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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.05.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050516010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905051601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905051601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-05
- Tag1905-05-16
- Monat1905-05
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BezugS-PretS 1» der Hmlptrrpedttto» «der da« Ausgabe- pell« abg«h»>tr »tockeljührltch ^SI.—, bei zweimalig« tllglicha 8»v»llu«g dl» Hau« S.7L. Durch die Post bezog« für Deutsch land u. Oesterreich vierteljührltch 4^0, für di« übrig« Länder laut Leitung-Preislist«. Diese »«««er kostet ML auf all« Bahnhof« und III I bet den L«ttullgs.8eriäusern I * AeSakttun «atz Expevittom UÄ Fernsprecher 222 Johanntsgasse z. daupt-idiltale Dresden: Marienstraste 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Ailtale Berit«: TarlDuncker, Herzql.Bayr.Hosbuchdandlg, Lützowstrahe 10 Aerusprecha Amt VI Nr. 46031 Morgen - Ausgabe. WpMcr. TagMalt Handelszeitung. Amtsvkalt -es Königs. Land- «nd -es Königs. Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales «n- -es Nolizeiamtes der Ltadt Leipstg. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile LS Familien- und Stellen. Anzeigen 20 ^k. Finanzielle Anzeigen, Veschästsanzeig« uni« Text ob« an besonderer Stelle »ach Taris. Di« »gespaltene Reklame,eit« 7b Sn«ab«eschl»h für Nuzet,«,. Abend-Ausgab«: vormittags 10 Uhr. vrorgia-AoSgab«: nachmittag» 4 Uhr. Anzeig« find stet« an die Expedition zu richten. Extra-Beilag« (nur mit der Morgen- Ausgab«) nach besondrrer Vereinbarung. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen aeössnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck and «erlag von E. Volz in Leipzig !Jnh. t-r. R. » W. Klinkdardt) Herausgeber: vr. Victor tklinkhardt. Nr. 246. Dienstag den 16. Mai 1905. 99. Jahrgang. UUUWWUUUUUM wir errichteten Leipzig, SilckplatL Nr. 7 im Ligarrengeschäft des L)errn Ernst . : Grützmacher und ' Lonnewitr. ZiMrtr. IIS im Papier- und Schreibwarengeschäft des Herrn Walter Etzold je eine Annoncen- «ns Abonnenrentran- nahme-Fttiale se» Leipziger Lage slattes. Daselbst werden Annoncen und Abonnementsbestellungen zu Griginal- -77'- 7-^. preisen angenommen. Verlag nns Expedition der Leipziger Lageblatte». «UUUUUUUWM Var Wcbligrte vsm Lage. * Der Reichskanzler Graf Bülow wird den Kaiser heute nach Mörchingen und Wiesbaden begleiten. * Die russische baltische Flotte ist in die Hon-Kohe- Bucht zurückgekehrt und ankert dort. (S. russt-jap. Krieg.) * Die Japaner sollen entschlossen sein, auf keine FriedenSverhandlungen einmgeben, bevor nicht die Entscheidung zwischen Togo und RoschdjestwenSky gefallen sei. (S. russ.-jap. Krieg.) * Im Golf von Tschili soll ein japanisches Trans portschiff auf eine Mine ausgelaufen und gesunken sein. (S. russ.-jap. Krieg.) Sslucholvslri. Am 16. Mai 1895, vor einem Dezennium, hat der Kaiser Franz Josef das vom Grafen Kalnokv. gemein- schriftlichem Minister des Auswärtigen, eingercichte De- Missionsgesuch angenommen. Der ungarische Minister präsident Baron Banffy obsiegte im Streit, der sich wegen des Nuntius Agliardi erhoben hatte, die erbete nen „Garantien" wurden verweigert, und der Monarch begründete seinen Verzicht auf Kalnokys Dienste mit der notwendigen Pflege des magyarischen Regierungslibera. lismus, der noch allmächtig war. Die Rcichsidee wurde durch diese Unterwerfung aufS schwerste geschädigt-, ein Diplomat von großem, europäischen Rufe, von besten Traditionen verließ den Schauplatz, woselbst er vier zehn Jahre gestanden Hatto. Man ersetzte ihn so, wie dieser Moment unwürdiger Verlegenheit cs anriet, durch ein zunächst bedeutungsloses Mitglied der Kom parserie, durch ein Mitglied deS Polenklubs, der in der Person des Grafen Badeni seine Herrschaft über Oester- reich befestigte. Kein anderer als Badeni hat den Grafen Agenor Goluchowski, Majocatsherrn auf Skala, Erbherrn von Ianow, Gatten der Prinzessin Murat, an Kalnokys Statt dem Kaiser empfohlen. Am 18. Mai 1895 wurde der neue Staatsmann der Welt präsentiert. Sein Vater. Agenor der Aeltere, war im Jahre 1875 gestorben: die Schlachta Galiziens ehrte in ihm den nationalen Quartiermacher, den treuen Sohn Polens, den Unterdrücker der Deutschen und der Ruthenen. Dreimal war er k. k. Statthalter, einmal gar österreichischer Minister des Innern, zwischen Schmerling. Dclcredi und Beust, dem Bürgerministe- rium und Hohenwart rückte er auf und ab, nach der Laune der wechselnden Regierungen, stets von neuem begünstigt, ein rechtes Geschöpf deS Staatswesens, in dem er Einfluß errang. Der jüngere Agenor ist.am 15. März 1849 geboren: 1693 erschien er als Botschaft«, rat in Paris, dann, zu gleicher Zeit mit Herrn Bern- Hard von Bülow, als Gesandter am Bukarester Hofe. Dort blieb er bis 1893. indessen der künftige deutsche Reichskanzler früher zum Botschafter am Ouirinal er nannt ward. Der Graf Goluchowski, dem daS Glück nicht fo bald schmeichelte, fühlte. Halbgsien fei nicht westlich genug für die Verdienste feiner polnisch-fran zösischen GosellschaftSkultur und die seines VatorS: vielleicht auch, daß er von Kalnoky aus persönlichem Grund ignoriert zu werden glaubte. Er bat, man möge ihn in Disponibilität versetzen, und zog nach Lemberg: nach dreiviertel Jahren hatte Badeni den Galizier mit Beschäftigung versorgt. Am 11. Juni 1903 führte Graf Goluchowski in der ungarischen Dele- gation sich ein und hielt, als Koloman Tisza ihn be grüßte, eine Rede über die auswärtigen Angelegen heiten, über die Prinzipien, die er bewahren, über die Wege, die er gehen wolle. Dies ist die geschichtliche Begründung der Aera» zu deren Jubiläum heute in den Wiener Kanzleien die Subalternen sich versammeln. Außerhalb der Bureaux wird die befohlene Teilnahme ein nicht sehr lebhaftes Echo finden, und für die deutsche Öffentlichkeit erscheint eine Haltung angemessen, die, höflich und kühl, von der unwahrhaltiqen Bewunderung der Offiziösen und von ungerechter Leugnung der Tatsache, daß Graf Golu- chowski auf seinem Platze sich schlechter hätte bewähren können, mit gleichem Vorbedacht sich entfernt. Es ist natürlich, daß der Minister des Polenklubs die Drei bundbasis. die Andrnssy schuf und Kalnoky erweiterte, nicht verlassen durfte. Sehr häufig hat er sich durch Versicherungen, festgelegt, weniger aus redseligem Ge fühl für das deutsche Reich oder das italienische König, tum, vielmehr auch deshalb, weil er dem Dreibund oft fremd war und doch nickt wagte, mit neuen Kom binationen gegen ihn zu demonstrieren. Tie Trübungen und Unstimmigkeiten in dcrPolitik Goluckowskis werden wohl erst nach geraumer Frist bekannt werden. Daß sie kein Wahn sind, hat noch in den letzten Wochen der uner freuliche Nachruf der venetianischen Entrevue mit Herrn Tittoni bewiesen. Nicht bloß die Hinneigung Italiens zu Frankreich oder die Balkanfrage, in der Oesterreich- Ungarn bis jetzt daS vom Berliner Kongreß «Hw. er teilte Mandat für Novibazar und irgendwelche alba nische Pläne nur unter Kriegsbrand verwirklichen könnte, schwächten die italienisch-österreichische Entente: auch der Slave Goluchowski und der klerikale Anhänger des Vatikans ist dabei im Spiele. Nicht immer wider- stand der Urheber des Balkanprogramms von 1897, der in Nervosität nnd Hoffnung Rußland umwarb, noch ehe die Spannung zwischen Berlin und Petersburg auf- gehört hatte, dem Gedanken au die „Aendcrung der Orientierung", den er im Jahre 1895 ablehnte. Mit Lobanow, dem Erben des .Herrn Giers und dem Vor gänger Lamsdorffs, hat Graf Goluckowski, der im April 1897 mit seinem Kaiser den Petersburger Hof besuchte, einige Monate eher als mit Visconti-Venosta gerechnet: beide Chancen bot er gegeneinander auf. Er lavierte, fand trotz seinen nicht unverfänglichen Gesin nungen sich stets aus den Schwierigkeiten heraus, zu- rück in die Politik der „verhältnismäßig geringfügigen Interessen", die er mit einer den trügerischsten Situa- tioncn glatt sich anpassenden Suada vertrat. Er färbte schön und hatte die Klugheit, sich gegen Schönfärberei zu erklären. Im kritischen Mai des Jahres 1901 sprach er diejenige seiner Dclegationsreden. die am meisten Aufsehen,hervorrief: er warnte vor dem Vertrauen auf eine „Panaree" in der Orientpolitik und pries die „ver trauensvollen Beziehungen zu den übrigen Mächten, vor allem zu dem Nachbarstaate Rußland", er tadelte die Eischütterer des Dreibundes, legte dar, wie harmlos der Kampf um den Handelsvertrag sei, und apostro phierte sofort die deutsche Reichsregierung: „Heute, wo die wirtschaftlichen Fragen täglich an Bedeutung ge- Winnen, ist die These kaum mehr verfechtbar, daß ein förmlicher wirtschaftlicher Kampf sich ganz gut mit die sen politischen Beziehungen vertrage." Im Mai des Jahres 1902 sagte er vor der österreichischen Delegation, daß der Dreibund, der im kommenden Mat abgelaufen wäre, zu erneuern sei. Aber er raisonnierte für einen Dreibund mit Nebensinn, für einen„eminent konserva- tiven Bund" ohne Angriffsfläche, den der französisch russische Zweibund „wertvoll ergänze und fördere." Die Tschechen beklagten sich über den fürstlichen Troubadour Philipp Eulenburg, der auf die „unauflösliche" Allianz, in unwissender Nachahmung einer Devise Bismarcks, getoastet hatte: Graf Goluchowski erläuterte, der deutsche Botschafter habe „offenbar nur gemeint", aber für die Ewigkeit könne ja überhaupt nicht gesorgt wer den. Noch ist das Vorgehen des Polenministers beim Herrn von Gautsch und gegen den preußischen Finanz- Minister, der sich auf die Schriften des Ruthenen Sem- bratowicz über die galizische« Potentaten berief, aktuell. Man weiß, wie eifrig der gemeinschaftliche Minister sich Polen und Tschechen zur Verfügung gestellt hat. die über die Ausweisungen von Slaven aus dem preußischen Staatsgebiet oder das „panacrmanistische" „LoS von Rom!" erzürnt sind. Aber eS ist nickt zu verkennen, daß eine Beseitigung des Grafen, den Apponyi haßt. Oesterreich-Ungarn eines biegsamen, deS Mutier» kundigen Diplomaten berauben würde, und daß die Schwankungen bei jedem Nachfolger GoluchowskiS sich wiederholen müßten: denn sie find durch daS Wesen der Donaumonarchie bedingt. Der zweite Band von Bismarcks „Gedanken und Erinne rungen" lehrt, daß es ein Irrtum in der Beurteilung Oesterreichs sei, „die Möglichkeit einer feindseligen Politik auszuschließcn, wie sie von Thugut, Schwarzen- berg, Buol, Bach und Beust getrieben worden ist". Er nennt die Liebe der galizischen Polen, des ultramon- tancn Klerus für das Deutsche Reich eine „Liebe vorübergehender und opportunistischer Natur". Er lehrt auch Reserve, entwöhnt uns phantastischer Betrachtungen über das Schicksal deS Staates „von Tirol bis zur Bu kowina". Ob mit Adolf Menzel im Absolutismus die Zukunft Oesterreichs zu erblicken ist. oder au? der Wirr- nis ein die cisleithanische Hälfte führendes, militä risches. aggressives Transleithanicn emportauchen wird, zählt nicht zu den Themen praktischer Gegenwarts politik. Ihre einzige Gewißheit ist, daß die Donau monarchie unser mehr bedarf, als wir ihrer bedürfen. Und man wird nicht fehlgchcn, wenn man den Grafen Goluchowski als den Typus bewertet, der dieser un- sicheren, auf reinen Kalkül gestellten Zeit der Ausein- andersetzung durchaus gemäß ist. 2ur rionsttircden vemgung. Wir erhalten folgende Zuschrift: Hochgeehrter Herr Redakteur! Wir dürften wohl in der Annahme nicht irren, daß Sie einer Erwiderung auf die in der Morgenausgabe des „Leipziger Tageblattes" vom 11. Mai abgedruckte Zuschrift „Zur zionistischen Bewegung" in Ihrem ge- schätzten Blatte Raum geben werden. (Es folgen hier gegen den von ups hochgesä-ätzten Einsender einige persönlich zugcspitzte Bemerkungen, die wir als un- sachlich, unzutreffend und durcl-aus unangebracht aus- lassen. Red.) Der Einsender ist sicher, daß die an den Bericht über den .Iübiscklen Turntog" anknüpfen. d> i Bemerkungen des „Leipziger Tageblattes" bei jedem Leuttclien Juden Zustimmung gefunden haben. „Kein deutsicher Jude denkt anders als deutsct)- national." Tas ist ein gewaltiger Irrtum: Die zionistische Partei in Deutschland zählt zur Zeit zirka 7—8000 organisierte Mitglieder. Was das bei einer jüdischen Bevölkerung von nur einer halben Million Seelen bedeutet, weiß jeder zu würdigen, der von politischen Dingen auch nur eine Ahnung hat. Die Zahl derer aber, die — ohne das zionistische Partei- Programm anzucrkennen — iüdisär-national gesinnt sin5, ist eine noch vielmal größere. Das erhellt am besten daraus, daß cS in Deutschland allein 9 jüdisch nationale Zeitungen und Zeitschriften gibt. Alle sonstigen Unrichtigkeiten in den Ausfüh rungen und Behauptungen des Einsenders im Rahmen einer kurzen Erwiderung zu widerlegen, ist unmöglich. Nur Einiges sei hier herausgegriffen. So behauptet er, daß das ehemalige (!) jüdische Volk in andere Völker aufgegangen (!) sei, getrennt durch jahrtausendelange (!) Verschiedenheit dec Kultur und Lebensverhältnisse. Und doch weiß alle Welt, daß bis vor kaum mehr als einem Jahrhundert die Juden in den engsten Ghcttis znsammengehalten worden sind, daß sie bis dahin auch in Deutschland eine ganz andere Kultur und andere Lebensverhältnissc hatten, als dce sie umgebende christliche Welt. Das jüdische Volk ist nicht in andere Völker aufgegangen, auch in Deutsch- land nicht: denn zu wahrer Assimilation gehört die Mischehe. Die jüdische Nation besteht, sie lebt heute mehr als in den lebten 2000 Jahren. Und sie hat den Willen zu leben. Ihre Grundlagen sind: gemein- same Abstammung, gemeinsame Geschickte, gleiche Religion, ein durch jahrtausendelang gemeinsam er duldetes Leiden so intensiv gewordenes Bewußtsein nationaler Zusammengehörigkeit, wie bei keinem Volke der Welt. Sie hat eine eigene lebende Sprache, eigene Literatur und Kunst. Es fehlt ihr nur daS gemeinsame Staatsleben. Aber sind etwa die Nationen Oesterreichs deshalb keine, weil sie kein eigenes Staatslcben besitzen? Das Bewußtsein der nationalen Zusammengehörigkeit haben Millionen von Juden: es besteht, auch wenn der Einsender gesteht, cs nicht zu besitzen. Der jüdisch-nationale Gedanke ist nickt nur außerhalb Deutschlands, sondern in Deutsch land selbst und immer vertreten worden. Es sei hier nur an eine große Zahl von Aufsätzen im „Orient", der Emanzipationszeitschrift der Mer Jahre erinnert, ferner an Gabriel Nicßer und Moses Heß. Heß hat schon 1862 (also lange, lange vor dem An tisemitismus) in seinen« „Rom und Jerusalem" den modernen Zionismus begründet. Seitdem hat der jüdisch-nationale Gedanke ein immer größeres Feld erobert, bis er durch HerzlS Auftreten fast mit einem Schlage zum Sieger wurde: Der allergrößte Teil der jüdischen Intelligenz und der jüdischen Jugend steht setzt in unseren Reihen — und der Jugend gehört die Zukunft. Einzelne Taten hier zu bringen, würde zu weit führen. Zum Schluß sei noch ein Wort über das Verhält nis des Zionismus zum Deutschtum gestattet. Die deutschen Zionisten erfüllen ihre staatsbürgerlichen und vaterländischen Pflichten wie feder andere. Von widerlicher Deutschtümelei — und nichts anderes ist das Brüsten und Proben mit deutsch nationaler Gesinnung seitens gewisser deutscher Juden — wissen sie sich aber frei. Sie achten und ehren die wahrhaft nationalen Ideale der deutschen Nation und fühlen sich mit allen guten deutschen Bürgern eins in allen vaterländischen Zielen. Tas politische Pro gramm deS Zionismus: „Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich recht lich gesicherten Heimstätte in Palästina", kann weder je mit deutsch-nationalen Idealen und Bestrebungen, noch mit deutschen staatsbürgerlichen und vaterlän- bischen Pflichten in Konflikt geraten. Der Zionismus der deutschen Juden hat weder für das Deutschtum, noch für Deutschland irgend etwas Gefährliches oder Mißtrauen Erweckendes. Dies erhellt am besten aus der allseitigen Zustimmung, welche die zionistische Be wegung in allen deutschen Kreisen, bei Gelehrten. Dichtern und Schriftstellern gefunden hat, und nicht zuletzt aus der Sympathie, die der deutsche Kaiser, der Großherzoq von Hessen und vor allein der Groß- Herzog von Baden ihr bekundet haben. Sympathien, wie sie edle, freiheitlich gesinnte und kraftvolle Naturen stets einem für Wahrheit, Ehre, Freiheit und Recht kämpfenden Volke entgegenbringen. Hochachtungsvoll und ergebenst der Vorstand der Zionistischen Vereinigung Leipzig, gez. Dr. jur. Chamizer. Was in vorstehender Zuschrift in immerhin noch ge mäßigter Form zu Tage tritt, wird in der „Jüdischen Rundschau", die sich mit unfern Bemerkungen zum zweiten jüdischen Turntage beschäftigt, fanatisch prokla miert: Jüdischer Chauvinismus. Gleich der erste Satz «st dafür bezeichnend: „Es ist kaum anzunchmen. daß ein Mensch, der andern solch bodenlose nationale G e - sinnungslumpcrei zuzumuten wagt, selbst Nation aleEhre besitzt." In demselben exaltierten Stil geht es dann weiter, und wie in der abgcdruckten Zuschrift, wird der Unterschied zu stabilisieren versucht zwischen deutsch-nationaler und deutscl^vaterländischer Gesinnung. Wir vermögen diese feine Differenzierung nickt anzucrkennen, denn in der Praxis läuft, Gott sei Tank, beides auf dasselbe hinaus. Es scheint unS wenig zuverlässig zu sein, in der Stunde der Gefahr erst ent scheiden zu lassen: Dürfen wir hier mit Gut und Blut eintreten, dürfen wir uns begeistern? Werden hier nationale oder vaterländische Ziele verfolgt? Die Herren scheinen Gefühle mit Gedanken zu verwechseln. Ucber Ge- fühle aber läßt sich nickt streiten. Sie lassen sich nicht weg. disputieren und nicht kommandieren. Sie sind da oder sie sind nicht da. Right ar wrang — rnv eauntrr. Das ist der Prüfstein für das, was wir unter Patriotis mus verstehen. Und wenn die Zionisten da nicht mit- machen können, so stellen sie sich damit selbst abseits, Glücklick-erweise aber ist cs mit ihrer Bedeutung, weder mst der munerischcn, noch mit der ethischen, so weit bcr. wie sie selbst glauben machen möchten. Wir sind viel- mehr überzeugt, daß die Zuschrift der gut deutschen Iudem die wir veröffentlichten, weit zuverlässiger die Stimmung in jüdischen Kreisen zeichnet als die Aus lassungen der jüdischen Chauvinisten. Wir wiederholen zum Schluß den Satz, der den Anlaß der Fehde gebildet bat: „Die Voraussetzung der rückhaltlosen Aufnahme der Juden in den Volks- und Staatskörper ist immer die Gewißheit ihrer deutsch-nationalcn Haltung. Ab- sonderungen von der Allgemeinheit und Betonung ihrer nationalen Sondcrbcstrebnngcn müssen aber Mißtrauen erwecken." Das halten wir aufrecht ver Mktancl in Mmrtalrüra. Verlustliste. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: AnTvvhuS sind gestorben: Unteroffizier Max Ziemba, ge- boren am 11. Mai 1882 zu Namslau, früher Infanterie- Regiment Nr. 51. am 10. Mai in der Krankensammel- stelle Narudas: Reiter Hermann Schoen Herr, ge- Koren an« 6. Dezember 1882 zu Striesen, früher In- fanterie-Regiment Nr. 151, am 12. Mai im Lazarett zu Windhuk. — Ferner ist der Reiter Arnold Keller, ge- boren am 20. Juli 1883 zu Mülheim a. Rh., früher In. fanterie-Regiment Nr. 160, ain 11. Mai im Lazarett zu Kubub an Hirnhautentzündung infolge Sonnen stichs gestorben. — Reiter Wilhelm Till, ge boren am 1. Januar 1881 zu Cochstedt. früher Feld- artillerie-Negiment Nr. 53, ist am 11. Mai im Lazarett zu Kalksontcin an Typhus gestorben: Reiter Johann Noe, geboren an« 26. Dezember 1881 zu Ober- ncudorf, früher Feldartillerie-Ncgiment Nr. 66. ist am 11. Mai im Lazarett zu Gibeon an Malaria ge storben. VerLnberrsngen lui Ofstzierkorps. Dem „Militärwochenblatt" zufolge werden mit dem 29. Mai in der Schntztruppe für Südwestafrika ange. stellt: v. Semmern, Oberstleutnant beim Stabe des 4. lothringischen Infanterie-Regiments Nr. 136. als Kommandeur des 2. Feldrcgimcnts: Friedrich. Major und Dataillonskommandeur im Eisenbahn- Regiment Nr. 1, als Kommandeur des Eisenbahn- Bataillons: ferner wird Oberst Deimling von der Schntztruppe für Südwcstafrika seiner Stellung als Kommandeur des 2. Feldrcgimcnts enthoben. ver rurrirck-jspanircke Krieg. Die baltische Flotte. Wie Reuter aus Tokio «neidet, weiß man dort nunmehr bestimmt, daß die baltische Flotte, nachdem sie zeitweilig die Hon-Kohebucht am 8. Mai verlassen batte, dorthin zurück gekehrt ist und noch dort vor Anker liegt. Die Regierung hat die Ausfuhr von Kohlen nach Saigon verboten; dieses Verbot soll so lange andauern, al» sich die russischen Schiffe in den indochinesische« Gewässern befinden. Japan, Amerika «nb die Friebensverhaablangen. Der Washingtoner Berichterstatter der „Times" meldet, Japan sei zu dem Entschlüsse gelangt, sich ia keine Unter handlungen einzulassen, fo lange »wischen Admiral Togo und Admiral RoschdjestwenSky die Eatscheidnng nicht gefallen ist. Zum geeigneten Zeitpunkt werde Japan nur direkt mit Rußland unterhandeln. Wenn indeß Rußland alsdann wünschen sollte, daß Roosevelt als Vermittler auftrete, würde Japan allem, was der Präsident d«r Bereinigt« Staate« mitzuteileu habe« dürfte, geneigtes Gehör schenk«.
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