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02-Abendausgabe Dresdner neueste Nachrichten : 29.08.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-19090829020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-1909082902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-1909082902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-08
- Tag1909-08-29
- Monat1909-08
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SIEZHner NTstefte Nakhrikhfän Nr. ke 100 000 iägllc Somttas ZU Ast( I gis-C Ki »J- -»J sit-einein Unabhängige Tageszeitung Monument- Es( Ascesi-arg: JOIUT such in Sternen, Yes Atropos-IF: Richard Ihjssz Elbe— ekkphz gen-d Hamburg: Wilh. how» Hamburg: Pr- Xlezseszs stach-»F: Paulpaotokp Vorks Irnachall. Ekzjzs Zu Attsaalimefksckzea Hast-sever- Frjtz Es» Kisl:G..l.Bakgum.Hgk,jN Ziel: E. Mordhdksh As« Konstanz: sengexköntu Bahnsnediteurasldbojk lscssakqukfdlensjelsohnjzzz Lsipssacisphleussinexitzk Ulbsc : jk m. vkhmisjk , Tldlunskenhekgxgzzl 111-schon: Fisch« E H« Nürnberg: 11. bin» dass-barg: Albert H« Otlorborxy l 11. blau-M· Oiwlöcikkus Bahn-Mk« Ockouat K. Pörster Paris: Gwgtav Knsuekkjqj 5 Ruo Geossroydlarjsx pokus: Prouslenreiikhkc « »Sie-s: Ernst G. Fritz « a. Lager u. Stamm-zip, Stettin: Alster! Brandy ( » Leopold Ewald » Th.Linrlecihqrz.s,gggk« » J. G.FVelss, gez» szczslkowst H. blendet warne-stünde: Aue. De: Wie-bilden: W. Rappen 775 certain-nor. Cato!- taelao Les-tm Bedienung-weise, f( IS Kandel: In. isblchet « Albektbkücke. Tat: starb-us. Tal. 241 Amme-Ists. As. Tal. WMSIL kluger, zunt skotzkurfe des Si reich, Schayexjtknfze 21, geh-· Zllkau wolle lncrbri beachten, ltosteapkels zum Verkauf : Rechnungskomtnjsfnk sey« in Weisswai unt-arbeiten, Schürzen. xlitått T lasen nnd Sticleeke »en Preisen. is, 52 Am see s: Hex. An: Sonnabend xxcsckli IS Mk. Anzahlung Woche 1.50 Mk.Al"-z. Bettstellon »i- Rats-atmen, lloitlerschranlg list-h, stüliltz Kommoclez Spiegel, lliclmnsohranlg Giotto-frisch, Eiche-ist«« . ssklioiikelition Ums Aszshtupg etsts s» t . B5 M »oliuliwarsn szahlung 5 - i e Kolouelskkk kostet für Dresden m: kkvssflvffklxxt gauswärts If) Pf» für das Auslandnzctzlkoztik kivellenfatz CAN. Die zwekfpaltigepieklameäeile fürs-Dresden oval-Uebung 1 Mk» für aaswätts l» i. Bei Wieder. Instit« lIUD Jnzresnmiätzen Rabatt nach Texts. Epime- Whw z» Pf. use-are von auswättp werden nur qeqeu »mä,g9zqhlung aufgenommen. Für das Etfchelneu u kftimmten Tagen und VIII« UND Mfbt qarantterh Tele- Wschcttufgabe vonsnictstsv UtlsUläiflq«. Unsre Dresdner »« auswärtigenAnnabmestellety sowie fümtlicheslnnoncens spkpitionen ikn It» und Ausland nehmen Jnferate zu - Originals-reifen nnd irabatten an. In Dresden und Lororten monatlich 00 Pl» pro Quart« hsp sit. frei Haus, durch unsre Provinz-Minuten monatlty ss M» pro Ouaktal US Mk. frei Haus· Mit der Beilage »Ist-Insekt- Reuefts oder m« der Beilage »Drechs- Klieqeude Stätte:- le 15 Pf. pro Monat mehr. Post est-Lin Deutschland« und den ventlchcn Kalt-nieste· 111. A m ,Jllustr.l2cue·ste« ist-matt. OR» pro Quart. 258 Mk. · K ohne Mast. Beilage , CI «, , « 206 , · u Deseneisslliæane fass. A mtt«slluftr. Hättest-« monatlch m» pro-Quart. Mk Or. Kling-Z ohnesllnftn Beilage · 1.42 . . css , us« v·- susims pp: see-u« .pk· wiss» m. Im, Hin-». 10 ist. Der Jener Propellerbrukly De» Berlinern geht es, wie vordem ihren: Bürger ister Kirfsdtiet Sie konuen warten. Oder müssen? m· Tkxs ganze rieiiae Pienfcheiiaiifgebot zum pspng des Luitichiffes am· Sonnabend war um sp D« ~3cppelin III« liegt in der Nacht zum niiiaa in Bitterield vor Hinter, und erst heute rden die Berliner vorausficbtlich auf ihre Kosten »Um-n. Die werden zwar doppelt fein und dreifach. »das wird alle«freiien, die im glücklichen Besitz »; Berliner Oiilnidus- und Automobilaktieii find, Hkx dem Wohle de! Tta·mbakinkasien. wie über »» irgendwelcher nuvbringender Fahrzeug« die » Gzgkkkwind hindert, die Fahrt nach dem Schick;- atz km paarmal an zwei Tagen du machen, eine g» Freude haben. ——·· Es war, als hätte Bayern »; eigenen, ein wenig partiknlariitiichen Wind da eingesetzt, um den Berlmern bei dieser Gelegen it einen kleinen, unschädlichen Verdruß zu machen. u Nürnberg an hatte der «Zeppelin III« scharfen genwind und fuhr langsam. Schon in unireri eigen Ausgabe ließen wir keinen Zweifel dar· «, daß nach den vorliegenden Drabtmeldungen line Aussicht mehr sei, daß der Luftlreuzer noib am lonnabend mit dem Grasen Zepoelin an Bord sich kim Kaiser mclde Inziviichen kam von dem Wolfs iureaii die irrtiiinliche Nachricht, daß das Lastschiff kkpkge eines zweiten Propellerverliiites in derGegend iiiAitendiixa fcitliear. Diese Meldung konnten irdurch eiy Extrablatt aufkläretn das iinmerbin be. Wie, daß ein Propeller zwar verloren, docb die ihn, wenn auch langsam, ungehindert fortgesetzt Erde. Unsre Gedanken find in Bitterield Bei dem km, der nacb schweren Enitäuschunaem mancher We, mquch gehäsiiaem Urteil, das einen alten, uderlicben Querkovs noch vor wenig Jahren aus pmqchen wollte, so viel in diesen Tagen aufs Spiel stehen genötigt ward. Deoesche nach Depesche läust liider den Flug dieses Schiffes. Ungezählte Wiß ssietigc fragen und fragen: »Wir ist der »Jetzt-e lIIP jetzt?« »Und kommt er heute noch nach rlin und wann» Es ist, als wäre diese Fahrt nach itlin der Erfolg an fiel) und jeglicher Mühe Preis. Idei steht dieser tapsere Mann von siebzig Jahren, Ichgcschwächt von der Krankheit der letzten Wochen, cnicdt bedenklich, does) auch auf einem sirnenGreise swerer lastet, denn auf einem Jungen, und läßt ge ildig all den Fabel, all die Neugier und die ganze wiiber sich ergeben. Man fragt sich: War es wohl di zu vernteideiy daß diese Fahrt nicht programm nåss mit einer großen Verspätung und nach viscbensällen erst zum Ziele führte? Fragt sich Eiter, ob die Riicksicht auf das Verdienst und das ier des Grasen Zeppelin nicht hätte sagen müssen: » sen Patriotismus und die berechtigte Freude und sWüitsche der Berliner und des Kaisers in Ehren l aber der Luftkreuzer ~Zevnelin III« und um den Kreuzturin Von: Erhabenen zum Lächerlicheii ist nur »ein dritt- Eine alte Wahrheit Aber darum doch· nicht cnder wahr. Da geht es in diesen Tagen wie» ein cktttscher Strom durch alle Gane unsres detktichkn iterlandedi Bis in die kleinste Hütte hinein, in it, vor der Welt versteckte Täler dringt das Wehen ier neuen Zeit. Von den sausenden Propellern ILUitfabrzeuge geht dieses Wehen aus. Und iii I! Wird, was bis vor wenigen Monden noch ein iexhastcs Wunde: war, diitzcndc Wirklichkeit. Ei« Wirt) der Begeisterung geht durch die Lande. Eine Eine, krastvolle Begeisterung wie sie einst Anno M kmire Vater dank-zitterte. Aber eine Begeistes Fug, die vielleicht noch schöner ist als jene. Denn sie nicht Vklchattet