Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.12.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051228024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905122802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905122802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-12
- Tag1905-12-28
- Monat1905-12
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezugS-Pret- ip d^r s'kinv^ri ediNon oder deriii Husqabe' Zellen civgedoü: viertel lährliä L40, bei lagltL zweimaliger Zustellung mS Haut oiertelsätirltch ^ss 8.—» Torct unsere aus wärtigen Äusgabestellen und durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich viertelsShrlict' 4.50 lür die übrigen Länder laut ,jeitungSprei»liste. Redaktion und Expedition: YohanntSgasse 8. Televbon Str Id-1, Ätr. LL3 !)tr. II7S Berliner RedakttonS-Bureau: Berlin bi>V 7, Dvrotheeostrabe 88. Lei. I. Str. »275. Dresdner Redaktions-Bureau: T reSden-Lt, Können pstr. 25, Tel. l, Str. 4583. Abend-Ausgabe. UrWiger TaHtbiM Handclszeitung. Ämtsölalt des Hönigl. Land- und des Lrönigl. ÄmLsgerichLes Leipzig, des Aales und des Aolizeiarntes der Ltadl Leipzig. Anzeigen-Prei- dte 8gespaUeae l-etitzeüe LZ Pf. Familien-, Woduungs- und Ltellen- Anzeigen Bt Pf. Finanzielle Anzeigeu, uSesciiaitsanzeigen u-iter Text ^der an besonderer stelle nach Larii Für das Erscheine«, an bestimmten Tage: - Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Pugnftusplatz 8, Eck« Iohannisgasse. Die Elpebltion ist wochentags ununter rolle- gebjsnel von irüi- 8 bis abends 7 Ubr. Haupt-Filiale Berlin: 2 arlDu n cke r.Herzgl.BayrHofvuchllaadig.. Lützowsiraste 10 iFernspiecher Amt Vl Str. 460^. Atlial-ErpeSition:TrrSSen.A!arienslr Nr. «58. Donnerütaf» 28. Dezember 1905. 89. IallMva. vae ivicdtiqste vom Lage. * Der offiziöse Pariser „Temps" registriert eine A e u ß e r u n g Kaiser Wilhelms, wonach der Kaiser in bestimmtester Form seine friedlichen Ab» sichten betont und sich anerkennend über Rouvier ge äußert hat. (S. Ausland.) * Der Erzherzog Ferdinand Karl Lud wig, Bruder des Thronfolgers, will, wie verlautet, eine Bürgerliche heiraten. (S. Ausland.) * Bischof Dr. Wuschanski, apostolischer Bitar in Sachsen, ist gestern in Bautzen einem Schlaganfall erlegen. (S. Deutsches Reich.) ' An Stelle v. Lindegulsts, ist der bisherige Konsul in Alexandrien, Freiherr v. Humboldt-Dach - röden, zum Generalkonsul in Kapstadt ernannt worden. * Der Rat der Stadt Dresden hat Maßnahmen zur Verminderung der Fleischteuerung ergriffen. iS. Sachsen.) politische Lagesschs«. Leipzig, 28 Dezember. Die Verteuerung der Postanweisungen. Die neue Reichsstempelvorlage will inländische Quittungen über Beträge von mehr als 20 mit einer Steuer von 10 belegen und bestimmt ausdrücklich, daß auch portopflichtige Postanweisungen dieser Stempel gebühr unterliegen sollen, nämlich im Hinblick aus die dem Absender zu erteilende Quittung oder Einlieferungs bescheinigung seitens der Post. Das ist, wie die „Voss. Zeitung" ausführt, juristisch und logisch insofern anfecht bar, als nach der Vorlage Quittungen über Geldempfänge zur Wiedcrauszahlung grundsätzlich steuerfrei bleiben tollen und die Post als Dotenanstalt nur die Uebcr- mittlerin, nicht die Empfängerin ist, wie ja die „Post- einlieferungsscherne" auch den „Empfänger" noch be sonders namhaft machen und nur die Einlieferung be scheinigen. Der Stempel soll auf der Postanweisung an gebracht werden, so daß also der Geldabsender ibn zu tragen hat, während