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Dresdner Journal : 15.01.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188001156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18800115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18800115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-15
- Monat1880-01
- Jahr1880
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- Dresdner Journal : 15.01.1880
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DonncrStaq, den 15. Januar. 1880. » u- Ißt» «i >«» it^» »«o», «I». »^nr »ri>»4 dtvd« 184 »t > io» «rO- « 84 8t» 4 l>»nd4 «arm. müt.). 1» .S.40), Ul 84 8,4». Ln»» 1-rlM udau>. NI Ik, kN ^kN MI lN- >Nt rm rcht u4 I«84 Li«> «4 M>°4. »tuS t d«« I»g» niv» »»0 >vl. vc P4 , 41» )a4»d. «eick. I), i.a so» >t >u>« a,8»S 4, -»- I.M. Kchm». ri>- » Reu«. 2,47). 88« u 7,4» 11,14 Li»- > iM» 4, aus 8,1») !a»4. ) iUI» > («> >»r«. .4nrg> . 2,0 8«rni. 8,5« MU» »8. » Uhr. «»». ul«44 - und M-,4 »kooa-moo^p^I»: l- »«w« u«.6e»t»cke° JUirliek: . . 1« Leivk«» tritt?o»t- uoä jLllrUed: 4 Llurli KV gtvmpvl? v «otilsß Lima. L>vv«Iv«1t>uvwer»: 10 kk 1o»«r»teoprei,er «Ar äsa kaum «iusr ^vspults»«» ?«trtr«ils 20 kl. Vot«r „Lio^vvallckt" äis Loils bO kk. DrMm Zünmal. Lr,cd«ln«»r nyrlieb mit Xn4ll»kill« dsr 8»vn- on6 k'oiortof? ^bsnä» skir ä«» sol^sucksu 1»8 Verantwortlicher Redacteur: Im Auftrage Rudolf Günther in Dresden. F>. LrarxtrteOeir, 6oinmi«,iooLr 6e» 0r««6ll«r ^ouiliU»; Luvdurtz - L-rU» Vi,v L»,«l - Ni-,-I»a rr,nbku> t ». » ! //aasestein L ^0Aier, L«rlmVi«v - N-wdnr^- kr»U.l^ipiiss-kr»L»trlrt ». A. Nü»«b«u: aU<»«e, L«rU» i <8. L»rn«et, /nra/icienlia»»t, Lr«w»u: L Le^totte, Lr«»!»»: F. ÄanAen'« öüroou; 0d«wiUti- F>. ^viAt; kr»Lkkurt ». N L ^aeAcr^LLds ll. 0. //errnxrnn- »cbe kiuckkimölung; VSrUti: 9. L/üUer,' Snuoovr; 6. Lc/ntüzZt >, kortA S«rUi> -kr4i»ltLrr 4. ». «t»U^4rt: Dante L tat».,' S4wdorx: F L/en^Aen, ^tri. Lteiner. N « r » o 8 x v d « r: kkSniel Lrpeüitiov «je» Oresckver ^ourvatv, Drenäev, Lviu^ernlrL«»« k7o 2V. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Buda Pest, DienStag, 13. Januar, Mitter- nachts. (Tel. d. Boh.) Die Demonstrationen vor dem Nationalcafino erneuerten sich heute Abend in größerem Maßstabe. Lon der zischenden und pfeifenden Menge wurden sämmtliche Fenster deS Lordrrtracte» zertrümmert. Ein Constabler, wel cher die Steinwerfer arretiren wollte, erhielt einen Messerstich. Die Polizei nahm 12 bis 15 Tumul tuanten vor dem Casino in Haft, meist Buben, die Steine herbeigeschasst hatten. Gegen 11 Uhr begann der Tumult allmählich zu erlöschen. Der Zustand Verhovay'L hat sich der Art ver schlimmert, daß man eine Katastrophe befürchtet. ES ist starkes Wundfieber mit Delirium ringe- treten. Jokai'S Entwurf für einen Journalistenclub und ein Schiedsgericht wurde heute sämmtlichen Redaktionen übermittelt. Graf Paul KestrticS declarirt in den Blättern den Brief, welcher daS Duell veranlaßt hat, für rin Falsifikat. Bnda-Pest, Mittwoch, 14. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Auch bei den gestern Abend stattgrhabten Erressrn mußte daS Militär die Straße säubern. Einige Ercedenten und Poli zisten sollen verwundet worden sein. Etwa 3V Ercedenten wurden verhaftet. Paris, DienStag, 13. Januar, AbendS. (W. T. B.) Die diesjährige ordentliche Session der Kammern ist heute eröffnet worden. Die Depu- tirtevkammrr wählte Gambetta mit 25V von 308 Stimmen wieder zum Präsidenten; 40 von den abgegebenen Stimmzetteln waren unbeschrieben oder ungiltig. Zu Licepräfidenten wurden die bisherigen Licepräfidenten Brisson, Sinard und Bethmont wiedergrwählt; die Wahl deS vierten Licepräfidenten, sowie die Wahl der Quästoren und der Secretäre wird am Donnerstag statt- finden. Unter Bezugnahme auf einen Artikel deS „Journal deS D^batS", welcher sich für die Con- vertirung der 5procentigen Rente ausspricht, glaubt der „TrmpS" zu wissen, daß der Finanzminister Magnin in einer Unterredung mit L6on Say er klärt habe, er für seinen Theil verzichte auf jede Idee einer Convertirung. Der „TempS" fügt hinzu, der Kinanzminister befinde sich über diesen Punkt in vollkommenem Einverständniß sowohl mit den übrigen Ministern, als auch mit dem Präsidenten Grövy und mit Gambetta. Rom, DienStag, 13. Januar, AbendS. (W. T. B.) Die italienische Regierung hat beschlossen, eiuen Militärattache bei ihrer Botschaft in St. Petersburg zu ernennen, und hierzu den Major AppeliuS defignirt. Der Senat setzte heute die Berathung der Mahlsteurrvorlage fort. Torregiani sprach für Aufhebung der Mahlsteuer. Jacini suchte nachzuweisen, daß der Senat den Entwurf weder annehmen, noch unbedingt ablehnen, noch auch denselben modificiren könne. Der Redner besprach die gegenwärtige Finanzlage und plaidirte für Annahme der gestern vom Centralbureau eingebrachten Tagesordnung, betreffend die SuSpendirung der Bor- Feuilleton. Nedigirt von Otto Bauet. K. Hoftheater. — Altstadt. — DienStag, den 13. Januar, wurde endlich Karl Goldmark'S Oper „Die Königin von Saba" nach einem Text von Mosenthal, dies Schmerzenskind unserer Bühne, zum ersten Male gegeben. Der im alten Testament (1. Buch der Könige, Cap. lO) erwähnte und mit romantischer Färbung umklei dete Besuch der schönen Heidenkönigm von Arabien bei Salomo, um sich au dessen Weisheit zu laben und ihn mit Räthselfragen zu versuchen, hat schon mehr- jach zu fabulirender Bearbeitung angeregt. Eine Novelle darüber von Görard de Nerval wurde von den unermüdlichen Textfabrikanten Carrö und Barbier zu einem Opernbuch für Gornod auSgeführt, dessen „1^ rvio» äs Saba" 1862 ohne Erfolg gegeben worden ist. Mofenthal'S Text hat jene Bearbeitung nicht Über boten. Er ist arm an Handlung und Charakteren und nährt sich der Zeitrichtung gemäß von erregter Sinnlichkeit. Einen dramatischen Höhepunkt bringt nur der zweite Act; die folgenden tönen überwiegend in Klage und Mangel an Stoff aus, und der tragische AuSgong rührt un» nicht wahrhaft, weil er — am Hose Salomo», der sich 700 Frauen hält — nicht zwingenden Motiven entspricht, sondern vielmehr dem theatralischen Effect Liebesdienste leistet. Charakter zeigt nur die Königin, aber einen widerwärtigen. Sie ist nicht die schöne, edle Heidin, wie wir sie unS wohl nach dem kurzen biblischen Bericht und nach der spä- lage, welche keinerlei feindseligen Charakter gegen daS Ministerium habe. Alvisi beantragte eine Tagesordnung, durchweiche die Aufhebung der Mahlsteuer bis zum Januar 1884 gebilligt und zugleich die Zuversicht ausgesprochen wird, daß die Regierung durch eine rationelle Umge staltung der Steuern der Finanzlage gerecht werden würde. London, DienStag, 13. Januar, AbendS. (W. T. B.) Nach einer in St. John (Neu-Braun schweig) gestern pudlicirten Privatdepesche aus Callao hätte die chilenische Regierung die Guano- vrrschiffungen von den LoboSinsrln verboten und die Ladungsstellen zerstört. Die noch nicht be ladenen Schiffe werden wahrscheinlich nach andern Plätzen gehen, um Guano aufzusuchen. New Dort, Dienstag, 13. Januar, Abends. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die brr republikanischen Partei angehörigen Mitglieder beider Kammern der Legislatur des Staateö Maine traten gestern Abend zur Organisation ihrer Partei zu einer Sitzung zusammen (vgl. die „Tagesgeschichte"). Die Sitzung dauerte bis heute früh 2 Uhr und wurde dann auf Sonnabend vertagt. Urbrr eine Reihe von Kragen betreffs der Legalität des Vorgehens der Republikaner, welche dem Obergcrichtshofe zur Entscheidung vorgelegt werden sollen, wurde eine Einigung erzielt. Die fufionistischen Mit glieder der Legislatur hielten heute ebenfalls eine Versammlung ab. Beide Parteien scheinen das Verfahren deS ObergerichtShofes abwarten zu wollen. Dresden, 14. Januar. Die parlamentarischen Skandale und Zweikämpfe, deren Schauplatz im November vorigen Jahres die ungarische Hauptstadt war, veranlaßten uns bereits damals, einige Zeitungsstimmen zu registriren, in denen die für das Leben des Staates und der Völker so verhängnißvollen Folgen der Lehre vom journalistischen Meuchelmord erörtert wurden. Das am 10. d. statt gehabte Duell Majthenyi - Verhovay und die Volksdemonstrationen, welche dasselbe in Buda- Pest herbeisührte, geben den Wiener Blättern neuer dings Gelegenheit zu mehr oder minder düsteren Be leuchtungen der öffentlichen Zustände Ungarns. Die Veranlassung zu diesem Duell bot das Auftreten deS Abg. Julius Verhovay in seinem seit Neujahr er scheinenden Blatte „Függetlenseg" („Unabhängigkeit"), in welchem er, betrügerische Vorgänge bei dem Volksbodencreditinstitut für Kleingrunddesitzer (der Direktor dieses Instituts ist bereits verhaftet) täglich besprechend, gegen andere Zellungen, gegen das Nmionalcasino und gegen einzelne Aristokraten eine maßlose Sprache führte. Die ungarische Presse hatte sich dieser journalistischen Affaire gegenüber bisher passiv verhalten. Auf Einladung des „Pesti Naplo" traten aber nach dem schweren Aus gange des Duells die Redacteure sämmtlicher Blätter zusammen. Da Baron Isidor Majthenyi von Verhovay nicht beleidigt war, sondern das Duell gesucht hatte, weil andere Casinomitglieder angegriffen worden waren, wollte man in diesem Austreten des Casinos einen Versuch zur Terrortsirung der Presse und zur Hintanhaltung der freien Meinungsäußerung derselben erblicken. Die Redacteure einigten sich in einem energischen Protest gegen ein derartiges Vorgehen des Casinos. In oer Conferenz herrschte aber nur Eine Meinung, die der Entrüstung über die Art des Auf tretens Verhovay'». Insbesondere hat in dieser Con ferenz der Redacteur deS Organs der äußersten Linken, „ EgyeterteS", der Abg. EötvöS, in energischster Weise teren Hinweisung in Matthäus (Cap. 12) vorstellen; sie ist