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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 03.12.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-186912035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18691203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18691203
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-12
- Tag1869-12-03
- Monat1869-12
- Jahr1869
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18S». Frankenberger Rachrichtsklatt und Bezirksauzeiger. Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg. Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. Diebstahlsbekanntmachung. Anher erstatteter Anzeige zufolge sind in der Nacht vom 24. zum 25. vorigen Monats auS einem verschlossenen, wahrscheinlich «ittclA Nachschlüssels geöffneten Gänsestall zu Mühlbach eine etwas graue, zwei weiße Gänse und ein schwarzer Hahn mit Krone auf dem Kopse spurlos entwendet worden. Solches bringt man zur Wiedererlangung deS gestohlnen VieheS und Ermittelung deS Diebes andurch zur öffentlichen Kenntniß. Königliches GerichtSamt Frankenberg, den I. December I86S. Wiegand. Müllern Die Randschrist eines Königs. Historische Novelle von M. Ant. Niendorf. (Fortsetzung.) Wenn der obere Satz dem General dunkel er schien, so war der untere leider nur zu verständ lich. „Rädel früher hängen, ehe ich komme." Morgen früh um acht Uhr wollte er hier sein, Manöver war befohlen auf dem Templower Felde, — also heut noch — verflucht schnell! — brummle er. „Aber Majestät ist manchmal so. Wer weiß, was das da oben zu bedeuten hat — von Ram, Haft brechen u. s. w." Er rief nach der Ordonnanz und befahl den Obersten Pannewitz zu sich, der im Bureau der Commandantur wegen des Aufkaufs anwesend war. Dieser kam; er laS den lakonischen Be fehl und sah den General sprachlos und betrof fen an. „Nun, waS meinen Sie, Oberst?" fragte Glasenapp. „Ich begreife daS und verstehe eS nicht, Er- rillen z!" „^Majestät ist wahrscheinlich ärgerlich gewesen, daß unter dem Commando dieses Leutnants scharf eingehauen worden ist. Wie verstehen Sie daS da oben?" fragte er und zeigte auf den ersten BleistiftSsatz. „Offenbar hat der König sonst noch waS im Sinn gegen Rädel, wahrscheinlich wegen der Geschichte mit dem Kronprinzen, man hat immer schon dergleichen gemurmelt. Ver stehen Sie daS? Ram gesagt, Haft gebrochen? Comedien?" „Teufel auch!" seufzte Pannewitz bei sich. „Ich versteh's wohl, denn ich weiß von jener Nacht; die Rammin, die Kammerfrau der Kö nigin, hat also das dem König verrathen. Der Henker hole Weiberthränen im strengen Solvaten- dienst!" — Dann sagte er laut: „Comedien! Das geht auf daS Schauspiel bei der Königin, wo Rädel dabei war." „Sehen Sie, darüber war er sehr ungehalten, daher die strenge Ordre . . ." „Ist und bleibt aber doch wunderbar und schreck lich, Commandant, — schieben wir die Sache auf, bis Majestät selber kommt." „Aufschieben? Nein Oberst, sehen Sie nicht, da steht'S: früher hängen, ehe ich komme. Rä- del könnte auch entfliehen, wenn er Wind merkte, denn so etwas spricht sich herum — und Sie wissen selbst, der König ist streng, schrecklich streng!" „Aber er ist auch gerecht, Ercellenz, und hier' sehe ich keine Gerechtigkeit, wiewohl ich aus dem Bann dieser Worte nicht heraus kann," entgeg nete Pannewitz lebhaft. Der General schüttelte mit dem Kopf: „So leid mir's thut, denn ich kann den jungen Mann wohl leiden; allein ich habe mir hier nicht den Kops mit Denken zu zerbrechen, sondern nur Sr. Majestät Befehl zu vollführen. Also Rä del muß verhaftet werden!" Und er schrieb drei Zeilen mit diesem Befehl und übergab ihn der Ordonnanz. „Verhaften Sie ihn, aber schieben Sie die Ererution auf," erwiderte der Oberst. „Er kann doch nicht ohne Kriegsgericht verurtheilt werden, das steht ja jedem gemeinen Deserteur zu, und wenn er ein solcher wäre!" Der General sah ihn groß an und sagte streng: „Ich wiederhole Ihnen noch einmal, Oberst, daß ich