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Sächsische Volkszeitung : 05.08.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190408057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19040805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19040805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-05
- Monat1904-08
- Jahr1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.08.1904
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177. Freitag, den 5. August 1904. 3. Jahrgang. Sächsische PMsmtimg Erscheint täglich nachm, mir RiiSiillKaie der E^mi- und HesilNLe. I ^ ü>sdb8»gigerlsgedlsttsüklOabrbeit.becdt u.freideit. Juscrate werden die uneidnilene Petit-,eile oder deren tilnnin in ll» Pf. dereMnel. dei Wiederdolnn^ dedenlerder Rndntl tviichdriirkcrei, tltedattio» »iid McschastSstrlle: Dresden Pill»i1,rr Ltraste — !>er»sr'reclter Nml I Nr. li!«>r. Am 71. KkdiillstG Ihrn Mitjckl dkl ÄiiiM-Mm ssiikiilli. Srlvetlüt ist, dem ein üoües 'tos erblüstte, Dem des Geschickes Dlächte als ein Zeichen Der Ichild, das Diadem der Herrschaft reichen, Das; seinen Glanz die Llnsurcht willia lnite. Das höchste mit dem Dc>I>m drum verbindet Die Fürstin, die vom Lbrone niederfteiget, Die Not zu lindern, die sie mit empfindet, Und: Da sie hilfreich lindert Not und schmerzen, Mie dankbar sich das Nolk der Ldlen neiget Tlls Ronigin des Landes und der Nerzen! Doch Iföber steht uns als die ÜNacht die Güte: Der Arone Gold musf i ln ein Schimmer weichen, Der, irdisch nicht, entstammt den ew'gen Neichen Der tiebe, die in Nimmelskrast erblühte. Ts IN uns Dorer. Fiir jedes patriotisch gesinnte Sachseicherz ist der.V August ein festlicher Tag. In innigem (Gebete zu (Mtt gedenten Aller Kerzen Ihrer chlajestät der Königin-Witwe Carola, tvelche an diesem Tage in stiller Abgeschiedenheit den 71. (Geburtstag begeht. NTcr selten ist eine Fürstin also mit dem Sebeu des Voltes verloebt, wie es hier der Iall ist. In den -feilen der Nol, der sozialen Trennnng, tritt sie als (öngel des Iriedeits zwischen die Parteien, um nach Uräslen mit christlicher Tstebe das Wert der ansgleichenden Bersöhnnng zn üben, (üerade in unserer -Fül, too die (Gegner der Autorität nicht mehr in blinder Unter wnrsigteit den ^ebensioandel der Inriten als eine Notwendig teit hinnehmen, sondern mit Neid und .Jas; eine jede Blähe desselben anfdecken, um sie als Achillesferse zn benützen, sind edle Vorbilder aus dem Throne eine Wohltat für die gesäurte (Gesellschaftsordnung. (Glücklich das Snnst, dessen Negenlen oon dieser il,rer schlveren Verantwortlichkeit durchdrungen sind! Als eine Lebensaufgabe hat es datier Ihre Majestät betrachtet pflichtbewußt sich mit jenen Tugenden zn schmücken, welche notwendig sind, sich die Tüebe und Achtung des Voltes zn gewinnen und zn bewahren. Seit mehr als einem halben Jahrhundert hatten die verschiedenen Preise Sachsens telegen heit, sich an dem christlichen Sinn der edlen Iürslin zn erbauen und durch, ihre tatkräftige Ausübung der Nächstenliebe zur Nachahmung Aneifernng zu finden. Nicht nur eine Pflicht des Dankes, sondern auch der püebe und Dochachinng ist es datier, wenn das Sachsenvolk am heutigen Tage sich mit inbrünstigem (üebete an den Deren über besten und Tod wendet, das; Sr der teuren Iürstin noch viele lpebensjalire in ungetrübtem Wohlergehen beschere. »SH Petersburger Brief. >ron unserem 2 y e z j u l i o r e > p o ndenle u. twrk'o!cu.