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Dresdner Journal : 18.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188410181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-18
- Monat1884-10
- Jahr1884
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- Dresdner Journal : 18.10.1884
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V 215. I» A«,« ä«>t—L« : ^Urrliodi.... 18 ^Mulliob« « K»rü SV kf. Kiuvw«», 10 kk d« d«vttol»«v tritt koit- a»d 8t«M>p«lLU,LdI»^ lULLL. l»»«i»t«»pr»I«ot V^ir d«o L»um «ü»«r ?«titt»il« >0 kt Vvttr „Lu^»««r>dt" di« 2«!« L0 kk. L«i T»t>«U«u- aod 2ttkorL»»t» »0 Xok»oll»b Lr»cdel»e»l 1^-iiott mit d«r 8oa>- und k'siart»^« Xdvnd» kür d«o fol^«tdsll 1^. Somabend, den 18. October. 1884. DresdnerIourml. Beraatworkliche Redacttoa: Oberredaeteur Rudolf Günther in Dresden. l^tptt»: L«»-d«tetter, Oonullimiollitr d», Drssdosr dounutt»; L««dorU L«rU» -Vt« >»»«I Ir.^«o-»«u>Lrvn «. N.: <O ^vAi<v, I«rUi»-Vt«> kr»U-I.«ip^x ri«»ktart «. ». »Lll«d»L : K«»d sTo«e,- L«rUo: /»vattde^dant, Sr«w«o: L Lc^tott«,' Lr«»!»»: T StanA-n i L^r«a« )k«d>at^-,- kr»»Iltti< «. II r dacAe^ied« Duektucodtuii^; OvrUt»: k?. L/Äkrr; K«movr: 0. LckU«/«', k«rt» I»rU» rr«LkKlrr ». A.- 8t»tt^«rt! Daitü« ot 60., N»»di»r^: ^d. Lt«»»«r Uvr»o»x«d»r: Lüoiel. Lxpedition äs, Dresdner donrv»!», Dresden, Xvin«r«r»trn»e Ho. LV Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Bürgermeister a. D. Wieprecht in Plauen das Ritterkreuz I. Klasse vom AlbrechtSorden zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- ruht, dem RathSdiener Schindler in Mügeln da» allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. liederlich«: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. TageSgeschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffrvtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Telegraphische Nachrichten. Ägram, Donnerstag, 16 Oktober, Abends. (Corr.-Bur.) Der kroatische Landtag verwarf heute den Antrag Starcevic'S, über die Aufforde rung des tönigl. Rescripts, die Mahl der Dele- girten für den ungarischen Reichstag vorzunehmen, zur Tagesordnung überzugrhrn, und nahm die diesbezügliche Wahl vor. Die Oppositionellen ver ließen den Saal, nachdem sie früher noch einen Skandal provocirt hatten. Pari-, Donnerstag, 18. Oktober, AbendS. (W. T. B.) Die Kammer brr Deputieren wählte heute dir Commission für die Vorberathung de- Gesetzentwurf-, in welchem die Erhöhung des Ein- gangszolleS auf fremde» Vieh beantragt wird. Von den gewählten Mitgliedern der Commission dürf ten 3 gegen den Entwurf überhaupt stimmen, 4 außer der Erhöhung de» Biehzolles auch eine solche des GetreidezoüeS verlangen, 2 eine Erhöhung des Getreidezolles ablehnen und nur 1 Mitglied den Gesetzentwurf so, wie er ist, annehmen. London, Freitag, 17. Oktober. (Telld DreSdn. Journ.) Wie verlar et, werden infolge der neuesten» aus Brüssel in Dover eingelaufeueu Gerüchte über ein neues Dynamitromplot die Bewegungen ver dächtiger Personen nicht nur in den euglischeu Einschiffung»- und Landung»häfen strengstens be wacht, sondern Antwerpen und die übrigen belgi- scheu Häfen ständen auch unter Beobachtung von euglischeu Detektive». Unter der Tribüne der Rennbahn von Houghton- le-Spring wurde gestern früh eine Blechbüchse ge funden, in welcher sich 16 Dynamitpatronen be fanden. Ein an der Büchse brfiudlicher Zünder zeigte Spuren, daß er angrzünbet gewesen ist. Die „Time»" melden au» Koutschou vom gestrigen Tage: Ein neues Treffen hat bei Tamsin stattgrfundrn, 3060 Chinesen wurden getödtet, dir Verluste der Franzosen sind unbedeutend. (Vgl.die .TageSgeschichte" unter Paris.) Kairo, Freitag, 17. Oktober. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Nubar Pascha notificirte den General konsuln dir Wiederaufnahme der Zahlung der Ein nahme» auS der Eisenbahn- und Telegraphrnver- waltung an die Staatsschuldencassr und thriltr mit, baß bereits 10000 Pfd. Sterl, gezahlt wor den find. Der Lord Northbrook ist hierher zurückgekehrt und hat, wie rS scheint, sich davou überzeugt, daß eine Herabsetzung der Steuern in Obrrägypten uuvrrmridlich ist. Die italienische Regierung hat ihr Mitglied bei der Staatsschuldrncassr, Baravelli, angewiesen, sich an dem Procrffr gegen die ägyptische Regie rung nicht zu bethriligen. Dresden, 17. Oktober. In der gestrigen Sitzung de» ungarischen Ab geordnetenhauses ergriff bei der Fortsetzung der Adreßdebatte der Ministerpräsident v. TiSza da» Wort, um sich über die politische Lage nach der Dreikaiserzusammenkunst in Skierniewice zu äußern, deren Bedeutung herabzumindern ein, willkürlichen Auslegungen und einseitigen Deutungen nicht ganz unzugänglicher Passus des AdreßentwurfeS der unga rischen Parlamentsmehrheit, sowie in der Presse kund- gegebene politische Darlegungen bemüht zu sem scheinen. Der Ministerpräsident v. TiSza erklärte: Er habe da» innige Berhältniß zu Deutschland freudig begrüßt, weil daifelbe aus die Erhaltung de» Frieden» ge richtet war Wenn auch Rußland dem zwischen Deutschland und Oesterreich.Ungarn bestehenden Verhältnisse beigetreten sei, so könne die» im Interesse de» Frieden» nur begrüßt werden. Unser Berhältniß zu Rußland könne nur aus Grund unser» Verhältnisse» zu Deutschland richtig beurtheilt werden. Da» Wesen diese» letztem Verhältnisses bestehe darin, daß beide Staaten äußeren Gefahren gegenüber mit einander alliirt sind. Die Aufgabe de» Bündnisse» sei die Erhaltung de» Frieden» gewesen, und da« und nicht der Krieg sei auch heute seine Aufgabe. E» sei daher nothwendig gewesen, mit den übrigen Nachbarstaaten, und so auch mit dem hinsichtlich der Erhaltung deö Frieden» so wichtigen Rußland, da» freundliche Berhältniß aufrechtzuerhalten, und ging da- Bestreben dahin, vereint mit Deutschland da» Berhältniß nach jeder Richtung hin beruhigend, loyal und Bertrauen erweckend zu gestalten. Dieses Bestreben habe seiten de» Kaisers Alexander und der gegenwärtigen Regierung die größte Zuvorkommenheit gesunden, und sei diese» Berhältniß durch die Entrevue in Skierniewice befestigt worden. Jedermann, der den Frieden will, muß sich darüber freuen, wenn sich die Fürsten und Regierungen dreier mächtiger Länder vereinigen, um den Frieden von Niemandem stören zu lassen Es giebt dies demselben moralischen Zusammenhalten, derselben Tendenz und demselben Zwecke Ausdruck, der zum Zwei kaiserbündnisse geführt hat Hierunter wird da» Bünduiß zwi schen dem Deutschen Kaiser und dem Herrscher der österreichisch ungarischen Monarchie verstanden, und gerade deshalb, weil nichts Anderes bezweckt wurde, bedurfte Skierniewice weder einer schriftlichen Abmachung, noch eines BertrageS oder Pro tokolls; denn dazu, daß wie ich angedrutct habe, bezüglich der Aufrechterhaltung des Friedens Alle» mit gegenseitiger auf richtiger Unterstützung geschehe, genügt die aufrichtige und con- sequenlc Lntschli« bring der Monarchen und Regierungen. Dirie bei Gelegenheit der Begegnung in Skierniewice zum Au»druae gelangte Entschließung wird die Regierung unserer Monarchie leiten, welche bezüglich der GegeuseitigteU aus Rußland ver trauensvoll rechnet. Die» ist die Lage nach der Begegnung, und so wird die» auch in Deutschland aufgesaßl. Der betreffende Passus des