von schnierzlichen Erinnerungety Indem Gedanken an vergossenes Blut. Sie ist auch G! gebannt iii die politischen Grenzen eines einzigen mirs. »Denn so sroh wir auch bekennen dürfen, das; V« friedlichen Eroberung der Lust das stolze Wort: iilikschland in der Welt voran« wieder einmal THE GOUUUA gewonnen hat, so einzig der Mann ; i« NOT« heute aus aller Lippen ist, so zeigt uns doch likkltgwvche in Reims mit ihren großartigen Gr- SM Oltckxklngehörige beinahe aller übrigen Kultur llik is! fteberhasteni Wettstreit um das neue Reich. »Aber, wie gesagt, vom Erhabenen zum Lacher-E e« ist nur ein Schritt. Während ganz Deutschland spFkMbietSpannung diesem Kainpfe folgt, während sfondete die Millioiieiistadt an der Spree seit II« schvn von einem wahren Fieber durehriittelt ist, Zevpelin nnd seinem Werke gilt, haben andre Akte« andre Sorgen. nättat da in unserm Grzgebirge an der Zwickauer snett und sriedlig ein Städtchen mit dem Mit» Namen Aue. ie Stadt re i sich aus ihre »: Jtäftia Sie hat eine starke Industrie, hat ZJCIZTISTLIJM Biaschinenbauanstalten und mecha ißt Ekkttuitcn aller Art. Dießiirger schasseir Uänsls Gtirtley Klempner oder auch als Wäsche « tm. Sie machen Stühle, arbemPseisenkdpse HEXE! so. dafür, daß wir im nde draußen auch siden kennen. w» UND, io lobenswert es sein mag, ist aber «· Ukchts Besonderes. Dieses Besondere, das l Urteil-ist, dem freundlichen Städtchen heute ein. MUZ Väfltch zu machen, ig vielmekr etwas. « is tust-that uiimnch au cis-ehe exscduxa Größte Auflage in Sachsen. Redaktion nnd Hanptgeschäftsstelle Ferdinandftraße 4. Fernsptecherg Reduktion Nr. ExpLtjp-n»Nr. 4571. Berlaq 11. ~Zeppelin. til« auf der Fahrt nach Berlin. Weiter-fahrt über Leipzig. - Landnng in Bitterfelik - Fahrt nach Berlin aufs » Sonntag früh verschoben. wa r nicht auspro b i e r t. Die Zuverliissiakeit der Propellety die vielleikht der srhnellen Umdrehung zuliebe von den Ingenieuren sehr leicht izu leichtxsi konstruiert sind, war so wenig erprobt. wie die neue Bandübcrtragunm anstatt der Zahnräder. Das Luft schisf war überhaupt nicht aevriift Wa' r e e s nicht klug und rücksichtsvoll und darum patriotisch gewesen, den Grafen nicht zu drängen, das Luftschisf erst auszupros bieten und so den glatten und pro grammgemiitzen Verlauf nach Berlin nach Mensehenmöglichkeit zu sichern» Diese Frage wird jedermann besahen, der nicht nur imit den Augen des Neugierigein sondern mit war mer, here-lieber Teilnahme das wundervolle Schicksal dieses Mannes verfolgt, dem heute ganz« Deutsch- Tand zuiubelh wie es seit des Reiches Erstelmng viel leicht nur dem Ziinmerineister dieses im Boden fest gefügten Riesenwerkes wie es nur Bismarck zu aeiaigbzt bat. » spät. Das effektvolle Schauspiel lag Berlin näher am Herzen. Fast so nahe, wie unaezählten Hundert taufendcu im Reiche die Some um den Mann, der vor wenig Jahren noch ein kitmmerlicher Projekteni mache: denen galt, die heute einen Abaott aus ihm machen. II« Leipzigz Ganz links erheben sich die weißen Häuser: des sogenannten Meyer-schen Komplexes in dem tssundertc von kleinen Leuten ihre. Wohnungen aus· geschlagen haben. Die Zwischenräume zwischen den zahllose-n Essen auf den Häuser-n sind dicht von Men schen besetzt. Im Westen leuchtet in greller. blauer Schrift« neben einein Hause ein riesiges Plakat »Union«. Nach Norden zu dehnt sich das Feld un bebaut aus. Fauchend fährt ein Zug durch das Ge lände. Ein Schtthtnann zu Pferde reitet die Reihen entlang und gibt die Anweisung: »Wenn die rote Fahne am Flugsthiff hetauögesteckt wird, dann lan det es.