> P e t e r s b u r g , Ende Juli 1NN1. Debr geehrter Herr Redakteur! Von Finland ans, wohin mich ncein diesjähriger Donimernrlanb getragen, mache ich nnn znm Schlüsse noch einen Abstecher nach der Newa Metropole, nm non hier ans über russische Ostseepropinzen nach der deutschen Heimat znrückznkcbren. Und da will ich denn Ihnen und wenn Sie diesen Brief drnckfäbig erachten, Ihrem geschähten Lese- pnbliknm ein wenig „Petcrsbnrgiana" singen . . . Die lächeln und sagen gewis; im Stillen, er persällt in seinen chronischen Fehler, Stimmnng machen zn »vollen. Aber Ihr Lächeln soll mich nicht ans den» Konzept bringen. Ich gestehe cs freimütig, ja, ich will wieder in Dtimmnng schwelgen — oder besser gesagt. Bilder von den über Peters- bürg lagernden Stimmungen zn geben. Geben »vir also ans Werk! Es ist schwül in der Newastadt. Nicht allein jene Schwüle, die die sommerliche Hitze mit sich zn bringen pflegt, sondern eine bange Stimmungsschwüle, die ihre grauen Dnnslschwingen über das gewaltige Nenfzcnreich non War schau bis Wladiwostok, po» Abo bis Odessa ansbreitet . . . Und Petersburg ist das Herz dieser Depression. Doch das sind Politika! Und Politik soll ja bekanntlich den Charakter vorder ben. Deshalb fort mit der Politik, obwohl das gegenwärtig für Petersburger Verhältnisse recht schwierig ist, — und hinein ins volle Menschenleben, von dem sich auch hier das alte Wort bewahrheitet, dast „wo mans packt", cs „inter essant" ist. Also, bitte,- meine Herrschaften, e.'ant Irr via! Es ist Sommer in Petersburg — da hat es nicht allzu viel Sinn, in ein Theater zu gehen. Wie in allen grasten Städten Europas, so sind auch hier die besseren Theater während der hcistcu Jahreszeit geschlossen, macht eins von dieser Regel eine Ausnahme, so ist es mit minderwertigen Kräften beseht, Schauspielern und Sängern aus der Pro vinz. die jede sich ihnen bietende Gelegenheit zu erhaschen suchen, auch einmal in der Metropole a. G. (das heistt „als Gast"» anstreten zn können. Das macht Neklame. Und im Donnner iil ja die Kritik immer milder gesummt. In solch eine Gaslspielvorstelluii.g geriet denn auch ick». Eine Dperette wurde gegeben. Ossenbach. Da mir irert und Gang der Handlung ziemlich laktiesl im Gedächtnis iast, men- cs mir nickit besonders schwer, der russischen Annühriing folgen zn können. Dcbwache Miltelmästigieit mit einer Ausnahme: der Bast war von einer geradezu wunderbaren Tie'e und Klarh.it. Am imislen liest zn wünsebe» übrig das Insainmenspiel: es klappte nirgends recht. Jedoch iil ein derartiger Fehler bei einem bunt zusammengewürfelten Dommerensemble am leichtesten zn entschuldigen. Bel Dvast machten mir die Pansen. Die Foyers, die Wandelgänge, das Büfett. In der Architektur und in der Anlage ganz wie bei uns. Aber die Menschen dock» ganz anders! Ein bistcbe» Pariser Hautgout und ein bistcben Steppenknltnr. Und dazu ungeheure Berge Konten, aus erlesener Süstkram. Und Kaviar in verschiedenen Duali täten, ^törsleisch, Tee und den geliebten Wndki! Aber auch Notwein kann getrunken werden, und wer die nötigen Nn beleben springen lassen will, kann sich zn echt französischem Ebampagner versteigen! Und diese Toiletten, diese Edelsteine und diese U» mengen von Puder und Schminke, die die Damen ainwen den. Es ist eigentlich weniger eine Imitation von Paris als eine solche von