eine wohlgeschulte lüsterne, heuchlerische Coquette, die mit Salomo'ä Liebling ein grausames Liebesspiel treibt, während sie eigentlich darauf auSgeht, Salomo als Hauptbeute zu gewinnen. Weniger kann uns der sinncnberücktc, in unzurechnungsfähigem Zustande zwischen zwei Schönen umherschwankende Assad, der ab geschwächte Tannhäuser, interessiren, und die dem „hohen Lied" entstammende leidreiche Sulamith König Salomo, von dessen Weisheit wir viel Rühmens hören, dem aber die Wahrheit bisweilen etwas spät tagt, der Hohepriester und Baal-Hanan sind übliche Gesangsfiguren der großen Oper. Aber Mosenthal's Text kam durch andere Eigen schaften den Neigungen des Compomsten entgegen. Er enthält musikalisch-poetische Stimmungen, ausgeregt leidenschaftliche und geschickt behandelte Situationen, er giebt Anlaß für großartige Auszüge, musikalische Massenwirkung, Ballet», decorative Pracht, und bietet durch den orientalisch-jüdischen Stoff da- willkommene Terrain, um da« nationale und kulturhistorische Ele ment in besonderer Specialität als ergiebiges Material sür die musikalische Schilderung zu verwenden. Die zahlreichen Aufführungen der Oper seit 1875 haben bereit- die beste Anerkennung des bedeutenden und eigenthümlichen Talente-, der geistrechen Arbeit und der kunstsertigen Technik de» Componyten ergeben. Den schon vorhandenen Beurthrilungen de- Werke» läßt sich nicht- Neue- hinzufügen. Goldmark gebietet nicht über eine reiche ursprüng liche und melodische Erfindung, und er entzieht sich auch weder den Einflüssen Wagner'- (Tannhäuser), noch Meyerbeer'-; aber seine Individualität ist stark, den Ton zurückgewiesen, den Verhovay eingeführt und eingebürgert hatte. Man beschloß für die Folge die Einsetzung eines journalistischen Ehrengerichts, da auch das Publicum die in einem Theile der magyarischen Presse eingerissene zügellose Sprache unerträglich findet. Im Hinblick darauf, daß es sich hierbei nicht um eine Hrage rein localer Natur, sondern um eine solche von prin- clpieller Bedeutung handelt, lassen wir nachstehend den we sentlichen Inhalt eines Artikels folgen, welchen die Wiener (alte) „P r e s s e " unter der Ueber schrist: „B e r i r r t e ö f f e n t- liche Meinung" bringt. Das genannte Blatt schreibt: „Wenn einmal Fragen von so heikler Natur wie jene, welche durch einen so brutalen Act, wie daS Duell Verhovay Majthenyi, nur brüsk,rt, nimmermehr aber gelöst werden können, auf daS Straßenpflaster gewor fen werden und die Massen sie dort gierig auflesen, um sie in ihrer Weise zu discutiren, dann ist keine Zeit mehr zu verlieren, dann gilt eS, nicht länger zu philosophiren und zu raisonniren, sondern ener gisch und zielbewußt zu handeln. Die Vertreter der Presse in Buda-Pest haben unmittelbar unter dem Eindruck der Duellscene, die sich auf dem RakoS abgespielt, sich zu einer mannhaften That aufgerafft. Sie haben mittelst ihrer einstimmig votirten Erklärung gegen jeden Versuch, die Presse in der Person ihrer Mitgl eder zu terronsiren, entschiedenen Protest eingelegt und gleichzeitig Allen, die es angeht, kund und zu wissen gegeben, daß die Presse im Bewußtsein ihrer Pflicht und im Gefühle ihrer Macht auch die Energie finden wird, um jedes Attentat auf ihre Frei heit mit