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Deutsche allgemeine Zeitung : 28.11.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-185411285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18541128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18541128
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1854
- Monat1854-11
- Tag1854-11-28
- Monat1854-11
- Jahr1854
- Titel
- Deutsche allgemeine Zeitung : 28.11.1854
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Dienstag. Rk. 278. — 28. November 18S4 Die Zeitung erscheint MttLlu«nnhmedeS Montag« täglich und wird Nachmittags 4 Nhr auS- gegebcn. PkeiS für da« Viertel jahr 1'/, Thlr.; jede ein zelne Nmnmer S Ngr. Deutsche Mgemeiue Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit nud Gesetz!» Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch di« Srpedition in Leipzig (Ouerstraße Nr. 8). VnsertionSgebühr für den Raum eiuerZeile 2 Ngr. Deutschland. Preußen. Berlin, 26. Nov. 'Die ofsicielle Preußische Corre- spoydenz sagt: „Es kann uns in unsern Ueberzeugungen nicht erschüttern, wenn von einem Theil der Presse her sich ein vielstimmiger Chorus des Widerspruch- gegen den von uns angeregten Gedanken erhebt, daß die au genblickliche Lage der Dinge die Möglichkeit erfolgreicher FricdenSverhand- lungen nicht ausschließt und daß ein Eingehen Rußlands auf die bekannten vier Garantiebedingungen einen günstigen Anknüpfungspunkt darbieten würde. Wir halten die Ansicht fest, daß die Westmächte, trotz der kühnen Unter nehmungen der jüngsten Zeit und trotz der gewaltigen Anstrengungen, die sie zur Fortführung des Kampfes machen, den ursprünglichen Zweck des Kriegs — Erhaltung des Besitzstandes der Pforte und Sicherung eines dauernden Friedens im Orient — keinen Augenblick aufgegcben haben. Alle abenteuerlichen Combinationen, denen der russisch-türkische Zwist als Hand habe gilt, um, nach der Methode mittelalterlicher Adepten, das alle Eu ropa zu zerstücken und in ein Chaos zu werfen, aus welchem dann ein neues Staatensystem, nach irgendwelchem Phantasiemuster gemodelt, hervor gehen soll — alle solche Combinalionen können nur in den Köpfen politi scher Fanatiker ihren Ursprung haben, nicht aber in den Sphären der Ca° binete, wo man vor allem die Pflicht anerkennt, den gegebenen Verhält nissen und den positiven Bedürfnissen der Gegenwart Rechnung zu tragen, wo man die Verantwortlichkeit für ein Verfahren zu übernehmen hätte, welches die Ruhe und den Wohlstand der Völker für gewagte, in die Ne- beiferne hinausgreifende Spekulationen auf das Spiel setzt. Wol ist cs einleuchtend, daß weder Preußen noch irgendein Staat das Recht hat, den Westmächten die Bedingungen vorznschreiben, unter denen sie Frieden schlic- ßen sollen; aber es ist auch aller Welt bekannt, daß die Punkte, welche wir als geeignet zur Anknüpfung vou Friedensunterhandlungen bezeichneten, daS eigene, selbständige Progranim der westlichen Regierungen enthalten, über welches biSjetzt noch keine ofsiciellen Andeutungen von jener Seite her hinauSgehm. Vor allem aber legen wir darauf Gewicht, daß die das Augustprsgramm überflügelnden Projekte, welche in der Presse auftauchten, sich so vollkommen in den unermeßlichen Räumen der Phantasie verlieren, daß ihnen jeder Zusammenhang mit dem Gebiet der Wirklichkeit und vollends mit dem positiven Boden gouvcrnementaler Politik schlechterdings abzuspre- chen ist. Man glaubt seine StaatsweiSheit auf ein hohes Piedestal prak tischer Einsicht und kühner Entschlossenheit zu stellen, indem man erklärt, der im Orient ausgebrochene Streit könne nur durch die Waffen, nicht durch diplomatische Noten zum Austrag kommen; doch man vergißt, daß in unskrer Zeit das Schwert nur der Feder den Weg zu bahnen hat. Ob das