« Die Menge, die um den Anker, in der Mit-te des Platzes, einen riesigen Ring gebildet hat, lauscht dankbar seinen Worten. Um 3 Uhr bringt ein Bote die Nachricht, das; »Zeppelin III« in VII-er dau gesichtet sei und unentwegt schauen die Opern gläser nach der Gegend, wo Zeppelin in den Wolken auftauchen muß. Gumtniballotis werden in die Luft geschleudert und zerplatzen unter den stürmt frhen Zurufen der Kinder: «Zeppelin ist geplatzt!« Der Eisverkäufer ist stark begehrt und auch dcr Obst- Haut-let. Damen spannen die Sonsnenschirmc auf, und so gleicht dass weite Feld einer Ansammlung von weißen, blauen, gelben, gestreistcn Seidenballoniietts, Die liebe Jugend ist unermüdlich tm Diskutiereic der einschlägigen Fachfrageky und viele Erwachsene, denen es zu lange dauert, haben sich, gleichgültig, ob männlichen oder weiblichen GeschlechteT ins Gras gelagert Selbst den jüngsten Familienfprossetc hat man nicht zu Hause gelassen. Die Photographeik schleichen gespannt umher mit ihren stamekasy be-» rett, zu knipseir. Von der Stadt fahren unentwegt Antos heran. Postkarten werden reißend verkauft. Ein Unterschied zwischen der ersten Landung des ~Zeppelitk« in Leipzig und der zweiten von heute ist allerdings bemerkbar: Das Publikum hat sich nicht so zahlreich eingefunden wie dass erstemal. Doch das ist kein Wunder. Damals hatte sich Zeppelin einen Sonntag ausgesucht zu seiner Landung, und wurde auf dem Meßplatzq in der inneren Stadt, erwartet. Bis nach Eutritzsclx dem heutigen Lan dungsplatze ist es aber eine gute Strecke weiter. Jn zwischclt ist ei«- ’-L-4 Uhr geworden. Ein leichter Bsind weht. siærzengerade steigt der Rauch der Essen in die Höhe. Um 944 Uhr meldct ein radelnder Schuh mann, daß Zeppelin iiber Gera gesichtet sei. Wj Uhr. Langsam sinkt die Sonne. Ein kiihler Wind weht. Da trifft um 4745 Uhr die Meldung ein, daß Zwenkau von ,Zeppelin III« passiert sei. Gleichzeitig kommt die Kunde: ~Graf Zeppelin selbst ist mit dem Kronprinzen aus Bitterscld auf einem Automobil in Leipzig einge tro ff en und will seinem Ballon bis sum Visite:- fchlachtdenktnal entgegenfabreir. Eine ungeheure Er- Wir vermissen an allen Stellen etwas von diesen Gefühlen und dieser Rücksicht. Man hat viel aufs Spiel gesetzh um diese Fahrt nach Berlin mit einer gewissen pro grammatischen Piinktlikhkeit zustande zu bringen. Was dabei gewagt wurde, war lauter kostbare-Z Gut aus dem Schatz des Grafen Zeppelirn Zwar zeugt gerade der Verlust der Proveller, nnd das; die Weiterfahrt dennoch ntöglirh war, für die Braurhbaw «keit und Tüchtigkeit der Erfindung Zevpelins nnd ihrer Ausführung. Dennoch wird die Verspätung von mehr als einem halben Tag den Effekt dieser Fahrt im Ausland erheblich her-absetzen. Und gerade das hätte sich wohl vermeiden· lassen, wenn der Lustkreuzep vor— der» ersten awisYJabM m« allen» Teilen hätte gusprobiert werden l nnen. Wer wollte sich des moralischen Siegez der großen Errunaenfchaft in Deutschland nicht freuen! Doch wer es am meisten tut, fürchtet auch am meisten den kleinsten Verlust an dem Prestige des Man nes, dem an feinem Lebensabend der große Wurf gelang. Der Aufenthalt des Grafen Zcvvelin in Berlin wird kurz sein· Am