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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050304013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905030401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19050304
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905030401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-04
- Monat1905-03
- Jahr1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1905
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Anreizen-canf. >»nalttne von rlnküiidiauna«» l,s »ackmilia»« s Udr. Sonn- und keierluad nur Manenltrad« s« von II bis '/«lUlir. Die l ivailiaeOtrund- «eile <ca, » Silbe,,' « Pf«.. An- küud'aunaen aui der Pnval'eile -teile L. P'a ' die rlvalüiie -jette aui Lerl- Iciie bü Pia. als Sinaeiandi -ielle «I Pia In dtuaimern «ach ckauu- uud Kelertaae» r ivaliiac <t>lUich«c,Ie so Pia . aui Privarielie «o Pi,. sivalüae 8eUe aui leriicüe und als Emaeiand, so Pia. kluswärliae Lui- träae nur aeacn Bvrausdeiuliluua. Beleablülier werden um io Pi,, berechnet. Nernivrechanichluß: »m« 1 Sir. U und Nr. 20SS. Julius 8eiiä61iell 4b«r» 8«« >8, a. I. Lt. SeleiictillliWkegmISliüe W°r- bei lilndoru nnci Lrrrnokneovn als 8p«I- uuä Urriiel- »viii'iu«!' uns uuclers Oiiria- soll warotrsr mit clor krut voräon absolut «iebsr vertrieben äurcb ciis berilllmton v». I^ÜLllSaMSILlLI'L WurmpittpruLt«. MK" 28«- t«1x»nrL«^«»' im Aitlfr svr Zeäerm^ua nn« ! 8üIomo»l8-^M6ke, Vresüsu-L., «eumsrkt 8. kei'll.lleNiiiiuii! Opttaoti - luootian. InnNtat orstva ltuoisos. rdestvr- w»a Leisv8l8«''r. HspLrtNuisü von »llLvrirt» um ««!dsv rurtlck. Lstllzojk u. tslllllco. SrueUviSvllSvn omnüoillt soill« vorrvxljoli pnssonclvll uncl siotioro Ililko diotonclon Uun- cin-'on sj^onor dorrütirlostor üon- Lirulctivn: ü-inäu^i^d uncl Ortdopüä LttIt'llt'I' Ter Leipzigcr ?lcrztkslreik im ReichSicige. Ockonom. Gesellscd . Be;irkA- L7U ck » V»U» OVllUll. ausschuv. ilillss.-iapan. Krieg. L>och!chullieive.iunu. I^union lntornntionnlo. Pli'hensee vor Gericht ILLUsväseduek 8vN«, ^2 dionulux« ^oüllnot ruii Lt—12 lllir. Zur Lage i» Rutzland. DaS ChaoS der Nachrichten über die Vorgänge und Zustände nn Jnnnn de» Zarenreiches macht es unmöglich, über Mut maßungen hinauSzukommcn und sich ein sicheres Urteil über die weitere Gestaltung der inncrpolitischen Verhältnisse zu bilden. Auf der einen Seite der Berichterstattung herrscht offenbar die mehr oder weniger bewußte Absicht vor, zu übertreiben, während auf der anderen Seite daS offiziöse System dK Vertuschens, des E-itstellcus, des Totschweigens weiter funlk- tioniert. Die Kontraste der Meldungen bleiben vor der Hand unlösbar, und es geht auch nicht an, etwa daraus die Diagonale zu ziehen, »m so den Wahrheitsgehalt sestzustellen. Man muß sich vorläufig mit der unleugbaren Tatsache begnügen, datz die Gärung fortdauert, und daß dabei neben dem wirtschaftlichen und sozialen Faktor die politischen Fragen die ausschlaggebende Nolle spielen. Ob aber ein Wandel des autokratischcn Vcr- waltuugssysteins zu erwarten ist, steht dahin, und selbst in ZarS- kose Selo scheint man noch immer rat- und willenlos hin und her zu schwanken, ohne zu einem festen Entschlüsse zu gelangen. DaS ist eins der verhängnisvollen Momente der kritischen Situation, in der sich Rußland zur Zeit befindet, daß der Wille deS Zaren versagt. In seinen Händen sollte die endgültige Ent- scheidung liegen, aber sein Wille ist allem Anschein nach so schioach und seine Abhängigkeit von den ihn umgebenden, ver- mutlich einander durchkreuzenden Einflüssen so groß, daß er sich aus eigener Initiative nicht zu entscheiden vermag. Seinen Namcnsvorgänger Nikolaus I. hat er zwar seither programmatisch als sein Vorbild angesehen, aber in Wirklichkeit fehlen chm gerade diejenigen Eigenschaften, die das Wesen dieses Zaren bestimm ten, der die drastische