AdreßentwurfeS Hot, so wie er jetzt vorliegt, unleugbar eine Spitze gegen Rußland, was um so schärfer hervortritt, als sich Jeder sagen muß, daß der bezügliche Passus so recht bei den Haaren herbeigezogen ist und eine andere, weniger anspruchsvolle Form mit Leichtigkeit hätte ge wählt werden können. Alle Blätter ohne Ausnahme loben jenen Absatz der Adresse mit ostentativem Nach drucke, und selbst das Specialorgan der ungarischen Regierung, dsr „Nemzet" erklärt, daß jene Aeuße- rung die öffentliche Meinung des Landes zum Aus drucke bringe, welche nicht zu Gunsten Dritter das Bünduiß mit Deutschland erweitern will, weil sie in diesem die stärkste Garantie des Friedens und deS internationalen Gleichgewichtes erblickt gegenüber den Bestrebungen des Panslawismus, wann und wo immer diese auftauchen mögen, sowie gegenüber den Macht gelüsten, welcher Art immer diese sein mögen. Man weiß, daß man in Ungarn ein Bündniß mit Rußland nicht liebt; eS fragt sich aber, ob es nothwendig, ob es überhaupt politisch klug ist, diese Abneigung in so ostentativer Weise auszudrücken. Dazu kommt noch, daß man sich in Wien unwillkürlich verletzt fühlen muß durch den Größenwahn, welcher in diesem Adreß- entwürfe unbekümmert um die allgemeine Weltlage und die Beziehungen der Monarchie zum unverfälschten Ausdrucke gelangt. Man fragt sich, wird denn die auswärtige Politik in Buda-Pest entschieden, von jenem Ungarn, welches 30 Procent zu den gemeinsamen StaatSlasten beiträgt und stets auf seine Armuth hin weist, wenn von ihm verlangt wird, daß eS diese Bei träge erhöhen soll, und gelten die Interessen der Ge- sammtmonarchie, die Wünsche der diesseitigen ReichS- hälste nichts, oder hat man eS bei jenem Adreß- entwürfe mit der Aeußerung eines magyarischen Chau vinisten zu thun, dem mit dem Gefühle auch der Ver stand durchging. Da» dem auswärtigen Amte nahestehende „Frem denblatt" schreibt: „Wir haben keineswegs übersehen, daß es gerechtfertigte und starke Empfindungen der Bedeutung unser- Bündnisse» mit dem deutschen Reiche sind, die zu dieser im Uebrigen fast unbegreiflichen Haltung eine» Theile» der ungarischen Presse geführt haben. Allein dieser LultuS unserer Allianz mit Deutschland schwindet zu einem gedankenlosen Lippen- gebet herab, wenn er den Kern und das Wesen dieses Bündnisses bei Seite jetzt. Es war ganz ebenso der Beruf und das Interesse Deutschlands, die allgemeinen Friedeusfragen auch auf seine besondere Beziehung zu der Politik Rußlands hin zu prüfen und sicherzustellen, al» es unser Beruf und unser Interesse war. Es mußte ganz ebenso in den Wünschen des Deutschen Kaisers wie in den unseren liegen, alle Oscillationen in den Verhältnissen de» Zweikalserbundes zu Rußland auSzuschlreßen und dies Berhältniß auf die Basis der Offenheit und Loyalität, der gegenseitigen Rücksichten und namentlich der Gemeinsamkeit der Fnedensinteressen zu stellen. Oesterreich-Ungarn war hierin weder der führende, noch der geführte Theil; die durchaus über einstimmende Haltung beider Mächte ist vielmehr aus den innersten Zwecken des Bündnisses selbst empor gewachsen. Wer die Befriedigung und Entwickelung dieses Bündnisses in dem Sinne wünschte, wie sich dasselbe wirklich zu einer europäischen Thatsache ersten Ranges erhoben hat, der mußte zugleich von dem Wunsche ausgehen, die Lonsequenzen desselben auf dem nächsten Arbeitsfelde der beiden Frie densmächte, auf dem Terrain ihrer Beziehungen zum nordischen Reiche erprobt zu sehen. Es bedarf kaum der ausdrücklichen Betonung, daß die Fragen unser« Verhältnisses zu Rußland mit den weitaus wichtigsten Problemen unserer