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Dresdner neueste Nachrichten : 01.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-191407014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19140701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19140701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-07
- Tag1914-07-01
- Monat1914-07
- Jahr1914
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- Dresdner neueste Nachrichten : 01.07.1914
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Nr. 175. XXIL Saht J. 7 Mittwoch— 1 irgang. ( -o- , . Juli 1914. OHUMJG sk- seine-press sueiieu n voll ais Tage-z n a C s-« Im Die-ones gesunde k : Die emwaltiqe Kolpnelacne kostet »für Dresdey und vorm-n un u e eun . O T, 7 1,80 M·k. frei Baud, däertchmsäkaschwssexxs Akkgkxldiesgtths 30 m» »n- auswimz 85 Pf» iuk das Anstand 40 Ps· s " - moxmtlmä 70 PL- viertcliäbklich 2,10 Mk. frei Haut-. Mit des kaansap Itskiws ZIF missispsåtiicherYFlkZlTtiFTUiEleTour-VI - » A " OWNER-W THOSE-It-J»ss««tistt;szeuefte« oder abDis-ebner n a vor . , , - is-« esept e iet« el5 · monatlich m k. Fatszgsågkxn Warst-IF eckgxukctßziirgzksååakliünztHEßer Grö ß t e V erb reitu n g in en. Pay-bezug m Deutschlain und den deutkchquotouiem Hymen- .2mzq.qettschgmin gn(äelx9wmten—T-aqen m« Ausg.Hutjt,s«ll«ctit«k.92e«uy[te monatLYPLvtetteljahtLZLgWL T « c fl" · » -tøs..»--... -. --- s-.-.-...-.. -.. 0cuu........ ·---.. a Miit-en wiss nicht getan-lett Telequonlichs Aufs-De uns slvbektelluqq von Insel-en m umnlässtm Unsre resdner und ein«-wäretqu sann menelleu sowie sämtliche Inn-weckt- Csxvcdluoucu m Jn- und Auslande nehmen Ameisen tu Oriqlaalvreuen und its-hatten an. , B ohne Jllustr. Beilage . 75 · . « M . Js- countries-unpart lusg. A mit«sllustr. Neuefte« monatl.l. om.,vierteljähkc.s.lo Kr. Ausg. B ohneJllustr. Beilage . 1.53 . . , ich's . Nach dem Ausland- in theun wöchentlich l Mk. Einz. Rai-at 10 Pf. Redaktkou und Hauptgeschästsstelle Ferviuanvstraße 4. FernspreGeF Nebattion YELFJYZLEZYYQYVLLFFYYYkIpg Nr, 18528. Damm-Aer Neuestse Dresden- Diefe Nummer umfasst 24 Seiter Rom-m siehe seiten 17 und ts. Dresducr Spottzcimug Seite ts. Haft Conchleu und den Greuzlauden und Vermifchieg sc c · sich, wie man schier mit Gewißheit annehmen darf, zeigen sollte, daß dise Fäden der Verschwörung über die Grenze binübcrlaufen, so wird auch in dieser Din ficht die oft als Schwäche gedeutete Langmut des Großen gegen den Kleinen ein Ende haben. Es sind p o « t i s eh e , es find Balkanmorde, die in Seraiewo begangen wurden, und die Urheber und dte Ans führet sollen getroffen, schwer getroffen werden. Ganz Vosnien gegen die Serben. Was Dencmitlisuuqam verlor. Die poutifcheu Folgeii der Blum-. Bot unserm ich-Mitarbeiter. Wien. N· Juni. Das arausiqe Verbrechen, das aestern in Sera ssewo verübt wurde, bat zutaae gebracht, daß in Zei ten des Leibes unsd Kummers, mit den-en ein un seldaes Geschick dste alte bartgepriissde Donastie der Habsburaer und die von nationalen Kämper zer sleischte dsterreichisibsungarische Monarehie heimsucht, alle Volk-stumme und Partei-en des weitaedebnten Reiches sich unt den areisen herrschet scharen, ihre Kämpfe unterbrechen und ein-es Sinne-s sind in dem Gesüdlse der Trauer uwd der Gmodruna über die scheuszsliche Mordtat, der zwei blühende Lieben zum Opfer ge fallen sind. Nicht der ossizielle bsösische Trauerpoino ist da gemeint, nicht das Aus-sterben von schwarzen Fahnen, nsicht »das Geraute der Glocken, nicht dise schioarzberiiwdserten Sonderausgaben der Blätter. Gent-eint sind die tiesinnerlichen Empfin dungen der Menschen aus der Straße und in den Versammlungen, die ohne Un terschied der Klasse unid des Beruss, ob hoch oder niedrig, ob arm oder reich, ob in den Werkstätten des Geistes oder in denen der physischen Arbeit tätig alle samt und sonder-s unsd ausnahmslos nnd ohne Einichränsknnsa eins sinsd in dem Gefiilhle aufrichtiger Betrübnis iisliesr das harte Geschick, das die Don-time und die Monatchie asetrofssen hat. Erzherszog F rsa n z Ferd t n and besaß nicht die Gabe, sich volkstüinlich zu machen, vielleicht wollte er es aar nicht sein. Er war zu ernst, zu streng- zu trocken, um sich die Herzen der Menae zu erobern; aber wenn auch nicht geliebt, so war er doch hochiteaihtet uncd sie-schätzt Man sab den Glied den Fleiß, die Hin-giebuna. mit der er sich» auf den Herr scherderub der sein-er harrte, vorbereitete, man sah seinermsiae Arbeit, sein Sinnen nnd Trachten, die« Großmachtstetluna der Monatchiezubei se stigen, ihr den alten Glanz wieder zu ver schaffen. Daß er Zähiakeit nnsd Ausdauer besaß, wußte man oon den cinizigartisgein vier lange Jahre während-en Bemühung-ein die geliebte Frau heim führen zu dürscnx daß er Energie besaß uncd Schaf fenskraft unsd Stlmsssenösrensde, das sah man aus den Ersolgem die er mit Vesicaqu vieler Schwierig keiten ans dein Gebiete der Heere-Steorigansisatsion uncd der Bcrniehruna der miiitsärischen Machtmittel er zielte: dass er sisunsstisinn hatte, ebenso wie er ein Natursrennd war, das wuode bestätigt durch sein-e wertvollen und verständigen Sammlunan nnd durch sein-e gerader künstlerische Gartenøuchb Povulari tät im engeren Sinne des Wortes konnt-e er nicht erwerben, aber Respekt hat er sich ver schafft, bei dscr Menge ebenso wie bei einzelne-n hervorragenden Persönlichkeitem die mit ihm ver kehrt-en. Er war ein-e autorsitäre Natur und erfüllt von denn Bewußtsein sein-er Senidsuna und der« Kraft, die er zu ihrer Ausführung bereit hielt. Es ift ein bedeutsamer Faktor diefer Mon archie bedingen-ingen, bebeuifam nicht nur wegen feiner Stellung im Staate, fonidern auch kraft des Charakters und der Willensftärke und kraft der Autorität, die er rings uim fich in all-en äußeren Be tätigungen fein-es Willens ausübt-e Man ftsasnb vor einer Perfbnlichkeii, wenn man vor Franz Fcrdinand ftanckn Das derbe dies-er Perfönlichkeit wurde qemikderi durch den unvetgslseichlfchen Fami lienfinn des Etwasng und durch feinse Natutliebr. Es ift kein gewöhnlicher Menfcb von ruch lofer Hand in Serajewo windet-gestreckt worden. Die Monatean ohnehin nicht reich an kraftvollen Indi vidualistiiismn bat eine starke Stütze ihrer Existenz verloren. Wohl noch niemals in der Geschichte ist e g v o r g e k o m m e n , daß ein vereiteltes Atten tat auf einen Fürsten eine halbe Stunde später wie derholt und geglückt wäre. Offenbar war ein e ganze Serie von Attentaten lomplottartig ovrbereitet,rnkhlose bewaffnetedände gleichsam staffel· weise verteilt, um nicht locker zu lassen, bis das fcheuleiche Ziel erreicht ist. Der fauatische Haß der Serben gegen Oesterreiehsungarn datiert nicht von gestern. Er kommt von der Annexion Bosniens und der Herzegowina her, mit der die dreißig Jahre be sessenen, oerwalteten und kultioierten Länder endlich auch ftaatörechtlieh der Monarehie ungegliedert wur den. Das konnten die Serben, die in der Erwer bung Bosniens ftir sich neue Zulanftsträume sahen, nicht verwinden. Nun haben sie andres und mehr in zwei Balkankriegcn erstritten. Aber die Sch n sucht n a ch B o s n i e n blieb trotzdem aufrecht nnd die Schaffung Albanieng und das Fernbleis ben Serbiens von der Adria verscharfte den Daß gegen die Mon«archie. Dieser Haß wird Tag um Tag in der serbischen Presse gepredigt und verbittert das Verhältnis zwischen den beiden Nachbarstaaten. Die Monarehie hat sieh von Serbien viele Her anssorderungen gefallen lassen, weil man von dem Grundsatzc ausging, der Starke brauche sich über die ilngegogenheiien des Kleinen und Schwachen nicht aufzuregen. Aberwitdieser Duldung ist's UU U zu En de· Von Belgrad aus werden die Ser ben in Boönien zum Widerstande und sur Aufleh nung gehet-t, von Belgrad und Kragujewatz stammte die Bombe, die gegen den Erzherzog geschleudert wurde, und gewiß haben serbissche Agitatoren auch die Hand des Mörders bewaffnet, der den Erzherzog und feine Frau tötete) Man ist hier entschlossen, mit der nun schon allzulange geübten nachsichtigen Tolerauz gegen die irredentischen Elemente zu brechen. Die Politik des Wohlwollens gegen Bod nien und die Herzegowina bleibt be stehen , die Förderung ihrer kulturellen und wirt schaftlichen Entwicklung soll nicht unterbrochen wer den. Aber das Netz der Agitation, das von Serbien herüberreicht, und einen großen Teil der ferbischen Bevöllerung Bosnieng in seine Maschen zieht, soll zerrissen werden. Mit der Nach sicht gegen staatsfeindliche Elemente in Boöniein welche die ruhige Entwicklung des Landes stören, hat es ein Ende. Die Verschwörer gegen die Jntegrität des Reiches sollen aus ihren Schlupfwinkeln ausge stjzbertkuud entsprechend behandelt werden« und wenn Verhaftung zweier fetbifcher Führen Plünderungen und Demonstrationen. Die Bluttat von Serajewo nnd die berechtigte Emptirung der Mehrheit der bosnifchen Bevölkerung bat zu Ausfchreitungen gegen die dortigen Serben, die, to verständlichLZe auch sind, nicht gebilligt werden können, geführt. ir erhalten in Ergänzung unsrer gestrigen Meldungen darüber folgende Drahtberichte Unsrer Korrespondentem -k- Seraiewo, so. Juni. lPriv.-Tel. der Dresducr Neuettcn NachrichteuJ Seraiewo glich gestern dem Schaut-laue eines Pogroms. Es gibt kein Geschäft eines Seel-ein keine lerbiiche Wohnung und Schule- kein terbiiches Haus« das nicht vollständig demoliert wäre. Die Kundgebuus gen. die von den eriten Morgenltunden bis nach mittags dauerten. arteten in Verwüstuugen aus, deren Schaden ungeheuer ilt. Demonitranten zogen mit dem Kaiserbild unter Linie-Linien durch die Stadt. Es beteiligten sich alle Bekennt nisse, mit Ausnahme von Serbeu, bis Militär, Polizei und Gcndarmen einichritteu nnd die De monftrauten verdrängten. Die Straßen wurden gesperrt nnd zahlreiche Berhaituugeu erfolgten. Auch Inwelier Mitricewic wurde ver-haftet. Man fand vier geladene Revolver bei ihm. Das Volk ilt iiber das Atteniat ungeheuer empört und lo beteiligten sich auch Frauen an den Kundgebum gen. Das Hotel »Europe«, welches demoliert wurde, wird ietzt militärilch bewacht. Den ganzen Tag hindurch dauerten die Verwüstungen an, nnd als man nachmitiags um 5 Uhr getichtsbatkeit vom Milltär geübt werden. Der bekannte Scrbcnfiihret Birilistcn Gliqotje Jeftas uoviv, Besitzer des- dotelg ~Enrape«, ist auf scikret Flucht nach Serbkeu in Vifegrad ve ( hattet-vordern das Stand-recht proklamierte, nmrde unab- gevlkkrsaert In Celal Uiagasze setzten sich drei Brüder, Kaufleute. den Plündercrn zur Wehr nnd ichoi len. wobei ein Mann, dcr das Kaiserbild in der Hand hatte. getötet wurde. Alle drei Brüder wurden mißhandelt nnd ins Spital gebracht. Im Laufe des Tages geitaltete sich die Stadt zn einem Heer l ager, da Truppen ans dem Manöoer hereinkamen. Am Vormittag explodierte eine Bomde auf dem linken Flußufer. Es wurde kein Schaden angerichtet. Auch in der Provinz kam es zu Knndgednngen, namentlich in Mostar nnd in Nevesinjr. Jn Moitar erfolgten einige Brandlegungen, in Neue iinie, wo znmcist Serben wohnen, wurde der A d geordnete Atanafiie Sola verhaf tet. weil er die Bevölkerung aufsetzte, die itir dik Mörder Stellung nahm. Auch ans andern Städten werden Unrnhen gemeldet. Der Tag des Attentats ilt der lalsrestag des Attentatö ani den Landedchei Vareianin tm Jahre tolo, das miß lang. Da am l. Juli eine neue Militäritral vrozeßordnnng in Kraft tritt, wird die Staats- Die Nachezüge in Servier -jd— Wien, so. Juni. tPriu.-Tel. der Dresdner Neuesteu Nmärichtens Das von mir gestern annekiindigte scharfe Vorgehen gegen die setbiichen Anltatoreu in Boöuieu ist bereits ver wirklicht worden. Das zeigen die Verhängnng des Siandrechtö und die Verhastnng deö Land tagsabgeordneten Atbauasius Sola, der gerade versuchte, die dortige zum größten Teil ierbische Bevölkerung zu irtedentistischcn Kund-·- nebuugeu ansznreizem Seiner Anitation ist es auch zuzuschreiben, daß ein Teil der Bewohner an gunsten der Attentiiter Stellung genommen hat. Sola hat auch ktirzlich einem Mittelschiiler in Mostar, der feinen Direktor geohrfeigt hatte, zur Flucht verhelfen In Seraiewo ielbst bat sin sosort nach Veriibung des Attentats in der Bevölkertan, die in der Mehrheit aus Moll-am medanern und Kroaten besteht, eine lcbhaite Aus regung bemerkbar gemacht, die sich vorher in Loualitätsknndgebuuueu äußerte. Schon als die Menge nuter dein Gesang der Volkshumne und Kaiserbilder vorantragend durch die Straßen nen, wurden einzelne Führer dcr Serbeu, wenn fie sich ant der Straße zeigten. insultiert. Bald jedoch nahmen die Demonitratiouen einen andern Charak ter an. Unter die Demvnstranten mischte sich der hanptstiidtiiche Mob nnd begann die Stimmung fiit seine Zwecke nutzbar zu machen. Die Häuser der Serben wurden mit Steinbombardcments be dacht, die Drnckereieu der serbiiclien Blätter und serbiiche Geschäftsläden wurden geplündert, Ser ben, die sich aui der Straße zeiateu, mißhandelt Bald gab es in Seraicwo nicht einen einzigen ser biicheu Geichiiitsladem der nicht zum großen Teil ausgenliiudert worden war. Man drang sogar in die Wohnungen und zertrümmerte die Einrichtun gen. Gestern in den Nachmittagsitundcn ver-schärf ten sich die Demvnstrationen. Es wurden auch mehrere Bomben geworfen, die jedoch keinen Schaden autichtctcu. Be sonders übel wurde dem Hotcl d’C«urapF mitgespielt, dessen Besitzer der Schwieger vater des bekannten ictbiirhen Diplomateu Spalaitovitfch, des jetzigen sei-bischen Botschafterd in Petersbucxh ist. Auch in Agra-u und Mofmr haben von kroatischer Seite· große Demoustrationeu stattgefunden. Ucbetall Gluck. Geboten am 2. Juli 1714. gbelusas prqeposuit sirenjs.« So steht es zu lesen aus der Biisie Gluckö, die noch zu Lebzeiten des Meisters, 1778, aus Befehl seiner einsrigen Klavier ichülerin Marie Antoineite, Königin von-Frankreich, in der Großen Oper von Paris ausgestellt wurde. Zu innern-der Erinnerung an die unvergeßlichen Urausfnhrungen der ~Jphigenie in Juli-BE der ~ermide« und der »Jplligenie aus Tand-MS an drei ausregende Schlacht-en des resormierenden deutschen Kunstgeiäies gegen den bis dahin allmächtigen latei nischen uckerbiickergeichmack in der zeitgenössischen Musik, geschlagen mitten im glänzenden Haaptlager aller Zeiimoden, und ebensvviel stolze Siege, die Gluckö Namen wie im Lausseuer iiber den ganzen Kontinent trugen. »Musas praeposuit Sirems.« Er hast iden Sirenen die Musen vorgezogen. Die bündigste Biographie, die über Gluck geschrieben werden kann. Der Satz sagt, was uns von seinem Leben und von seinem Weben wipenswertist. Deutet er nicht auch zur Genüge darau, daß dieser Mann es zuerst ganz unverhohlcn —-mit den ~Sivenen« des zeitgenössifchen Ziunsigeschmackes hielt? Plötzlich aber lehrte er sich energisch von ihnen ab und den Musen-« des rein menschlichen Kunstgedankenö zu, sie da verlanger an der zertritmmerten Wiege des großen attischen Kunstwerkes standen... W · Der Ursprung der Oper, der ungefähr ein Jahwundert vor Gluck nach Italien führt, geht ja von allem Anfang ganz bewußt-ermaßen auf das Verlangen einiger ahnungsvoller Künstler, Ge-’ lehrte-: unt- isbrer fürstlichen Mäzene nachT der- Wiedergeburt der griechischen ra-j gsdie aus den seitgemäßen Mitteln »der poetischen,; rpswmtschen unb- plastischen Klinge Nur, daß »Sirenen« beständig am Werte sin , hochgerichtete Besteedunsen an die Eitelkeiten des Tages zu ver äußern aum waren von Jacopo Peri und Ge-, nossen die ersten Versuche gemacht worden, auch der neueren Sprache in den. rezitativischen Dialogen einiger Tragödten auk siter spellensischsmythischen Bor stellungswelt ihre s eelisschen Ukzente abzu lauschenk ivas allgemein Aufsehen und etwas-liebe Wipkung gemacht su« haben scheint, wurde dieser ,-stllo rappresentnixvo«, diese ~11uova music-M zwar von dem nnhemmbaren romanisschcn Wohllaut licdsü sfniö zunächst höchst vorteilhaft erweitert durch die« Zereinzieyung per Kam-New der absolut melo-. bischen Pbrase au Stellen, wo der Dialog lyriiche Daltepuukte zuließ, damit aber schon dem egoistisch rein finnlichen Behagen des siidländifchen Publi kums unid der Eitelkeit der Sänger Tür und Tor geöffnet. Beide ichägien an der neuen Kunstgattung dte·nun balcd alls- ~ per« bezeichnet wird, rasch die lyrischcn Halteuunslte mehr als die dramatifche Handlung: diie Sänger-, weil fie in der Ausführung der Kaniilene durch die verführerische Ausbreitung ihrer Stimmittel tiefere Wirkung, lauter-.- Anerken nung erhielten als mit dem Vortrag der gefühlvollst fakzentuierten Rezitative, die Zushiiren weil von vornherein der klaren Verftändlichckeit des din- Wlogischen Textworteö die großen, prunskvollen Theater-hauste mit ihren lauten Orchester-n sich ab iiräglich erwiesen, und damit ihr Interesse wie von lielbft mehr auf die unmittelbaren sinnlichen Reize Eder Darbietungen, die gesamskiinstlerifrhen und die! idekoratiivem abgeslenkt wurde. iEin leidiger Um stand, cder auch die Musikdramen Wagners in demi längft vercilteten Barock unsrer Operwhäuser bereitsz ftarsl in Mitleidenfchaft Die-hu Schließlich waren dies exfoslgreichften Obern die, die am ausreicheniditen Ge legenheit gaben, im Kantilenenwohlllaut der Ge-! sangsstimmen zu schwelgen Die Kantilcne wurde» ban breiter zur »Arie« ausgearbeitet. Ihr gegen-; über wurde das Rezitativ, der Teil, der bei der Oper »im Anfang alles war«, zum bloßen Ueber-i gaugsfiillfeL Die dramatische Handlung fank allgemach zur Nebensache herab, ja, ihre logi fchen Forderungen wurden mit der Zeit lästig, und die ursprüngliche Absicht »der Oper, das griechiiche Seelenidrama (i), wurde immer unkenntlicher. Wo im Theater das reine Gefühl des Hörers und fein empfänglichcr Jntelleki nicht folgerichtig zu gemein samer iuniger Anteilnahme bestimmt werden, laufen beide leer unb hungrig in die äußeren Sinne und betteln da um Nahrung. An Stelle der ideenreichen Handlungen mit den breit ausladendem ungeibrocbe neu starken Leidenschaften der griechifchen Heran welt wurden immer lieber Speltakelstiicke aus der griechischen Geschichte gewählt, wo man auch Prunk »der Delorationen und Kostüme als Anreiz für die Menge wirken lassen konnte. Endlich aber trat gar gmmer gebieterischeri der Tanz er neben den ängeri Um mit dem gefährlichen Nebenbuhler zu rivalifieren, entartete wieder des Sängerg Kunst zur Kehlfertigkeih und der letzte Trumuf blieb end lich die Virtuositäi des entmannten Säitgers, der zwischen Alt- und Sopranlage schwebende ge jchlecbtgslose unb· »also· entfeelte - Ton zdcr Kastratem der neutrale, der»Ton an sich«, mit idem man wie mit einem leblosen Fangball jonglieren konnte... Der Kastrah dte Drum uommt der Sänger-s und Täuzerenseiwhles, diese notorischen »Lieblinge«.der Mäzene unzd Menge, hatten nun Texiidlthter und Opernkomponisten wehrlos in ihrer Hand Nach ihren Essekwsdürsnissen hatten beide ihre bunten poetischen uncd musikalischen Lappen zurechtzuschneiden unsd zu slieken, und waren die Musen des attischeu Kunstwerks solchem Treiben längst entflossen, triumuhierten die »Sirenen« der virtuosen Dünste aus dem Theater des 17. Jahr hunderts hemmungglos. ! In diesen künstlerischen Eitelkeitenmarkt müssen wir uns den Fdrsterdsohn aus Weidenwang in Mit telsranken, Christoph W llibald Gluek, hineingestellt denken. Von Haus aus nur mit dem Reichtum seiner srtlh erwachten musikalischen Begabung und einer tüchtigen Dosid Lebengmut ausgestattet, im übrigen arm wie eine Kirchenmaud, hat er eg, der Siebeimndzwanzigjährige, sicher als ein ungeheure-d Gliück betrachtet, als ihn, den Klavierlehrer im Fürst lich Lobkowitzschen Hause in Prag und Wien, die» Gnade des Fürsten Melzi direkt an den Hochsitz der; italienischen Opern-kunst, nach Mailand, und zu dem» berühmten Sammarti in sdie Lehre bringt. Bis da-; hin hat der begabte Junge nur am Jesuiten-Gnm-s nasium zu Komotau im deånischen die elementarenl Kenntnisse des Orgel-, Cem 10-, Cellw und ViolinJ spiels erworben, war dann zwar zu dem rühmlichs bekannten Prager Meister Czernohorgky, einem ders gründltchsten Kenner der klassischen Tonsetzkunshs empfohlen gewesen, aber dabei so sehr aus seinerj Hände Fleiß angewiesen, um sich nur durchschlagenj zu können, daß er nicht allzuviel von diesem Lehrers und seiner Lehre gehabt haben dürfte. Wir sehen; ihn in Prag schlecht bezahlte Unterrichtsstundens geben, in den Wirtshäusern der Stadt und der um-! liegenden Dörser zum Tanz ausspielen und wohl! dann und wann einmal sitt eine der Tafelmusiken in ! die seudalen Adelspaläste Pragö entboten werdend So hat er die Gunst des Hauses Lobkoin gesunden und sitzt nun am Ziel aller ehrgeizigen Wünsche junger Musiker. Der junge Gluek in Mailand —- man denkt unwillkürlich an den jungen Mönch Luther in Rom oder an den jungen Wagner in Paris. Sicher mögen dem kewiäkn jungen deutschen Musiker die aus den nacktesten üblikumsersolg ge richteten Künste, in die er dort aus nächster Nähe eingeweiht wurde, zunächst recht wesenösremd ge wesen sein und manchen inneren- Wtderspruch erweckt haben. Aber mit der ganzen, oft sclbftvergesscnen Beflissenheit des Deutschen, sich auf das glänzen-d gremdartige einzustellen als auf ein dem eigenen i esen hoch Ueberlegenes, gleicht er sein Musikertum so gründlich den Vorbildern rings um ihn an, daß seine erste Oper,,Artaxerxes« in Mailand einen durch schlagenden Erfolg findet. Jn fünf Jahren folgen noch sieben ähnliche, von denen Ja nur mehr die Literaturgeschichte weiß. Der ausch des jungen Erfolges macht den jungen Gluck einstweilen ganz zum Italiener. Jedenfalls zum gsewiegten Theater prakiiter, zum gründlichsten Kenner vor allem der italienischen Gesaixtgtskunsn Ihre uppigstse Blüte und ihre bedenklichst Verfallserfcheinungen stehen gleich lebendig vor seinem Unterscheidungsvermögm Das wird für ihn unendlich wichtig. Wie zwanzig Jahre später fein berufenster Erbe Mozart, nimmt er das strotzende Wohllautgefühl dieser südländischen Gesangskunst mit wahrer Inbrunst in sich auf, um es mit der Tiefe seines deutschen Gemütes zu durch tränken, an ihm zu sublimieren. Seine fünf spät-en weltberühmten Partituren zeigen davon auf jeder Seite die Spuren. Auch in der Führung seiner Jnstrumentalkantilenr. Und nur einer Schwäche dieses italienischen Musizierend wird auch Gluti, der Meister, nie mehr ledig: seiner absoluten orchestralen Pomophonir. Diese geringe Kunst der Vielstimmigs eit schadet ihm auch in London, wo sein Gönner Melzi ihn gerne an Stelle des alten Händel seßhaft machen möchte. Das gelingt nicht. Mit einer italie nischen Theatertruppe wanderi Gluck als Kapell tneifter nunmehr über Kapenhagen durch Deutsch land und nach Wien, wieder nach Italien nnd wieder naklz Wien, wo er 1754 als Hofkapellmeister angestellt w r . Es ist sicher merkwürdig, daß sich bis dahin in dem Vierzigjiihrigen nicht der geringste Nesormirieli gemeldet haben sollte. Jch halte das für ganz un wahrseheinlich und möchte schon seinen Zug nach Lon don siir einen Ausfluß seines Strebens halten, der italienischen Fliiterdramaiik entrückt zu werden. Während seiner Kapellmeisterjahre bei italienischen Truppen aber wird die Auflehnung gegen diese vir tuosen Pfendokiinsie immer mehr in sein Bewußt sein getrieben worden sein, wie gewisse Beobachtun gen unerhörter Wirkungen aus der zufälligen Ueber einstiminung von Wort-, Ton- und Gebärdenausdruck während dieser Theaterabende (oom Pulte aus) ihm die Ahnung erhabener Wirkungsmdglichdeiten wer den eingegcben haben. Es bedurfte nun zurv Schöpfung eines Werkes wie Kuchens-« nur npsbz
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