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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.05.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010510019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901051001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19010510
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901051001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-05
- Tag1901-05-10
- Monat1901-05
- Jahr1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 10.05.1901
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VerugrgebM: »«r« vtttd« U»ddrin2-t w, tl» du oder RmmntMmiüre c tat Vi-U <U> «, vrrtd« u»d der nL-dli«, Umeedun,. >durck» «I,«,» v«tr» ir« erbau« kii riirnlaaui. dir icrü» eu> Kon», oder Srierta« «alarn. m v»«i rbeilauraadei, »»«»»« und »«,«« tuoeiltül. VlZr «««,»d. ei-aeUmdlrr S»M. «Übte tei»e Verbmdlutl-U. »er»<vre»a«i»Lli,8: tl«1 l Nr. U und Nr. rov«. Lelearamin-Sdrett«: N«ch»ich«»n L>re»de» Segrölldel 1856 >IllllU8 Loutler, lesztleii. V»Il8tr. IS «mpüeblt in ^»«rrcrhl: uvci N«r«Ie, II-»»»-, ILSolieo- uvcil LelLSrHS VSISN , tl»«ol.»n« . ««-rät»«. Nachril Tclear.-Adresse: egr.-it chlcn, Dresden. Itlutivinliruii^tlttiv, LlutrvIullrun^i'iiMiitt, Ü0 ?l. u. I Aic. ^uulbuu ul«»Nxlr, ^«Ilei-kitllirLÄer Lurrjerrt. iHtttliUiNileuol. DE" .^eltc8te8 bei ulcärlxsler krtzivstellutt^. IrvpLrL»tun-HG L rLL»er»tt t. »Uv k?».v»tei»»e« kiliLlv vrescken. lllsilwiliLübsHee 5. Loks lllorilrstr. Lrössts» 1-a8«rl keinkru-6t l^eupolt, »« 1L O resäen- ^ ?1r1ÜU8SVÜllLLM Isiebt uiui «urvr- Iii t i lilli li torti^t uiitor t-ürsntis civs ^utan l'<t88on8 VS!'! Vesikelioek, «»nlr-'UcIi bsiioll^. 8lMe8tkL88e 1L. »»i> II i ux »> »ur vo» birc k DIin /u r-pieehe,,. iD)« 1 »Zt^ Lniaaas' Der Ausstand in Hamburg. Hofnachrichten, Landeskirche, Berichte der Gcwerbeaussichtsbeamtcn, l lNuthmaßl. Witterung:! ^»H r»jfr»,r> 1 1 (didl Ni» ?VIkzskI. Gcrichtsvclhandlungen, Ter Diätenantrag iur ilicichstag. Lotterie-Liste. Unsicher. ! 1 » «»etil» le/rtk«» Der Ausstand in Hamburg. Der AuSstand der Kupferschmiedegelellen in der durch sozial demokratische Umtriebe schon Io oft und schwer geprüften Freie» und Hansestadt Hamburg ist einer von dcnsenige», welche die Tendenz einer.Kraftprobe" im sozialrevolutionären Sinne be sonders klar und unzweifelhaft erkennen lassen. DaS Ziel einer wirthschastlichen Besserstellung der Arbeiter tritt hier völlig zurück vor dem einzigen machtvolitischen Zwecke einer Austragung des Streites um den Arbeitsnachweis. In dem von den Ansständigen an die Arbeitgeber gerichteten Schreiben wird als erste und aus schlaggebende Forderung das Berlangen erhoben, das; kein Kupfer schmied in Hamburg durch den Arbeitsnachweis der Eisen- industriellen in Arbeit treten darf, sondern das alle Kupferschmiede den Arbeitsnachweis der Kupserschmiedegelellen benutze» müssen. Einige Lohnforderungen werden nur so nebenher ausgestellt, damit die Sache doch wenigstens eine gewisse wirthichastliche Verbrämung erhält und sür oberflächliche Benrtheiler der Anschein gewahrt bleibt, als handle es sich sür die Ausständigen auch um die Erreichung vortheilhafterer Lohnbedingungen. In Wirklichkeit ist aber die materielle Lage der hier in Betracht kommenden Kategorie von Arbeitern eine durchaus günstige und hat überdies erst im Vorjahre aus Grund bereitwilliger Zugeständnisse seitens der Arbeitgeber