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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050906024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905090602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905090602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-09
- Tag1905-09-06
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Abend-Ausgabe. Bezugs-Pre!S > Jahrgang Nr. 454 Mittwoch 6. September 1905. 172» ag- im» äL8 §«v, umi vr- 6vs äv8 /or- kvx u», v äen »e«s aEed pstt« »»i Udr, mittest :« äee s nur vio A. «2» Anzeigen und Extrabeilagen nur io der Morgeu-AuSgabe Schluß der Annahme nachmittag- 4 Uhr. Var Wichtigste vsm läge. * Im Lippeschen Diesseitsprozeß ist die Be rufung Sverb an dlung vor der Deimolver Strafkammer auf den 14. Oktober festgesetzt worden. Auzeigea-A „nähme: AuguftuSplatz 8, Ecke Johanni-gafl«. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Filial-Expedition: Berlin, Lützowstr. 10. - - Dresden, Marienstr. 34. Druck and Verlag von E Pelz tu Leipzig (Inh. l)r. V, R. L W. KltukhardtX Herausgeber: vr. Viktor Kltnkhardt. Anzeigen-Preis di« Sgeipalteue PetitzeUe L5 Pf. FamUten-> WohnunaS- uod Stellen- Anzeigen LO Pf. Finanzielle Anzeigen. GefchäftSauzeigeu unter Text oder au besonderer Stelle nach Taris. Für da- Erscheinen au bestimmten Tagen u. Plätzen wird kein« Garant» übernommen. in der Hanptexpedition oder deren AoSgabs- stellen abgeholt: vierteljährlich 8.—, bet täglich zweimaliger Zustellung in- Hau vierteljährlich 8.75. Durch »ufere aus wärtigen Au-ga bestellen und durch die Post bezogen für Deutschland uud Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitung-prei-liste. Redaktion und Expedition» JohanniSgaffe 8. Fernspr. M. 183. Nr. 222. Nr. 1173. Berliner Redaktion- - Bureau: Berlin UVV 7, Dorotheenstraßr 88. Tel. I. Nr. 9278. Dresdner Redaktion--Burea«: DreSden»A., KSnneritzstr. 28, Tel. 1, Nr. 4583. die Zu- und Japans" schon in Deutschland erregt mit ihrer scharfen Warnung an einer neuen russnchen Anleihe Kapitalisten, so ist dies naturgemäß noch gestrige»tcrcm Maße der Fall ! Finauzlreiie beabsichtigen daher, die einer „objektiven und erschöpfenden" Be leuchtung zu unterziehen. Daß diese zu genau entgegengesetzten Urteilen kommen wirk, nur d»e Martiniche Schuft, ist leicht vorauszusehen. Sie dürjlc wohl überall grün und blau pinseln, wo Martin grau und schwarz gemalt hat. Aber ihr Material wird dadurch nicht an Wert verlieren. Es wird dem deutschen Leser die Möglichkeit geben, beide Standpunkte mit einander sorgsam zu vergleichen, um sich dann ein Urteil über beide Parteien zu bilden. Inzwischen ist RegierungSrat Marlin in eine für seine Beamtenstellung mißliche Lage gekommen. Wie wir schon meldeten, haben die osfiziösen und offiziellen Stimmen keinen Zweifel darüber gelassen, daß die Regierung höchst unzufrieden ist über die Ratschläge, die hier einer ihrer Rate erteilt hat. Und man wird nicht fehl gehen, wenn man diese Miß stimmung, die nach einer Meldung der „Staatsbürger- Zeitung" auch der Kaiser perlöniich »um Ausdruck gebracht haben soll, vor Allem auf da- AuS- RegierungSrat Martin aber . Und so stehen daß ein Beamter dieses anderen Ressort unbequem geworden * Dir Zahl der Erkrankungen an Cholera und der Todesfälle in den Provinzen Westpreußen und Posen ist erheblich zurückgegangen; 5 neue Erkrankungen, 2 Todesfälle werden gemeldet. * Die Hafenarbeiter von HelsingforS sind in den Ausstand getreten. * In Baku wütet eine Schlacht zwischen Tataren und Armeniern. Hunderte von Napothafontänen brennen; der Handel stockt. Der Bahnverkehr ist eingestellt worden. * In Barcelona nahmen gestern an der Beisetzung der Opfer des Bombeuattentates die Mitglieder des Gemeinderates teil. * Der marokkanische Prätendent, der bisher in der Nähe von Marina sein Lager aufgeschlagen hatte, hat die Gegend verlassen. Phon tasten ans -em Winter 187V/71. Ja der „Deutschen Revue" wird dir Korrespondenz ver öffentlicht, die der französische Gesandte in Brüssel, Herr Tachard, während de» Winter- 1870/71 mit der fran- zöstlchen Regierung geführt hat. Dieser Abschnitt wirft ein delle-Licht auf phantastische Hoffnungen und Pläne, wie sie damals von führenden Persönlichkeiten Frankreich gehegt und betrieben wurden. Der Ausgangspunkt dafür wäre Japan ohne eine starke Beteiligung europäischer Mächte die wirtschaftliche Erschließung Chinas nicht möglich. Was im besonderen Kiautschau anlangt, so hätte Japan nicht den geringsten Vorteil davon, wenn es unS daraus verdrängte; denn man braucht nur einen Blick in die Seezollstatistiken zu werfen, um zu erkennen, daß bei Wah rung deS Freihafencharalters von Tsingtau die dort und in Schaniung aufgewendete deutsche Arbeit der japanischen Nation wirtschaftlich mehr zu gute kommt als der deutschen. Nur den Ehrgeiz sollte Deutsch land aufgcben, in Ostasien als Militärmacht an und für sich etwas bedeuten zu wollen, d. h. mit seiner Machtent faltung dort mehr bezwecken zu können als den Schutz seines Handels. Aber dieser muß mit allen Krästea ausrecht erhalte»» und erweitert werden. Combes und die Freidenker. Aus Paris wird uns geschrieben: In Lyon hat Herr Combes zu einer republikanischen Bereinigung, die ibn leiern sollte, gesprochen. Er verlangte die Einberufung der Kammer vor dem November; dann werde der Senat die Trennungsvorlage zur rechten Zeit votieren, und sie werde mit dem 1. Januar in Kraft treten können. Der Entwurf sei zwar unvollkommen und lücken haft, jedoch Abänderungen erzwingen zu wollen, sei noch gefährlicher, man müsse lie sich für später Vorbehalten, wenn die Erfahrung sie eingebe. Herr Combes sprach von dem durchschnittenen Kabel zwischen Staat und Kirche, vom Meer der öffentlichen Meinung, von den unabhängigen Schiffen und den politischen Stürmen. Er prophezeite zum Ueberfluß die neue Aera der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Brüderlichkeit, der „effektiven Solidarität", erklärte sich auch für die nationale Verteidigung der Demo kratie, arge» Iaurös und Hervb. Das „Echo de Paris" sagte, seine Rede sei durch und durch trocken und eine ver steckte Mobilmachung gegen Rouvier, wofür der Zeit punkt schlecht gewählt sei. Am Sonntag haben auch die Pariser Freidenker, deren ministerielles Oberhaupt Combes gewesen ist, demonstriert. Im Stadthaus wurden Vie Mitglieder de« internationalen Friedenskongresses bewirtet. Nachmittag- zog die Gemeind« aus de« Platz gegenüber de« Portal der Basilika der SacrS-Coeur-Kirche, wo ei» von einem Bildhauer Bloch geschaffenes, »»wächst in Giv« auSgeführte« Standbild des Chevalier de la Barre sich erhebt, der 1766 als Gotteslästerer auf öffentlichem Platze gefoltert, geköpft und verbrannt worden war. Die Huldigung verlies nicht sehr alatt. Sin paar Anarchisten schrien: Malatol Malatol um für die Freilassung deS Komplizen der Attentäter zu zeuge». Sia Gemeinderat hielt «ine blutige Rede, wobei er »»kündigt^ die Sacrs-Eoeur- Kirche werd« i» eia „soziale« Theater^ umgewaadrlt werden, worin man „Torquemada" spielen werd«. Kinder i» phry- aifcheu Mützen, mit roten Fahne», legten Kränze mit roten Schleife» »über. Royalistisch« Kundgebungen wurde» erstickt. wärtiae Amt zurückführt. Regierung-, untersteht dem Reichsamt deS Innern, wir vor der Tatsache ReffortS einem < „ »st. Wie sich diese peinliche Situation lösen wird, steht noch dahin. Glaubhaft aber erscheint gerade darum eine Nachricht abermals der „Staatsbg. Ztg.", daß ein Ermittlungs verfahren gegeu den RegierungSrat Martin eingeleitet worden sei, daS allem Anschein nach zur Einleitung eines Disziplinar verfahren- jühre» wird. Diese Nummer kostet aus H allen Bahnhöfen und bet I11 den Zeitungs-Verkäufern k ver fkieae. Die Unterzeichnung. Kleber die Schlußzeremonien berichtet daS folgende Tele gramm: * London. 5. September. Wie die „Morninapost" aus Portsmouth meldet, hielten nach der Unterzeichnung des Ariedensvertrages Baron v. Rosen und Komura Reden, in denen sie beide Länder zum Abschluß deS Frie- dens beglückwünschten und der Hoffnung Ausdruck gaben, daß nunmehr ein dauernder Friede zwischen beiden Nationen herrschen werde. Die Unterzeichnung des Vertrags soll einen durchaus herzlichen Charakter getragen haben. Die Friedensdelegier- ten waren um die Erlaubnis ersucht worden, daß auch noch andere Persönlichkeiten dem Akt beiwohnen dürsten, was auch gestattet wurde. Die Häuser der Stadt trugen Flaggen schmuck, Matrosen bildeten eine Ehrenwache und erwiesen den Delegierten bei ihrem Erscheinen militärische Ehren. Die Vertragsformulare wurden von beiden Seiten gleichzeitig unterzeichnet. Mehrere russische Delegierte wohn ten einem Dankgottesdienst bei. Nach einer De- pesche aus New 'Zork dementierte Takahira das Ge rücht von dem AuSbruch einer Revolution. Di« Verschiebung der Unterzeichnung des Vertrags erfolgte angeblich, weil die Russen den Jahrestag der Schlacht bei Liao- iang als Unglückstag betrachten. — Aas Paris wird dem ,L.-A" gemeldet: Was Witte in der Friedenskonferenz erreichte, erhellt nach hiesiger Auffassung am deutlichsten aus einer Gegenüber st ellung der Bedingungen, welche Japan vorlegte, und der jetzt angenommenen Artikel. In jenen Bedingungen war nirgends von der Wahrung der Privatrechte der Russen, sei es in Korea, sei es in der südlichen Mantschurei oder auf Sachalin, die Rede. Sorglich hat Witte diese Bestimmung in jeden der betreffen- den Artikel einzuschalten gewußt. In den Bedingungen fand sich keine Spur eines einvernehmlichen Vorgehens Japans mit der koreanischen Regierung. Diese bedeut same Anordnung durchgcsetzt zu naben, ist ein weiteres Ver- dienst Wittes, ebenso wie die Proklamierung der allge- meinen Schissahrtssreiheit in der La-Pö- rouse-Straße und im Tatarensund. Daaegen nimmt Witte nicht für sich allein das Verdienst in Anspruch, die Bedingungen über die Preisgebuna der internierten rus sischen Kriegsschiffe, sowie über die Beschränkung der ruffl- scheu Seemacht in Ostasien ausgeichaltet zu haben, da aeaen diese Punkte vom ersten Augenblick an das Rechtsgesühl der ganzen We t sich erhoben habe. war die unbegründete Annahme, daß Deutschland gegen Ende des IahreS 1870 von einer tiefgehenden Kriegs- Müdigkeit befallen sei. Umgekehrt versprach man sich von dem fortgesetzten AuSharren der Pariser die groß artigste Wirkung auf die Organisation der militärischen Widerstandskraft Frankreichs. Wie Tachard am 7. De zember in diesem Sinne sich vernehmen ließ, trug auch das französische Ministerium des Auswärtigen die größte Hoffnungsfreudigkeit zur Schau. Selbst als das Heer des Prinzen Friedrich Karl am 4. Dezember OrlöanS besetzt hatte und die französische Regierung sich veranlaßt fand, von TourS nach Bordeaux überzusiedeln, schrieb der Delegierte des Ministers der auswärtigen Angelegen- beiten an Tachard: „Unsere Armeen sind intakt . . . Die Hauptstadt ist zu einem langen Widerstand bereit . . . Die Moral ist ausgezeichnet. Hegen wir keine Befürchtungen!" — Vollends Herr DecraiS, Legationssekretär in Brüssel, brachte von einer Reise nach TourS und Bordeaux die „besten Eindrücke" mit, worüber Tachard am 13. Dezember berichtet: „Ganz Frankreich hat sich erhoben; die Einberufenen strömen von allen Seiten herbei; die Provinz wird bald 800 000 Mann aufgestellt haben. Wenn sich Paris noch einige Wochen halten kann, so ist Frankreich gerettet... Die Be richte aus Deutschland melden, daß Kriegsmüdig keit und Besorgnisse sich überall geltend machen. Eine Seeexpedition mit Landung auf deutschem Boden würde daSSignal zurErhebung für unsere 350 000 Gefangenen sein, die kaum bewacht werden. Die neu tralen Mächte wagen es nicht, zu intervenieren, aber die öffentliche Meinung hier, in England, in Italien, in Oester reich wird bald auf ihre Regierungen einen unwiderstehlichen Druck zu unseren Gunsten auSüben." — Zwei Tage später schrieb Tachard, mit einem Hinweis auf günstige Berichte über den Zustand der Loire-Armee an den Minister de« Auswärtigen in Paris: „Sie wissen, daß der Abend vor Weihnachten der größte Festtag in Deutsch land ist. Ein allgemeiner Ausfall nach Mitternacht würde einen mäch tigen Eindruck auf die Phantasie der Deutschen ausüben. Wir können ohne Entheiligung daS Weihnachtsfest feiern, indem wir eS auf dem Altäre des Vaterlandes opfern. Lassen Sie um Mitternacht mit allen Glocken läuten; die Bretonen Trochus werden nach der Messe eine preußische Vesper feiern." — So aben teuerlich diese Gedanken uns heute anmuten: sie werden durch einen Brief übertroffen, den Cbaudordy im Auftrage desMinislerS der auswärtigen Ange legenheiten unter dem 15. Dezember an Tachard richtete. Der Brief beschäftigt sich mit der Erklärung Bismarcks gegen die Verletzung der Neutralität durch das Großherzogtum Luxemburg, spricht äußerst sentimental von der Gefahr, die den kleinen Staaten von der Uebermacht drohe und fährt alsdann im Hinblick auf die Niederlande und aus Belgien wörtlich fort: „Zu schwach, um vereinzelt zu handeln, werden sie, sich vereinigend, eine bedeu tende Macht bilden, mit der man rechnen muß, und wir würden ihnen durch unsere Flotten und durch die Tatsache allein, daß wir auf unserem Gebiete beinahe die Gesamtheit ver deutschen Armeen sesthalten, eine Beihülse bieten können, die kräftig genug wäre, um ihnen die Einnahme einer ener gischen Haltung zu gestalten und Preußen zum Rückzüge zu veranlassen. Setzen Sie gefälligst diese Gesichtspunkte ver belgischen Regierung auseinander und machen Sie Dieselben zum Gegenstände ernster Vorschläge." — Eine solche Sprache führte der Minister eines Landes, das wenige Jahrzehnte vorher seine Hand aus Holland und Belgien ge legt hatte, vaS in der allerjüngstcn Vergangenheit einen An schlag gegen Luxemburg geplant und mit Hülse der Eisenbahn politik ebenfalls ganz kürclich einen Anlaus genommen halte, in Belgien und Holland eine überragende Stellung zu gewinnen. Flaut-chau. * Angesichts der völlig umgewandelten politischen Lage im fernen Osten taucht jetzt ter Ratschlag auf, Deutschland möge seinen Pachtvertrag mit China über Kiautschau kündigen, ehe uns die gelbe Nasse daraus, wie vielleicht bei derielben Ge legenheit von ihren Hauptmärklen überhaupt, vertriebe. WaS ist der Sinn einer vernünftigen überseeischen Kolonialpolitik? Doch nur der, daß die Macht, die eine solche betreibt, den eigenen Nutzen in der Entwickelung und Hebung des fremden Volkes suckl und damit die Verbreitung seines Einflusses zu verbinden weiß. Ein Kolonisator, der danach zu handejn versteht, wird also allein dort Gewalt anzuwenden brauchen, wo er für seine Aufgaben nur unzulängliches Ver ständnis findet. Der am 6. März 1893 zwischen Deutschland und China abgeschlossene Vertrag sieht zweierlei vor: dte Abtretung deS Hafens und des die Wasserfläche umschließenden Lande« an der Kiaunchaubucht, außerdem die Durchquerung der Provinz Schanlung durch zwei bcuisch-chinesifche Eisenbahnlinien, die Erschließung der mineralogischen Vorkommen auf einer Strecke von 15 Kilometern rechts und links an der Bahn durch eine deutsch-chinesische Gesellschaft, die Bevorzugung von veuischeni Kapital, teutichen Mafchinen und beutlchem Arbeitsmaterial, wo immer m Zukunft industrielle Anlagen in der Provinz Schantung von China in Aussicht genommen werden sollten. Der Krieg Japans gegen China und der Boxerfeldzug haben die Regierenden in China darüber belehrt, daß sie sich aus die Dauer nicht gegen eine Entwickelung ihres Landes in europäischem Sinne stemmen könnten, obne selbst darunter zugrunde zu gehen. Seitdem nahm man an ihnen wahr, daß sie die gegen die fremden Eindringlinge sich aufbäumende VolkSleidenschast wohl zu belchwich- tigen verstehen. Die Provinz Schaniung hatte schon zur Zeit der Wirren in Nuan-Shi-kai einen Gouver neur, d r einer solchen Aufgabe gewachsen war. Infolge dessen vollzogen sich die Arbeiten für den Bau der Schaniung- Eisenbahn und die Bergwerke >m Hinterlande von Kiautschau von Anfang au ungefährdet unter dem Schutze chinesischen Militärs. Die Direktionen der Schantung - Eijenbahn- und Schantung-Bergbau-Geseüschast konnten mit der chinesischen Regierung in Tsinanfu wie allen in Betracht kommenden chinesischen Behörden immer die besten Beziehungen unter halten, ohne daß daS deutsche Gouvernement, als bewaffnete Macht, dabei je den Vermittler hätte spielen müssen. Die chmesiiche Regierung in Tsinanfu weiß eben die von Deutschen in Schaniung verrichtete Kulturarbeit wohl zu würdigen. Wie könnte sie auch sonst auf den Gedanken gekommen sein, einen Deutschen mit der Schaffung eines modernen Polizei- Wesens in Tsinanfu zu betrauen und einen zweiten dort al« „Stadtbaumeister" ttnzustellen. Als der frühere Gouverneur Tschusu zum zweiten Male Tsingtau besuchte, und ihm dori die Marmewerkstätten gezeigt wurden, äußerte er plötzlich den Wunsch, daS gleichartige private Unternehmen des Herrn Oster kennen zu lernen, das er rühmen gehört hatte. Er . ließ sich bald darauf in den Osterscheu Werkstätten eine Jacht bauen, die das deutsche Gouvernement gewiß lieber in den amtlichen Marinewerkstätten hergestellt gesehen hätte, die später die Russe» genötigt wurden, für ihre SchiffSrepara- turen zu benutzen. Es gibt kern Volk, dem positives Wissen und praktisches Können mehr imponierte als den Chinesen; ist eS doch der Gelehrte, der i» China regiert. Diesem Umstande allein verdankten die französischen Jesuiten, die im 18. Jahrhundert nach China kamen, ihren großen Einfluß am Hofe deS Kaisers Kanghi. Daß eS ihr Wissen und nicht ihre religiöse Lehr« war, was den Chinesen Achtung einslößte, geht au- einem EdiktKanghis hervor, worin e« heißt: „Auch die Sekte des Westens, die den HimmelSherrn verehrt, gehört zu den oichtkanonischen. Weil aber ihre Vertreter der Astronomie und deS Kalender wesens kundig sind, so nimmt die Regierung ihre Dienste io Anspruch. Es ist notig, daß Ihr die- wißt." Warum sollte also die Regierung eines Volkes, da« mau im Auslände al« das der „Dichter und Denker" rühmt, in China nicht ohne Gewalt einen Einfluß auSüben können, den positive« Wissen und praktische- Können rechtfertigen? In einem Lande, wo jedes kaufmännische Geschäft aus Handschlag, ohne schrift liche Urkunde, ohne Zeugen abgeschlossen werden kann, ohne daß ein Betrug zu befürchten wäre, ist aus friedlichem Wege sicher mehr »u erreichen als unter Anwendung voa Gewalt, di« immer kostspielig ist. Auf keinem zweiten Gebiete hat Japan es in der Nachahmung seiner europäischen Vorbilder so weit ge bracht, al« auf dem de- Kriegshandwerks. Schon deshalb, dann auch wegen seiner finanziellen Erschöpfung k'siitirche Lagerzchau. Leipzig, 8. September. Regie»ungsrat Martin. Hat die Schrift des RegierungSralS Martin kunft Rußlands starkes Aussehen vor Beieiligung seitens deutscher in Rußland in geweten. Ru'sische genannte Schrift ei Deutscher Deich. Leipzig, 6. September. * Sächsische LandtagSwahl. Herr Nealschuldircktor Prof, von Brause hat die ihm angebotene nationalliberale Kandi datur für den 22. ländlichen Wahlkreis angenommen. * vin katholischer siirchenfürft. Wir wir schon in der Morgennummer meldeten, ist Bischof Leonhard in Eich städt gestorben. Er war ein hervorragendes Mitglied deS deutschen Episkopats, bekannt als Gelehrter aus dem Gebiete der katholischen Theologie, einstmals Lehrer auch des Prinzen Max von Sachsen. Er war ein Bruder des früheren bayerischen IustizministerS von Leonhard. Eine seiner letzten Verfügungen, die einiges Aufsehen erregte, war bas Verbot an die Geistlichen seiner Diözese, Landtags- ober Reichstags mandate anzunehmen. — Ein unverbürgtes Gerücht will wissen, daß als sein Nachfolger der bekannte Zentrumsmann und Bamberger Domdekan Dr. Schädler iu Betracht kommen werde. * Tie Tabaksteuer. Vor einigen Tagen kam aus Süd deutschland die Nachricht, daß zum Herbst die Tabaksteuer kommen soll. Die „Preußische Korrespondenz" erfährt hierzu, daß in Berliner eingeweihten Kreisen bestimmt mit dieser Steuer gerechnet wird. Ja, eS heißt sogar, daß Freiherr von Stengel die Vorlage fix und fertig in der Tasche habe. In den Kreisen der Tabakhändler wird jetzt schon lebbaft agitiert, um gegebenenfalls sofort eine Protest bewegung gegen diese Steuer in die Wege leiten zu können. * Ter VerbanbStag deutscher Milchhändler-Vereine ver langt von neuem ein Milchgesetz. Er hat folgende Anträge einstimmig angenommen: „Der Verbandsvorstand wolle bei de» gesetzgebende» Körperschaften dahin wirken, daß das Nahrungsmittelgtsetz und die auf Grund dessen erlassenen Milchregulative ab geändert werden, und zwar so, daß den Polizeibehörde» das Recht genommen werbe, Milch unter ihrem richtige« Namen, wie: Milch, natürliche Milch oder ähnlichen Bd- Zeichnungen vom Verkehr auszuschließen." — Ein anderer Antrag verlangt, „daß für den Milchaueschank vollständig« Steuerfreiheit gewährt werde". Auch Konzessionierung des Milchhandels wird gewünscht. Weiter soll der Vorstand „an kompetenter Stelle darum nachiuchen, daß die Milch in Zukunft mit Personeuzügea befördert wird und daß die Fußböden der Milchtransport- wagen der Eisenbahn in gewissen Zeiträumen, miadestens aber monatlich einmal, einer gründliche» Reinigung unter zogen werden". W 1 Berlin, 6. September. * Tie Kaisertage im Rheinland. Der Kaiser und di« Kaiserin treffen, wie nunmehr feststeht, am 7. d. M. vor mittags 10'/, Uhr mittels Sonderzuges in Homburg v. d. H» ein und werden am Sonntag, 10. d. M., 3»/« Uhr naw« mittagS von dort nach Koblen^weiterreisen, wo die Ankunft um 6'/, Uhr abends erfolgt. DaS Kaiserpaar und der Kroa- prinz werden im dortigen Königlichen Schlosse Wohnung nehmen, dagegen wird die Kronprinzessin weder nach Homburg noch nach Koblenz kommen. Auch der Großherzog von Hesse» kommt nicht nach Koblenz. Die Prinzen Eitel Friedrich und Adalbert werden beim Geheimrat Spaeser, Prinz Albrecht von Preußen im Hotel Bellevue und der Geueralseldmarschall Prinz Leopold von Bayern beim Kommerzienrat Oswald Wohnung nehmen. Ueber die Abreise deS Kaiserpaares von Koblenz, die für den 18 dS. Mts. geplant ist, sind definitiv« Bestimmungen noch nicht getroffen. * Unruhen in Teutsch-Vftafrtka. Zu dem Ueberfall auf die Missionen Lukuled», Nyangao und Massasst erfährt die „Germania" jetzt Näßeres. Die drei Stationen liege» vo» Lindi in westlicher Richtung je 2 bis 3 Tagereisen vo» einander entfernt. Massassi, die älteste Stativ» der «ug- litchen Univcrsitälenmisston in der Rovumagegend, wurde zur Unterbringung der von den englischen KriegSjchiffen befreiten Sklaven von Zanzibar aus in den achtziger, Jahren ge gründet. Die Universitätenmisston gehört der englischen Hochkirche an. Fast alle ihre Missionare sind unverheiratet und standen zu uns immer in freund,chaftlichem Ver hältnis. — Nyangao und Lukuledi gehören den Bene- diktinermissionen von St. Ottilien und wurden 1895 6 gegründet. Nach dem letzten Jahresbericht waren in Nyangao 1 Pater, 2 Brüder und 4 Missionsschwestern, 11 Außenschulen mit 670 Schülern unter eingeborenen Lehrern, 560 Christen und 600 Taufbewerber; 111 Taufen im letzten Jahre. In den beiden Waisenhäusern waren gegen 50 Kinder. Lukuledi, die ältere der zwei Stationen, war besetzt nut zwei Paters und einem Laienbruder, batte in sieben Außenpostcn 200 Schüler, 1250 Christen, 300 Katechumenen und 120 Taufen im letzten Jahre. Bei der Zersplitterung der um wohnende» Eingeborenen in viele Stämme mit verschiedenen Sprache» und dem bisherigen Verhalte» der Leute zur Mission erscheint es uns ausgeschlossen zu sein, daß die Um wohnenden von sich aus so plötzlich angreifend Vorgehen. Die erst diese Woche eingetroffenen Mitteilungen über die Visitation deS GeneralsuperiorS zeigen keine Spur von Un sicherheit in den nun überfallenen Stationen. Es liegt daher die Vermutung nahe, daß die Anregung, wenn nicht die Aus führung der Uniaten von außerhalb in diese friedlichen Land schaften getragen wurde, sollten da nicht di« Araber die Hand mit im Sviele haben? Im Bezirk« Kilwa sitzen deren nach dem amtlichen Weißbuche 1904 gegen 900, im Bezirke Lindi bei 300. An ein Uebergreifen der nach dem Bericht eiuer südafrikanischen allgemeinen protestantischen Missions konferenz i» Südafrika jetzt offen gepredigten äthiopisch«» Bewegung auf Deutsch-Ostafrika wollen wir noch nicht recht glauben. Es wäre auch möglich, raß in den Magwangwara, de» Sita und Wangoni die alte Lust zu weite» Raub- und KriegSzügen wieder erwacht wäre, welche schon vor der deut sche» Herrschaft Massassi einmal zerstörten und die Ver legung der Hauptstation nach Nevala auf sichere Bergeshöhe veranlaßten. — Der Kronprinz wird auch in diesem Jahre im Forstbau» Tambach-Han- bet Tdal« im Harz «inen mehrtägigen Jagdauftnt- halt nehmen. Rach den bisherigen Bestimmungen gedenkt d«r Kronprinz t» der letzte» Sepwmderwoch« dort eia,»treffen. WnpMr Tageblatt Handelszeitimg. Amtsblatt des Hönigl. Land- und des Äiinigk. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und -es Volizeiamtes -er Lta-t Leipzig.
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