Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 17.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040317029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904031702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904031702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-17
- Monat1904-03
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Diese» Blatt wird de« Lesern von Dresde» und Umgebung am Lage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zngrstcNk. während e» die Post.Abonnenten am Morgen l» emer Gesamtausgabe erhalten. üerugrgedlldr: vinttN»brN» n>» »e»*»-» de« t»,Ii» »rveimaltger Zutroarm« dunb untere Noten «»»'«»« und «er«»« ,m Loim- und MonlLae« nur einmav »Mt. »»>>. durch «urtwiiNiieLo«- , Mt. du. , M« »o «k Mi rdnualiarr Zullcliun« durch die vod»Mk <od»eBet>ellaeii>>. UnNu«. iirrd mit eniivlrchkndkm ZuiLIaae. zi ««druck aller «rttket u. Onainal- Mii«eüun«rn nur mit deutlich,r QneUenaniadet.DkeSd.Nackr.") Milt«. Nacht>ü«i,che Lonorar- anidrüch« dleiben unbkriicklickUiit: miseriano» Mairrrikrwle werde» nicht auldewabn. rek»«ramm>»drekl«: «»chetcht«, »relld«» L8SV Ueriag von Kiepscli K Retrhardt Flnreigen-Lanf. Amurdme von Änlüridiauuaen did nachiniilaae ^ Udr. «L«»»- und Hcicrlazs nur Marrenilrasre 's von N b>« >/»i Ubr Die l'valliue Grund teile ica. s Silben« so Ps« Ln kündi»un«e» »ui der BrwaüeiieZeile « Pt«.: die rivaitiac Zeile am Lerl leite so Pt«., als Einaeiandl Zeile sa Pi«. In Nummer» «ach La-Il- und ireieriagcu i waliiac Drundzer- so Pia., auf Privatieiie so Pia. rivaiiiae Zeiie aui Leriiciie und al» lkmaeiaudl so Pla. AuSwSriigc An träge nur gegen Voruusoejnltluug. Belegblailcr werden Ulli t»Plg. berechnel. Sernlvrechanschlus: ««nt 1 Sir. U und »Ir. 2t»t»a. L, ir I L rmrvi lui LULL» LLrLTLLL 0k. MmÄim 2«« WWW 2oit »II« Ottimsekmkrot/.sr »kt»o!nr «io! or vo»i»jcl»ton. äio rmokkittnt vikk«km^1k,n un<l lür 6on WWWWMWW Röipvr uuLctllkUickiitoli Lltttol, Ln^onotim omrunoltmoo. DM" »»nol» »»«»Hvtti't«. 8« Rr. 77. i fticil >. Aufhebung deS 8 2 de-Jesulteogesetzes. Neueste Drnhtberichte. Hosirachrichle», Tresden-Chemuib-Reickeotiach. l 1 <»»»-! i. Ettistehuug der Gicht, Geitchleorrhaudliingeii. Klavierabend Tereia Cmreuno. Thierim-Konzert, Tiedge-Stillung. ! >«» » »/Kki»:» Zur Aufhebung des 8 2 des Jesuite»-Gesetzes Die Abstimmung über 8 2 des Jesuitengesetzes verlief im Bundesrate nach der „Korrespondenz Holzerland" folgendermaßen: Bon den 58 Stimmen seien abgegeben worden für die Aushebung des 8 3 von Preußen 17 Stimmen, Bayern 6. Waldeck 1, Baden 3, Braunschweig 2, Schwarzburc-Rudolstadt 1, Llchwarzburg-Sondershausen 1, Hamburg 1 und Bremen 1, zu sammen 33 Stimmen: gegen die Aufhebung wurden abgegeben von Württemberg 4 Stimmen, Sachsen 4, den beiden Mecklen burg 3, Sachscu-Weimar, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Kobura- Gotya und Sachsen-Altenbuvg je 1, Anhalt 1, den beiden Reuß je 1 und den be>den Lippe je 1. zusammen 2V Stimmen. Hessen mit 3 und Lübeck mit 1 Stimme hatten sich der Abstimmung ent halten. lieber die Abstimmung Oldenburgs sl Stimme! sei sicheres noch nicht zu erfahren gewesen. Die Abstimmung im Bundesrat erfolgt mit einfacher Mehrheit. Die Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes bat mehrere staatsrechtliche Fragen zur Erörterung gestellt, u. a. die. ob zu dem Beschluß des Buudesrats eine neue Zu st i m m u n g s- erklärung besRcichstaas notwendig sei, da ja der frühere Reichstaasbeschftiß mit dem Ablauf der jetzigen Leg slaturper ode erledigt sei. Hierzu schreibt die „Nat.