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Sächsische Staatszeitung : 01.03.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-191603016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19160301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19160301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1916
- Monat1916-03
- Tag1916-03-01
- Monat1916-03
- Jahr1916
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 01.03.1916
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Laudtags-Beilage zur Sächsischen Staatszeitung. Nr. 29. Beauftragt mit der Herausgabe: Hofrat Doeuge» 1« DreSde«. 1916. Landtagsverhandlungen. II. Kammer. 26. öffentliche Sitzung am 29. Februar. Präsident vr. Vogel eröffnet die Sitzung vormittags 11 Uhr 12 Min. Am Regierungstifche: Ihre Exzellenzen die Staatsminister D. vr. vr Inx. Beck und v. Seydewitz, sowie die Re gierungskommissare Ministerialdirektoren Geh. Räte vr. Wahle, Elterich und Schelcher, ferner die Geh. Räte Kohlschütter und Vr.-Ing. Krüger, Oberlandforstmerster Winter, die Geh. Bauräte OSw. Schmidt, Hübler, Toller und Kluge, die Obersinanzräte Küttner und Friedrich. Entschuldigt sind sür heute Abg. vr. Spieß (kons.) wegen dringender Geschäfte und Vizepräsident Fräß- dorf (soz.) wegen einer dringenden Reise. Vor Eintritt in die Tagesordnung teilt der Prä sident den Wunsch des Finanzministeriums mit, daß Punkt 9 vor Punkt 4 erledigt wird. Die Kammer ist damit einverstanden und tritt hierauf in die Tage ordnung ein. Punkt 1: Schlußberatung über den mündlichen Be richt der Nechenschaftsdeputation über die Staatshaus haltsrechnung der Kasse der Ober re chnungs kämm er zu Kap. 36 des ordenilichen Staatshaushaltsetats für 1914 betreffend. (Drucksache Nr. 168.) Berichterstatter Abg. vr. rietet (fortschr. Bp.): Das Gesetz über die Oberrechnungskammer vom 30. Juni 1904 fordere in 8 11 Abs. 3 die Vorprüfung und Feststellung der Rechnungen der Oberrechnungskammer von den Ständen. Diese Vorprüfung und Feststellung für die Rechnungen auf das Jahr 1914 sei bereits von der Ersten Kammer erfolgt. Die Rechenschafts deputation der Zweiten Kammer habe ebenfalls keine Erinne rungen zu ziehen und beantrage, die Kammer »volle in Übereinstimmung mit der Ersten Kammer beschließen: die Staatshaushaltsrechnung der Kasse der Oberrechnungs kammer zu Kap. 36 des ordentlichen Staatshaushaltsetats auf das Jahr 1914 nach erfolgter Prüfung für festgestellt zu er- klären. Die Kammer beschließt einstimmig demgemäß. Punkt 2: Schlußberatung über den mündlichen Bericht der Rechenschaft"deputation über Ka-p. 78, 79, 80 des Rechenschaftsberichts auf die Finanzperiode 1912/13, Land-, Landeskultur- und Altersrentenbank, Straßen- und Wasserbauverwaltung, Hochbau- Verwaltung betreffend. (Drucksache Nr. 140.) Berichterstatter Abg. Zimmer (soz.): spricht die einzelnen Kapitel durch. Kap. 79, Straßen- und Wasserbauverwaltung, sei eins der Kapitel, das bedeutende Minderausgaben dem Etat gegenüber zu verzeichnen habe. In der Deputation sei diese Erscheinung in recht eingehender Weise besprochen worden, und es sei der Wunsch zutage getreten, diese Überschußwirtschaft möglichst zu verringern und diese Überschüsse nicht zur Schuldentilgung zu verwenden, sondern in den kommen den Haushaltsvoranschlägen einzustellen. Es müsse also eine zweckentsprechende Änderung beim Voranschlag zum neuen Etat herbeigeführt werden. Im übrigen seien die erfolgten Über schreitungen in den sämtlichen Kapiteln genügend begründet, und