Ernst und Nachdruck zurückzuweifen. . . Mit diesem Protest hat aber die ungarische Presse nur den einen Theil ihrer Aufgabe erfüllt, und sie selbst hat die- anerkannt, indem sie ein Lomitö zu dem Zwecke entsendete, zur Wiederherstellung und Kräftigung der journalistischen DiSciplin Statuten für ein journa listisches Ehrengericht auszuarbeiten. Es geht durchaus nicht an, daß man unangenehme Polemiken gleichsam pvr procura mittelst Pistolenkugeln zum Abschluß bringt. Andererseits aber tödtet man nicht allein mit Pulver und Blei, und schlimmer, als diese ist daS schleichende Gift, daS seine einzelnen Opfer Zoll um Zoll hinmordet und, wenn dem Organismus der Ge sellschaft elngeimpft, diesen mit völliger Zersetzung be droht. Nicht allein die Journalistik, auch die Gesell schaft hat ein Anrecht auf Schutz gegen Terrortsirung, und diesen Schutz beginnen in Ungarn jene Leute schmerzlich zu vermissen, die noch etwas zu verlieren haben. Wer die Gesellschaft um Geld und irdische Habe bringt, nimmt ihr viel; nicht hierin aber be stehen ihre höchsten Güter, und wer ihr diese raubt, wenngleich unter dem Vorwand, ihr jene zu retten, ist ihr Feind, und hat sie ihn als Feind erkannt, will sie ihn auch als solchen behandelt haben. Die Kugel Majthenyi'- hat Verhovay getroffen; sie war aber nicht ,hm allein, sondern in ihm der ganzen Schule vermeint, als deren ausdringlichster Vertreter Verhovay erscheint. Möglich, daß dieser reine Hände hat; wir wissen dies nicht. Reine Hände haben ist aber bei leibe nicht eine Tugend, sondern nur ein unerläßliches Ersorderniß, um als Halbwegs anständiger Mensch zu gellen. Wer sich deshalb in die Brust wirft, weil er noch nie Silberlöffel gestohlen, setzt seinen Sinn für Ehrenhaftigkeit in verdächtiges Licht. Auf jeden Fall hat er schon hierdurch jeden Anspruch verwirkt, als oberste Autorität in Sachen der Ehrenhaftigkeit mit souveräner Gewalt zu entscheiden. Verhovay und Ge nossen haben sich aber nicht allein dieses Recht ange- maßt, sie haben davon auch einen empörenden Gebrauch gemacht. Was Wunder dann, wenn die Gesellschaft hiergegen revoltirt. Wer heute noch einen guten Rock auf dem Leibe hat, istjfeiner guten Rufes nicht mehr sicher. Der Besitz allein ist schon ein VerdachtS- grund, und wer jenen dem Fleche seiner Hände, seiner seine Originalität ergiebig und in den Combinationen des TonauSdrucks erfinderisch genug, um sich trotz seines EklekliciSmuS Selbstständigkeit und Eigenartig keit zu wahren, und interessant mit poetischer Inten tion zu gestalten. Seine Musik besitzt vor Allem jene dramatische Bewegung, welche dem deutschen Componisten so selten verliehen ist, dazu leidenschaftliche Accente des Gesanges, und eine glänzende Tonmalerei. Seine Ensemblesatze, in Aufbau und Durcharbeitung der älteren Schule folgend, zeichnen sich durch breite Anlage, großen Zug und Steigerung auS. Leider gesellte sich dem echt künstlerischen, allem Trivialen abgewandten Ernst und Streben seiner Arbeit auch der vorsätzliche Calcul zu, um jeden Preis Neues zu bieten und zu effectuilen. ES führte zu gesuchter, mißtönender und unmoti- virter Harmonik und Modulation, in deren ruheloser Ueberladung und orchestraler Tonfülle sogar die äußer lichen Effecte sich gegenseitig abstumpfen und die Wahr heit des Ausdrucks um so leichter verloren geht. Die Leidenschaft wird oft sinnliche Exaltation, die Affecte weiden überreizt und überspannt im Uebermaß schnei dender Tonaccente. Dit Smgstimme w»rd zu an strengender Höhe getrieben und erliegt im Kampfe mit dem Orchester, und der stet- p.