-lio. Korr": Hat der Bundesrat schon einmal zu einem der vorigen ReichstagsbescWsse in der Jesu tengesehfrage Stellung genommen? Wenn ja. so könnte dies doch nur im ablehnenden Simre erfolgt sein. Wenn nein, so liefert der jetzige Beschlus; des Bundesrats einen wichtigen Präzedenzfall. Nach dem jetzt bel obten Vorgehen des Bundes rats könnte er dann beliebig auf frühere, ze tl ch weit hinter uns liegende Reichstagsbeichlüssc, über die der Bundesrat noch nicht entschieden hat. znrückgreifen und ihnen Gesetzeskraft geben. Die Re'chstagsmehrhciten und deren pölit sche Urte le wechseln aber, und so vermöchte inan sich theoretisch ganz gut vorstellen, daß ein bisher vom Bundcsrate gar nicht beachteter Reichstagsbeschluh aus den 70er, 80er oder 90er Jahren durch einen einsackcn Bundes ratsbeschluß jetzt auf einmal Gesetzeskraft erlangt, obwohl dieser Beschluß beute gar nicht mehr dem Willen des Re chstags ent spräche. Man wird uns einwerfen: ein solches Vorgehen des Bimdesrats ist ganz unmöglich. Der Bundesrat hat aber jetzt nach diesem anscheinend ganz unmöglichen Prinzip gehandelt! Ein evangelischer Geistlicher schre'bt im „Schwäbi schen Merkur": Die Zustimmung des ÄundcsratS zum Reichs- tagsbcschlusi, betr. Aushebung des 8 2 de- Jesuitengesetzes. hat auch in unserer schwäb scheu Heimat eine tiefgehende Entrüstung erzeugt. Darüber wird liebere nstimmrlng herrschen, daß wir in diesem Beschluß des Bundesrats so rein wie selten das Werk des Reichskanzlers Grafen Bülow vor uns haben. Das ist Bülowsche Politik iin reinsten Extrakt. Welcher Berücksichtigung sich die große evangelische KEch-e Deutschlands von dieser Stelle im Reiche zu erfreuen hat, weiß sie von nun an mit wünschens wertester Deutlichkeit Vor wen'tzen Wochen hat sich der neugebtdete deutsch-evangelische Kirchcnausschuß, der Mund der des 8 2 des Jesuitengesetzes, sow.e in einer eventuellen Annahme des Toleranzantrags des Zentrums eine schwere Schädigung der LebenSrntcressen der evangelischen Kirche er blicken müsse», und bat seinen Vorsitzenden beauftragt, in diesem Sinne eventuelle Schritte in seinem Namen zu tu».... Der Reichskanzler mußte von jenem Beschluß des Airchenansschusses wissen. Und was das evangelische Volk nun wissen muß — und wenn der Reichskanzler die Antwort schuldig bleiben sollte, so muß der Kirchenausschuß Rede und Antwort stehen —, das ist das, ob man im Bundesrate den Vorsitzenden des Ausschusses vor Abgabe dieses Spruches zum Worte kommen ließ oder ob man ihn mit guten Gründen zu überzeugen vermochte, daß der Kirchenansschnß diese Frage in seiner Sitzung schief beurteilt habe. Air glauben keins von beiden. Für die heutige preuß sche Politik hat nur das Zentrum Stimme, die evangelische Kirche hat den Mund zu halten, und wenn