der Empfänger, der erst die eigent liche Quittung ausstellt, unbehelligt bleibt. Somit er weist sich diese neue Stempelsteuer einfach als Porto erhöhung für Geldsendungen von mehr als 20 Wenn bei den Postpaketen durch den neuen Reichsstempel in der Regel eine Portoverteuerung um 20 v. H. eintritt, so würde sie bei den meisten Postanweisungen nicht weniger als 50 v. H. ausmachen. Tie Taxerhöhung trifft ferner die Postaufträge zur Geldeinziehung, im Reichspostgebiet etwa 5 Millionen mit Betrügen von durchschnittlich 121 Mark, und die Postnachnahmen, sofern Summen über 20 in Frage kommen. So würde also gle »zeitig wwohl der Kaufmann als auch der Käufer, der Paket absender wie der Geldeinsender, durch den Stempel ge- lroffen und der innere Warenverkehr erschwert werden. Postanweisungen und Pakete sieben in gegenseitigen Beziehungen zueinander und spielen im Verkehr Deutsch lands eine so große Rolle wie in keinem anderen Lande der Welt. Sie dürfen daher nicht verteuert, sondern soll ten womöglich in manchen Hinsichten noch verbilligt werden. Erst 1899 ist die Postanweisungsgebühr von 20 Pfg. für Beträge bis zu 100 um 50 v. H. herab gesetzt, nämlich für die kleinen Geldsummen bis zu 5 <^. Die Reichspost ist sehr gut dabei gefahren. 1898 betrug die Portoeinnahme der Postanweisungen 20,07 Millionen Mark, 1899, iin Jahre der Reform, 22,10 Millionen Mark und 1900 sogar 23,8 Millionen Mark. Die Zahl der Postanweisungen bis zu 5 belief sich im Jahre 1898 etwa auf 15 Millionen Stück Wahrscheinlich macken sie beute 32—40 Millionen Stück aus. Wiederholt ist der Wunsch geäußert worden die billige Gebühr von 10 Pf. auch für Betrüge bis zu 10 oder 20 in Geltung zu setzen. Statt dessen soll jetzt eine Verteuerung des Geld- Verkehrs von mehr als 20 Platz greifen. Unsere Postanweisungsgebühr ist aber keineswegs zu billig; in manchen anderen Ländern ist sie wohlfeiler. Wir zahlen für mehr als.2—100 20 F und dazu 5 F Bestellgeld, auf dem Lande 10 F. In Oesterreich sind es für 17 -/V (20 Kr.) nur 8,5 (10 Heller), für über 17 bis 85 (20—100 Kr.) 17 F (20 Heller) und 2,55—4,25 Pfg. (3—5 Heller) Bestellgeld, auf dem Lande 8s/r P» (10 Heller). In der Schweiz kosten 16 (20 Fr.) 12 H (15 Cts.) und über 16 bis 80 (20—100 Fr.) 16 (20 Cts.); dabei gar kein Bestellgeld. In Holland kosten E—25 Guld. 10 Cts. (17 ,Z). bcstcllgeldfrei. In Dänemark zahlt man kür 30 Kr. (33,75 <M 8 Lere (9 F). in Schweden und Norwegen für 25 Kr. (28,12 ->/() 16,87 P*g., bestellgeldfrei. Wir haben also wirklich keinen Grund, unsere Postanweisungsgebühr zu verteuern und den inländischen Handel sowie die Konsumenten höher zu belasten. Und nun gar noch um 50 v. H.I Dem Postanweisungsverkehr will man etwa 10 Millionen Mark mehr abringen (die Vorlage rechnet 8 Millionen, was aber viel zu wenig ist, schon weil das Fahr 1903 zu Grunde gelegt wird statt 1906); den Post paketen etwa 20 Millionen und den Eisenbahnfrachten 23 Millionen Mark, zusammen 53 Millionen. Man scheint zu vergessen, daß der Güteraustausch wesentlich von der Leichtigkeit des Verkehrs, und daß die Produk tion und mit ihr die Zoll- und Steuerkraft des Landes wieder indirekt vom Verkehr abhängt. Hoffen wir, daß diese Lerkchrssteuercrperimente nickt zur Wirklichkeit werden l Des Königs von Spanien Heirat. Aus Madrid wird uns von unserem ständigen Mitarbeiter geschrieben: Tie Person des jungen Königs steht jetzt mehr denn je im Vordergründe des öffentlichen Interesses seiner bevorstehenden