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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870906
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870906
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-06
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1887
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nrdaction und Lrprdition Iohannesgasse 8. Aprrchstulidrn -rr Nrdaction: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Fite » Nii<t»»d« nnqei-ntlrr v!-nulcn»t« «ach» fich d>« Reduev.en inchl verbiudlu». «»nähme her sür hte nächftf«l,e«»r Nummer bestimmten Inserate an Wochcntaae» bis 3 Nhr NachinittND-, i>»Lo»n- «n» Festtagen früh b»sV,VUhr. 3n drn Filialen für Ins.-Annahme: Ltta Klemm, UniversitätSstraße 1. L-ui» Lösche. Aatharinenstr. 23 Part. u. König-Platz 7, nur bis V,3 Uhr. MMr.TagMai Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 'Auflage Abonnrinentüprris vicrkelj. 4''« Mk >ncl. Bringerlvha 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Ni!. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt» ohne Pvstbeiörderung «o Mk. mit Poslbesördernng 70 Mk. Inserate Lgespaltone Petitzeile 20 Pf. Größere Schritten laut uni. Preisverzeichnis;. Tabellarischer u. Zisscrnsatz nach höherm Taris. Nrclamen unter dem Redactionsstrich die Sgcspalt. Zeile 50Ps.. vor denFamili cn Nachrichten die Kgespaltene Zeile 40 Pt. Inserate sind stets an die tvxpcäition z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praonuiiiorainla oder durch Post. Nachnahme. 249. Dienstag den 6. September 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Theil. Bekanntmachung. BiS auf Weiteres wird Erde — jedoch nur gewachsener Boden — und zwar gegen eine Vergütung von 3tt Pfg. für daS jwcispänliigc Fuder an folgenden, nnlielst Pfählen und Reisern abgcsieckle» Plätze» angenommen: 1) aus dem Stück der Heiligen Wiese südlich des Johanna- Park-WegeS und rechts dcS PleißcnfluthbcttcS, mit Ausschluß des rechlen Vorlandes dcS letzteren; 2) aus der Wiese am Fahrwege durch daS Nonncnholz und zunächst dcS »ach der Kettenbrücke führenden Fußweges. Leipzig, den 17. August 1887. Der Nath der Ttadt Leipzig Ei Id. 3156. vr. Georgs. EichoriuS. Manntlnachllng, die Productcnbörse betr. Zu der seitens der Btsuchtr der Productenbörse vorzunehmendea bau 3 3)!itAtledksN in den nach §. 7 der Börsenordnung behufs Umlegung der Jahresbeiträge zu bestellenden §chäK!lNA8'ÄllbtchHd werden die Besucher der Productenbörse — und zwar mit Ausschluß der lediglich LcS WaarengcschäflS im engeren Sinne wegen die Börse besuchenden Firmen — unter Hinweis aus den betreffenden Börsenanschlag aus Dienßtag, den 13. September d. I., Nachmittags 1 Uhr zu einem ia der Productenhalle im Anschluß an die gewöhnliche Bürsenversammlung abzuhaltenden 8ÄahIaetas von den Unter zeichneten, in den genannten Ausschuß delegirten Mitgliedern der 2. Abtheilung des BörscnvoistandcS hiermit einberusen. Der Zutritt zu dieser Bersammlung ist nur gegen Vorzeigung der Bürsenkarle gestattet. Leipzig, de» 5. September 1887. Fr. Schmidt, E. Albr. Brockhoss, Bleyl, Georg Schrveder. Börsensecrelär. licheS Seitengebäude, e. Kesselhaus, l. Lagerhaus, x. Seitengebäude, am 21. September 1887, Vormittag« S Uhr vor dem Unterzeichneten Gericht an GerichlSstelle, Zimmer Nr. 2, versteigert werden. Da- Grundstück ist mit 1935 Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift de) Grundbuchblatte-, etwaige Abschätzungen und andere da- Grund stück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kausbedingungen können in der Gerichtsschreiberei, Zimmer Nr. 4, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden ausqesordert, die nicht von selbst aus den Erstcher übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung de« Ber- teigerungsvermerks nicht hervorging, insbesondere derartige For- »erringen von Capilal, Zinsen, wicderkehrendei» Hebungen oder Kosten, spätestens im Bersteigermigstermiii vor der Ausiorderung zur Abgabe von Geboten anzumeldcn und, falls der betreibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu »lachen, widrigen- salls dieselben bei Feststellung deS geringsten Gebots nicht berück- ichiigt werden und bei Verthcilung des KausgcldcS gegen die berück- ichtigtc» Ansvrüche im Range zurücklreten. Diejenigen, welche das Eigcnihum des Grundstücks beanspruchen, werden ausgcsordert, vor Schluß des Versteigerung-termins die Ein- stkllung des Verfahrens herbeizusührcn, widrigensallS nach erfolgtem Zuschlag daS Kaufgeld i» Bezug aus de» Anspruch au die Slellc de- Grundstück» tritt. Das Uriheil über die Ertbeilung deS Zuschlags wird am 23. September 1887, Vormittags II Uhr, an GerichlSstelle, Zimmer Nr. 2, verkündet werden. Zörbig, den 9. Juli 1887. Königliches Amtsgericht. SirbyatzLrLtkanntmachlliig. Gestohlen wurden vier erstatteter Anzeige zusolge: 1) eia Lame»-Wintermantel von schwarzem glatten Stoff mit Plüschbesatz und einer Reihe Hornknöpfe, ein Tameii-Schlasrock von wollenem blau- und graucarrirlem Stoff, 3 »etkletueiic Lame »Hemde», 2." gez.. 8 Schürzen, 3 verschiedene Nuter- röcke und 3 verschiedene Tücher, aus einer Bodenkammer ia Nr. 3 der Münzgasje, in de» letzte» 2 Monaten; 2) ei» Tauikli-Regenschirm. ziemlich neu, mit schwarzem bald seidenen Bezug und einem ca. 7 cm langen versilberten Griff mit Blumengravirung aus einem Vorsaale in Nr. 1? am KünigSplatz, ain 16. vor. Mis. Abends; 3) 4 LhamlS Gardinen, ertmesarbig, je ca. 3'/, w lang, vom 22. bis 27. vor. Mts., aus einer Wohnung in Nr. 8 der Wnidniühlenstraße; 4) eine wasserdichte Segeltuch-Plane, 7—8 Ellen im Quadrat, aus einem Gastlocale in Nr. 43 der Windmühlenstraße, vom 27. bi- 29. vor. Mts.; ^ 5) ein IchwarzlederneS Portemalinaie mit Nickelbügel, enthaltend 25 Mark in Gold und Silber, am Nicolaikirchhos mittelst Laschrn- diebstahls, an, 29. vor. Mis. Mittags; 6) eine Kiste, signiri: „8edveuoicli8'u biuctck.", mit ca. 8V Stück Apfelsinen, von» Rayon des Dresdner BahnhosS am Post-Amt ll, am 29. vor. Mts. Abends; 7) ein schwarzledernes Geldtäschchen mit weißem Schlößchen enthaltend ca. 32 >l. 2 Kalender und «in Panoramabtllrt, in der Petersstraße, am 31. vor. MIS. Vormittag- mittelst Taschcu- dirbstahlS: 8) ein Lamen-Umhang von schwarzwollenem Spitzenstoff mit Perlenbesatz, aus einem Borsaale tu Nr. 56 der Nordstraße, am 30. vor. Mts.; 9) ein Rock und eine Hose von dunkelblauem Kammgarnstoff, ersterer schwarz gefüttert, mit einer Reihe überspounenen KnSpjen und Keltcheaheiikcl, letztere mit Hinterlasche, aus einer Wohnung in Rr. 43 der Moltkestraße, in den letzten 4 Wochen; 10) ein Leckbett mit blau- und graugestreistcm Inlett und ein Kopfkissen mit roth- und weißgestreistem Inlett, aus einer Boden kammer in Nr. 30 der JobanneSgasse, seit 20. vor. Mts.; 11) eine silberne tsylindrruhr ohne Goldrand, mit Secunde, Fabriknummer 64741, und «»hängender Rickelkette, aus dem offenen Garderoberaum der Schwimm-Anstalt ia der Schrebcrstraße, am 1- dis. MtS. Vormittag«; 12) eine silberne Vyliiider-Remontoiruhr mit Secunde, Gold, raud und anhängender Mrssingkette, au» einer Wohnung in Nr. 3 der Kailiarinenstraße, am 1. dis. MtS. Vormittags; 13) 3 Lberhruidr», ziemlich neu, mit weißlkinenen Einsäsen 2 weiße balbleinene Francnhrmdrn. „l,." gez., 6 weiße gemusterte Lamast-Tischlücher, 3 Stück l-" und 3 Stück „S. I-." ge,, 4—» Stück ebensolche Servietten. 2 Paar Aranrnhasen von ' weißem Pi<zuS-Barch«nt, ,,v. L." gez., 4 Paar weißbaumwolleae Franrnstrümpse, ungezeichnet, und ei« weißleinene« Betttuch, ,.1>. 8." gez., aus einer Wohnung in Nr. 2 der Katharinenstraße voin 29. vor. bis 1. dss. Mts; 14) ein breite- goldenes Armband mit einer ln Silber gravirten Blume und eine Blech-Sparbüchse mit ca. 1V au- einer Wohnung in Nr. 27 der Franksurtrr Straße, am 2. dss. MtS. AbendS Etwa.qe Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« »der den Thätcr sind ungesäumt bei unserer Lrimiaal »dtdeilunq zur Anzeige »u bringen. Leipzig, am 5. September 1887. La« P«ltzet-A«t der Stadt Letpzt». Bretschneider. 1>r. D. statt Bekanntmachung. Ter diesjährige zweite Rotz- und Biehmarkt in Volkmarsdorf-Leipzig findet Donnerstag» den 8. September a. o. Ler «rmeiuderattz. Lehmann. Vogel Zwangsverßrigerung. Im Wege der Zwanqsvollftreckung soll da« im Grundbuche von Zörbig Band Xlll — Blatt 44« — aus den Namen de« Fabrik, besitzet« ktta Ehrhardt zu 8«rdi, eingetragene. in Zörbig vor dem Höllischen Thore unter Hausnummer 469 belegeue Grundstück. olS: ». Wohnhaus mit Hos uud 1 >r HauSgarten. v. WiribschastS- grbäadc «Ü Küche »d Kaanner o. Fabrikgebäude, ck. Ge werb- Nichtanttlicher Theil. Die Sendung des Generals Ernroth. Während deS ganzen Laufes der bulgarischen Krisis ist eine so seltsame Nachlicht ausgetaucht wie diejenige, baß die türkische Regierung den russischen Vorschlag, den General Ernroth nach Bulgarien zu senden, angenommen und die deutsche Regierung gebeten habe, daS Einversländniß der Mächte Uber die Ausführung dieser Sendung anzubahnen. In dem Streben, eine Erklärung sür diese Handlungsweise der türkischen Regierung zu finden, koinnil man zu dem Ec- gebniß, daß dieselbe mit einer diplomatischen Feinheit, die man bei ibr nicht hätte vermuthen sollen, daS Mittel entdeckt hak, den Wünschen Rußlands sich scheinbar gefügig zu er weisen in der sichern Voraussicht, daß daS Einverständniß der Mächte über diese Sendung niemals zu erreichen fein »verdc. Ter Vorschlag Rußlands war offenbar nicht sür die Mächte, sondern nur sür die Türkei bestimmt, welche ihn selbstständig annehmeu sollte, ohne die Mächte zu frage». Rußland hat stets die Nothivcndigkeit betont, baß die Türkei die Lösung der bulgarischen Frage in die Hand »clnnen muffe, daß eS ihre Ausgabe sei, den früheren Zustand wieder hcrzustelleu, also den Rücktritt deS Fürste» Ferdinand und seinen Abzug ans Bulgarien zu bewirken, widrigenfalls Rußland die ihm zweckmäßig künkenden Maßregel» ergreifen werbe. Die Türkei hat sich durch diese Drohung aber »ichk kinichüchtcr» taffe», sondern mit Zähigkeit an der Auffassung sestgehaltcn, daß weder sie allein, noch im Bunde mit Ruß land zur Lösung der bulgarischen Frage schreiten könne, sondern daß die Vertragsmächle in ihrer Gesammtheit über die Zukunft Bulgariens Beschluß zu fassen haben. Dieser Slancpuiict ist ebenso richtig und kiug als sür Rußland u» begun», und deshalb hat die russische Regierung sich genölhigl gesehen, die Sendung deS Generals Ernrolh uiiauSgcsnhrt zu lassen. Herr v. GicrS hat sich deS Brüsseler .Nord" bedient, um die veränderte Sachlage ber Welt kund zu lhn», und stellt die Sache so dar, als ob die Ausführung der beabsichtigten Sendung deS Generals erst dann