sie ihn austun will, so wird heimlich und schnell ohne sie entschieden. Das ist. rund herausgesagt, die Lehre für den evangelischen Kirchenausschuß nach seinem ersten Austreten. llnd damit gewinnt die ganze Sache heute freilich auch ein konfessionelles Gesicht, und der Reichskanzler hat durch seine Mißachtung des Kirchenausschusscs viel Kapital von Sym- pathie verschleudert, das ihm in evangelischen Kreisen vor diesem Beschluß noch gehörte. Von einem katholischen Geistlichen wird den .Münch. N. N." zur Aufhebung geschr ebeu: „Noch selten ist von einer Negierung eine größere pul tische Unrlughert begangen worden. Entweder hält man das Jesustengesetz für etwas Not wendiges und Berechtigtes, daun hat inan reinen Grund, dasselbe irgendwie aufzugeben, oder man hält es nicht mehr für zeit gemäß, und dann soll man es ganz ausheben, um den Gegnern des Gesetzes jede Ägitationswaffe aus der Hand zu nehmen. So aber hat man die Gegner der Jesuiten gereizt, ihre Anhänger doch nicht befriedigt und den Jesuiten selbst die beste Gelegenheit ge boten. ihren ganzen Einfluß innerhalb Deutschlands ausznspielen. Wenn es Zweck des Jesustengesetzes war. den rückschrittlichen, e nseitigen, ,a teilweise fanatischen Geist, der in diesem Orken zu tage tritt, von Deutschland sernzuhalten, damit vor allem der! konfessionelle und religiöse Friede mögli chst bewahr, werde, so konnte die Regierung diesem Gesetze keinen schwereren Stoß ver setzen als durch die Aushebung des 8 2. Denn von jetzt ab rsti den Jesuiten die une ngeschränkte Möglichkeit geboten, in alle ihnen überhaupt offen stehenden Gebiete sich einzudräugen. Dazu brauchen sie keine Niederlassungen. Es rst jä dem einzelnen Jesuiten nunmehr ermöglicht, jede Stellung n cht nur von Seite, eines bischöflichen Ordinariats, sondern auch von Seite der! Regierung anzunehmen. Es steht kein Hindernis im Wege, daß in Zukunft Jesu ten nicht nur als Leiter von Seminarien, sondern auch als Professoren an Gymnasien, Lyzeen, ja an Universitäten Unterkommen, ferner überall und bei jeder Gelegeuhe t durch Ver-! anstaltung von Vorträgen, Missionen und dergle chen den weit-! gehendften Einfluß auf alle Sckiicbten der Bevölkerung cmsüben.' Dieser Einfluß wird natürlich dadurch gesteigert, daß sie durch Ausrechterhaltung des 8 1 von der Regierung selbst in den Augen des Volkes zu einer Art Märtyrer gestempelt werden. D e Regie- > rung hat durch ihr Vorgehen den; Jesuitenorden in Deutschland das ermöglicht, was früher ausgehobene Orden in Frankreich zur Umgehung der Gesetze taten. Dabei hat die Regierung der ultra montanen Partei die Agstationswasie in der Hand gelassen. Sie kann nach wie vor die urteilslosen Massen durch das Ausnahme- j gesetz gegen einen Orden fanatineren, und es verbleibt ihr so ein außerordentlich zugkräftiges M ttel, die poetische Partei trotz sozialpolitischer Gegensätze durch den religiösen Kitt zusammen- zrchalten." Die Stimmung in den thüringischen Staaten ist sehr erregt über den Beschluß deS Bundes^ats. und der Evangel sche Bund hat bereits verschiedene öffentliche Protcstversammlunaen dort veranstaltet. Bezeichnend ist auch folgender Spruch, der sich am