordene Regierungsumbildung vorzunehmen mit dem allgemeinen Wunsche, ein Kabinett zu erhalten, das dem Ansturm der sozialdemokratischen Opposition mit mehr Nachensteifheit begegnen würde, und um vor allem Neuwahlen vor Ablauf der Legislaturperiode zu vermei den. Daß der Außenminister Dr. Mataja und der Minister für Land- und Forstwirtschaft Buchinger sich bei dieser Gelegenheit zurückziehen würden, stand fest, nachdem sich beide Minister schon seit Monaten mit Rück trittsabsichten aus Gesundheitsrücksichten trugen. Nickt im Konzepte der Regierungsumbildung stand der Rücn- tritt des Finanzministers Dr. Ah re r, der kam plötzlich und unerwartet und hat seine Ursache in dem sogenann ten steirischen Wirtschaftsprogramm. Daß sich die christ- lichsoziale Partei und ihre Regierung der Notwendigkeit eines Wirtschaftsprogramms nicht verschloß, kann man daraus ersehen, daß die Regierungserklärung des Kabi netts Ramek li. Richtlinien aufstellte, welche die ganze Sorge um die Sanierung der festgefahrenen Volkswirt schaft beinhalten. Das steierische Wirtschaftsprogramm, das wieder einmal eine traditionelle Extratour der Stei rer ist, die von Zeit zu Zeit gerne von sich sprechen macken, war einerseits stark unter dem Einflüsse und im Privatinteresse des steirischen Stinnes Dr. Wutte erstanden, anderseits allzu sehr außerhalb des Rahmens des Möglichen gelegen, so daß sich die Fraktion der christlichsozialen Partei nicht damit befreunden konnte. Da Dr. Ahrer nur das steirische Programm vertreten zu können glaubte, war sein Rücktritt die naturgemäße Folgerung. Sein Nachfolger wurde der Nationalrat Kollmann aus Baden, ein erfolgreicker Kaufmann, der politisch des öfteren hervortrat. Ob er auf dem glatten Parkett des schwierigsten Ressorts in gleicher Weise erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten. Besondere Schwierigkeiten ergaken sich bei der Besetzung des Ackerbauministeriums. Fördermayr, der zuerst genannt wurde, kam offenbar wegen seiner zeitigen Verteidigung der Zentralwirtschaft nicht in Kon kurrenz, obwobl die Oberösterreicher für Fördermayr ein traten. Schließlich verfiel man auf den Steirer Pirch- ogger; da die Steirer sich aber wegen ihres durck- gefastenen Wirschaftsprogramms in den Schmollwinkel zurückgezogen hatten, lehnte auch Birckogger seine Be rufung ab. Das Portefeuille des Ministeriums lag auf dem Tisch, aber niemand griff danach. In dieser Per legenbeit richteten sich die Augen auf den Präsidenten des Tiroler Landeskulturrates Thaler,.einen Gebirgs- bauern bei Wöhrl, einen biederen Tiroler, der viel guten Willen mitbringt, ober nur als „Ersatz" für Bu- ckinper gewertet werden kann. — Obwohl man als Bundeskanzler gern einen stärkeren als Dr. Ramek ge sehen hätte les wurde denn auch für diesen Bosten Natio nalrat Kollmann und der Vorarlberger Landeshaupt mann Dr. Enders genannt), kam Dr. Ramek wieder. Die übrigen Ressorts blieben unverändert. Konnte sich das erste Ministerium Ramek keines wegs mit dem vorangegangenen Kabinett Dr. Seipel messen, so gehörten ihm doch zwei markante Gestalten an — Dr. Mataja und Dr. Ahrer —. die wett über den Durchschnitt emporragten und sozusagen die Trag flächen der Regierung bildeten. Die Regierung Rameh»H kann man am treffendsten wohl als das „Kabinett der kleinen Leute" bezeichnen, von dem inan sich keine Wun der erwartet, wohl aber nach Ansicht führender Parla mentarier Neuwahlen noch in diesem Jahre, die erst im Oktober 1927 fällig wären. Während die Sozialdemo kraten Neuwahlen gern schon im Mai hätten, dürfte man diese bis September—Oktober htnausziehen können. Erspart weichen sie uns kaum bleiben, die Sozialdemo kraten lind jedenfalls ernstlich bemüht, diele durch Lahm legung des Parlamentes zu erzielen. In Wien haben sie schon alle Vorkehrungen für. den Wahlkampf