ätenuö- pathetisch ge hobene Ton versagt endlich die Wirkung. Die Eigenthümlichkeit von Goldmark- Talent, welch« sich schon in einigen seiner früheren Compo- sttionen bemerkbar machte — seine Borlirbe sür eine orientalisch charakteristische Faibung feiner Musik in Motiven und instrumentalem Colorit — wie e- eben mit europäischer Kunst Brauch geworden — tonnte sich Geschicklichkeit oder auch dem Glück zu danken hat, ist deshalb allein schon verfehmt. Da- aber sind ggnz unerträgliche Zustände. Majthenyi wird die Verantwortung für seine That zu tragen haben. Gleich wohl ist auch er mindestens ebenso gut wie Verhovay eine Verkörperung jenes polypartigen Gebilde-, dessen jeder einzelne Theil sich öffentliche Meinung nennt. Und auch das weiß man in dev Kreisen der Pester Journalistik. Diese verdammt sein Auftreten auch als einen Act der Reaction, und in einem gewissen Sinne mag sie recht haben. ES ist aber auch ein Act der Selbsthilfe, und diese wurde durch die blindwüthige Anarchie provocirt, die Verhovay entfesselt hat. Und auch das will anerkannt werden. Endlich ist aber auch der Protest der Journalistik selbst nicht- AndereS, als ein Act der Selbsthilfe und in seiner Weife nicht minder dringend durch die Nothwehr ge boten. Alle diese Schritte der Selbsthilfe und Noth wehr gegen Reaction wie gegen Anarchie sind jedoch nur dadurch möglich und auch nothwendig geworden, daß dem öffentlichen Bewußtsein in Ungarn die Ach tung vor dem Gesetze abhanden gekommen ist. Au- den Kreisen der Pester Journalistik heraus Haden sich zuerst die Frevlerhände erhoben, welche diese Achtung untergraben haben; an der Journalistik ist es nun mehr, die Initiative zur Heilung der Wunden zu er greifen, die sie geschlagen." Tagesgeschichte. * Berlin, 13. Januar. Der „Reich-anz." ver öffentlicht heute eine aus 27 Artikeln bestehende koiserl. „Verordnung zur Verhütung des Zusammenstoß Hens der Schiffe auf See", datirt vom 7. d. M. Dieselbe enthält eingehende Vorschriften über da- Führen von Lichtern, über Schallsignale bei Nebel, über die Mäßigung der Geschwindigkeit bei Nebel, über da- Ausweichen der Schiffe, sowie Vorschriften für Häfen und Binnengewässer. — Wie wir der „Post" entneh men, soll nicht nur der Gehalt deS Staat-secretär- de- auswärtigen Amtes eine Erhöhung erfahren, sondern es sind sür das Budget des auswärtigen Amte- noch mehrfache Erhöhungen vorgesehen. E- wird unter Besoldungen des GejandtschastspersonalS für den Ministerresidenten in Belgrad ein Gehalt auSgeworfen von 37 200 M. gegen 32 200 M. im Jahre 1879,80, mithin für 1880/81 mehr 5000 M. In Sydney soll ein Generalconsulat an Stelle des bisherigen Consu- lats errichtet werden, wofür 29 000 M. auSgeworfen sind. In den Motiven heißt es: .Die Pflege und Entwickelung der deutschen Handel-- und Schlffsahrt-inlereflen, sowie die Rücksicht aus die zahlreiche deutsche Lolonisten und ArbeilerbevSlkerung in Australien lafirn eS angemessen erscheinen, dort ein BerusSconsulat zu errichten. Sowohl in industriellen Kreisen Deutschland« al« von Seiten der Reichstags ist die Maßregel besürworlet worden Wie in ähnlichen Fällen sollen dem BcrusSbeamtrn die Wahlconsulat« in Australien unterstellt werden, um einen Mittelpunkt zu schaffen, von dem aut die gesammte consularische Thäligkeit in einheitlicher Weise geleitet werden kann. Lhtil« mit Rücksicht hierauf, theilt wegen der Wichtigkeit der in Frage kommenden Interessen scheint es angemessen, dem Lonsul Mw»»» den Rang eines GeneralconsulS zu verleihen. Die Weltautstrllung in Sydney ist Anlaß gewesen, daß »ach einem im Reichstage laut gewordenen Wunsche bereits ein Berustconsulardeamter abgr- sandl ist, um dort eine wirksame Vertretung der deutschen In teressen zu sichern Ter Generalconsul wird mit Rücksicht auf vorbezeichneten Zweck zuvörderst in Sydney seinen Amtssitz nehmen, weiterer Erwägung bleibt aber Vorbehalten, ob der ConjulalSsitz definitiv dort zu belassen, oder nach Melbourne zu verlegen jem wird." In Apia foll ein Confulat errichtet werden. E- heißt in dieser Beziehung: .Bei der erfreulichen Entwickelung de» deutfchen Handel» in den Südjeegewäffern seit dem Jahre 1870 hat sich die Roth wendigkeit herauSgeftellt, eine Anzahl von Inselgruppen ent- weder den bestehenden Lonjulardezirken zuzutheile», oder sür dieselben neue Eonsulate dez. Lonsularagentureo einzurichle» bei diesem ausschließlich orientalisch-jüdischen Stoff mit gutem Grunde genug thun. Aber sie that das zu viel, und hielt nicht das schöne Maß inne wie Berdl. Goldmarfs Phantasie und Technik hat sich ganz ein gelebt in diese schwermüthigen Melodiephrasen, in den Gebrauch der betreffenden Intervalle, m da- künstliche Spiel mit Vorhalten, Dissonanzen rc. und vor Allem in dl« wie mit narkotischem Duft berauschenden Klung mischungen der Instrumente. Dies locale orientalisch- jüdische Colorit mit musikalischem Gehalt und Noblesse in den religiösen, den jüdischen Ritualgebräuchen ent sprechenden Scenen, und mit geistreicher Behandlung zur nationalen Chmakterlstik z. B. im Ballet — ver wendet, ist von entschiedener und wahrer Wirkung; aber wo daS rein Menschliche in Stimmung und Ge- fühl»au»druck waltet, finden wir die gekünstelte Ueber ladung mit morgenländischen Nuancen bisweilen über flüssig. Die intriganten Modulationen der ost gar herb dissomrenden Tonmixturen auf festgehaltenen Bässen, das überwürzte instrumentale Colorit, welche- die Zeichnung, die Gedanken überwuchert oder auch deren Schwäche verhüllt — da- Alle» bleibt nicht immer pikant, neu, fesselnd, sondern wirkt auch abjpannend und monoton, zumal da ein geringer Wechsel im Tempo, rin Ueberwiegen langsamen Zeitmaße- hinzutritt. Diese exotischen Klänge — und ich schließe mich auch hierin Han-lick - Meinung an — wecken endlich unwillkürlich da- Verlangen nach gesunder, einfach schöner herzlicher Musik, voll tiefen Seelenlaut-, der un- heimisch berührt und innerlich bewegt; man ver mißt Natürlichkeit der Empfindung, der Melodik, ein fach kräftige Harmonien, plastisch« Klarheit der Struktur, de» Au-druck» ohne äußerlichen extravaganten Schmuck
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