Heirat wegen. Es scheint, daß seine Verbindung mit der Prinzessin von Battenberg ganz sicher ist; ziemlich zuverlässige Berichte sagen iogar, daß die Prinzessin mit ihrer Mutter in Lon don bereits regelmäßig Besuche in einem Kloster bei katholischen Schwestern macht, um sich mit der Religion vertraut zu machen, auch soll, sobald sic sich zur katho lischen Religion bekannt haben wird, ihr Besuch in Rom in Aussicht stehen, wo sie vom Papste den apostolischen Segen erhalten wird. Ter spanische Botschafter am Vatikan soll bereits damit beschäftigt sein, alle für den Religionsübertritt nötigen Vorkehrungen zu treffen. Eine im Königlichen Palast hockniigesepenc Persönlich keit hat Freunden gegenüber versickert, daß der zrönig wahre Sympathie für die englische Prinzeftin hege, und den ihm näher stehenden Personen gar rein Hehl aus seiner Liebe macht. In Madrid besteht an dieser Heirat nicht der geringste Zweifel mehr. Auch ging das Gerücht vor einigen Tagen, daß Ser König eine kleine Reiie nach dem Norden unternenmeu und anck oobl einen Abüeckm- nach Pau in den Pyrenäen machen würde, um dort die Prinzessin von Battenberg zu begrüßen. Man hatte so gar schon den Tag der Abreise, den 19., festgesetzt, da kam am Abend vorher in letzter Stunde ein offizielles Dementi von Seiten des Staatsministers Grasen von Romanones, welcher den Journalisten erklärte, daß der König für den Augenblick keine Reisepläne hege. Es bleibt abzuwartcn, ob die Reise nicht dennoch statlfindet, oder der König nicht doch inkognito reiste. Falls diese Heirat in der angedeuteten Weise zustande kommt, wird die Hochzeit sicherlich am 17. Mai, am 20. Geburtstage des Königs, gefeiert werden. Regierung und Presse stehen einer Verbindung des spanischen mit dem englischen Königshause sehr günstig gegenüber. Man glaubt allgemein, daß ein näherer An schluß an England und Frankreich für Spanien vor der Hqnd das Günstigste und Zweckmäßigste sei. Wie weit jedoch dieser Anschluß gehen könnte, ist eine andere Frage. Die jetzige liberale Regierung würde auf keinen Fall mit einem dieser beiden Länder ein Bündnis oder eine Allianz schließen, die Orientierung der Regierung geht dahin, sich beide Länder als gute treue Freunde zu erhalten, aber dabei keinem vor dem anderen den Vorzug zu geben. Es ist klar, daß Spanien im gegenwärtigen Augenblick auch für keine Großmacht über beachtenswerte Land- oder Seestreitkräfte verfügt, die einer Allianz Mit einem Lande eine solide Basis zu geben vermöchten. Spanien muß erst einmal seine Heeresorganisation weiter ausbauen, um auf wenigstens 500000 Mann zu kommen; außerdem muß eine Marine geschaffen werden, von der zur Zeit eigentlich gar nicht gesprochen werden kann und zu all' diesen Plänen gehört Geld, nochmals Geld. Außer diesen Ausgaben hat der Finanzministcr hier noch darauf zu achten, daß in jedem Jahr ein Ucber- schuß im Budget bleibt, denn nur durch eine gesunde Finanzwirtschaft und Regelung der Schuld mit der Bank von Spanien kann der jetzige niedrige Pesetenkurs wieder gehoben, nur fo die internationalen Beziehungen günstiger gestaltet werden. Hoffentlich hilft die Heirat des Königs und die bevorstehenden Abschlüsse von Handelsverträgen wesentlich dazu, daß die wirtschaftliche Lage Spaniens gehoben wird und Handel und Industrie sich günstiger entwickeln. Spanien hat noch eine große Zukunft, denn das Land birgt große Schätze in seinem Schoße, die nur gehoben zu werden brauchen, und das Volk ist intelligent und zum größten Teil arbeitsam, nur tut ein Anstoß von außen not, ein Zukluß von Geld, von viel Geld. Tie Trplucementfrage in fremden Flotten. Trotz des japanischen Systems der Geheimhaltung aller militärischen Nachrichten kann jetzt mit ziemlicher Sicherheit das endgültige Programm der Japa ner für ihre sofortigen Schiffsneubauten bestimmt werden. Die Javaner dürsten bauen: zwei Linienschiff von je 18 000 Tonnen, drei Kreuzer von 14 000 und einen Kreuzer von 13 000 Tonnen. Im Prinzip soll weiter be- schlossen sein, das spätere Deplacement der Linienschiffe auf 22 000 Tonnen und ihre Schnelligkeit auf zwanzig Knoten zu bringen. Vierzehn zwölfzöllige Geschütze wer den die Haupt-Artillerie der Schlachtschiffe bilden. Auch die Grötzenverhältnisse der künftig zu bauenden Kreuzer tollen über die jetzigen Abmessungen hinauSgehcn. Ihr Teplacement wird in Zukunft 15 000 Tonnen, ihre Schnelligkeit 25 Knoten betragen. Entgegen diesen angeblichen Plänen der Japaner scheint in den Vereinigten Staaten ein Rück schlag in der weiteren Steigerung der Größen Verhält nisse einzusctzen. Seriöse Ll^cise in Amerika empfehlen für die bevorstehende Flottenverstärkung allen Ernstes, our Sen Grundgedanken der ersten Pan^crkonstruktionen (des Monitor und Merrimac) zurückzugehcn. Tie „American Society o» Naval Architccts and Marine Engineers" hat sich kürzlich für ein Panzerschiff von nur 10 500 Tonnen Inhalt ausgesprochen, das ganz wenige Geschütze schwersten Kalibers in Panzerdrehiürmen füh ren soll, von welchen man dafür aber die gleiche Ge- schivindigteit wie für die Kreuzer — alio 22 Knoren - fordert. Man hält einen solchen Schisfsryp, trotz schwerster Bepanzerung, für technisch durchaus ausführ bar und rühmt ihm, nicht mit Unrecht, außer dem kleine:. Ziel den Vorzug verminderter Kosten und kürzerer Bau zeit nach. Auch ein britischer Admiral, Sir Edward Leymour, hat sich während des kürzlich beendeten Neu Iorker Besuches des Geschwaders unter Prinz Battenberg amerikanischen Fachleuten gegenüber dahin nusge sprachen, daß „der Bau zweier 18 000 Tonnen-Linien- schiffe durch England nur als V e r f u ch anzusehen sei". Derartige Schiffsmonstren wie der „Dreadnought" bieten besonders durch die enorme Wasserverdrängung in seich tem Wasser und beim Jn-Dock-gehen doch sehr bedeutende und bedenkliche Schwierigkeiten. Bezeichnend ist, daß sick der jüngst erschienene Bericht der großbritannischen Admi ralität keineswegs in bestimmter Weise über das De placement der neu zu bauenden Schiffe ausläßt. Man begnügt sich vielmehr mit der ganz allgemeinen Mittei lung, daß „das Deplacement der Neubauten erst von Jahr zu Jahr entschieden werden würde". veulsGes keiA. Leipzig, 28. Dezember. * Die Ernennung des Generals von Beseler zum Chef des Ingenieurs- und Pionierkorps und Gene ralinspekteur der Festungen ist insofern bedeutungsvoll, als von Beseler von sehr gut unterrichteter Seite als der zu künftige Chef des Generalstabes der Armee bezeichnet wird Es ist eine Tatsache, daß der Generalquartiermeister von Moltke seinerzeit gebeten hatte, von der Ernennung seiner Person zum Ebes des Generalstabes Abstand zu nehmen. Außer Moltke kommt für den Posten des ChesS des General stabes nur noch der Kommandierende des dritten Armeekorps von Bülow in Betracht. Dem neuen Generalinspekteur der Festungen warten sehr bedeutungsvolle Aufgaben, der ganze FeftungSkrieg hat ja durch die Erfahrungen bei der Belage rung von Port Arthur schon jetzt große