Bodensee wartet ein andrer Kaiser auf ihn als seinen Gast zu der Jahrhundert seier am österreichischen Seegestadr. Fast so wunder voll wie der Erfolg des technischen Gedankens ist die »Krast dieses alten deutschenGeneralT dem man keine »Seit läßt, müde zu sein· Und während Millionen in der Reichshauptstadt warten und warten, bis er kommt, und nur daraus denken, dieses Augenblickes teilhaftig zu werden, haben wir den stärkeren Wunsch und sicher mit uns Millionen im ganzen Reiche, das; die Fahrt nach Berlin und die Riicksahriwi glücklich vonstatten gehe, da ß Graf Zepue l i n s vor jeder Enttäuschnng bewahrt wer den möge. Freilich der Wunscln daß man ihm Zeit zur Probe und Ruhe gegönnt hätte, kommt zu Und diese hohe Schule hat die Stadt weit über die Grenze« unsres engeren Vaterlandes berühmt ge macht in den letzten Tagen. Es ist eine Art Universi tät. Zwar bei weitem keine richtige Universiät Nur eine hohe Schule für Blech Eine deutsche Fachschiile für Vlecharbeitcr und .Jnstallatenre, wce der offi zielle Titel heißt. Aber für die Bürger sowohl wie für die »Studentcn« hat die Schule die gleiche Bedeutung wie etwa die Alma mater für eine Stadt wie Jena. Für die Bürger insofern, als die hohe Schule des Vlechs für sie eine Nahrungsquelle ist, für die Schüler in der Hinsicht, als ein Teil von ihnen offenbar den Geist der hohen Schule lediglich im Komment erblickt. Jn der planmäßigen Ver tilgung von ~Ganzen« oder ~Halben«, im Auspaukeic von Bierjungen nnd andern schönen Dingen, wie sie das Leben eines rechten Studios verschönen. Ob die Burschen« von Aue auch regelrecht gepankt haben, ob sie sich den Schläger von Blech durch das flaum bärtige Antlitz zogen oder zur Ehre der Dame ihres Herzens auf krumme Säbel oder Lötkolben angetreten sind, meidet Frau Fama leider nicht. Dagegen weiß sie von andern harmlosen » Dingen zu berichten. Die Herren Studiosh die dort zu Aue an der Mulde in die Ge heimnisse der Vlechfabrikation eingeweiht werden sollten, paradierten des Sonntags auf dem Vummel stolz mit Band und Mütze. Sie ließen voller Stolz den BieZipfel zur Westcntasche herausbamtiielm sie hatten ~ erbindungen« geschlossen, wie sie auf jeder richtigen Universität oder Hochschule im Skhwange sind, und sonnten sich also im Glanz ihrer Farben wie in» den blanken Augen der erzgebirgiskhen Schönen. Sie ttäumten vielleicht sogar im Innersten ihres Herzens den Traum jedes echten Deutschen: dereinst als Dr. Bleoh oder Blechassessor in der Botanisiev trommel des Lebens zu prangen, herausgehoben und sichtbar ausgezeichnet vor den schlichten Meistern ihres Farbe-s. werden ließen und, gleichwie einst die deutschen Studenten in Prag, auszogen aus der Stadt, um irgendwo im Nachbarlandc eine neue Hochschule des Blechs zu gründet« Es fehlte gar nicht viel, so wäre der energische Direktor den Schülern geopfert worden. Was dann »die Schule noch wert gewesen wäre, kann jeder ver· Jrnnstige Vater sich ungefähr vorstellem Schließlich tat man das, was sogleich hätte ge« schehen solleu, nachdem die Beschwerden sich als un gerechtfertigt herausgestellt hatten. Die Schüler wurden in einem Ultitnatum aufgefordert, sich der Disziplin der Schule zu unterwerfen oder sich als entlassen zu betrachten. Die Folge war, daß ein Teil der Unzufriedenen austrat und mit einer kleinen Variante betrübt das alte schöne Studenten lied fingen konnte: »Blechern Phrlisterium nimmt mich-in dxirre»Arme.g« , . .