Gesammtpolitik überhaupt in untrennbarer Verbindung stehen. An objectiver Bedeutung sür die Monarchie werden sie unleugbar nur durch die Fragen des Bündnisses mit dem deutschen Reiche übertroffen. Es ist die erste Forderung, die man aufstellen darf, daß die politische Erörterung an Beziehungen von so hoher Wichtigkeit nicht anders, als mit vollem Ernste, mit gewissenhaster Ueberlegung, mit klarer Erkenntniß der letzten Lon sequenzen herantrete. Die österreichisch-ungarische Re gierung, ja der erlauchte Monarch, der an der Spitze deS Staates steht, haben in dieser Beziehung der öffentlichen Meinung Oesterreich-Ungarns die Leuchte vorangetragen. Wenn em Werk, da» so freien und hohen Sinnes begonnen, mit so viel Thätigkeit und Sorgfalt gefördert, so verheißungsvoll zum Abschlusse gebracht worden ist, jetzt plötzlich jeder Gedankenlosig keit und Oberflächlichkeit der Beurtheilung überant wortet wird, so kann dies nur mit Unmuth erfüllen. Ls ist leicht und verführerisch, den unedlen Jnstincten zu schmeicheln, die in jedem Volke vorhanden sind. Aber man sollte sich besinnen, ehe man damit werth- vollere Güter, die Güter des Völkerfriedens und der Rechtsachtung, in Gefahr bringt. Man sollte Anstand nehmen, im Schooße der dualistisch gestalteten staat lichen Organisation der Monarchie auch nur die Möglichkeiten einer Doppelströmung der auswär tigen Politik dort hervorzurufen, wo das FriedenS- bedürfmß ein allgemeines und ungetheiltes, der Wunsch nach FriedenSerhaltung ein ebenso^tiefer, als gemeinsamer ist. Voraussichtlich wird eS nur einiger Aufklärungen der ungarischen Regierung be- dürfen, um diesen Irrungen, welche die eigent liche Nation gewiß ganz unberührt gelassen haben und sich mehr auf dem Terrain geräuschvoller Preß politik, al- auf dem der wirklichen nationalen Auf fassungen abspielen, das verdiente Ende zu bereiten. Allein wir wünschten doch, daß dies nicht geschähe, ohne daß Dasjenige, was in Sklerniewice erreicht worden ist, lebhaft in das allgemeine politische Be wußtsein eingeführt werde. Drei Monarchen, deren Herrschertugenden ebenso allseitig und rückhaltlos an erkannt werden, als ihre warme und selbstlose Hin gebung an die Sache des Friedens, begegnen sich, nicht bloS, um den persönlichen Gefühlen ihrer Freundschaft und ihres gegenseitigen Vertrauens erkennbaren Aus druck zu geben, sondern zugleich, um den auf die Herstellung eines gesicherten Friedensverhältnisses und der wohlwollendsten Beziehungen zwischen den beiden Reichen gerichteten Bestrebungen ihrer Regierungen die Weihe und das Siegel der Vollendung auszuprägen. Die öffentliche Meinung Europas begleitet diesen Act mit allen Zeichen der Sympathie und des Vertrauens. Er wirb als «ne Beruhigung sür die Gegenwart und als eine Bürgschaft sür die Zukunft betrachtet. Und plötzlich sucht man eine Auffassung zwischen diese That- sachen zu drängen, die, wenn nicht von Sette aller ernsten und dejonnenen Politiker Verwahrung gegen lie eingelegt werden würde, die Monarchenbegegnung von Skierniewice ihrer werthvollsten Früchte berauben konnte, der un vergleichlichen moralischen Wirkung, die von ihr nicht dlos auf die gegenseitige Stellung der drei Kaiser mächte, sondern aus die europäische Gejammtlage auS- gegangen ist. Daß dies erreicht werden konnte, ist allerdings in hohem Grade auch der Haltung Ruß lands zu verdanken. Kaiser Alexander 111. hat sich ein unvergängliches Verdienst um die Ruhe und die konservative Ordnung Europas erworben, indem er der Stimme jener seiner Rathgeber Gehör gab, dre sür die Begründung eines dauernden und gegen künst liche Störungen