Verkörperung des Selbscherrschertums gewesen ist. Unbedingt zuverlässige Nachrichten über die Haltung des Kaisers Nikolaus II. angesichts der kritischen Vorgänge in seinem Reiche fehlen naturgemäß: indes gewinnt man immer wieder den Eindruck, daß die Geschicke Rußlands nicht durch seinen selbstherrlichen Willen bedingt sind, daß ursprüngliche, feste Willensentschlüsse des Zaren fehlen und bedeutsame Ent scheidungen, wenn sie einmal erfolgen, alsbald widerrufen werde«. Heute ein Schritt vorwärts, morgen ein Schritt rück wärts: das scheint die Signatur zu sein, Hilflosigkeit, sowie Mangel an selbständiger Urteilskraft und unabänderlicher Willensenergie kennzeichnen das gegenwärtige autokratische Regi ment. wenn von einem solchen überhaupt noch gesprochen werden kann. Ein überaus bedenkliches Symptom ist das Dementi, das soeben gegen die Meldung gerichtet wird, der Zar habe nicht nur «ine Denkschrift des Ackerbauministers Jermolow über die Notwendigkeit einer Verfassung als einzigen Hellmittels in der gegenwärtigen Lage entgegengenommcn, sondern diesen auch be- austragt, ein Reskript an den Minister des Innern und sogar das einschlägige Manifest auszuarbciten. Es war der offiziöse Tele graph gewesen, der diese Meldung verbreitet hatte, und wenn deren Nichtigkeit wiederum auf demselben Wege bestritten wird, so wird dadurch nicht die Glanbwüidigkeit der ersten Nachricht aufgehoben, sondern vielmehr konstatiert, daß der erste folgenschwere Schritt zur definitiven Entscheidung getan, aber nun zurückgetan ist. Es bietet dieses.Dementi" keine neue Erscheinung, eS ist lediglich die Wiede,holnng gleichgearlcler Vorgänge, die immer wieder daS eine bezeugen, daß die Anarchie auch dort henscht, vvn wo aus diejenige bekämpft werden sollte, die an den Grundvesten des Reiches schüttelt und rüttelt. Anarchie oben. Anarchie unten. Anarchie üb«all! Das ist das Bild, das daS Dementi vor Angrn stellt. Schon vor etlichen Wochen war bereits einmal die Nachricht verbreitet worden, der Ackerbau- minister Jermolow habe dem Zaren eine Ttzilschrift über dieVer- fassungSsrage überreicht. Auch damals folgte der Botschaft daS Dementi, da« inioiern glaubhaft erschien, als rS die Tatsache eine» WillenSwrchiels bekundete, der sich unmittelbar unter dem Eindrücke der Vorgänge am Tage des Festes der Petersburger Wasserweibe vollzogen hatte. Damals wurde unter anderem der Name deS inzwischen ermordeten Großfürsten Sergius als eines der Inspiratoren zu angeblich endgültiger Stellungnahme des Aare» gegenüber der Verfassungsbewegung genannt, wie auch einige Wochen vorher, als der Zar die Bitte einer AdelSversamm» lung um eine Verfassung als frech und verwegen bezeichnet hatte. Die Stimmungen und Willensregungen des Zaren wechseln offen bar, je nachdem da» Vertrauen zu denjenigen die Oberhand hat, die für die Notwendigkeit einer daS ganze Negiernngssystem berührenden Reform eintretcn. oder zu denen, die daS bisherige System repräsentieren und jedes Zugeständnis an die liberalen Forderungen als eine schwere Gefahr für die Einheit und Größe deS Zarenreiches erachten. ES war behauptet worden, auf den Ent schluß deS Zaren, in Form eines Manifestes der Vcrsassungs- frage näberrutretrii, habe die Drohung der terroristischen Partei söchernd eingewiikt habe, daß die Ankündigung der Einführung einer Konstitution noch vor dem 4. März, dem Jahrestage der Aufhebung der Leibeigenschaft, erfolge» müsse, widrigenfalls dem Kaiser da» schlimmste Schicksal bevorstehc. Die kaum mehr zu bestreitende Willensschwäche des Zaren läßt eS nicht als aus geschlossen erscheinen, daß derartige Einschüchterung-Versuche nicht ga«r wkkungSlo« geblieben, aber schließlich wieder durch stärkere Gegenaktionen in der nächsten Umgebung des Monarchen matt gesetzt worden sind, dergestalt, daß der Kaiser heute zwar der Nol