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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.06.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050605017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905060501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905060501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-06
- Tag1905-06-05
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Morgen-Ausgabe BezugS-PreiS SS. Jahrganz Nr. 282 Montag 5. Juni 1905 Srrliner srrte. 061 LU»» Lol. »k f^lle» «s,«tz»ltt »tirtelfllyriich s-—, bet zweimalig« tügltch« Z»kell»»g i»S Hau« ^L.7L Durch di, Potz bezog« für Deüych- land ». Oesterreich vtrrteljLhrlich -Llh für dir übrige» Lüaber Uuu Zettuag-prri-lift». hariue»- di« fest- uliix. ldx «7. s w» vor, die Gemeinde sang „Herz und Herz vereint zu sammen, Sucht in Gottes Gerzen Ruh". Nach der Lituraie sana der Tomchor mit besonderem Wohllaut das melodiöse „Der Herr ist mein aetreuer Sirt". Oberhofprcdiaer 7). Dryander prediate über das Wort des Apostel Paulus (Galather VI. 2) .Einer traae des Andern Last, so werden wir das Gesetz Christi erfüllen". Bei der Rückkehr der Majestäten und der vielen Fürstlichkeiten nach dem Schloß und den an deren Quartieren — der Kaiser und der Kronprinz ainqen wieder zu Huß — wiederholten sich die Qva- tionen des Publikums, besonders sympathisch begrüßt wurden auch der Großhcrzoa und die Großherzogin von Baden. " Berlin, 4. Juni. Prinz und Prinzessin Ari- sugawa überreichten dem Kronprinzeupaare als Hochzeitsgeschenk zwei Blumenschalen in ge- tricbenem Silber von außerordentlicher Größe. * Berlin, 4. Juni. Heute abend brachten etwa 4000 Studierende der Berliner und Charlot tenburger Hochschulen dem Kronprinzeupaare einen Hackelzug dar. Das Kaiserpaar mit dem Kronprinzenpaar erschien auf dem Balkon. Die Habnen senkten sich. Die Nationalhymne er- klang. Dröhnende Hnrrabrufe erschollen. Der Vor- beimarsch des Zuges dauerte eine Stunde. Ich dachte gestern den ganzen Morgen an HontaneS „Stechlin", und im Mittagslokal stellte gar die gute Schwester Adelheid. Domina zu Kloster Wuz, mit Sack und Pack sich ein. Nicht leibhaftig war sie gekommen, aber ihr Geist schwebte über dem Tische: sie hatte eine „Doppelgängerin", wenn das Wort gestattet ist, ent sandt, eine alte Dame ans der Gegend von Trebbin, die zuletzt wohl beim Tode dcS ersten Kaisers bei Hertzog eingekauft batte und ihre Tätigkeit mit der resoluten Entfernung eines melancholischen, zarten Sommerleut- nantS begann. „Sie haben ia schon fertig gegessen", aber Sie können ruhig noch fünf Minuten bleiben", sagte die Gestrenge, rückte die Brille auf die Stirn und wankte mit den Blumen des verblichenen Strohhuts: dann hob sie Botho und Reimar, zwei dunkeläugige Lichterfclder Kadetten, die Jungens der Tante Suse, siegreich auf den verlassenen Stuhl, schnurrte die Per sonalien des Kreises Teltow herunter, debattierte über die Altersgrenzen von Hauptleuten und Regimentsadsu- tauten, betastete die Noßhaarbüsche der Hangenden Helme und verständigte sich auf englisch, um von Botho und Reimar das Aequivoke fernzuhalten. mit Tante Susen über des Mittaglokals geheime Gänge und Türen. Selbst die Schwarzendorf erschien pustend, mit einer be- stickten Reisetasche, auf der Bildfläche. — oder war es üie Triglaff denn auch diese süngferliche Doyenne er wies sich als schwerhörig — und berichtete in Verzückung, sie habe dicht neben der Gräfin Brockdorff, gestanden und alles, alles gesehen: „O. und morgen", trompete die Wackere, „wie schön wird das erst im Dom sein: wie wird Dyrander predigen, wie werden wir unS in der Liturgie umwendcn und hören." Hastig schob nach einer halben Stunde Trebbin hinaus, streng und doch milde wie ein Dompropst überblickte Adelheids Doppelgänge rin ihrer Küchlein geweihte Schar, und sie verschwand um die Ecke, zum chrichlichen Hospiz, hinter dem Stocket und den Girlanden drinnen schon Berlin, das nach Hontane seine Hefte „so elend abschließt, mit grellen Lämpchen für die Zwecke des Abends probte. Berlin ist gestern sehr aufgeräumt gewesen, und man wird heute überzeugt sein, daß es „dar Nichtige" war: wer weiß, welchem Papa der Auftrag geworden ist. die Szenen dieses Sonnabends festzuhalten, der den wirren Atlas der Reichsbauvtstadt um einige Blätter vermehrte. Etwas wie eine Wiederholung des Camp- hausenschen Einzugsbildes wird wohl der Niederschlag sein: vielleicht bringen schlechtere Pinsler und glattere Retouchere es fertig das Gelungene wegzutünchen, die mißlungenen Stationen dieses Hochzeitstages noch zu verstärken, der als Ganzes vielleicht dem Apparat der Zentenarfeier oder anderer Stuckorgien Unterschieds- losen Gedenkens vorzuziehen war. Unfreundlicheres. Aufdringlicheres mußte befürchtet werden: für vieles be- hielt da« ehrwürdige, angestammte Wort „povlia" dessen Sinn Hontane als eine Verbindung deS dürftigen mit dem Gezierten bezeichnet bat. feine Geltung. Die Bronzetinktur verschwand nicht ganz von der Prunk- straße, in deren Annalen die Namen Schlüter. Schinkel und Knobelsdorff geschrieben stehen deren ernstes, gebie- terisches Gefüge künftig noch mehr zerrissen werden soll. Rasch vor dem Abbruch hatte man die graue Akademie und die schwarzen Higuren auf dem Dache nach Metern geweißt. „Berlin streut Rosen!" so wußte die künstle- rische Idee der rosigen Kirschnerzeit: und die Menge hatte, ehe die Dämmerung des AbsperrunaStageS sie vom gelben Sande vertrieb, halb geschmeichelt, halb nör- gelnd,- wie das selbstverständliche Gewohnheit ist. das „echt Papier und Wachs" betupft: Rosenkränze drückte .Herr Reicke auf den Scheitel der Ehrenfungfrauen. denen die Gattin deS „Schussslchen"-DichterS ein weißes Gret- chenkostüm geschneidert batte. Aber die Normalidee war daS Schlimmste: in anderen Stücken batte man klug auf medizinische Erweckergröße verzichtet. Ein Wunder hatte diesmal die dorischen Gäulen und die schwere Attika deS BrandenLrrrger Lore» geschont: mit zvsn üsse «r? lwaare« »um Be- ». sowie ms-stelle. c-t. »r RetzaMon au» Ermdttimrr IÜS Fernsprecher 822 IohamüSaafl, S. Hmrpp-FilieU Dre« be», Marteastratz« 84 (Fernsprecher «ml 1 Str. 171L dauot-Filtal, Berlin: CarlDuecker, Herzal^öayrHofbuchbcmdlg, Lühowstraß« IO (Fernsprecher Aeu VI Nr. 46031. nMer.TllgMlllt Handelszeitung. Amtsblatt ves ÄSnigl. Land- und -es Hömgl. Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Nelizeiamtes der Ltadt Leipsig. All zeigen-Preis die -gespaltene Petitzeile 28 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanziell, Anzeigen, Seschüft-aazetge» unter Text oder au besonderer Stell, noch Toris. Di, 4 gespaltene ReNamrzeil, 7b 4. ver RuManci in Züiftvttlattika. Die allgemein« Lage. Die „K. Zig." druckt die kürzlich von unS wiedergegebene Aeußerung der „Südwestafr. Ztg/ über die durchaus un befriedigende Lage im Schutzgebiete ab und bemerkt dazu: Diese sicher der Wahrheit entsprechende Darstellung weist, besonders wenn man den kürzlich ausführlich mitgeteilten Fall Schenkel zur Vergleichung heranzievt, darauf hin, daß die jetzige Verwaltung für die Wiederanfrtchtung der alten Farmbetriebe und die allgemeine Vorbereitung der Besiedlung trotz der im Vergleich zu dem wirklichen Feinde außerordentlich großen Truppenmacht wenig tut oder tun kann. Man sollte glauben, daß wenigstens in der Nähe der Bahnstrecke Swalopmund-Windhuk und im weitern Umkreise von Windhuk unter Truppenjchutz ein Farmbeiried möglich sein müßte. 1 Ab?r gerade auch «us diesen Äegende.. mehren sich dre Nach- richten über räuberische Angriffe auf Farmen und Forttreiben deS Viehs durch Räuberbanden der Eingeboruen. Da ist eS kein Wunder, daß sich immer stärker der Wunsch nach schleuniger Wiedereinführung der Zivilverwaltung unter dem so sehr großes Vertrauen im Lande genießenden Herrn v. Lindrquist als Gouver neur gellend macht. Ein verhältnismäßig geringer Teil der Truppe, möglichst gut beritten und landeskundig, lediglich verwendet und örtlich verteilt zum Schutze des Farmbetriebs, würde nach unserer Ansicht genügen, um in einem grvßern Teile der Kolonie die Wiederaufnahme des Farmbetriebs zu ermöglichen und den Euro päern, die sich danach drängen, am landwirtschaftlichen Wieder aufbau der Kolonie in erster Reihe als Pioniere tätig zu sein, berechtigtes Vertrauen zu dem Erfolge ihrer schweren Arbeit einzuslößen. Daß diese Ausführungen sich gerade in einem Organ wie die „K. Ztg." finden, macht sie besonders bemerkenswert. Scharfe Justiz Wegen Erm ordung eines alten Hereroweibes sind vier Reiter einer Patrouille in Deutsch-Südwestasrika anfangs zum Tode und aus ihre Berufung zu langjäh rigen Zuchthausstrafen verurteilt worden. Berlin, 4. Jun,. * Prinz Heinrich und die bayerische Gruppe des Flotten vereins. Die „Münchner Neuesten Nachr." teilen den Inhalt eines Gespräches mit, das Prinz Heinrich von Preußen, der Protektor deS Deutschen Flottenvereins, in Stuttgart mit dem bayerischen Ärtilleriegenrral von Sauer hatte. Sauer hatte sein bayerisches Vaterland auf dem Flottenkongreß aufs energischste verteidigt. In der besagten Aussprache versicherte General v. Sauer den Prinzen besonders der treuen Hingabe der Bayern zur Sache deS Floitenvrreins. Daraufhin erwiderte der Prinz etwa folgendes: Von der patriotischen Gesinnung der H-rren von Bayern bin ich fest überzeugt. Hat doch mein Vater Bayern beionders nahegestanden und auch ich stehe in außer ordentlich freundlichen Beziehungen zu Ihrem Vaterland. Ans den Weg, der beider Sache de- Flottenverrins von Ihnen beschritten wird, kommt eß gar nicht an: der Weg ist ganz gleichgültig, wenn Sie nur am Ziele mit uns zusammentreffen. Wir haben kein« Zeit mit Meinungsverschiedenheiten zu verlieren, sondern wir müssen unser Ziel eifrig verfolgen. Wir haben 88 Stimmen. Bayern gehört die 40. Stimme. Also, bitte, so fügt, der Prmz mit verbindlichem Lächeln hinzu, fügen Sie sich der Majorität. Wenn Sie Opposition machen — dabei droht« der Prinz jchalkdast mit dem Finger —» so erfahren wir das sofort. Denn dann werden Sie tu der mit Recht so beliebten Prrsie ordentlich zer pflückt Behrn Sie den Weg, den Sie für d«u besten halten, ad« bas eine bitte iL Hie: »io ganz, ganz klein wenig Enlgegnitommen dürfen Si, auch uns zeigen. Ich tanke Ihnen, >0 entließ der Prinz den General mit wirberboltem Händedruck, von Herzen für diese offene Aussprach«. Ich hoffe, Sir nächst«- Jahr in Hamburg begrüßen zu dürfe». * DK preußisch« vorsiefetzaovel«. ^luf di« luuuh«e der Virt-«s«tz»»vitte» im Herrenhaus« hofft di« Regt» höherer Achtung als sonst war der Pariser Platz behan delt, und die Palais Redera. Arnim, Radiiwill zeiaten in nur leichter Verhülluna ihre bedrohte Architektur ES war, als wolle im Marktlärm die „alte Valuta" wie- der zu einem bißchen Ehre kommen schüchtern und weiter draußen lebhafter bat die Vcraanaenheit ums Wort. Hätte Adolf Menzel diesen Sommer noch aeschaut, und hätte er je inkoanito streifen dürfen, so wäre er von Kranzlers Ecke aeflüchtet, wo er einst den Hoffäaer, die Equipagen des Königs, die Köniain. die eine Träne trocknet, und den Zeitunasjunaen, der den Hund hetzt, sah oder das neugierige Männchen, das in den Baum wipfel steiat und dem ein Windstoß den Gut entführt. Ein Moment indes hätte dem „grandiosen kleinen Knopp", wie Theodor Hontane das runzelige Genie titulierte, den Vorwurf zu einem neuen, köstlichen Gouachcbild, zu einem Meisterwerk geliefert, der Mo- ment da der Kaiser Wilhelm im Schloßhof oder Bellevue die Front der Ehrenkompagnie abschritt. Hier waren, wenn man daS Stoffliche auch vergaß, artistische Ein drücke von unvergeßlichem Reiz: metallisches Blinken, das auf den Blechmüden der Gardegrenadiere zu stechender Leuchtkraft sich hob. daS Zittern der Luft, das hüpfende Spiel der Farben, die rhythmisch durcheinan- derglitten, als der untersetzte Mann in der Generals uniform, mit dem blauen Bande des mecklenburgischen OrdenS, vor den auf ihn herabschauenden Riesen auf und niederging, die possierlichen, arimassierenden oder mindestens kuriosen Gesichter der ungerührten Menge, die in harmlosen Paketen Heldstühle mitgebracht hatte und mit stets gleicher Sachkenntnis alles beschwatzte, den prinzlichen Bräutigam, seine Brüder, die violette Robe der Großherzogin Anastasia und den rosafarbenen Ueberwurf der bräutlichen Herzogin. Sehr aufgeräumt war Berlin: mit Ueberlegenheit hielt es Revue ab. Un- zahlen wälzten sich mittags an und suchten den eisernen Ring der Schutzmannschaft zu durchbrechen: dann bog der Heerhaufe nach links und überflutete den grünen Nasen des Tiergartens. Bis zum Stadtbahnhof brei tete diese Heiertagslegion sich aus. das goldene Licht durchtanzte das grüne Blattgewölbe und schien auf manch artiges Idyll. Data und Mutta bockten, mit dem Abglanz des Lebens und dem fernen Stimmen schwall zufrieden: auf den Bäumen hockten die Svröß- linge, die sich retteten, wenn daS Holz barst und die Aeste stöhnend niederfuhren. Man schimpfte, geriet sich in die Haare, es war so gemütlich wie in Saatwinkel. Vor dem Brandenburger Tor batten sich die erfolgreich sten Geerhaufen gestaut und drängten gegen die Bürger- garde der Innungen und Vereine, die bis zum Palais des Kaisers Friedrich Spalier bildeten. Da waren, als Ueberbletbsel deS älteren Berlins, die Sappeure mit Bärenmützen und Schurzfellen, die märkischen Fischer, um deren Netze Mummeln sich wanden, und dieser Ber linische Scott ward, als neben der Quadriga ein Soldat die Signalscheibe schwenkte, als die Salutkanonen abge- feuert wurden und die durchs Tor einreitenden Postil- lone daS Lied vom Iungfernkranz schmetterten, im selbstbewußten Ritt der Wurstfabrikanten vollendet. Mit fast beklommenem Staunen ließen die Geerhaufen end- lich, gegen sechs Uhr. den Brautwagcn von Bellevue zum Schlosse einziehen, die goldenen Wagen, hinter dessen geschliffenen Scheiben die Hauptperson der Heerie saß und auf Herrn Kirschners Rede harrte, die sie mit guter Manier erwidert hat. Acht Trakehner Rapphengste zogen die Galakutsche, die zum schicksalsvollen Inventar der Hohenzollcrn gehört. Im Jahr der französischen Re- volution ist sie für den zweiten Friedrich Wilhelm im französischen Straßburg erbaut worden, die Prinzessin Luise von Mecklenburg ist darin gefahren und zuletzt, im Jahre 1881, von der Kronprinzessin Viktoria begleitet, die Gattin des ManneS. der gestern auf den Balkon deS Berliner Schlosses trat und die nahende Schwiegertoch- ter erwartete. Die Hcerdaufen haben auch diese letzte Episode deS Sonnabends gesehen. Bis in die Nacht stunden stampften sie durch die lärmenden Innenstraßen, von deren Plaster der ewige Geruch nassen Staubes und Teers in faden Dunstwolken aufflog. k. Ueber den Verlauf des Sonntags erhalten wir noch folgende Drahtmeldungen: * Berlin, 4. Juni. Heute vormittag um 10 Uhr war Kirchgang in den Dom für das Hobe Brautvaar. die königliche Familie, die sämtlichen anwesenden höchsten Gäste, die sämtlichen Hofstaaten, die Um- gedungen und Gefolge angefagt. Der Kaiser, in der Uniform der Leib-Garde-Husaren. mit Hochrufen em pfangen. ging zu Huß von Portal V nach dem Dom, mit ihm der Kronprinz und dessen Brüder, der Groß herzog von Hessen und der Herzog von Koburg. Die Kaiserin mit der Prinzeß Victoria Luise kam rm Galawagen und wurde ebenfalls lebhaft begrüßt. Zu- lebt erschien vom Schloß her im offenen Zweispänner Herzogin Cäcilie mit der Großherzogin-Mutter von Mecklenburg-Schwerin. Stürmische Zurufe wurden laut, die hohe Braut dankte auf das anmutigste. Der Kaiser empfing die Damen am Wagenichlag. küßte beiden die Hand und bot dann der Herzogin den Arm während der Kronprinz die Großherzogin-Mutter führte. Der Domchor, in seiner altertümlichen roten Tracht mit den Sammetbarretts, trug den 47. Psalm (Frohlocket mit Händen, all« Völk«) von Reintbaler, Liek Nummer k«ftet 4 ? aus «lleo Bahnhöfe» »ah III >1^1 bet den Zeitung»-Verläufer» Schiffe wurden von Torpedo- getroffen. Der Feind suchte durchzubrechen, aber die Japaner hielten den Ring undurch dringlich geschlossen. Am 28. Mai nach Tagesanbruch wandte sich die feind liche Flotte nordwestlich unv wollte längs der Koreaküste nach Wladiwostok dampfen. Wir dampften jetzt nach vorne, und um 9 Uhr morgens wurve die Schlacht zwölf Meilen östlich von der Shikuhenbai wieder ausgenommen. Die Japaner verfolgten die Russen in der einen Richtung und drängten in der ankeren, und kämpften den ganzen Tag. ES war eine entsetzliche Kanonade, und die russischen Schiffe, welche nicht in der Nacht vom 28. Mai bereits gesunken oder erobert worden waren, wurden am 29. Mai erledigt. Der Kommandant des japanischen Torpedoboot-Zerstörer- „Murasame" schildert, wie die „Daily Mail" berichtet, den Angriff auf das Schlachtschiff „Suworow". Sein Zerstörer war letzterm auf etwa 10o m genähert und feuerte ein 45 cm- Torpedo gegen ibn ab. Die andern Schiffe richteten ihr Feuer auf das Schiff, dessen Besatzung sich am Hauptmast sammelte. Als der „Suworow" zu sinken begann, kam die „Murasame" näher und ließ noch einen Torpedo ab, der in den Maichinenraum fuhr. Der Bug de» „Suworow" hob sich, blieb einige Zeit in der Luft und verschwand dann. Bei dem heftigen Seegang während deS ersten Teil« deS Gefechte war bei den russischen Schiffen der Rumpf unter der Wasserlinie, wo die Panzerung schon aufhört, sichtbar, sodaß die Geschütze eine gute Gelegenheit hatten, die Aufgabe der Torpedos zu verrichten. Der Kapitän de- rufstschen Repa- raturschiffeS „Kamtschatka" erzählt, daß zuerst die Kommando brücke seines Schiffes durch eine Granate weggeriffen wurde. Andere Granaten warfen die Masten nieder und rissen den Bug auf. vsr Wcdtigrlr vom läge. * Durch Sturm und Einsturz eine- Wasserreser voir- sind in Pinetown fünfhundert Indier und fünfzig Europäer ums Leben gekommen. (S. Ver mischte-.) * In Sasebo fand eine Zusammenkunft zwischen Togo und RofchdjestwenSky statt, bei welcher die üblichen HöslichkeitSformeln getauscht wurden. (S. letzte Nachrichten.) * Der Rio Grande hat unter dem Druck riesiger Wassermassen seinen Lauf geändert. tOO Personen kamen dabei um. Mehrere Städte sind zerstört. Der Ernteschaden ist enorm. (S. Vermischte«.) * DaS englische Schlachtschiff „Cäsar" überrannte im Kanal die englische Bark „Afghanistan"; diese versank mit 23 Mann ihrer Besatzung. Zu gleicher Zeit stieß da- englische Schlachtschiff „Hannibal" mit dem amburger Schiff „Emma Luise" zusammen und be- HLdigte eS. (S. Vermischte«.) Annahmeschlatz für Anzeigen: Lbeid-Lu-gab«: vormittag- lO Uhr. Morg«»-A»-gabc nachmittag- 4 Uhr. Anzeige» find stet» a» die Expedition z» richte». Extra-Beilagen (nur mtt der Marge»- Ausgabe) aach besonderer Vereinbarung. Die Erpedtttan ist Wochentag« ununterbrochen aeöislltt von früh 8 bi- nbends 7 Uhr. Druck nnü Verlag von G. Pol» t» Leipzig (J»h. ltt. R. L W. Sltnthardtl. Heran«geberr vr. vieler kliukhardt. Der lULLizcb-japanstcde Krieg. Welter« Linzelhelten »en der Schlacht bei Tsuschima. Der Korrespondent des „Daily Telegraph" fetzt aus Moji seine lebendigen Schilderungen Über den Verlauf der l lautet: warf sich auf die Unterdessen konzentrierte das auf allen , die brennen, den Gnadenstoß ver- ussen eröffneten mit steil abwärts gerichteten Geschützen ein höllisches Feuer auf die schwarzen kleineren Schiffe, die um sie schwärmten. Der Kreuzer „Chitose" fuhr näher heran, aber die Zerstörer dampften durch «inen Hagel von Granaten und Feuer auf ganz kurze Distanz vor, und um 3 Uhr 55 Minuten waren sie nur 200 m von den Russen entfernt. Der Zerstörer „Shiranuchi" gab zwei Torpedos, die übrigen Zerstörer je einen Torpedo ab. Eine feindliche Granate traf die „Shiranuchi" am Bug nahe der Torpedoröhre, eine andere zertrümmerte die Haupt torpedorohre, während die übrigen Zerstörer gar keinen Schaden erlitten. Alle Schiffe, die brannten, sanken mit großer Geschwindigkeit. Gegen Sonnenuntergang wurde die Schlacht heißer und arauenerregende Szenen, welche sich der menschlichen Bc- schreibungskraft entziehen, ereigneten sich. Die russischen Schiffe waren zu zerknitterten Eiseumassen zerschossen und schwammen in wilder Unordnung herum. Die fünfte Zer- störerflottille stieß, nachdem sie die „Borodino" versenkt hatte, zum zweiten Geschwader. Um 7 Uhr l5 Minuten kam da« Signal: „Wahrscheinlich erscheinen die feindlichen Unterseeboote, unsere fünfte Zer- störerfiotlille muß sie auareifenl" Die japanische Flottille rückte vor, aber die Schiffe, die man für Unterseeboote ge halten hatte, wurden, al« sie berankamen, al« ein feindliche« Kriegsschiff, da« mit dem Kiel nach oben schwamm, erkannt. Aus demselben befanden sich 30 Matrosen, die sich fest klammerten und laut um Hilfe riefen. Die japanischen Matrosen klatschten in dir Hände, lachten und riesen: „Wir sind betrogen, wir hielten euch für Unterseeboote." Kurz darauf stieß Vie Zerstörerflottille zur japanischen Flotte. Bei Eintritt der Finsternis stellten die Feinde eine zeit lang da« Feuern ein. dann teilten sich die Japaner in »wei Abteilungen und machten die ganze Nacht hindurch fortgesetzte Versuch«, vir Russen zu vernichte». Der japanische Z> rstörer „Kager," bracht« ein Schlachtschiff de- „Orel'-Typu- zum Kentern, s» daß der Kiel de- Gchrff^ oben stand. Lader« veulsches Keich. Leipzig, 4. Juni. * Zum RcichStagSschlutz. Die „Nordd. Allg. Ztg." ist eifrig bemüht, die Borwürfe wegen des SefsionSschluße« de« Reichstags zu entkräften. DaS Blatt schreibt: „Ueber die Gründe, die für die Regierung maßgebend gewesen sind, statt der vielfach erwarteten Vertagung den Schluß der Session zu wählen, bat der Präsident de« Reichstags am Dienstag den Senioren Mitteilung gemacht. Hiernach haben sich die an dieser Frage besonder- interessierten Vertreter der Bundesstaaten einstimmig für den Schluß der Session ausgesprochen, weil sie r« au« konstitutionellen Gründen nicht für richtig hielten, daß der Reichstag gewohnheitsmäßig in Permanenz tage. Hierzu kam die prak tische Erwägung, daß sich für die mit wichtigen Aufgaben belastete nächste Session wahrscheinlich viel stärkere Gründe für eine Vertagung des Reichstags von 1906 bi« 1907 er geben werden. Die Folge de« Schluffes der Session ist nun freilich, daß alle Vorarbeiten deS Reichstags und seiner Kom missionen behufs Erledigung von Vorlagen, Anträgen, Peti tionen usw. zunächst unter den Tisch fallen, und die künftige Session mit einem völlig neuen ArbeitSproaramm anhebt. Die „Nordd. Allg. Ztg." meint aber, daß die hierfür auf gewendete Arbeit nicht unbedingt verloren zu sein braucht, da e« ja dem Reichstag unbenommen bleibe, in nächster Session auf die Kommisstonsbeschlüffe der früheren Tagung zurückzukommen. Anderseits aber se, die Befreiung von mancher!« überflüssigem Ballast von Resolutionen und Initiativanträgen für den Reichstag eine langentbehrte Wohltat, die ihm in der zu erwartenden arbeitsreichen Session besonder« zu gute kommen wird. WaS besonder« die Militärpensionsgesetze betreffe, so trete eine Verzögerung in ihrer Erledigung durch Schluß der Session nicht ein, da die Mehrheit sowieso entschlossen war, Uber die Vorlagen vor Lösung der DrckungSsrage keine Entscheidung zu treffen." Die« war geschrieben, ehe noch die Attaque in den nationalliberalen „Deutschen Stimmen" bekannt war. Man wird nun Wohl noch eine spezielle Er widerung erwarten dürfen. Auch folgende Auslassung der „Natlib. Korresp." gehört zu diesem Kapitel: Wie uns aus Kreisen des Heeres und der Marine mitgeteilt wird, hat in ihnen die Nichterledigung der Militärpensions- aesetze seitens des Reichstags tief verstimmt. Und dies um somehr, al« das Tempo der Verabschiedungen in letzter Zeit bereits augenscheinlich beschleunigt wurde in der Voraus setzung, da« Zustandekommen deS Gesetze« sei gesichert. Die verabschiedeten Offiziere und sonstigen Interessenten werden nicht unaufgeklärt darüber bleiben, wem sie die Ver schleppung ihrer als berechtigt anerkannten Ansprüche wesent lich zu verdanken haben. Seeschlacht fort. Sein neuester Bericht Die fünfte Zerstörerflottille w< feindlichen Kriegsschiffe. " zweite Geschwader ein verheerende- Feuer diese. Die Zerstörer signalisierten: „Wir werden feindlichen Schiffen, d' , I setzen." Die Russen '
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