Suche löschen...
Dresdner Journal : 11.01.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186601111
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-01
- Tag1866-01-11
- Monat1866-01
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 11.01.1866
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Fb«»»e»e«1»»rrlsr: iLkrlled: - "pdlr. — ia > In> -a«Uc»L« Z4 M rl : 1 „ lb „ „ „ l tritt 8»itt ult<l NuURtlick i» Vr—U«»: 1k Kxr. l Ntswp«! kiurielu« 8uiulit«rv: 1 vlxr. t»iu»n. Inseratrnpretse: <I«Q ki»iun vill«r »«,p»Iten«ri L«i1«: 1 kt^r. ttuvor „ Liax«»»i»at " <U« L«U«: S ttxr. Lrschrttmi: l^^lick, wit Xu«ll»dm« <i«r 8onn- nnä k'sisrt»^«, Xb«l»<1» für ä«o s»Ix«u<I»Q 1'»x DreMerMumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. rnserntrnmnuchinr «swilrls: k-, <ü»iiunI»ii,Qilr 6«» vr«iäli«r ^»urn»!,; «d«nä«» : S Luae.«», L S»wdlliA-^It«»»! Sn«»»»^«ul t U«rU»: 6»<-»lvi',cck« Luod- d»oäl., 8«r»»»r«»'» Sur«»»; Snnu«»: L. 8cal.o^»; >r»«I»u: L,ovx 8r»»a««i: kritktNrt «. N.: 1^»a««'»odo öuokk i ISW: Xovl.« Sico«»«»: k«rt«: v I-ÜW»»»»!.« (LS, Nl,ä«»boll,«»f»n»)! kiNL: i'».L»»l.ion'«Üu<:bI>.; VI«»: Loioptvir 8. 8. V>eu«r Leitao^, 8t»k»o»pl. 887. H«rau«VSer: Lünl^I Liv«ä1Uol> ck«» vr»»än«r 1)r»«ä<>ll, klidririrttr»»«« Ko. 7. V« Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitnngtjchau. (Augsburger Allgemeine Zeitung. — Constitutivnnel.) T»gr«geschich1e. Schleswig-Holstein. TellMnpljjscht Unchrichtcn. München, Dienstag, 9. Januar, Abend» 'LIO Uhr. (Directe Meldung.) Ihre königliche Hoheit dir Frau Herzogin Sophie hat dru heutige» Tag gut verbracht. Dir AthmungSbeschwerden haben sich vermindert, die Kräfte sich etwa» gehoben. München, Mittwoch, IN. Januar, Bormitlag» AIN Uhr. (Direkte Meldung.) Die Brustbeschwerden haben fich verringert, dagegen find Berdau«ng»sto- rungrn eingrtrrtrn und daher der Kräftezustand, so wie da» allgemeine Befinden der Frau Herzogin Sophie weniger günstig. I*r. Walther. München, Mittwoch, IN. Januar, Bormittag» A12 Uhr. (Direkte Meldung.) Da» Befindrn der Frau Herzogin Siphie war in verwichener Nacht we niger befriedigend, und zwar infolge von Berdauungs- storungen. Dieselben haben fich bi» jetzt im Laufe de« Tage« nicht wiederholt. Perpignan, Dienstag, v. Januar. Au» Bar celona vom 7. d. M. Abend» wird gemeldet, daß daselbst zahlreiche Zusammenrottungen stattgefunden haben, aber durch da, Militär zerstreut worden sind. Die Bevölkeming «ar unruhig. London, Mittwoch, 10. Januar. Die heutige „London-Gazette" veröffentlicht den Wortlaut de» am 16. Decrmber vorigen Jahre« zwischen Oesterreich und Großbritannien abgeschlossenen Handelsvertrag». Neue Momente in demselben sind, daß von dem Grundprincipe, wonach die Untcrthanen beider Regie: rungen alle Vortheile der meistbegünstigten Nationen genießen, ausgeschlossen sind: die lediglich zur Erleich terung des Grenzverkehrs bestehenden Bestimmungen, die den Unterthanen der brutscken Bundesstaaten ein- geräumten Vortheile und die althergebrachten Begün stigungen, welche den türkischen Unterthanen als sol chen für den türkischen Handel in Oesterreich zukom men. Zugcstandene Begünstigungen bei Handelsverträ gen, welche einer der conlrahirenden Theile mit einer dritten Macht abschließt, kommen dem andern Theile zu Gute. Die Contrahentcn genießen gleiche Rechte betreffs der Verladung, der Einlagerung, des Marken- und des Musterschutzes. Das Schlußprotokoll bestimmt, daß die Zoübasis die vorjährigen Durchschnittspreise sind und daß die Bewerthung nach dem 1. Januar 1868 re- vidirbar ist, Die englische Regierung empfiehlt dem Parlamente die Herabsetzung de« Zolle» sür Bauholz und einen gleichen EingangSzoll sür Wein in Flaschen und im Fasse. Dir österreichische Regierung rrdurirt vom 1. Juli d. I. ab den Ausfuhrzoll von Hadern auf 2 Gulden pro Centner und den Einfuhrzoll von He ringen vom l. Februar d. I. ab auf 50 Kreuzer. Au» New-Port sind (per „Damaskus") Nach richten vom 30. Deermber Nachmittag» eingetrofsrn. Der Wrchselrour« stand 158A; Goldagio 45; Bond« 105A; Baumwolle 52. Dresden, 10. Januar. Das bestehende gute Verhältniß zwischen Oester reich und Frankreich ist den preußischen ofsiciöscn Blättern offenbar ein Gegenstand großer Beunruhigung. Sie wissen noch immer nicht den rechten Ton diesem Ereignisse gegenüber zu finden. Nachdem sie im An- >»" ».» ' »» ' >, > , FeniUeton. Dresden, 10. Januar. Im gestrigen vierten Abon- ncmcntsconcert der königl. musik. Kapelle unter Di rektion des Herrn Kapellmeisters Krebs wurde ein nach gelassenes Werk von Norbert Burgmüller hier zu Gehör gebracht. Wenige Eompositionen erst waren in den dreißiger Jahren von N. Burgmüllcr erschienen und hatten kaum die Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt, als er, erst 26 Jahre alt, (1836) starb. Erst jetzt nach etwas langer Frist ist ein Theil seiner nachgelassenen Werke rdirt. Sic bezeugen ein ungewöhnliches begabtes Talent voll Geist und Gcmüth, in edler Richtung und ernstem Streben, durch tüchtige Studien früh künstle risch gebildet. Die in ihnen vorwaltende Stimmung deutet nicht auf eine heitere, von den Verhältnissen vor sorglich begünstigte Lebensbahn. Wir Haden auch die Einflüsse der Meister zu berücksichtigen — (Spohr, We ber) — unter denen Burgmüller damals producirte. Jedenfalls hatte er in seiner kurzen Thätigkeit noch nicht die Fähigkeit erlangt, in richtiger Erkenntniß des Maßes seines Talents dieses durch volle. Beherrschung der Technik und des gedanklichen Ausdrucks selbststän dig zu entwickeln und zu steigern. Die Symphonie charakterisier das Schaffen des Componisten. Nicht reich an Erfindung, Originalität und hohem Aufschwung der Ideen, aber mit Wahrheit und subjektivem Drange nach innerer Vertiefung und geistigem Gehalt strebend, ver liert er sich in Durcharbeitungen, die weder durch die Bedeutung der Motiv«, noch des ganzen Gedankengan- geS inhaltreich und interessant genug bleiben. Die Symphonie erscheint länger, als sie in der Zeitdauer wirklich ist. Es fehlt Klarheit der Zeichnung, Reichthum und Mannichsaltigkeit der Ideen und Plastik der Ge staltung. Durch dir einer düstern Stimmung rntspre- fange ziemlich spöttisch darüber gesprochen, versicherten sie später, als die Sache sich nicht mehr verkennen ließ, es sei nur ein Wunsch Preußens mit der Besserung der Beziehungen zwischen Wien und Pari- erfüllt, und beschuldigen jetzt wieder Oesterreich, es wolle das Aus land in die deutschen Angelegenheiten, worunter vor Allem Schleswig-Holstein gemeint ist, hineinziehen. Ein augenscheinlich, nicht ohne tieferes Verständniß derDinge verfaßter Artikel der „Allgemeinen Zeitung" „von der Donau" erörtert nun das Verhältniß Oesterreichs zu Frankreich unter folgenden Gesichtspunkten: „In erster Linie ist jedem denkenden Politiker klar, daß die donnv enteot« zwischen Frankreich und Oesterreich — auch im Geiste und im Bewußtsein der erstgenannten Macht — die volle Integrität und Unabhängigkeit des gesammten Deutschlands so unzweifelhaft voraussetzt, daß es unnöthig wäre, darüber auch nur eine Zeile zu schreiben. Als die letzte Badereise des kgl. preußi- scben Premierministers das vielverarbeitete Thema zahl loser Gerüchte, „wohlunterrichteter" Eorrespondenzen, triumphirender wie anschuldigender Zeitungsartikel war, da wurde — höchst unbegründet, wie wir in bester Treue ansügen müssen — doch mehrfach in der öffent lichen Meinung die Besorgniß rege: es könnten deutsche Interessen für particularistisch preußische umgetauscht werden wollen. Gegen ein gutes Einvernehmen Oester reichs mit Frankreich wird gewiß nirgends auch nur entfernt ein ähnlicher Verdacht Wurzel fassen; nicht unsrer großen Tugend wegen, sondern weil Oesterreichs höchste Interessen dem widerstreben. Ist nun für Oester reichs innere politische Entwickelung wie für die Na tionalwohlfahrt des Kaiserreichs die Erhaltung des all gemeinen Friedens eben jetzt von höchster und entschei dender Wichtigkeit, so liegen für das Wiener Eabinet augenfällig schon deshalb entscheidende Motive vor, mit Frankreich nicht nur auf gutem Fuße zu stehen, son dern auch im möglichsten Einvernehmen mit dieser Macht die noch schwebenden, die europäische Ruhe gefährden den Angelegenheiten zu lösen, oder mindestens dem pro- vocirenden Theile ein gemeinsames ne p!u« »Urs an zudeuten." Auf Italien übergehend,' führt der Artikel zunächst die thatsächlich bestehenden Dinge als Aus gangspunkt an und fährt dann fort: „Nunmehr ist zwischen beiden Mächten in Italien kein Objekt des Kampfes mehr vorhanden; gleichviel ob der letzte Krieg, ob die spätern gewaltsamen Annexionen PiemontF sie weggeschwemmt haben; es steht Frankreich wie.Oestert. reich eine neue Macht selbstständig gegenüber: Italien. Nimmt man die Thatsache, wie sie liegt, so erhellt da raus, daß Frankreich und Oesterreich nunmehr allen Grund haben, nicht nur die alten, auf verschwundenen Elementen beruhenden Nebenbuhlerschaften und Kämpfe auf der apenninischen Halbinsel als lediglich der Ge schichte angehörig zu betrachten, sondern daß auch im Wesentlichen gemeinsame religiöse wie politische Inter essen der höchsten Bedeutung sie anweisen, im besten Einvernehmen und durch das moralische Gewicht ihrer «ntenie, dahin zu wirken, daß ein Ucbergreifen der Machthaber Neu-Italiens auf Rom nach Abzug der französischen Besatzung selbst den tollsten unter den Jtalianissimi als ein unmögliches Wagstück erscheine." Der Artikel berührt schließlich noch zwei andere Fra gen, welche in der Entente Oesterreichs mit Frankreich eine friedliche Entwickelung finden würden: „Doch nicht in Italien allein stimmt derzeit das französische und das österreichische Interesse überein. In den Donau- fürstenthümcrn herrscht eine so tief greifende Unzufrie denheit mit den bestehenden Zuständen, daß man auf ein vielleicht über Nackt eintretendrs Ereigniß gefaßt sein muß. Auch auf andern Punkten kann die orien talische Frage plötzlich wieder in ihrer ganzen Bedeut samkeit sich darstellen. Frankreich wird nickt gleichgil- tig dabei sein; im Einverständniß mit Oesterreich, darf es gewiß sein, seinem berechtigten Einflüsse Nachdruck gegeben zu sehen. Sicherlich wird dem Kaiserhofc zu Wien niemals der Gedanke aufsteigen, auswärtige Macht verbindung zur Schlichtung irgend einer deutschen An gelegenheit zu benutzen. Seine höchsten Interessen ge- -- —.... i. -«i71 s 1/ chendc Vorliebe für eine tiefe Harmonielage — viel leicht von Spohr angeregt — wird das Tonrolorit monoton; dir Jnstrumentaiion ist trüb und vcrschwim inend, man vermißt außer einer individuellen hervor tretenden Sprache der Instrumente, Licht und Glanz des Klanges. Der sckwächste Satz der Symphonie ist das Finale. Trotzdem ist das Werk musikalisch schätzbar und würde zur Zeit, als es geschrieben war, aufge führt, große Erwartungen erregt haben. Es zeigt ein Talent, das zwar über seine Kraft hinaus ringt, aber durch das Erreichte, durch seinen künstlerischen Geist und den poetischen Impuls seiner Production unsre Achtung und Sympathie gewinnt. Außer Burgmüller'S Symphonie kanten Ouvertüren von Weber („Beherrscher der Geister"), von Mozart („Aauberflkte") und Beethoven's Symphonie Rr. 8, b äue, zum Vorträge. Sämmtliche Ausführungen der Kapelle zeichneten sich durch gewohnte treffliche Präcision, sorgfältige Gestaltung und Wärm« des Vortrags aus. C. Danck. -s- Dresden. Die Naturwissenschaften sind eine Macht geworden; sie erfreuen sich der begeistertsten Pflege. Man ist von der Höhe selbstgefälliger, sich und Wenigen zugänglicher und genügender Forschung herabgestiegen in das große Publicum, in dem richtigen Bewußtsein, daß das Ziel der Wissenschaft dir Verallgemeinerung des Wissen- sei und die Gabe des Erkennens, Allen gleich vertheilt, nur der Pflege bedürfen, um in glei cher Weise Allen ergiebig und nutzbar zu werden. Ucberall, wo ein Jünger der Naturwissenschaft seine Lehrkanzel aufschlägt, findet er dankbare Zuhörer. Herr William Finn auS London, besten in frühern Jah ren gehaltene, von brillanten Erperimenten begleitete hen vielmehr dahin, solche von jeder Einmischung des Auslandes fern zu halten. Daß das selbstverständlich durch die bu«n« <mt«ntv Oesterreichs mit Frankreich auch in Betreff der endlichen Lösung der schlrswig-holstrin- schen Sache erzielt wird, vereinfacht die letztere unge mein, da durch dir blose Thatsache der nunmehrigen europäischen Oruppirung auch innerhalb des Deutschen Bundes die Machtverhältnisse der Staaten mit den Recht-anfchauungen der Nation in bessrrm Einklang stehen. Die „Logik der Thatsachen" wird auch hierbei — hoffentlich — sich geltend machen, wie ja unter Bruderstaaten von einem andern als einem friedlichen Austrage niemals die Rede sein kann." Der Artikel schließt mit dem Ausrufe: „So wird sich Herausstellen, daß das glücklich hergestellte gute und herzliche Ein vernehmen Frankreichs mit Oesterreich in Wahrheit die Bethätigung deS Satzes ist: ,,l.'«mpir« v'e»« I» p-ir." Bezüglich des Verhältnisses Frankreichs zu Mexico waren in den letzten Wochen viele Gerüchte durch die Zeitungen gegangen, inhalts deren die französische Re gierung beabsichtigen sollte, sofort oder in einem zu stipulirenden Zeiträume ihre Truppen aus Mexico zu rückzuziehen, andererseits ernstliche Verwickelungen wegen Fortdauer der französischen Intervention in Mexico mit den Vereinigten Staaten vor der Thür ständen, auch der Kaiser von Mexico selbst die Rückberufung der fran zösischen Truppen beantragt haben sollte, da er sich stark genug fühle, die Dinge in Merico aufrecht zu erhalten. Unter diesen Umständen ist ein längerer Artikel des officiösen „Constitutivnnel" von besonderm Inter esse, der fich über diese Angelegenheit folgendermaßen ausläßt: „Die Beziehungen Frankreichs mit Amerika — sagt Limayrac — sind trotz gewisser Vorhersagungen infolge des Krieges zwischen den Nordstaaten und denen des Südens nicht gestört worden, und Alles läßt vor- auSsehrn, daß sie es auch nicht werden. Warum sollte auch in der That ein Zwist von jener Seite her zu fürchten sein? Die rechtmäßigsten Motive, die gebiete rischste Nvthwendigkeit, der Schutz unsrer Staatsange hörigen, der Bruch des geschwornen Wortes, die Ver letzung unsrer Würde allein haben uns nach Mexico geführt. Darin haben wir nur gethan, was unsre Pflicht in der alten wie in der neuen Welt ist und Tas, was die Vereinigten Staaten unter ähnlichen Umstän den selber gethan haben würden. Haben wir jemals die Absicht gehabt, uns Mexicos zu bemächtigen und dneftlW auf unbestimmte Zeit unsre Oerupation zu ver längern? Nein; dir kaiserliche Regierung war in ihren Erklärungen nie schwankend; in Merico wie überall hat fie stets das Princip der Nationalsouveränetät geachtet, und sie wird dasselbe nach wie vor respectiren. Indem wft? unsre Ehre und unsre Interessen vertheidigten, haben wir zugleich dem mericanischen Volke und der Welt einen ungeheuer» Dienst erwiesen; wir haben dazu beigetragen, die Nation sich selbst zurückzugeben, sic von den Parteien zu befreien, die fich um die Macht stritten, von den kurzlebigen Dictaturen, die sich derselben auf dem Wege der Gewalt bemächtigten, eine Regierung zu gründen, wie fie den Ueberlieferungen, dem Geiste und den Wünschen des Volkes entspricht, eine Regierung, die im Stande ist, ihre Verpflichtungen gegen die Mächte zu halten und dieselben auf allen Punkten ihres Ge biets zur Ausführung zu bringen. Dürfte eS den Ver einigten Staaten anstehen, sich über ein solches Ergeb- niß zu beklagen? Gewiß nicht; denn ihre Präsidenten, ihre politischen Redner hatten mehr als einmal den Zustand der Anarchie bedauert, der in Merico herrschte, mehr als eine Präfidentenbotschaft hatte die ernsten Un zulänglichkeiten dieser Lage beleuchtet, die den Handels beziehungen jede Sicherheit entzog und die fremden An sässigen ZwangSabgaben, Willkürmaßregeln und Be schimpfungen aller Art preisgab. Die Präsidenten Lin coln und Buchanan hatten auf der Nvthwendigkeit be standen, solchen Zuständen ein Ziel zu setzen, unter denen die Union als nächste Nachbarin am ersten zu leiden hatte. Nun, dieser so wünschenswerthe Wechsel in der innrrn Lage MericoS, die Einführung der Ordnung an die Stelle der Unordnung, einer festen und geordneten Vorträge über Physik noch im besten Andenken stehen, hat gegenwärtig wiederum Hierselbst im Saale des „Hotel de Pologne" einen Cyklus solcher Vorträge eröffnet. Am Dienstag den 9. Januar fand der erste seiner Vor träge statt, zu welchem sich ein zahlreiches Publicum cingefunden hatte, das mit gespannter Aufmerksamkeit den zweckmäßig gewählten Erperimenten folgte, durch welche die verschiedenen Wirkungen der Naturkräfte un mittelbar vorgeführt wurden. Besonders fesselten dir Versuche mit zwei Ruhmkorff'schen Maschinen, einigen dreißig der schönsten Geißler'schen Röhren (Farbrnspiel im luftleeren Raum), Gassiot-Stern rc. Die Experi mente werden von trefflichen Apparaten unterstützt, welche selbst für den Fachmann von Interesse sein dürften. Die Erläuterungen drsHerrn Finn sind zweckentsprechend, einfach und klar, und in Verbindung mit den gelun genen Experimenten gewähren sie einen sehr instruc- tiven Blick in glänzende, noch vor wenig Jahren kaum geahnte Phänomene verschiedener Naturkräfte. Am 11.' Januar findet der zweite, am 12. Januar der dritte Vortrag im ersten Cyklus statt. Lilerntur. Die Bibliothek ausländischer Classiker im Verlag des bibliographischen Instituts (Hildburghausen) wird mit große? Thätigkeit fortgesetzt und istjbercitS bis zum 23. Bande erschienen. Da diese Sammlung die anerkannten Hauptwerke der englischen und amerikanischen, der französischen, italieniscken, spa nischen und portugiesischen, der skandinavischen, der sla wischen Lftcrattüpn, auch die vorzüglichsten Dichtungen de» klassischen AlterthumS und orientalische Poesie ent halten soll, so hat die Verlagshandlung damit ein sehr weitreichendes und dehnbares Unternehmen begonnen, das fich leicht auf 400 bis 500 Bändchen bringen läßt und die Theilnahme mancher Mitlebrndrr im Publicum über Regierung an die Stelle unaufhörlicher Kämpfe zwischen den Parteiführern, mit einem Worte, die Einführung Dessen, waS die Vereinigten Staaten durch ihre Staats männer, sowie durch ihre Geschäftsleute und ihre in Merico angesessenen Staatsangehörigen so laut ver langten: Alles dies hat Frankreich durch die Abstellung seiner eigenen Beschwerden, ohne das öffentliche Recht zu verletzen, dem mericanischen Volke die Hand geboten, zu verwirklichen. Die Vereinigten Staaten können sich also nicht beklagen über die Umwandlung, die in Mexico infolge unsrer Erpedition zu Stande gebracht worden ist. Natürlich kann die französische Intervention in Merico den politischen Deklamationen in den Volksver sammlungen und den Uebertreibungrn der Presse als Thema dienen, die in Amerika mehr als anderswo die Gemüther aufzuregen und Sensationen zu erzeugen sucht. Aber wir sind überzeugt, daß die Bundesregierung nicht auf Grund solcher Kundgebungen ihre Haltung Frank reich gegenüber zu regeln willens ist. Die Männer, die die Verantwortlichkeit der Macht haben, betrachten die Dinge stets von einem höhern Standpunkte. Die jenigen, die in den Vereinigten Staaten die Mission haben, die große Republik nach den erlebten schrecklichen Erschütterungen zu regieren, begreifen sicherlich, daß der Friede die erste Wohlthat ist, die sie ihr sichern müssen. Zwei Hauptfragen herrschen übrigens in Washington vor und werden sich noch lange der Aufmerksamkeit der Regierenden aufdrängen: die Frage der Finanzen und die der Neger. Diese Probleme werden die Vereinigten Staaten zu lösen haben, indem sie sich in sich sammeln, die falsch ausgelegte Monroedoctrin aber den UebunHen des Wortes und der Feder überlassen. In einer nicht allzufernen Zukunft wird die ungeheure Mehrheit der amerikanischen Nation mit den sie regierenden Männern einmüthig den Dienst anerkennen, den die französischen Waffen nicht allein Merico, sondern auch den Vereinig ten Staaten selbst leisteten, die nach dem Kriege ein benachbartes Land im Besitze einer wirklichen Regierung wiederfanden, wo sie vor Kurzem ein desorganisirtes Land und eine anarchische Staatsgewalt erblickten, außer Stande, den Personen und dem Handel den geringsten Schutz zu sichern. Dann wird man in den Vereinigten Staaten von der französischen Intervention nur noch sprechen, um die Wiedergeburt Mexicos zu begrüßen." Tagesgeschichte. * Wien, 9. Januar. Die heutige „Wiener Ztg." publicirt in ihrem amtlichen Theile den deutschen und englischen Tert des am 16. December v. I. abgeschlos senen Handelsvertrags zwischen Oesterreich und Großbritannien nebst Schlußprotokoll. — Die Erzherzogin Elisabeth Clementine Clotilde Marie Amalie, Tochter des Erzherzogs Joseph und der Erzherzogin Clotilde, gebornen Prinzessin von Sachsen-Koburg-Gotha, ist in Linz in der Nacht vom 6. aus den 7. d. M. von der häutigen Bräune befallen worden und Morgens gegen 5 Uhr dieser Krankheit erlegen. Die Verstorbene war am 18. März 1865 ge boren und hat somit das Alter von 9 Monaten und 16 Tagen erreicht. — Dem Kronprinzen Rudolph hat der Kaiser Napoleon, wie man der Augsburger „A. A." aus Wien schreibt, das Großkreuz der Ehren legion, die Königin Victoria den Hosenbandorden als Neujahrsgeschenk verliehen. — In der gestrigen Sitzung des nieder-österreichischen Landtags berichtet Berger über den Antrag, betref fend die Vornahme der Reichsrathswahl. Der Statt halter beruft sich auf 8 7 des Reichsvertretungsgrund gesetzes und bestreitet die Opportunität des Antrags. Gras Sprinzenstein spricht gegen die Wahl. Die Op position wolle die Wahl, nicht obgleich, sondern weil der Candidat die Functionen nicht ausüben werde. Er bedauere, daß ein Mitglied dieser Seite des Hauses dazu benutzt werde, um der Opposition einen factischen Ausdruck zu geben, die Opposition gleichsam zu per- sonificiren, eine Opposition zu schaffen, die man zum ewigen Andenken in den Straßen Wiens zeigen könne dauern wird. Einen außerordentlichen Vorzug für das Publicum und für den Zweck der allgemeiner» Verbrei tung und Kenntniß dieser Werke ergiebt jedoch die Art ihrer Herausgabe. Das Abonnement erstreckt sich immer aus 50 Lieferungen; jede Lieferung behält auch im Ein zelnverkauf den billigen Preis von 6 bis 9 Ngr. für 8 bis 12 Bogen; jedes Werk wird ohne Unterbrechung in der Folge vollständig gegeben; die Ausstattung ist in Papier und Druck höchst elegant; die Uebersctzungcn sind vorzugsweise tüchtigen und befähigten Kräften anvcrtraut, so daß zu flüchtig und leicht gefertigte oder völlig miß lungene Uebersctzungsarbeiten nicht zu erwarten sind, und die bisherigen Übertragungen bei einemTheil derWerke übertroffen werden. Bei manchen andern freilich ist die Vorzüglichkeit und Meisterschaft schon vorhandener Ver deutschungcn nicht wieder zu erreichen. Die neu erschienenen Lieferungen enthalten Folgendes. Lieferung 11 Dichtungen von Byron (Belagerung von Korinth, der Gefangene von Chillon, die Insel) von Wilhelm Schäffer sehr klar und charakteristisch im Ausdruck uni, mit Beherrschung der Form verdeutscht. Lief. 12 u. 13 die in Deutschland noch zu wenig be kannten frischen lebenswahren Bauernnovellcn (übersetzt von E. Lobedanz) de- originellen norwegischen Dichters BjörnstjerneBjörnson, dem jetzt der Storthing in jener gerechten nationalen Anerkennung heimischen Ta lents, die in andern Ländern nicht üblich ist, ein jähr liches Dichtergehalt von tausend Thalern ausgesetzt hat. Lief. 14 bi- 16 MoliSre's Charaktercomödien, deutsch von A. Laun (Misanthrop, Tartüffe, die gelehrten Frauen). Wenn man von Graf Baudisfin's neu erschienener mei sterhaft ausgearbeiteter Uedersetzung Moiitre'S (in Jam den) absieht, so wird Laun's Uebertragung als die beste vorhandene gelten können. Laun hat sich mit Wider streben, aber mit Ueberzrugung für Beibehaltung de-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite