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Dresdner Nachrichten : 30.08.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191008302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19100830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19100830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-08
- Tag1910-08-30
- Monat1910-08
- Jahr1910
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.08.1910
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miis,»«>i>r» r ö) DU. I>»> »>»ma>cg«r ^u- ci-Uuni durch d>« Do» tl».,ohn»v»I>k!>g»1d,. D>« de« L»>«rn vo, I,r»«»»n «. U«,,i«buii, »m Dag« norhrr «cslkUlr» Adrnd Äu«- ^adeirerchaUtildieau»- «urit»«» mit d«» L'org,» irihoiim«» jtth«siell. Nachdruck nur UNI drut« Inder Ouellenangad« l.rril». Ndchr.l »u. IW-. — Unoerloniiie DianuIkNi»« werdrn »Ich« mitd«»«hrl. Lelegramm-Ädrcss-' Nachrichten Dresden. Fernsprecher', 11 « 2088 « 8881. Wer,eii> Keim iiaok trllil»tl«i-i«vk. Lrunöeittrckn taötviöuv» sa»»i»tt«ii nel», rronS« ,Ie>i sn Sie Raumkunst vrssclsn-^., Victorissli-sks 5/7. kin^ktiwngvn süp Lofilösssk', Villen, Langtonlsn, liolslr, Wlotr^olinungon sto. - SfLulsusststtungon v. 2L0Ü l». sn. Kei8kl(lisf8i'. keisö-ki'Mel. Löliei'WSl'kli. 4c«s<>11 Xrits i . Aüv siLigs Lesev. Voraussichtliche Witterung: Mild, veränderlich. Der König besuchte gestern die Internationale Iagdausstellung in Wien. Als Wahltag für die Landtagsersatzwahlcu im 5- Wahlkreis der Stadt Leipzig und im 41. Wahlkreis des platten Landes ist der 18. Oktober bestimmt worden. Die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht eine amtliche Erklärung zur Kaiserrebe in Königsberg. Das Kaiser paar ist gestern nachmittag von Da» zig nach Marie »bürg abgereist. In Berlin wurde gestern der Allgemeine T e i' t s ch e I n n n ngs - n nd H a » d w c r k e i t a g i st I v eröffnet. In Spandau ist ein Ehepaar an Cholera ge storben. Ter Ballon „Hcrald" aus Berlin wurde im russischen Gouvernement Pctiikom beschlagnahmt: die drei Insassen unter Spion ageverd acht ver haftet. Im Lause des Septembers trifft der russische Minister des Acuhcrcu Iswolski zu kurzem Aufenthalte in Frtedberg t. H. ein. Die Vertreter aller Kommunen Finnlands und sämt liche Führer der politischen Parteien beschlossen die R u s s i f i z i c r u u g s g e s e tz e durch passive Resi stenz aller finnischen Behörden zu beantworten und bet Gewalt das Volk Finnlands zum llnabhängigkcits- k a m p f aufznsordern. Die Untersuchung über die Ursachen des Bran des der Brüsseler Weltausstellung ist von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden. kine amtliche kiMmng rin Wrmeöe. Berlin, «Priv.-Tel.i Die offiziöse „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht an der Spitze thrcS Blattes folgende Erklärung: „Die Königsberg» Rede Sr. Majestät des Kaisers und Königs hat in einem T»il der Presse scharfe Proteste hervorgerufen. In der Rede soll eine Verkündung des Absolutismus, eine Geringschätzung -es Volkes und der Volksvertretungen enthalten sein. Demgegenüber stellen wir zunächst fest, dast die Rede kein Rcgicrungs- akt, sondern ein persönliches Bekenntnis des Monarchen war. Als solches atmet cs den Geist des aus religiösem Grunde ruhenden Pslichtge- sühls, den der Kaiser wiederholt bekundet und bei Ausübung seines Herrschcvbcrufs stets betätigt hat. Als Unterlage für jene Behauptungen dient hauptsächlich die Stelle, welche besagt, dass Le. Majestät ohne Rück sicht auf die Dagcsmeinnngen seinen Weg gehen werde. Der wäre rin schlechter König, der die Ansichten des Tages zur Richtschnur seines Handelns nähme. Der kaiserliche Redner soll sich aber mit jenem Worte in Gegensatz zur Verfassung gestellt haben. Diese Folge rung lässt sich nur ans der Fiktion einer von schwanlen- den Stimmungen abhängenöen Parlamcntsherrsrlmft oder gar eines Absolutismus der Malle erklären, wovon die Verfassung nichts weist. Ebenso wenig liegt in der Erwähnung der historischen Tatsache, dast der König von Preußen die Krone nicht au» der -Hand von Parlamenten empfangen hat, eine Mißachtung von Volksrechten und Volksbcschlüssen. Dcimit wäre es auch nicht in Einklang zu bringen, dast die Königsberger Rede einen jeden im Lande zur Mitarbeit an der Wohlfahrt und friedlichen Entwicklung des Vaterlandes anssordert. Ein Herrscher, der so viele Beweise davon gegeben hat, dast er, fest auf dem Boden der Verfassung stehend, die schaffenden Kräfte des Volkes zu fördern und zu achte» weist, sollte vor solchen Mihdeutungen geschützt sein. Hiernach ist endlich die Frage, was der Reichskanzler tun werde, leicht zu beantworten: Der Reichskanzler weih, wie fern eS dem Kaiser und König gelegen hat, sich in den aktuellen Streit der Parteien zu stellen und seiner Rede den abso lutistischen Sinn zu geben, der zu Agitationszwecken künstlich htneingelegt »nd herausgelesen wor den ist. Er wird daher Seine Majestät gegen will kürliche Auslegung und bösartige Verdrehungen »crtetdigen »nd die Geschäfte wie bisher in voller Uevrreinstimmung mit der Krone unter Wahrung aller verfassungSmästigcn Rechte führen." Diese Ausführungen des amtlichen Blattes sind in jeder Hinsicht mit Freuden zu begrüßen. Nicht nur, weil sie tu geschickter Weise die tendenziösen Entstellungen und Uebertreibungen, die sich an die Kaiserrede anschlossen, als solche kennzeichnen, sondern vor allem darum, weil aus ihnen hcrvorgelst» dast Herr von Bethmann-Hollwcg nichi gewillt ist, sich als Prellbock gewisser demokratischer Wünsche herzugeben. Die scharfen Ausdrücke wie „willkürliche Auslegung" und „bösartige Verdrehungen", die an Deut lichkeit nichts zu wünschen übrig lassen, erscheinen durch aus berechtigt im Hinblick auf die Tatsache, dast der Kaiser in de» 22 Jahren seiner Regierung keinen Berstich gemacht Hai, die verfafsnngsgemästen Rechte des Volkes irgendwie einznichränten. An Versuchen auf der «Hegensette, die Rechte des Kaisers zu schmälern und allmählich im Reiche eine reine Parlamentsherrschaft zu etabliere», hat es wahrlich nicht gefehlt, und wenn die demokratische» Strömungen bei uns die Macht hätte», würden sie sich nicht einen Augenblick besinnen, dieselbe Verfassung über den Haufen zu werfen, als deren Hüter sie sich zurzeit anf- spielen. Wie man aus den Worten vom GvtteSgnadentum der vreustischen Krone einen Widerspruch zu der Ver fassung herauslesen will, ist schlechterdings unerfindlich. Mag man zu dieser Ansicht des Kaisers sichen, wie man will, es spricht aus ihr doch nnzweiselhast eine schöne, ideale Auffassung von den Pflichten der Krone. Jeden falls hat der Kaiser dadurch, dast er einen jeden zur Mit arbeit ausfordert, augenfällig bewiesen, dast ihm absoluti stische Ideen bei seiner Rede sicher nicht vorgeschwebt haben. Lehr sympathisch berührt auch bet der amtlichen Erklärung die entschlossene, von sedcr theatralischen Pose sich frei wissende Haltung des Kanzlers. Sein energisches Eintreten für den Kaiser, die kräftigen Worte, die er, der Schweigsamr, diesmal gesunden hat, sichern ihm den unge teilten Beifall aller gut monarchisch gesinnten Kreise des Reiches. Mo sprach Hoorevelt. „Ich werde Euch Helsen, wie ich es bereits einmal ge tan habe. Die Herrschaft einer Partei wird stets bestehen. Doch must es ehrlich zugehe». Wo Unchrlichkcit herrscht, kenne ich keine Rücksicht. Meine besondere Ausgabe ist es, die räudigen Schafe der eigenen Partei ausfindig und un schädlich zu machen." Als Nooscvclt diese Worte sprach, säst er beim perlenden Wein in Buffalo, umgeben von seinen Getreuen, die ihm zu Ehren ein Festmahl gegeben hatten. Rauschender Beifall folgte der neuen, frohen Bot schaft des Expräsidenten, und der Jubel der Fcstgenosscn drang aus die Strastc und pslanztc sich fort von Ort zu Ort, so dast der Eisenbahuzug Roosevelts auf jeder Station halten muße, da sich die Massen drängten, die rettende Kunde aus dem Munde drS Helden selber zu vernehmen. Und überall klang es prachtvoll, uberzeugiingstreu in die begeisterte Menge: Ich werde Euch Helsen. Als der Tele graph Herrn Last von Roosevelts Triumphzug unterrich tete, da tat er das Klügste, was er tun konnte, er liest aller Welt Mitteilen, dast er und Rooscvclt ein Herz und eine Seele seien. Um Theodore Rovsevelt verstehen zu können, must man sich die cigenartigeu politischen Zustande Nordamerikas vergegenwärtigen. Die iivrdamerikanische Verfassung hat bekanntlich das Zweikammersystem. Z» dem aus !>«> Mit gliedern bestehenden Senat sendet sedcr Staat zwei Ver treter, so dast die Staaten mit mehrere» Millionen Einwoh nern nicht mehr Recht »nd Einflnst haben wie die Staaten, deren Bevölkerung nur 1MM0 Seelen beträgt. Anders ist es mit den Mitglieder» des Repräsentantenhauses. Ihre Zahl richtet sich nach der Bevölkerungszisscr und verschiebt sich fast bet jeder 'Volkszählung. Die Repräsentanten wer de» direkt vom 'Volke gewählt, scdvch ist das Wahlsystem in de» einzelnen Staaten verschieden. Es richtet sich nach den für die einzelstaatlichc Landtagswahl maßgebenden Bedingungen. Die Mitglieder des „HaufeS" werden jedes zweite Jahr neugewählt. Die beiden in Amerika herrschen den Parteien, die Republikaner und die Demokraten, haben es nun verstanden, eine wirklich freie Bolkswahl der Kon greßmitglieder unmöglich zu machen. Die betretenden Kandidaten werden den einzelnen Wahlbezirken vo» den Parteigewaltigen, den 'Volles, einfach zngewtesen, I ach- dem sic vorher aus de» Parteitagen, den sogenannten Staatskonventen, ansgestellt worden sind. In den Händen dieser Volles liegt also das Wohl und Wehe der Bereinig ten Staaten. Das hat in beiden Parteien zu einer beispiel losen Kvrruptivilüwirtschaft geführt, die von einsichtigen Ameritaneru zwar stets, aber leider vergeblich, bekämpft worden ist. Tie Busses saßen zu sest im Sattel und spotte ten aller Versuche, sie nnsschalten zu wollen. In jüngster Zeit haben nun die Bestrebungen, das amerikanische Partetwcscu zu reformieren, einen unge wöhnlich großen Umiaug angenommen. Unter den Demo- traten hat der Newyvrker Bürgermeister Gaynor das Kriegsbeil ansgegraben wider die Korruption: das Atten tat des Iren Gallagher, das glücklicherweise seinen Zweck verfehlte, hat ihm die snr das politische Leben Amerikas notwendige Martinerlrone verschafft, so dast er wahrschein lich der nächste Präsioentschastslandidal der Deinvtraien sein wird. Auch in der repubiitanischen Partei länst man Ltnrni, die „Insurgenten", so nennt inan die Gegner der Parteikorrnplivn, gewinnen zusehends Terrain, »nd jetzt ist als Rufer im Streit Theodore Rovsevelt ausgetreten, der als Einsatz seine ganze ungeheure Popularität mit- bringt. Eö besteht wohl kein Zweifel mehr, daß der Exprä- stdcnt bei der nächsten Wahl wieder kandidieren wird, ebenso wie es zweifellos ist, dast die bisherige Freundschaft zwischen ihm und Tast in die Brüche gegangen ist. Daran ändert auch Tafts offizielle Absage an die Rooscvclt-Gegner nichts, die beiden Männer sind Gegner geworden. „ Volkes Gunst ist wandelbar. Ob die Wahrheit dieses Satzes Herr Rovsevelt erfahren wird'? Als er sich damals vom öffentlichen Leben znrückzvg und seinen Freund Taft zum Nachfolger empfahl, hiest cs allgemein, Taft sei nur Teddys Platzhalter für die nächste Präsidentschaft. Viel leicht hat man Rovsevelt damit unrecht getan, gute Kenner seines Eharalterö behaupten, er habe ganz ehrlich die Ab sicht gehabt, als Privatmann zu leben. Die Scnsationswut der amerilanischcn Preise und der Tatendrang seines ruhe losen Eharaktcrs machten ihm aber einen Strich durch die Rechnung, und das amerikanische Volk wurde über Noose- velts Leben als „Privatmann" genauer unterrichtet, wie die Völker Europas über das ihrer Monarchen. Dann kam Teddys Weltreise. Sie war von ihm sicher nicht als Reklamcreise geplant, aber er hat auch nicht verhindert, daß sie eine solche geworden ist. Das hat in Amerika An stob erregt, und der glänzende Empsang, Len man dem Expräsidenten bei seiner Heimkehr bereitet hat. konnte doch nicht darüber htnwegtäuschen, dast weite Kreise -er amerika nischen Bevölkerung Roosevelts Benehmen als „unamcri- kanisch" empfanden. Dazu kam, Last sich um Rovsevelt bald eine Art Nebenregierung bildete, die alle Schritte Tafts begutachten zu müssen glaubte. Auch das ist nach der Meinung vieler Politiker „unamcrikanisch", und an gesehene Blätter kritisierten unverhohlen Roosevelts Auf treten als verderblich. Als dann die Insurgentcnbewegnng einsetztc, schloß sich Rovsevelt ihr sofort an, und begann da mit den Kamps gegen Tast, zu dem er bisher persönlich die herzlichsten Beziehungen unterhalten hatte. Tast selber war in einer peinlichen Lage, er hatte, wohl wider Willen, die übertriebene Hvchschutzzollpolitit Aldrichs sanktionieren müssen, wenn er sic auch nachträglich nach Kräften gemildert hat. Daß die Willtnrhcrrschast Senator Aldrichs, Rallin- gcrs und Joe Eannons, der drei republikanischen Partci- machthaber, ein Miststand war, hat Tast längst selber ein gesessen, nnd cs ist znm großen Teil wohl ihm z» danken, dast diese Männer im Herbst aus ihren Stellungen aus- schciden werden. Trotzdem aber eröffnet«: Rovsevelt gegen diese drei einen snlminantc» Feldzug, was Wunder, wenn angesehene amerikanische Blätter den Expräsidenten spöt tisch als „Napoleon den Kleinen" bezcichncten, da er gegen Gegner kämpfe, die schon längst gestürzt seien. Roosevelts Freunde gingen noch einen Schritt weiter. Sic erhoben gegen die Männer der Tastschen Regierung die schwersten Anschuldigungen, bezichtigten sic der Be stechung und anderer häßlicher Vergehen. Tast hat nichr gezögert, sofortige Untersuchung riuziileitcn, und dabei stellte sich heraus, daß gerade die beschuldigten Männer nichts Anfechtbares begangen hatten. Viele ehrliche Freunde Roosevelts können cS noch heute nicht begreifen, warum der Erpräsident mit so großem Schneid gegen Tast vorgegange» ist, obwohl der jetzige Präsident nichts unter lassen hat, die schädliche» Elemente ans seiner Partei mög lichst ansznmerzcn. Man erinnert Rovsevelt daran, daß er politische Disziplin stets als die Grundbedingung ge deihlicher Arbeit bezeichnet habe. Jetzt verstoße er selber gegen diese Grundbedingung, indem er den Feldzug gegen Tast unterstütze. „Ich will Euch retten," hat Teddy, fort- gerissen von der Stimmung der Stunde, ausgerufen. In Amerika wird man sich, wenn der Augenblickseindruck
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