noch eine weitere Ausbesserung erfahren. Diese materiell recht gut gestellten Leute sind nun von den treibende» Elementen in der Sozialdemokratie dazu auscrsehen worden, den längst ge planten und vorbereiteten Anguss gegen die Betriebshoheit der Unter nehmer. gegen das freie Versügungsrecht der Arbeitgeber im eige nen Hause auf der strategischen Grundlage des Kampfes um den Arbeitsnachweis in Ausführung zu bringen. Der Zankapfel des Arbeitsnachweises ist von der Sozial demokratie selbst zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer geworfen worden. Die sozialdemokralilch geleiteten Gewerkschaften sind es gewesen, die zuerst förmliche Arbeitsnachweise eingeführt haben, in der unverhüllten Absicht, dadurch die Arbeitgeber in die Hand zu bekommen und den terroristischen Machenschasten der sozialdemo kratisch organisirten Arbeiterschaft einen festen Rückhalt und Unter grund zu geben. Der mit dielen Arbeitsnachweisen getriebene Mißbrauch, dessen ruhige Duldung schließlich eine regelrechte Zwangsherischaft der Arbeiter hätte herbeiführen müssen, nöthigte die Arbeitgeber wohl oder übel, ihrerseits entsprechende Gcgen- vorkehrungen zu kessen. So entstanden die Arbeitsnachweise der Arbeitgeber, und da diese sich als ein nicht unwirksames Mittel zur Niederhaltung der sozialdemokratischen Bergcwaltigungsgelüste er wiesen haben, sind sie ein bevorzugtes Angrisfsobjckt für die Partei geworden, auf die jede Befestigung der Stellung der Unter nehmer wirkt wie ein rothcs Tuch ans den Stier. Die zielbewußte Austragung des Streites um den Arbeits nachweis im Sinne der allgemeinen Ordnungsintercsscn ist den Arbeitgebern einigermaßen dadurch erschwert worden, daß die ..wohlmeinenden", aber kurzsichtigen sozialen Theoretiker, die zwar gute Menschen, jedoch schlechte politische Musikanten sind, den berufenen praktischen Kräften, wie üblich, in das Handwerk gepfuscht und den Gedanken eines „paritätischen" Arbeitsnachweises ausgeheckt haben. Der durch seine sozialpolitischen Seltsamkeiten genugsam bekannte wildliberale Abgeordnete Rösicke hat aus jener Idee slugS einen Antrag sormulirt und ihn im Reichstage eingebracht, des Inhalts, daß obligatorische Arbeitsnachweise durch Gemeinden oder weitere Kommunalverbände unter dem Vorsitz eines „Unparteiischen", also nnt sogenannter „paritätischer" Verwaltung, errichtet werden sollen. Derartige Arbeitsnachweise erklärt nun die Hamburger Handels kammer in einer vor einigen Tagen erlassenen Kundgebung ihrer Jn- dustriekommission als „durchaus unannehmbar vom Standpunkte der Industrie aus". Wenn sich die Industrie gegen solche Nachweise per wahre, so strebe sie keineswegs eine Machtstellung a». sondern kämpfe sür ihr Bestehen. Die Einführung jener Maßnahme würde nur der Anfang einer Entwickelung sein, welche die Industrie unbedingt und gänzlich der Sozialdemokratie überliefern müßte. Die Handelskammer legt das eingehend dar. indem sie ausführt, daß der paritätische Arbeitsnachweis nicht würde umhin können, in dem Kampfe die Interessen einer Partei zu ergreifen, und daß bei einem Arbeitsnachweise von der Art des Antrags Rösicke diese Parteinahme stets zu Ungunsten der Arbeitgeber ausiallen würde. Unerfindlich sei. weshalb der Staat in dieser Sache eingreifcn solle, wo der Arbeitsnachweis sich verschieden nach der geschicht lichen und natürlichen Entwickelung der verschiedenen