er habe zu beantragen: „Die Kammer wolle beschließen: bei Kap. 78, Land-, Landeskultur- und Alters-Rentenbank, die Etatüberschreitungen zusammen mit 3509 M; bei Kap. 79, Straßen- und Wasserbauverwaltung, zusammen mit 422 178,83 M., sowie die außeretatmäßige Ausgabe mit 175 M. und bei Kap. 80, Hochbauverwaltung, die Etatüberschreitungen zusammen mit 15 671,83 M. nachträglich zu genehmigen." Die Kammer stimmt diesem Anträge einstimmig zu. Punkt 3: Schlußberatung über den mündlichen Be- richt der Rechenschaftsdeputation über Kap. 81 bis 84, 86 und 87 des Rechenschaftsberichts auf die Finanzperiode 1912/13, Bauverwalter eien, Albrechtsburg in Meißen, Verschiedene bauliche Zwecke usw. be treffend. (Drucksache Nr. 156.) Berichterstatter Abg. Veda (nl.) spricht ebenfalls die einzelnen Kapitel durch. Die Überschreitungen und Mehrausgaben seien genügend begründet. In Titel 4 von Kap. 81 sei ihm die Überschreitung mit 5185,42 M. über die für den Etat eingestellte Summe von 21400 M. hinaus doch recht wesentlich erschienen. Als Berichterstatter sei er der Angelegen heit nachgegangen und habe vom Finanzministerium eine Mit- teilung erhalten, die etwa folgendes besage: Vom Jahre 1913 ab sei die Zusendung des Lohnes mit der Post auf alle außerhalb des Sitzes der Kassenstelle beschäftigten Arbeiter ausgedehnt worden, um das Auszahlungsgeschäft möglichst zu vereinfachen und zu beschleunigen. Auf diese Weise kämen die Beteiligten nicht nur früher in den Besitz ihres Lohnes als vorher, sondern es sei auch der unerwünschte Zustand beseitigt worden, daß die Arbeiter bei dem öfters unvermeidlichen längeren Warten zum Aufsuchen von Gastwirtschaften und damit zu unnötigen Auf wendungen veranlaßt würden, übrigens spare die Verwaltung selbst imofern nicht unbeträchtlich an Arbeitslohn, als den Arbeitern die Zeit, die sie zur Abholung ihres Lohnes gebrauchten, bezahlt werden müßte, und weiter sei auch infolge der in Rede stehenden Maßnahme bei Titel 6 eine ganz bedeutende Ersparnis an Tage geldern und Reisekosten entstanden, wodurch besagter Mehr- aufwand nahezu ausgewogen werde. Die getroffene Maßnahme m der Auslohnungsfrage sei also nur zu begrüßen. Die Rechen- schaftsdeputation beantrage: Die Kammer wolle beschließen: bei Kap. 81, Bauverwaltereien, die Etatüberschreitungen in T,t. 2» mit 1740 M., in Tit. 4 mit 5185 M. 42 Pf., zu sammen mit 6925 M. 42 Pf. nachträglich zu genehmigen; bei «ap. 82, Albrechtsburg in Meißen, die Etatüber- schreitungen zusammen mit 2.387 M. 98 Pf. nachträglich zu ge- nehmrgen; be, Kap. 83, Verschiedene bauliche Ztvecke. die Etatüber- schreitung in T,t. 6 mit 2476 M. 93 Pf. nachträglich zu ge- nehmigen. Zu Kap. 84, 86 und 87 sind Anträge nicht zu stellen. Die Kammer beschließt einstimmig antragsgemäß. Punkt 9: All, emeine Vorberatung über das König!. Dekret Nr. 22, mehrere Eisenbahnangelegenheiten betreffend. (Vergl. Landta sbeilage Nr. 28.) Abg. «ltisberg (nl.): In dem Dekret Nr. 22 erfolge zunächst die Begründung zu Titel 47 des außerordentlichen Etats für 1916/17 und weiter eine Darlegung des Standes der Verhandlungen über die Führung der drei Linien Priestewitz—Radeburg, der Teilstrecke der Nord- ostbahn, Wurzen—Eilenburg und Borna bei Leipzig- Bad Lausick—Großbothen. Die Linienführung für alle drei in Aussicht genommenen Linien sei die Hauptsache. Es sei ja selbstverständlich, daß bei einen, derartigen Projekte die Linien führung für alle Bezirke eine große Rolle spiele. Jeder Ort möchte selbstverständlich die Linie möglichst in der Nahe haben, jeder Ort möchte natürlich möglichst auch eine Haltestelle oder einen Bahnhof haben. Allen Wünschen könne natürlich nicht Rechnung getragen werden. Man sei ja aber zu einer gewissen Einigung bei allen drei Linien gelangt. Fraglich erscheine ihm allerdings die Linienführung immer noch bei der Teilstrecke Prieste witz-Radeburg. Bis in die letzte Zeit habe auch die Stadt Großenhain sich fortgesetzt bemüht, eine direktere und gradere Linienführung herbeizuführen. Die Stadt Großenhain wünsche, daß die Linie von Riesa über Großenhain nach Königsbrück ge führt werde. Aus dem Dekret seien ja die Gründe zu ersehen, »velche die Staatsregierung bewogen hätten, von diesem Projekte abzusehen und eine andere Linienführung vorzuschlagen. In erster Linie sei dabei wohl maßgebend gewesen, daß man die schon vorhandene Linie Riesa—Priestewitz mit benutzen könnte. Wenn man auf diese Weise Ersparnisse machen wolle, so müsse mit in Erwägung gezogen werden, daß man doch wohl beim Bau der Linie die meisten Ersparnisse herbciführen würde, wenn man von Riesa bis Weißig die vorhandene Linie benützte, dann von Weißig bis Großenhain baute, dann wieder vou Großcnhaiu die vorhandene Linie Großcnhaiu—Cottbus benützte und sie von Schönfeld nach Königsbrück abzweigte. Bisher habe man immer angenommen, daß die Heeresverwaltung ein großes Interesse daran habe, möglichst auf kürzesten, und geradestem Wege die vorhandenen Truppenplätze Zeithain, Königsbrück und den Flug platz Großenhain direkt untereinander zu verbinden. Nun sehe man aber aus den, Dekrete, daß die Heeresverwaltung anscheinend gar keinen großen Wert darauf lege und daß auch das Reich ent gegen den Erwartungen, die man in diesem Falle vielleicht ge hegt habe, nicht bereit sei, irgendwelche Beihilfe zu leisten. Es werde jedenfalls bei den verschiedenen vorhandenen Wünschen notwendig sein, in der Deputation die Linienführung dieser Teil strecke noch einmal einer eingehenden Beratung zu unterziehen, denn es liege doch gewiß allen daran, daß eine möglichst gerade, direkte Linie herbeigeführt werde. Aus dem Dekret sei ferner zu ersehen, daß jetzt zwar die Linie als Nebenbahn angesehen werde, daß aber doch für die Zukunft auch der Hauptbahnbctrieb ins Auge gefaßt worden sei. Man sollte doch eigentlich meinen, daß eine Bahn von so bedeutender Länge wie die geplante Nord ostbahn, die den Osten mit dem Westen verbinde, unter allen Umständen eine Hauptbahn sein müßte. Tas gleiche gelte übrigens auch von den beiden anderen Bahnen, die in dem Dekrete behandelt würden, denn auch diese würden später einmal, wenn die beiden Linien ausgebaut seien, in Verbindung mit der jetzt schon vorhandenen Muldentalbahn die Verbindung zwischen dem Osten und dem Westen ergeben. (Sehr richtig!) Man werde wahrscheinlich heute nicht dazu kommen, diese Frage zu erledigen. Es handle sich jetzt nur darum, daß das Areal imentgeltllch zur Verfügung gestellt werde. Tas dürfte vielleicht bei der Teilstrecke Priestewitz—Radeburg nicht auf so große Schwierigkeiten stoßen, auch nicht bei der Linie Wurzen—Eilenburg. Anders stehe cs allerdings bei der Linie Borna—Bad Lausick—Großbothen. Da habe man leider erfahren müssen, daß gerade diejenige», die das eigentliche Hauptinteresse mit am Bahnbau Hütten, die Braun kohlenwerke der Bornaer Gegend, mit einen, Male umgefallen seien. Sie hätten einen größeren Betrag in Aussicht gestellt von etwa 200000 M., und auf einmal erklärten sie, daß sic nicht bereit seien, diesen Beitrag zu leisten, daß es ihnen überdies ziemlich gleichgültig sei, ob die Bahn gebaut würde. Sie beanspruchten, daß der Staat ebensogut heran- gezogeu werde wegen seiner Kohlenfelder, wie sie wegen ihrer schon bestehenden Betriebe. (Abg. Nitzschke-Leutzsch: Sehr richtig!) Das Finanzministerium habe nach dieser Richtung hin auch Erörterungen angcstellt und bei der preußischen Regierung angefragt, wie sich die preußische Regierung in solchen Fällen zu stellen pflege. Da sei die Antwort eingegangen, in Preußen denke man gar nicht daran, in solchen Fällen irgendwelchen Bei trag zu leisten. Infolgedessen werde das Kömgl. Sächsische Finanzministerium auch auf dem Standpunkte beharre», daß die Kohlenfelder nicht anteilig herangezogen werden könnten. Er finde auch, es sei ein sehr wesentlicher Unterschied zwischen einem in Betrieb befindlichen Werke und Kohlenfeldern, die vielleicht in einer Zeit von 30 bis 50 Jahren oder noch später überhaupt erst einmal in Betrieb genommen werden sollten. Vielleicht stelle sich aber die Staatsregierung doch noch auf einen anderen Stand punkt und finde sich vielleicht noch bewogen, ihrerseits etwas bei zutragen, um auf diese Weise das Zustandekommen der Bah» Borna—Bad Lausick—Großbothen zu ermöglichen. Er möchte wenigstens an die Staatsrcgierung die Bitte richten, die Sache doch nicht daran scheitern zu lassen, daß nun etwa die Kvhlen- werke doch hartnäckig blieben, vielmehr nach Möglichkeit das Pro jekt zu fördern. Im übrigen beantrage er, das Dekret Nr. 22 der Finanzdeputation v zu über weisen. (Bravo!) Ltaatominister v. Seydewitz (nach den steiiographischen Niederschriften): Meine sehr geehrten Herren! Ich hatte mir vorgeiwmmen, dem Dekret Nr. 22 in der üblichen Weise einige Geleitworte bci- zugebcn, bin daran aber durch eine äußerliche Zufälligkeit be- hindert worden. Ich bitte mn die Erlaubnis, das jetzt nachholeii zu dürfen. Zu den die Linien Borna—Lausick—Großbothen und Wurzen- Eilenburg betreffenden Mitteilungen habe ich vorläufig nichts All gemeines zu erklären. Die von, Hrn. Vorredner soeben ausführ lich behandelte Frage der Beteiligung des Staatssiskiis als Eigen tümer von Kohlenfcldern an den Kosten der Arealbeschaff,n,g wird in der Deputation noch näher zu besprechen sein. Mit dem im Dekret näher begründeten Bau der Linie Priestewitz—Radeburg wird sich, so hoffe ich, das hohe Hans ei» verstanden erklären. Auf den Entschluß der Regierung, Jhnci trotz der gegenwärtigen mit aller Wucht auf Einschränkung der Staatsausgobcn hindrängenden Verhältnisse diesen Bahn bau zu empfehlen, war von wesentlichem Einfluß die in bin dender Form erklärte Bereitwilligkeit der Interessenten, die Kosten des vanderwerbs zu übernehmen. Las nach den Erhebungen der Regierung anzuerkennende wirtschaftliche Bedürfnis für den Bahnbau wird durch diese Opferwilligkeit der Interessenten in überzeugender Weise bestätigt. Be, der Beratung des ersten Eisenbahndekrets am 18. Januar d. I. war von mehreren Rednern hier im hohen Haufe im Hin blick auf den Etat 1916/17 darüber geklagt worden, daß die Re- l gierung für den Bau neuer Eisenbahnlinien zu wenig Mittel bereitgestellt habe. Es wurde dabei auf Preußen verwiesen, wo nach der Thronrede für den Ausbau des Eisenbahnnetzes be deutende Summen verwendet werden sollten. Ich konnte mich damals zu den preußischen Eisenbahnplänen nicht näher äußern, weil der Entwurf des preußischen Eisenbahnanleihegesetzes für 1916 noch nicht nicht erschienen Ivar. Dieser Entwurf ist erst vor kurze», veröffentlicht worden. Danach sind allerdings bedeutende Beträge für Verbesserungen an bestehenden Bahnlinien und für die Beschaffung von Fahr zeugen eingestellt worden — für diese Zwecke sieht ja auch der sächsische Etat erhebliche Aufwendungen vor —. Dagegen sind in den, preußische» Entwürfe Postulate für neue Eisenbahn linien nicht enthalten. Die Begründung sagt hierzu, daß mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Verhältnisse vou der sonst üblichen Einstellung von Mitteln zum Bau neuer Bahnen behufs weiterer Aufschließung des Landes Abstand genommen werden müsse. Auch in den süddeutschen Staaten ist, wie ich schon bei der Be ratung an, 18. Januar d. I. mitgeteilt habe, während des Krieges der Bau neuer Eisenbahnlinien nicht vorgeschlagen und nicht be schlossen worden. Tie sächsische Regierung ist also die einzige, die in der jetzigen Kriegszeit mit Forderungen sür neue Eisenbahn linien — und zwar in einer Gesamtlänge von rund 37 km — an den Landtag herantritt. Das ist um so bemerkenswerter, als es gerade in Sachsen, das bekanntlich unter allen deutschen Staaten das dichteste Eisenbahnnetz besitzt, am ehesten gerechtfertigt erscheinen könnte, während des Krieges in, Baue neuer Bahnen eine Pause eintreten zu lassen. Wenn die sächsische Regierung dies nicht tun will, so geht daraus unwiderleglich hervor, daß gerade die sächsische Regierung sich in besonderer Weise die Pflege des Verkehrs an gelegen fein läßt, wo cs immer nur möglich ist. Ich sage das, weil hier und da Anschauungen, auch in dem hohe» Hause, laut geworden sind, als ließe es die Regierung an Sorge für den Verkehr fehlen. M. H.! Ich nehme an, daß das hohe Haus der Regierung sür das Vorgehen im Bahnbau, das jetzt im Kriege einzig dastcht, Dank wissen wird, und hoffe auch ander seits, daß die hohe Kammer den Verhältnisse,, Rechimng tragen ,md »„Hinblick auf den Ernst derLage, der sich auch in fmcmzieller Hinsicht täglich mehr und mehr fühlbar macht, von weitere» An forderungen in bezug auf Eisenbahnbauten absehcn und sich mit dem, was die Negierung vorschlägt, genüge,, lassen wird. (Bravo!) Vizepräsident Opitz (kons.): Für die Linie Borna bei Leipzig—Bad Lausigk-Großbothen seien ja im großen und ganzen die Verhältnisse nicht imgünstig. In dieser günstigen Entwicklung sei nur insofern eine Störung und Unterbrechung cingctreten, als infolge der Erwerbung der Kohlen felder feiten des Fiskus sich diese Verhältnisse einigermaßen ge ändert hätten, indem die privaten Kvhlcnwerke erklärt Hütten, cs habe sich nunmehr auch in entsprechendem Maße der Staat als Besitzer der umfänglichen Kohlenwerkc mit an der Ausbringung der Mittel zu beteiligen. Tas Finanzmünsterium habe sich aber nicht entschließen können, seinerseits als Kohlenwerksbesitzcr irgend welche Beiträge zu leisten. Als Grund dieser ablehnenden Hal tung sei angegeben, daß einerseits die staatlichen Kohlenfelder nicht unmittelbar an die neu zu erbauende Bahn zu liege» käme» und daß eine Verfrachtung der dort in Frage kommenden Kohle» kaum einen nennenswerten Unifang annehmen werde, da ja i,, der Hauptsache jene Kohlenvorräte für das zukünftige staatliche Elektrizitätswerk benützt würden und infolgedessen ihre Verfrach tung außer Frage stehen würde. Er könne nicht anerkennen, daß die Staatsrcgierung in dieser Beziehung das nötige Entgegen kommen gezeigt hatte. Ein sehr großer Teil jener Vorräte werde doch au Private abgclassen und infolgedessen versrachUt werden müssen, und so liege es ohne weiteres auf der Hand, daß der Vorteil, der dem Fiskus als dem Besitzer jener Kohlenwcne durch den Ausbau jener Bahn erwachse, durchaus kein unerheb licher sei. In beide» Beziehungen müsse er bestreiten, daß der Staat es mit Recht ablehne, entsprechende Beiträge zu zahlen. Wem, einmal der Grundsatz ausgestellt worden sei und mit Recht aufgestellt worden sei — und er sei einer der ersten gewesen, der ihn vertreten habe —, daß es sür zukünftige Bahnen als Ncg l zu gelten habe, daß die Beteiligten zu gewissen Beiträge», sei cs an Grund und Boden oder an baren, Gelbe herangezogcn werde» müßte», so müsse auch der Staat als gewerblicher Unternehmer für sich die etttsprechcnde» Folgerungen daraus ziehen, und das könne im vorliegenden Falle zweifellos nur ergeben, daß sich der Staat seinen Verpflichtungen, als Kohlenwerksbesitzcr wie alle anderen Kohlemverksbesitzer zu den Koste» beizutragen, mit Recht nicht entziehen könne. Er gebe sich also dcr Hoffnung hin, das Fincmzministcrium werde cs nicht unterlassen, diese Frage noch mals in reifliche Erwägung zu ziehen und sich offen zu dcr Ver pflichtung zu bekennen, für diesen Fall die Mittel bercitzustellem Abg. Rentsch (kons.) gibt seiner Freude darüber Ausdruck, daß der Hr. Finanzininistcr nicht der Meinung sei, daß eine Pause im Eiseiibahnwcsen iu Sachsen emtrcten dürfe, weil das sächsische Eisenbahnnetz bereits ein sehr dichtes sei. Er möchte darauf Hinweise», daß Sachsen das dichtbevölkertste Land Deutschlands sei und daß es infolge dessen »och viel Bahnen brauche (Sehr richtig! links), ganz be sonders zum Wohle unserer hervorragenden sächsische» Industrie. (Sehr richtig! links.) Zum Dekret selbst bemerke er, daß er viele Jahre hindurch die Petitionen um Erbauung einer Nordostbahn als Berichterstatter behandelt habe. In dem Dekret Nr. 22 komme aber die Meinung der Deputation, wie sie früher immer zum Aus druck gebracht worden sei, nicht genügend zum Ausdruck. ES fei früher bei diesen Petitionen immer der Grundsatz geltend gemacht worden, daß man erstens die Städte verbinde» möchte und zweitens eine möglichst gerade Linienführung zu finden suchen möchte. Er bitte, an diesem Grundsatz fcstzuhalten, um Mißdeutungen von vorn herein zu vermeiden. Er sei der Meinung, daß es wohl auch möglich sei, die Stadt Radeburg vollspurig cmzuschließcn. Wen» die Deputation mit den Vorarbeiten der Strecke von Radeburg nach Priestewitz einverstanden gewesen sei, so sei sic damit noch keineswegs schon mit der Liniciisührmig an sich einverstanden gewesen, sondern sic habe sich Vorbehalten, die Regierungsvorlage »ach ihrem Ein gang eingehend zu prüfen, und man werde in der Deputation Gelegen heit haben, sich darüber auszusprechen. Wenn nun die Regierung immer und immer wieder sage, daß die Nordostbahn für den Güterverkehr von Riesa aus keine Bedeutimg habe, so stiegen ihn, doch einige Bedenke» auf. Und wenn es im Dekret ideiter heiße, sie Bahn solle nur überwiegend öffentlichen Interessen dienen, so frage es sich, in was denn die überwiegend öffentlichen Interessen .eständen. Er meine, man sollte mehr Rücksicht nehmen auf die wirklichen örtliche» Interessen, und die beständen entschieden oarin, daß man möglichst schnell in die Nachlmrstüdte gelangen könne, wenn man etwas Dienstliches oder Amtliches zu verrichten habe, und möglichst schnell wieder nach Hause an die Arbeit. Wenn man sich die Linie selbst, wie sic von Radeburg jetzt nach
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