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Dresdner Journal : 16.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-06
- Tag1887-06-16
- Monat1887-06
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- Dresdner Journal : 16.06.1887
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Lopaäitioo ä« vr—«io« ^oarool», vr—Ivo, Lvin^eretr. ^0 70. keroiprvod-Lo—llo» r tir. 1794. Amtlicher Teil. Dretde», 10. Juni. Se. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Cantor Christian Heinrich Bathen in Trünzig das AlbrechtSkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Bekanntmachung, den Commtssar für den Bau der Geithain- Leipziger Staatseisenbahn betreffend. DaS Finanz-Ministerium hat beschlossen den Oberfinanzrath Theodor Albrecht Schreiner in Dresden von den ihm übertragenen Geschäften eines Com- unstarr für den Bau der Geithain-Leipziger Staatseisenbahn vom 1. Juli lsd. Js. ab -u entbinden und vom glei chen Zeitpunkte an diese Geschäfte, soweit solche noch zu erledigen sind, dem Hilfsarbeiter bei der General-Direction der Staatseisenbahnen, Finanzassessor l)r. jur. Carl Arthur Kürsten in Dresden zu übertragen. Derselbe ist befugt, sich in Behin- orrungSfällen von dem Finanzrathe l)r. jur. Walther Friedrich Ernst Schelcher in Dresden vertreten zu lassen Dresden, am 12. Juni 1887. Finanz-Ministerium. Frhr. von Könueritz. Müller. Bekanntmachung. ES wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge bracht, daß der Lotterie-Collecteur Christian Friedrich Hermann Rupp zu Leipzig auf sein Ansuchen von der Fortführung der Geschäfte der ihm zugetheilten Altertrentenbank-Agentur entlastet worden ist und daß den Lotterie - Collecteuren Heinrich August Böhme und Johann Heinrich Schäfer zu Leipzig Agenturen der LlterSrentenbank übertragen worden sind. Dresden, den 14. Juni 1887. Finanzministerium Frhr. von Könneritz. Dietzel. Nichtamtlicher Teil. Dre-den, 16. Juni. Der serbische Ministerwechsel. Daß der jüngst vollzogene Wechsel des MinisteriumS in Serbien in Österreich nicht als willkommene That- sache begrüßt werden konnte, ist selbstverständlich. Ein Mann von der Vergangenheit Ristics kann nie und nimmer al» Nachfolger des österreichfreundlichen Gara- schanin angerehm sein. Dennoch darf man der österreichischen öffentlichen Meinung, wie sich dieselbe in der Presse wiederspiegelt, das Zeugnis nicht ver sagen, daß dieselbe die Wendung der Dinge in Serbien mit jener Ruhe betrachtet, welche einaegeben ist von der sicheren Überzeugung der eigenen Macht und dem Gefühle, daß Serbien bereits durch zu feste Bande mit Österreich verbunden sei, als daß es durch irgend eine Persönlichkeit von dieser Bahn der österreichischen Freundschaft abgedrängt werden könnte. Indessen haben doch die auch von uns gestern mitgeteilten Nach richten über russenfeindliche gegen Garaschanin in Belgrad erfolgte Demonstrationen die Stimmung in Österreich etwas verschärft. Bereits gestern teilten wir telegraphisch auszugsweise einen Aufsatz des OrganS deS Wiener auswärtigen Amtes, des „Fremdenblattes" mit, welcher die Insinuation, als suche Österreich die Völker des Balkans zu bevormunden, entschieden zu rückweist, aber daran den nicht mißzuverstehenden Satz anschließt: „Daß aber Österreich-Ungarn seine eigenen Inter essen von der Fluktuation der Parieipolitik in den verschiedenen Orientstaaten nicht tangieren lassen kann, daß es vielmehr den Willen und die Macht besitzt, jede Gefährdung derselben abzuhalten, welche Strömungen immer in den slawischen Staaten zur Herrschaft ge langen sollten, dessen kann Jedermann gewiß sein. Unsere Stellung im Oriente basiert nicht auf dem Willen einzelner Führer oder einzelner Parteien. Sie steht nicht mehr auf so schwacher und schwankender Unterlage. Dies ist der wesentliche Erfolg unserer Orientpolitik und all jener Aktionen, welche einer Stärkung unserer Machtstellung im Oriente gegolten haben. Wir wollen jedoch hoffen, daß es nicht