Bismarck-Denkmal in Gotha fand: „Bismarck verzeih: wer jetzt Den Werk zerbricht. Bei Gott, das wahre deutsche Volk ist's nicht. Ersteh' auss neu' Und mach uns frei! 8 H" Die Aushebung des 8 2 des Jesuitengesetzes w rd in der beoor- stehenden Beratung des Kultusetats im vrcußischen Ab geordnetenhause eine bedeutsame Rolle spielen. Von nationalliberalcr Seite ist als erster Redner der Abgeordnete v. Hackenberg ausersehcn. Neueste Drahtmeldunnen vom 16. März. Der russisch-japanische Krieg. Port Arthur. Großfürst Kyrill ist hier ein- getrolscn. London. Der Kriegsmin'ster Kuropatkin ließ dem Kom mandanten von Port Arthur, General Stößel, die aus drückliche telegraphische Weisung zugehen, Port Arthur müsse unter allen Umstünden gehalten werden. London. „Daily Telegraph" meldet aus Tschifu: Nach russischen Meldungen sind 18 japanische Spione am 13. d. M. in dem Dorfe Hawanglina bei Port 'Arthur gcssangen- penommen worden, wo sie während des Bombardements am 10. d. M. von der javanischen Flotte an Land gebracht wurden. — Die norwegischen Dampfer „Scirstad" und „Argo", die seit Beginn der Feindseligkeiten in Port Arthur zurückgehalten worden sind, sind am 14. d. M. ausgelaufen. Lyndon. Der „Standard" meldet aus Tokio: Für die Kriegsanleihe sind u. a. sehr viele kleine Beträge gezeichnet worden.. Die Zeichnungen von Summen unter 200 ?)en be laufen sich im ganzen aus 50 Millionen ?)en, von denen 33 Mil- Kunst nnd Wissenschaft. ss* Mitteilung aus dem Bureau der Königs. Hof theater. Der morgen Donnerstag im Schauspielhaus«: siattsindenden Erstaufführung des Schauspiels „Es werde Recht" wird der Verfasser, Herr Tr. Walter Moem aus Bar men, beiwohnen. f* Der Dresdner Kunstgcwerbeverein beschloß in seiner gestern abend abgehaltenen Genelalvellammlung einstimmig, im Jatne 1906 in Dresden eine Allgemeine Den ticke Kun st gewerbe-Ausstellung zu veranstalten. s* Klavierabend Teresa Carrcüo. Wie bei ihrem ersten Erscheinen in den deutsche» Konzertsälen, vor einigen zioanzig Jahren, ist Frau Carreno heute noch eine der wenigen Klavier- kttnstlermnen. d.e berechtigt sind, einen eigenen Klavierabend zu geben. Unzählige andere tun zwar dasselbe, man hört sie auch, meist weil man muß, mehr oder weniger unberührt von ihrem Spiele mit an, schr oft mit dem ganzen Aufgebot der Geduld und Nachsicht — sic aber als Meistern; von besoiidcrer Art in ihrer Kunst, fesselt in allen Momenten ihres Vortrags, selbst dann noch, tvenn sie in der ausgesprochenen Rasse ihrer Äünstler- schast mit den Intentionen der Komponisten durchgeht nnd ihr Temperament über den Köpfen der Klassiker zusammen;chlagen läßt. Auch dann bleibt sie noch eine große, selbständige, außer gewöhnliche Künstlerin — eine Persönlichkeit. Gestern, in chrem dritten Abende der laufenden Saison, spielte sie uns Beethoven. Chopin, Schumann und Liszt. Die Beethoven- sche 6-ciur-Sonate lop. 53! in ihrem bellschimmernden Glanze, in ihrer Romantik, in die blitzende, funkelnde, echt Beethovenisch cmfbrc.useude Momente hineinstürmen, diese „musikal sche Feerie", wie man sie um ihres phnntastscben Inhalts genannt hat, ent- spricht schr gut Frau Carreüos Wesen und