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Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung : 24.06.1945
- Erscheinungsdatum
- 1945-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id425384225-194506246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id425384225-19450624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-425384225-19450624
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungTageszeitung für die deutsche Bevölkerung
- Jahr1945
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Nr. 30 — Erscheinungsort Dresden für die deutsche Bevölkerung Sonntag, 24. Juni 1945 Erste Tagung des Sowjelparlaments nach dem Kriege Der Oberste Sowjet der UdSSR ist zu seiner 12.Tagung zusammengetreten Gesetzentwurf über die Demobilisierung der älteren Jahrgänge der Roten Armee Sitzung am historischen 22. Juni Am 22. Juni, um 7 Uhr abends, fand im Kreml, im Sitzungssaal des Obersten Sowjets der UdSSR, die Eröffnung der 12. Tagung des Obersten Sowjets der UdSSR statt. Das Erscheinen des Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare der UdSSR J. W. Stalin, der Mitglieder des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR und der Regierungsmitglieder wird von den Anwesenden mit einer stürmischen, langanhalten den Ovation begrüßt. Der Vorsitzende, A. Andrejew, teilt mit, daß der Rat der Volkskommissare der UdSSR einen Gesetzentwurf „Ueber die Demobilisierung der älteren Jahrgänge des Feldheeres" der 12. Tagung des Obersten Sowjets der UdSSR zur Prüfung unterbreitet. Auf- Vorschlag des Abgeordneten B. I. Selesnjew nimmt der Oberste Sowjet der UdSSR einstimmig diese Frage in die Tagesordnung auf. Der Unionsrat und der Nationalitätenrat beschließen, den Bericht über die Demo bilisierung der älteren Jahrgänge des Feldheeres auf einer gemeinsamen Sitzung des Unionsrates und des Nationalitätenrates entgegenzunehmen, ebenso auch die Debatten und die Annahme des Gesetzes auf einer gemeinsamen Sitzung des Unionsrates und des Nationalitätenrates durchzuführen. Mit dem Bericht „Ueber die Demobilisierung der älteren Jahrgänge des Feld heeres" tritt der Generalstabschef der Roten Armee, Armeegeneral A. J. Antonow auf. Nach Beendigung des Berichts von Armeegeneral A. J. Antonow wird die gemein same Sitzung des Unionsrates und des Nationalitätenrates geschlossen. Bericht des Generulsiubscheis Armeegeneral Antonow Genossen Deputiertet Der Große Vaterländische Krieg des Sowjet volkes gegen die deutschen Imperialisten, die wortbrüchig die-Sowjetunion überfallen haben, hat mit unserem vollen Sieg geendet. (Anhalten der Beifall.) Das Sowjetvolk und seine Rote Armee haben Im tödlichen Kampfe gegen den starken und hinterlistigen Feind die Ehre, die Freiheit und Unabhängigkeit ihres Vaterlandes behauptet. Hitlerdeutschland — der Hauptherd der Aggression in Europa — ist aufs Haupt ge schlagen. Seine Streitkräfte sind von der Roten Armee und von den Armeen unserer Verbün deten zerschlagen. Die Hitlerarmeen sind auf gerieben oder gefangen, ihre technische Aus rüstung ist vernichtet oder von uns und unseren Verbündeten erbeutet. Infolge der entscheiden den Offensive der Roten Armee und der Armeen unserer Verbündeten ist das ganze Territorium des Feindes besetzt. Deutschland hat seine ganze Kriegsindustrie, seine Treibstoff- und Rohstoff quellen verloren. Der staatliche und militärische Verwaltungsapparat Deutschlands ist zerstört. Die deutsche Kriegsmaschine ist endgültig zer schlagen. Deutschland, jeder Möglichkeit zu weiterem Widerstand beraubt, war genötigt, be dingungslos zu kapitulieren. Am 9. Mai d. J., am historischen Tage des Sieges, sagte Genosse Stalin in seinem Aufruf an das Sowjetvolk: „Die großen Opfer, die wir im Namen der Freiheit und Unabhängigkeit unserer Heimat gebracht häben, die unzähligen Entbehrungen und Leiden, die unser Volk im Laufe des Krieges ertragen hat, die angespannte Arbeit im Hinter lande und an der Front, die auf dem Altar des Vaterlandes dargebracht wurde, all das war nicht umsonst und wurde mit dem vollen Sieg über den Feind gekrönt. Der jahrhundertealte Kampf der slawischen Völker um ihre Existenz und ihre Unabhängigkeit endete mit dem Sieg über die deutschen Eindringlinge und über die deutsche Tyrannei. Von jetzt an wird über Europa das große Banner der Freiheit der Völker und des Friedens zwischen den Völkern wehen." Im Verlaufe des ganzen Großen Vater ländischen Krieges war die sowjetisch-deutsche Front diejenige, an der die entscheidenden Schlachten geschlagen wurden. An der