erfor derlich sein wird, dieselbe in die Wagschale zu werfen, um jene Beziehungen zu Serbien zu unterhalten, welche schon von der Zweckmäßigkeit für beide Teile gegeben sind und eigentlich dem natürlichen Charakter derselben entsprechen. Hr. RisticS wird sich wohl stets den Vor teil seines eigenen Landes gegenwärtig halten, und thut er solches, so wird ihm schon diese Erwägung eine auch für uns vollständig ausreichende Direktive leihen, da es ja selbstverständlich ist, daß Serbien nur in dem Maße und nur so lange auf die Unterstützung seiner Wünsche durch unsere Monarchie zählen kann, als es auch seinerseits von freundschaftlichen Gefühlen für Österreich-Ungarn und von einem gleichen Ent gegenkommen für die Interessen unseres Reiches ge leitet wird." Vielleicht dürfte der noch etwas deutlicher redende Artikel der „N. ff. Pr", die trotz ihrer demokratischen Tendenzen ab und zu für Kundgebungen benutzt wird, die sich für offizielle und offiziöse Organe nicht wohl eignen, als eine nähere Erläuterung de» im „Frem denblatt" erschienenen Aufsatzes zu betrachten sein. Der jüngste Ministerwechsel so schreibt das ge nannte Blatt ist in Belgrad in eigentümlicher Weise gefeiert worden. Man beleuchtete die Stadt, als ob man ein nationales Freudenfest zu begehen hätte, und man schlug dem bisherigen Ministerpräsidenten die Fenster ein. Ländlich, sittlich, der Geschmack der Völker ist verschieden, und die zerbrochenen Scheiben des Hrn. Garaschanin gehen uns so wenig an wie die Genngthuung, die sich der genannte Staatsmann nahm. Anderwärts schicken gestürzte Minister, wenn ein Auflauf vor ihrem Hause entsteht, um die Polizei; in Belgrad greifen sie zum Revolver und schießen auf die Ruhestörer. Dieser jedenfalls drastische Akt der Abwehr mag landesüblich sein und kümmert uns nicht; allein der politische Charakter der Demonstra tion,! mit welcher die Ernennung des Kabinetts Ristic gefeiert ward, kann unS nicht gleichgiltig sein. ES wurde die russische Volkshymne gespielt, und neben dem Rufe: Slivnical der sich gegen die Politik Gara- schanins richtete, schrie man auch: korest Austria! Da die Bürger Belgrads wohl zum größten Teile kein Latein verstehen, so dürften es hauptsächlich Studenten gewesen sein, welche unserm Kaiserstaate diese freundnachbarliche Ovation brachten. Sie ist deßhalb nicht weniger bedeutungsvoll, denn die Studen ten sind überall die junge Intelligenz, die Bürg schaft der Zukunft, und Lamartine hat sie einmal mit Fug und Recht die Vorhut der Revolution genannt. Wir sind keineswegs geneigt, Herrn Ristic und seine der Mehrzahl nach im Auslande unbekannten Kollegen für die Feindseligkeit gegen Österreich verantwortlich »u machen, welche sich aus Anlaß seines Wieder Er scheinens auf der politischen Bühne offenbart; aber daß man gerade bei dieser Gelegenheit kerest Austria! schreit, ist zum mindesten charakteristisch für die Mei nung, welche die Mitbürger des Herrn Ristic von seinen Gesinnungen hegen, und nicht weniger be- unchnend für die Erwartungen, welche die russische Partei in Serbien an seine Ernennung zum Minister- Präsidenten knüpft. ES ist möglich, daß Herr Ristic sich geändert hat, daß die sieben Jahre, in denen er Zeit hatte, fern von der Macht über die Beziehungen Serbiens zu seinem Nachbar nachzudenken, seine An schauungen in Betreff Oesterreichs berichtigt haben. Wenn wir ihn nach seiner Vergangenheit beurteilen, dürsten wir ihm nicht« Gutes zutrauen; aber wir «ollen billig sein und erst seine Thaten abwarten, ehe wir entscheiden, ob er der Alte geblieben ist oder nicht Vielleicht hat er von den Ereignissen gelernt; vielleicht räumt er selbst ein, daß eine Politik, welche für da« unter der Suzeränetät des Sultans stehende Fürstentum Serbien nützlich sein mochte, für das un abhängige Königreich Serbien nicht mehr paßt; daß man vor zehn Jahren in Belgrad Rußland als den Beschützer und zukünftigen Befreier verehren mochte, daß aber die Erfahrungen Bulgariens nicht dazu ver locken, nach der Befreiung am russischen Gängelbande geführt zu werden. Wir werden ja bald sehen, ob eS Herrn Ristic Ernst mit der Beteuerung ist, eine Österreich feindliche Haltung Serbiens sei ein Nonsens. „In Belgrad möge man sich bei jedem Schritte, den man künftig unternimmt, wohl gegenwärtig halten, nicht nur, daß es zu den leitenden Grundsätzen der österreichischen Politiker gehört, ein freundschaftliches Verhältnis mit Serbien zu pflegen, sondern daß Österreich ein ihm feindliches Serbien unmöglich in seiner Flanke dulden kann Es sind nicht bloß wirt schaftliche Interessen, welche dies gebieten. Auf Seite Serbiens möge diese entscheidend sein, und in der That muß jeder aufgeklärte Serbe zugeben, daß sein Vater land den größten materiellen Schaden davon hätte, wenn es sich mit Österreich Überwerfen würde. Für unsere Monarchie aber kommen in erster Reihe poli tische Erwägungen in Betracht. Vor dem Jahre 1878 konnte eS un« relativ gleichgiltig sein, ob man uns in Belgrad wohlgesinnt oder abgeneigt war. Seit wir Bosnien und die Herzegowina besetzt halten, müssen wir darauf dringen, daß Serbien uns ein aufrichtiger, verläßlicher Nachbar sei. Im Occupationsgebiet liegt der Angelpunkt der serbisch-österreichischen Beziehungen. Graf Kalnoky hat einmal treffend gesagt: „Österreich ist nicht bloß ein Balkanstaat." Für Serbien jedoch sind wir nur ein Balkanstaat. Man könnte diese These die algebraische Formel für die österreichische Politik Serbien gegenüber nennen, und sie wird fortan für dieselbe maßgebend sein. „Darum ist ein Ereignis, wie der letzte Minister wechsel in Belgrad, welcher die russische Partei Ser biens mit so großen Hoffnungen erfüllt, daß sie dem selben gleich am ersten Tage der neuen Ära johlenden und klirrenden Ausdruck giebt, für uns von größerer Wichtigkeit, als eS sonst Vorfälle in Nachbarstaaten sind, und wir haben das Gefühl, als handle es sich jetzt nicht blos um eine serbische, sondern auch um eine österreichische Angelegenheit. Der Ruf: kereut Austrw! gellt uns in den Ohren, und Hr Ristic wird einige Mühe haben, ihn vergessen zu machen. Nicht nur an die Dankbarkeit, die sie unserer Monarchie für die Sendung Khevenhüllers nach Pirot schulden, wollen wir die Serben erinnern, sondern auch daran, daß Österreich, dessen Freundschaft ihnen seit sieben Jahren manchen greifbaren Nutzen brachte, die Fortdauer deS FeuiUcton. K. Hoftheater. — Altstadt — Am 15. Juni „Tilli". Lustspiel in 4 Akten von FranciS Stahl. Mit der Vorstellung dieses Lustspiels sind die Schauspielabende vor der Urlaubs- und Ruhezeit dieses Jahres unter beifälliger Anteilnahme des Publikums geschlossen worden. Die heitere Dar stellung, in welcher Hr. Schubert seine derb« Komik entsaltet, und Frl. Basts mit so munterer Anmut die Titelrolle giebt, verdient in der That die Teilnahme der Lustspielffeunde. An Thätigkeit durch Einstudieren einer eher zu großen als zu kleinen Zahl von neuen Stücken hat es unsere Direktion nicht fehlen lasten, während dieser arbeitsreichen Saison. Möge nun in der Spätsommer- und Herbstzeit unserer Bühne das Glück beschieden sein, auch »m ernsteren Gebiete des Dramas nicht nur gediegene und lebensfähige Leistungen der dramatischen Litteratur, sondern auch für deren Darstellung einen dankbaren Kreis von wahren Theaterfreunden zu^inden. Eia treues Herz. Eia« Geschützt« au« dem wendischen Bolte von Heinrich Penn. (Fortsetzung.) Wäre jemand vor ihm aufgestanden, der hätte sich » bei ihm gründlich verdorben, und wer bei dem zweiten Rufe nicht sofort seine Lagerstatt verlassen hätte, dem wäre ein Donnerwetter an den Kopf gefahren und bei einer Wiederholung der feste un abänderliche Befehl: „Hebe dich aus meinem Hause, Tagedieb, und lasse dich nicht wieder blicken!" Bi» sieben Uhr befahl und ordnete Luka an, be sichtigte alles und zankte seine Leute aus, um sieben Uhr ging er aber zum Frühstück. So war eS Tag für Tag seit Jahren. Und wäre nicht alles zum Frühstück bereit gewesen, hätte er die alte Meta weidlich gescholten. Heute jedoch sah er in der Stube umher und machte ein finsteres Gesicht, als er das Essen nur für sich allein bereitet fand »Wohin ist er denn gegangen?" fuhr er die Magd an, „kann er nicht warten, daß wir zusammen früh stücken? Ist er vielleicht zu vornehm für mich?" „Ja wer denn?" fragte die Alte. „Tine." „Er schläft noch." „Er schläft! Oho, was für ein Herr wird denn da», der bi» sieben Uhr schläft? So werden wir unS nicht vertragen, Herr Sohn!" räsonnierte Luka. „Uj, was schreit Ihr?" Schämt Ihr Euch nicht?" nahm sich Meta de« Jungen an. „Wenn er ganz er müdet den ersten Morgen um eine Stunde länger ruht, poltert und schreit Ihr schon herum. Glaubt Ihr denn, er müsse gleicy am ersten Morgen auf» Feld laufen? Müßt Ihr Euch nicht schämen, wenn die Leute mit Fingern auf ihn zeigen würden, dazu sprechend: ,Seht, das ist de» reichen Kolodey Sohn und muß GraS mähen.' Er hat keine Mutter, der Arme, keine Mutter, und ihr Mannsleute habt keine Einsicht und keine Liebe zu den Kindern." Die Hellen Thränen liefen ihr über die Wangen. Sie selbst war einmal Mutter, aher wie dies auf dem Lande oft der Fall ist, ohne den erforderlichen kirch lichen Segen, cndeS Mutter war sie, bis ihr armes Kind gestorben, und so hatte sie in ihrer schmerzens reichen Jugend gefühlt und fo fühlte sie jetzt, daß es Liebe war, was hier dem jungen armen Herrn fehlte, und da» sagte sie nun dem Alten. Vielleicht begriff er, wa» sie meinte, vielleicht auch nicht, wenigstens widersprach er nicht und schwieg, das Gesicht jedoch blieb finster. Sein Antlitz war immer wie ehern Doch blieb er nicht lange in seinem Nachsinnen, da er hörte, wie oben auf der Treppe Schritte laut wurden und sich der Stube näherten. Tine kam. Möglich, daß die Rede Metas doch auf guten Grund gefallen war, oder daß der Alte vielleicht jetzt zum ersten Male nach der Rückkehr seinen Sohn bei voller Tagesbeleuchtung gesehen, sich wun derte, zu wa» für einem schönen und kräftigen Jüng ling sich derselbe während seiner Abwesenheit aus gewachsen, genug, Koledey hatte über das Vergnügen, welche- dieser Anblick dem Vater bereitete, jeden Groll vergessen. „WaS wirst du jetzt machen?" fragte der Alte nach dem Frühstück. „WaS soll ich thun? Mehrere Tage wohl nicht», muß mich erst einige Zeit umsehen und an alles ge wöhnen, dann fange ich an", antwortete der Sohn. Luka schwieg. Bevor er jedoch die Stube verließ, wandte er sich zu Tine und meinte: „Du, wa» ich sagen wollte: geh doch zu Pridans. Du weißt ja, daß wir in der Verwandtschaft sind, sie fragen auch guten Verhältnisses fordert. Ob der leitend: Staats mann in Belgrad Pirotschanac, ob er Garaschanin oder Ristic heißt, verschlägt nicht viel; aber daß dort keine Jntriguen gegen Österreich gesponnen werden, das darf und wird man in Wien fordern" Man scheint in Belgrad das Bedüfnis zu empfin- deu, den berechtigten Forderungen Österreichs entgegen zukommen. Das serbische offiziöse Blatt „Odjek" er klärt mit Emphase, gute Beziehungen Serbien» zu Österreich seien notwendig. Die jetzige Regierung gebe hierfür bessere Garantie al» die fortschrittliche, die Österreich im ganzen Lande verhaßt gemacht habe. Daß ferner König Milan für ein enges Zusammen gehen mit Österreich eingenommen ist und energisch für dasselbe wirkt, ist nnbestreitbar. Immerhin ist eS durchaus nicht sicher, ob er der mächtigen russenfreund lichen Agitation wird erfolgreichen Widerstand leisten können. Zwar ist die Nachricht, daß Ristic beab sichtige, die Skuptschina aufzulösen, nicht als ein neue» Moment der Beunruhigung aufzufassen. Denn es ist klar, daß Ristic, der m der jetzigen Skuptschina nur über eine verschwindende Zahl von Anhängern verfügt, mit dieser Volksvertretung nicht eine Woche regieren könnte. Immerhin ist die Gefahr vorhanden, daß die rusten- freundliche Agitation, vielleicht unterstützt durch die jetzige Regierung, bei den Wahlen große Erfolge erringen und eine Volksvertretung schaffen könnte, deren ihm günstige Zusammensetzung Herrn Ristic es nahe legen könnte, seine Politik anstatt nach wohl erwogenen nationalen Interessen nach dem innersten Gefühle seines Herzens einzurichten. Lagesgeschichte. * Berlin, 15. Mai. Wie der „Reichsanz." meldet, ist Se. Majestät der Kaiser, bei Abnahme der bis herigen Krankheilserscheinungen, gestern durch das Hinzutreten eines Schnupfens belästigt worden. Se. Majestät befindet sich infolge der bisherigen Vorgänge noch etwas angegriffen und empfindet fortdauernd das Bedürfnis nach Ruhe. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Prin zessin Wilhelm, sowie der Erbprinz und die Erb prinzessin von Sachsen-Meiningen werden, soweit bis jetzt bestimmt, am Freitag Vormittag mit den Damen und Herren ihrer Begleitung Berlin bez. Potsdam verlassen, um sich mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Heinrich an Bord des Avisos „Blitz" nach London zu begeben, woselbst Höchstdieselben die Königin Viktoria anläßlich ihres 50 jährigen Re gierungsjubiläums persönlich beglückwünschen werden. Der „Reichsanz." meldet: Der vortragende Rat im Reichsamt für die Verwaltuna der Reichs- Eisenbahnen, geh. Ober-Regierungs-Rat Or. Schulz, ist als vortragender Rat in das Reichs-Eisenbahnamt versetzt und bis auf weiteres mit der Vertretung des Präsidenten desselben beauftragt worden. Seitens des Reichskanzlers ist jetzt dem Bundes rate auf Grund der Vorschläge einer Sachverständigen kommission der Entwurf der Grundsätze eines einheitlichen Systems zur Bezeichnung der Fahrwasser und Untiefen an den deutschen Küstengewässern mit dem Anträge zugegangen, daß die Bezeichnung der Fahrwasser und Untiefen in den deutschen Küstengewässern vom 1. April 1889 ab nach Maßgabe dieser Grundsätze vorzunehmen sein soll. Die Regierungen der Bundesseestaaten haben sowohl mit dem Inhalte des Entwurfs wie mit dem Ein führungstermine in dem Sinne sich einverstanden er klärt, daß die Durchführung des neuen Systems in allen seinen Teilen für das gesamte Küstengebiet bis zu jenem Termine zu bewirken, hingegen jeder einzelnen Bundesregierung die Bestimmung darüber zu über lassen sein werde, ob und inwieweit etwa für ihr Staatsgebiet die Grundsätze des künftigen Systems > u—s-SSs immer nach dir; es geziemt sich wohl, daß du dich dort meldest und sagst, daß du wieder da bist". Gewiß ist, daß Tine keine irgend wie lautende Weisung von seinem Vater hätte erhalten können, welcher er lieber nachgekommen wäre, wie dieser. Ja, es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß er schon selbst daran gedacht und sicher auch ohne den aus drücklichen Befehl seines Vaters den Besuch bei Pri dans gemacht hätte, um dort seine Heimkehr anzu zeigen. Der Morgen war schön, die Sonne leuchtete hell und freundlich herein in den Garten, Lerchentriller und Finkenschlag tönte ringsum. Der Wie enplan, über den Tine — ein fröhliches Liedchen pfei end — ging, war bunt wie ein gefleckter Teppich. Über den Weg am Ende der Wiese schritten denn auch leichte Füße, sie trugen ein leichtes und glückliche» Herz Im WirtShause traf der junge Mann nicht den Vetter Pridan, jedoch sein Töchterchen Anka, und das war ihm ganz recht und lieb. Sie schälte gerade Erbsen für den Mittagstisch. Und bis zu den Ohren wurde sie rot, als Tine sie bei dieser Arbeit traf, und weil sie nicht wußte, was sie sagen sollte, schälte sie eifrig weiter. Tine wurde durch ihre Verlegenheit ebenfalls be fangen und wußte nicht, wo er den Faden des Ge spräch» beginnen sollte, es war ihm, als müßte er sich wegen irgend etwas schämen vor dem Mädchen. „Hast Du mich gestern abend erkannt, al» ich Dich rief?" fragte er endlich und lehnte sich an den Tisch, das Mädchen mit einem fragenden Blicke betrachtend. „Wann?" „Nun, gestern abend, al» ich vorbeifnhr, rief ich
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