Eigenart. Sie hat dafür auch die männliche, energische Hand, die mnt a und ent- chlossen zugreist, wo andere sentimental zu säuseln pflegen. Diese este, muskulöse Hand, die energisch, kraft- und machtvoll Beethoven zu spielen fähig ist, paßt dagegen nicht gleich vor- trefflich für Chopin und steht sehr ott in gleichem Wider- spruch »u dem, waS di« «eidengewebe seiner Nocturnes ver- laus««, wie di« rassige, lemveramentvolle Portugiesin sich nicht immer in die sehnsuchtsvoll schwärmerischen, breit ausklagenden Wessen deS voln schen Meisters zurecht findet und auskcnnt. Sic spielt seine Werke — gestern: die Nocturnes Nr. 2 aus c>p 37 und c>p. 48. sowie die O-moli- und Js-ckur-Balladen — brillant, prächtig und glanzvoll, überschäumend und flammend im Aus druck, man möchte sagen, in vortugiesisch-spansscher Beleuchtung, immer noch fesselnd und anziehend, egenartiq in der Ausfassung aber in der Wiedergabe doch so befremdend, so gewaltig donnernd nnd blitzend, daß man Chopin des öfteren kaum wieder erkennt. Bedeutend besser l'egt ihr Schumann. Seine sinfonischen j Etüden, die mit Würde und Hoheit angetan, von Schönheit, Kraft und Glanz erfüllt sind, in denen er der künstlerischen Be sonnenheit die Zügel schießen läßt, mit brillanten, blendenden Mitteln arbeitet, h er ist Frau Carreno ganz in ihrem Element: . sie spielt sie großartig, hinreißend, konknrrenzlos unter den Flügel- Amazonen der Gegenwart. Auch Lisz t hatte Frau Carreno auf dem Programm, ». a. die sechste Ungarische Rhapsodie, und nebenbei, selbstverständlich, eine Anzahl von Zugaben, ohne die sie in keinem ihrer Konzerte entlassen wird. II. 8t. Thicriot^onzcrt. Vorgestern Colbera, gestern Tbicriot und zwar nur Thieriot den ganzen Abend, — vaS ist fast „zn viel für 'nen einzelnen Man»". Man fragt sich vergeblich: warum und wozu denn diese unnütze Musikinacherei? Herr Colbcrg bat wenigstens noch den Schein deS Rechtes für sich: er will eine unausgefübrte Oper, von der die Theater nichts wissen wollen, aus dem »eisten Dunkel seines Schreibtisches an daS belle Tages licht der Oesfentlichkeit bringen. Aber Ferdinand Thieriot hat es doch ganz gewiß nicht mehr nötig, nach dem billigen Lorbeer des „AnfgeführtwerdcnS" zu jagen. Man ist schon seit Jahren ab und zu dem oder jenem seiner Werke begegnet, hat sic böslich begrüßt und mit freundlichen Worten ausgenommen, wie sie es, einzeln in einem größeren Programm placiert, wohl verdienen. Warum also plötzlich diese Massendemonstration für den Hamburger Komponisten, die Herr Direktor Paul Lehmann-Osten im großen Saal« deS Vereinshauscs arrangiert hatte?! Mit einer Vortrags- ordnuna, die ausschließlich Werke ThieriotS enthält, tut man niemandem einen Gefallen, am allerwenigsten dem Autor selbst. Denn wie nur allererste Meister der Malerei Kollektiv-Aus stellungen ihrer Bilder vertragen, jo geht es auch mit den Kom- lionen zu einem höheren Kurse angcboten sind, als der Emissions kurs beträgt. Die Negierung wird vom Parlament wahrscheinlich noch die Ermächtigung zur Ausnahme einer anderen imicreu. in zehn Jahren rückzahlbaren Anleihe in Höhe von 150 Millionen Acn verlangen. — Ter b sherige Verlauf des Krieges hat ge zeigt, daß d'.e japanische Verwaltung auf der Insel Jormo;a festen Fuß gefaßt hat. Dort herrscht vollständige Ruhe. Tie Eu- geborcucn steuern zur Kriegsanleihe bei und feiern die Ersoiae der Japaner. Berlin. lPriv.