Blut auch noch in Strömen fließe, die endgültige Feststellung der Frie- dtnSbedingungen wird nicht auf dem Schlachtfeld!, sondern in diplomati schen E-nferonzcn erfolgen, und, wie die Würfel des Kriegsglücks auch fallen »lögen, die Verhandlungen werden immer unter ähnlichen Umständen und zwischen denselben Faktoren staiifmdcn, d. h. vor den Augen des über sein Gleichgewicht wachenden Europa und mit der seiner umfassenden Vcr- lheidignngsmittcl bewußten Großmacht Rußland. Oder denkt man wirklich daran, einen Zustand der Dinge herbeizuführcn, bei welchem der Wille Rußlands nicht mehr in Betracht kommt? Ja, dann handelte es sich nicht um einen Gleichgewichts-, sondern um einen Vernichtungskrieg; dann gälte cS, ein in zwei Weltchcilen mächtiges Reich in Trümmer zu werfen und eine groß«, durch religiöse Baude zufammmgehaltem Nation in ihre Atome auhMtzn. Wir wöllen nicht untersuchen, ob- dieses Vorhaben die Eren, zen des Möglichen berücksichtigt; eö genügt unS zu wissen, daß dies nicht daS Programm der Wcstmächte sein kann, zu dessen Durchführung sie den Beistand Deutschlands in Anspruch v«h«m. Ihm Aufgabe kanu wol keine ander« sein als die, den Kampf im Orient durch einen Vertrag zu been de«, welcher dem erschöpfte» Europa eine« dauernden Frieden sichert. Zur Erm-ichpqg dieses Zwecks erscheint ihnen di« Herstellung Kes ftühern An standes ungenügend; vielmehr hab«» sie es für näthig erachtet, die Ordnung der orientMchpn Verhältnisse durch. Bürgschaften zu befestige, deren Grund- zM in den Augußporschläge» enthalten sind. Irre« wir nicht, so waren die kyhzM Unternehmuvgen und die güvattigon Rüstungen der füngsien Zeit ebyn »ur;ksraess hemchnet,. dem- wikenstrebvtden Rußland dir Austi-nmuyg zu jene» BoMlqgen ahzunöthjM- Wenn jedoch, wie man. in. unterrich teten Kreisen versichern hört, das Petersburger Cabinet durch freiwillige, rückhaltlose Annahme des Augustprogramms Wyen Zweifel darüber läßt, daß es dem Frirden jedes Mjgß Qrfsr zu bringen bereit iss, sh haben Vir nicht den mindesten Gkund, eine AbgeneiMeit der westlichen Negierungen gegen Friedtnsunlerhandfungeu auffolcher Grundlage vorauSzuseM. Ei»- gehnjdr Zug«flÄMisst von Seiten RUßläudS dürsten aber doppeltes Gc- wicht in einem Augenblick haben, wo die Ereignisse vor Sewastopol seine Widerstandskraft bewähren und es sich durch die Jahreszeit vor umfang reichen Angriffen gesichert weiß." Dasselbe ofsicielle Organ entnimmt dem Journal de Francfort fol gende Corrcspondcnz aus Wien: „Es ist klar, daß von dem Augenblick an, wo Rußland den Vorstellungen Preußens Gehör schenkt und die vier Punkte als Grundlage zu Friedensunterhandlungen ernstlich annimmt, Oesterreich keine neue Federung aufstellen, folglich auf jeden Gedanken eines Kriegs gegen Rußland verzichten und mit dem größten Eifer seine guten Dienste verwenden würde, um England und Frankreich zum Eingehen auf Unter handlungen und zur Einstellung der Feindseligkeiten zu vermögen. Gemäß den am 8. Ang. ausgetauschten Noten und da Rußland, durch kategorische Ver werfung der vier Punkte, di« Fortsetzung der Feindseligkeiten veranlaßt hat, kann Oesterreich die beiden großen Westmächte nicht verhindern, neue Fe derungen aufzustcllcn; aber cS wird sich bemühen, sie in den Grenzen der Mäßigung zu halten. Sollten die beiden Westmächte die Fortsetzung deS Kriegs der Anknüpfung von Friedensunterhandlungen vorzichen, so würden sie, sobald Rußland fest nnd ernstlich, d. h. für immer, die vier Punkte annimmt, in keiner Beziehung auf den Beistand Oesterreichs rechnen dürfen, sei cs durch die Waffen, sei es später bei künftigen Friedensunterhandlungen (die jedenfalls einmal eintreten müssen), wenn sie dann über di« vier Punkte hinausgehen wollten. Wenn dagegen Rußland den Vorstellungen