geschehe» könne, wenn eü der Türkei gelungen sei. die gesetzliche Ordnung der Dinge in Bulgarien wiederherzustcllen uud die geschehene Verletzung des Berliner Vertrages wieder gut zu machen. Tic Sendung deS Generals Ernroth ist mithin nicht nur vcrlagt. sonder» ausgegeben, weit sich ihrer Ausführung uncrwartcle Schwierig keiten cntgegenqestcllt haben, welche erst im Wege der Unter handlung beseitigt werden müsse». Durch Viesen sehr zeit gemäßen Entschluß der russischen Negierung wild Dculschlanv der Mühe überholten, die übrigen VertragSmächte zu einer Meinungsäußerung zu veranlassen, welche »un und nimmer, mehr die Zustimmung zur Sendung Ecnroth'S ergeben hätte Rußland hat seine Stellung in Bulgarien durch den Vorschlag, einen russischen General mit der einstweiligen Füh rung der Regentschaft und deS Generalgouvernements über Ostrumclien zu betrauen, nicht verbessert, eS hat dadurch seine wahren Absichten mit zu großer Deutlichkeit und zu einer Zeit verrathen, welche der Verwirklichung derselben un günstig war. Daraus haben die Freunde der bulgarischen Selbstständigkeit und Bulgarien selbst den größten Vortheil gezogen. Die österreichische Regierung hat den von Rußland begangenen Fehler sofort erkannt und ihn durch die Be merkung charakterisirt, daß, wenn die Mächte durch Deutsch landS Vermittelung für diesen Vorschlag gewonnen werden sollten, sic sich zunächst die Frage vorzulegcn hätten, ob dadurch eine friedliche Lösung der bulgarischen Frage gefördert würde. ES ist klar, daß dies nicht der Fall ist, daß Rußlands Vor gehen vielmehr unter allen Umständen als eine gewallthätige Handlungsweise erscheinen müßte, welche nur Sinn habe, wenn sie nicht nur versucht, sondern auch durchgesetzl werbe. Die bulgarische Regierung hat die Sendung deS Generals Ernroth sofort in ibrer wahren Bedeutung erkannt und dem gemäß gebandelt. Die nächste Wirkung war die Beendigung der seit Wochen schwebenden Ministerkrisis, daS neue Ministe- rium war plötzlich fertig. alS Bulgarien vor die Gefahr eines neuen Eingriffs Rußlands in seine innere Entwickelung gestellt war. Die bisherigen Rezenten Stambulow. Mntkurow und Tfchiskow vereinigten sich mit Stoilow. StranSky und Ratsche- witsch zur Führung der Geschäfte und erklärten sich bereit, auch den neuen Gefahren, welche Bulgarien bedrohen, rin» mülhig und thalkräflig entgegcnzutreten. Es wurde be schloffen, dem russische» Sendling, wenn er in amtlicher Eigen schaff und mit den äußeren Abzeichen seines Stande« bekleidet an drn Grenzen Bulgarien« erscheinen sollte, den Zutritt zu v.'rschließcn und nur dem Privatmann Ernroth keine Schwie rigkeiten in den Weg zu legen. Die bulgarische Regierung wird nicht in die Lage kommen, diesen Beschluß auszuführen, weil die Sendung Ernroth'» vorläufig ausgegeben ist, aber der moralische Eindruck deS Beschlüsse» blcibl derselbe, und er zeigt, daß Bulgarien nach wie vor bereit ist. den Kamp I sür selue Unabhängigkeit auszunehmen» mag ihm die Gewalt I in dieser oder jener Form gegcnübertreten. Auch jetzt steht Bulgarien wieder wie vor einem Jahre vor Neuwahlen und e» liegt natürlich im Interesse Rußlands, diese Wahle» zu seinen Gunsten zu lenke». Nur wenn sic in russischem Sinne anSsalle», haben sie Aussicht ans Anerkeiittliiig durch Rußland. Bekanntlich bestand der Haupteinwand Ruß lands gegen die Sobranjewahlen deS vorigen Jahre« darin, daß unter der Herrschaft des Bclagerii»gS;»standes die Frei heit der Wahlen beeinträchtigt sei. Diesem Mangel soll diesmal Abhilfe geschaffen werden. eS verlautet, daß der Belagerungszustand in den nächsten Tagen aufgehoben werden soll. ES ist klar, daß Wahlen, welche unter dem Einfluß eines vom bulgarischen Volke gewäbllen Fürsten vorgenommcii werden, noch ruffenseindlicher auSsallen werden als tie Wakleii, auf welche Rußland durch einen General persönlichen Truck auSgeübt hat. Die Wablcn vom lO. Oclober 1886 brachten bekanntlich eine große Mehrheit sür die bulgarische Negeiil- chajt in die Große Sobranje, obwohl die Anstrengungen der russischen Agenten, riiffeilscenndliche Wahle» zu erzielen, an mehreren Orten Bulgariens, insbesondere in der Hanplsiadl, zu blutigen Zusammenstößen geführt hatte». Tie Sendung dcS Generals Ernroth würde daS gleiche Schauspiel auch bei den Neuwahlen gcwährt haben. Heule ist aber Rußland »ichl in der Lage, die Wühlarbeit in gleichem tlinsange vor- zunehttien, weis die russische» Eonsul» schon seil November vorigen JahrcS Bulgarien verlassen haben und an Stelle dieser durch völkerrechtliche Satzungen geschützten Organe keine gleichberechtigten Nachfolger getreten sind. Dem Ver nehmen nach sind die Wahlen aus den S. Oclober an- beraumt, die Zeit, innerhalb deren Rußland seine» Einfluß zur Geltung bringen könnte, ist also »ichk allzu lang bemessen. Nicht- fügt ci»er a» sich guten Sache größeren Schaden zu als ein bereit» angckündigter. später aber »ach gewonnener Erkenntuiß seiner Unzweckmäßigkeit zurückgezogener Versuch, ein Ziel zu erreiche», nach welchem man längere Zeit ver geblich gestrebt hat. In diesem Falle dcsindet sich Rußland mit der Sendung de» Generals Ernrolb. Hätte Rußland einen bisherigen Slandpuncl der Unthätigkeit und dcS Wivcr- landeS gegen alle Bemühiliigen, einen anerkannten gesetzlichen Zustand in Bulgarien auszurichtcu, hartnäckig sestgeballcn. bau» würde sein Thun überall den verdienten Tadel gesunden habe», aber eS war keine Handhabe vorhanden, um Rußland aus einen mcnschlicberen Weg zu drängen; durch die ver unglückte Senkung Eriiro'.li's hal Rußland den Zauber der Uniiabbarteit in seiner bulgarischen Politik selbst zerstört »»L die Eigennützigkeit seiner Absichten in unwiderlegbarer Weise ösfenllich knnvgegebe». Die Versicherungen Rußlands, daß cö die Auslösung der Orvnnng in Bulgarien in Folge von Anarchie und Vertragsverletzung ruhig abwarte» wolle, wir? jetzt unter Hinweis ans die geplante Sendung Ecnroth'S überall als eine grundlose Behanplung zurnckgewiesen werden. Wir geben nachstehend noch ei,len Bericht über die Lage, welcher der »Politischen Eorrespondenz" uuS Sofia, 29. August, also vor Beilegung der letzten bulgarischen EabinctSkrife, zugeht Die Festlichkeiten, mst welchen das bulgarische Volk seiner Freude über das Erscheinen des ncugewählten Fürste» im Lande Ausdruck gab, sind vorüber geranichl und die graue» polnischen Sorgen sieben wieder vor der Tbüre. Die entbiisiasniche Stiinuiuiig yai der Ernüchterung, ja i» nicht unbeträchtlichen Kreisen der Bevölkerung dein Gefühle der Enttäuschung Platz gemacht. Letztere Erscheinung ist allerdings sehr begreiflich, wenn man erwägt, daß das bulgarische Volk an die Ihaisächliche Thronbesteigung des Prinzen Ferdinand von Koburg übcrspann.e Erwartungen geknüpft hatte. Man balle sich von der Ueberzeugung diirchdrnigen lasse», daß das Eintreffen deS Prinzen ans bulgarischem Boden die Beendigung der Kcsie und die Eröffnung einer »cuen, glucklich rcn Aera sür Bulgarien bedeuten werde. Man ging dabei von der logischen Voraussetzung aus, daß der Prinz, indem er sich zur Uebcrnabme der Rcgierungsgewalten in Bulgarien entschloß, sich der schließ lich.» Anerkennung seitens der Piorte und der Großniichlc — »nt Ansnahine Rußlands — sicher sühlcn müsse und selbst bezü tlich der emziien Macht, welche eine cndgillige Befestigung der bul garische» Verhältiiiije seit zwei Jahren zu Verbinder» wnßie. Anzeich n besitzen dürste, welche zu der Hoffnung aus allinäligc Versöhnung berechtige». Es ist wahrscheinlich, daß jene bulgarischen Slaals- männcr, welche den Prinzen zu dem Zuge nach Sofia unablässig drängten, sich betreffs der seitens der Mächte zu erwartenden Stelluiignahine keineswegs so günstigen Hoffnungen Hingaben wie das Gros der Bevölkerung; selbstverständlich haben sie aber nicht das Geringste gethan, um letztere in ihrem Glauben zu erschüttern. Für die Zerstörung dieses Glaubens haben nun die Ereignisse selbst in so gründlicher Weise gesorgt, daß die Bemühungen der maß gebende» Persönlichkeiten, die Bevölkerung länger im Banne jener Täuschung zu halten, kaum welche Erfolge erziele». Die Kund gedungen jener auswärtigen Blätter» welche als Dolmetsche der in den europäischen Eeniren herrschenden Gesinnungen angesehen werden, die entschiedene Vcrurlheilung, welche das Unternehmen der Prinzen in diesen Organen erfuhr, und vollends die Haltung der auswärtige» Vertretungen in Bulgarien gegenüber dem Prinzen haben in den politischen Kreise» de» FürstcnthumS vielfach einen sehr tiefen Ein druck hervorgerufen, denn selbst jene Persönlichkeiten, welche die Lage ungleich nüchterner beurlheilten als die große Masse, hatten sich aus eine so schroffe Stellungnahme deS einen TheileS und eine so große Indifferenz de» Restes der Mächte nicht gesaßt macht Man kann sich leicht ein Bild davon machen, wie »iederdrück.nd das Andauern der Krise, die Schwierigkeiten der Neugestaltung der Regierung und die Jgnorirunq des Prinzen seitens der diplo- matischen Vertretungen aus t»e Bevölkerung wirken muß. Besonders lebhafte Verstimmung rusl namentlich die Dhaisache hervor, daß der Belagerungszustand, von welchem man sosort nach der Ankunft des Prinzen erlöst zu werden gehofft hatte, bisher weder in Bul gorien, noch in Ostruinelien aulqehoben worden ist. Dieser Umstand beweist in de» Augen der Bevölkerung eindringlicher als alle Kund gedungen der auswärtigen Presse und alle Jiilimationen der Psorte den unvermindert schwere» Ernst der Lage. Hierzu kommt, daß e« in Bulgarien heute Niemanden giebt, aus den das Bolk mit Zuversicht blicken, aus den es sichere Hoffnungen in Betreff der baldigen Herbeisührung einer glücklicheren Zeit bauen wÜ7de. Weder die Regentschaft, noch da» Ministerium hatten, bei aller Anerkennung der hervorragenden Tüchtigkeit Einzelner von ihnen, einen wahrhaft populären Mann in dem Sinne in ihrer Mitte, daß sein Name gleichsam eine Parole sür daS Bolk bilden, laß Bulgarien au» seinem Worte und seiner Eischeinung immer neue» Muth schöpfe» würde, und wa- den Prinzen von Koburg betrifft, sind bisher nicht einmal die ersten Ansätze einer Povulariiät seiner Person wahrznnehmen Es sei bei diesem Anlässe bemerkt, daß eia PasjuS in der Ansprate de« Prinzen bei seinem Einzuge in Sofia unter der Bevölkerung gewisse Beklemmungen hervoegerusen hat. Der Prinz erklärte bekanntlich, den internationalen Verpflichtungen strenge Nachkommen zu wollen. Um eine nähere Aufklärung über den Sinn dieser vieldeutigen Redewendung angegangen, äußerte er sich dahin, daß hierbei, abgesehen von Bestreitung dieser Dributleistung eine Erhöhung der Steuern erfoid.r- lich sein werde, eine Aufsicht, deren Ankündigung begreiflicher Weile keinen Enthusiasmus wecken kann. Die Stellung des Prinzen von Koburg erscheint somit, von welcher Seite ma» sie auch auicben ui. g, als eine sehr schwierige. Seine Ausgabe wird ihm aber insbei'oiideie durch die Unklarheit der inneren Lage erschwert. Statt mit ft - belebter Schwniigkiast den neuen Fürsten in seinem dornigen W i ie zu iiiitclstützen, machen, die Regenten und die Minister Miene, sich zurückzuziehen. Nun ist aber d i-s Land aus die wenige» Pensa? 1 - keilen, welche die Schicksale Bulgariens seit den. Scheiden tnS Flieste» Alexander gelenkt haben, auch fernerhin angewiesc», und cs wäre ein besenklichca Beginne», wenn dieselben den neue» Fürsten in die Nolhwendigkeit versetzten, ei» Eabinct »nt unbedeulendeii, bisher »ameiilosen Mitgliedern zu berufen. Ein solches Eabinet wäre durchaus nicht »nt jener moralischen Autorität auegcstaltel, welche siic die gedeihliche Leitung der bevorstehenden Wahle» iiir die ordentliche Sobranje erwrScrlich ist. Ohnehin wird sich diese Wahl- campagne vorauslichüich sehr heftig gestalten, den» Herr Rados-awow vcrsugl über einen nicht zu unterschätzenden Anhang. Tie Umtriebe bulgarischer Emigraalcn an den Landcsgreuzen rufe» gleichfalls, wen» auch geringere Besorgnisse hervor. M in hat in Sofia von den »en im Zuge Usiiidlichen Wühlereien ziemlich ge- »auc K liiitniß. umsomehr, a.s die Emigranten und unter diesin die HaupUheiluehiiicr an der Verschwörung gegen de» Fürsten Alexander ihre Agitationen »»vetlüilll betreibe», linier Anderem suchen die selben gegen de» Prinzen Ferdinand gerichtete Fliigschriftc», i» weichen dis Erscheinen eines russischen Eoniiinsiars als die einzige zu einer Lösung siihrcnbe Ev.iiiualit.it hiugestellt wird, in Bulgarien cinzuichmuggel». Die Regierung hat eine sehr strenge Bewachung der Grenzen, svwobl gegen Serbien, die Türkei uud die Dobrudscha, a>S auch der Do»ali-ttiergcge»den vcrsügt, da aus alle» d»se„ Rich- tiliigcn vcrdücblige Momente zu ihrer Keimliiiß gelangten. Nach den B-rbreitern der Pamphlete, deren eines in französischer Sprache ab- gcsaßt und angeblich i» Turn-Severin gedruckt ist, wird gefahndet. * Wie der .Politischen Eorrespondenz" sodann auS Pari» gemeldet wird, giebt man in sranzösischen RegicrungSkrciscn andauernd der Ueberzeugung einer friedlichen Lösung der bulgarischen Schwierigkeiten Ausdruck. Es liege nicht daS geringste Anzeichen vor, daß daS russische Eabinct seiner wohlerwogenen Politik der Enthaltung von cinscttigen Schrillen und Maßnahmen untreu werte» wolle; eventuellen Beschlüssen und Schritten gesanlnitenrvpäischcn EbaraktcrS werde man aber in Sofia sicherlich keinen auösichlelvsen Widerstand bereiten. Es handle sich also um einen Einklang wischen den europäischen Eabiiictcn, welches Streben au; volle Unterstützung der sranzösischen Diplomatie zu rechnen habe. Tic Vornahme einer neuen Fürstenwahl m Bulgarien, ohne Tbcilnahme der ostrumelischen Vertreter, er scheine allerdings als eine unerläßliche Rolhwendigkeik. Prinz Ferdinand von Koburg habe keine» Grund, sich einer solchen n ividersctz.il. Entweder er sei populär, dann könne er seiner Wiederwahl in einer legale», jede weitere völkerrechtliche An- sechluiig ansscbließeiiden Form gewiß sein, wodurch sich seine Lage bessere; oder rr habe sich nicht populär zu machen ge wußt, in welchem Falle er sicherlich seihst eine Würde nicht werde scslhallcn wolle», welche dieser allerwichligstc» Voraus setzung crniaiigle. Leipzig. L. September 1887. * Der Insti zanS schuß dcS BundeSrathS sollte am Montag eine Sitzung abhalten. Weitere AllSschußsitziliigen sind vorläufig noch nicht alibcranmt. * Der.Post" zufolge muß der StaatSsecretair v. BöItick> er sich »och i», lausende» Herbst einer Brunne»cur in Karls bad unterziehen. Der Antritt der Badereise dürste in der allernächsten Zeit erfolgen, damit sie beendigt ist, wenn die gesetzgeberischen und sonstige» Vorarbeiten sür die parla mentarische Z'it in Gang kommen und inSbesondetc die hätigkcil des BundeSrathS in erheblichem Maße in Anspruch genommen wird. * Tie AiisiedclungS-Eommission wird, wie die Danziger Zeitung" hört, sich in der nächste» Zeit mit der Vertheiluiig dcS von ihr im vorigen Frühjahre aiigekansten Rittergutes Bobrowo beschäftigen. Aus demselben sollen >7 tcnlsche Familien aiigcsicdell werden, die a»S Rußland verwiesen worden sind. Die Bedingungen, unter welche» die Tbcilc des GulcS den Eolonistc» überlassen werken, scheinen äußerst günstig sür sic zu sein. Jede Familie rrbäll 20 Morg n Ackerland; dafür wird »» ersten Jahre gar kein Pacht, Witter l pro Morgen entrichtet. Für die zu errichtenden Gc- bäuve wird den Ansiedlern das Material geliefert. Der Preis Vcrselb» ist aus 2000.4t berechnet, und eS sind jährlich 4 Proceiit Zinsen zu zahle». Da nach der Verlheiliiiig keine Zeit zur Bestellung der Wintersaat in diesem Jahre mehr sei» ivird, so werden von der AllsiedelungS-Eommissio» jeder Familie noch 35 Eentncr Roggen geliefert werde». * Die Verhandlungen üdcr die Besetzung dcS Bärger- ineisterposicnS von Straßburg sind, wie die „Straß burger Post" mittbeilt, soweit gediehe», daß Herr Ball, der aus einstimmige Bitte dcS Gcmciiiteraihs die Gemeinde verwaltung vorläufig neben dem Amte de« Unlelstaals- sccrclairS sorlzusührc» versprochen Halle, da« letztere Amt ausgebcn und Villaermeisler bleiben wird. Die grc" ' Be liebtheit, welche sich Herr Back in allen Kreisen der B oöl- kerung erworben hatte, gab sich in den an ilm geriet l !e» dringenden Vorstellungen kund; »amenttich legledcrAbgcer.iiete InlinS Klein, Mitglied dcS SlaatSrathS und bester Kenner der städtische» Verwaltung, aus eigener praktischer E, sabrun z großes Gewicht aus daS Verbleiben Back's. Die Statt wird Herrn Back doppelten Dank dafür tarbringc», daß rr von seiner hohen politischen Stellung znrücklritt, um sein frühere« Amt ganz wieder ausziinebnicii, ein Amt, das srcil'ch im Grunde nicht mindere politische Bedeutung hat, alS der Posten eines UiitersiaatssecrctairS. » * » * Nach Meldungen aus Wien von unterrichteter Scite wird die Anfertigung der Mehrlader und der ersten Vor- rälhe der dazu gehörigen Munition inSgcsammt den B trag von rund 43 Millionen beanspruchen. Die neue» Waffen sollen binnen drei Iakrcn vollendet sein, die Zahlung dafür soll jedoch aus Budgctrücksichlc» aus zehn Iabre verlbeilt werden. Es scheint, daß der Vorschlag auf HinaiiSschiebuiig der Zahlungsfristen von »»garischcr Seite «»«ging, wo man Gewicht daraus legt, daß sich der Fehlbetrag, an dess» Eiiivämniiing TiSza arbeitet, nicht noch ungünstiger tarslelle Tie Wafsensabrikgescllschasl in Steyr ln Steyr ging aus den Vor igegangen. äutzer.e er „cy val-.»,. is? «ber Un. als sie gefürchtet batte, daß Ungarn die den Berpflichlunqen Bulgariens I ^'wchre '"r seine HonvcdS überhaupt nicht vo» der Gcs.U- betreff» de» Ausbaues der Sisentuibnen. auch die Tributleistung a» I ichast. sondern vo» einer eigene» tiiigarischcii Fabrik werde dir Türkei im Auge hatte. Die Bevölkerung besorgt nun, daß zur»erzeugen lassen. Die Werndi'sche Actlengejellschast hätte jointt
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