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Sächsische Volkszeitung : 14.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190308140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-14
- Monat1903-08
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 14.08.1903
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Erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn- u. Festtage. Bezugspreis: Vierteljährl. 1 Mk. 80 Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 0888. Bei autzerdeutschen Postanstalten laut ZeitungS-PreiSliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. vucbilruclttrtl. keHalttioi» unä SercdSlirztelle: Dresden, Pillnitzer Straße 43. Inserate werden die 6 gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 18 Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt l. Nr. 1806. Nr. 184. Katholiken: Eusebius. Freitag, den 14. August 1903. Protestanten: Eusebius. Ä. Jahrgang. Eine Zentralstelle für die Bekämpfung der Sozialdemokratie ist das Neueste auf dem Gebiete staatsretterischer Projekte macherei. Nach Mitteilungen, die wir in freisinnigen Blättern finden, hat sich ein Komitee gebildet, dem neben „Erz konservativen" vom Schlage des Grafen Kanitz, des Grimmener Landrats v. Maltzahu u. a. auch eine Reihe nationalliberaler Politiker angehören, deren Namen uns leider vorenthalteu werden. Und um den Partei kuddelmuddel voll zu machen, tritt als Geschäftsführer dieses Komittees „ein vielgewandter Journalist, der auch schon einmal als Reichstagskandidat der freist nn'gen Volks- Partei fungiert hat", auf den Plan. Man ist eifrig be müht, noch weitere Freisinnige als Mitglieder des Komitees und Unterzeichner eines Aufrufs zu gewinnen, dessen Zweck es ist, die notwendigen Gelder für das neue Unter nehmen zusammenzubringen. In dem betreffenden An schreiben wird u. a. bemerkt, daß bei der Zentralstelle znr Bekämpfung der Sozialdemokratie ähnlich wie im Handels vertragsverein „Mitglieder der verschiedensten Parteien" Zusammenwirken sollen. Offenbar hat sich aber bisher noch kein irgendwie als solcher bekannter Angehöriger der Zentrumspartei bewegen lassen, zu der neuen Gründung seinen Namen oder gar sein Geld herzugeben; denn sonst würde die freisinnige Presse gewis; nicht verfehlen, diesen Umstand hervorzuheben und die betreffenden Namen zu nennen. Das gereicht uns zu unsrer aufrichtigen Befriedi gung; wir würden es sehr bedauern, wenn ein Zentrums- maun sich verleiten ließe, einer Vereinigung beizutreten, die mangels jeder Uebereinstimmung in positiven Zielen mir eine rein negative Tätigkeit entfalten kann und damit be wußt oder unbewußt nur einer unfruchtbaren und die Gegensätze noch mehr verschärfenden „Scharfmacherei" Vorschub leisten wird. Den größten Nutzen freilich hätte die Sozial- demokratie selbst, die ebenso, wie mit dem Giesebrecht- schen Plane der Bekämpfung des allgemeinen und gleichen Reichstagswahlrechtes mit allen solchen Projekten nur neuen, höchst willkommenen Agitationsstoff gewinnt. Nichts könnte ihr erwünschter sein, znmal in einem Zeitpunkt, wo die inneren Zänkereien zwischen der Richtung Bernstein - Vollmar - Heine und den orthodoxen Parteidogmatikern Bebel, Singer, Kautsky usw. den Ober genossen eine Ablenkung nach außen besonders wünschens wert machen. Zwar ist der radikalen Richtung, wie die auf Bernsteins Seite stehende „Schles. Volkswacht" zngibt, auch ohnedies der Sieg gewiß, aber die Minderheit der Fraktion wird doch sehr beträchtlich sein. Das genannte Blatt zählt ihr die Abgeordneten Auer, Bernstein, Braune, David, Dreesbach, Ehrhardt, v. Elm, Göhre, Heine, Hue, Lindemann, Pens. Schippe!, v. Vollmar und andere zu- also immerhin eine Gruppe, die der Mehrheit genug Ver- legenheiten bereiten kann, wenn es jener beifallen sollte, prrr orckro <iu moukti, d. h. durch Parteitagsbefehl die opportunistische Richtung zum Schweigen zu verurteilen oder gar mit dem Parteibanne zu belegen. Wie unbequem dieser ganze Streit der Berliner Parteileitung ist, lehrt zur Genüge die gewundene und unsichere Haltung des „Vor wärts", der es nicht wagt, nach Art der „Neuen Zeit" mit dem großen Scheuerbesen dreinzufahren, sondern sehr bedächtig auftritt und sichtlich darauf ausgeht, sich alle Möglichkeiten offenzuhalten. Wir gehören gewiß nicht zu denjenigen, die solche Dinge überschätzen und gleich von einer „Mauserung" der Sozialdemokratie zu einer zahmen Neformpartei träumen: aber ebenso verkehrt wäre es. diese Auseinandersetzungen als völlig belanglos zu betrachten und in dem Verhalten der nichtsozialistischen Parteien gegenüber der Sozialdemokratie gar keine Rücksicht auf deren innere Gährungserscheinnngen zu nehmen. Ist ein Schluß aus letzteren berechtigt und notwendig, so ist es der, daß man in solchen Augenblicken, wo die führenden Parteilöwen sich gegenseitig anschnauben, sich so wenig wie möglich mit Schießübungen ans diese lieben Wesen beschäftigen soll. Sonst wird der entfachte Kampf- mnt sich überraschend schnell auf die Angreifer draußen wenden, und alle inneren Streitigkeiten sind vergessen. Die Sozialdemokratie bekennt sich als die Partei der Unzu friedenheit. Will man sie also wirksam bekämpfen, so kann dies nur dadurch geschehen, daß die Ouellen der Unzu friedenheit nach und nach verstopft werden; mit anderen Worten: durch eine volkstümliche, reformfrenndliche Politik, insbesondere durch rüstiges Fortschreitcn ans dem Wege des Arbeiterschutzes, nicht aber durch die gehässige und verhetzende Scharfmacherei. Politische Rundschau. Deutschland. — Albert v. Levetzow, der frühere Reichstags- Präsident und konservative Führer, der schon an der letzten Session des Reichstags wegen eines schweren Leidens nicht mehr teilnehmen konnte, ist in der Nacht zum Mitt woch ans seinem Gute Gossow bei Königsberg in derNeu- mark im 76. Lebensjahre gestorben. Levetzow war ein hochbegabter Politiker, ein maßvoller Eharakter, der bei alleil Parteien des Reichstags sehr beliebt war. Nur ein mal, als die Mehrheit des Reichstags die Ehrung Bis marcks verweigerte, verließ ihn seine Besonnenheit. Er legte sein Amt als Präsident nieder und bewirkte dadurch, daß das Zentrum berufen wurde, dem Präsidium der deutschen Volksvertretung die Spitze zu geben. Herr v. Levetzow erwies sich aber trotzdem noch mehr als einmal als mäßigendes, versöhnliches Element; zu seinen ans dein Zentrum berufenen Nachfolgern, Frhrn. v. Bnol, der ihm schon längere Zeit im Tode vorangegangen ist, und Graf Ballestrem, stand er in den besten und freundschaftlichsten Beziehungen. Wir werden dem mildeil, sympathischen Manne allezeit ein ehrendes Andenken bewahren. — Die wirtschaftliche Krise im wesentlichen überwunden — das ist, wie die „Nat.-Lib. Korresp." versichert, die Ansicht der preußischen Staatsregieruug. die sich hauptsächlich ans die stetige Steigerung der Eisenbahn- Einnahmen stützt. Die Industrie muß allerdings noch zu sehr billigen Preisen arbeiten, aber sie ist vollauf beschäftigt, und die wachsende 'Nachfrage läßt auch ein Steigen der Preise erwarten. Inzwischen hat die Krise wenigstens das Gute gehabt, daß sie manchem Industriellen die Angen darüber geöffnet hat, wie unsicher und ans die Dauer wenig lohnend der Absatz im Ausland ist, und wie sorgsam daher in erster Linie der heimische Markt gepflegt werden muß. Die Industrie hat also selbst daS größte Interesse darail, daß namentlich