möglichst gesicherten Freundschafts verhältnisses mit Deutschland und mit Oesterreich- Ungarn emtraten. Dies Verdienst wird auch in Oester reich-Ungarn mit warmer Dankbarkeit anerkannt, und an den» gesunden Sinne, der Friedensliebe und der patriotischen Einsicht der Völker der Monarchie werden alle Bemühungen scheitern, Gegensätze wachzurufen, welche die erhabene Initiative ihrer Herrscher und die loyale Sorgfalt ihrer Regierungen hoffentlich für immer zu Grabe getragen haben." Auch dre deutsche „St. Petersburger Zeit ung" fertigt den ungarischen Lhauvinismus in ent schiedener Weise ab und sagt: „Daß die Ungarn, welche bekanntlich eine sehr geringe Dosis politischen TacteS besitzen, die Kaiserworte benutzen würden, um denselben in der Adresse an den König einen verstärkten Aus druck zu geben, war zwar vorauszujehen, bleibt aber immerhin, obgleich dadurch an der Sachlage nichts ge ändert wird, verstimmend und zeigt nur auss Neue, wie wenig die ungarischen „Patrioten" geneigt sind, ihrer Leidenschaftlichkeit Zügel anzulegen, selbst dann, wenn sie im Vorau» wissen können, dadurch den In tentionen ihres Königs entgegenzuhandeln. Mag auch die Presse für die Interessen ihres Landes immerhin auf der Wacht stehen und, wo es nothwendig ist, rechtzeitig warnen; mit unbegründeten Verdächtigungen und nationalen Hetzereien schädigt sie aber das In teresse ihres Landes und dessen Bewohner." Lagesgeschichk. Berlin, 16. October. Die Nachricht, daß die Longoconferenz schon definitiv auf den 5. No Fkuilleton. Rrdigirt von Otto Banck. Freda. Novelle von E. Lameron. Au» dem Englhchen von August Frenzel. (Fortsetzung.) „Welch' köstliche- Hammelfleisch, Mr. Llifford! Woher beziehen Sie dasselbe? George, eS ist bei Weitem besser, als das, welche- wir in Eddington er halten." „Nun ich glaube, eS kommt ebenfalls aus meinem Pferch, Llara — wenn eS nämlich von Dickson's im Dorfe geliefert wird" und das war der Fall. „Dann muß die Zubereitung es ausmachen", fuhr seine Schwester, ohne sich aus der Fassung bringen zu lassen, fort. „Es hat mir nie so vortrefflich geschmeckt, und welch' köstlicher Salat! Er ist viel frischer und krauser, als man ihn sonst findet, wenn wir solchen nur zu Eddington bekommen könnten. Aber George'- Gürtner kümmern sich um nichts weiter, al- um den Weinberg, Mr. Llifford; darüber wird alle- Andere vernachlässigt. Der Jhnge läßt sich die Pflege der Gemässe offenbar sehr angelegen sein." „Ich glaube, der alte David hat bei mir auch weiter nicht- zu thun. MrS. Featherstone", sagte Papa schlicht. „Aber ich bin sehr erfreut, daß Ihnen der Salat schmeckt. E- ist sehr liebenswürdig von Ihnen, daß Sie Alle-, wa- Ihnen mein beschränkte» Hau- zu bieten vermag, jo freundlich aufnehmen. „O, ich finde das so beschränkt nicht und zudem bin ich eine große Freundin ein wenig enger, kleiner Häuser; das Ihrige ist so gemüthlich. Kleine Zimmer sind immer gemüthlicher als große, in denen zu Eddington verliert man sich ganz. Ich versichere Sie. ich bin völlig eingenommen von ihrem kleinen freund lichen Hause". Dies wurde mit huldreichster Herab lassung gesagt. Ich begann mich mit ihrem Bruder zu unter halten, denn ich konnte ihr nicht länger zuhören und Papas lächelndes und entzücktes Antlitz sehen, wenn er auf ihr gleißnerisches Geschwätz antwortete. Schweigend machte ich einige weise Betrachtungen über die außerordentliche Leichtigkeit, mit der ein Mann von Geist und Wissen sich von einer schlauen und hübschen Frau fangen läßt. Einige kleine Reden» arten, ein wenig Enthusiasmus, ein Lächeln und eS ist geschehen; im Triumph wird der