gehorchte, nicht dem eigenen Triebe, sich morgen jedoch von dem Motiv deS Zwanges wieder losmachte, um den Mut des unbe schränkten SelbstherrschertumS wiederzusinden. Auf wie lange, das bleibt wiederum abznwarten. Auf die Dauer wird sich schwerlich die Rcformbewegung mit den bisher vom Zaren versprochenen Zugeständnissen eindämmen oder meistern lassen, zumal grundsätzlich jede Mitwirkung des Volkes an deren Durchführung versagt und diese ganz und gar der Vurcaukratrc überlassen bleibt, deren Willkiirherrschafr und Allmacht zu brechen, die erste Bedingung zu einer Anbahnung besserer Verhältnisse ist. Tie Verheißungen des Reform-Erlasses des Zaren, der im Dezember unter dem Titel „Entwürfe zur Vervollkommnung der Staatsordnung" ersch.rnen war, hat allent halben nur bitter enttäuscht, weil er zugleich die Gewißheit enthielt, daß alle wohlwollenden Absichten des Zaren doch nur papieruen Wert besitzen können, wenn vorher der bureaukratischc Despotismus nicht gebrochen wird. Im Grunde genommen ist fast die gesamte russische Gesellschaft, soweit sie die „Intelligenz" vertritt, von der Notwendigkeit überzeugt, daß die Dinge so wie bisher nicht weilergchen können. Der grundbesitzende Mel fordert ebenso entschieden eine Aenderung des russischen Staats- Wesens, wi» die Vertreter der Städte und aller gebildeten Klassen. Auch über die Gesinnungen der niederen Geistlichkeit können Zweifel nicht bestehen, so sehr sich auch die Orthodoxie rühmen mag. der Fels des autokratischcn Regiments zu sein. In einer Zuschrift an den konservativen „Reichsboten" werden die oben handelnden und durch daS Schwergewicht der Tradition ge stützten und geschobcucn Gewalten so gekennzeichnet: „Da der schwankenden Gestalt des nominellen Selbstherrschers fast nur noch eine Statistenrolle zukommt, bleiben hier die finstere, räuberische Beamtenschaft und die wenigen Großen, die bei dem herrschenden Ausbcutungssystcm blühen, mit ihm stehen und fallen und deshalb bis auss Messer dafür kämpfen. Aus der Seite des ringenden Volkes dagegen stehen die heterogensten Faktoren, die aus den verschiedensten Beweggründen handeln und weit verschiedene Ziele erstreben. Nur eins haben sie alle gemein sam: den Haß gegen die Ausbeutung durch die herrschenden Kasten der Beamten und Häslinge." Auch der „christliche Anarchist" Gras Leo Tolstoi erblickt in der jetzigen Bewegung den Beginn einer politischen Neugestaltung Rußlands, obwohl er erklärt, daß hinter denen, die jetzt so ungestüm Reformen fordern, nur ein kleiner Teil des russischen Volkes stehe. In seiner großen Mehrheit bestehe dieses aus Bauern, und diese hätten nur den einen Wunsch, daß die Scholle, die sie bearbeiten, ihnen gehöre, daß der Boden ihr gemeinsames Eigentum sei, an dem der Staat kein Anrecht habe, der nicht Gegenstand des Handels, des Kaufs und Verkaufs sei. Das russische Volk denke nicht an Revolution, eine solche hätte aber auch gar keinen Sinn, denn heutzutage verfüge die Negierung über genügend Nepressivmittel. Für möglich halte er nur eine Palastrevolution. Dennoch erachtet auch Tolstoi Reformen für unerläßlich und unvermeidlich, weil die Ereignisse sie erforderten. „Bis zum 22. Januar," sagt er, „habe ich noch gezwcifclt, aber nun ist meine Zuversicht gewachsen. Die Regierung muß Konzessionen machen. Wie weit diese gehen werden, das kann ich nicht Vor hersagen. Und dennoch bin ich überzeugt, daß vor dem Ende des Jahres mancher Zug in der bisherigen Physiognomie Ruß lands sich gründlich verändert haben wird." Neueste Drahtmeldunnen vom 3. März. Deutscher Reichstag. Berlin. sPriv.-Tel.s Die Beratung deS Etats des Reichs« mtS des Innern wird beim Titel „Staats- sekretär" fortgesetzt. — Abg. Spahn sZentr.s: Der Staais- sekreiär betonte gestern die Notwendigkeit einer Vereinheit lichung der drei großen Bersichcrungszwcige. Ich glaube, w.ir kommen schon rasch genug vorwärts, wenn wir nur wenigstens für diejenigen Geschäfte, die ollen drei VcrsicherungSzwcigen gemeinsam sind, einheitliche Stellen haben. Auf dieses Ziel möge der Staatssekretär mit seiner gewohnten Tatkraft los gehen, wir werden ihn dabei unterstützen. sBeifall.j — Abg. Dr. Mugdan ffrcis. Voiksp.) wünscht, daß den Gewerbe- inspektoren als Gehilfen Arbeiter beigegebcn werden. Zu einem Polizisten gegenüber den Arbeitgebern, wie dies die Sozial demokraten in wünschen schienen, dürfe aber der Aufsichtsbeamtc nicht hcrabsinkcn. sLachen links.> Angesichts des heutigen rechts, dabei wolle sie aber selber den Acrzlen das Koaiitions- recht beschränken, denn darauf allein lause der Kamps der Sozialdemokraten gegen die freie Aerztcwahl hinaus. Die Sozialdemokraten sahen in jedem Arbeitgeber einen Ausbeuter. Wie aber kämen die Sozialdemokraten dann dazu, Arbeits kammern zu fordern, in denen die Arbeiter mit jenen spolt- schlechten Kerlen, den Unternehmern, Kusammensäßen. Die Arbeitskammcrn würden nicht zum Frieden dienen: dagegen könne inan sich allerdings von der Mitarbeit der Arbeiter in der Gewcrbeaufsichl Nutzen verspreche». Ungenügend seien die " rbei ' Vergistungsgefahr. Die Verwendung von Blei zu Farben müsse ganz verbalen werden. Notwendig seien Aerztc m der Gewerdc- aufsicht. Auf den Universitäten müsse für Unterweisung der Medizin Studierenden in Gewerbchygiene und im Arbciter- schutz Sorge getragen werden. Weiler verteidigt Redner den Hausierhandel, ebenso die Warenhäuser. Kleinhandel und Hand werk täten gut, von den Warenhäusern zu Urnen, nament lich in bezug auf die Barzahlung. Dann gehl Redner sehr auL- süyrlich auf das Verhältnis zwilchen Krankenkassen und Aerzten ein, auf die freie Acrzlcwahl und aus den Aerzleitreik in Leipzig, wobei er lebhaft gegen den löchsischeii Bundesratsbevollmächtiaten, Geh. Rat Dr. Fischer, wegen dessen gestriger Ausführungen polemisiert. Dr. Fischer sei gestern ein Herz und eine Seele mit den Sozialdemokraten gewesen. In Wirklichkeit habe sich die freie Aerztewahl durchaus bewährt. Man dürfe die Äerzte nicht wehrlos den wzicildemokralischen Organisationen ausliefern. sLärm bei den Sozialdemokraten.) Die Abhängigkeit der Aerzte von den Kassenvorständen sei für den Aerzteftond politisch und sozial entwürdigend. sLärm bei den Sozialdemokraten.1 Wo die Sozialdemokraten in den Kassen die Macht hätten, stellten sie nur sozialdemokratische Aerzte ein. iNufe links: Unverschämt! Vizepräsident Graf Stolberg ruft die unbekannten Zwischen- rmer zur Ordnung.) Pflicht eines ieden Staates sei es, einen solchen Unfug abznstellen. sGroßer Lärm.) Das sei nicht Selbst verwaltung mehr, sondern nur ein Zerrbild der Selbstverwal tung. — Sächsijcher Bundesratsbevolluiächiigtcr Geh. Rat Dr. Fischer protestiert gegen die Behauptung, daß er mit den Sozialdemokraten ein Herz und eine Seele sei. Oder solle das eine Denuuzialion sein? Herr Dr. Mugdan muß doch wissen, daß ich stets entschieden den Sozialdemokraten entgegeugetreten bin. Wenn die Behauptung Mugdans wahr wäre, würde ich es für meine Ehrenpflicht halten, sofort mein Amt niederzu- legen. — Abg. Burkhardt sChristlich-Sozial) wünscht obliga torische Schiedsgerichte, die die Arbeiter bei Konflikten mit den Unternehmern anznrusen gezwungen seien. Dann würden viele Streiks unnötig werden. Eine Realisierung deS Maximal- arbeitstages von acht Stunden, wie die Sozialdemokraten es wünschten, sei undurchführbar, dagegen sei eine weitere Aus dehnung des Systems des sanitären Arbeitstages zu befür worten. Bei der Landwirtschaft lasse sich ein Marimalarbeits tag überhaupt nicht durchführen: er sei hier auch nicht not wendig. Einer Vereinheitlichung aller drei Versicherungszweige stehe als Schwierigkeit die Verschiedenheit in Stadt und plattem Lande entgegen. Redner wünscht eine gute Apothcken-Refrmn und Ausdehnung der Bestimmungen der Gewerbeordnung über Einschränkung der Knrierfreihcit aus die Zahntechniker. Bei fester Anstellung von Kassenärzten, zumal in ungenügender Zahl, bestehe die Gefahr einer zu blitzähnlichen Untersuchung der erkrankten Kassemnitalicder. — Abg. Livinski lSoz.) erhebt Widerspruch gegen die Mugdansche Auffassung, als ob die Krankenkassen und deren Vorstands- und sonstige Stellen sozialdemokratische Sinekuren seien. ,Daß die Kassen lediglich Sozialdemokraten anstcllten. sei unzutref fend. Wo werde denn größerer Aemterschacher getrieben als da, wo die bürgerlichen Parteien am Ruder seien. Redner plädiert schließlich für Erweiterung der Sonntagsruhebestim- mungen. — Schluß der Sitzung 6sh Ukr. — Morgen 1 Uhr Anträge, betr. Arbeitsämter und Ärbcitskammern, und betr. Tierschaden. Berlin. sPriv.-Tel.) Die Reichstagskommis- sion zur Vorberatung der Zivilprozeß-Novelle sEnt- lastung des Reichsgerichts) nahm mit 11 gegen 10 Stimmen die Erhöhung der Revistonssumme im Sinne der Regierungs vorlage an MOV Mark für konforme, 2000 Mark für disforme Urteile der beiden ersten Instanzen). Damit ist die erste Lesung der Zivilvrozeß-Novclle beendet. Hieraus diskutierte die Kom mission über einen Antrag Hagemann snat.-lib.), der eine Ent lastung der Strafsenate des Reichsgerichts hauptsächlich dadurch erreichen will, daß er die Zuständigkeit der Schöffengerichte wesentlich erweitert. Siaatswkretär Dr. Nieberding erklärte, daß die verbündeten Regierungen den Antrag freudig begrüßten. Weiterberatung Dienstag, Berlin. (Priv.-Tel.) Die N e i ch sta gsko mm is- sion zur Vorberatung des Gesetzentwurfs über die Freiheit der Ncligioilsttbung sT o l e r a n za n t ra g) hat 8 1 in folgender Fassung angenommen: „Jedem sicht innerhalb des Reichsgebiets volle Freiheit des religiösen Bekenntnisses, der Vereinigung zu Religionsgemeinschaften, sowie der gemeinsamen häuslichen und öffentliche» Neligwnsüvnng zu. Den bürgerlichen und staats bürgerlichen Pflichten darf durch die Ausübung der Religions freiheit kein Abbruch geschehen. Preusiischer Landtag. Berlin. (Priv.-Tel.) Das Abgeordnetenhaus beendigte die Beratung des K u l t n s - E t at s. Beim Kapitel „Kunst und Wissenschaft" teilte Minister Dr. Studt mit, daß Gesetzentwürfe betreffend Erweiterung der städtischen Bau ordnung zum Schutze der städtischen Denkmäler und betreffend Schutz historischer Denkmäler vorbereitet würden. — Auf einen > im in ver Debatte kundgegebcncn Wunsch um Zulassung von Frauen zum Studium aus der Berliner Kunstakademie wurde vom Regierungstische aus erwidert, daß einige Akademien, wie Kassel und Königsberg, Damen zuließen, aber angesichts des sozialen Elends in Künftlerkrciscn würde es für viele Damen zweck mäßiger fein, sich anderen Berufen zuzuwciiden. — Beim Kapitel „Technisches Unlerrichtsivesen" sprach sich Abg. Fetisch dahin aus, daß ausländische Studierende nur zu erhöhten Gebühren und nur unter Voraussetzung derselben Vorbildung, wie sie von unseren Studierenden gefordert werde, zugclassen werden. Seitens der Negierung wurde erwidert, daß von den Ausländern dieselbe Vorbildung verlangt werde. In diesem Wintersemester seien aus sämtlichen technischen Hochschulen 2522 Ausländer vor handen, davon entfielen auf preußische Hochschulen nur 627. Russische Studierende seien in ganz Preußen nur 116 vorhanden, gegen 171 im Jahre 1901. — Beim Kapitel „Medizinal-Wesen" wurde ein Gesetzentwurf betreffend Reform des Hebammen» Wesens für die nächste Session angckündigt. — Morgen: AuS- führungsgesetz zum NeichSseuchengeseh. Das Fricdcuspräsenzaeseh. Berlin. lPriv.-Tel.) Die Budgetkommissionde» Reichstags führte heute die Generaldebatte über den Gesetzerrt» .Fr -pei»g nzssss «sZ '»squ»i H ipUjwUcl
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