die Kaufkraft unserer landwirtschaft lichen Bevölkerung erhalten und gestärkt werde. Hoffentlich bleibt die Berliner Regierung sich dieser Notwendigkeit in allen Stadien der HandelsvertragSverhandlnngen voll bewußt! — Die katholischen Frauen im Wahlkampfe. Der „Reichsbote" hat jetzt eruiert, in welchem Organ die Bemerkung gestanden habeil soll, daß den katholischen Frauen von katholischer Seite insinniert worden sei. die „weiblichen Reize" in den Dienst des Wahlkampfes zu stellen. Der „Reichsbote" setzt sich aufs hohe Pferd und tut so, als wenn er nur zufällig das betreffende Organ nicht genannt habe und daher von der katholischen Presse ungerechtfertigt angegriffen worden sei. Damit gibt sich der „Reichsbote" einen Anschein, zu dem er nicht berechtigt ist; denn als er die betreffende Notiz veröffentlichte, brachte er selbst zum Ausdruck, daß er nicht wisse, wo sich diese Notiz befunden habe, und fügt hinzu: Wir glauben, in der Vereinsschrift „Monika". Wie er jetzt mitteilt, ist es aber nicht diese Vereinsschrift, sondern „Der christliche Pilger". Dieser soll geschrieben haben: „Hier haben die Frauen ein weites Feld ihrer Wirksamkeit; mögen sie jetzt schon mit der Gcwissenserforschnng des Mannes beginnen. Eine Frau kann vieles durchsetzen. Am Wahltage gilt es. die ihr vom Schöpfer verliehenen natürlichen Gaben für das Wohl des Volkes, des Staates und der Kirche praktisch anzu wenden." — Wo steht denn hierin etwas voll den „weib lichen Reizen"? Wir meinen, ein Blatt, dessen Leiter das geistliche Gewand tragen, sollte doch am allerersten Be denken trageil, die „natürlichen Gaben" einzig ans die Geschlechtsbestiininnng zu beschränken. Von einer hohen Bewertung der Gaben einer Frau zeugt dies gerade nicht. — Versicherung der Handwerker gegen Alter und Invalidität. Der Handiverkskaininerkongreß, welcher im September in München stattfindet, wird sich, wie die „Nat.-Ztg." hört, mit einer Frage von hervorragender Wichtigkeit für die deutschen Handwerker beschäftigen. In einer kleinen Schrift, betitelt: „Epochen der Handwerkcr- Aach geschiedener Ehe. Ein Sittenbild aus dem heutigen Frankreich. Von Comtesse de Beaurepaire. — Deutsch von Helene Krembö (51. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Wäre denn vielleicht der Süden zu empfehlen?" hatte Frau Marande gefragt. „Ja, freilich." war die Antwort gewesen, „der Süden wäre eill probates Mittel, wenn er nicht so weit wäre. An eine Reise unter diesen Umständen ist garnicht zu denken. Nun, der Winter in unserer Touraine ist ja nicht so kalt, hoffen wir, daß er nicht mehr lange dauert." Frau Marande hatte diese Unterhaltung mit dein Doktor recht traurig gestimmt. Mußte sie nicht für die geliebte Freundin eine schlimme Zukunft befürchten? Würde diese, deren Gesundheit ohnehin arg angegriffen war, einen so harten Schlag, wie den Tod des Kindes, ertragen können, ohne selbst zu unterliegen? Unter solchen peinlichen Umständen kam Regina auf den Einfall, den Ball zu veranstalten, den Märze! ihr zu geben erlaubt hatte. Obschon nun ihr Gatte alle ihre An ordnungen mit offenbarer Gleichgiltigkeit guthieß, fürchtete die junge Frau in diesem Falle doch eine Abweisung. Sie beschloß daher, vorsichtig zu sein und auf Umwegen ihr Ziel zu erreichen. „Lieber Marzel." sagte sie eines Tages mit gewinnen der Freundlichkeit, „ich mache mir Deinetwegen große Unruhe. Mir scheint. Du grübelst zu viel." „Ich bin mir meiner schwierigen, oder besser gesagt, meiner verzweifelten Lage bewußt," antwortete Bertinet. „Wenn Du das etwa grübeln nennst . . . ." „Du gefällst Dir darin, zu übertreiben und Dich selbst zu quälen. Sei doch vernünftiger und sieh keine Gespenster am Hellen Tage! Was ist's denn mit diesen Interpellationen und Zeitungsartikeln? Viel Lärm um nichts!" „Ich wünschte, daß Du eine gute Prophetin wärest!" «Immerhin bist Du augenblicklich Dein eigener größter Feind. Das sagte gestern auch Freund Boivin." „So, da wäre ich begierig . . . ." „Wenn man unbegründeter Anklage ausgesetzt ist, und das bist Du ja, denn was Du tatest, dazu gaben andere, Höhergcstellte, Dir das Beispiel — also, wenn man unge rechter Weise beschuldigt wird, darf man nicht aussehen, wie ein Verbrecher. Wer Dich aber betrachtet, sollte wirk lich glauben, Du hättest eine der schlechtesten Handlungen auf dem Gewissen." „Nun, mit der Annahme würde man nicht fehlgehen." „Was sagst Du da?" „Ich sage, wenn jemand mich für schuldig hält, so verurteilt er mich nicht strenger, als ich selbst eS tue." „Hättest Du Neue?" „Ich leugne es nicht." „Aber das ist ja Tollheit!" „Vielleicht." „Was willst Du denn jetzt tun?" „Ich weiß cs noch nicht." „Und glaubst Du wirklich, ich. die ich Deinen Namen trage, würde zngeben, daß Du Dich zu Grunde richtest?" „Welche Mittel gedenkst Du denn anzuwenden, um dies zu verhindern? „Es gibt deren viele. Erstens mußt Du mal ein anderes Gesicht machen und den Kopf hoch tragen." „So, so eine Maske vortnn, die nicht erröten kann; die trage ich schon eine geraume Zeit." „Dann suche wenigstens Dich von den lächerlichen und gefährlichen Grübeleien frei zu machen, die höchstens dazu dienen, die Nerven zu ruinieren. Ein wenig Zer streuung . . . ." Marzel verzog die Lippen in bitterer Falte und hob mit müder Geberde die Schultern. „Zerstreuung!" murmelte er. »Ja, ja, Zerstreuung," fuhr Regina fort. „Und aus dem Grunde werde ich den Ball geben, den wir ver gangenen Frühling geplant haben. „Einen Ball!" rief Marzel verwundert, „Erinnerst Du Dich denn nicht mehr daran?" „Dergleichen Gedanken lagen meinem Sinuevölligfern." „Siehst Du, ich denke für Dich mit." „Tu bist außerordentlich liebenswürdig." „Spotte nicht! Ich finde, es ist dies das beste Mittel, mn Deinen Feinden zu zeigen, daß Du sie nicht fürchtest." „Glaubst Du es?" „Ich bin davon überzeugt." „Macht Dir der Ball Vergnügen?" „Nicht im mindesten. ES scheint mir aber notwendig, daß wir ihn veranstalten." „Deine Anschauungen in dieser Sache kann ich nicht teilen, aber ich will Dir nickst entgegen sein. Thn. was Du willst." Regina war erstaunt über ihren leichten Sieg, den sie jedoch nur dem abgespannten Zustande ihres Gatten zu verdanken hatte. XIX. Herr Bertinet hatte sich in der letzten Zeit sehr verändert. Tie Illusionen die bislang seine Sinne mnsangen. schwanden mehr und mehr, und statt ihrer stellte sich lang sam eine nagende Reue ein über die schmachvolle Verirrung seines Lebens. Aber aus dem Labyrinth, in das er sich wissentlich gestürzt, gab es keinen Ausweg — er war verloren, das wußte und fühlte er. Mochte denn das Schicksal seinen Lauf nehmen! Diese gleichgiltige Stimmung Marzels zeigte sich zunächst am häuslichen Herd. Kalt und ernst ging er aus und ein, und selten richtete er ein freundliches Wort an Regina, »in deren Tun und Lassen er sich so wenig als möglich kümmerte. Den Anblick des kleinen Emil vermied er sogar, es hatte beinahe den Anschein, als sei die Gegenwart des Kindes ihm unangenehm und lästig. Ja. selbst die Be leidigungen. mit dem seine Feinde ihn nach wie vor über schütteten. konnten nicht mehr den einstigen Rache Eifer in ihm schüren. Dennoch, als der Tag bestimmt war, an welchem in der Kammer die Interpellation über den Hafen von Dahome vorgebracht werden sollte, schien Bertinet sich aus seiner Niedergeschlagenheit anfzurafsen. (Fortsetzung folgt.)
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