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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.08.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050809019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905080901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905080901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-09
- Monat1905-08
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Bezugs-Preis k» der HenlptqMedüio» »da da« Ansgabo- stell« »ba»d,l« vtrrlrljüdrlich ».—, det pvetmaltga tügltcha tu« Hao« ^I L.7L D-rch dt» Post bezöge» für Deaych- laud ». vekl erreich vkrteliüdrttch 4^0, für di» übrige» LLnd« laut st»itu»g<prri<iist«. Atef« »»««er toste- 4/^ ML auf allen BcchnhSfeo -ad I » I bai da» L-ttuagS-vervlnfer» v * Aedattto« »„ «rpedttto« 1LL tz-r-sprecher LL2 Zohaunidgass» L Dresden, Martrastraß» 84 (Fernsprecher Amt 1 Ar. 17131. Hnu»r-KUt«1« verttm larlD-ucker, Herzal-BayrHofb-chbasblg» Lüyowstrab« 10 Gernsprechrr Amt VI Kr. 46081, Morgen «Ausgabe. MpMer. Tageblatt Handelszeitung. Ämtsvlatt des Äönigl. Land- und des LSnigk. Amtsgerichtes Leipzig, des Rates «ud des Volizeiamtcs -er Stadt Leipzig. Au zeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Familien- und Stellen-An-eigeu 20 Mnanztrll» Anzeigen. SeschLstSanzetgen-nter Text oda «u vrsonoerer Stell» »ach Daris. Die 4 gespalten« Reklamezeit« 75 A«n-H«eschlutz für «uzet,en: Abend-Rn-gab«; »ormMagd 10 Uhr. Morg«»»>utgab«: aachmtttagt 4 Ntzr. Anzeigen sind ft-t» « dte «rpedttio» zu richte-. Extra-Veilageit in», ar« »a Marge». LuSgad«) -ach beso-dera Lerriubarung. Die Erdetzttt»« tst wochentags »nuntrrbroche» gkSfsnet von früh S bis abend« 7 Uhr. Druck -ud Verlag von E. Pal, tu Leipzig <Z«H. vr. B, R. A W- tklinkdardti. HerauSgrbcrr Ur. Victor Eltukhardt. Nr. ivl. Mittwoch 9. August 1.905. 99. Jahrgang. Vs« Aicdtiqrie vom läge. " Der Schriftsteller Julius Stinde ist in Ols- bera bei Kc-sscl an« Her - schlag gestorben. (S. Feuilleton.) * Bei dem Svrembcryer Eise n bah n- unylück wurden ferner getötet: Oberstleutnant Ebrerius aus Berlin, Graf von Plauen aus Jänkendorf und ein Herr Grüning aus Görlitz. (S. Vermischtes.) * Mit den Grubenarbeitern von Godbrauze und Hussigny im fran^osisäzen Streikgebiet von Longwy wurde eine endgültige Verständigung erzielt. Man glaubt. daß es zu einer Einiauna zwischen den Arbeitern und Direktoren zweier weiteren Gruben kommt. — * Die Antwort derVforte auf die Be schwerde Bulgariens wegen der Unteriuchuna derExarchatskanzlci und der Verhaftung eines Erarckats- beamten hat die bulgarische Regierung nickt befriedigt. Sie richtete eine neue, in scharfem Tone gehaltene Protestnote an die Pforte. * Nachdem die Fciedensverhandlungen erledigt fein werden, wird Witte in Washington versuchen, einen Reziprozität-Vertrag mit Amerika berbeizu- führen. Amerika belegte bisher den russischen Rübe n- zucker, weil dieser subventioniert wird, mit dem höchsten Zolle, während Rußland einen Prohibitivtarif gegen amerikanische Maschinen einfiihrte. ?ort5mo«lb. Am Montag nachmittag ist daS französische Nord geschwader in Cowes eingetroffen. Die Panzerschiffe „Masssna", „Carnot", „Jaur6guiberry", Bouvines", „Amiral Lr6houart", „Henri Ouatrc", die Panzer kreuzer „Gloirc", „Condä", „Amiral Aube", «Jsanne d'Arc", „L^on Gambetta", der Kreuzer „Forbin" und die Torpcdojäger sind bei den Leuchtschiffen erschienen. Die Geschütze donnerten, an den Ufern staute sich die Menge, Eduard VII. nahm au der Begrüßung teil und gab damit da- Signal für die folgenden Tage: tn der Bucht ober lag, zur Wettfahrt um den KönigSpokal zugelassen, der „Meteor", Wilhelms II. namhafte Segeljacht. Auf die Entwickelung