Bezirke und Zweige gestaltet habe und auch eine befriedigende Thätigkeit ausübe. Insbesondere für die Arbeitsnachweise der Arbeitgeber in Hamburg wird ein ersprießliches Ergebniß ihrer Wirksamkeit mst voller Entschiedenheit in Anspruch genommen. Paritätische Arbeitsnachweise könnten höchstens da mit Erfolg thätig sein, wo Arbeiterschaft und Sozialdemokratie nicht gleichbedeutend seien, wie beispielsweise in Süd- und Mitteldeutschland, und wo es sich um angelernte Arbeiter bandle, unter denen nach ihrer Befähigung und Eignung kein Unterschied gemacht zu werden brauche, wie das bei dem Fach-ArbeitSnachweise erforderlich sei. So lange der Arbeit geber für leinen Bekieb verantwortlich sei. werde ihm auch das unbestreitbare Recht zugestanden werden müssen, dem tüchtigen Arbeiter vor dem minder tüchtigen den Vorzug zu geben. Gegen Hetzer, Agitatoren und Vertragsbrüchige sich durch geeignete Vor kehrungen gegenseitig zu schützen, sei ein gutes Recht der Arbeit geber, und namentlich hinsichtlich des Vertragsbruchs habe der Nachweis der Arbeitgeber gute erziehliche Ergebnisse geliefert. — Diese Aeußcrungen einer kochangcseheneir Handelskörperschast. in deren Bezirk seit Jahren ein erbitterter Kampf um den Arbeits nachweis zwischen Unternehmern und Arbeitern gefühlt wird, ver dienen ans Anlaß des jetzigen Ausstandes besondere Beachtung und eingehende Würdigung. Wenn nach der wohlbcgründetcn Ansicht der hamburgischcn Großindustriellen schon ein paritätischer Arbeitsnachweis die mehr oder minder bedingungslose Auslieferung der Industrie an die Sozialdemokratie zur Folge haben muß. was hat man dann erst von einem rein sozialdemokratisch organisirten Arbeitsnachweise zn erwarten und wie sehr erfordert es das öffent liche Interesse, daß ein solcher unerbittlich und mit den schärfsten Mitteln von den Arbeitgeber» bekämpft wird! Die möglichen Folgen des jetzigen frivol vom Zaune gebroche nen Ausstandes sür die wirthschastlichc Wohlfahrt Hamburgs sind von der dortigen Presse bereits beleuchtet worden. Angesichts der empfindlichen Störunge», der tiefgehenden Erschütterungen, die gerade für den hamburgischcn Geschäftsverkehr mit den sozialdemo kratischen „Kraftproben" allemal verbunden zu sein pflege», darf es nicht Wunder nehmen, wenn in den Kreisen des doch gewiß nicht engherzigen Hamburger Unternehmcrthums, das durchaus dem Grundsätze: „Leben und leben lassen" huldigt, eine schwere Er bitterung über die fortgesetzten sozialdemokratischen Herausforder ungen unaufhaltsam um sich greift. Trotzdem tragen freilich die Sozialdemokraten kein Bedenken, sich laut über „Vergewaltigung" zu beklagen, wenn die Arbeitgeber, der Roth gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, mit Aussperrungen auf die Vorstöße der Arbeiterschaft antworten. In einem derartigen Verhalten kommt die terroristische Folgcwidriglcit. welche die Sozialdemokraten gegenüber sich selbst im Vergleich mit den von ihnen an bürgerliche Elemente gestellten Anforderungen zur Schau tragen, drastisch zum Ausdruck: „Uns, den Sozialdemokraten, ist Alles erlaubt, den Arbeitgebern aber gar nichts; die haben einfach zu thun. was wir wollen." Wenn die Hamburger Arbeitgeber in Ueberelnstimmung mit Ihrem sonstigen zielbewußten Verhalten bei ähnlichen Anlässen auch dieses Mal nach dem Grundsatz verfahren: „Lieber brechen als biegen!", so wird der jetzige Vorstoß der Sozialdemokratie ebenso gründlich zurückgewiesen werden wie alle früheren Angriffe von derselben Seite, und die ausgehctztcn Arbeiter werden das Nach sehen haben. Der Streik der Hamburger Kupferschmiedegelellen wird dann um eine weitere Nummer die Zahl der leichtfertige» Ausslände vermehren, die in der letzten Zeit im ganzen Reiche an den verschiedensten Stellen angezcttelt worden sind und mit einem so völligen Mißerfolg sür die Arbeiter geendet haben, daß jetzt in de» Köpfen der „führenden Genossen" etwas wie Besorgnis; a»f- zndümmern beginnt und man in den Kreisen der Parteileitung die Geister, die man rief, gern wieder los sein möchte. So mahnt ein sozialdemokratisches Blatt sehr eindringlich zur „Vorsicht" bcr Lohn- lämpfen. Da in der jetzigen Zeit der Erfolg eines Streiks sehr fraglich sei, so müßten zu allererst, wenn ei» Streik unternommen werden solle, „nüchtern und leidenschaftslos" die Aussichten eines Vorstoßes gegen die Arbeitgeber geprüft werden; denn ein Streik sei doch sinn- und zwecklos, wenn ein totaler Mißerfolg in sicherer Aussicht stehe. Solle trotzdem in solchem erfolglosen Falle ein Streik zu rechtfertigen sein, so müßten so schwerwiegende Gründe für die Arbeiter vorliegen, daß ihnen das Weiterarbeiten direkt zur Unehre gereichen würde; aber solche Fälle hätten sich in der letzten Zeit nicht abgespielt. Das Organ des Buchdruckerverbandes druckt diese Mahnungen ab, fügt aber folgende scharfe Kritik hinzu, die den Nagel auf den Kops trifft: „In der Theorie thun sich jene Leute etwas zu Gute darauf, die Arbeiter vor schädlichen Kämpfen zu bewahren, und reden der „friedlichen Verständigung" das Wort; in der Praxis aber wird nach dem Grundsatz verfahren: den Haß gegen die Unternehmer zu schüren, ist die Hauptaufgabe der moder nen Arbeiterbewegung." Einer derartigen sachverständigen Kenn zeichnung der Beweggründe, die bei „Lvhnlämpfen" von der Art des jetzigen Hamburger Ausstands die führende Nolle spielen, braucht man nichts hinzuzufügen. Neueste Drahtmeldurigeri vom 9 Mai. (Nachts eingehende Depeschen befinden sich Seite 1.1 Berlin. lPriv.-Tel.) Reichstag. Das Haus ehrt das Andenken des gestern verstorbenen littauische» Abgeordneten Smalakhs durch Erbeben von den Plätzen. — Eingegungen ist die Vorlage betreffend das Handelsprovisorium mit England. — Ans der Tagesordnung steht die zweite Lesung der Gewerbe- gerichtsantrage. Die Kommission hat durch einen neue» Paragraphen 1a für Gemeinden mit mehr als 20000 Einwohnern die Gewerbegcrichte obligatorisch gemacht. — Äbg. Hilbeck (nat.-libo beantragt einen Zusatz dahin, daß für Gemeinden, wo iür ein Gewerbegericht kein Bcdursniß besteht, die Errichtung eines solchen unterbleiben könne, insbesondere dort, wo bei überwiegend bergmännischer Bevölkerung bereits Berggerichte besiegen, lieber die Bedürsnißfrage soll die höhere Verwaltungsbehörde ent scheiden. — Abg. Zubeil (Sozi befürwortet einen ivzialdcmo- tratischen Antrag, im 8 1 die Äewcrbegerichte ganz allgemein obligatorisch zu machen, evcnt. wenigstens sür alle Gemeinden mit mehr als 15000 Einwohnern oder mit mindestens 3000 gewerb lichen Arbeitern. KeinessallS dürfe der Antrag Hilbeck angcnommen werden, denn dadurch würde die Errichtung von Gewerbegerichlco aus dasSchwcrste gefährdet werden. — Abg. Timbvrn lEenb bittet, es bei den Kommissivnsvorschläge» zu belassen und alle anderen Anträge abznlchnen, damit nicht das in der Kommission zn Stande gebrachte Kompromiß gefährdet werde. — Abi. R ö i i ck e-Dessau würde es sür sehr erwünscht gehalten habe,!, wenn die Kommission die Zister 15000 gewählt hätte statt 200m. Es läge das durchaus im Interesse vieler Gemeinden, und zwar von nur 15000 vis 20 000 Einwohner», aber relativ größerer Iiidnstiicbcvölkemng. wie Luckenwalde, Fürsftnwcrldc :e. Wenn man sich aber einmal für die Ziffer 20 000 entscheide, so dürft man keinesfalls noch solche Ausnahmen zulassen, wie dies dcr Antrag Hilbeck verlange. Abg. Bcicgman» tsreis. Vvlksp.) erklärt sich ebenfalls sowohl gegen den sozialdemokratischen Antrag als zu weit gehend, wie auch gegen den Antrag Hilbeck. Es sei nicht wobt- gclkan, hier noch solche Ausnahmen zu gestatten, die Bedürinip- trage hier hcrcinzuzicheii und überdies durch die Verwallnng.- behöcde entscheiden zu lasten. — Abg. Raab tAntii.i empfiehlt den sozialdemokratischen Antrag. Genügende Beschäftigung werde sür die Gcwerbcgcrichte sich auch in Orten zwiichen 15 000 und 20000 Einwohnern finden. — Abg. c^toetzel iEcntr > empsichlt dagegen schrittweises Vorgehen. Scho» die Einrichtung von Gewerbegeiichtcn in Orten von 20 000 Einwohnern an würde ein großer Fortschritt sein — Abg. Bass ermann (nat-.lib.f zollt der Thätigkeit dcr Gewerbcaecichte vollste Anerkennung null wünicht deshalb auch möglichste Ausdehnung dmelbcn. Aber irgend eine mechanische Grenze empfehle sich, damit nicht durch eine etwaige Entscheidnngshefiigniß der Vcrwastnngshehörds über vorhandenes oder nicht vorhandenes Bedüuniß erst recht ein Moment der Unsicherheit in dieie Frage hincinlonnne. Daher er icherne ihm einstweilen die Grenze von 20000 Einwohnern als die geeignetste. Mit weitergehenden Wünsche» werde das Gesetz ver muthlich nicht gefährdet. — Abg. IakobSkölter ftonf > erllar!, daß seine Freunde geschlossen sür die Kommissivnsvorschläge urmmcn — Abg v. Kardorss tReichsP 1 sieht in dem Gesetz nur ein weiteres Thor sür das Eindringen dcr Sozialdemokratie, dcshaft würde er und ein Theil seiner Frennde dagegen stimmen. — d 1- wird in der Fassung dcr Komniilsion angenomincn. — Zu d 2 bc- fürwortct Abg. Zndeil einen tözialdemostatiichen Antrag aus E: mcircuing der perwnellen Zuständigkeit! der Gewerhegerichlc. und zwar soll darnach die Koinpeienz auSgedehnl werden ans alle in Bergbau. Land- und Fvrstwirthfchast. Handel und Verkehr, sowie a»f die als Gesinde beschäftigten Personen. — Abg. Lp ahn iEentr.) bittet um Ablehnung des Antrags und zugleich uni Streichung des von der Kommission neu beichlossenen 8 70», wonach dinch Orlsslatut die vorläufige Entscheidung von Streitig keilen zwischen Dienstherrschaft und Gesinde den, Vorsitzenden des Gewerbegerlchts übertragen werden kann, sowie des von der Koiu Mission zu 8 80a beschlossenen Zusatzes, welcher genau dieselben Anoidnungsbeingnisse wie dem Oitsslalut auch dcr Landt-'ceimall bchörde cinränmt. — Abg. Trimbvrn (Centr.l erstatt sich eben falls gegen den sozialdemokratische» Antrag, will ancb die Zw zu den 88 70a und 80 anS den schwerwiegenden formal wuiliis ^ Bedenken de» Vorredners fallen lassen, richtet aber an die verbus dcten Regierungen die dringende Mahnung, die Frage zn cuc - wie dem Gesinde eine raschere und billigere Erledigung ft > Streitsachen mit dcr Dienstherrschaft gesichert werden tonnt?. 8 2 wird unter Ablehnung des sozialdemokratische» Antwgs w verändert angenommen. Dem Anrrag Svab» entsprechend, web?." die Kommissionszuiätze zn den 88 70a und 80gestrichen. As. werden die sozialdemokratischen Anträge aus Erweileiusg oc, maleriellcir Zuständigkeit der Gewerbeacrichtc »cnnentlicb an d »w Streitsachen, die nicht unmittelbar mit dem Arbeitsverhäst im Zniammenhang sieben, zu b auch auf Mietbsslreitigftilen. anj Zu lassung der Bestallung als GewerbegerichtSbeiptzer schon vor vollendeten 25 statt HÜ Lebensjahre ab und ans Gewährung de- aktiven Wahlrechts ohne Unterschied des Geschlechts vom 21. it'.s 25. Lebensjahre ab. — Bei 8 15». der Prvportionalwahl bei de Beisitzerwahl zuläßt, aber ohne sic vorznichreibcn. piaidft! Asg. Molkenbuhr dafür, die Proportionalwahl entweder obllga torisch zu machen oder sic zn streichen. Nach längerer DeboNi wird dcr Paragraph gegen die SozinILemokralcn unverändert cn genommen. Hieraus wird Vertagung beschlossen. — SächMc: Vcvollmächtigtcr Tr. Fischer erklärt, der Abg. Sachse habe am 20 März »ch über die Rechtsprechung des Reiche-Versicherung anitcs geäußert, und zwar dabin, dag dieie Neclstwrechnng die Inleresftn dcr Arbeiter nicht wahre. Sachte habe sich aus eine.' Unfall im Beigbanbetricb in einer sächsischen Grube bezogen, der am 20. März 1000 passirt sei. Sncbie habe behaupte!, eS hätte ein Verschulden des betreffenden Beamten Vorgelegen, dagegen lein Verschulden der betreffenden Arbeiter. Tbckffächstch habe aber die Beinchmnng der Arbeiter ergeben, daß diese ein ausdrückliche Verbot, welches sie gekannt hätten, überschritten hätten. Auch dw damaligen Lvhnangabcn des Abg. Lachse hätten sich inzwöäben als unrichtig hcranSgcstcllt. Er wolle dein Abgeordneten nicht das Recht bestreiten, sich der Interessen der Arbeiter anziinesnien, aber zweifellos sei derselbe das Opscr seiner Leichtgläubigkeit geworden. Jedenfalls seien seine Angriffe ans die sächsische Bergbanvcrwastuili unbegründet gewesen. — Abg. Sachse behält sich ein Znrüct- kommen auf die Angelegenheit vor. — Morgen 1 Uhr: Dritte Bercrlhung des Diälenantrags. Fortsetzung dcr Gewerbcgerichis- berathung. Berlin. Dem Reichstag ist heute folgendes Schreiben -n gegangen: „Bist Ermächtigung Sr. Majestät des Kaiiers beehrt sich der Unterzeichnete, dem Reichstag den Antrag, zur Vertag ir n g d es R e i ch s ta gs b is z u m 20 November d I. die Zustimmung zu ertheilen, zur versassniigsmäßigen Beschsußnahine vorznlegen. Dcr Reichskanzler v. Büiow." »Die von der Ne gierung beabsichtigte Maßregel hat nichts UeberraschendeS oder Beunruhigendes, sondern stellt sich nur als die nothwendigc Folge der parlamentarischen Lage dar. Der Reichstag ist nicht mehr in bcschlnßsähiger Anzahl zusammen z» halten und kann deshalb zru Zeit leine ersprießliche Arbeit mehr leisten. Die Form der Bei tagung ist von der Regierung gewählt worden, uni die bisheriger umfangreichen Kommissionsnibcitcn nicht illusorisch zn machet', sonder» ihre Wiederaufnahme an dein Punkte, wo sie letzt ab gebrochen werden, im Herbst zu ermöglichen. Bezeichnend dafür, daß der Reichstag mit seiner Arbeitsfähigkeit ganz auf de» todten Punkt gelangt ist, ist der Umstand, daß die Belchlußunsähiglcit sich vom Plenum auch aus die Kommissionen übertragen hat. S» mußte die Budgetkommiisioii am Dienstag wegen mangelhafter
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