Brüssel . . . Ans dem Nisbskij Prospekt, unweit des Warschauer Balmhofs, liegt ein Easck, in das mich der Unfall bei mei nein ersten Bummel durch die Strasten der Stadt lüneingc trieben hat. Das ganze macht eher einen westenropäischen. als einen osteuropäischen Eindruck. Es bält so die Mitte zwilchen Schisferkneipe und Kaffeehaus. Auch die Gäste sind recht gemischt. Matrosen, Studenten. Kleinbürger, Snbalternbeamte. Mit dem Tee fängt es an, mit dem „teuren" Wndki böi'l cs ans. An allen Tischen dasselbe: viel Typisches mit einem Stich ins Verwahrloste. Tagesgespräch ist natürlich der Krieg im lernen Ostasien. Man spricht nicht laut über die Ereignisse. Alles in einem gedämpften Flüsterton. Alles unter dem Druck einer beklemmenden Schwüle . . . Man ist ans mich aufmerksam geworden. Ein Frem der . . . Neugierig glotzen mich ein halbes Hundert Augen unter buschigen Brauen und niedrigen Stirnen an. Tann Vischel! und zj'cbelt man miteinander. Ich bin der Mittel- w:nv ihres Gespräches und der scheuen Seitenblicke, die ge legentlich nach mir geworfen wurde». Die halten mich am Ende vir einen Dpion. Ich säble »nick» etwas unaii- genebm in meiner Hanl. Die merken mir meine Unsicher beit an. Die Blicke werden bänsiger. Das Gemurmel laute»-, fast znm Murren . . . Ich zable meine kleine Feckie und mackie. dast icli ans dieser Kasieebölle binanskomme, nin die Ersabrnng reicher, dast »elbst ein psleginatisches Volk, wie die Nüssen, zu Feiten nervös werden kann. Und wäh rend ick, hastig binansschreite, klingt es mir in de» Dliren iwcki, wie ein drohendes Murren, vermischt mit einem lau ten. höhnenden, gellenden Lachen. Es war eine Bolksstndie, eine russische Bolksslndie . . . Weiler sollte es ja scbliestlich auch nichts sein. Und wer Land und Leute kennen lernen will, must Dtndien machen! Ei» Bekannter, den ick, am zweiten Tage meines Anientlialtes anviiebte, gab mir verschiedene Aufklärungen über manches, das ick, bisher kaum beobachtet oder als bare Münze hingenommen. Allein auch in der Newastadt ist nicht alles Gold, was glänzt. Bei uns pslegt man sich in furchtbarster Weise ansziiregen, wenn der Nolslist des Zen- sors die Anssübrnng irgend eines seichten Dittenslückes oder die Verbreitung eines hyperpikanten Büchleins unmöglich macht. Hier in Petersburg arbeitet der Fensor ganz anders. Er streicht einfach alles, was das l,eilige Nnstland in den Augen seiner Landeskinder irgenwie kompromittieren konnte. Er streicht alle Dchilderiingen von Niederlagen in Ostasie». er gestattet keinerlei Veröffentlichung von dem Königsberger Gelieimbiiiidprozest. in den, russische Verhält nisse dock, eine so graste Nolle gespielt habe». Nur das darf gedruckt werden, was das inuiiclie Ansehen in jeder Weise z fördern im stände ist, oder Mistftände im Anslande grell beleuchtet. Wer heutzutage eine von den freiheitlicheren Tageszei tungen zur Hand nimmt, wird sicherlich über die Unmenge von Dckiwärziingen staune», die eilte solche Feitnng enthält. Das Verhältnis ist etwa ein Drittel Tert, die anderen zwei Drittel sind dem Rotstifte des Zensors znm Opfer gefallen. Do lebt das russische Volk bis ans ganz enge Kreise, die mit Belannten oder Verwandten im Ausland in Fühlung stehen, ganz in Unkenntnis der Dinge, die sein Land gegen wärtig heimsnchen. Das Erwachen ans diesem künstlich er-
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