Veränderungen und Umrr-älzungen -um Gefolge gehabt, -v. Beseler, der Sohn unseres berühmten Rechlsgelehrten und Bruder des Justiz ministers. ist ein verhältnismäßig noch junger General; er ist erst am 8. September 1869 Offizier geworden, der Feld zug 1870/71 aab ihm bereits Gelegenheit, sich auszuzeichnen und sich das Eiserne Kreuz zu erwerben. Seit dem 1v. April 1908 ist von Beseler Generalleutnant und kommandierte als bürgerlicher Divisionär — er ist erst kürzlich geadelt worden — die sechste Division. * Bischof Dr. WuschanSki ß. AuS Bautzen meldet uns «in Prioattelegramm, daß dort heute nacht Bischof Dr. theol. Georg WuschanSki, apostolischer Vikar im Königreich Sachsen und Administrator eccles. der König!. Sächs. Ober lausitz einem Herzschlag erlegen ist. Georg Wuschanski wurde am 2. Februar 1839 zu Ostro in der säch sischen Oberlausitz geboren. Nach seiner am 22. September 1866 empfangenen Priesterweihe wurde er Kaplan in Kolbitz und kam von dort im Jahre 1871 als Domvikar nach Bautzen. 1877 wurde ihm die wichtige Stelle eines Präses am so genannten wendischen Seminar in Prag anvertraut. Hier ist er vermög seiner hervorragenden Fähigkeiten bis -um Jahre 1891 der Erzieher des sächsischen Klerus gewesen. Das Jahr 1891 brachte dem verdienten Theologen die Ernennung zum residierenden Domkapitular des Domstiftes Bautzen. Nach der schweren Erkrankung des Bischofs Dr. Wahl wurde Dr. Wuschanski zum apostoli'chen Vikar des Königreichs Sachsen und zum Koadjutor des Dekans mit dem Rechte der Nachfolge ernannt. Als Bischof Dr. Wahl am 6. Juni 1905 starb, er folgte ohne Wabl die definitive Ernennung Dr. Wuichanskis Am 19. März 1904 wurde Dr. Wuschanski, nachdem ihm vom. Papste das Titularbistum Samos übertragen worden war, durch Kardinal Fürstbischof Dr. Kopp in Breslau feierlich Feuilleton. Ich tzab's gervugt mit Linnen Und trag' ckes noch kein keu, kläsg Ich nicht ckran gewinnen, Doch muss man spüren Treu. Ich weiss, noch viel VVoU'n auch ins 5piel, Unck sollten's 6rüder sterben. Kutten. wissmann al» Afrikaforsclter. Von Prof. Tr. Hans Meyer. U. So hatte Wissmann seine zweite Afrikadurch querung in 1^ Jahren vollendet, und zwar unter viel schwierigeren Umständen als die erste. Zwar waren diesmal verhältnismäßig wenig neue Länder entschleiert worden, aber die Völker des Kongobeckens hatte Wissmann um so gründlicher kennen gelernt und unschätzbare Erfahrungen über Land und Leute gewonnen, die zunächst dem Kongostaat, später aber uns zugute kamen. Auch hatte Wissmann wie auf der ersten Reise seine ganze Route bis Nyangwe topographisch ausgenommen und damit die Karte Zentralasrikas unge mein bereichert. Mit dieser dritten Expedition ist Wissmanns erste asri- konische Periode, die deS Forschungsreifenden, zu Ende. Er war 35 Jahre alt Nun, 1888, mit dem Eintritt in den Reichsdienst und mit der Uebernahme des Kommandos gegen die aufständischen Araber, beginnt seine zweite, seine militärische und nationale Periode, die ihn in Deutschland erst auf den Gipfel seines Ruhmes gehoben hat. Auch in dieser Zeit hat er mannigfache Reisen in Ostafrika ousge- fLyrl, aber wissenschaftliche Ergebnisse haben diese nur in geringem Maße gezeitigt, und nicht viel mehr seine späteren Jagde;veditionen nach ^ndwestasrila uns nach Asien. In» deyen hat Wissmann die geographischen linlerneymungen anderer in Ostafr.ka stete, mit lebhaft n. ^urerZse mr'vlgt und sie gefördert, wo er nur konnte. Ich selbst verdanke seiner Hilfsbereitschaft, daß ick 1889 meine zweite Kilima- ndjaroreise ausführen tonnt«. Als ich damals nach Sansibar kam, wurden mir in dem dortigen Kriegslrubel alle meine Waffen und Zelte gestohlen. Andere aber waren unter dem Kriegsrecht nirgends zu haben. Da wandte ich mich in u einer Not nach Vaqai.ivyo an Wissmann selbst, und er überließ mir aus seinen eigenen Beständen, die er für d«.n Krieg nötig genug selbst brauchte, doch so viel Waffen und Zeltausrüstung, daß ich mr.ne Kilimandjaroeppedition gluck- lich durchführen konnte. Wissmann hat jede ieiner drei großen afrikanischen For schungsreisen in einem Buch geschildert; jedes seiner Bicher hat zahllose begeisterte Leser gesunden, und das der ersten Reise Hal acht Auflagen erlebt. Alle Bücher, Wissmanns sind flott geschrieben und voll packender dramatischer Leben digkeit. Immer bat er den Blick auf das^Wesentliche ge richtet, überall erweist sich sein praktischer Sinn, seine jeder Schwierigkeit gewachsene Tatkraft; alle Trübnisse erhellt sein goldner Humor. Ihm ist ebensowenig die nüchterne ernste Sachlichkeit eines Heinr. Barth eigen, wie die phan tastische und pathetische Ucbertreibungsiultu eines Stanley. Wo er mit Interesse schildert, fühlt man, daß er auch mit dem Herzen dabei ist. Wer z. B. einmal die sonnige sym- tathft'chk Schilderung gelesen baden wird, die er aut der ersten Reise von den in gänzlicher Unberührtheit glücklich für sich lebenden Völkern des innersten Kongvgebietes ent- wirft, und andererseits das düstere Bild der fürchterlichen Verheerungen der arabischen Sklavenjagden, deren Zeuge er ebendort au? seinem zweiten Durchzug gewesen ul, wird, tief erschüttert, das Gelesene nie vergessen Er schreibt vom Land der Baqua-Pcichi: „Welche Veränderung! Rechts und links vom Wege überwuchert daS Gras die Plätze, wo »rüber glückliche Menschen lebten. Nur ein halb verkohlter Pfahl oder ein in der ^.onne bleichender Schädel zeigte, was hier geschehen war. Grauenhaft war die Toten stille, als ich nun unter dem Schatten derselben Palmen wandelte, unter denen nur so wenig früher lautes Jubeln und freundliches Grüßen von Tausenden mir entgegengchallt war, und heiß überlie» mich der Zorn über die, welche hier solche entsetzliche Veränderungen angerichtet hatten, die Araber." Wissenschaftlich stellen Wissmanns Bücher nicht aus der Holle unserer klassiichen Afrikaliteralur, der Werke von Barth, Rohlss, Nachtigal, Schweinjurth, Junker. Im Drange der Taten hat Wissmann nicht Zeil gesunden, seine naturwissenschaftliche Bildung durch systematische Studien zu vertiefen. Aber von hohem wissenschaftlichen Wert sind seine Sammlungen, seine ethnogra phischen Schilderungen und seine auf sorgfältigen in strumentalen Routenausnahmen beruhenden karto graphischen Arbeiten. In seiner Methode der Routenauf nahme ist er für viele von uns späteren Reisenden vorbild lich geworden. Doch in diesen Leistungen liegt nicht seine Größe als Asrikafomcher. wildern darin, daß er ais Pionier und Bahnbrecher mit nie versagendem Wagemut und Tatkraft ungeheure unbekannte Länder strecken, einem verderblichen Klima und einer meist feind lichen Bevölkerung zum Trotz erstmalig durchreist und in ihren großen Zügen entschleiert hat'stets mild und weise im Verhalten zu den Eingeborenen, allezeit wahr, schlicht und ohne Makel. Er war nicht ein großer wissenschaftlicher Forscher im Sinne der modernen Erdkunde, aber er war — was ost noch mehr bedeutet — ein großer Entdecker, der der Welt ein gewaltiges Stück deS dunklen Erdteils ge schenkt hat. Dafür hat ihm die geographische Wissenschaft hohe An- srkennung gezollt. Nicht nur ernannten ihn d,e ,'ncisten geo- graphischen Gesellschaften Deutschlands und viele des Aus landes zu ihrem Ehrenmitglied, nicht nur wurde ihm 1895 von der Universität Halle das Dokior Diplom konoris cau-a verliehen, sondern nach seinem Rücktritt von ieiner afrikanischen Tätigkeit, in der er zuletzt Gouverneur von Tcmschostafrika gewesen war, erwählte ihn auch die Gesell schaft für Erdkunde zuBerlinfür da- Fuhr 1897 zu ihrem erstenVorsttzenden neben Ferdinand o. Nichthofen al- zweiten Vorsitzenden. Freilich bat er nur zweimal den Vor sitz in den Versammlungen geführt. Dann nahm er, von Leiden aeauält, seinen Rückzua in die Abgeschiedenheit seines Waldgutes in Steiermark. Als er starb, rief ihm Ferd. v. Nichthosea nach: ,Jn der Geschichte der Asrikasorschung wird Hermann von Wissmann fortleben als einer der besten und kraftvollsten Vertreter deS UeLergangeS auS dem heroischen Zeitalter zu der modernen Aera des wirtschaftlichen und politischen Einzelausbaues." Und ich möchte hinzufügen, daß Wissmann es gerade war. der durch seine politische Tätigkeit in unserer gioßien afrikanischen Kolonie baS Fundament geschaffen hat, au» die moderne Afrikaforschung, die seil der politischen Au teilung Afrikas national geworden ist, indem sie -nne'.- halb der eigenen Schutzgebiete forscht, sicher und zukunst-- freudig weiterbauen kann. Wttsmann war sich der Größe seiner Leistungen vn'> seines Wertes wohl bewußt, und dieses Bewußtsein gab >l. . eine sichere stolze Haltung' aber weder Ruhm noch db^.. haben die natürliche Anspruchslosigkeit und Eiufamm,. leineS Wesens berührt. In seiner Weise, sich zu bttra^ und fick mitzuteilen, war keine Spür von Küns-Vc- und Pose, wie bei allen wirklich grotzen Naturen. « u liebenswürdiger und fröhlicher Mensch zag er jeden, de ihm nahe kam, in den Bann seiner Persönlichkeit und hi.I: ihn dauernd.fest durch die Lauterkeit seines Charakters und die Tiefe seines Empfindens. Daß er ein liebe- voller Sohn, Gatte und Vater war, ist nach alledem nur selbstverständlich, und wen er einmal seiner Frcundscha! wert befunden, dem hielt er sie bis ans Grab. Auch der Neger hatte für Wissmanns Art Verständnis und Zuneigung. Er wußte, daß er bei Wissmann stets ne- rechte Beurteilung und Behandlung fand, und daß Wrss- mann durch Klugheit und Ruhe jedesmal schnell die Situation beherrschte. „Dvauu «iclU Owna-ckaru" nannten ibn deshalb die Suaheli »n Ostasrika, d. h. „Der Herr, der klug ist wie zwölf". In Zorn aber geriet Wiss mann stets gegenüber Mißhandlung der Schwarzen, gegen über Faulheit, gemeiner Gesinnung, Heuchelei und An maßung; und wenn letztere, wie damals häufig, von eng lischer Seite kam, dann fand sein Grimm besonders drastischen Ausdruck. In Wissmanns Natur war nicht« Unklares, nichts Pro- blematisches, kein innerer Zwiespalt, so lange er im Voll- besitz ''einer Kraft war. Erst später, unter dem Einfluß seiner Leiden, erlitt die Harmonie seines Wesens Einbuße. Seinem früheren übcrquellenden Kraftgefühl und Phantasie- reichtum entsprang auch daS, waS man gemeinhin die Luft an Abenteuern zu nennen pflegt, der Trieb in die Ferne, ins Unbekannte, in Gefahr und Kampf; der Trieb, der ihn zum Afrikareiicnden gemacht hat In einem öioaraohischen Abriß über Wissmaan war kür-lich lesen, der verstorden»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite