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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.01.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19140125026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1914012502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1914012502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-01
- Tag1914-01-25
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DH»» «lau wird den Lesen, von Lrevden und Umgebung am lag« vorher bereit» al» H jugeftelll, wahrend «» die Pojt-Sdonnemen am Morgen in einer <Sesamtau»gabe erhalten. 58. Jahrgang. ZL 28. VezugS-Gebühr „lttlellddrl. sie Dre». de» de, ILgltch ,wet. maliger Zuliaaung «an Sonn- und Monlaaen nur »tnmay r.»0 M , «lUichautwLvlg» Aom. mtgianüre dl» S.A M. Bei einmaliger Zu. IleNun, durch dl« Post .IM (ahne8-fteII,»!«>>. Burland: Oester- relch-ttngarn ».«» Nr., Lchwei, g.üb Frk»., Zlalien 7, ,7 Lire. — Nachdruck nur mit deutlicher vueNen- anaabe t,,Dr«»dner Nachr."«pilWg.-Un> verlang«« Manuskript» uxrd. nichlausdewahrt. Telegramm-Adresse: -iachrichte» TreSVen. L850 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt rn Dresden. Hauptgeschäftsstelle: rNarienstraße 28/^0. Sonntag, 25. Januar 1914. Nachtanschluß: N. Anzeigen-Tarif. Annahme von Ankün- «vlaungen vis nachm 8 Uhr. LanniogL nur Marienslrahe von II bi» >/,1 Ubr. »inipaltige Zelle (etwa t< Slkbens »0 Pi.. die zwetsoaltige Zelle aui Tertseile 70 Pf., die zweüpalt. Reklamezeile 1 L0 M. Aamtllen Rachrichlen aus Dres den die etnspalt. Zeile 25 Pf. - In Rum- mern nach Sonn- und Feiertagen erhöhtet Tarif. — Aurwünige Llusirüge nur gegen Vorausbezahlung -- Jedes BelegblattlvPf. Xostonfr«lo Vormittviung von ?s!cknunLvn s S?,— u/o suf mit 100. — »/« rtuslosbnr« <'/> ^eiiSiicde 8cIii>Irl>WeirW»i. krlocklgeme siisr UankgosciiSttv. vresclner Hanäekbank Os1rs-/ziIss 9 /iktien-OcsellscliLtt LcblacNtNofrinx V tiexrünllel 1873 - ^Irlien-Kspitsl unä I^e5erveu liilk. I3VVVV0. Vsrwsitune von Wvrtpapisrsn. sowie ^eitbswstiruag xosciiiosssnsr Depots. Vermietung von teuer- unct sinbruciisiciisrsn Sstss unter VsrsctliuK clss IVIistsrs unci stlitvsrseiiiuk cler SacM. ALrv oitrczo Lefev am Sonnabend abend. Der Kaiser besichtigte heute mit dem Kronprinzen von Griechenland und den Prinzen Ferdinand und Earol pon Rumänien die Rekruten des 1. Garde-Regiments z. I. Die gestrigen Reden des Reichskanzlers sind fast von der gesamien bürgerlichen Presse mit An erkennung ausgenommen morden. Der Reichstag nahm heute die Anträge des Zen trums und der Nattonallibcralcn über die Befugnisse der bewaffneten Macht an und überwies die übrigen Anträge einer Kommission. Der österreichische MinisterprMdent Graf Stürgkh fetzte gestern die dcutscl>-tfchechsschen Ausgleichsverhand tirngen fort. In Paris fand beute in Gegenwart des Präsidenten Poincar« das feierliche Leichenbegängnis deS Generals Picanart statt. Infolge des Streiks der Londoner Kohlcn- arbeiter ist die Versorgung der Hospitäler mit Kohlen ins Stocken geraten. Preffeschau über die «eiiril Habern- Zatervellationen mb die Aeichrk«ni»lerrede. Der Eindruck der gestrigen Rcichötagssitzung ist fast in der gesamten bürgerlichen Presse, namentlich auch in der liberalen, ein durchaus günstiger. Allgemein kommt die Meinung zum Ausdruck, daß nun das unerfreuliche Zabcrn- Kavitel geschlossen werden möge: die Leiden Reden des Reichskanzlers finden fast durchweg Anerkennung. Die rechtSftccheNden Blätter halten mit ihrer Meinung noch zurück. Bon ihnen äntzcrt die „Deutsche Tages zeitung": Die Ausführungen des Reichskanzlers zur Ne- entwortnng der Interpellationen über die Zaberner An gelegenheit waren im allgemeinen geschickt und glück- l i ch. Was er gesagt hat, gibt im jetzigen Augenblicke keinen Anlast zur Kritik. Eins hätte vielleicht noch schärfer hcr- gruSgehoben werben müssen, nämlich das. hast eine Ein schränkung der Aommandogewalt nicht er folgen dürfe. Aber vielleicht hat das der Herr Reichs kanzler nicht besonders betont, weil er es für selbstverständ lich erachtet hat. Mir werden abwarten, ob sich unsere Vermutung bestätigt. Die Acusterung der mittclpartcilichcn „T ä g I. Rund schau" ist am markantesten. Sie lanict: Zabern ist endlich erledigt — auch der Reichstag hat die Umkehr der irregeleiteten öffentlichen Meinung mitgemacht und heute in sachlicher, ruhiger Weise den Fall besprochen und zu Grabe bestattet. Der Reichskanzler vermied jede herausfordernde Schärfe. Er sprach begütigend, beruhigend, milde be lehrend, ebenso mie am 3. Dezember mit dem redlichen, ringenden Bemühen, die Reichöboten davon zu über zeugen. Säst Recht und Gesetz bei ihm in sicherer Hut leien, und selbst der verbohrteste Sozialdemokrat musste sich wenigstens im stillen zugesichcn, dast Männer, die sich über Recht und Gesetz Hinwegzusetzen vermögen, anders a»S- sehen und anders reden als Bethmann-Hollmcg. Die nationalliberalc „Bcrl. Börsenztg." lästt sich wie folgt vernehmen: Dast die neue Zabern- Debatte im Reichstage einen wesentlich anderen Verlauf nehmen würde, als in den Dczembcrtagrn, war vorauszuschen. Der Fall Zabern ist zu einer rein juristischen Frage geworden und wird, wenn diese Frage erst gelöst ist, sehr rasch in völlige Vergessen heit geraten. Und das ist gut so und zeugt von dem ge sunden Sinn unseres Volles. Solche Gewitter st ürmr wirken, wenn sie ohne nachteilige Folgen überwunden werden, erfrischend, auch wenn dabei Schlamm ausgcrührt werden sollte.... Es läßt sich nicht verkennen, dast der Kanzler gestern in glücklichster Weise den Ton traf, her veränderten Stimmung im Reichstage gerecht wurde. Auch die freisinnige „V ojsischc Z tg." ist. von einigen bei ihr unvermeidlichen Bedenken abgesehen, befriedigt. Sie schreibt: Alles flmst einmal ein Ende haben, auch die Verhand lungen über Zabern. Der Schlußakt war notwendig: die gestrigen Auseinandersetzungen liehen sich nicht vermeiden: aber bei allen bürgerlichen Parteien fand das Wort des Reichskanzlers Av klang, nun sei die Zeit ge kommen, nicht länger in der Munde zu wühlen, sondern die Wunde zu heilen. Wir denken, cs ist dafür gesorgt, Sah sich in absehbarer Zeit kein Sei len stück z.u in Fall Zabern ereigne. Nur die sozialdemokratische Presse tobt weiter. Der „Vorwärts" nennt die gestrige Reichstagssitzuiig in seiner geschmackvollen Weise den „6w8 at«r Nr. 2". * Die gestrige Besprechung der Interpellatioiieli über Zabern fand heute im Reichstage ihre Fortsetzung mit der Beratung der Anträge über die Befugnisse der bewaffnete»» Macht. Der volksvarteiliche Antrag Dr. Ab lab ist ein vollständiger Gesetzentwurf. Danach soll die be waffnete Macht zur Unterdrückung innerer Un ruhen nur aus Ersuchen der zuständigen Zivilbchördcn ver wendet werden. Unberührt bleibt daS Recht der bewaff neten Macht, die Ausübung ihrer dienstlichen Tätigkeit gegen Angriffe und Störungen zu schützen. Der Wassen- gcbrauch ist, abgesehen von Notwehr in diesen Fällen, ge stattet zur Abwehr von Angriffen oder gcsäyrlicherem Widerstande, zur Vereitlung der Flucht usw. Ein Antrag der Elsässer und Polen ersucht den Reichskanzler, einen beschleunigten Gesetzentwurf einzubringcn. der die Befugnisse der bewaffneten Macht einheitlich für das Reich regelt und dahin wirkt, dast das Militär nur aus Requi sition der Zivilbehörden zn Polizeizwcckcn verwendet wer den darf. Die Sozialdemokraten ersuchen den Reichskanzler um einen Gesetzentwurf, der unter Auf hebung der Militärgerichtsbarkeit alle Militärpcrsoncn der bürgerlichen Strafgerichtsbarkeit unterstellt. Ein natio- nalliberalcr Antrag nimmt davon Kenntnis, dah die Nachprüfung der Dienstvorschriften über den Waffen- gebranch ungeordnet ist, und ersucht den Reichskanzler, das Ergebnis der Nachprüfung baldigst dem Reichstage mit- zuicilen. Ein Zentrumsantrag fordert, dah die Vor aussetzung für daS Einschreiten des Militärs überein stimmend in einer die Selbständigkeit der Zivrlvcrwaltung sichernden Werse geregelt werde. Ucber die heutige Sitzung selbst geht uns folgender Bericht zu: Deutscher Reichstag. Berlin. tPriv.-Tcl.) Da eS sich um Initiativanträge handelt, sind die Bundcsratstische unbesetzt. Präs. Dr. Kacmpf empfiehlt gemeinsame Beratung aller Anträge. — Abg. Müller, Meiningen lVolksp.j: Ich beantrage, die Anträge des Zen trums und der Nationalliberalen sofort anznnehmen und die anderen an eine Kommission von 21 Mitgliedern zu überweise». Die Erklärungen des Kanzlers haben nicht voll befriedigt. Die Antworten deS KriegsniinisierS waren eine ununterbrochene Kette von Provokationen. Ich denke, das Zentrum denkt ebenso. (Lehr richtig! in: Zentrum.t Es ist ein Akt parlamentarischer Solidarität, von der ich nur die Rechte ousnehme, wenn wir »ns derartiges nich: bieten lassen. Es ist ein Reichsgesetz notwendig, das den Reutercien ein Ende macht. «Beifall,! Abg. Fehrcnbach lZciitr.i: Wir sind mit dem Anträge des Vorredners ei» verstanden. Wir wollen eine starke Einsluhnalnnc am' den Willen der Regierung. Ein ReichSgcsctz konnte leicht die vorzügliche Regelung stören, die die Materie bereits in Bayern und Württemberg gefunden hat. Vor allem ist die Bestimmung notwendig, das; die Militärgewalt nur ans Requisition der Zivilbchördcn eingrcisen darf. Wenn Preußen die Sache partikularrechtlich ordnet, so darf es nur in diesem Sinne geschehen. — Abg. Hanse «Soz.j: Der Reichstag wird von den Regierungen immer mit Fußtritten behandelt. — Präsident Dr. Kacmpf: Ich rufe Die zur Ordnung! iBcisall rcchts.j — Abg. Haase: Auch wir treten für die Anträge ein. Unseren Antrag hat der Reichskanz ler als, einen Akt revolutionärer Betätigung hingcstellt. Er sucht nur die Aufmerksamkeit von der Schuld der Negie rung abzulcnken. — Abg. Hauß lElsässcrj.: Wir wollen den Tag nicht vor dem Abend loben. Der Gang der Verhand lungen hat uns schwer enttäuscht. — Abg. Basfermauu snatl.j: Die Erklärungen des Kanzlers konnten im all gemeinen befriedigen. Hosfcnilich wird das Ergebnis der Nachprüfung dem Reichstage mitgctcilt. Die Anträge des Zentrums und der National- liberalen werden gegen die Rechte angenommen, die übrigen Anträge einer K ommission von 21 Mit gliedern überwiesen. Ein Vcrtagungsantrag wird an genommen. Schluß der Sitzung 11 Uhr. — Mittwoch 2 Uhr Etat de« Rcichsamts des Innern. Neueste Zrahtmeldungeu vom 21. Januar. Preußisches Abgeordnetenhaus. Berlin. «Priv.-Tel.j Das Abgeordnetenhaus setzte die Beratung des La n d w i r t sch a s t s e t a t S fort. Ein An trag der Vudgetkommission, vom Jahre 1915 an erhebliche Mittel bereiizustcllen, um in systematischer Weise den Ge müse- und Obstbau zu fördern, wurde angenommen. Ein weiterer Antrag verlangte, den Fonds zur Förderung des Obst-, Wein- und Gartenbaues auf 5M0M Mk. zu er höhen. Von mehreren Seiten wurden die Einführung eines Kartoffelzollcs und niedrigere EUenbahntarisc für Kartoffeln gefordert. — Landwirtschastsministcr v. Schvr- lcmer führte aus, daß unser Kartofsclbau sehr gewachsen sei. Hoffentlich gelinge es, die Troüenapparate billiger herzustcllen. Vielleicht sei das sogenannte FeuernngSver fahren empfehlenswert. Er glaube nicht, daß der Eise» bahnminister die Elsenhahntarife für Kartoffeln weiter er mäßigen werde. Die Kartoffeln sollten mehr als bisher zur Fütterung benutzt werden, dann würden wir auch be züglich der Futtermittel vom Auslände unabhängiger Ferner wurde von verschiedenen Seiten ein Zoll auf Ge müse befürwortet. Ein solcher Zoll wurde von de» Sozial demokraten bekämpft. Aus der Budgeikommission des Abgeordnetenhauses. Berlin. lPriv.-Tel.i In der Budgctkommission des Abgeordnetenhauses wurde vom Zentrum und von fori schrittlichcn Rednern die Behandlung des A m isrichi e r s Kunst und Wissenschaft. Tinsonielonzert im Lpernhause. Das vierte Sinfonickonzeri der Königs, musikalischen Kapelle in der Serie v war sehr ans Klangfarbcnreizc eingestellt. Es brachte ein einstweilen nur auf musika lischem Gebiete denkbares Bündnis Kranzösisch-Dcutsch- Russisch und benachbarte drei Werke, von denen eines die Form der Suite, das zweite die des Konzertes, das dritte die der Sinfonie vertrat, das erste in der jüngsten Gegen wart, das mittlere vor zehn, das letzte vor zwanzig Jahren entstand, alle drei mehr oder weniger programm- musikalisch gerichtet und vorzugsweise durch ihre Klang- sarbmischungen interessant waren. Das Seelische, die eigentliche tiefere Bedeutung fehlte ihnen: und wenn sich Tfchmkowskn in seiner sechsten Sinfonie, der sogenannten Pathättquc. auch so leidcnsckmsllich gibt, daß er selbst den Beinamen willig akzeptierte, io bleibt der Genuß, dieses Werk in einer beschwingten Weise vorgetragen zu hören, wie sie Schuch und die König!. Kapelle bekanntlich zu bieten haben, dennoch für das Ohr und den Formsinn größer als für das Herz. Man kann zugeben, daß dieser immer in irgendeiner Hinsicht reizvolle russische Meister als Sin foniker oft überschätzt wird, ohne doch zugleich wie Wein gartner in eine ungerechte Unterschätzung zu verfallen. Das von diesem gefällte Urteil ist wohl allzu hart: Tschaikowskys Sinfonien und cinsähigc Orchesterstückc gleichen effektvollen, an spannenden und ansregenden, mit unter sogar brutalen Situationen reichen Theaterstücken, deren Wirkung aus das Publikum nie versagt." Das Pikante, Rassig-Temperamentvolle behält aber auch seine liinstlerische Bedeutung. «Wie wäre cs übrigens, wenn man gelegentlich einigen der hier noch unbekannten talent vollen Iungrussen seine Aufmerksamkeit zuivendete?» Von den beiden anderen Werken beanspruchte das iiinoste daS meiste Interesse, eine 8uits sntantiiv. von Maurice Ravöl, einem jetzt im besten Schasfcnsalter stehenden Komponisten nenfranzösischcr Schule. Die Ncn- franzoscn, an ihrer Spitze Dcbussy, gewinnen immer mehr Einfluß auch auf die deutsche Musik: von unserer letzten Sinfonik «vollen sie nichts wissen: an Stelle eines kraft vollen architektonischen Aufbaues und plastischer Thematik setzen sie die Reize des in allen Farben schillernden Im pressionismus, der auf uns allerdings häufig mehr artistisch wirkt als musikalisch tiefschürfend. Aber die phantasievolle Art ihrer im Genre und Naturbilde be deutendsten Darstellung, die Feinheit ihrer orchestralen Gestaltung, die überraschende Mischung konträrer Harmo nien, ohne leibst sehr empfindliche» Ohren wehe zu tun — das alles hat aus einige unserer deutschen Musiker doch gewissen Eindruck gemacht. Navol muß man zn'dcn imponicrendstcn Erscheinungen dieser Schule zahlen. Seine Suite mörs I'Oze, die musikalisch einige hübsche Kindcrmärchcn der über zweihundert Jahre alten Samm lung von El-arles Pcrranlt nachcrzälilt, ist die Schöpfung eines eigenartigen, rcichbcgabten und feinbcsaiteten Musikers, der in der Form sich gern einmal älterer Meister bedient, aber inhaltlich einen allermoöernstcn Impressionismus mit lciicm futuristischen Anfluge zu» Geltung kommen läßt. Etwas Poetischeres und Duftigeres wie diese fünf kurzen Stücke von Dornröschen, Däumling, von der häß lichen Kaiserin der Pagoden, dem ans dem wilden Tiere hcrvorgezauberten Prinzen und dem Zaubergarten ist in den letzten Jahren kaum geschrieben worden. Eine Welt von traumhafter Entrücktheit taucht auf. so neu in ihren exotischen Farben, daß man erst eine gewisse Zeit braucht, che man sich an diese Märchcnbnnlhcit und weiche Stim mung gewöhnt. Alles ist in zarte» Tönen gehalten: kein schriller Laut stört die «vie aus einem Schleier hercnis- wallendcn Klänge von Sehnsucht, süßem Hoffen, von Lautenmusik ans Nnßschalcilresonanz, von Silbcrglöckchc», vom Gebrumm des wilden Tieres — und alles ist vor bei wie ein gleißender Traum ans längst vergangener Kindcrzeit. Gewiß, das Aparte in der Harmonik der viel- ästigen Partitur ist häufig Selbstzweck, die raffiniert pikanten Illustrationen gewisser Märchcnvorgänge mi« merkbarem artistischen Eigenvcrgnügen erzeugt und das Ganze eine Art von Leckerbissen für seinhöngc Ohren und nichts kräftig Bewegendes: aber in ihrer Weise stellt diese Suite eine glänzende Leistung dieses impressionistischen DarstcllungsstileS dar, bei dem Thematik. Gruppierung. Aufbau nur Abhangigkcitsproüuktc der lScfamtstinüniing sind. Uebrigens gcwinnt solch eine Schöpfung bei mehr maligem Hören bedeutend an Eindruck. Feiner gespielt wird sic kaum werden als von unserer Kapelle unter Schuch, der die differenzierten Färbungen meisterlich al>» töntc und dem Ganzen prächtige Märchenstimmnng ein- hanchie. Das Publikum nahm die Novität freundlich auf-. Die zweite Neuheit brachte ein guter, hochgeschätzter alter Bekannter, Herr Professor Ein.il Sauer, mit. Er trug nämlich sein vor zehn Jahren entstandenes, in Dres den noch nicht gehörtes zweites Klavierkonzert in E Moll vor, über das zwar Krctzschmar einst ein recht absälligcs Urteil schrieb, daS sich aber gestern, mit Ausnahme einiger entschieden zu weitschweifiger Stellen und Wiederholungen, ganz unterhaltsam anhvrte. Thematik und Verarbeitung zeige» Gewandtheit in der KvmpvsitionStcchnik, und dem Orchester ist eine nmfänglicherc Aufgabe gestellt als bei sonstigen ähnliche» Produkten. Allerdings „verdirbt der Virtuos dem Poeten softf das Konzept", aber gegen den Schluß des Werkes, wo lebhafte Rhythmen slawischen Ein schlages fesseln, nimmt das Werk einen reizvollen Zug Lisztschcr Verve an. Wenn Lauer die E-D»r Tonleite« spielt, kann sein sinnlich schöner, weicher und elegante« Klavicrton schon ein eigenes Gefallen erregen: hier nun stand ihm ein besonders dankbares Feld zu virtuoser Be tätigung offen, und er eroberte mit Schneid und Bravour niitcr der vorzüglichen Assistenz Schuchs und des Orchesters sich den Beifallssturm des ihn sehr feiernden Publikums. Ihre Königlichen Hoheiten Frau Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde wohnten dein Konzerte bei. tt. k.
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