sowje tisch-deutschen Front hielt die deutsche Heeres führung ihre Hauptkräfte, den größten und besten Teil ihres Kriegsmaterials. An der sowje tisch-deutschen Front wurden die ursprüng lichen aktiven Kader der deutschen Armee ver nichtet, ebenso auch die Masse des feindlichen Kriegsmaterials. Das große Verdienst unseres Staates und der Roten Armee um die Zerschlagung des deut schen Imperialismus wird als ein ruhmreiches Blatt in die Geschichte des Kampfes für die Befreiung des versklavten Europas vom faschisti schen Joch elngehen. Worin liegen die Gründe unserer historischen Siege? Es ist die unüber windliche Kraft unserer sozialistischen Ordnung, der Patriotismus und die moralische und poli tische Einheit unseres Volkes, die unbezwing- liche Kraft der Roten Armee, die große be geisternde und organisierende Kraft unserer bolschewistischen Partei, die geniale Staats- und Kriegsführung des Genossen Stalin. (Stürmischer, langanhaltender Beifall, alle stehen auf, Ovation zu Ehren Stalins.) Die Front, auf der die Rote Armee kämpfte, erstreckte sich vom Nördlichen Eismeer bis zum Schwarzen Meer und reichte bis zum Kaukasus. Unter diesen Bedingungen war unser Staat genötigt, große Menschen- und Materialreserven zu mobilisieren, um die Freiheit und Unab hängigkeit des Sowjetvolkes zu verteidigen und den verhaßten Feind zu vernichten; dazu mußte die Rote Armee zu einer mächtigen Kraft wer den. Am Ende des Krieges hatte die Rote Armee viermal mehr Divisio nen als zu Friedenszeiten. (Beifall.) Um im modernen Kriege den Sieg zu er ringen, genügt es aber nicht, eine nur zahlen mäßig starke Armee zu besitzen. Der vergangene Krieg war ein Krieg der Motoren, in dem massenweise Material verschiedenster Art ge braucht wurde. Die Rote Armee löste alle Auf gaben, die ihr von der Regierung und der obersten Heeresführung gestellt wurden, nicht nur deshalb so erfolgreich, weil sie eine große Armee ist, sondern auch, weil ihre technische Ausrüstung in bezug auf Menge und Qualität den Ansprüchen des modernen Krieges voll entspricht. Die Rote Armee besitzt eine moderne, zahlreiche und mächtige Artillerie, die sich im Verlaufe des Großen Vaterländischen Krieges um mehr als das Fünffache ver größert hat. Die faschistischen deutschen Truppen hatten, als der hinterhältige Ueberfall auf die Sowjet union begann, eine bedeutende zahlenmäßige Ueberlegenheit an Panzern. Eine angespannte Arbeit unserer Panzerindustrie war nötig, um die Ueberlegenheit des Gegners wettzumacben. Im Verlaufe des Krieges wuchs die Zahl unserer Panzer modernen Typs um das Fünfzehnfache im Ver gleich zu der Zahl der Panzer in Friedenszeiten. (Beifall.) Dieser Umstand änderte von Grund auf die Lage auf den Schlachtfeldern zu unseren Gunsten. Die Auf gabe, die Genosse Stalin gestellt hatte, „die Ueberlegenheit der Deutschen an Panzern wett zumachen und damit von Grund auf die Lage unserer Armee zu verbessern", war erfolgreich gelöst. Außerdem schuf unsere Kriegsindustrie im Laufe des Krieges neue schwere und leichte Stürmgeschütze. Die zweite Hälfte des Krieges war gekennzeichnet durch die Ueberzahl unserer Panzer und Stürmgeschütze auf den Schlacht feldern. Dieser Umstand gab uns die Möglichkeit, operative Manöver von gewaltigem Ausmaß durchzu führen, bedeutende Kräftegruppen des Feindes einzuschließen und ihn bis zur völligen Vernichtung zu verfolgen. Die Bedingungen für den Luftkampf waren für uns während der ersten Phase des Krieges ebenfalls schwer. Der Gegner hatte eine starke zahlenmäßige Ueberlegenheit an Flugzeugen. Während der zweiten Hälfte des Krieges haben wir dank der Verstärkung und Ausweitung unserer Flugzeugindustrie eine entscheidende Veränderung der Verhältnisse auch auf diesem Gebiete erreicht. Die Ueberlegenheit in der Luft ging zu unserer Luftwaffe über; sie war am Ende des Krieges fünfmal so stark als bei Kriegs beginn. Zugleich mit der Verstärkung der motori sierten Truppen verstärkte sich auch die In fanterie, die der Kern der Armee ist, sie wurde mit neuen Waffen ausgerüstet. Während der Kriegsjahre hat die Infanterie eine Menge auto matischer Waffen, Panzerabwehrmittel, Flakaus rüstung, schwerer Maschinengewehre, Granat werfer und anderer Waffen erhalten. Diese tech nische Ausrüstung hat in bedeutendem Maß die Abwehr- und Angriffsmöglichkeiten der Infan- (Fortsetzung siehe Seite 2) Marschall der Sowjetunion K. K. Rokossowski i Der Oberbefehlshaber einer Heeresgruppe, Marschall der Sowjetunion K. K. Rokossowski, im Gespräch mit sowjetischen Soldaten und Offizieren. Erziehung der Jugend Von W. A. Ruban In der heutigen Nummer der „Tageszeitung" bringen wir den Schluß des Aufsatzes „Der Weg eines Henkers" vom russischen Journalisten Gabrilowitsch, der ein wichtiges Thema unserer Zeit behandelt. Er schildert, wie die Hitler faschisten bewußt und planmäßig für ihre ver brecherischen Ziele die deutsche Jugend mora lisch und politisch zersetzten. Es ist kein Zufall, daß man sich in Rußland ebenso wie im übrigen Ausland für die deutsche Jugend interessiert. Dasselbe Thema wird auch nicht zufällig in all den neu erstehenden demo kratischen Organisationen, Stadtverwaltungen und von Einzelpersonen verschiedener Gesell schaftsschichten behandelt. Die Frage der Er ziehung oder vielmehr der Umerziehung der deutschen Jugend ist eines der Grundprobleme, die bei der Ausrottung des Nazismus und Militarismus, die dem deut schen Volke so viele Leiden gebracht haben, von größter Bedeutung sind. Gestern veröffentlichte die „Tageszeitung“ einen Brief der zwanzigjährigen Schauspielerin Ingeborg Ottmann, in dem sie voll Bitternis über das System des Drills berichtet, das die deutschen Jungen, Jünglinge und Mädchen in beschränkte, primitive Menschen, in gedankenlose Roboter verwandelte, die die Nazis für ihre barbarischen Ziele brauchten. Ingeborg Ottmann schreibt: „Uns war alles Schrifttum verboten, welches nicht vom Dritten Reich, Hakenkreuz, Blut und Boden handelte. Wie sollte da jemand zu eigenem Betrachten über alles große Weltgeschehen kommen? Glattes Haar, Knoten, Kletterweste und Marschlieder auf der einen Seite — Prämien für uneheliche Kinder auf der anderen Seite." Die wahre Wissenschaft, die Weltliteratur, die den Humanismus ehrte und gesunde Be ziehungen zwischen den Menschen bejahte, war von den Faschisten aus den Lehranstalten Deutschlands verbannt. Die Faschisten waren bestrebt, schon das Kind dem erzieherischen Ein fluß der Familie zu entziehen und es ihrer eigenen „Erziehung" zu unterwerfen, die sich auf körperliche Entwicklung und Eintrichtern der primitiven nazistischen Be griffe über die Vorzüge der nordischen „Herrenrasse" und über die Notwendigkeit, die anderen Völker zu unterwerfen, beschränkte. Rolf Nissen, von dem im „Weg eines Henkers" berichtet wird, verwandelt das heilige Gefühl der Liebe in ein physiologisches Bedürfnis. Er wird erzogen im Geiste eines niedrigen Egoismus, der jedes Gefühl von Mitleid ausmerzt. Die Völker Europas kennen zur Genüge diese von Hitler gedrillte Jugend. Zu gut! Sie hat sich zu Taten mißbrauchen lassen, clie Deutsch land einen schlechten Ruf einbrachten und den Namen des deutschen Volkes für immer be fleckten. Sie sind es, diese von Hitler erzogenen jungen Menschen, die vom Flugzeug die Scharen französischer und russischer Flüchtlinge mit MG-Feuer beschossen. Sie warfen Bomben auf Flüchtlingszüge mit Frauen und Kindern. Sie haben als SS- und SD-Männer in allen Ländern Europas unzählige ebenso junge Menschen ge tötet, deren einzige Schuld darin bestand, daß sie keine Sklaven sein wollten, ihre Heimat liebten und ihr Recht zu leben verteidigten. Sie zerstörten historische Denkmäler und schmäh ten die Heiligtümer anderer Völker, verwandel ten ganze Gebiete und Staaten in „ausgebrannte Erde". Sie sind in ganz Europa bekannt als Vergewaltiger, als Menschen, die Säuglinge mor deten, weil sie ihren Schlaf störten. Die Schuldigen an diesen Verbrechen, die Er zieher ebenso wie die ' Zöglinge, werden die volle Verantwortung für sie zu tragen haben. Doch heute, wo in Deutschland die demokrati schen Organisationen Wiedererstehen, wo poli tische Gedanken wieder frei ausgesprochen werden können, muß man sich mit der Frage der Ausrottung des Nazismus im System der Er ziehung befassen. Wie schwer es auch dem deutschen Volke fallen möge, es muß der nackten Wahrheit ins Auge schauen. Es muß erkennen, was der Nazismus aus der deutschen Jugend gemacht hat. Das ganze Erziehungssystem, von der Grund schule bis zur Hochschule, und in erster Linie der Unterricht der Gesellschaftswissenschaften, mußvonGrundausrevidiertwerden. Die politischen Parteien müssen gemeinsam mit den neu erstehenden Gewerkschaften das Pro blem der Jugendarbeit lösen und eine völlige Ausrottung der verbrecherischen nazistischen Er ziehung erreichen. Hier ist nicht die Rede von einer Reform des Erziehungswesens. Die deutsche Jugend muß nach ganz neuen Grundsätzen erzogen werden, damit sie wieder in die Gemeinschaft der Jugend aller Völker zurückkehren kann.
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