nur den Befehl Sr. Majestät zu vollfüh ren habe; ich habe nicht Lust, in dieser strengen Zeit mich einer Fahrlässigkeit im Dienst auSzu- setzen, wo übrigens der Rädel mit Katte, Sparn und den Andern schwer gravirt ist!" Mit diesen Worten wandte sich stolz der Ge neral ab und Oberst Pannewitz ging zur Thür. „O Himmel, meine Tochter!" seufzte er und irrte ohne zu wissen von der Wallstraße nach dem Schlosse. Hier hatte Rädel daS Wachtcommando gehabt und der Arglose begegnete ihm bereits als Ge fangener, um vor den General geführt zu wer den. Seine Tochter stürzte ihm bangend aus den Gemächern deS Schlosses entgegen und die Scene war erschütternd genug, als sie die schreck lichen Worte erfuhr, die der König geschrieben haben sollte. Ihre klagenden Ausrufe bewegten den ganzen Hof, denn Constanze war das Hät- schelkind desselben. Die Königin trat herzu und vernahm mit ebenso großem Erstaunen, waS Oberst Pannewitz berichtete. DaS schöne Mäd chen, außer sich vor Schmerz und ganz hinge rissen von ihren Empfindungen, fiel in namen loser Angst der Königin zu Füßen, indem sie um Rettung für ihren Geliebten flehte, seine Un schuld hoch betheuerte und, wie in Verwirrung der Sinne, sich selbst alle die Schuld zuschob. Der Königin, die trotz der Strenge ihres Ge- mahlS seinen Charakter kannte, war und blieb die Sache durchaus nicht einleuchtend. Wie machtlos sie auch gerade in dieser Zeit war, wo ihr Interesse eher schädlich als ersprießlich er schien, so folgte sie den Bitten Constanzens und sie ging mit dieser, geleitet vom Oberst Panne witz, hinüber nach dem Commandanturgebäude, um sich an Ort und Stelle von all dem Uner— hörten zu überzeugen. Sie sanden den Leutnant Rädel im Vorzi«^ mer, umgeben von wachthaltenden Soldaten; «k hatte bereits daS erschütternde Urthril vernom men und stand stumm und resignirt vor he« Geistlichen, der gerufen war, um ihn zum letz» ten Gange vorzubereiten. Wie eine letzte Flamme, die noch einmal auf» schlägt, weil sie dem Verlöschen nahe, so lächelte Rädel'S bleiches Gesicht, als eS Constanzen ev» blickte. Dann fiel eS um so tiefer in Apathie und düstere Wehmuth zurück, denn wahrlich! —- jäh genug war der Schritt aus dem sonnigeO Liebeleben des HofeS zu Monbijou — zur Ar-- mensündertreppe des Hochgerichtes. (Fortsetzung folgt.) - —4—HKK—Z— Ein merkwürdiger Künstler. Unter dieser Ueberschrift erzählt die Ulmer." „Schnellpost" von dem nächsten Sonntag im Saal« des Gasthofs „zum schwarzen Roß" hier auftrelm- den Cellisten Diem u. A. Folgendes: Josef Diem, zu Kellmünz bei Memminge« in sehr ärmlichen Verhältnissen geboren, zeigte schoir als Kind große Vorliebe für Musik. In der Schule lernte er die Violine spielen, so gut dirtz eben bei seinem alten Schulmeister F. möglich ge wesen. Nach einem halbjährigen Unterrichte in sek- nem 9 —10. Jahre spielte Diem bereits Onvertu- ren und er konnte seinem wackeren Herren unhp Meister, dem Naxistsr laoi, Nichts weiter mehr ablernen. Jetzt aber mit dem 10. Jahre ging'A daran, die Kühe und Ochsen zu hüten, denn wer hätte daran gedacht, den 10jährigen Buben zu ei nem wirklichen Musikanten zu machen, — „Mu sikant" — ein Wort, daS dem ächt „schwäbische«: Bauern" fast wie ein Schimpfwort lautet. Fort! hinaus auf die Alm, — hinaus zur Sennerei, s» hieß der Gewaltspruch, dem sich Diem'S JugenB wie unter einem riesigen Scepter fügen mußte. Aus dem Ersparniß von dem an sich so geringe« Jahreslohne, der in einigen Gulden, 1 Paar Stie feln und einem Hemde für den jungen Hirten be stand, kaufte sich Diem in Memmingen die erste Flöte um den Preis von 5 st. Dazu erwarb er sich eine musikalische Skala und so erlernte er daV „sanfte Flötenspiel" als wirklicher Autodidakt — und umgeben von vierbcin'gen Ungethümen hauchte er die Stimmungen seiner jnngen Seele in daS Nohr und erleichterte sich so seinen gewiß schwere« Dienst durch das ideale, sentimentale Streben nach-
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