Preußens nicht vollständig nachgäbe, so wäre es durchaus nothwendig, daß Oesterreich, Preußen und der Deutsche Bund (wenn der letztere inzwischen sich den »irr Grundlagen angcschlossen hätte) gemeinschaftlich Rußland auffodert«n, die Friedenspräliminarien anzunehmen." Hierzu bemerkt die Preußische Corre- spondenz: „Dieser Artikel, welcher, wie wir aus den Acußcrungkn des Jour nal de Francfovt anzunehmen berechtigt sind, mit den Intentionen des wie ner Cabinetö in vollem Einklang stcht, seht die Stellung der österreichischen Politik zu der gegenwärtigen Situation in völlige Klarheit. Ein solches Programm würde sicher nicht den Frcundcn des Kriegs um jeden Preis entsprechen; es offenbart vielmehr im Ganzen eine so loyale und gemäßigte Anschauungsweise, daß, auf dieser Grundlage, nicht allein eine innige Ver ständigung mit Preußen, sondern muh ein günstiger Erfolg der wcitcrn Un terhandlungen wesentlich nähergerückt erscheint." t Berlin, 25. Nov. Gestern haben hier, wie man hört, wichtige Ver handlungen unter den hiesigen Vertretern Oesterreichs, Englands und Frankreichs stattgeftmden. Lord Bloomfield, welcher aus London hierher zurückgekehrt ist, hatte zugleich gestern eine längere Unterredung mit dem Prinzen von Preußen und später mit dem Ministerpräsidenten v. Manteuffel. Die förmliche Antwort Rußlands auf die jüngste preußische Not«, in wel cher zur Annahme der bekannten vier Fricdcnsbürgschaftcn dringend ermähnt worden war, ist hier, wie versichert wird, in diesen Tagen eingegaugen. Wenn cs begründet sein sollte, daß das Petersburger Cabiuet in dieser sei- . ncr Antwortsnotc sich nur dazu geneigt erklärt, daß die vier Fricdcnsbürg- schaflen als Grundlagen für zu eröffnende Unterhandlungen dienen sollen, jedoch von einer wirklichen Annahme derselben durch Rußland wenigstens noch keine Rede ist, so möchte fast mit Bestimmtheit vorausgesetzt werden können, daß sich weder die Westmächte noch Oesterreich in einem Augenblick, wo höchstens nur noch eine bestimmte und unbedingte Annahme Rußlands zum Abschluß eines Friedens führen könnte, auf Verhandlungen von sol cher Unbestimmtheit und Ungewißheit hinsichtlich des Ergebnisses einlafsen werden. In andern hiesigen diplomatischen Kreisen wird jepoch mit Nach druck hervorgchoben, daß in der Entwickelung der orientalischen Angelegen heit eine bedeutsame Wendung bevorstehe, indem Rußland in seiner jüng sten Antwortsnoke an Preußen die vier FriedenSbürgschaftcn vollständig an- nehme und in Betreff der EntschädigungSftage, was die beiderseitigen Kriegs kosten anlange, i» Unterhandlungen cinzutreten bereit sei. In den russcn» freundlichen Kreisen ist man aber der Meinung, daß Rußland sich zur Ent- schLdigung der Kriegskosten der Westmächte nicht verstehen werde, wie sehr letztere auch in den etwaigen über diesen Gegenstand anzukuüpfcndrn Unter handlungen darauf bestehen mögen. Wie wir hören, wÄc dcr Inhalt dcr AntwortSnote Rußlands nicht allein sofort nach Wien, sondern auch nach Löndpn und Paris gemeldet worden. Die gestern hier stattgehabtm diplo matischen Unterhandlungen dürften sich wo! auf die in Rede stehende Anl- wvrtSnote Rußlands auch bezogen haben. Keinem Zweifel möchte es un terliegen, daß die erwähnte EntsthLdigungsstage den fünften Punkt bilden wirk, welchen die Westmächte als Zusatz zu den vier Fricdcnsbürgschaftcn aufstellen werden. Das heurige Preußische Wochenblatt, welches die vier Punkte auch als ungenügend erklärt, weist darauf hin, daß das Gewicht des russischen EinflussiS sich' noch weit schwerer an der Ostsee als am Schwarze» Meere geltenb mache. Der Besitz der Ostseeprovinzen allein schon sichere Rttßland den Charakter einer europäischen Macht, die Verbln-
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