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Der Grenzbote : 08.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1836929153-189609084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1836929153-18960908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1836929153-18960908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDer Grenzbote
- Jahr1896
- Monat1896-09
- Tag1896-09-08
- Monat1896-09
- Jahr1896
- Titel
- Der Grenzbote : 08.09.1896
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Der Grem-Dote. WochenöLatt für " Adorf, M-Wer, Marknenkirchtn, Krombach and das obere Kogtland. 61. Jahrgang Redaktion, Druck und Verleg von Otto Meyer in Adors. Dieses Blatt erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag 2 Uhr und kostet vierteljährig) I »F 20 bei Vorausbezahlung Inserate werden mit 10 Pf. pro 3mal gespaltener Korpuszeile berechnet. — Annahme der Inserate spätestens Nachm. 5 Uhr vor den Erscheinungstagen G 106.Dienstag, den 8. September 1886. Rundschau. Breslau, 5. Sept. Der herzliche Empfang, welchen das russische Kaiserpaar schon bei seinem Eintreffen seitens der hier zusammengeströmten zahllosen Volksmenge gefunden halte, die bis zum Landhause bis zur Abfahrt der Majestäten dicht gedrängt dastand, und die den ganzen langen Weg zum Paradefeld wie lebende Mauern, deren erstes Glied die Kriegervereine bildeten, umsäumte, gestaltete sich beim Vorüberfahren der beiden Herrscherpaare zu einer wahren begeisterten Kund gebung. Als die Majestäten auf dem Gandauer Felde, wo die Parade des 6. Armeekorps abge nommen wurde, eingetroffen waren, stiegen beide Kaiser zu Pferde, um die Fronten der beiden Treffen abzureiten, während die Kaiserinnen, von einer zahlreichen und äußerst glänzenden Suite umgeben, sich zu Wagen dorthin begaben. Beim Eintreffen der beiden Herrscher bei den einzelnen Regimentern intonirten die betreffenden Kapellen die russische Nationalhymne. Nach dem Abceiten der Fronten erfolgte zweimaliger Vorbeimarsch der Truppen, welchem Kaiser Nikolaus, der links vom Kaiser Wilhelm hielt, mit großer Auf merksamkeit folgte. Bei dem Anmarsch des Gre nadier-Regimentes „Kronprinz Friedrich Wilhelm" setzte sich Kaiser Wilhelm an dessen Spitze und führte es »Kaiser Nikolaus vor, welcher alsbald fein Kaiser-Garde-Grenadier-Regiment dem Kaiser Wilhelm zwei Mal vorüberführte. Der erste Vorbeimarsch der Kavallerie erfolgte im Trab, der zweite im Galopp. Das Truppendefilee wurde von je einem Zug der Leib-Gendarmerie und dec Leib-Garde der Kaiserin eröffnet. Da nur 15,800 Mann Infanterie, 1100 Mann Ka vallerie und 186 Geschütze an der Parade Theil nahmen, bildete das Gandauer Feld einen schönen, übersehbaren Rahmen. Die Straßen der Stadt gleichen einem Fahnenwald; an den Häusern und zwischen den Masten ziehen sich herrliche Laubgewinde aus Tannen- und Eichen laub hin. Unter den Fahnen sind im Allgemei nen die deutschen, preußischen und die Breslauer Stadtfarben vorherrschend, während die russischen Farben, besonders in der Umgebung des Landes hauses sichtbar sind. Das letztere selbst ist reich mit russischen Fahnen geschmückl und trägt auf dem Hauptsahnenmast die russische Kaiserflagge. — Beim Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe fand eine Konferenz der hier anwesenden deutschen und russischen Staatsmänner statt. — Der Czar hat sich dem deutschen Botschafter Fürst Radolin ge genüber in überaus befriedigter Weise über den herzlichen und großartigen Empfang ausgesprochen. Görlitz, 7. Sept. Heute Vormittag um 10 Uhr traf der Sonderzug mit den Fürstlichkeiten und den hohen Offizieren hier ein. Dieselben fuh ren direkt nach dem Paradefeld. Um 10 Uhr 40 Min. traf der Sonderzug mit den deutschen und russischen Majestäten und dem russischen Gefolge hier ein. Die beiden Kaiserinnen verließen sofort den Bahnhof, wogegen Ihre Majestäten der Kai ser und der Zar die zum Empfang Erschienenen begrüßten. Auf die Ansprachen des Fürsten Hatz- selh und des Oberbürgermeisters Buechtemann dankte Se. Majestät der Kaiser mit kurzen Wor ten vom Wagen ans. Unter der üblichen Zere monie fuhren sodann die Majestäten in zweispän- nigem Wagen unter Eskorte der Leibhusaren durch die festlich geschmückte Stadt nach dem Parade feld, wo die Parade kurz nach 11 Uhr ihren An fang nahm. — Zur Verabschiedung des Kriegs Ministers v. Bronsarl wird der „Pos. Ztg." noch geschrieben: Bei den Festungsmanövern in Thorn entwickelte der Kaiser über die Befestigung großartige Ideen. Die Generäle stimmten denselben bei, nur Bron- sart v. Schellendorff lächelte und führte den Ko stenpunkt in's Treffen, worauf der Kaiser erwi derte: „Wenn ich aber die Aufbringung der Ko sten befehle?" Darauf antwortete Bronsart: „Dann sind sie auch noch nicht da!" Nun stellte sich der Kaiser salutirend vor den General und sagte: „Hat der Kriegsminister Sr. Majestät noch etwas zu befehlen?" Man glaubte in Offizierskreisen schon damals fest au den Abgang Bronsart's. (Jedenfalls gut erfunden). — Die Meldung von der erheblichen Er krankung des Finanzministers Dr. Miquel wird als unrichtig bezeichnet. Der Minister befindet sich auch gar nicht in Schlesien, sondern seit drei Wochen in Wiesbaden zur Kur, wo sein Befinden sich wesentlich gebessert hat. — Dem allgemeinen Verbände der deutschen landwirthschaftlichen Genossenschaften gehören zur Zeit 24 Verbände und 3633 Genossenschaften an. — Der „Post" wird aus Konstantinopel ge schrieben : Das offizielle Griechenland giebt sich Mühe, seiner Zufriedenheit mit dem Erreichten Ausdruck zu geben und den Erlaß des Jrade des Sultans als einen Sieg zu feiern. In Wirklich keit ist man jedoch mit Vieser Lösung nicht sehr zufrieden. Man hat ausgerechnet, daß der kreti sche Aufstand Griechenland (die griechischen Ko lonien im Auslande eingerechnet), bis jetzt 36 Millionen Fres, kostete und trotzdem die Annexion der Insel, das Ideal der Griechen, nicht erreicht wurde. — Der sozialdemokratische Abgeordnete Lieb knecht hat, wie dem „Hamb. Korresp." aus Lon don geschrieben wird, aus Offenbach ein Mani fest an die englischen Parteigenossen gerichtet, in welchem sich folgende Stelle findet: „Wahrhaftig", schreibt er, „wenn die Bevollmächtigten des inter nationalen proletarischen Kongresses bereits im Besitze der Macht wären, die sie bald besitzen werden, so hätte der Londoner Kongreß in eini gen Tagen, ja, in einigen Stunden, nicht allein die unsagbare orientalische Frage, sondern auch die Dutzende anderer, mehr oder weniger bren- Uenden Fragen zur Befriedigung aller ehrlichen Männer und Frauen gelöst." Als solche Fragen bezeichnet Liebknecht, außer „den armenischen, ma zedonischen, bulgarischen und kretischen Streitig keiten und Greueln, die elsaß-lothringische Frage, die egyptische, die abessymsche, die polnische, die französisch-italienische, die irische, die magyarische und slavische Frage usw. usw." — Wer denkt da nicht, so bemerkt der „Hamb. Korresp." dazu, an den berühmten Redner, der erklärte: „Wir müssen heule Abend die soziale Frage lösen, und wenn wir die ganze Nacht darüber aufzubleiben hätten?" Berlin, 7. Seplbr. Der Kaiser von Japan spendete zur Unterstützung der Hinterbliebenen der aus dem „Iltis" Verunglückten 100 Jens (4200 Mk.) Straßburg, 7. Seplbr. Wie das Els. Journ. aus Markirch meldel, sind gestern die Reichslagsabgeordnelen Bebel und Bueb, welche an einer auf französischem Boden geplanten Volks versammlung theilnehmen wollten, aus Frankreich ausgewiesen worden. — In der Kcupp'schen Gußstahlsabrik kam man einem Verrath von Fabrikationsgeheimnissen auf die Spur, besten sich ausländische Angestellte schuldig gemach! haben. Infolge dessen wurden sämmtliche ausländische Beamten und Arbeiter entlassen. Kiel, 5. Septbr. Das Zarenpaar trifft Dienstag Vormittag hier ein und fährt aus dem Wasserwege nach Hemmelsmark. Unser Kaiser paar wird ebenfalls Dienstag hier erwartet. Köln, 5. September. Die „Köln. Ztg." berichtet aus Belgrad: Auch gegen mehrere hoch gestellte Civilbeamte, darunter der Leiter der Postverwaltung, ist wegen anrüchiger Verbin dungen mit Milan Untersuchung eingeleitet. Die Behörden erhielten die vertrauliche Weisung, Milan, falls er irgendwo an der Grenze auf tauchen sollte, zurückzuweisen. Posen. Auf der Bahnstrecke Dombrowa- Rozdzin wurden drei verdächtige Russen von ei nem russischen Doppelposten festgenommen. Die Verdächtigen sollen bei ihrer Verhaftung ange geben haben, daß sie von einem sibirischen Flücht ling beauftragt worden seien, nach einem auf der Bahnstrecke liegenden Schatz zu graben. — Wo will das hinaus? Die Juden suchen in neuerer Zeit Herr des Grundbesitzes zu werden. Es sind noch nicht 40 Jahre her, seit Juden Grundbesitz in Böhmen, Ungarn und Galizien erwerben dürfen und doch gehören ihnen heute in Ungarn und Galizien schon 70 Prozent des gejammten Landes. In jüdischen Händen sind z. B. die besten Weinlagen Ungarns, ohne Juden ist Tokayer oder Rusterwein nur schwer zu be kommen. Die prachtvollen Waldungen Ungarns sind, seit sie Juden zur Ausbeutung überlassen wurden, fast völlig ruiniert. In Böhmen besitzt der Wiener Rothschild bereits siebenmal soviel Ländereien wie die Kaiserliche Familie. Und da wundert man sich, daß der Antisemitismus in Oesterreich so gewaltige Fortschritte macht. Frankreich. Der Pariser Stadlralh er mächtigte seinen Syndikus und den Seinepräfekten, alle Ausgaben vorzunehmen, die der Czarenbe- such erfordern wird, nur Chausse und Colly, die lustigen Personen der Sozialistenpartei, erhoben Einspruch. Chausse rief: „Hätten wir das ganze Russenvolk im Stadthaus zu empfangen, würde ich Alles bewilligen, für den aulokratischsten aller Czaren bewillige ich Nichts." Colly verlangte, daß man ihm zuerst den Bundesvertrag zeige, dann bewillige er Geld, eher nicht. Paris. Der Kaiser von Rußland wird die Arbeiten für die Ausstellung des Jahres 1900 einweihen. Als Glanznummer des Fest programms wurde die feierliche Grundsteinlegung der monumentalen Scinebrücke ausgewählt, welche den Jnvalidenplatz mit den epysäeischen Feldern verbinden soll. Der Czar wird den ersten Stein in den Gcund senken. Paris, 7. Sept. Alle Blätter, mit Aus nahme der sozialistischen und international gefärb ten, begrüßen die vom Minister des Innern Bar- thou verfügte Ausweisung der deutschen sozialde mokratischen Reichstagsmitglieder Bebel und Bueb mit großer Genugthuung. London, 7. September. Wie verlautet, hat Lord Salisbury die Absicht, dem Zaren in Bal moral folgenden Plan zur Lösung der orientali schen Frage vorzulegen: Theilung der Türkei, Verwandlung von Konstantinopel in einen Frei hafen. England beanspruchte nichts, sondern wolle sich mit der Regelung seiner Stellung in Egypten begnügen. Petersburg, 7. Septbr. Bei Besprechung der Kaiserzusammenkunst in Breslau sagen die „Nowosti": Rußland und Deutschland sind an der Aufrechterhaltung des europäischen Friedens interessirt. Nur unter der Voraussetzung der Erhaltung des Friedens können sie einen großen Theil ihrer Streitkräfte zur Vermehrung ihres Einflusses im äußersten Osten verwenden. In diesem Sinne müssen wir jedes Anzeichen freund schaftlicher Beziehungen zwischen Rußland und den Nachbarreichen würdigen. Die Zusammen kunft rn Breslau ergänzt diejenige in Wien; beide zusammen geben Zcugniß von einer be- merkenswerthen Besserung der internationalen Lage in Europa.
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