-Tel.l Die Budgetkommission des Reichstages genehmigte die geforderten 300000 Mk. für eine Telegraoyenlinie Dabora—St. Michael-Muanza, sowie die For derung für den Bau einer Eisenbahn von Lohme nach Klein- Popo. Bezüglich des Etats für Südwestafrika soll mit Rück sicht auf die neuen Nachtrags- und Ergänzungs-Etats für die Nachexpedition gegen die Herero dessen Znrückvcrweisung an die Budgetkmmmssion im Plenum beantragt werden. Die Kommission ging dann zur Beratung der Reichsfinanzreform über.. Abg. Müller-Fnlda beantragte hierzu die Beantwortung einer langen Rehe Fragen: Welche Erhöhung der Ausgaben bei den verschiedenen Ressorts und welche Erhöhung bezw Verminderung der verschiedenen Neichseinnahmen zu erwarten seien, an welche Steuern,bezw. Steuer-Erhöhungen gedacht werde? usw. Staats- Stengel erwiderte, daß diese Wünsche nach 'eien, daß er sie wohl kaum erfüllen .. es voraussehen, was die Zukunft bringen werde. Er werde indes alles run, das Material nach Möglichkeit zusammenzustellen und es der Kommission noch Ostern übergeben Weiterberatung morgen. — In der Wahlprüf unasrom- mission des Reichstags wurve heute über die Wahl des Abg. Fürsten Bismarck Magdeburg-Jcrichowj weiterverhandelt. Zu längeren Erörterungen führte die Frage, ob die in verschiedenen Orten erfolgte Hinouswcisung sozialdemokratischer Vertrauens männer aus den Wahllokalen, angeblich infolge einer Anweisung des Kreissekretärs, als eine unzulässige Beschränkung der Oeffeut- lichke't anzusehen sei. Die Mehrheit der Kommission beschloß gegen fünf Stimmen, die Protestbehauptungen für unerheblich zu er- klären. Die Wahl wurde für gültig erklärt. Berlin. Eine größere Anzahl russischer Staats angehöriger, insbesondere Studenten, wurde aus dem preu ßischen Staatsgebiete aus ge wiesen, die äls Einberufer, Leiter und Redner sich an einer Versammlung am 5. März beteiligten, in der eine Protestresolution gegen das Verfahren der StaotS- regierung bei Ausweisungen von Ausländern und wegen der Ausführungen des Reichskanzlers hierüber im Reichstage an- genv.nmen wurde. Ten Betroffenen ist aufgegeben, das Staats- aebict binnen acht Tagen zn verlassen, widrigenfalls sie an die Grenze gebracht werden. Es handelt sich dabei nicht um die russische Grenze. Berlin. Die Krisis im Verein Berliner Künstler hat sich gestern gelöst. Baurat Kayscr ist zum 1. Vorsitzenden wiedergewählt worden; 2. Vorsitzender ist der Maler Otto Engel. Chemnitz. Wie der „Allgem. Ztg." ans Mittweida gemeldet wird, erschlug heute früh ein Geisteskranker den Verwalter des dortigen Krankenhauses Arnold mit einem Beil, das er sich in einem unbewachten Augenblick aus dem Schuppen geholt batte. Ter Kranke hat die Tat in einem plötzliche» Tob- suchlscmsall vollführt. Frankfurt a. M. Die „Franks. Ztg." meldet aus New- York: Carnegie hat für die Errichtung eines College für Ingen eure, Techniker und Elektriker Millionen Dollars gestiftet. Bremen. Zu der