der französischen Flotte hat der britische Herrscher getoastet. Zwölf Schlachtschiffe, sechs Panzer- kreuzer sind aufgefahren, iiber zwanzig Panzerschiffe liegen in Portsmouth, Devonport, dem Arsenal von Plymouth und Chatam-Sheernetz. Imposant ist, obwohl das Atlantische Geschwader, das Brest besuchte, das Mittelmeergeschwader und die detachierten Kreuzer divisionen fehlen, daS Aufgebot der Gastgeberin. Sie hat bunte Wimpel gehißt und bedrängt die Freunde mit zarter Sorgfalt. Am Donnerstag und Freitag werden die Mannschaften des Admirals Caillard die City besuchen, in deren geschmückten Hauptstraßen Frank- reichs Trikoloren wehen und Motti aus Bärangers Ge dichten für die Shakespearedcvisen von Brest ent schädigen sollen. Zwischen Tudorrosen starrt von der Banner erzwungener Heiterkeit ein verschämtes „Revt-na? non» voir", Glück wird auf Loubct herab gefleht. Indessen berichten die Zeitungen täglich, daß man in Paris ohne Unterlaß nach „our krianä King kckrvapel und II,e Kngli-b" sich sehne und von Ports mouth träume, wo die Matrosen der Republik mit den Blaujacken und einigen schwankenden Veteranen auS dem Krimkrieg sich verbrüdern, wo Ale und Porter strömt. ES sind die gleichen Bedingungen ge geben, die im Juli 1891, bei der Visite von Kronstadt, im Oktober 1893 beim Einzug in Toulon sich zusammen- fanden. Als dort der „Jauräguiberry" vom Stapel lief, der in Portsmouth al- Ruhm des Nordgeschwaders fungiert, hat der Bischof von Fräjus in seiner Weihe rede gesagt: «Ich danke den Behörden, daß sie ihr Werk, so schön e- auch sein mag, als unvollständig ansehen, so lange sie e- nicht unter den Schub desjenigen gestellt haben, der den Stürmen und Wogen gchietet, und daß sie den Vertretern eines FrcundesvolkS, bei dem der christliche GlaubenSeifer sich so sehr kundgibt, dieses feierliche Schauspiel bieten". Schon daS kontrastiert mit den heutigen Verhältnissen der französischen Marine, die inzwischen Herrn Pelletan erduldete. Aber der Bischof von FräjuS sprach weiter: „Wenn Sie, Herr Admiral Skrellon. dem Zaren über den Empfang berichten, den wir Ihnen zu bereiten versuchten, dann wollen Sie ihm auch sagen, daß sie daS Frankreich gesehen haben, da für ihn und da- große Russenvolk betet, wie eS für die betet, die seinen eignen Geschicken Vorsteher,." Die Chronik de» „Jaursguiberry" ist lehrreich: er hat Szenerie und Publikum seiner Taufe gegen eine neue Szenerie eingetauscht und schwimmt nun daher al» ein Wrack seiner Vergangenheit, al- ein Mittler sehr pein licher Veränderungen. Di« sonderbare Unmöglichkeit de- in dieser Woche besiegelt«, Bund«» erstreckt sich noch tiefer, «r will di« westeuropäische Geschichte beseitigen, ihr. Glutbrände auSlöschen, ihren Herd zerstören. Er ist dermaßen wider ihren Sinn, daß wir versucht sind, den gegenwärtigen Ereignissen den Charakter einer Albernheit zuzulegen, nur um leise Befürchtungen uns auszureden, die sonst uns befallen. Jener Konflikt war der Angelpunkt ge waltsamer Jahrhunderte, deren Leidenschaft noch jetzt in unS hallt: sein ethnisches Chaos bat Shakespeares „Feuermuse" geboren, seine Verkörperung ist der Prolog zum Schauspiel von Heinrich dem Fünften. Er schuf die Urdramatik, die in eine „Hahnengrube" die Ebenen Frankreichs faßte und „in ein O von Holz" die Helme stopfte, „wovon bei Agincourt die Luft erbebt". Er weckte in der Phantasie eines Genius die Gestalten der Könige und der riesigen Krieger, von seinem Hinter grund hebt die Purellc, die „schwarze Höllendiencrin", sich ab. der Bursche Pistol, der den französischen Sol daten schlägt, oder der welsche Ritter Rambures. der die „Rindfleischfresser" höhnt: „Dies Jnsclland erzeugt sehr tapfere Kreaturen, ihre Bullenbeißer sind von un vergleichlichem Mute." Stets war der Kampf der elementare Streit um die Herrschaft oder Knechtschaft, der Völker schmiedet und Völker erdrückt. Bei Bouvines, dessen Namen das Nordgeschwader verewigt, hat Philipp August 1214 die Gefahr einer englischen Invasion von Frankreich abgcwehrt. Nicht der siebente Eduard, aber sein größerer „Ahn" Eduard der Tritte, der Bruder des schwarzen Prinzen, war es, der 1346 bei Cräcy den sechsten Philippe zum Elenden machte, zehn Jahre vor der Schlacht bei Poitiers, die über Frankreich den Stab brach. Ein Haß, der nie sterben wollte, schlug empor. „Die junge Dame von La Roche-Guyon", erzählt ein Landsmann Delcassäs, Juvenal des Ursins, „deren Gatte bei Azinrourt getötet worden war, wählte mit ihren drei Kindern Not und Verbannung, ehe daß sie dem König von jenseits des Meeres gehuldjgt und sich in die Hände der alten Feinde des Reiches geliefert hätte". Im vorigen Jahre haben die Pariser Studenten gegen Thalamas das Andenken des Lagermädchens Jeanne d'Arc verteidigt, die in ihrer Not schrie: „6es ^nxlni« ma karont mourii." Erst am 19. Ok tober 1453, mit dem Eindringen Karls des Siebenten in Bordeaux, ist der hundertjährige Krieg geschlossen worden. Unstet flackerte der Antagonismus, bis er im Jahre 1688, nach der englischen Revolution unter dem vierzehnten Ludwig losbrach und England im Namen des Protestantismus und der von ihm gemünzten Frei- heit die HandclSmacht des Hauses Bourbon benagte. Im Jahre 1717 begegnen wir einer gesitteteren Taktik. Damals sagte der Lord Stanhope zu Dubois: „Ver einigt hätten Frankreich und England von sämtlichen Mächten nichts zu befürchten: sie könnten Europas Ruhe wahren und sogar es beherrschen:" vier Jahre früher hatte England im Frieden zu Utrecht die Hudsonbai. Neuschottland, Neufundland und die Anerkennung der protestantischen Thronfolge erreicht. Unter Carterct und Pelham Hub die Waffenfehde um die koloniale Suprematie wieder an. Sie wurde aufs höchste durch William Pitt gesteigert, der mit der Hülfe des sieben- jährigen Krieges in zwei Welten, in Amerika und Indien, Frankreich überwunden und. als oppositioneller Whig, im Jahre 1763 auf Kosten der von Stanhope Umschmeichelten England zur „Mutter der Nationen" befördert hat. Unter dem jüngeren Pitt, dem Schöpfer der dritten Koalition, wurde die französische Flotte durch Hood und Howe dezimiert, und Nelsons Sieg bei Abukir durchkreuzte Bonapartes kühnen Zug nach Aegypten. Jedoch unter Pitt wurde auch plötzlich die Basis erschüttert, die soeben durch gemeinschaftliche Täuschung weggelcugnet wird. Da, wo die Panzer schiffe des Admirals Caillard liegen, hat 1797 auf dem Kanalgeschwader deS Lords Bridport die Matrosen meuterei der Parker und Genossen getobt, und, hätte nicht der Admiral Duncan die Holländer durch falsche Zeichen irregeführt, so wäre Albion- Flotte in dieser schwärzesten Stunde den französischen „Verbündeten" zum Dank auf immer vernichtet worden. Dann kam als grandioseste Anspannung der traditionellen Feind schaft, der Napoleoni-mu-, mit den Rüstungen deS Korsen bei Boulogne und der Schlacht von Trafalgar, in der am 21. Oktober 1805 England Nelson, Frank reich die Trümmer seiner Marine verlor. Diese Schlacht hat den englisch-französischen Konflikt in daS neunzehnte Jahrhundert verlängert. Sie tat den Jüngern und Schülerinnen deS Lord Stanhope Eintrag, die 1801 nach dem Frieden zu Amien- über den Kanal gepilgert waren, den Politikern und Diplomaten, die vor der Zeit von „ovteato" flüsterten, den britischen Damen nach dem Schlag jener Lady Gordon, die meinte, Napoleon sei ihr „K6rcm", ihr Held, und in ihres Gtammlande- Naivetät „rnav räro", „meine Null", dafür sagte. Der erste Konsul hatte die List John Bull bemerkt und, ganz wie Stanhope, zu For geäußert, daß di« b«id«n Nationen lernen müßten, sich zu ver stehen und zu schätzen. Im Jahre 1806 war die Milch der frommen Denkungsart verdorben. Der jakobinische Kaiser durchbohrte das Herz des britischen Systems und verhängte über die Sippe des witzigen Lord Mayor, der auf die „drei Konsuln" toasten sollte und anstatt dessen: , Oontlaman, tsie tbrea par eent eouso!«!" in die ehrbare Gesellschaft geschrien hatte, die Kontinental sperre. „Lassen Sie uns nur für sechs Stunden Herren des Kanals sein", schrieb Napoleon an den Admiral Latouche-Trämlle, „und wir werden die Herren der Welt sein:" John Bull beschimpfte den „Schlächter von Korsika". Er antwortete ihm mit den „Orders in Oouoeil", die jedes neutrale Schiff, das zwischen den für England verschlossenen Häfen verkehrte, als gute Prise behandelten und, nach löblichem Brauch, den See- handel für die „Mutter der Nationen" monopolisierten. „Ein ewiger Krieg als das einzige Mittel zur Sicher heit und Wohlfahrt von Großbritannien", so war die denkwürdige Broschüre eines Reverend Edward Hankin betitelt. Im Frieden wurde, um Frankreich zu strafen und Albions Tyrannis zu erhärten, das wehrlose Kopen- Hagen 1806 überfallen und die dänische Flotte weg- geführt. Man weiß die den Atem raubende Furchtbar keit des Duells, das nicht aufhörte, ehe nicht der Kaiser der Franzosen auf Sankt Helena verschieden war, und die „Times" in edlem Christentum dem Krebs dankten, der ein Loch in Napoleons Magenwand gefressen und die britische Staatskasse von 400 000 Pfund jährlicher Uuterhaltsumme für den Gefangenen befreit habe. Im „Moniteur" hatte der Korse einmal gedroht: „Allein kann England gegen Frankreich nicht kämpfen." Die Neffen und Enkel nutzten diese Lehre und intri gierten dadurch, daß sie Fremde vorschoben und die Offensive in krummen Winkelzügen verwischten. Bis m die jüngeren Zeiten der dritten Republik haben die britischen Kabinette den französischen Rivalen mit der Heimlichkeit umstellt, mit der Palmerston gegen Napoleon III., den „Alliierten" von der Krim und von China, operiert hat. Selbst Englands neutrale Gefühle für daS deutsche Kaiserreich, zu dessen Entstehen es scheel sah, haben den französisch-englischen Zwist nicht abgekürzt. Noch im Jahre 1898 grollte die Kriegs- gefahr, als der Major Marchand in Faschoda die Triko lore gegen den Union Jack zu behaupten strebte; die Boulevardpresse raste, als Delcassä sich unterwarf. Am 15. März 1900 wies dieser Staatsmann mit Bedauern und einer Verbeugung vor dem Zaren die Intervention im Burenkrieg ab, welche die Nationalisten der Restau rants von ihm verlangten. Das Blut französischer Offi ziere floß für die Sache des Präsidenten Krüger, hysterischer Jubel toste um ihn, als er nach Frankreich gekommen war und. mit faltiger Stirn, im biederen Patriarchenrock, vom Balkon seines Pariser Hotels den sohlenden Massen sich als Geopferten vorstellte. Noch im Oktober 1903 haben die von Berlin gemiedenen Generale Botha, Delarey und Dewet den Combes und Delcassä für ihre „große Sympathie" gedankt, und als Victorias Sohn im Jahre 1904 Paris besuchte, wunderte man sich, daß ihn auf der Straße, zwar gemessenes Schweigen, aber keine Spur deS maßlosen Zornes empfing, der in der Krügerepoche als der gelle Ruf: da.« les Onklisdl" und aus ungezählten Karrikaturen zu der- nehmen war. Die neue Orientierung ward sehr langsam bewirkt. Ihr erster Vorbote war das am 21. März 1899 zwischen England und Frankreich geschlossene Abkommen über Mittelafrika. Als im Januar 1902 das englisch-japa nische Abkommen die Chinapolitik Großbritannien formulierte, war Frankreich noch auf Rußlands Seite und erklärte sich mit ihm gegen die „aggressive Aktion", die von jenen geplant sei. Im Mai 1902 traf Herr Loubet. wohl das letzte Mal, in Petersburg ein, und im Juli 1903 bereits fuhr er mit Herrn Delcassä nach London. Im Buckingham-Palast toastete Eduard VII. auf den besten Nachbar; im Oktober unterzeichneten Cambon uckd LanSdowne den Schiedsgerichtsvertrag, der am 3. Avril 1904 durch das Abkommen zwischen LanSdowne und Dclcassä ergänzt worden ist. „Moire ü In k'rancel" steht jetzt mit goldenen Lettern an der Cityschranke. Ter Gruß ist nach Berlin gerichtet; und Frankreich verhehlt sich das nicht, denkt auch vielleicht, daß eS sich, um des preußischen Feldwebels willen, der ihm Marokko wegträgt, ein wenig erniedrigt. Aber da» Ivar seit 1870 sein LoS. vrr Mlrtima in Mmrl-M-. De» veebletv -er Herere. Ein Aufsatz de« „Mil.-Woch«nbl." beschäftigt sich mit dem Verbleib der Herero seit dem Gefecht von Waterb«rg. Nach diesem von den deutschen Streitkräften am 1 l. August voriqen JabreS geführten entscheidenden Schlage war di« Haupt- mässe der Herero in der Richtung auf Omapundu und nach einer zweiten Niederlage, di« ihnen die Abteilung Estorff am 18. August bei Omatup» beibrachte, m da gefürchtete Sandfrld, die Omaheke, geflohen. Die nacl» kurzer Rast von unseren Truppen aufgenommene Ver folgung führte nnr zur Sprengung kleinerer Abteilungen des Gegners, die Hauptmaste blieb unerreichbar. Nach Eintritt der Regenzeit haben zahlreiche Patrouillen unter unendlichen Schwierigkeiten die Omaheke durchstreift; aber sie fanden nur ganz verein.elte, schwache Hererobanden. Wo ist nun das Volk der Herero geblieben, das vor dem Ausstande auf 30 OVO bis 40 000 Menschen, nach anderen Angaben sogar auf daS Doppelte geschätzt wurde? Gefallen sind nachweisbar mindestens 1400, gefangen waren Ende Mai 1853 Männer, 6187 Frauen und Kinder und seitdem nimmt die Zahl der Gefangenen noch dauernd zu. Biele werden an Wunden, viele auch in der Gefangenschaft gestorben sein, viele sind ins englische Gebiet entkommen und viele dürften in dem ungeheuren Gebiet des ehemaligen HererolandeS umherirren. Eine Anzahl Krieger ist auch inS Namaland gezogen und tämpst dort mit den Hottentotten gegen uns. Aber faßt man auch alle aus ungewisser Schätzung beruhenden Zahlen der Toten, Gefangenen, Vertriebenen zulammen, so kommt doch immer schwerlich mehr als ein Viertel der einstigen Gesamt bevölkerung heraus. Es bleibt nur die Annahme übrig, daß die Verluste, die das fliehende Volk in der Omaheke durch den Durstlov erlitten hat, geradezu gewaltig gewesen fein müssen. Eine Bestätigung dieser Annahme hat ei« zwölf tägiger Patrouillenritt gebracht, den Oberleutnant Graf Schweinitz'in die Omaheke unternommen bat. Von der Wasserstelle Ondowon (20 km nordöstlich Otjo- sondjou) an fand er auf der etwa 150 km langen Strecke, die er dem Oljolondjou-Omuramba folgte einen ausgetretenen Fußpfad, der offenbar den Weg bezeichnete, den große Scharen flüchtender Herero im August oder September vorigen JabreS genonimen hatten. Tausende gefallenen Viehs, nament lich Großvieh, zahlreiche Gerippe von Menschen und Pferden bleichten an der Sonne und bezeichneten mit entsetzlicher Deutlichkeit, daß der Zug deS Todes diesen Weg gegangen war. Besonders in den dichteren Gebüschstellen am Wege, wo die durstenden Tiere Schutz vor den Sonnenstrahlen gesucht hatten, lagen die Kadaver zu Hunderten dicht neben» und übereinander. An vielen Stellen hatten die mit dem Dursttode Ringenden mit fiebernder Hand 15 bis 20 Meter tiefe Löcher aufgewühlt, um Master zu graben — vergeblich! HülsloS verfielen Mensch und Tier den entsetzlichen Qualen deS Durstes. Wahrlich, eS ist ein furchtbares Strafgericht. daS hier da- schuldige Volk der Herero betroffen hat. Durch keine noch fö vollständige „Ein kesselung" wären die ermordeten Deutschen so furchtbar ge rächt worden, wie durch diesen Todeszug durch- Sandfeld l Der ttirrirch-fapaitirche Weg. Der rvttte-Voom. Aus Newcastle wird dem „8.-A." depeschiert: Witte ist mit dem Gesandten Pokotilow um >/, 12 Uhr abends mit dem Bostoner Expreßzug auf dem Bahnhof in Portsmouth eingetroffen, wo er von dem Sekretär deS StaatSgouverneurS und wenigen Zuschauern begrüßt wurde. Er bestieg sofort ei« Auto mobil, auf dessen Rücksitz zwei Geheimpolizisten Platz nahmen, und fuhr nach dem Hotel Wcntworth, wo ihn die 500 Sommergäste deS Hotels in eleganter Abendtoilette auf der Veranda erwarteten. Witte, schnell au- dem Auto mobil springend, war durch die Anwesenheit von Hunderten festlich gekleideter Frauen augenscheinlich überrascht; er blieb stehen und verneigte sich gegen sie, seinen Hut lüftend. Die Anwesenden antworteten mit Hochrufen und dem üb lichen, langandauernden, amerikanischen Applaus durch Händeklatschen, der ihm bis an die Türe seiner Zimmer folgte. — Nach Depeschen aus Newport ist die Popularität Wittes eine derartig plötzliche und intensive, daß man ihren Ursprung kaum versteht. Außer Lafayette hat kaum ein Fremder eine solche Popularität besessen wie Sergius Witte. Wie der Daily Telegraph-Korrespondent meldet, wird Wittes Wesen als amerikanisch bezeichnet und seine Aussprüche werden geflügelte Worte. Vor allem imponiert die Tat sache, daß ihm das Sein mehr gilt al« der Schein, und daß seinen Versprechungen sofort die Erfüllung solgt. So hat er sich Roosevelt, die Offiziere der Armee und Marine und die hervorragenden Leute der dauts ünance erobert, was natürlich seinem Lande zu gute kommt. Mehr al« einmal konnte man auf der Reese nach Chatanooga den Ruf „Hurra sür Witte und Rußlandl" hören. rNacchiaorM»«,«». Wie ferner gemeldet wird, empfing Roosevelt den Schatzsekretär Shaw, Pierpont Morgan sowie den japa nischen Finanzagenten Kaneko, angeblich wegen Verkaufs der Hankovbahn an die chinesische Regierung. Möglicherweise handelte e- sich aber in dieser Konserenz um die Frage der Kriegsentschädigung. Nach einer Pariser Privatmel dung aus Washington nämlich soll zwischen Roosevelt und dem als Oberhaupt eines großen Konsortiums auf tretenden Pierpont Morgan eine Kombination erörtert worden sein, der zufolge die Esploitierung der Naturschätze Sachalin« durch eine internatiouale Gesell- schast in Angriff genommen würde. Ein Teil de- von dieser Gesellschaft aufzubringenven Kapital- würde als Kriegsentschädigung dienen. Sollte in Petersburg und Tokio diese Kombination sympathische Aufnahme finden, so würde da« Konsortium vielleicht seine Anerbietungen auch auf die künftige Verwaltung der mantschurischen Bahn linien ausdehnen. Pierpont Morgan macht kein Hehl daraus, daß er diese Kombination von langer Hand vorbereitete; sie war in ihren Grundzügen fertig, al« Morgan im März diese« Jahres in Sizilien sich dem Kaiser Wilhelm, übrigen erfolglos, zu nähern versuchte. De» -Oppelt« Vcksten. Der „Standard" läßt sich von seinem Berichterstatter «u- Port-wouttz drahten, sobald die Friedenskonferenz rusa«««n- trete, würden die Vertreter Japan« zwei verschiedene Entwürfe sür Friedensbedingungen Herrn Witt« und seinen Mitarbeitern vorlrgra, von denen der nae gemäßigt und für den Fall bestimmt sei« «erde, daß die russischen Bevoll mächtigten ihn unverzüglich ««nehmen, währrnd r«r «d«r«
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