- Die Vorgänge, die ich hier auf Grund der meinen Lesern ja bekannten Tatsachen geschildert habe, sind ungemein charakteristisch. - Die Moral daraus zu ziehen, kann ich den Kiefern, insbesondere den Familienviitern unter ihnen überlassen. Aber die kleine Tragikomödie in Aue steht doZ auch in einer gewissen Beziehung zu dem großen welt historischen Drama, das sich in diesen Tagen vor uns abspielt Da sehen wir einen Wahrhaften Helden der Pflicht, einen Mann vor uns, der wie selten einer seit den Tagen des Weisen von Weimar oder des Gifernen Kanzlers uns mit seiner Persönlichkeit die Wahrheit des Ausspruchs vor Augen führt, der da lautet: Genie ist Arbeit! Dieser Mann, dem seht eine schier überwältigende Fülle des Erfolges das »Alter noch bestrahlt, er ist der letzte, de: nicht an· Eerkennen würde, wieviel er bei— feinem Erfolge der Arbeit andrer verdankt. Der nicht gern und willig zugeben wollte, das; seine Erfindung im letzten Grunde nicht nur der Triumph eines einzelnen, nein, der Triumph der gesamten Technik ist. Der Technik, wie sie sich in der Gedankenarbeit genialer Konstrukteure piegelt, der Technik, deren letzter Erfolg in der ge schickten, sleißigen Hand des einzelnen Arbeiters ruht« Von der genialen Leistung Zeppelins wird die Technik, wird das Handwerk hell bestrahlt. Daraus sollte auch den Schülern der Technik, den Jüngern des Handwerks ein echter Stolz erwachsen. Der kSælddufzdgs eigene Kdnnen und die innere Tiichtigq e s sites-sehnt Es ist begreiflich, daß dies herrcnleben den jungen Blechschlilern gefiel. Es ist um so begreif lieber, als sie ja erst noch kurz zuvor als Lehrlinge, als Stiste de- Meistetg rauhe Hand. gespürt guten. Was Wunder, wenn sie in vollen Zügen den echer der Freiheit tranken! Dort) mit des Geschickeö Mächten ist leider - kein ewige: Bund zu steil-ten, und das Unglück schreitet schnell. De: gute alte Pro fessor, der nachsichtig über alle luqsjtdeseleien gelächelt Bette« xr sinke-when H» xtzxgsz Der neue Propellerbruely X A l te u b u r g, 28. August uachmittaqs 4 Uhr. Das Luftschiff bat zwilchen hie: nnd Krimmitfchau in der Nähe von Scbmöllu einen Proveller verloren und fährt langsam weiter. vermutlich sur Laudung in Leipzig. --- Ronnebnrg bei Altenburg, As. August. (Priv. sT e l. der Dresdner Nenesten Nachrichten) De: Ballon hat bei der Heilanstalt Tannenfeld einen linken vorderen Propeller ver loren und ist deshalb in sehr langsamer Fahr: weitergefahreik Wegen der immer langsamer werdenden Geschwindigkeit beabsichtigt der Ballon zu landen. Wo, ist noch sticht ausgemacht, ent weder in Leipzig oder in Ritter-seid, vorausgesetzh das; es gelingt, den Ballon bis Bitterseld zu bringen. Mit Rücksicht auf die langen Kreuzfahrtcii hat es sich als notwendig erwiesen, in Bitterfeld eine Nachfülliing mit Gas vorzunehmen. Da jedoch alle Vorbereitungen dazu bis ins kleinste Detail getroffen sind, so glaubt man, das; die neue Fiillitng höchstens eine Stunde ersordern wird. Weiterfahrt über Leipzig. Graf Zcpvclin und der Kronvrinz treffen ein. Leipzig, 28. August 5 Uhr 26 Miit. Das Licftfchiff erschien soeben über der Stadt msd fährt slqngimgc Eber Leipzig in uotldtvestllchcx liichnmg nztkgp Hfiitterfcld Eine Laut-mag bei Leipzig findet m i Mit. Von unserm Leipziger von-Mitarbeiter erhalten wir über die Ankunft Zeovclins über der Plitiße stndt folgenden ausführlichen Drahtberichn -w— Leipzig, Es. August. (Priv.-Tel. der Drcsdner Nenesten NachrichtenJ Um IXJZ Uhr dringt von der Stadt die Nachricht, daß »Sei-print IlI« im Süden gcfichtet sei. Im Nu hat fiel; das leere Lan dungsfeld wieder gefüllt. Die Mannfchaftem die zur Abspensung kommandiert sind, rücken in höf licher, ruhiger Form vor, und auch die Schntzleuth die zur· Verstärkung herangezogen sind, weisen das Publikum sanft zurück. Und es fügt fieh will»ig. Ueber die große Versammlung im Freien hat fich die Stille der Erwartung ges-reitet. Weit hinten im; Süden, wo man den Vallon erwartet, verfchwimant der Rathausturny das Wahrzeichen Leipzigs, am graublaiien Himmel, an den: nur hier und da ein zelne weiße Usdlkcheic auftauchen. Links vom Rat haustiirnk hebt sich der· rote Ziegelbau des neuen Schillergymnasixims ab, der Stolz und die Hoffnung Vibel heißt, ein neuer Herr kam in Acgvpten auf, der wußte nichts von Jakobs Söhnen. Der neue Direktor, ein offenbar sehr tüchtiger Mann, verfocht die Ansicht, daß die Schule vor allem und m erster Linie zum Lernen da sei, und führte ein heilsam strenges Regiment ein. Das war den Herren Studiosh die doch so meinten sie entrüstet der Zunft der Stifte längst entwachsen waren, sehr un angenehm Es nahm den Nimbus von den blond gelockten Häuptern, der diese in den Augen der Back fische der Stadt umschtdebt hatte, nnd hinderte die "liingliiige daran, ihre Persönlichkeiten auszulebetk Und hatte nicht der Weise von Weimar einst vor vielen Jahren schon gesagt: Höchstes Glück der Erden kinder ist doch die Persönlichkeit? Dieses höchste Glück also sollte den Blechschülern von Aue verküm mert werden. Was Wunder, wenn sie rebelliertenl Das ist weiter nicht ungewöhnlich, nnd selbst der Weg, den die Schüler schließlich heiraten, um ihren Willen durchzusehen, ist nicht übermäßig neu. Sie spielten nämlich einfach Streikenä Sie legten in corporo die Arbeit nieder, an der sie augenschein lich überhaupt keine libermäßige Freude gehabt hatten, und schrieben dem Kuratorium der Schule die Bedingungen vor, unter denen sie sich gütigst bereit» erklärten, die Schulbank wieder zu drücken. s Darob entstand und das ist nun das Origi nellste eine gcwaltige Aufregung in der Stadt. Das Kuratorium mit dem Regierungskommiffar an der Spitze trat zusammen, um mit den Ausständigeti zu verhandeln. Aus Chemnitz aus Dresden, kurz, beinahe aus ganz Sachsen eilten die Herren herbei. Sie taten übrigens nur ihre Pflicht, denn es hätten ja auch begründete Beschwerden vorliegen können. Zwei volle Wochen dauerte das Spiel. Die Streiten den waren die Helden der Stadt. In der Bürger« schctft wurde heftig Partei für und wider die Aus« ständigen genommen. Die Presse der Stadt ver öffentlichte fortlaufend Gxtrablätter über den Stand der Sache. Immer gewalttger schwoll denlüngs ltngen der Kamnu Sahen sie sich doch ietzt erst ge ybührend eingeschätzh sahen, wie kostbar ihre Persön flichkeiten für die Stadt waren. Nicht nur für die »kleinen blonden Mägdlein, nein, auch für ernste, ehrenfeste Bürger. enn was follte wohl aus der Stadt werden - so jammerte nicht nur die Fili hospitalix so klagten laut die Viert-Eiter und zahl reiche Gewerbetreibende der Stadt --, wenn die Aus« « etwa ihre furchtbare. Drohung sur Tat
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