getroffen, eine wesentliche Kräfteverschiebung wird er nach Ansicht aller Negierungspolitiker nickt bringen. Die beiden Re gierungsparteien — Christlichsoziale und Großdeutsche — werden wohl in den meisten, wenn nicht in allen Bun desländern mit einer Einheitsliste gegen die Sozialdemo kraten in den Wahlkampf ziehen, der wohl als einer der heftigsten schon heute bezeichnet werden kann, da die Sozialdemokraten kein Mittel unversucht lassen, in den Besitz der Mehrheit zu gelangen. Daß die Eskompte- bank, die Verwalterin der Gelder der roten Gemeinde Wien, als „Gegenleistung" Tausende von Sckillingen zur Verfügung stellt, ist das Absurdum der kapitalistenfeind lichen Sozialdemokratie. Großzügige Baupläne und das Aararproaramm sollen das übrige tun für die blinden Mnhlermassen, die noch immer den ausgelegien Leim ruten in die Finger fielen. Das wären aemiß betrübliche Aussichten, doch bat die Scheidung der Geister bereits so weit gefübrt, daß von einem Her- oder Hinüberpendeln nickt die Rede sein kann. Die Folge davon ist stets eine schwache Regierung bzw. eine lübmende starke Opposi tion. so daß eine fruchtarme Eintagspolitik das Ergeb nis ist. Gewisse Steirer Kreise halten daher eine Tren nung der Ehe mit den Großdentschen für vorteilhaft und streben eine solche mit den Sozialdemokraten an, um diese aus der verderblichen Opposition herauszureitzen und sie an den Regierungswagen mit voller Verantwor tung zu svanueu. Diese Idee taucht von Zeit zu Zeit wieder auf und war auch in den Tagen der Reaierungs- umbilduna Gegenstand lebhafter, kaum aber ernster Aus einandersetzungen. In absehbarer Zeit ist kaum an solche Kombinationen ernstlich zu glauben: denn bei dem gegen wärtigen Verhalten der Sozialdemokraten, namentlich in Wien, bei der scharfen Trennung zwischen rot und sckmar?. und dk>n sckmi bestebeiidea biirnerlicken Einheits listen in Kärnten und Oberöfterreich, würde bei allem Verständnis für die Sachlage und Opportunität eine solche Regierungskoalition, die namentlick Notioualrat Dr. Gürtler gerne sehen würde, im Volke nicht ver standen werden und würde bei den Ehristlichsavalen wohl nahezu einstimmige Ablehnung erfahren, im Gegen satz zu den Sozialdemokraten, die mit Gewalt nach der Regierungsmacht streben und auch eine schwarz-rote Koalition in Kauf nehmen würden: denn eine sozial demokratische Regierung mit den Großdeutschen ist trotz gewisser kulturpolitischer Berührungspunkte noch un möglicher. Am 15. d. M. wurde das Kabinett Ramek il. nach dem Borschlage des Hauptausschusses vom Nationalrat gegen die Stimmen der Sozialdemokraten und bei Stim» menenthaltung des freisinnigen Landbundes gewählt. Bundeskanzler Dr. Ramek zeichnete in seiner Regie rungserklärung die Richtlinien auf. die man als ein Wirtschaftsproaramiy pegen die drückende Not bezeich nen kann. Für die Förderung der Wirtschaft sieht die Regierungserklärung vor allem das freie Berfügungs« recht der Nationalbank über die Reste der Völkerbunds anleihe zugunsten des heimischen Gewerbes, der In dustrie und der Landwirtschaft vor. Des weiteren wird die Regierung bemüht sein, nach Kräften dem Inlands markte langfristige Auslandskredite zuzuführen: Hand in Hand damit soll ein weiterer Abbau des Zinsfußes er folgen. Zur Verrringerung der Produktions- und Regie» kosten fordert sie Arbeitgeber und Arbeitnehmer um ge eignete Vorschläge auf. Zur Entlastung der Produktion wird die Reaierung eine Steuerreform mit dem Ziele Abbau der Steuern und Vereinheitlichung des Steuer wesens ausarbeiten. Auch die Fürsorgeabgabe sott in gleickem Sinne eine Reform erfahren. Ferner besteht die Regierung auf der in Verhandlung stehenden Mie- tenreform. Im Zusammenhang damit soll die Klein- rentnerirane durch Aufwertnna aewisser Pfandfordcrun-
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