Gefangene hinter dem SiegeSwagen hergeführt. Als Mrs. Featherstone endlich das abgestandene Thema von der Küche verließ, griff sie Papa an seiner schwachen Seite an, indem sie eine Reihe eifriger und wißbegieriger Fragen über sein viel geliebtes Stecken pferd, da» Wörterbuch, aufwarf. Nun wußte ich, daß ihr Sieg vollständig sein und daß sie Papa zu ihrem, an Händen und Füßen gefesselten Sclavrn machen werde. „ Ich hatte keine Idee, daß Llara so große» In teresse an Büchern nimmt," sagte Mr. Lurti» leise zu mir, sie neugierig betrachtend. „Ich glaube auch, daß sie bi» eben jetzt kein In teresse dasür hatte," antwortete ich lachend. E» darf angenommen werden, daß George Lurti» seine Schwester ziemlich gut kannte, aber trotz seiner ruhigen brüderlichen Bewunderung, die er offenbar sür sie hatte, setzte er doch nicht so unbedingten Glau ben in sie, wie er ihn vielleicht gehabt hätte, wenn er nicht ihr Bruder gewesen wäre. „Ich hoffe, liebe Freda, daß Du mit Llara gut harmoniren wirst." „Ich denke," sagte ich, jedoch in sehr zweifelndem Tone. „Llara, willst Du Freda nicht den Zweck unser- Besuches erklären?" wendete er sich dann laut an seine Schwester. „O, gewiß, George und ich, wir kommen, um zu fragen, ob Sie, Freda und Mr. Clifford, nicht für nächste Woche zu uns herüber kommen wollen. Ich habe die Absicht, das Haus zum Zwanzigsten mit Gästen zu füllen und Einige aus der Nachbarschaft zu einem kleinen Tanz einzuladen. Hoffentlich werden Sie kommen und mit von der Gesellschaft sein." „Ja, meine Liebe, das wird auch eine Gelegenheit sein, Dich meinen Freunden als meine zukünftige Frau vorzustellen." Damit legte George Lurtis seine Hand gütig auf die meine. Ich zögerte mit der Antwort. Die Aussicht auf da» Vergnügen lockte mich, aber der Gedanke, dort öffentlich mein Geschick zu besiegeln, meine Verlobung vor der Welt proclamirt zu sehen, das ließ mein Herz sinken. Doch während ich überlege, um eine un bestimmte Antwort zu finden, nimmt Papa die Ein ladung mit Eifer und Freude an. „Ich werde die Bücher und Manuskripte mit- bringen, George. Wir werden da Manche» fördern können; Mrs. Featherstone und Freda können ja sehr gut die Gäste unterhalten," sagte er. „Ja, ich werde die Gäste meines Bruders schon zu unterhalten wissen, Mr. Llifford," bemerkte Mrs. Featherstone bedeutungsvoll. Sie legte keine ge hässige Betonung in diesen Satz und ihre Augen sind aus ihren Diamantring, den sie langsam um ihren etwa» plumpen Finger dreht, gerichtet, nach meiner scharfen Auffassung aber bedeuten ihre Worte: Ich werde die Gäste unterhalten Ihre Tochter hat dabet absolut nichts zu thun; sie wird gut thun, sich da nicht hinein zu mischen I Aber die Männer merken natürlich nichts. „DaS ist ja eine ganz charmante Fraul" ries mein Vater auS, nachdem unsere Gäste davon gefahren waren und wir uns wieder allein befanden. Ich schwieg. „Du bist wirklich ein Glückskind, Freda, eine so außerordentlich angenehme Person als Schwägerin zu erhalten." „Es freut mich, Papa, daß sie Dir gefällt. Ich weiß nicht, ob es mir ebenso geht; aber ich bin sicher, daß sie mich nicht mag." Papa stutzte und betrachtete mich über seine Brille weg mit unverkennbarem Erstaunen. „Du hast die unvernünftigsten Einfälle von allen Weibern, die mir noch je vor Augen gekommen sind! Dich nicht mögen! Was willst Du dam.t sagen? Sie sprach so unverhohlen ihre Bewunderung für Dich aus, al- wir vor dem Frühstück im Garten promenir- len, ich versichere Dich. Sie meinte, welch' ein glücklich« Mensch doch George sei, und versicherte mich,
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