M ttcilung verschiedener Blätter, daß der Beamte Prütz der Berliner Suodirektion der Bremer Lcveus- versicherungsbank zu Bremen nach Unterschlagung von 30 000 Mk. in dem Augenbl-cke, da er verhaftet wurde, sich er schossen habe, teilt die Bank selbst mit, daß die Unterschlagung bereits mehrere Monate zurücklieat und der defraudiertc Betrag sofort seitens der verantwortlichen Generalrepräsentanz voll er setzt wurde, sodaß die Bank keinen Schaden erlitt. Prütz wurde schon damals sofort aus seiner Stellung entlassen. Die General revräsentauz erstattete mit Rücksicht auf die Familie keine An zeige. D'e ietz'ge Verhaftung muß auf eine andere Ursache znrück- gesührt werden. ponistcn. Nur von den Größten kann man sich geschlossene Aufgebote ihrer Werke gefallen lassen, ohne zu ermüden. Eines der Chor werke mit dem oder jenem Orchesterstück Thieriots hätte man gewiß mit Vergnügen gehört: aber eine ganze Sinfonie, ein großes Konzert für zwei Klaviere und Orchester, zwei Chorwerke und eine Ouvertüre rasch hintereinander absolviert, — sic rücken »ui: gar zu leicht die Schwächen Thieriots als Komponist in Helles Licht, denen gegenüber die Vorzüge weniger stark ins Gewicht fallen. Eine beträchtliche Begabung für gefällige Melodie und ein Geschick flüssig orchestral zu schreiben, sind Thie,iok ohne Flage r>ge» - im einzelne» fehlt es auch seinen Ar beste» nicht an nette» Einsglien und hübschen Wendungen: aber dem Ganzen geht der giaße Zug, die starke Originalität ab. Seine Musik ist nie ganz schlecht, ober auch nie ganz gut: vor allem mgt sie nbiolut nichts Neues, was unbedingt gesagt werden müßte. Es fehlt nll-m niusikal'icken Emnnatione» TbiertotS das abwlut Zwingende, vor dem man sich willig beugt, wenn nuch dieses oder jenes teckuisck nicht korrekt ist. Eine übergroße Glätte »nd Gefälligkeit läßt die meisten Werke des Hamburger Komponisten dabei iiiilcrcinaudcr sehr ähnlick erscheinen. >o daß man nicht weiß, wo man einbake» sott, um sic kurz z» ckarakterisieren. Relativ den beite» Eindruck hiiiterließen gestern Abend die phantastische Ouver türe „Dionysia", von der Gewerbcbauskapelle übrigens ganz exzellent geiotelk. und das Chorwerk .Am Trauniee" wo. IS), um dessen Gelingen sich Herr Hofovernsäriger Emil PiehIer neben dem Lehmann-Osten Chor hervorrngende Verdienste erwarb, während i» der Sinionic sin 0) die meiste musikalische Arbeit nnd da? stärkste Können steckt. Weniger glücklich erschiene» uns das Jdull siir Fraiirnchor, Baritvnsvlo und Orchester, „Ab schied vom Meer" (nach Lamartine), trotz der hübschen, barca wlenartigen Melodie zn Beginn. nnd das Konzert in t' für zwei Klav'ere und Orchester, dem es vor allem an einer ausgeprägten Physiognomie fehlt. Frau Else Skenc-Gipser und Herr Paul Lehmann-Osten mühten sich an zwei großen Blüthner-Flügcln ehrlich um den Erfolg, ohne freilich pianistlsch Sonderliches zu leisten. Namentlich hätte in rhythmischer Hinsicht manches besser sein können; am Anfang des zweiten Satzes war man sogar einmal bös auseinander, obwohl absolut keine Taktschwierigkerten Vorlagen, lieber die Aufnahme der einzelnen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite